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XXXIII. 3.
des
Schwerin, im April 1868 .
I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.
D er vierte Band des Meklenburgischen Urkundenbuches ist nunmehr bereits in den Händen der Subscribenten, und damit die ganze erste Abtheilung des Werkes bis zum Schlusse des 13. Jahrhunderts vollendet. Noch hat die Kritik, welche die ersten Bände so günstig aufgenommen hat, nicht Zeit gehabt, sich über den letzten mit seinen umfänglichen und reichen Registern auszusprechen, wir dürfen aber ihrem Spruche gewiß mit Ruhe entgegen sehen. Der Druck des 5. Bandes ist bereits bis zum 10. Bogen fortgeschritten.
Für den nächsten Band der Jahrbücher sind in diesem Quartale nur einige kleinere Berichte und Correspondenzen eingegangen, namentlich von dem Herrn Pastor Dr. Krüger zu Boddin bei Gnoien, früherem Seminarlehrer zu Neukloster, über die Stelle des alten heidnischen Dorfes Kussin und dessen Burgstelle auf dem Werder im Neuklosterschen See, mit Einsendung verschiedener dort gefundener Alterthümer. Vgl. die folgende Rubrik.
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II. Die Sammlungen des Vereins.
1) Die Alterthümer=Sammlung.
a. Aus der Steinzeit.
Ein spanförmiges Messer aus weißgrauem Feuerstein, 4" lang, anscheinend viel gebraucht; ein Messer aus dunkelgrauem Feuerstein, 5 1/2" lang, einem rohen Dolche ähnlich; ein hammerförmiger Block aus grauem Feuerstein, 4 1/2" lang und an dem einen, 2" dicken Ende viereckig, am andern Ende spitz zugeschlagen, und vier natürliche, länglich abgerundete Feuerstein=Kegel, gefunden 1867 auf einer Anhöhe an der Klasbek bei dem Neuklosterschen See und geschenkt von dem Herrn Pastor Dr. Krüger zu Boddin, früher Seminarlehrer zu Neukloster.
Ein spanförmiges Feuerstein=Messer, 4 1/2"lang, und ein Feuerstein=Span, gefunden 1867 am Ostorfer See bei Schwerin und geschenkt von dem Maler Herrn Suhrland daselbst.
Ein Keil aus Feuerstein, gef. in einem Moderlager zu Gr.=Lukow bei Teterow und geschenkt von dem Herrn Vice=Landmarschall Freiherrn v. Maltzan daselbst.
Ein Keil aus Feuerstein, gef. zu Wiek bei Schwaan in der Nähe des Burgwalles Werle, gesch. von dem Herrn Forstgeometer Evers in Schwerin, jetzt Senator in Parchim.
Eine Häkelnadel und zwei Netzstricknadeln von Knochen, gef. auf der Paradieskoppel bei Dobbertin und gesch. von dem Herrn Dr. Sponholz daselbst. Vgl. Quartalbericht XXXIII. 2, S. 9.
Ein Stück ungewöhnlich dicken und sehr harten Leders, gef. 14 Fuß tief im Moore bei dem Landarbeitshause zu Güstrow und gesch. von dem Herrn Ober=Inspector v. Sprewitz daselbst.
Einheimische Alterthümer dieser Periode wurden in dem letzten Quartale nicht erworben. Dagegen schenkte Herr Redacteur Fischer in Berlin, früher in Schwerin, und Mitglied des Vereins, einen kleinen, 2 1/2 Zoll hohen Becher aus Thon, dessen unterer Bauchrand mit drei eingeritzten concentrischen Kreisen verziert ist. Das Gefäß ist in der Provinz
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Posen, im Kreise Wongrowiec, gefunden. Es stammt aus heidnischer Zeit, da die Thonmasse stark mit zerstampftem Granit durchknetet ist, und scheint noch der letzten Bronzezeit anzugehören. Mit Sicherheit ist das Alter jedoch nicht zu bestimmen.
Eine kleine Sammlung verschiedener Alterthümer aus der letzten Heidenzeit, namentlich Thierknochen, eine Menge Topfscherben, Stücke von sogenannten Klemstaken, ein Spindelstein, eine weiße Steinperle u. s. w., gef. in dem Seminargarten zu Neukloster (Kussin) und gesch. von dem Herrn Pastor Krüger zu Boddin.
Verschiedene Folter=Instrumente aus dem Rathhause der Stadt Wittenburg, geschenkt von dem dortigen Magistrate.
Eine Kanonenkugel aus röthlichem Granit ungefähr 8 Zoll im Durchmesser, gefunden zu Malchin, geschenkt von dem Herrn Maler Greve daselbst.
Ein halber Ortsthaler des Herzoge Albrecht 1527, ein dänischer Groschen 1665 (Glückstadt), ein schwedischer Oer 1604, ein Stralsunder Sechsling 1686, ein Lübecker Dreiling (1607?) und ein Groschen des Königs Stanislaus August von Polen 1766. Geschenk des Herrn Malere Greve zu Malchin.
Ein dänischer Groschen 1650, ein Stralsunder Groschen 1677, ein Rostocker Pfennig 1682 und 5 fremde Kupfermünzen neuerer Zeit. Geschenk des Herrn Kaufmanns Schabbel in Rostock.
Zwei Doppelschillinge des Herzogs Adolf Friedrich I. 1613 und 1614, gefunden mit mehreren anderen Münzen in einem Topfe im Burggraben zu Bristow. Geschenk des Herrn Pogge auf Pölitz.
Zwei Dütchen der Stadt Rostock 1614, ein Dütchen der Stadt Wismar 1615, ein Dütchen der Stadt Stralsund 1613 und eine türkische Münze, gefunden bei Rostock (1833). Angekauft.
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Ein photographirter plan der Stadt Malchin, geschenkt von dem Herrn Maler Greve daselbst.
Ein genauer Plan der Stadt Woldegk von 1580 in einer Copie von 1780, geschenkt von dem Herrn Maurermeister Scheidling in Malchin.
I. Dänemark.
II. Belgien.
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III. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
IV. Oesterreich.
V. Bayern.
VI. Großherzogthum Hessen.
VII. Preußen. Pommern. Sachsen. Schlesien.
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VIII. Schleswig, Holstein und Lauenburg.
IX. Hamburg und Bremen.
X. Meklenburg.
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Ein Rennthiergeweih mit dem Schädel und die Schaufel von einem jungen Elen, gefunden zu Grapen=Stieten tief im Moder, geschenkt von dem Herrn Ehlers zu Grapen=Stieten.
III. Die Matrikel des Vereins.
Am 20. Januar d. J. starb der Gymnasial=Director Professor Dr. Danneil zu Salzwedel im 85. Jahre seines Lebens. Der Verstorbene war einer der ältesten und verdientesten nationalen Alterthumsforscher und Stifter des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel und stand mit unserm Vereine seit dessen Gründung in ununterbrochenem, freundlichem Verkehre, nachdem er am 5. October 1835 zu unserm correspondirenden Mitgliede ernannt war.
In der letzten Quartalversammlung am 6. April d. J. ward dagegen der Herr Privatdocent Dr. Pyl zu Greifswald, Verfasser mehrer geschätzter historischer und genealogischer Werke über Pommern, zum correspondirenden Mitgliede ernannt.
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Von den ordentlichen Mitgliedern unsers Vereins starben im Anfange des Monats März der Bürgermeister Lüders zu Lage, Mitglied seit 28. September 1835, und am 20. desselben Monats der Pastor Kossel zu Tarnow bei Bützow, Mitglied seit 7. Juni 1856. - Ausgetreten sind die Herren Pastor Flörke zu Toitenwinkel, Pastor Niemann zu Gorschendorf und der bisherige Bürgermeister Rath Siemssen zu Stargard in Folge seiner Uebersiedelung nach Preußen.
Außerdem ist hier noch des Todes zweier Männer zu gedenken, deren Name zwar nicht, oder wenigstens nicht mehr in der Matrikel des Vereines steht, die sich aber in früherer Zeit wesentliche Verdienste um denselben erworben haben. Am 20. Januar d. J. starb nämlich der Dr. Ernst Boll zu Neubrandenburg, als tüchtiger und trotz seiner vieljährigen Kränklichkeit überaus thätiger Naturforscher auch über die Grenzen Meklenburgs hinaus bekannt, der sich aber zugleich als Verfasser mehrer historischer Arbeiten, namentlich der weitverbreiteten und sehr geschätzten allgemeinen Geschichte Meklenburgs einen Namen gemacht hat und in früheren Jahren auch ein verdienstvoller Mitarbeiter an unseren Jahrbüchern war. - Noch näher stand uns der am 26. März d. J. verstorbene Regierungsrath Dr. Knaudt in Schwerin, einer der Mitstifter des Vereins und dessen eifriger Beförderer als vieljähriges Mitglied des Ausschusses und von 1851-56 als Vizepräsident. Ihm gebührt daher mit vollem Rechte ein Platz in diesen Annalen, wenn gleich er in den letzten Jahren seines Lebens leider durch seine betrübende Krankheit gezwungen war, sich von aller öffentlichen Wirksamkeit zurückzuziehen.
W. G. Beyer, Dr. Archivar,
als zweiter Secretair des Vereins.