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2.

Das Kloster Alt=Doberan zu Althof,

von

G. C. F. Lisch.

In der ersten Abhandlung des zweiten Jahrganges der Jahrbücher, namentlich S. 14, 20, 24, 26 etc. ., ist ausführlich nachgewiesen, daß das Kloster Doberan ursprünglich seine Stelle zu Althof gehabt habe. Obgleich die dort gebrauchten Quellen wohl keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Annahme aufkommen lassen, so ist doch ein später aufgefundener Brief des Abtes von Amelungsborn, vom 21. Junius 1502, von dem höchsten Interesse. - Das Kloster Doberan war vom Kloster Amelungsborn, im Braunschweigischen unfern der

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Weser 1 ), gestiftet und stand unter Aufsicht und Regierung der Mutterstiftung. Als die Herzoge von Meklenburg, namentlich der Herzog Magnus, am Ende des 15. und im Anfange des 16. Jahrhunderts dem eingerissenen Unwesen in den Klöstern durch Reformation derselben zu steuern versuchten, sollte auch das Kloster Doberan von den Fürsten visitirt und reformirt werden. Hiergegen protestirte der Abt von Amelungsborn mit aller Kraft durch Bitten und Drohungen. Unter den Gründen des Abtes blickt vorzüglich immer der durch:

daß vom Kloster Amelungsborn das Kloster Doberan zu Althof gestiftet und von dort aus das Christenthum im Wendenlande vorzüglich verbreitet sei; daß zu Althof im alten Kloster die Brüder von Amelungsborn alle erschlagen, der Glaube also nur durch viel Blutvergießen aufrecht erhalten und demnächst in der neuen Stiftung mit großen Anstrengungen im Bau und Gottesdienst verherrlicht sei. Doberan sei immer von Amelungsborn abhängig gewesen, visitirt und in Ehren erhalten, und die Brüder des Mutterklosters hätten mit den Fürsten von Meklenburg immer in gutem Vernehmen ge= standen, wie schon das meklenburgische Wappen beweise, welches in der Kirche zu Amelungsborn am Gewölbe über dem Hochaltare angebracht sei.

Doch ich lasse den Brief selbst hier folgen:

Schreiben des Abtes von Amelungsborn an die Herzoge Magnus und Balthasar von Meklenburg wegen der Reformation des Klosters Doberan.
               D.d. Amelungsborn, 21. Junii 1502.

Unse otmodige 2 ), stetlige, willige, bereyde beth Iwen furstligen gnaden alle tyd tovorn. Irluchtede vnde hocheborne fursten, gnedigen leuen hern. Bofen 3 ) de antworde des wer=


1) Herr Archivar Schmidt zu Wolfenbüttel giebt über die Lage dieses Klosters folgende Nachricht: "Dieses mit seiner großen, in Form eines Kreuzes gebaueten Kirche wohl erhaltene Kloster liegt in dem Herzogl. braunschweigischen Amte Stadt=Oldendorf, unfern der Stadt gleiches Namens, in der Nähe der Weser" (nicht weit von Holzminden, nördlich von Korvey und Dassel).
2) otmodige: demüthige.
3) Bofen: Ueber = auf.
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digen hern vnd abtes des stifftes to Walkinrede, von vnser beyder andacht gegeuen, ervaren wy vth deme lesten artikel Iwer gnade scrifte, dat vnse erflige stiffte Dobberan von neymandes anderst schulle gevisitert werden, dan von Ebbeden, de reformacien holden; den sulften artikel der werdige here ouck na vnses hilgen orden rechticheyde alle hefft vorluttert 1 ). Vnde wy voerder Iwen furstligen gnaden syn gewant von wegen der Iwen vnde vnsen vorvaren, so dat vnse leuen veders von Amelungensbornen hebben gesant in dat land to wenden von ingefunge des hilgen geystes gode deme heren in de eren marien eyn stiffte to funderende, dar god de here pribislav seliger dechtnisse hefft gesant erkantnisse der redelicheyt, dat de vnse dar syn gebleuen myd des fursten hanthafunge, tom oldenhoue gode deme heren eyn bedehuys angehauen, vnde von des boesen geystes ingefunge der quaden 2 ) verfolgere der cristen, de vnse leuen vaders myd allen den eren in eyner nacht verdelget. Tom anderen male des gelick 3 ) ist gescheyn, so dat tome lesten vnses stifftes Abte von furiger leyffte ouergaff 4 ) vnse Abdie tom Amelungesbornen vnde volgede na den hilgen vtherwelden martelers myd hulpe des almechtigen godes went 5 ) an desse tyd, so eyn geystlick leuent to dobberan gevoerdert is myd groteme arbeyde buwetes vnde geystliges gebedes. Hebben wy na deme marcligen wunderligen strengen anhaue vnde blotstortunge vnser vorvaren vnse angeborne arflige Stiffte sustlange reformeret vnde visitert myd godes rechte alle tyd myd vlite in deme alderbesten, vnde en is nu anderst vor vns gekomen dat streflick was, wy hebben vns dar sunder gespardem arbeyde ouck marckligen anne bewyset, vnde hedden Iwen furstligen gnaden wes vnbehages erschenen an den vnsen hus vnd brodern to Dobberan vnde vns dat myd deme weynigesten eyner Iwer g. deyner vorwitliget vnde en sodan nycht gestrafet, woren wy schuldich der strafunge. Wy syn gewesen bynnen vis jaren ver reyse myd groteme arbeyde to dobberan, myd vnsen eygen ogen alle dinck to erkennende: hopen wy dar neyner vorsumenisse anne schuldich syn. Wy hebben ouck alle tyd inbywesende der erwerdigen prelaten vnses hilgen orden, na


1) vorluttert: erklärt.
2) quad: böse.
3) des gelick: nämlich die Stiftung des Klosters Doberan.
4) ouergaff: nämlich der Fürst Pribislav.
5) went: bis.
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inholde vnde rechticheyde pawest vnd keysers, vns guetligen gegeuen, stetlick to dobberan alle dynck in deme vorchten godes geendiget, dat wy myd vnsen scriften, darsuluest gelathen, alle tyd willen bethugen. Dar beneuen hope wy to deme almechtigen gode, so vnse vedern den hilgen cristenlouen hebben vormert in wentlanden, dat wy vnses geystligen vederliken erue, myd dem hilgen blode so bitterligen erwunnen, nummer schullen berouet werden, sonder wy eygeden 1 ) wol ere vnde werdicheyt vnde warheftige vortsettunge vor 2 ) sodann vntemelike vorvolginge, de sick so in dem richte wol apenbaret; wat rechtes de wartligen hern ouer de geystligen dragen, sodanes wy dem almechtigen alle tyd beveelen. Dat wy ouck nycht schullen reformert syn, allet na vormeldunge Iwer furstligen gnaden scriften, mogen wy vnse loff nycht sulues spreken, vnde we de beste sy, de warpe den ersten steyn; sunder id is wol witlick deme almechtigen gode vnde allen vnsen gnedigen hern fursten vnde prelaten geystlick vnde wartlick, dat wy vnde vnse hern vnd broder so leuen in reformacien vnses geystligen arbeydes na wyse vnses ordens vrigheyde, wu de vns von vnsen ouersten bevolen syn, dat dar enbouen 3 ) wol neymandes hedde to richtende vnde mit der hulpe godes dar vor neyne lasterige eygen, dat wy auer deme leuen Jhesu bevelen, vnde wy en twifelden nycht 4 ), Iwe gnade myd vns eyn tyd moechte wesen na legelicheyt, woerde vnse reformacio vnde vnse geystlige vlit Iwen gnaden wol anneeme vnd willich, wen id vmme des godesdeynstes geschege. Vus is ouck wol witlick, dat den leuen vnsen hern vnde broedern to dobberan eer arbeyd myd Iw vnde in dem deynste godes swar genoch wert, also Iwe furstlige gnade wol kan mercken. Eft nu au erst an den amptshern 5 ) darsuluest gebreck erstunde, buten eder bynnen, willen wy gerne vpp eyn ander ordenerige helpen bringen, Iwen gnaden to behage vnde deme stiffte to dobberan alle tyd to gude, myd rechticheyt vnser priuilegien, vnd wy Iwen gnaden so wyd schullen openbaren, dat vor ogen is, mochten Iwe gnade vns anne vormerken. Jedoch, gnedigen leuen hern, dat de voreynunge twischen Iwen gnaden vnde vns nycht bedecket werde, bidde wy dechlikes vor Iwe furstlicke gnade, gelick vnsen waren fundatoribus, vnde hebben des eyne bewysinge Iwer gnaden wapen


1) eygeden: besäßen = verdienten.
2) vor: statt.
3) enbouen: darüber.
4) en - nycht: nicht.
5) amptshern: Vorsteher des Klosters.
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in vnses stifftes wolfte 1 ) bouen vnsem hoaltare, dar mede wy schullen ewich myd Iwen furstligen gnaden vorbrodert wesen, vnde vns dar vor to vnsemen rechten beschutten vnd beschermen. Bidden wy gar otmodigen, also id sick wol mach geboren von geystligen mannen, Iwe furstlige gnade vns vnd vnseme stiffte vnde orden neyne hynderunge ankeren na older woente. So vnse recht des visiterendes is hergekomen myd so loeffliger blotstortige der marter, vnd dat god vorhoede sodanes vns von noeden erstunde, moeten wy noch dat vnse recht vnses stifftes dobberan myd alle vnses godeshuys gude vnde myd marter vnser licham weren vnde redden, dar to vns aller fursten geystlick vnd wartlick anropen woelde behoff wesen, de wile dat 2 ) vnser vnde vnses gantzen orden personen eyn in deme leuende bleue. Sodanes vnmodes vnde swarheyt wy doch Iwen furstligen gnaden nummer togetruwen, na gewanten gebroderlicke leyffte vns vor vnse stetlige, vlitige vthgedruckede beth nycht vndanckbar willen geboren, sunder vns vnse erfflige stiffte dobberan in alleme gudem vortsetten, also Iwe gnade een alle tyd bekentlick syn gewesen, vnde was dar enbouen Iwen furstligen gnaden gebrecke vorquemen der von dobberan haluen, vns dat by erer kost 3 ) vormeldet werde, willen wy vns also ware reformerde vedere dar anne bewysen; Iwe furstlige gnade schullen vns neyne schult geuen. Dat denne so eyn itlick synes rechten moege erfrawen, vordeyne wy myd vnsem stedeme, plichtigeme, bereydeme bede vnde deynste vmme Iwe furstlige gnade dach vnde nacht willich gerne, vnde bevelen Iwe furstlige gnade vnseme leuen hern Jhesu myd allen togedanden lange tyd gesundt. Geuen tom Amelungesborne vnder vnseme Secrete, Albini Confessoris, anno m° quingen° 2°

Euerhardus Abbat          
des Stifftes Amelungesborn     

Den Irluchteden hochgebornen furstenn vnde hern, hern Magnus vnde hern Baltasar, Hertogen to Meckelenborch, etc. . vnsen gnedigen leuen hern otmodig. g.
               (L. S.)



1) wolfte etc. .: Gewölbe über unserm Hochaltar.
2) de wile dat: so lange als unser und unsers ganzen Ordens einer am Leben ist.
3) by erer kost: auf ihre Kosten, nämlich der Brüder zu Doberan.