zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 79 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

IV.

Ueber die

wendische Fürstenburg Meklenburg,

von

G. C. F. Lisch.


D as Interesse, welches der Ort Meklenburg für die vaterländische Geschichte hat, und die vorläufigen Nachrichten über die dortigen Localitäten, welche im Jahresber. IV, S. 71 und 93 flgd. mitgetheilt sind, veranlaßten den Berichterstatter, für die großherzogliche Alterthümersammlung dort Nachforschungen anzustellen. Er begann dieselbe am 20. Mai 1839 im Verein mit dem Herrn Hülfsprediger Dühring zu Meklenburg und dem Herrn Rettich zu Rosenhagen, der sich im Interesse der Untersuchung nach Meklenburg begeben hatte. Leider gaben die Nachgrabungen wenig Ausbeute, und das Resultat dieser Nachforschung besteht vorzüglich in einer beruhigenden Ansicht über die Localität des alten, berühmten Ortes.

Das jetzige Kirchdorf Meklenburg liegt 3/4 Meile südlich von der Stadt Wismar, an dem Canale, dem viel besprochenen Schiffgraben, der aus dem schweriner See zur Ostsee führt, nahe an der Kunststraße von Wismar nach Schwerin. Südlich am Dorfe liegt eine große, tiefe, feuchte Wiesenfläche, durch welche der Schiffgraben fließt und welche bis dicht an das Dorf reicht. Oestlich von dieser Wiese erhebt sich begrenzend der Pingelberg mit seinen Kegelgräbern, westlich der Landrücken, über den die wismar=schwerinsche Chaussee führt. In diesem, also begrenzten Wiesengrunde, der sich gegen Süden hin öffnet und von einem großen Bruche begrenzt wird, liegt der Wall des alten Meklenburg, wenige Schritte südlich von dem Dorfe, von welchem nur ein schmaler Steig durch die wasserreiche Wiese zum Walle führt. Dieser Wall ist ein regelmäßiges Rechteck in der Richtung von Norden nach Süden, nach des Herrn Pastors Dühring Ausmessung 220 Schritte lang, 150 Schritte breit und in der äußern, ziemlich steilen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 80 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Ansteigung in der Hypotenuse 50 Schritte hoch. Der einzige Eingang auf das Plateau ist jetzt der genannte sehr schmale Steig. Die Oberfläche bildet eine in der Mitte etwas eingesunkene Ebene, welche, wie die Seitenflächen, gegenwärtig beackert wird. Ohne Zweifel ist dieses Plateau (Wallberg) künstlich aufgetragen, da die Wiese ringsumher tief und eben ist und die Oberfläche des Walles größtentheils aus leichter, schwarzer Wiesenerde besteht, die aus der nächsten Umgebung aufgetragen sein mag, da die nahen Wiesenflächen noch tief genug liegen, um eine ehemalige künstliche Ausgrabung des Wiesengrundes annehmen zu können, der nach ungefähr 800 Jahren noch immer locker genug ist, um in ihm eine jüngere Bildung zu erkennen. Dennoch ist diese Masse in Vergleichung zu den nahen und fernen Umgebungen, - in dem Wiesengrunde zwischen den Bergrücken - , so imposant, daß sich in ihr eine alte Feste auf den ersten Blick leicht erkennen läßt. Aber von Trümmern war auch nicht die geringste Spur zu sehen: die Oberfläche ist durchaus völliger Ackerboden. Doch fanden sich noch hin und wieder Kohlen und etwas Ziegelstaub; angebrannte Balkenenden sollen früher ausgegraben sein; die Sage vermuthet im Innern noch Kellergewölbe mit der "goldenen Wiege", die überall im Lande gesucht wird, und im Wiesengrunde eine "kupferne Brücke". Einige Münzen, die auf dem Wallberge gefunden sein sollten, waren ein lübecker Dütchen, ein rostocker Schilling und ein wismarscher Sechsling aus der Zeit kurz vor und nach dem Jahre 1600. Sonst war im Dorfe keine Sage von frühern Funden vorhanden. Das Interessanteste bei dieser ganzen Nachforschung waren aber die vielen Gefäßscherben, welche auf der Oberfläche des Plateaus, namentlich auf dessen nordöstlicher, etwas aufgehöheter Ecke, wo der "Brunnen" gestanden haben soll, häufig gefunden wurden. Bei weitem die meisten Scherben bestehen aus der unverkennbaren Masse der Graburnen des heidnischen Alterthums. Sie sind sehr dickwandig, aus Thon mit Granitgrus und Kies durchknetet und von innen und außen mit einer dünnen, reinen Thonschicht überzogen, welche im offenen Feuer bräunlich und schwärzlich geflammt gebrannt ist. Viele, ziemlich harte Scherben haben die leichtfertigen, mit rohen Werkzeugen eingekratzten, wellenförmigen Verzierungen, welche der letzten Zeit des Heidenthums anzugehören scheinen, und gleichen auffallend den auf dem Begräbnißplatze bei Rülow (vgl. Jahresber. V, S. 71 flgd.) und in der Ravensburg (vgl. das. V, S. 111 flgd.) bei Neubrandenburg entdeckten Urnenverzierungen, die gewiß

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 81 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

nicht alt sind. Einige, wohl noch jüngere Scherben zeigen im Bruche eine unreine, gewöhnliche, rothe Ziegelmasse. Dazwischen lagen, jedoch ziemlich sparsam, Scherben und Henkel von jenen gehenkelten Töpfen aus einer harten, blaugrauen Thonmasse, welche der ältern Zeit christlicher Sitte in Meklenburg angehören. - Die Scherben dieses Wallberges deuten also auf eine Cultur aus der Zeit kurz vor und nach der Einführung des Christenthums in Meklenburg. Ein kleines Bruchstück von einer durch Kunst bearbeiteten, dünnen Schieferplatte zeugt ebenfalls für eine jüngere Zeit. Aehnliche, nicht unwichtige Ueberbleibsel werden sich bei fortgesetzter Aufmerksamkeit wohl noch in größerer Zahl finden.

Der Wallberg ist also wohl ohne Zweifel die Stelle, wo die alte Burg Meklenburg gestanden hat. Und auf den Raum dieses Walles beschränkte sich auch wohl die sogenannte "Stadt" Meklenburg, von deren Größe viel gefabelt wird. In dem nächsten Umkreise der Burg kann kein Haus gestanden haben, da der wässerige Wiesengrund kein Haus tragen kann. Es wäre daher nur denkbar, daß vor der Burg, genau an der Stelle des jetzigen Dorfes, ein größerer Ort außerhalb des Wallberges gestanden habe. Auf diese, keinesweges feste Localität passen jedoch die vielen Nachrichten über die Belagerungen und Bestürmungen nicht, welche nach Helmold der Ort erlitten haben soll. Auch findet sich nach angestellten Erkundigungen bei den Ortseinwohnern auf dem meklenburger Felde keine Stelle, wo man Scherben oder sonst etwas fände, das auf die Existenz eines untergegangenen Ortes deuten könnte. Und so hat Rudloff gewiß Recht, wenn er I, S. 240 sagt:

"Die Städte der Slaven waren bis dahin (bis zur Germanisirung) weiter nichts, als Zusammenflüsse von Einwohnern unter dem Schutz eines Schlosses, die mit einem solchen Schlosse entstanden, aber auch mit dessen Untergang durch Krieg, Brand oder andere zufällige Ursachen der Zerstörung so gebrechlicher Gebäude, wieder vergingen". Freilich nennt Helmold den Ort auch eine Stadt (civitas, z.B. II, 2, 1.); aber er nennt ihn auch nur ein Schloß (castrum; - populus qui erat in castro; II, 2, 2.) und eine Burg (urbs 1 ) II, 14, 5.): und auch das Wort civitas wird im Mittelalter "als Bezeichnung eines befestigten Orts" ge=


1) "Pribizlavus - - aedificavit urbes Mekelenburg, Ilowe et Rozstock et collocavit in terminis eorum Slavorum populos." Helmold II, 14, 5. So wird auch die slavische Burg Kalen urbs genannt, vgl. Meklenb. Urk. I, S. 9 u. 134; vgl. servicium urbium aedificationis (borgwerk) ebendas. S. 11, 25, 45 etc. .
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 82 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

braucht (vgl. Giesebrecht Balt. Stud. VI, 2, S. 144, Note 2), wie cives in den Urkunden oft die Bauern in den Dörfern vor den Burgen bedeuten. Der alte Borwin, der den Ort nach der Zerstörung wiederherstellte und bewohnte, nennt ihn ebenfalls in einer Urkunde vom Jahre 1222 bei dem borchwerk nur urbs Magnopolensis 1 ). Aus solchen Burgwällen wird denn auch der alte wendische Dienst des Burgwerks (borgwerk) klar, der sicher wohl in der Auftragung und Ausbesserung solcher Burgwälle und deren Gräben und Brücken (bruckwerk) bestand.

Uebrigens gleichen sich diese slavischen Burgstätten alle ziemlich einander. Eben so wie Meklenburg, liegt ungefähr die niklotsche Veste Dobin (vgl. Jahrb. V, S. 123 flgd.); und der Rugard auf Rügen, freilich auf einer Anhöhe gelegen, gleicht dem Bau von Meklenburg ganz, obgleich die Masse nicht so colossal sein mag, als die von Meklenburg.

In dem Dorfe Meklenburg findet sich, wie gesagt, keine Spur von alter Cultur. Die kleine Kirche mit ihren Spitzbogenfenstern scheint, ohne Wölbung, aus dem Ende des 13. oder aus dem 14. Jahrhundert zu stammen, hat gar nichts Merkwürdiges, um so mehr, da die innere Einrichtung aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts stammt, und ist sicher nicht die alte meklenburgische Kirche. Die Kirche ist wohl nicht viel älter als eine ihrer Glocken. Diese hat die Inschrift:

Inschrift

unter dem Worte ego steht der heil. Bartholomeus mit einem Schwerte in der Hand, unter helf ein Marienbild, unter maria der heil. Georg mit dem Lindwurm, unter anno ein consecrirender Bischof.


Im Osten von dem Walle, in der Richtung von N. nach S., erhebt sich, an dem Wege nach Mödentin, der Pingelberg, ein hoher Sandrücken oder vielmehr der terrassirte Abfall des Ackerplateaus, der den Wiesengrund des Wallberges im Osten begrenzt. Dieser Pingelberg, der ungefähr 200 Schritte von dem Walle entfernt ist, erhebt sich sehr stattlich,


1) " - hoc excepto, quod homines tantum ville illius (Mandrowe) Borchwerk et Brugwerk operentur per circulum videlicet urbis Magnopolensis." Vgl. Westph. Mon. ined. II, p. 2060 und Franck A. u. N. M. IV, S. 82.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 83 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

ist mit seinen Kegelgräbern schon weithin sichtbar und gewährt eine schöne, weite Aussicht, namentlich über das ganze meklenburger Feld und nach Wismar hin. Der Abfall ist sandig; auf der Höhe aber beginnt sogleich ein besserer Boden, auf dem noch vor einigen Jahren einige Eichen standen. Dieser Pingelberg ist ein großer Begräbnißplatz. Auf dem Gipfel stehen 2 große Kegelgräber, welche frei in die Luft ragen; beide sind jedoch, nach der Grasnarbe zu schließen, schon in frühern Zeiten aufgedeckt, das eine kraterförmig, das andere durch einen Querdurchschnitt. Im Halbkreise umher, den Abhang hinunter, so weit dieser zur Schafweide wüst liegt, stehen über 20 kleinere Kegelgräber, von 2' - 4' Achsenhöhe; auf dem angrenzenden Fruchtacker scheinen mehrere kleinere Grabhügel abgepflügt zu sein. Von diesen kleinern Gräbern waren in frühern Zeiten schon 2 aufgedeckt, 2 hatte der Herr Vice=Canzler von Both geöffnet, viele ganz niedrige, welche nicht Urnenhöhe mehr hatten, waren schon im Osten angegraben. Von den übrigen erhaltenen ließ ich die 8 größern, welche eine Achsenhöhe von 2' - 3' hatten, aufgraben; in einigen von ihnen ward gar nichts gefunden; in andern fand sich auf dem Urboden die Brandstätte mit fettiger Erde, Kohlen und größtentheils sehr dünnen und feinen Knochenstücken und Urnenfragmenten; in dem einen Grabe stand in der Mitte eine wohlgesetzte, kleine Kiste von platten Steinen, in welcher die Ueberreste einer zerdrückten und zum größern Theile vergangenen Urne lagen. Von andern Alterthümern fand sich keine Spur. Die Urnenscherben waren braun und sehr dick, mit Kiessand und zerstampftem Granit gemengt, und schienen ein hohes Alter zu haben. Wahrscheinlich hatten sie dadurch so sehr gelitten, daß die sandigen Hügel sehr niedrig und die Urnen der durchdringenden Feuchtigkeit so sehr ausgesetzt gewesen waren. Von Grabalterthümern ist auf der Feldmark Meklenburg daher sonst wohl nichts mehr zu erwarten.


Es entsteht die Frage, zu welcher Zeit die Burg Meklenburg wüst geworden sei. Die alte slavische Veste Meklenburg, welche nach wendischer Weise nur von leichtem Material aufgebauet war, brannte Niclot selbst beim Heranrücken Heinrichs des Löwen mit seinen andern Vesten im J. 1160 nieder. Darauf gab sie der Löwe dem Edlen Heinrich von Schaten zur Obhut. Als Pribislav, empört über die Gefangenhaltung seines Bruders Wartislav, sich wieder gegen die Sachsen erhob, stürmte er, in Abwesenheit Heinrichs

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 84 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von Schaten, am 16. Februar 1164 Meklenburg und verwüstete es durch Brand gänzlich. Nach dem Abschluß des Friedens bauete Pribislav, nach seiner Taufe und der Wiedererlangung seiner Herrschaft, den Wohnsitz seiner Väter im J. 1169 wieder auf und nicht nur er und darauf seines Bruders Sohn, Nicolaus I., sondern auch noch die beiden Borwine und Johann I. residirten oft in Meklenburg und benannten ihre Herrschaft nach dieser Burg und sich selbst Herren von Meklenburg.

Nach der Germanisirung verließen aber die Edlen des Landes nach und nach ihre slavischen Vesten, welche in Wäldern und Sümpfen lagen, überhaupt in Tiefen aufgeschüttet waren, und erbauten sich Schlösser auf Höhen oder in den ummauerten Städten. Nachdem sich Wismar als Stadt nach mittelalterlicher, deutscher Art ausgebildet hatte, erbauete sich der Fürst Johann I. von Meklenburg, nach der Landestheilung, im J. 1256 in der Stadt eine feste Burg und ließ die Burg Meklenburg niederreißen 1 ). Die Vernichtung dieser uralten Burg geschah wohl sicher, weil sie nach der Einführung des starken Ziegelbaues in den Städten nicht fest genug war, zu fern vom größern Verkehr, auch, im einsamen Wiesengrunde, fern von einer größern Straße lag und für die neu gestalteten Verhältnisse nicht groß und schön genug war: lagen doch die neu gestifteten Klöster und Städte alle schöner, als die Fürstensitze der alten Zeit. Auch mochte in dem fühlenden Manne der Schauplatz so vieler Greuelscenen keine angenehmen Erinnerungen erwecken. Nach dieser Zeit verfiel die Veste Meklenburg. In dem Vormundschaftskriege während der Pilgerfahrt Heinrichs baueten jedoch die Herren von Werle und der Graf von Schwerin im J. 1277 die Veste Meklenburg, wie im folgenden Jahre Dobin, wieder auf, um von hier aus Verheerungszüge in das meklenburger Land zu unternehmen 2 ).

Das Schloß zu Wismar war im J. 1283 abgebrannt, jedoch bald wieder hergestellt; aber sei es, daß den Fürsten


1) Man vgl. Jahrb. V, S. 5 und Kirchberg Cap. CXXX:
Daz selbe jar, do man schreib da
czwelfhundirt ses und funfzig ja,
gebrochin wart Mekilnborg nider.
2) Vgl. Jahrb. III, S. 44 und 46:
"Post hec - - domini de Werle et comes de Zwerin - - edificauerunt Mekelingeborg et ex Mekelingeborg equitauerunt et combusserunt redditus - - et quicquid attinebat ciuitati Wismariensi" etc.
sagt die gleichzeitige wismarsche Chronik.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 85 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

die unaufhörliche Neckerei und Belästigung der Stadt überdrüssig ward, sei es, daß der greise Pilger Heinrich nach seiner Heimkehr einen ruhigern Landsitz dem geräuschvollen Leben in der Handelsstadt vorzog: im J. 1298 ward Meklenburg 1 ), wie die lübische Chronik sagt, gegen Wismar wieder aufgebauet 2 ).

Schon seit dieser Zeit scheint sich auf der Feldmark Meklenburg ein Dorf, das alte Meklenburg an der Straße nach Vicheln und Dobin, und ein Hof, an der Straße nach Schwerin, beide ungefähr 10 Minuten aus einander, zu scheiden. Mit der Ausbildung der Städte Wismar und Schwerin entstand eine große Straße auf einem festern Landrücken zwischen beiden, und an derselben ward ein Hof Meklenburg angelegt, der bis auf die neuern Zeiten Sitz einer fürstlichen Vogtei oder eines Amtes blieb und zu allen Zeiten oft die fürstliche Familie auf kürzere Zeiten aufnahm und zur fürstlichen Herberge diente; schon vor der letzten Verwüstung der Burg Meklenburg kommt ein fürstlicher Hof (curia) Meklenburg vor, z.B. im J. 1317 (vgl. Urkunde Nr. VI. im Anhange). Ob nun schon die im J. 1298 neu aufgebauete Burg Meklenburg auf dem alten Walle beim Dorfe Meklenburg oder zu Hof Meklenburg 3 ) lag, läßt sich wohl schwer sicher bestimmen, jedoch ist das erstere wahrscheinlicher. Im J. 1320 gab nämlich der Fürst Heinrich dem Ritter Eckhard von Quitzow 40 Mark jährlicher Einkünfte, welche zum Burglehn von Meklenburg gehört hatten (qui assignati fuerant ad castrense seruicium, quod borchlen dicitur), zum erblichen Besitz (libertate hereditaria possidendos) mit der Befreiung vom Burgdienst, so daß er nicht nöthig habe, im Schlosse Meklenburg zu wohnen (in castro Mekelenborch residere) 4 ). Damals


1) Aus der Lage von Dobin und Meklenburg erklärt sich die Bedeutsamkeit des Dorfes Hohen=Vicheln am nördlichen Ende des schweriner Sees, zwischen diesen beiden Burgen, an einem merkantilisch und strategisch wichtigen Puncte liegend. Hohen=Vicheln tritt fast zu allen Zeiten mit einiger Wichtigkeit hervor, wenn es sich auch nie über die Grenzen eines Dorfes ausgedehnt hat.
2) "In demsuluen iare (1298) in sunte bartholomeus daghe do quam to lande van over mêr hinric, de here van mekelenborch, den de soldan van babilonien hadde vanghen mer den ses unde twintich iar. - - Oc claghede he over de van der wismere, dat se hadden broken sine borch, de he dar hadde: des wart darna mekelenborch weder buwet uppe de van wismere." (Detmar's lüb. Chronik S. 173.)
3) Es kommen um das J. 1300 nur Datum=Bestimmungen vor, z.B. Datum et actum in Magnopoli 1304: vgl. neuklostersche Urk.
4) Diese und die folgenden Darstellungen fließen aus Urkunden des großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archivs.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 86 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

existirte also noch die Burg, hatte aber keine besondere Bedeutung mehr. Daher kam es, daß in dem verheerenden Kriege Heinrichs gegen die Herren von Werle und Pommern diese im J. 1322 das unbesetzte Schloß Meklenburg zerstörten 1 ). Seit dieser Zeit verschwindet die Burg Meklenburg aus der Geschichte, und schon im J. 1328 kommt in einer Urkunde wieder der Hof Meklenburg (curia Mekelenborch) vor, an welchen Abgaben geleistet wurden.

Von dem entscheidendsten Einflusse auf die Verfassung und die Geschichte des Landes Meklenburg sind der Verkauf der landesherrlichen Gerechtsame an den Lehngütern und die Verpfändung der fürstlichen Vogteien, Länder und Burgen im 14. Jahrhundert gewesen. Auch Meklenburg erfuhr das Schicksal der Verpfändung. Der Herzog Albrecht verpfändete Schloß, Stadt, Land und Vogtei Crivitz und Meklenburg im J. 1355 an den Ritter Heinrich von Stralendorf und im J. 1377 wiederholt an die Knappen Heinrich, Vicke und Hans Gebrüder von Stralendorf; wahrscheinlich aber reservirten sich die Fürsten die beliebige Auslösung des neuen Hofes Meklenburg. Die Vogteien Crivitz und Meklenburg blieben lange im Pfandbesitze der von Stralendorf; jedoch mochten die Landesfürsten die Entbehrung ihrer Stammburg Meklenburg nicht ertragen können, wie schon im J. 1347 der Fürst Albrecht einige zum Burglehn von Meklenburg gehörige Güter, welche an die Stralendorf ausgeliehen gewesen waren, an sich zurückbrachte (vgl. Schröder P. M. I, S. 1294). Die Stralendorfe hatten Meklenburg wieder an die von Bassewitz verpfändet; und im Besondern verpfändete im J. 1434 der Ritter Heinrich


1) Vgl. Kirchberg Cap. CLXVIII:

Iglicher mit dem here syn
liez sehin sich vur Sweryn,
dem sy doch kleyne geschaden kunden,
vnd czogin vurbaz zu den stunden
vur Mekilnborg, daz vunden sy
vorchte vnd allir hude fry;
dy borg gewunnen sy zuhant,
vurborg vnd borg worden da virbrant
vf sancti Johannis abint ja
des toufers. Dy geschicht was da,
daz her czoch vord mit groszem schyn
vnd legete sich vur Warin,
vnd wolde mit starken sinnen
dy Klogkenburg da gewynnen.

Unter der "borg" scheint Kirchberg die Burg auf dem Burgwall, unter der "vorborg" den Hof zu verstehen. Man vgl. auch Rudloff II, S. 244. - Im J. 1316 mußten sich jedoch noch mehrere Ritter zum Einlager in Meklenburg verpflichten; vgl. Wöchentl. Rost. Nachr. 1753, S. 106.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 87 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

von Stralendorf zu Crivitz an den Knappen Henneke Bassewitz zu Meklenburg (wonaftich to Meklenburg) und seine Erben den alten Burgwall von Meklenburg (den wal to Meklenburg) und das höchste Gericht im Dorfe Meklenburg für 60 Mark lüb. Pf. Nachdem die Herzoge Heinrich und Johann das Leibgedinge ihrer Mutter Catharine am 17. Dec. 1437 mit dem

"hoff to Meklenborch - - myt alle sinen tobehoringen vnde scheden - - bette in den wal der borch to Meklenborch",

den sie jedoch erst aus dem Pfandbesitz lösen mußte, verbessert hatten, löste sie mit ihren Söhnen Heinrich und Johann im J. 1438 dem Knappen Henneke Bassewitz nicht nur den Burgwall (den wal to Meklenborg) und das höchste Gericht des Dorfes zu Meklenburg für 60 Mark lüb., sondern auch den Hof Meklenburg (den hoff genomet Meklenburg) für 1500 Mark lüb., welcher ihm von den Landesfürsten (van der herschop to Meklenborg zeliger dechtnisse) verpfändet gewesen war, pfandweise wieder ab.

Es leidet also keinen Zweifel, daß die alte Burg Meklenburg zuletzt im J. 1322 zerstört ward, sicher wenigstens schon im Anfange des 15. Jahrhunderts der Burgwall von Meklenburg wüst lag und schon früher ein Hof Meklenburg neben dem Dorfe bestand.

Schon wiederum im J. 1448 verpfändeten die Knappen Heinrich, Ulrich und Vicke Stralendorf zu Crivitz an die Herzogin Catharine auf deren Lebenszeit den Burgwall von Meklenburg (den wal vnde dat hogheste rychte to Mekelenborch) für 120 Mark lüb. Pf. (soverne alse de hochebornen vorsten vnde heren heren van Mekelborch - - de voghedye - - to Mekelenborch nicht wedder aflozen).

Hiedurch scheint die Geschichte der Burg Meklenburg in ein klares Licht gestellt zu sein.