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Wendenbegräbniß bei Möllin.

Beim Bau der Chaussee von Schwerin nach Lübeck wurden im J. 1840 zu Möllin bei Gadebusch auf dem sogenannten Jägerberge an der Grenze von Meetzen heidnische Begräbnisse entdeckt, deren Inhalt in die großherzogliche Alterthümersammlung gegangen, aber zu interessant ist, als daß er nicht eine baldige öffentliche Bekanntmachung verdiente.

Diese Begräbnisse gehören in die Zeit der Wendenkirchhöfe und gleichen denen von Camin (vgl. Jahresber. II, S. 53 flgd.) in jeder Hinsicht ganz. Nach den darüber vom Herrn Landdrosten von Wrisberg zu Gadebusch officiell eingezogenen Nachrichten standen die Urnen in großer Menge in zwei Schichten, 1/2 und 3 Fuß tief, übereinander in der Erde im Sande, der mit Asche und Knochen gemischt sei; sie waren mit kleinen, flachen Steinen bedeckt und auch umstellt. Sämmtliche Urnen, deren noch mehrere an der Stelle stehen, waren zerbrochen und es wurden, nach der Aussage der Leute, nur wenige Alterthümer in denselben gefunden. Nur ein Begräbniß war durch die in der Urne enthaltenen Alterthümer sehr merkwürdig. Die Urne, welche ebenfalls leider nur in Fragmenten vorhanden ist, war von gewöhnlicher Urnenmasse, mit den eingedrückten Punctlinien eines gezahnten, laufenden Rades verziert und mit dem bekannten glänzend schwarzen Ueberzuge von Molybdän bedeckt; sie glich ganz der kothendorfer Wendenkirchhofsurne in Frid. Franc. Tab. XXXIV, Fig. 4. Unter den Knochen lag eine Lanzenspitze von Eisen, wie Frid. Franc. Tab. VIII, Fig. 7, und, was das Interessanteste ist, eine Heftel oder Broche; diese Heftel, nach Art der Hefteln in Frid. Franc. Tab. XXXIV, Fig. 13, ist der Hauptmasse nach von sehr gelber Bronze und hat einen viereckigen, schnallenförmigen Halter für die Spiralwindung der Nadel; der Bügel ist jedoch mit hübscher Borde in Filigran=Arbeit aus geflochtenem Silberdrath belegt, welche über die Bronzeschnalle hinübergereicht hat.

Wir finden hier also wiederum alle charakteristischen Merkmale der Wendenbegräbnisse wieder: Leichenbrand, schwarze, punctirte Urnen, Eisen, Silber und ein wenig Bronze.

G. C. F. Lisch.