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Heidnischer Begräbnißplatz bei Meklenburg.

Der Professor Schröter hat in seinen Papieren Nachricht von einem Begräbnißplatze bei Meklenburg hinterlassen, auf dem der Herr Vice=Canzler von Both vor mehreren Jahren einen Hügel hatte aufgraben lassen, dessen Inhalt in die Großherzogl. Alterthümer=Sammlung gekommen war. Der Herr Hülfsprediger Dühring zu Meklenburg hat auf geschehene Anfrage den Platz wieder entdeckt und von demselben folgende Beschreibung mitgetheilt:

"Kommt man aus dem Kirchdorfe Meklenburg, 3/4 Meile von der Stadt Wismar, auf dem Wege nach Mödentin in der Richtung nach Süden, 400 Schritte von dem Dorfe entfernt, so findet man hart an der Straße liegend einen Sandrücken, der hier im Dorfe einem Jeden unter dem Namen Pingelberg bekannt ist. Die Größe dieses Rückens ist von W. gegen O. ungefähr 88 Schritt und von N. gegen S. 75 Schritt. Auf derselben befinden sich 25 größere und kleinere runde Hügel, ohne Ordnung unter einander liegend; mehrere dieser Hügel sind bedeutend größer, als die übrigen. Zwei derselben mit einem Kessel auf dem Gipfel scheinen in frühern Zeiten aufgegraben zu sein; von den kleinern Hügeln ist einer im J. 1821 von dem jetzigen Vice=Canzler von Both zu Rostock aufgegraben. Die meisten Hügel scheinen noch unberührt zu sein. Der Pingelberg ist unbebauet, dient zur Gemeindeweide für Schaafe und scheint überhaupt noch nie von der Pflugschaar berührt worden zu sein."

Meklenburg, den 23. August 1838.

Dühring, Hülfsprediger.

Da der Bericht des Professors Schröter über die im Vorstehenden erwähnte Aufgrabung, so wie über eine zweite, ebenfalls von dem Herrn Vice=Canzler von Both veranstaltete auf der Feldmark Mödentin bei Meklenburg, noch vollständig vorhanden, überdies sehr genau und zugleich die einzige zuverlässige Nachricht von jenen beiden Aufgrabungen ist (Schröter schrieb ihn nach einer Relation des Herrn von Both im Jahre 1821 nieder): so scheint die Mittheilung dieses Berichts nicht unangemessen zu sein.

Auf der Feldmark des Dorfes Meklenburg, so schreibt Schröter, an der Straße nach - - (Mödentin), liegt ein Sandrücken, unbebaut, nur zur Gemeindeweide dienend, auf dem sich fünfundzwanzig größere und kleinere Grabhügel befinden. Einen der mittleren Hügel ließ Herr Vice=Director von Both zum Theil öffnen von NO. nach SW., d. h. der

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Durchschnitt wurde von entgegengesetzten Seiten gemacht, dann die Erde gleichmäßig abgehoben; in dem bis jetzt abgetragenen östlichen Theil (der südöstliche steht noch) zeigte sich nichts, am südwestlichen Rande dagegen in 4' Tiefe Kiessand, und bald unter diesem eine Art von Mörtel, die auf den ersten Anblick dem Mergel ähnelt, und für die Spaten war nichts mehr zu thun. Steine, durch diesen Mörtel verbunden zu einer kleinen Ringmauer, mußten durchbrochen werden; bald zeigte sich eine Urne, die leider nicht ganz erhalten werden konnte. Die Schönheit des geborgenen und an der Luft gehärteten größeren Bruchstücks läßt dies um so mehr bedauern. Obgleich nur von ungebranntem Thon, ist sie sehr geschmackvoll und gefällig mit Knäufen, von denen der eine noch übrig ist, und mit andern theils glatt gestrichenen, theils eingedrückten Zierrathen gearbeitet. Die Farbe ist hellgelb; die Höhe dürfte 1', der größte Durchmesser 18" betragen haben. Sie enthielt, außer den Knochen, unter denen ein Stück des Unterkiefers mit einem der dazu gehörigen Zähne, besonders gut erhalten, einen Erwachsenen verrieth:

1) einen leider in mehrere Stücke zerbröckelten Kamm von Rinderknochen, dessen Länge 1 1/2'', die Breite gegen 2'' betragen hat. Das Obertheil ist mit durchbohrten Löchern und eingegrabenen Kreisen sehr artig verziert;

2) eine Spange oder Fibel von Kupfer, vergoldet, von trefflicher Arbeit; ihre Gestalt gehört zu den seltnern und läßt sich ohne Abbildung nicht wohl versinnlichen;

3) eine andere Spange Kupfer, vergoldet, in 3 Stücke zerbrochen, einer heutigen Schnalle gleich;

4) eine dritte sehr einfache Heftel, Zinn oder Silber.

Es lassen diese Gegenstände, lauter Putzsachen, auf ein weibliches Grab schließen; die gänzliche Abwesenheit aller Waffengegenstände vollendet negativ den Beweis dieses Schlusses. Weitere Nachgrabungen unterblieben, theils aus Zeitmangel, theils weil Herr Vice=Director von Both die allerhöchste Erlaubniß dazu einzuholen für nöthig fand.


Auf dem Gute Mödentin, Amts Meklenburg, rechts am Wege nach Hohen=Vicheln, 92 Schritt vom Weggraben, erhebt sich eine Anhöhe, die den höchsten Punkt der Gegend bildet. Auf dieser Anhöhe befindet sich ein sehr merkwürdiges Grabmal; 2' über die Ackerfläche erhaben streckt sich ein Erdhügel, 44' von N. nach S., 16' in der Breite von O. nach W. messend, der Umfang des äußersten Randes beträgt 107'. Einzelne Steine bezeichnen diesen Umfang, allein das Auge

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wird sogleich vom Rande weg nach der Mitte des Hügels und zwar nach dem Nordende und seinen Steinmassen hinggezogen. Den Reihen beginnt ein unregelmäßiger Granitblock 3' hoch, von O. nach W. 7' 9'', von N. nach S. 7' 6" messend, vier kleinere haben ihm zur Unterlage gedient an seinen 4 Ecken, aber nur der im Osten befindet sich in ungestörter Ruhe, die andern liegen jetzt nebenbei. Nach einem Zwischenraum von 1' gegen S. abermals ein Stein, von O. nach W. 9' 6", von N. nach S. 5' 6'', im O. 4' hoch, nach den drei andern Seiten schräg ablaufend, die Mitte erhaben, fast wie ein Sarg gestaltet, und etwas eingesunken: auch ihm haben kleinere, jetzt daneben liegende Steine zu Stützen gedient. Ein neuer Raum von 4 1/2', dann ein fast dem vorigen gleicher Stein, von O. nach W. 9' 6", auf der Ostseite 5', auf der Westseite 2' breit, 3' 9" hoch. Ein dritter Stein, jetzt etwa 5 Schritte südlich vom Rande des Hügels liegend, von gleicher Gestalt mit den beiden beschriebenen, 6' 6'' von O. nach W. lang, im O. 4', im W. 2' 6" breit, im O. 2' hoch, wird ehemals eine gleiche Stellung eingenommen haben. Jetzt bildet des Hügels übriger Theil einen leeren Raum, auf dem sich noch andere größere und kleinere, meist eingesunkene Steine befinden, die jedoch im S. regelmäßiger gelegt ein Viereck zu bilden scheinen. - Hr. Vice=Director v. Both beschloß auch dieses merkwürdige Grab öffnen zu lassen, wenigstens einen Theil desselben, und die Arbeit wurde bei dem südlichsten der drei großen Steine begonnen. Seine Größe machte das Sprengen nothwendig; erst jetzt konnte der Spaten gebraucht werden. Aber schon bei den ersten Stichen zeigten sich überall Steine, und bald gewahrte man, daß zwei etwas hervorragende Spitzen zwei großen tief gehenden Blöcken angehörten, die, mit geglätteten Seiten schräge gegen einander gestellt, eine Art oben offnen Thores bildeten, das nach unten zu sich weitete. Dazwischen lag Erde und kleine Steine, in einer Tiefe von 5' Fuß aber kam Kiessand zum Vorschein und bald eine kleine Steinwand, welche das Thor durchschichtete. Die östliche Hälfte war leer, in der westlichen dagegen zeigten sich Trümmer eines Aschenkruges, verwitterte Knochenreste und ein kleines zierliches Messer von Feuerstein 2 1/2' lang und 2 1/2''' breit.