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II.

Buchdruckerei

des

rostocker Stadt=Secretairs

Hermann Barckhusen.


1.
Leben und Druckerei des H. Barckhusen.

V on dem rostocker Buchdrucker Hermann Barckhusen ist bisher nichts weiter bekannt gewesen, als daß er einen Commentar zum Donat von dem rostocker Professor Barthold Möller aus dem J. 1505 herausgegeben hat; das Buch schließt mit den Worten:

Impresse in alma universitate Rostock solerti opera atque industria Hermanni Berckhusen.

Ueber diesen Druck sagt der Herausgeber des Etwas, 1740, S. 565:

"Der Buchdrucker Berckhusen ist uns sonst nicht vorkommen. Wir zweiffeln nicht, daß er zu dem Frater= oder Michaelis=Kloster nicht solle gehöret haben, weil wir andere dort abgedruckte Bücher gesehen, welchen dieser Druck völlig ähnlich ist. Es ist ein rechter Mönchsdruck, durch und durch fast aus lauter abbreviaturen bestehend".

Bei dieser auf nichts gegründeten Ansicht, daß Hermann Barckhusen ein Mönch des sogenannten Frater=Klosters gewesen sei, ist es denn auch geblieben, und die Ausgabe des Commentars zum Donat hat keine weitere Aufmerksamkeit erregt und keine Veranlassung zur weitern Forschung gegeben; vielmehr ist die erwähnte Ausgabe stillschweigend für einen Druck der Michaelis=Brüder angenommen. Dem ist aber nicht also; vielmehr gehört dieser bisher unbekannte Buchdrucker zu den

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wichtigern, indem er mit Einsicht und Gelehrsamkeit die Werke, welche er druckte, größtentheils auch selbst bearbeitete, und er überhaupt seine Privatdruckerei fast nur zu seinen wissenschaftlichen Zwecken benutzte.

Lange blieb die mühsamste Forschung über diesen Mann erfolglos, bis der Zufall, den man das gute Glück nennt, ein eigenhändiges Schreiben 1 ) desselben, und noch dazu über Buchdruckerei=Angelegenheiten, in die Hände spielte, welches er mit den Worten unterzeichnet:

Hermannus Barkhusen,        
des Ersamen Juwer G. Rades to 
Rozstock Secretarius.        

Es war also gewiß, daß dieser Mann Stadt=Secretair zu Rostock 2 ) war. Eine fortgesetzte Forschung sowohl im Großherzogl. Archive zu Schwerin, als im Stadt=Archive zu Rostock, namentlich in den während seines Amtes von ihm geführten Stadtbüchern, ergab nun, daß er vom J. 1503-1526 dieses Amt bekleidete und alle Schreiben des Magistrats zu Rostock an die Herzoge von Meklenburg ausfertigte; seine niederdeutsche, kräftige Handschrift ist charakteristisch und unverkennbar, wie sein Styl. Außer andern Urkunden, welche unten zur Benutzung kommen werden, fand sich noch folgende, von seiner Hand geschriebene Vollmacht vom J. 1509, durch welche er eine Gesandschaft an die Herzoge von Meklenburg erhielt, und welche sein Verhältniß außer allem Zweifel setzt:


1) Dieses Schreiben wird unten mitgetheilt werden.
2) In Nic. Grysen Historia vom Leben Slüters zum J. 1531 kommt ein Thomas Barckhuse als Gerichts=Secretair in einer Unterschrift eines Patents der Stadt Rostock vor. Dieser Thomas Barckhusen, vielleicht Gewetts=Secretair, ist mit unserm Hermann Barckhusen nicht zu verwechseln; vielleicht waren beide gar nicht einmal verwandt. Nach einem Fragment eines Appellations=Instruments vom 6. Septbr. 1567 im Stadt=Archive zu Rostock hatte die Familie des Thomas Barckhusen aus folgenden Gliedern bestanden:
Stammbaum
Die Kinder des Joachim Barkhusen machten Ansprüche an das Vermögen des minderjährig gestorbenen Hermann Barkhusen, der widerrechtlich für volljährig erklärt worden war und zum Nachtheil der Kinder des Joachim Barkhusen über sein Vermögen disponirt hatte.
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"Irluchtigenn, hochgebornen forsten, gnedigen leuen heren. Juwen forstliken gnaden synt vnse vnderdanige vorplichtede denste alletijd willigen bereidt. Gnedigen heren. Wy schicken an juwe forstlike gnaden dussen jegenwordigen vnsen Secretarien Hermannum Barkhusen vmb etlike vnse werue an juwe g. muntlik to dragende, myt gantzen flite demodigen biddende, wess de sulffte von vnser wegen an Juwe f. g. weruende wert, eme sodans upp ditmal gelijk vnss sulues gelouen vnd sik darinne ok also gnedigen ertegen, so wy vns des gantz verhapen. Dat wille wy vmb Juwe f. g. myt vnsenn bereitwilligen densten alletijt gerne willigen vordenen. Screuen vnder Juwer g. Stadt=Secret am auende ascensionis domini anno etc nono."
I. f. G.
                     vorplichtede

Borgermeistere vnd Radtmanne
Juwer G. Stadt Rozstock.     

Dem Irluchtigen hochgebornen
forsten vnd hern, hern Hinrike vnd
hern Albrechte gebrodern hertoghen
to mekelnborgk, forsten to wenden,
greuen to Sweryn, der lande Rozstock
vnd Stargarde heren, vnsen gnedigen hern.
(Von der Hand des Hermann Barckhusen geschrieben.)

Im Jahre 1505 druckte er, nach Ausweisung des noch vorhandenen Drucks, den Commentar zum Donat von dem rostocker Professor Barthold Möller, und hatte hiezu eigenthümliche scharfe Lettern, welche den sogenannten Brevierlettern gleichen 1 ). Er stand damals, vorzüglich wohl durch diesen B. Möller, nicht nur mit der Universität Rostock in näherer Beziehung, wie dies der genannte Druck, der "in alma universitate Rostock" vollendet ist, und ein weiter unten folgender, mit der Universität geschlossener Contract vom Jahre 1508 zeigt, sondern er hatte auch, wohl ebenfalls durch Barthold Möller und durch den bekannten Geschichtschreiber Albert Kranz, der kurz zuvor Professor zu Rostock


1) Vgl. Tab. II, Nr. 1.
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und seit 1508 Decan des Dom=Capitels zu Hamburg war, mit diesem Capitel Verbindungen. Wahrscheinlich in Folge dieser Verbindungen druckte er zu Rostock im J. 1506 das Buch über den Dienst der Messe von Albert Kranz (Spirantissimum opusculum in officium misse). Bald übernahm er jedoch ein größeres Werk für das hamburger Capitel. Er hatte sich nämlich anheischig gemacht, ein hamburger Brevier zu drucken. Hiezu hatte er sich die Matrizen zu den Lettern 1 ) schneiden und nach Rostock kommen lassen, wahrscheinlich um hier die Typen selbst gießen zu lassen. Zur Bezahlung dieser Matrizen, die ihn selbst, ohne Reisekosten, 50 Goldgulden zu schneiden gekostet hatten, lieh er am 6. Januar 1508 von der philosophischen Facultät zu Rostock 50 rheinische Gulden und setzte dafür nicht nur 200 Exemplare der Werke Virgils, die in seinem Besitze waren, sondern auch 3 Instrumente mit den Matrizen und allem Zubehör der Facultät zum Unterpfande mit der Verwillkührung, daß, wenn er zur Verfallzeit nicht zahlen könne, die Facultät diese Matrizen an die Michaelis=Brüder, oder an wen sie sonst wolle, verkaufen und, wenn der Erlös zur Bezahlung seiner Schuld nicht ausreichen möchte, auch die 200 Exemplare von Virgils Werken an Buchführer oder jeden andern Käufer veräußern, auch, nach Vollendung des Breviers, die Bezahlung dafür vom hamburger Capitel vorweg nehmen könne. Diese interessante Schuldverschreibung, welche in einem alten Copei=Buche aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entdeckt ist, lautet also:

Aus einem Copei=Buche der Universität Rostock aus dem 16. Jahrh. im Großherzogl. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.

"Ick Hermannus Barchusen, nu thor tydt des Ersamen Rades tho Rozstock Secre=tarius, do kunt vnde bekenne apenbare in dussem breue vor my vnde myne eruen, dat ick von den werdighen vnde hochgelerten heren Mester Bartolt Molre, nu thor tydt dekene, Mester Baltazar Jenderick, Mester Johann Berchmanne, doctoren, vnde Mester Hinrick Kruselmanne, alse Collegiaten vnde tho dusser tydt facultatis artium regerender vorwesers in der Vniuersiteten


1) Dies sind wahrscheinlich die Lettern, die er schon zum Donat benutzte, Lettern von einer Form, wie sie öfter zu Brevieren gebraucht werden, ächte Brevierlettern.
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to Rozstock, tho myner guden genoghe entfangen hebbe vyfftich vulwichtige rynsche goltgulden, de se my in myner mercklichen notroft, alse sunderlighes to beredynghe der Hamborgher Breuiere vnde wor des vorder behoff is, vtht sunderliker ghunst vnde vruntschop van der voryghen faculteten gelde gutlick gelent vnde an redem ghelde auer ghetellet hebben. Vnde ick laue vnde reede vor my vnde myne eruen in guden truwen vnde ghelouen, dat ick den vorgenanten heren vnde regerenden Collegiaten offte kuntlike holder dusses breues myt erem offte erer nakomelynghe guden willen schal vnde wil sodane vorgedachte summen ghutlick wedder gheuen vnde myt gudem, vulwichtigem, rynschem golde bynnen Rozstock danckbarlick betalen vp dussen ersten vnde tokomenden pynxten vnuortoghert sunder alle eren hinder vnde eren schaden. Vnde vp dat se sulker erer betalinghe desto beth vorsekert vnde vorwart syn, so hebbe ick one dar vp obligerth vnde in gesettet alle myne gudere bewechlick vnde vmbewechlick nychtes vth boscheden, vnde sunderlynghes twe hundert fulle opera Virgilii, so de itz thor tydt to erem besten in myner were stan, de se alle tydt wenner se myner were edder sulcker stede, dar se nu stan, nicht truwen, an myne, myner eruen edder jummandes insaghe, in ere were nemen, dreghen edder voren laten moghen, edder ick wil ene de suluen brynghen, schicken vnde bestellen an sulke stede vnde were, wor vnde wennere se sodans van my esschen vnde hebben willen. Hedden se ock an sulker vorwyssynghe nene genoghe, so sette ick ene dar to de dree Instrumenta myt matricen vnde tobehoryngen, dar voer ik sulues ane kost vnde therynghe LV goltgulden tho snydende gegheuen hebbe, dar mede men de hamborgher Breuierschrifft bereden schal, vnde wil ene de alle tydt, wennere se der begheert, in ere were vnde beholt brynghen vnde stellen, also beschedelick, offt ick in sulker betalynghe jennygherleye wys sumych worde, daer god voer sy, vnde sick de gedachten heren erer summen an sulken Instrumenten best vormoddeden to bekamende, dat se denne de sulfften na vorlope des bostemmeden termyns moghen vorkopen den fratribus to Rozstock

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edder weme se willen edder konen, vnde offt denne sodane Instrumenta nicht so vele gheldende worden, moghen se so vele van anderen mynen guderen, idt syn de opera Virgilii edder wes des sy, dar to nemen, de to vorkopende den bokeforen edder weme se willen, amme summen edder delen, vmme vull edder halff gelt, wo se sulues willen vnde konen, dat se destobeth to erem ghelde kamen. Ock hebbe ick my hyr beneuen mede vorpflichtet vnde vorwillighet, nach dem ick dusses gheldes to dem vorgenanten breuiere to gebrukende notrofft hebbe, dat ick denne edder myne eruen, so drade de sulfften breuiere bereyt werden, nenerleye vurder betalinge van den Heren des Capittels to Hamborch erfordern edder vpnemen wil, dusse L gulden syn denne vor allen dynghen ghenochlick betalt, vnde ik wil ock breuiere nicht leueren edder ouerantworden, ick hebbe denne den vorgenanten heren sodans vorwitliket, dat se dar vp myne kost vnde euenture moghen mede byschicken ere ghelt, so se noch by my ichteswes to achter weren, to vorne van mynem vordenste to entfanghende. Vnde schal hyr mede dusse clausula, noch jenygherley vorplichtynghe der anderen noch jennygher vorgherorden vorwyssynghe nicht schedelick edder vorfenclik wesen, sunder ik laue vnde rede in guden truwen vnde edestat dyt alle, wo vorgenant, stede, vast vnde vnuorbraken wol to holdende, alle arghelist vnde hulperede hyr inne ghensliken vthgesecht. Vnde hebbe dusses alle to vurder bekantnysse vnde merer vorsekerynghe myn Ingeseghel vor my vnde myne eruen ghehenghet an dussen breff, den ick ock myt myner eghen handt gheschreuen vnde vnderschreuen hebbe am daghe der hillighen dryer konynghe, Anno M. V C . VIII."

Herman Barckhusen.          

So klar dieser Contract ist, so unklar sind die Folgen desselben, indem der beabsichtigte Druck nicht vorhanden ist. Außer diesem beabsichtigten Brevier sind von rostocker Drucken für das hamburger Capitel nur bekannt: das Spirantissimum opusculum in officium misse von 1506 und das Buch Cursus de Domina secundum ecclesiam Hamburgensem, Rostock 1522 bei Ludwig Dietz; letzterer Druck kann das ham=

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burger Brevier nicht sein, da er im Verhältnisse zu dem Contracte von 1508 zu jung ist, und wollte man den erstern dafür nehmen, so müßte man einen Schreibfehler im Contracte oder einen Druckfehler im Druck annehmen. Nach den sorgfältigsten Nachforschungen des Herrn Archivars Dr. Lappenberg zu Hamburg findet sich auch weder im hamburger Archive Nachricht über den Druck, noch im Archive oder in der Stadt=Bibliothek ein Exemplar des Druckes; auch ist das Buch weder im Auctions=Kataloge der ehemaligen Dom=Bibliothek, noch in andern Katalogen der werthvollsten Hamburgensiensammlungen aufgeführt; andere Nachforschungen sind ebenfalls ohne Erfolg geblieben. Dennoch existirt aus der nächsten Zeit, aus dem J. 1509, ein hamburger Meßbuch, gewöhnlich unter dem Titel "Ordo missalis" citirt 1 ), welches auf Kosten eines Hermann von Emden zu Straßburg gedruckt ist unter dem Titel:

"Liber missalis secundum ritum ecclesiae Hamburgensis, per Albertum Krantz castigatus. Expensis Hermanni de Emden, opera Joa. Prüss Argentini impressus. 1509. fol."

Es bleibt daher nichts anders übrig, als anzunehmen, daß dieser Hermann von Emden mit Hermann Barckhusen eine Person sei und daß dieser den Druck des Missales nicht selbst zu Rostock ausgeführt, sondern zur Erfüllung seines Contracts mit dem hamburger Capitel das Meßbuch auf seine Kosten zu Straßburg habe drucken lassen, also nur verlegt habe, wie im Jahre 1518 ein Straßburger zu Rostock bei L. Dietz drucken ließ, und das schweriner Brevier vom Jahre 1529 zu Paris gedruckt und von den Michaelis=Brüdern zu Rostock verkauft ward.

Diese Annahme wird fast zur Gewißheit erhoben durch einen Contract, den Hermann Barckhusen, nach der Schrift aus der ersten Zeit seiner Amtsführung, seinem Drucker Ludwig Dietz mit auf Reisen gab, um denselben über ein Brevier und andere Bücher, die er in Verlag genommen, mit irgend einem Buchdrucker in seinem Namen abzuschließen. Dieser Privat=Contract ist in einem, von H. Barckhusens Hand geschriebenen, zerknitterten Concepte durch einen glücklichen Zufall im Stadt=Archive zu Rostock entdeckt und lautet also:


1) Vgl. Etwas, 1739, S. 50. - Nach dem Leben des D. Alb. Crantzii, Hamburg, 1722, S. 48, ist dieses Meßbuch nicht nur in Hamburg, sondern auch in Holstein gebraucht.
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"To wettenn si, dat uppe hute dage N. dat disser schriff sunt gelefflikenn ouer eynn gekomen de ersame vnd bescheiden mester N. druckerherre to N. eyns vnd Lodwig Dietz alse dyner vnd folmechtiger des ersamen Hermanni Barchhusen, Secretarienn zu Rostock, anderdeels, alse vmme etzlke breuiaria, boke edder materien, so sich die ergenant meister N. dem ergenanten Hermanno to druckende vnderstanden vnd vorpflicht hefft, in mathen vnd formen, wu hir nauolgett: dat die ergenant Lodwig Dietz sall vnd wille oberantwerden eynn gude corrigiertt exemplar vnd dar beneuen N. rinsch gulden, vnd so drade dat gescheen iss, so soll vnd wille de ergenant meister N. zu stund de breuiaria VI c c in der czalle vnd keinne mer dar ouer upplegenn, mit dubbeler literen vnd dar zu rod vnd schwarz vpp gud reyne vnd des aller kleynsten pappern to druckende, vnd sodans byn-nen N. wochen zu bereidende vnd bynnen N. N. vff syne eygenn koste, sorge vnd ouenture to leuerende, vnd sall der selbs vor sulche summen edder bucher genantem N. edder syn-nem procuratori II cc vnd .. rinsche gulden, ydoch de vorgedachttem N. beczalde g. mit ingerechent genochlich bezalt werdenn. Worrden aber sulche Breuiaria nicht wolle gearbeid, gedruckett edder myt solchem flyss corrigiertt, dass de herren des capitells, de sulche breuier vordingett haben, keyn genogen hedden, so verre de bucher nach dem obergeuen exemplar nichtt rechtt corigiert weren, so soll de schade alle kamen und blieben by meister N. vnd nichtt by genantem Hermanno. Wener auch de breuiaria vsgedruckett synd, wylle denne Hermannus vorgenant edder Ludwig syn procurator meister N. des nitt verdragen, so salle he myt synen rechtten beholden, datt he keyne mer wen de VI c edder X dar ouer zum meisten vff gelecht vnd gedruckt edder mit wissenn mer vffzulegende.

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Vorgenantes habe allett sunder behilffe vnd argelist vnd de wille denn also wy vorgenant dorch beide parte angenomet vnd vorwilliget ist, syntt dusser zedelken zwen glichen luthes ein vsz der ander geschniden gemacht vnd doch de vorgenanten meister N. vnd Lodwig Dietz selbs zu mer sicherheid vnd bekantnysse vnderschreben in den iaren nach Cristi vnsers heren geburtt"

Ludwig Dietz manu propria.
N. druckerherre zu
bekenne diss also geschehen
mit disser miner eygen hant-
schriff zu mer sicherheid
vnderschreuen.

Ein Formular von Hermann Barckhusen für Ludwig Dietz niedergeschrieben, wahrscheinlich zur Zeit des Contracts über das Hamburger Brevier.

Die Vermuthung, daß Hermann Barckhusen als Verleger einen andern Namen, von seiner Geburtsstadt Emden, annahm, wird noch mehr dadurch bestärkt, daß er früher überhaupt einen andern Namen führte: er hieß ursprünglich: Petri von Wertburg 1 ) und war Notarius aus der Paderborner Diocese. Es finden sich nämlich im Archive zu Schwerin einige Original=Notariats=Instrumente in Rostocker Kirchensachen aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, wie gewöhnlich ohne Datum, von seiner nicht zu verkennenden Hand geschrieben, welche alle also lauten:

"Auscultata et diligenter collacio nata est presens copia per me Hermannum Barchusen, alias Petri de Wertborgh, Paderbornensis diocesis, publicus sacra imperiali auctoritate notarius, et concordat cum suo vero originali, quod protestor manu mea propria".

Auf jeden Fall wird durch diesen urkundlich bezeugten Umstand die landsmannschaftliche Verbindung zwi=


1) Ob er diesen Namen von dem Orte Warburg an der Diemel (bei Cassel) trägt? Nach seinem sehr gewandten und ausgebildeten plattdeutschen Styl scheint er aus einer mehr nördlichen Gegend zu stammen. - Sicher kam hiernach H. Barckhusen als Notarius nach Rostock; schon Trinitatis 1502 kommt seine Handschrift in Privatgeschäften zu Rostock vor.
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schen Hermann Barckhusen und Nicolaus Baumann, dem vielbesprochenen muthmaßlichen Herausgeber des Reineke Voss und die Beziehung beider zu der Herausgabe dieses Gedichts immer klarer.

Ob H. Barckhusen auch Virgils Werke, von denen er nach dem Contracte 200 Exemplare besaß, zu Rostock gedruckt habe, bleibt zweifelhaft. Dennoch scheint es, wenn dies nicht der Fall war, außer allem Zweifel zu sein, daß er bei einem so großen Vorrath von Exemplaren eines Werkes buchhändlerischen Verkehr trieb.

Bald nahm die Wirksamkeit des Hermann Barckhusen jedoch eine selbstständigere Richtung. Am 24. Julii 1510 schrieb er nachstehenden interessanten Brief an den Herzog Heinrich von Meklenburg und erbot sich, auf Vorschlag des fürstlichen Rathes Dr. Nic. Marschalk, eine deutsche Chronik 1 ) zu drucken, welche im Besitz der Fürsten war, und machte sich anheischig, sie nach dem Original hochdeutsch zu setzen oder auch den hochdeutschen Text in die plattdeutsche Sprache zu übertragen und dabei doch im richtigen Reime zu bleiben. Die Chronik, welche hier gemeint ist, ist entweder die bekannte Reimchronik Kirchbergs oder auch die jüngere Reimchronik Marschalks, welche beide erst in Westphalen Mon. ined. gedruckt sind. Aus diesem Unternehmen scheint aber nichts geworden zu sein, da keine Spuren von der Verwirklichung desselben vorhanden sind. Zur Auswahl der Lettern legte er dem Herzoge zum Geschenke zwei Bücher vor: ein Halsgericht, welches er gedruckt hatte, und eine Ausgabe des Reineke Voss.

Zur bessern Einsicht folgt hier zuvor der erwähnte Brief:

"Dorchluchtige hochgeborne forste, gnedige leue here. Juwer f. g. synt myne vnderdanige vorpflichtede denste alletyt willig beredt. Gnedige Here. De werdighe vnd hochgelerte Juwer g. Radt doctor nicolaus marschalk hefft am jungesten vor synem vthreysen myt mygeredt, alse von weghen eyner dutzschen Croniken, dar to villichte Juwe g. woll geneget were mochte ge=


1) Möglicher Weise könnte mit dieser Chronik auch die Geschichte von der sternberger Hostie gemeint sein, welche im Jahre 1510 in niederdeutscher Sprache gedruckt sein soll; allerdings existirt im Archive zu Schwerin eine kurze Chronik dieser Geschichte handschriftlich in niederdeutschen Versen; vgl. unten bei Nicolaus Marchalk. Uebertragungen in die niederdeutsche Sprache gehörten zu Barckhusens Lieblingsbeschäftigungen.
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drugket werden. Dewile ik denne mitlertyt nen ander werk vorhanden hebbe vnd sunst ok to sulken boke to drugkende, dewile id noch somer is, woll geneget were, hebbe ok darupp alrede eynen forsten in einen harnsche offte Corittzen upp eynem Hinxte sittende dorch Henriche Juwer g. maler upp dat eerste blad myt anderen Juwer g. wapen etc entwerpen laten: ist myne demodige bede, Juwe f. g. my de sulfften Croniken dorch den vorgemelten heren Doctor geschreuen by dussem jegenwordigen, vnde sodans twe dage lang to beseende, so id jummers sin magh, gnedighen ouersenden, daruth ik ouerslan vnd rekenen moghe, wii hoech dersulfften eyn hundert vere edder vyue in der tall to gelde lopen mochten; will ik Juwer f. g. bynnen dreen daghen by dussem sulfften boden woll vorsorget dangkbarlik wedder senden. Ich mochte ok biden, so Juwe f. g. dar to gneget, my dar beneuen mochten gnedigen torkennen gheuen, ifft Juwe f. g. to der ouerlendischen edder mekelnborger sprake best geneget were: scholde my gelike vele wesen, dan ik my getruwe, sodans in vnse dudesch woll to wandelnde vnde nichtesdeweyniger im Ryme to bliuende.
Ik sende ok Juwer f. g. hyrbeneuen eyn dutzsch halsgerichte, so ik ok uth dem hoechdutzschen getegen vnd kortes gedrugket hebbe vnde eyn ander boek von schympliken reden vnd schwengken, Reyneke Voss genompt: dar inne de dutzschen schriffte to beseende, welker littern Juwer g. best beuallen, my sodans ok gnedigen torkennen geuen: welkere boke ik Juwer g. schengke, ifft Imantz in Juwer g. houe were, deme geleuede vmme kortewile darinne to lesende.
Und wenner ik de Croneken beseen hebbe, werde ik Juwer g. in der wedderkumft des ergenanten doctors forder gruntliken myner meyninge by dem sulfften torkennen geuende.
Ok gnediger here wort ik am jungesten so ik to Lubek was vmb Juwer g. bok, darsulfst pagemert vnd ouerlang beredt, von dem meister befordert, dat denne, so ik vorstunt, an XIX gulden vngeuer=

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lich lopen wolde, wet ouer nicht, ifft Juwe g. sodans hebbe halen laten; were darvmb ok woll myne demodige bede, dat sulffte bok, so I. f. G. vngetwyuelt geuallen wert, mochten halen laten, vnd de meister vernoget worde.
Wor mede ik sunst Juwer f. g. vele fruchtbars denstes ertegen mochte, will ik alle tyd vngespardes flites myt der hulpe gades, dem ik I. f. G. beuele, willig gesport werden. Screuen am sunte Jacobs auende des hilligen apostels anno MVCX."

Juwer f. G. alletyt
willige vnd getruwe dener

Hermannus Barkhusen     
des Ersamen Juwer G. Rades   
to Rozstock Secretarius.        

Dem dorchluchtigen, hochgebornen
Forsten vnd Herenn, Hern Hinrike,
Hertogen to Mekelnborg, forsten tho
Wende, Grauen to Sweryn, der
lande Rozstock vnd Stergerde herrn etc ,
mynem gnedigen leuen heren
                         denstliken.

Nach diesem Brief legte er dem Herzoge vor:

"eyn dutzsch halsgerichte, so ik okuth dem hochdutzschen getegen vnd kortes gedrucket hebbe."

Dieses Halsgericht ist unzweifelhaft die berühmte Bambergensis 1 ), als deren plattdeutscher Bearbeiter und Drucker vom J. 1510 jetzt sicher unser Hermann Barckhusen erkannt ist.

Ferner legte Barckhusen dem Herzoge vor:

"eyn boek von schympliken reden vnd schwengken, Reyneke Voss genompt."

Welche Ausgabe des Reineke Voss hier gemeint sei, ist wohl schwerlich zu bestimmen, zumal die Geschichte der ältern Ausgaben dieses Gedichts noch so sehr im Dunkel liegt. Möglich ist es, daß Barckhusen dieselben Lettern besaß, mit denen


1) Die berühmte Bambergensis ist die Criminal=Gerichts=Ordnung des Bischofs Jörgen von Bamberg, welche im J. 1507 gedruckt ward. Man vgl. "Kaiser Karls des Fünften Peinliche Gerichtsordnung nebst der Bamberger Halsgerichtsordnung nach den Ausgaben von 1507 und 1533 etc , herausgegeben von Dr. Reinhold Schmid, zweite Ausgabe, Jena, 1835."
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der lübecker Drucker die erste Ausgabe von 1498 druckte 1 ) und diese Ausgabe deshalb zur Auswahl der Lettern vorlegte; sonst aber läßt es sich immer denken, daß auch Barckhusen das Gedicht schon im J. 1510 selbst aufgelegt und mit den Noten versehen hatte, zu deren Abfassung er ganz der Mann war. Ohne Einfluß auf die Herausgabe des Reineke Voss war Barckhusen gewiß nicht, da er mit dem angeblichen Herausgeber, dem fürstlichen Secretair Nicolaus Baumann, der sicher seit dem J. 1515 auch zu Rostock wohnte, in Verkehr stand 2 ). Ebenso leicht ist es möglich, daß Hermann Barckhusen der Bearbeiter von Sebastian Brants Narrenschiff war, welches in einer höchst gelungenen niederdeutschen Uebertragung im J. 1519 bei Ludwig Dietz zu Rostock unter dem Titel: "Dat nye Schip von Narragonien" erschien.

Außer der Bearbeitung der Bambergensis sind noch andere Spuren von den juristischen Studien H. Barckhusens vorhanden. Die Wichtigkeit und die Verbreitung des lübischen Rechts im nordöstlichen Deutschland ist bekannt; es fehlte aber in frühern Zeiten an einem leicht zugänglichen, umfassenden Codex dieses Rechts, welches nur in abweichenden Verleihungen an andere Städte existirte. Da erschien plötzlich im J. 1509 aus H. Barckhusens Druckerei zu Rostock, das lübische Recht in niederdeutscher Sprache, nach dem Studium möglichst vieler Handschriften, nach der besten abgedruckt, zum Nutzen guter Freunde, "nicht als wenn diese Bearbeitung das "confirmirte lübische Recht hätte sein sollen". Als Ausführer dieses schwierigen und kitzlichen Geschäfts giebt sich H. Barckhusens - Drucker Ludwig Dietz aus, und bittet die Mangelhaftigkeit der Arbeit damit zu entschuldigen, daß er nur ein Drucker sei! Es leuchtet ein, daß, bei aller Achtung vor L. Dietzens Charakter und fortgesetzter Ausbildung, ein Setzer wohl nicht geschickt genug war, ein Werk herauszugeben, welches wohl Gelehrte von Fach schwierig dünkt. Da aber in Rostock lübisches Recht galt, so mochte sich wohl der öffentliche Secretair des rostocker Raths scheuen, einen Gesetz=Codex herauszugeben, dessen Geist bei den häufigen Appellationen von Rostock nach Lübeck entscheidend ward. Der rostocker Stadt=


1) H. Barckhusens älteste Lettern (T. II, Nr. 1 u. 2) scheinen den Lettern des unbekannten lübecker Buchdruckers zu gleichen. Es ist gar nicht unmöglich, daß H. Barckhusen - dieser unbekannte lübecker Drucker ist, wenn er früher zu Lübeck wohnte, um so mehr, da er mit seinem Namen so sehr Versteck spielte.
2) Wenn Hermann Barckhusen aus Emden gebürtig gewesen wäre, wie oben wahrscheinlich gemacht ist, so ließe sich der Verkehr mit Nicolaus Baumann leicht durch die Landsmannschaft erklären.
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Secretair schob daher seinen "Diener" und Setzer als Herausgeber vor!

Im J. 1512 war H. Barckhusen noch im Besitze seiner Druckerei, als aus seiner Officin, von seinem "geschickten Drucker" Ludwig Dietz (editum Rostochii et ibi a Ludovico Dytze calchographo solerti expressum) gedruckt, die erste Ausgabe von Nic. Marschalks sternberger Judengeschichte 1 ) erschien.

Nach dem oben mitgetheilten Contracte über das hamburger Brevier war Ludwig Dietz aus Speier der Drucker, "Diener und Bevollmächtigter Hermann Barckhusens." H. Barckhusen benutzte seine Druckerei wohl nie als Erwerbsquelle. Als der buchhändlerische Verkehr größer ward, trat er seine Druckerei seinem Drucker L. Dietz ab, der vom J. 1515 an mit den Barckhusenschen Lettern selbstständig druckte. Seit dem J. 1514 kommt keine Druckerei=Beschäftigung H. Barckhusens vor.

Ob daher die plattdeutsche, erste meklenburgische Polizei=Ordnung 2 ) vom J. 1516 noch unter Hermann Barckhusens Mitwirkung gedruckt ist, läßt sich schwerlich bestimmen. Die Lettern der bambergischen Halsgerichts=Ordnung von 1510 und der meklenburgischen Polizei=Ordnung von 1516 sind dieselben. Zur Redigirung und zum Druck dieser Ordnung lebten in Rostock damals drei sachkundige Männer: der fürstliche Rath Nicolaus Marschalk, welcher an der Beredung und Abfassung dieser Ordnung nach den Original=Acten Theil nahm, der fürstliche Secretair Nicocaus Baumann 3 ) und Hermann Barckhusen.

Hermann Barckhusens Druckerei ist eine ausgezeichnete zu nennen, nicht nur deshalb, weil er schriftstellerischen Theil an seinen Verlagswerken nahm, sondern auch weil seine Bücher correct und gut gesetzt sind. Er besaß kleine gothische oder vielmehr Brevierlettern 4 ), mit denen er seine ersten Werke druckte, und deutsche 5 ) Lettern und zu den Ueberschriften Missallettern 6 ). Seine frühesten Bücher sind mit den Brevierlettern (Tab. II, Nr. 1), seine spätern Bücher, seit 1509, mit deutschen Lettern (Tab. II, Nr. 2) gesetzt. Dazu


1) Vgl. Tab. II, Nr. 2.
2) Vgl. Rudloff III, 1, S. 33 flgd.
3) Nicolaus Baumann hatte die Aufsicht über den Druck. In den Renterei=Rechnungen heißt es: "1517. am fritage nach Jacobi. niclaws schriber II gulden hadde her vsgelecht, als de nie ordnunge gedruckt ward."
4) Vgl. Tab. II, Nr. 1.
5) Vgl. Tab. II, Nr. 2.
6) Vgl. Tab. II, Nr. 2a.
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wandte er auch Holzschnitte in der Bambergensis und sonst auch gut in Holz geschnittene Initialen zum Druck an. Noch in der Bambergensis kommen einzelne Abbreviaturen häufig vor, die bei Ludwig Dietz nach und nach ganz verschwinden.

Druckerzeichen von Hermann Barckhusen sind nicht bekannt. Ein kleines Blatt erscheint öfter als Zierrath.

2.
Drucke von Hermann Barckhusen.
1505.

1) Commentarius in Donatum per Bartholdum Moller.

Ein Exemplar auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock hat noch folgenden Rest von dem Titel:

Familiaris C - - - - - - - -
nis donati - - - - - - - -
tata Rostochii - - - - - - -
toldu Molitoris - - - - - - -
Porte celi. Anno Mil=
lesimo Quadringentesimo
Nonagesimo nono Om=
nibus Adolescentulis
studiosis no minus
necessaria qz.

Unter diesem Titel steht der rostocksche Greif im Holzschnitt ohne Umgrenzung.

Auf der Rückseite steht ein Gedicht im elegischen Versmaße, welches also schließt:

Hinc studiose puer: adolescens: Chara Juuetus Festinanter emas: qui scatet ecce librum

Nempe supergreditur Donati quas geris omnes Cartas: hoc solo doctior esse potes.
Finis non inculti carminis.

Der Text des ersten Buches beginnt mit den Worten:

Bartoldi Molitoris in primam Donati editione de octo partibus orationis elucidatio Ad optime Indoles Studentes Rostochienses.

Am Ende des ersten Buches steht:

Hec sunt que scolastice et nostro more: in primam editionem: tumultuarie et sine multa eliminatione

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in: paruulorum: non in maiorum eruditionem effudi: q oro no inuidi lectores in partem suscipiat meliorem.
Finis Editionis prime Donati.

Der zweite Theil beginnt:

Interpretatiuncula In secundam Artem sive Editionem Donati: precipitanter per Magistrum Bertholdum moller in ordinem digesta Anno salutis Christiane quinto supra millesimu quingentesimu In Alma uniuersitate Rostochiensi.

Das zweite Buch schließt mit den Worten:

Donati probatissimi Grammatici Editiones due: Hic finem accipiunt Impresse In alma vniuersitate Rostock solerti opera atz Industria Hermanni Berckhusen Septima Idus Junii Anno dominice incarnationis quinto supra millesimum quingentesimum.

Hinzugefügt ist:

Brevis elimatio illorum que in editionibus Donati no satis castigate sunt impssa iuxta ordinem foliorum et laterum.

Diese brevis elimatio schließt mit einem Doppel=Distichon mit der Ueberschrift:

Pubi Rostochine M. Tilemannus Leuaneus Gottingensis

(d. i. Tilemann Heverling).

In 4, ein Alphabet mit Sign. A bis Z, beide Bücher ohne Unterbrechung hinter einander durchlaufend, ohne Seitenzahlen und Custoden, jede Lage von 6 Bl. Die brevis elimatio umfaßt 3 Bl. ohne Sign.

Vgl. Etwas, 1740, S. 560; Krey Beitr. II, S. 308.

Auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befinden sich zwei defecte Exemplare, aus denen die vorstehende Beschreibung zusammengestellt ist.

Der Verfasser ist der bekannte Professor Barthold Möller, welcher als Dr. theol. und Rector der Universität zu Rostock im J. 1530 starb.

Dem einen Exemplare ist angebunden:

Manuale scholarium qui studetiu vniuersitates aggredi ac postea proficere i eis itendunt.

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4 Bogen, jeder von 4 Bl., ohne Seitenzahlen und Cust., mit Sign. a-c, ohne Verfasser und Drucker anzugeben, eine Sammlung von lateinischen Gesprächen zwischen Studenten und Lehrern über Universitäts=Angelegenheiten und allerlei Lebensverhältnisse von der Immatriculirung bis zur Promotion. Auf der Rückseite des Titelblattes steht ein "Prologus"; die erste Textseite beginnt:

Capitulum primum qualiter nouelli studentes alloqui debent magistros suos. vt in matriculam intitulentur. ac etiam a beanio deponetur.

Es kommen auch Capitel vor, wie

Capitulu XIIII. qualiter studetes de mulieribus loquantur. cum amore earum inflammati sunt.

Hinten fehlt etwas. Der Drucker ist nicht angegeben; die Lettern sind andere, als die zum Druck des Donat gebrauchten. Wahrscheinlich aber ist die Schrift ebenfalls zu Rostock gedruckt. Vgl. auch Etwas, 1740, S. 566; Krey Beitr. II, S. 309.

1506.

2) Spirantissimum Opusculum in officium Misse in optimum ordinem digestu Ab eximio Magro Theologie et Juris canonici doctore Alberto Crantzs pro sancta et suaui institutione Sacerdotum Ecclesie.

Auf der Rückseite des Titelblatts steht:

Bertoldus Moller artium magister et theologie baccalarius Lectori studioso Salutem perennem.
Dum in manus meas peruenerat Candide Lector polita illa et christiana explanato officii misse: qua Hamburgi ediderat Clarissimus theologus Albertus Crantzs non potui conquiescere quin te ad illius ardentissima lectionem inuitarem: etc - - - Vale lector fidelis huius opusculi sicut felicitatis extreme amantissimus Ex Rostochio precipitanter Decimaseptima Marcii Anno salutis sexto supra millesimumquingentesimum.

Der Text beginnt fol. 2 a. mit

Prologus auctoris in officium Misse.

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Der erste Buchstabe des Textes, ein U (zu Ut), welcher mit einem Holzschnitte gesetzt werden sollte, fehlt.

Am Schlusse des Buches folgen einige lateinische Verse mit dieser Ueberschrift:

Tilemanni Heuerlingk Artium liberalium Magistri Epigramma ad lectorem.

Auf der letzten Seite steht (fol. 46 b.):

Fulgentissimum opus misse negocii devotissime interptativum: nu per ab Alberto Crantz Egregio acutissimoqz philosophie decretor. ac Theologie prosessore magistraliter congestum: In ecclesie Hamburgensis tocius cleri congregatone eloquentissime voce viua enodatum: felici sideri finem accipit: Impressum. Rostochii decimasexta mensis Aprilis Anno quingetesimo sexto supra millesimum.

In kl. 4, mit 42 Zeilen auf der enggedruckten Seite, mit Sign. A-H, 6 Bl. in jeder Lage.

Exemplare auf den Stadt=Bibliotheken zu Hamburg und zu Lübeck, auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald und auf der königl. Bibliothek zu Kopenhagen; das Exemplar, welches früher zu Rostock gewesen sein soll, ist nicht aufzufinden.

Das hamburger Exemplar ist hinter der Biblia pauperum angebunden; hinten angebunden ist ein Abdruck der Bulle In coena domini auf einem Pergamentblatte für die Geistlichen der schweriner Diocese (vgl. Drucke der Michaelis=Brüder z. J. 1521). Vgl. unten Liber missalis ecclesie Hamburgensis z. J. 1509.

Vgl. im Allgemeinen Krey Beitr. II, S. 244; Leben des berühmten D. Alberti Crantzii, Hamburg 1722, S. 47; Petr. Lambecii rer. Hamb. Libr. II, p. 94; Etwas, 1739, S. 563.

Der Druck ist mit kleinen Typen gesetzt; Titel, Vorrede, Ueberschriften u. s. w. sind mit den Lettern des Donat von 1505 gedruckt. Hiernach und nach der Geschichte der rostocker Buchdruckereien ist der Druck ohne Zweifel aus der Officin von Hermann Barckhusen hervorgegangen.

1509.

3) Fraternitäts=Brief des St. Claren=Ordens.

Ludwig Hennigk, Minister des Franziskaner=Ordens in der

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Provinz Sachsen, ertheilt die Fraternität des St. Claren=Ordens, - ein gedrucktes Schema: datirt

Datum Rostock tpe Capli nri prouincialis Anno nostre Salutis Millesimo Quingentesimo nono.

Das Kloster zu Ribnitz war St. Claren=Ordens.

Mit H. Barckhusens Brevier=Lettern (Tab. II, Nr. 1) gedruckt. Ein Exemplar im Stadt=Archive zu Rostock.

4) Liber missalis secundum ritum ecclesiae Hamburgensis, per Albertum Krantz castigatus. Expensis Hermanni de Emden opera Joa. Prüss Argentini impressus. 1509.

in Fol., dürfte im Verlage Hermann Barckhusens gedruckt sein, da derselbe im Jahre 1508 ein "hamburger Brevier" zu drucken übernahm; vgl. oben S. 66 das Officium missae z. J. 1506 und das Breviarium Hamburgense von L. Dietz z. J. 1522.

5) Das lübische Recht.

Dieses seltene Buch ist zuerst erwähnt in Dreyer Kenntniß lüb. Verordnungen, S. 237, und in v. Seelen Nachricht von der Buchdruckerei von Lübeck, S. 44; dann führt es Westphalen Mon. ined. Tom. III, 1743, Praef. p. 120, unter den Handschriften des lübischen Rechts auf, indem er sagt: "Tertium et decimum (codicem juris Lubicensis) tandem dixeris Dietzianum, impressum anno 1509". Diese Ausgabe hat sich als die größte Seltenheit zu Lübeck auf der Stadt=Bibliothek (Bibl. publ. juris 4. Nr. 2044.) gefunden. Nach der unten mitgetheilten Vorrede hat der Buchdrucker Ludwig Dietz diese Ausgabe für gute Freunde, nach voraufgegangenem Studium vieler Handschriften, nach der besten und vollständigsten Handschrift gedruckt, oder vielmehr hat sie sein Herr, der gelehrte Stadt=Secretair Hermann Barckhusen zu Rostock, (vgl. oben S. 75) durch ihn drucken lassen.

Das Titelblatt fehlt; dann 8 Blätter Vorstücke ohne Sign., Cust. und Sz. und 42 Blätter Text ohne Cust. und Sz. mit Sign. A II. - L, jede Lage von 4 Bl., mit dem Wasserzeichen p.

Statt des fehlenden Titelblattes ist ein Blatt eingeklebt, auf welchem die in Westphalen Mon. ined. III, p. 639 mitgetheilte Verleihungs=Urkunde geschrieben steht, mit der Ueberschrift: "Copia des midthgetheilten Lubischen Rechtens,

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"So der Stadt Herforden vor Iharn vom Radte zw Lubek midtgetheilett. Ao. 1240", (nur daß es in dieser Abschrift "Moguntinensis episcopi dilectis amicis nostris burgensibus in Erviiugo" heißt, welches letztere Herforden bedeuten soll). Unter dieser geschriebenen Urkunde steht geschrieben: "Nhun volgtt darauff das alte Lubesche Rechtt, alß vorhin stehet vnd zw Rostock volgendes gedruckett". Dies verhält sich aber nicht also; der niederdeutsche Codex des an die Stadt Herforden mitgetheilten Rechts ist in Westphalen Mon. ined. III, p. 639-672 abgedruckt, weicht aber sowohl in der Folge der Artikel, als auch im Texte selbst von der Dietzschen Ausgabe ab, welche daher von Westphalen mit Recht als eine Handschrift aufgenommen ist.

Die 8 Blätter Vorstücke enthalten auf Bl. 1 eine Vorrede und auf Bl. 2-8 ein alphabetisches Inhalts=Verzeichniß.

Die Vorrede lautet:

Eyne vorrede dusses bokes.
Nach deme de keyserlike stad Lubek, mit manigerleye artikelen olden gewonheyden vnde vpgesetteden wilkören (so men lubesch recht heth) jn besunderheyt begnadet vnde priuilegiert. welker lubesch recht ock in sulker Gestalt von keyseren to keysere cofirmeert syn schal, oft men dar von appellerede vnde wyder scheldende worde, Dat me syck alßdenne jn uauolghender jnstantien nicht vele fruchtbares vor de appellerende partye dorff vormodende wesen, De wyle denne vele vnder sulkeme luschen rechte beseten, vaste flijt ankeren, vme sodans to wetende, so ock nicht vnnutte syn scholde, derhalue mannigerhande pleytes kyues vnde rechtgandes (so sik eyn jder alße der rechte vorstendich sulues byldelik schikkede) vortokomede, hebbe ik Lodewicus Dietz von Spyre dorch andechtige bede vnde begheerte etlicker myner guden gunre vnde frunde veler older geschreuen böke (so men sede lubesch recht tho wesen) wor ik de ouerkomen konde mit flyte dorchgesehen vnde ouerlesen, So

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ik ouerß de sulfften böke nicht alleine jn deme synne sententien edder meninge der artikele, sunder ock in der tall vnde ordeninghe (ßo villichte jn velen vnrechten Exemplaren dorch de vnuorstendicheyt der schryuere mach vorseen wesen) gar wijt von eyn dreghende gefunden. Hebbe ick doch eyn von den allen (mynes vorstandes dat beste vnde formelikeste) allene vor gude frude to drugkende vorgenomen, Doch nicht jn sulker gestalt, dat sodans dat rechte approbeerde vnde confirmeerde lubesch recht syn schole, Wente ik sulues dat rechte origenäl ny ghesehen, sunder wü ick vor my gefunden, ßo na gedrucket hebbe, Dar mede ik ock nicht alleine dyt bök, sunder my alße eyne drucker entschuldige will, oftme nu dat Lubessche recht ßo gelijkformich dusseme böke, ouer olde jare gemaket jn wöntliker brukinge nicht befude, angeseen sodane recht jn velen artikelen nach wyder betrachtinge vnde anderen offte nyen wilkören myt der tijt wol mach vorandert vnde vp dat nye confirmeert wesen.

Darauf folgt Bl. 1 b:

To vorst ae nde dat Register dusses b oe kes eyne korte vnderwysynghe.

und dann das Register.

Der Text beginnt:

In deme namen der hillige dreualdicheyt so be=gynnet hyr dat recht der Stadt lubeke. vnde to dem erste van den jennen de nicht m oe ghen R ae dmane wesen.

De j. artikel.                    

Dat sy witlik, dat neyn man de eyn ammet hefft van heren, mach edder schal wesen in deme Rade der Stat lubeke.
Hyr volget na wo men w oe rde schal.

De jj. artikel.                    

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De w oe rden wil, w oe rdet he h oe gher den enen voet bouen synen naber, he schal leggen vp dat syn ene muren, Edder de bouen wonet, schal bouene bliuen.

Auf dem Schlußblatte steht nichts, als:

Gade sy loff.
Dusent vyffhundert vnde neghen.

Die Lettern sind dieselben, mit denen die Bambergensis gedruckt ist (Tab. II, Nr. 2); ohne Zweifel stammt also das Buch aus der schriftstellerischen Officin von Herm. Barckhusen.

1510.

6) Bambergische Halsgerichts=Ordnung,

ohne Custoden und Seitenzahlen, 9 1/2 Bogen, jeder von 6 Blättern, in kl. Fol., mit Signaturen A bis R ; Titel und Einleitungen sind mit in die Signaturen eingerechnet.

Der Titel ist ein Holzschnitt: wie Christus zum Weltgericht erscheint, auf einem Regenbogen sitzend, mit den Füßen auf der Weltkugel; zu jeder Seite ruht ein Engel mit der Posaune zur Auferstehung, welche unten durch zwei Gruppen dargestellt wird, deren eine zur Anbetung aufersteht, die andere von einem Teufel in den Höllenpfuhl gezogen wird. Oben steht auf einem Bande:

Gedengke alletijt der lesten dynge >
So werstu gerecht dönde gär gerynge.

Auf einem zweiten Bande darunter stehen die Sprüche "Mathei am VII" und "Psal. C. I, II".

Auf der Rückseite des Titels steht die PublicationsVerordnung des Bischofs Jörgen von Bamberg, unter welcher steht:

Wy hebben ok in dusser vnser ordeninge vmme eygentliker merkynghe vnde beheltnisse willen des ghemeynen manß figure vnde ryme (nach gelegenheyt der ghesette, so dar na volgen) ordi=nere vn hyr mede jn drucke laten.

Dann:

Hyr na volget dat Register dusses boekes

auf 7 Seiten; die achte Seite ist leer.

Dann folgt der Text in cclxxviii Capiteln; die Hauptabschnitte haben Ueberschriften in Missallettern. In dem vorliegenden Exemplare fehlt das erste Blatt des Textes.

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Holzschnitte sind eingedruckt: zu Cap. V eine Darstellung, wie ein Uebelthäter vor den Richter geführt wird, mit dem hineingedruckten Spruche:

Vp juwe beuell vns ged ae n
Dussen man wy gefangen h ae n;

zu Cap. XVII dasselbe Bild mit dem Spruche:

Her Richter latet hyr nemen an
Eyne schadhaftige man;

zu Cap. XXVI Darstellung eines Sauf= und Spiel=Gelages, dessen Theilnehmern Hinrichtungs=Instrumente über den Häuptern schweben, mit dem Spruche:

Weyning hebben vnde vele vord ae n
Brynget dusse knaben in arghen w ae n,
Ok handele to dryuende de straflik syn
Dar dorch se vaken komen jn pyn;

zu Cap. LVII Darstellung eines peinlichen Verh oe rs; zu Cap. LXXIIII die Darstellung einer Eidesleistung mit dem Spruche:

Du schalt neyne valsche tůchnisse gheuen
So leef dy sy dat ewyghe leuen;

zu Cap. XCV Darstellung, wie ein Urtheilsspruch gef ae llt wird, mit dem Spruche:

Richte wy na dusses b oe kes lere
Dar mede vorware wy sele vnde ere;

zu Cap. CXXV Darstellung der Hinrichtungs= und Straf=Werkzeuge zweimal auf beiden Seiten eines Blattes; zu Cap. CCXXIX Darstellung der Leichenschau eines Ermordeten; zu Cap. CCLXVII Darstellung, wie gestohlenes Gut vor Gericht gebracht wird, mit dem Spruche:

Betrede hebbe ick dat myn
Schaffet my dat, alse jd schal syn.

Am Ende steht:

To der ere gades. to heylsamer vn fruchtbarer lere aller wertliken Richtere, vnde gemeynem besten to gůde, js dyt halßgherichte vth deme ouerlendesschen jn dusse nedderlendessche sprake gedůzschet. Gedrucket vnd fullen endet To Rozstock an deme hylligen pynxte auende In deme jare veffteynhundert vnde Teyne.

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Ein Exemplar dieses seltenen Buches, (welches sogar bei Ebert fehlt), an welchem jedoch einige Blätter fehlen, befindet sich im Großherzogl. Archive zu Schwerin. Ueber den Druck vgl. oben S. 74.

(1510.)

7) Bericht von dem zu Sternberg Anno 1491 vorgefallenen Judenhandel. Rostock 1510. 4.

Eine zweifelhafte Ausgabe in niederdeutscher Sprache. Vgl. Ausgabe des Mons Stellarum von 1512 S. 88.

1512.

8) Mons Stellarum
oder

Geschichte von der zu Sternberg (Mons Stellarum) im J. 1492 verübten Hostien=Mißhandlung durch die Juden und der Verbrennung derselben im J. 1493.

Von diesem, von Nicolaus Marschalk verfaßten Buche sollen mehrere Ausgaben vorhanden sein; leider ist diese kleine Schrift sehr selten und gewöhnlich defect.

Auf der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befindet sich eine Ausgabe in 4. Die ganze Titelseite nimmt ein sehr guter Holzschnitt ein, welcher vierfach 1 ) getheilt und auf welchem die sternberger Hostiengeschichte dargestellt ist, nämlich:

  1. ein Sacramenthäuschen,
  2. der Raub des Sacraments,
  3. die Durchstechung der Hostie durch die Juden,
  4. die Verbrennung der Juden.

Ueber diesem Holzschnitte steht nichts weiter, als

Mons Stellarum

in Missallettern 2 ).

Auf der Rückseite des Titelblattes steht:

Res a iudaeis perfidis=
simis in monte Stellarum gesta: ad
illustres principes Hinricum:
et Albertum germanos:
duces Megapolen=
ses inclytos:
ab egre=
gio

1) Panzer sagt irrthümlich: "Mons Stellarum. Tabula ligno incisa et in tres partes ad perfidiam Judaeorum spectantes. Haec in fronte fol. 1. a." - Die beiden untern Bilder sind nur schwach getrennt.
2) Vgl. Tab. II, No. 2 a.
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viro Nicolao Marscalco: Thurio: LL: et Ca=nonum doctore nuper verissime scripta: obi terqz miracula inde facta: et perfidia iudaeo=rum maxima 1 ).

Die erste Seite des Textes (fol. 2a.) beginnt mit den Worten:

annus agitur ferme vigesimus: principes illustres: ex quo: genus mortalium impium et perfidissimum: Judaei eucharistiam nofiri redep=toris Christi manibus suis sanguinariis inuase=runt: - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Quae res quamuis tot fuerit ante annis gesta: nullo tamen certo adhuc authore in lucem pro=diit: quam tato libentius posteritati icorruptam tradere institui cum miraculis quae a tepore eo sunt insigniter inde facta: quanto scio magis fidem habitura eam cum minime possit a quo qua refragatum iri: quod vestra nuncupatione litteris chalcotypis publicatur: tametsi non parum ad operam hanc nauandam ipsum me moueat: et loci sanctitas: et miracula frequetis=sima: mortaliumqz vndecumqz populariter accur=rentium sedula de re percotatio cuius desyderantur veri denarratores.

In 4, ohne Cust. und Sz., mit Sign. (A)-E, 5 Bogen jeder von 4 Bl. Das Ende fehlt; das Letzte ist der Satz:

Post quae tempora nullae certae sedes - - Mosis: noue: sub doctoribus ne dicaz.

Den Schluß giebt Panzer nach einem vollständigen Exemplare (Bibl. Dilherr.):

Editum Rhostochii et ibi a Ludovico Dytze calchographo solerti expressum. Pridie Calendas Augustas Anno a natali Christiano M.D.XII.

Insigne. 4.


1) Vgl. Tab. II, Nr. 2. b.
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Druckjahr, Druckort und Drucker haben gewiß ihre Richtigkeit: nach der Einleitung waren bis zum Druck ungefähr 20 Jahre verflossen (1492-1512). Die Lettern sind genau die von Hermann Barckhusen zur Bambergensis gebrauchten deutschen Lettern; das Buch ist in Barckhusens Druckerei von dessen Drucker L. Dietz gedruckt. Das Papier ist das, auf welches der Donat gedruckt ist, mit dem Wasserzeichen p.

Vgl. die Ausgabe von 1522 bei N. Marschalks Druckerei.

Außerdem wird noch angeführt:

Mons Stellarum
oder
Bericht von dem zu Sternberg Anno 1491 vorgefallenen Judenhandel. Rostock 1510. 4.

Marschalk soll diese Schrift, welche er späterhin in den J. 1512 und 1522 in lateinischer Sprache erscheinen ließ, schon im J. 1510 in plattdeutscher Sprache herausgegeben haben. Vgl. Westphalen Mon. I, Praef. p. 87; Schöttgen Comm. de vita N. Marschalci Th. S. 14; Krey Beitr. II, S. 245.

Aber diese Ausgabe hat in neuern Zeiten niemand gesehen. Daß der moderne hochdeutsche Titel nicht der Original=Titel sei, ist klar; eben so wenig kann der lateinische Titel der Ausgaben von 1512 und 1522 der Titel dieser muthmaßlichen Ausgabe sein. Zu bemerken ist, daß im J. 1510 auch eine Geschichte wie die märkischen Jüden das hochwürdigste Sakrament gekauft und zu martern sich unterstanden", in 4, ohne Druckerzeichen, wahrscheinlich zu Frankfurt a. O., erschien: vgl. Friedländer Beitr. zur Buchdruckergeschichte Berlins, S. 4.

Dennoch scheint etwas Wahres an der Existenz dieser Ausgabe zu sein, da schon Joh. Bacmeister der Jüngere († 1686; vgl. Krey And. S. 17) in seinen Animadv. in Marschalci Thurii Annal. Libros in Westph. Mon. I, S. 454 sagt, daß Marschalk die sternberger Hostiengeschichte in deutscher Sprache herausgegeben habe:

"De sacrilegio Judaeorum Sternebergae anno 1491 commisso germanico idiomate 1510 edidit".

Auch ist es außer allem Zweifel, daß Marschalk auch deutsche Lettern hatte (vgl. Tab. III, Nr. 4) und in den ersten Zeiten seiner Druckerei gebrauchte; jedoch druckte er noch nicht im J. 1510 selbst.

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Möglich wäre es, daß Marschalk dieses Büchlein, wenn es anders im J. 1510 gedruckt ist, bei Hermann Barckhusen auch in niederdeutscher Sprache erscheinen ließ, da dieser Mann grade die Fähigkeiten zur Herausgabe solcher Werke hatte und im J. 1510 meklenburgische Chroniken zu drucken beabsichtigte. Man vgl. über die Druckerei des Hermann Barckhusen, S. 72.

Dagegen sagt Hederich, welcher in der zweiten Generation nach Marschalk nach Schwerin kam, in seinem "Kurtzen Verzeichnisse der Bischöffe zu Schwerin" (1603, gegen das Ende seines Lebens): "Historia von den Juden zu Sternberg, welche im 1510 Jahr hernach ein beruffener man, mit nahmen Nicolaus Marschalk, mit allen umbstenden nach der lenge lateinisch beschrieben, welcher kurtzer begriff und auszug ist, wie folgt," (vgl. Schröder Pap. Meckl. II, p. 2468 und 2518); und diese Nachricht scheint die glaubwürdigste von allen zu sein.

Möglich ist jedoch die Herausgabe der sternberger Judenhändel im J. 1510 durch Marschalk, wenn man einen andern Text, als die bisher bekannten Beschreibungen als Gegenstand der Herausgabe annimmt. Dem großen Codex der meklenburgischen Reimchronik von Ernst von Kirchberg im Großherzoglichen Archive sind nämlich drei kleinere Reimchroniken in plattdeutscher Sprache angehängt:

1) "Van des domes stichtinge to Rostogk.
2) Van der mishandelinghe des werden sacramentes tom Sterneberge.
3) Van der slachtinge in deme lande to Dethmerschen".

Nach einer gleichzeitigen Schlußbemerkung sind diese Chroniken nach lateinischen Originalen abgefaßt und namentlich die sternberger Judengeschichte nach einem, jetzt unbekannten Originale, welches mit den Worten begonnen hat: "Conuolat in monte stelle". Diese kleinen Chroniken sind, nach vorkommenden Jahrszahlen, sicher nach dem J. 1500 geschrieben und stammen ohne Zweifel aus den ersten Zeiten der Wirksamkeit von Nicolaus Marschalk, Nicolaus Baumann und Hermann Barckhusen, welche vorzüglich mit dem J. 1507 hervortritt. Nicolaus Marschalk schrieb bekanntlich auch deutsche Reimchroniken, jedoch bediente er sich der hochdeutschen Sprache; Nicolaus Baumann und Hermann Barckhusen waren dagegen in Uebertragungen aus dem Hochdeutschen ins Nieder=

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deutsche geübt. Es ist daher möglich, daß Nic. Marschalk diese Reimchronik der sternberger Judenhändel hochdeutsch gedichtet, Nicolaus Baumann sie in das Niederdeutsche übertragen und Hermann Barckhusen sie gedruckt habe. Hierauf scheint auch folgende Nachricht in den fürstlichen Renterei=Rechnungen zu deuten, nach welcher Nicol. Baumann eine Chronik abschrieb:

1510.
"II gulden niclaws schriber van der Croniken zu schribenn, 2 a post Michael."

und eben so mag sich hierauf das Anerbieten Barckhusens beziehen, nach welchem er im Jahre 1510 eine Chronik drucken wollte (vgl. S. 72).

9) Reliquienbeschreibung.
De Rock Jhesu
Christi vnses heren.

mit Missallettern. Darunter ein Hemd in Holzschnitt. Dann folgt:

Dyt hyr na geschreue hyllichdöm is dorch gebet vn bevel Maximiliani der tyd erwelde Romischen keysers Im iare MCCCCCXII to Tryer Im hogen Altare des dömstyfftes gefunden worden.

Hierauf folgt die Beschreibung dieser Reliquie und anderer, die Erhebung derselben und die Confirmations=Bullen über dieselben.

Ein halber Bogen in Fol., auf einer Seite bedruckt, mit den Lettern der Bambergensis.

Ein Exemplar auf der Bibliothek der Marienkirche zu Rostock, in Hieronymi opera omnia, Tom. I, vorne eingeklebt.

(1517.)

10.?) Reineke de Voss.?

Erste rostocker Ausgabe nach der lübecker von 1498.

Drucker und Herausgeber der ersten rostocker Ausgabe des Reineke Voß vom J. 1517 sind nicht bekannt. Es wäre jedoch nicht unmöglich, daß Hermann Barckhusen das Gedicht im J. 1517 herausgegeben hätte, obgleich er damals seine Druckerei wohl schon ganz an L. Dietz abgegeben hatte; ja es wäre nicht unmöglich, daß er Bearbeiter und Herausgeber der ersten lübecker Ausgabe wäre, in welchem Falle er später von Lübeck nach Rostock gezogen sein müßte; er besaß wenigstens

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im J. 1510 Exemplare des Gedichts und die Lettern der alten Ausgabe. Als er im J. 1508 ein hamburger Brevier drucken wollte, erschien dasselbe nicht bei ihm, sondern im J. 1509 zu Straßburg bei Joh. Prüß, jedoch auf Kosten eines Hermann von Emden, welches, nach allen Umständen, wieder Hermann Barckhusen sein dürfte. Der Ort Emden würde dann wieder nicht unpassend auf eine westliche Gegend verweisen; vgl. S. 69, 71 und 75.

Vgl. weiter unten die Ausgaben von L. Dietz.