zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 44 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Grabalterthümer von Ludwigslust.
(Geschenk des Herrn Oberstlieutenants von Elderhorst daselbst.)

Die nächste Umgebung von Ludwigslust ist sehr reich an Alterthümern; bei Haus=, Acker= und Gartenbauen sind nach

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 45 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

allen Richtungen hin öfter Urnen mit Alterthümern gefunden. Vorzüglich reich war aber die, jetzt mit Tannen besetzte sandige Anhöhe hinter dem englischen Garten vor dem jetzigen Schulzenhause des Dorfes Klenow, wo der hochselige Großherzog Friedrich Franz im J. 1810 Höchstselbst umfassende Aufgrabungen mit dem günstigsten Erfolge vornahm. Die hier gewonnene Ausbeute hat mit den Alterthümern aus den Kegelgräbern im Allgemeinen und in manchen Stücken besonders völlige Uebereinstimmung; sie ist, von Abbildungen begleitet, im Friderico-Francisceum S. 63 flgd. ausführlich beschrieben. Aber Einzelnes ist in jeder Hinsicht ganz eigenthümlich 1 ) und hat in Meklenburg noch nichts ihm Aehnliches gefunden, so daß man in der Bestimmung über die Alterthümer dieser Gegend einstweilen nur auf eine Uebergangsperiode in der Völkergeschichte rathen darf.

Es sind außer den erhaltenen Alterthümern in der Gegend von Ludwigslust häufig Urnen ausgegraben, welche jedoch, nach angestellten Erkundigungen, unter den Händen der Landleute untergegangen sind. Nächst dem angezeigten Sandberge beim klenowschen Schulzengehöfte ist vorzüglich der, nahe bei demselben liegende Garten des Herrn Oberstlieutenants von Elderhorst ergiebig gewesen, durch dessen sorgende Aufmerksamkeit und Liebe zur Sache die auf seinem Grundstücke gefundenen Alterthümer jedesmal gerettet und für die Wissenschaft gewonnen sind. Am merkwürdigsten ist aber der Fund, welcher im Frühling des J. 1837 bei Umsetzung eines Obstbaumes in diesem Garten gemacht und unserm Vereine von dem Besitzer geschenkt ward. Die Aufnehmung der Alterthümer ist von dem Herrn von Elderhorst selbst bewerkstelligt und sorglich erhalten, wie es der folgende Bericht nach den ausführlichen Mittheilungen des Herrn Schenkers besagt.

Einige Fuß tief im Sande, ohne Aufwurf eines Hügels, stand eine nicht große Urne, dunkel im Bruch und mit Kiessand vermengt, von dunkler Farbe im Innern, von gelbbrauner Farbe in der Außenseite, mit ziemlich horizontalen Wänden ohne große Ausbauchung, dem Anscheine nach den übrigen, im Frid. Franc. abgebildeten ludwigsluster Urnen ähnlich. Leider war die Urne schon zusammengedrückt; jedoch ist ein Rest des Untertheils aufbewahrt. In und bei der Urne war keine Spur


1) Die vielen gewundenen Halsringe von Bronze mit edlem Rost, welche im J. 1810 bei Ludwigslust gefunden wurden, deuten auf die Zeit der Kegelgräber. Dagegen ward im J. 1827 im Garten des Hrn. v. Elderhorst eine knieeförmig gebogene Nadel von festem Eisen gefunden.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 46 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von Knochen und Asche. In der Urne auf dem Boden derselben lag gewissermaßen ein Nest von vielen hohl getriebenen, ganz erhaltenen und zerbrochenen Handringen von Bronzeblech; alle diese Ringe sind so künstlich in einander gelegt und gewissermaßen geflochten, daß diese Zusammenstellung noch jetzt, nach vielem Verschicken und Besehen, eine völlige Halbkugel bildet. Der Ringe, welche diese Halbkugel bilden, sind sechs in elf Enden; einige Ringe sind noch ganz, die übrigen in den Bruchstücken vollständig erhalten. Jeder Ring hat 3" im Durchmesser und ist im Blech gegen 1" breit, von der Dicke eines gewöhnlichen Eisenblechs. Die Ringe sind offen und glatt; Verzierungen sind nicht anders vorhanden, als daß jedes Ende durch zwei eingravirte Querlinien abgegrenzt ist. Kurz vor dem Ende hat jedes Ende des Ringes ein eingeschnittenes dreieckiges Loch von ungefähr 1/4" in den Seitenlinien, wahrscheinlich um durch Bänder die Ringenden zusammenbringen zu können. Die zerbrochenen Ringe sind noch in den Bruchstücken vollständig vorhanden; die Brüche sind alt und in den Bruchenden oxydirt; das Merkwürdigste ist, daß alle Bruchenden, welche noch alle zusammenpassen, kurz vor jedem Bruchrande zwei runde, regelmäßig eingebohrte Löcher haben, so daß immer je zwei solcher correspondirender Löcher von zwei zusammenpassenden Bruchenden gegenüberstehen, offenbar um die schon beim Gebrauch zerbrochenen Ringe durch Bänder wieder zusammenzuheften; von Metallnieten ist reine Spur. - Außerdem lag in dem "Neste" noch ein 2" langes und 1" breites Stück Erzblech mit Längenreifen verziert, dem Anschein nach ein Stück vom Rande eines bronzenen Gefäßes. - In der Höhlung der aus den Handringen gebildeten Halbkugel lagen zwei Schichten von kleinen Ringen, jede Schicht von 6 Ringen, in zwei Parthien neben einander gelegt, wie zwei Rollen. Die Ringe sind nicht alle gleich groß, sondern in jeder Schicht oder Rolle folgte einem größern Ringe ein etwas kleinerer, so daß eine Schicht sich bildet wie ein abgestumpfter Kegel; der größte Ring hat 1 3/8", der kleinste 1 1/8" im Durchmesser. Die kleinen Ringe sind alle geschlossen, massiv und rund im Drath, der gegen 1/8" dick ist. Bei einer Rolle von sechs Ringen lag noch ein siebenter, der jedoch dünner ist, als die übrigen. Alle diese Ringe scheinen zu Beschlägen benutzt worden zu sein. - Oben in der Höhlung zwischen den Zwei Rollen von Ringen lag ein kahnförmiger Beschlag aus Bronzeblech, 2" lang, in der Mitte 1 1/8" breit, an einer Seite eingebogen, inwendig, wie es scheint, mit Leder, gefuttert.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 47 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Dieser Beschlag scheint nach allen Anzeichen am Eingange einer Degen= oder Messerscheide gesessen zu haben, oder auch um das Ende eines breiten Griffes. - Ueber dem Ganzen lag ein bronzener Pfriemen, 4" lang, in einer Hälfte rund und spitz auslaufend, in der andern Hälfte viereckig und breit auslaufend.

Alle diese Sachen sind aus Metall, jedoch von einer andern Composition, als sonst in den Gräbern der Vorzeit vorkommt: das Metall ist nämlich heller, als sonst die antike Bronze. Der Pfriemen ist am dunkelsten (d. h. am meisten roth); die Armringe sind schon heller, noch heller ist der Beschlag; die kleinen geschlossenen Ringe sind fast ganz weiß, wie Silber. Edler Rost ist nicht bemerkbar; überhaupt ist die Oxydirung nur matt und wird stufenweise immer schwächer, je weißer das Metall ist: am meisten ist der Pfriemen verrostet, die kleinen Ringe dagegen sind fast ganz blank und haben nur stellenweise einen leichten Anflug von Rost.