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II. 2.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, den 2. Januar 1837.

Vignette

D er Verein erhielt während des letztverflossenen Vierteljahrs einen Zuwachs von 18 ordentlichen Mitgliedern. Ausserdem sind in der gestrigen Quartalversammlung die Herren: Referendar Alexander von Minutoli zu Berlin (welcher durch den Herrn Justizminister von Kamptz seine "Denkmäler mittelalterlicher Baukunst in den brandenburgischen Marken Th. I. Lief. 1" als ein höchst werthvolles Geschenk einsandte und später auch Meklenburgs mittelalterliche Baudenkmäler zu beschreiben gedenkt), Canzleirath Thomsen, Aufseher des Alterthümer-Cabinets zu Kopenhagen, M. J. H. Schröder, Oberbibliothekar zu Upsala, und Professor Barthold zu Greifswald zu correspondirenden Mitgliedern ernannt worden.

Die Bibliothek ward durch Geschenke der Herren: Bibliothekar Hanka zu Prag, Canzleirath Liljegren zu Stockholm, Director von Ledebur zu Berlin, Regierungsrath von Oertzen zu Schwerin und Professor W. Grimm zu Göttingen, so wie durch sehr vortheilhafte Erwerbungen in der Doubletten-Auction zu Kopenhagen, wo 5 alte Drucke aus der Druckerei des Marschalk Thurius aus den Jahren 1521 und 1522 erstanden wurden) und in der Versteigerung der Bibliothek des Professors Levetzow zu Berlin, endlich durch anderweitige Ankäufe stark vermehrt. Unter den Erwerbungen der letzten Art heben wir eine Anzahl slavischer Wörterbücher hervor, deren Anschauung das Studium der slavischen Sprachen innerhalb des Vereins erleichtern soll und die zunächst zur Disposition eines verehrlichen Mitgliedes gestellt worden sind, welches bereits im Interesse des Vereins dieses Studium betreibt.

An alterthümlichen Bildwerken empfing der Verein:

I. Vorchristliches:

1) vom Herrn Hofrath Engel zu Röbel:

a) eine bronzene framea mit Schaftkerbe, gefunden in der Bruchholzung des röbelschen Woolds;
b) einen eisernen Schildnabel und drei eiserne Schildbuckeln, gefunden in dem alt-röbelschen Kirchenholze in einer Graburne, welche beim Ausgraben zerfallen ist;
c) einen geschliffenen Keil von grauem Feuerstein, gefunden zu Gneve unweit der Müritz;

2) vom Herrn Geh. Hofrath Lüders zu Malchin:

eine Graburne aus bräunlich gebranntem, mit Kies und Glimmerblättchen vermengtem Thon, mit Zickzacklinien verziert, ganz voll angebrannter, zersprungener Knochen, unter denen nebst vielem Sande ein sogenannter Spindelstein, mehrere Fragmente eines knöchernen Kammes, Fragmente einer Heftel etc. sich fanden, gefunden im malchiner Hainholze bei Aufräumung des Weges von Basedow nach Malchin,

3) vom Herrn von Bassewitz auf Neu-Wangelin:

zwei Keile aus Feuerstein, nur zugehauen und nirgends geschliffen, im J. 1830 zu Neu-Wangelin gefunden.

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Herr Geschichtsmaler Schumacher zu Schwerin lieferte eine Zeichnung des Inhalts des bei Ruchow 1819-1821 aufgedeckten grossen Kegelgrabes, wie die Stücke auf dem fürstlich bückeburgischen Gute Boldebuck aufbewahrt werden. Vgl. Freimüth. Abendbl. 1821 No. 139.

Vom Herrn Oberlandforstmeister Eggerss zu Schwerin sind dem Verein mehrere interessante Grabalterthümer verheissen, welche auf dessen Gute Borkow ausgegraben und aufgestellt sind.

II. Aus unbestimmter, wahrscheinlich vorchristlicher Zeit:

Vom Herrn Canzleirath von Bülow zu Bützow eine Handmühle aus Granit, bestehend aus zwei, äusserlich abgerundeten und in der Mitte durchbohrten Platten von 1 1/2 Fuss im Durchmesser und zusammen 1/2 Fuss Höhe, gefunden von dem Herrn Geber im J. 1831 in einer Höhle im hohen Seeufer zu Wahmkow.

III. Mittelalterliches:

A. Gottesdienstliches Geräth:

1) vom Herrn Kaufmann Dalitz in Stadt-Malchow (durch den Herrn Schulrath Meyer zu Schwerin):

a) einen in zwei Stücke zerbrochenen Löffel von Messing mit Traubenverzierung am Stielende, ganz wie Frid. Francisc. Tab. XXXI. Fig. 4, und wie der zu Alt-Kalden gefundene, Jahresber. I. S. 15 beschriebene;
b) einen ähnlichen Löffel von sehr gelbem Messing, am Stielende mit dem gegossenen Bilde eines Heiligen und der Inschrift: S. IACOBVS.
Beide Löffel sind gefunden bei Grabung eines Fundamentes in der Stadt Malchow;

2) vom Herrn Bataillons-Auditeur Grimm zu Wismar:

ein dünn geschlagenes, rundes Becken von Kupfer, wahrscheinlich ein Weihwasser- oder Taufbecken, gefunden im Sommer 1835 bei Aufräumung des Karpfenteiches zu Krassow bei Wismar;

3) vom Herrn Landrath von Schack auf Rey:

ein Taufbecken von Messing mit getriebener Arbeit, gefunden auf dem Gute Rey, 10 Fuss tief in einem morastigen, aus dem Garten in eine Lache führenden Graben bei Aufräumung desselben.

B. Weltliches Geräth.

1) vom Herrn Hofrath Engel zu Röbel:

eine lange eiserne Lanzenspitze, gefunden unter tiefen Fundamenten eines Theils der alten Stadtmauer zu Röbel.

2) vom Herrn von Stern auf Gr. Welzin, Erbherrn auf Tuschow:

einen eisernen Sporn mit langer Radstange, gefunden zu Vogtshagen bei Dassow;

3) vom Herrn Bataillons-Auditeur Grimm zu Wismar:

einen grossen vergoldeten Fingerring von Kupfer, mit eingesetztem Schilde von Glas, gefunden von einem Landmädchen zu Masslow.

Auch Nachrichten und Beschreibungen von Alterthümern sind mehrere eingegangen, unter andern die Beschreibung eines unter dem Portale der Schlosskirche zu Schwerin befindlichen, dessen Pilaster und Schwelle tragenden grossen Leichensteins, soweit derselbe bei der vor kurzem vorgenommenen Legung einer neuen Schwelle zu Tage kam, vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin. Diese aber, so wie ausführliche Beschreibungen und Erörterungen von einigen der oben angeführten Alterthümer, namentlich von I. 2. und III. A. 2. u. 3., müssen dem Jahresberichte vorbehalten bleiben.

Die Aufgrabungs-Deputation hat eine Anweisung zu Aufgrabungen vorchristlicher Grabdenkmaler und eine Reihe von Fragen, deren Berücksichtigung und Beantwortung bei jeder Aufgrabung gewünscht wird, entworfen. Diese Schriften sind an kundige Mitglieder im In- und Auslande und an benachbarte Vereine zur Begutachtung abschriftlich versandt. Mit den Ergebnissen dieser Gutachten bereichert und vollständig redigirt werden sie im nächsten Jahresbericht erscheinen, bis dahin aber abschriftlich den Leitern etwaniger Aufgrabungen mitgetheilt werden. Nächstens wird auch eine Abhandlung über altgermanische und slavische Grabdenkmäler vom Herrn Archivar Lisch im freim. Abendbl. und im Separatabdruck erscheinen: der Ausschuss hat zur Be-

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nutzung für den Verein eine Anzahl Exemplare derselben bestellt. - Da also jetzt die nöthigen wissenschaftlichen Vorbereitungen getroffen sind, so sieht der Ausschuß baldigen Anmeldungen und Nachrichten von Grabdenkmälern entgegen, welche zur Aufgrabung dringend sich empfehlen oder als interessant dem Ausschusse zur Aufgrabung freigestellt werden, auch wird er solchen Personen, die selber eine Aufgrabung zu unternehmen gesonnen sein sollten, gern nicht bloss die oben abgeführten Schriften mittheilen, sondern auch jede andere ihm zu Gebote stehende und gewünschte Unterstützung des Unternehmens angedeihen lassen.

An Münzen schenkten dem Vereine:

1) Herr Advocat Dr. Beyer zu Parchim:

a) 14 Münzen aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts nebst einem brakteatenartigen Silberbleche, beim Aufgraben eines Kellers auf der Altstadt Parchim unter altem Brandschutte vor kurzem gefunden,

b) 1 Dütchen von Herzog Adolph Friedrich v. J. 1633, auf dem parchimschen Stadtfelde gefunden;

2) Herr Pensionär Drenkhahn zu Boddin:

eine Thalermünze der Niederlande vom J. 1619, aufgepflügt auf dem Felde von Boddin.

3) Herr Gutsbesitzer Jahn auf Adamsdorff:

a) zwei Stücke von altspanisch-mexikanischen Piastern (1/8 und 1/6 Piaster);

b) eine arabische Münze, welche wegen Krankheit eines kundigen Mitgliedes, dem dieselbe zugesandt worden ist, noch nicht hat entziffert werden können.

Für die Siegel-Sammlung gingen ein:

1) ein Lack-Abguss des grossen Siegels des Fürsten Pribislav IV. (II.) von Richenberg-Parchim, nach einem Original-Siegel, vom Herrn Oberlehrer Dr. Hering zu Stettin;

2) ein Abdruck des auf dem ratzeburger Stadtfelde gefundenen Siegels des Friederich Hasenkop aus dem 13. Jahrhundert, vom Herrn Rector Masch zu Schönberg. Eine Abhandlung ebendesselben über dieses Siegel wird der Jahresbericht geben.

Ausser der eben genannten sind noch folgende schriftliche Abhandlungen bei dem Ausschusse eingereicht worden:

1) Nachrichten über vorgenommene Aufgrabungen, letzte Lieferungen, vom Herrn Hauptmann Zink zu Dömitz.

2) Chronologisches Verzeichniss der seit dem J. 1622 bei dem Hof- und Landgerichte zu Güstrow angestellten Präsidenten, Vice-Präsidenten und Assessoren, verfasst von dem Herrn Justizminister von Kamptz zu Berlin, geschenkt vom Herrn Rector Masch zu Schönberg.

3) Urkundliche und heraldische Beiträge zur Geschichte des Fürsten Pribislav IV. (II.) von Richenberg-Parchim, vom Herrn Oberlehrer Dr. Hering zu Stettin.

4) Biographie des fürstlich meklenburgischen Secretärs Simon Leupold zur Zeit der Kirchen-Reformation und Kirchen-Visitation, vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin.

5) Ueber die alten rostocker Chroniken, von demselben.

6) Vom Herrn Archivar Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel:

a) Abschrift zweier ungedruckter Urkunden

α. des Grafen Guncelin von Schwerin von 1312, und
β. der Grafen Nicolaus und Heinrich von Schwerin von 1313.

b) Aktenmässige Beiträge zur Geschichte des Ritters Friedrich Spedt (Jahrbuch. I. S. 33 folgg.).

Ausserdem hat auch in diesem Zeiträume die Correspondenz einheimischer und auswärtiger Mitglieder manche interessante Miszellen geliefert.

Der zweite Band der Jahrbücher liegt zum Druck bereit. Der Ausschuss hat, um den mit Versendung der Druckschriften beauftragten Beamten Mühe und den Mitgliedern Porto zu ersparen, den Beschluss gefasst, dass künftighin die Jahrbücher auch an die inländischen Mitglieder erst nach dem Erscheinen des Jahresberichts, also nach der jedesmaligen General-Versammlung, und mit dem Jahresberichte zusammengeheftet übersandt werden sollen. Uebrigens versteht es sich aber von selbst, dass der jedesmalige Jahrgang der Jahrbücher und Jahresberichte unentgeldlich nur an diejenigen Mitglieder abgegeben werden kann, welche den Geldbeitrag für das Jahr, auf welches jener lautet, als schon ältere oder innerhalb dieses Jahres beigetretene Mitglieder, geleistet

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haben; später eintretende können die früheren Jahrgange, so weit der Vorrath reicht, nur für den Ladenpreis von 1 Rthlr. 32 ssl. erwerben. - Da von dem Herrn Advocaten Dr. Beyer zu Parchim der Wunsch ausgesprochen worden ist, dass der neuesten Literatur der meklenburgischen Geschichte ein eigener Abschnitt in den Jahrbüchern gewidmet werde, welcher vorzüglich solche für die Geschichte Meklenburgs interessante Abbandlungen und Notizen nachweise, die in den Mittheilungen auswärtiger historischer Vereine und sonstigen Schriften vermischten Inhalts, wo sie dem einheimischen Forscher leicht entgehen, sich niedergelegt finden möchten, und da der Ausschuss in der Erfüllung diesem Wunsches ein Mittel zur Erhöhung des Werthes und der Brauchbarkeit der Jahrbücher erkennen muss: so fordert er alle Mitglieder, welche Notizen der bezeichneten Art zu sammeln Gelegenheit finden sollten, zu tempestiver Mittheilung derselben hiemit auf.

In Bezug auf die im Quartalber. II. 1. enthaltene Erkundigung nach einem handschriftlichen niedersächsischen Remissorium über den Sachsenspiegel, welches nach einer aus Dreyer's Beiträgen zur Literatur entlehnten Angabe in Homeyer's Verzeichn. deutsch. Rechtsbücher des Mittelalters im Stadtarchive zu Röbel sich befinden sollte, hat Herr Hofrath Engel daselbst folgende gefällige Mittheilung gemacht:

"Das niedersächsische Remissorium über den Sachsenspiegel, welches sich im hiesigen Stadtarchive befinden soll, ist mir darin nie zu Gesichte gekommen, wenngleich ich selbst während meiner Amtsführung die hiesige Registratur geordnet habe. Fände ich dasselbe, so würde ich solches mit Vergnügen mittheilen".

Gewünscht werden:

1) möglichst zahlreiche Nachrichten durch die Herren Gutsbesitzer, Prediger und Ingenieure, ob sich auf den einzelnen Feldmarken noch Stellen finden, welche von dem Volke Blocksberg genannt werden;

2) von dem Herrn Adv. Dr. Beyer zu Parchim: Nachrichten darüber,

a) ob der Brief Herzog Heinrich's, in welchem derselbe nach Cordesii Chron. Parch. cap. VI. von Luther einen Prediger für die 7000 Seelen starke lutherische Gemeinde in Parchim erbeten haben soll, und die Antwort Luthers noch vorhanden und wo beide zu finden seien,
b) ob das von Nettelbladt succincta notitia pag. 103 angeführte Manuscript Joachim Mantzel's : manipulus rerum Parchim., s. analecta ad M. Cordesii chron. Parchim., colligi coepta 1711, noch irgendwo vorhanden sei. Der Professor Mantzel zu Bützow, ein Vetter des Verf., bemerkt gelegentlich (Bützowsche Ruhestunden Th. XIX. Nr. 6), dass dieses Manuscript sich derzeit (1765) in seinen Händen befinde.

Hr. Tiedemann zu Rostock, Besitzer des bekannten lithographischen Instituts, hat dem Ausschusse Plan und Druckproben des von ihm in Steindruck herauszugebenden meklenburgischen Wappenbuchs vorgelegt und um Empfehlung dieses Unternehmens gebeten. Da ein solches Werk von vielseitigem Interesse und für historisch-heraldische Untersuchungen von der grössten Wichtigkeit ist, da der als tüchtiger Heraldiker bekannte Herr Rector Masch zu Schönberg die Leitung desselben übernommen hat und die vorgelegten Druckproben eine ausgezeichnete technische Ausführung erwarten lassen: so werden die Mitglieder des Vereins auf dieses Unternehmen aufmerksam gemacht.

A. Bartsch.                
als zweiter Secretär des Vereins.

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