zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 174 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Der Münzfund von Zarnekow.

Vom
Archivrath, Pastor G. M. C. Masch
zu Demern.

Eine Reihe von Münzfunden ist dem Verein seit seinem Bestehen zur Untersuchung gekommen, und es ist Nachricht davon in den Jahrbüchern gegeben; das aber ist das Erfreuliche bei diesen Funden, daß jeder von ihnen einen Ueberblick über ganze Classen geben und die Münzkenntniß für Norddeutschland wesentlich bereichern konnte. Von den Münzfunden von Remlin und von Schwan an, welche die ältesten Münzen, die in hiesiger Gegend umliefen, brachten, bis zum Münzfunde von Schwiesow, mit dem man die mittelalterlichen Münzen abschließen kann, sind alle Zeiten zur Anschauung gekommen und nicht in einzelnen Stücken, sondern in ganzen Classen, so daß nur noch einzelne Lücken auszufüllen übrig bleiben.

Eine solche Lücke wird nun durch den Münzfund von Zarnekow ausgefüllt. Im Frühling des J. 1864 ward auf dem Felde von Zarnekow bei Wismar ein Haufen von Granitgeschiebe ("eine Steinklippe") weggeräumt. Unter demselben fanden die Arbeiter einen, jetzt am Halse zerbrochenen, braunen Krug von gebranntem Thon, in welchem ungefähr 400 kleine Silbermünzen lagen. Der Herr Hintz auf Zarnekow hat die Freundlichkeit gehabt, den Fund dem Vereine sogleich zur Untersuchung zuzusenden und den größten Theil gegen Erstattung des Metallwerthes zu überlassen, auch den Krug, der sich durch die Münzen datiren läßt, herbei zu schaffen und dem Vereine zu schenken. - Der Herr Hintz hat nur 37 Stücke von den im Funde häufig vorkommenden Geprägen der Städte Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund zum Andenken zurück behalten.

Der Fund bietet uns Wittenpfennige zu vier Pfennigen des 14. Jahrhunderts in den aus dem Münzfunde von Ruest (Jahrb. XV, S. 335 flgd.) bekannten Formen und Münzstädten (es kommt als neu hier Kiel und Neustadt hinzu), bietet aber auch zugleich eine ansehnliche Anzahl einzelner

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 175 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Pfennige der angegebenen Zeit, welche bisher noch in keinem Funde uns zur Untersuchung vorgekommen sind und dem gegenwärtigen eine besondere Bedeutung geben.

Die einzelnen Pfennige, wenn gleich nicht ganz unbekannt, sind die am seltensten vorkommenden Münzen des 14. Jahrhunderts: natürlich, diese kleinen Stücke von etwa 13 MM. Durchmesser wurden am wenigsten vergraben, auch scheinen sie überhaupt nicht in großer Anzahl ausgeprägt zu sein.

Sie entsprechen in ihren Formen den mit ihnen gleichzeitigen Wittenpfennigen zu 4 Pfennigen, über die in Jahrbüchern XV sowohl hinsichtlich der Bilder, wie der aus diesen zu ermittelnden Prägejahre ausführlich gesprochen ward. Sie haben auch auf der einen Seite das Kreuz, und in der Gestaltung desselben liegt die Zeitbestimmung, also daß die mit reinem Kreuze vor 1379 und die mit einem Sterne nach diesem Jahre oder nach 1381 geprägt wurden, insofern sie aus den durch Münzrecesse verbundenen Städten Hamburg, Lübeck, Wismar, denen im letzteren Jahre Rostock und Stralsund beitraten, herstammen. Diesen schlossen sich in ihren Ausmünzungen Parchim, Güstrow, Kiel, Ripen, Flensburg, Oldeslo, Neustadt an, und man hat von diesen allen Wittenpfennige, von mehreren der Orte auch einzelne Pfennige aufzuweisen, jedoch hat sich von Rostock, Stralsund und Lüneburg (so viel mir bekannt) noch kein einzelner Pfennig gefunden, wie denn auch in dem bezüglichen Receß von 1381 (Grautoff Hist. Schriften III, S. 180) von einzelnen Pfennigen nicht die Rede ist.

Im Receß von 1379 (Grautoff III, S. 176) ist nun von den Städten Hamburg, Wismar und Lübeck beschlossen,

dat se wyllen slan enen penningh van vere penninghen unde enen penningh van enen penningh

und ferner:

unde de lutteke penningh scal ok plat wesen unde den schal men spisen uppe IX Lot sulvers VII Lot kopperes.

Hieraus ergiebt sich nun, daß das Korn derselben 9löthig ist. Der Schilling hatte auch damals 12 Pfennige, und war bestimmt, daß die Mark zu 43 Schillingen ausgemünzt werde. 43 Schillinge sind also 516 Pfennige, diese wiegen 16 Loth = 512/32 Loth, also wird der einzelne Pfennig zu knapp 1/32 Loth ausgeschrotet sein.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 176 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

In unserm Funde haben wir nun

einzelne Pfennige

1) von Lübeck. (Ueber dieselben habe ich in der Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte, II, S. 359, eine Mittheilung gegeben.) Es waren bereits einige Exemplare davon bekannt, auch besaß die Lübeckische Münzsammlung ein solches, aber undeutliches und deswegen von Schnobel Lüb. Münzcabinet S. 32 falsch beschriebenes Exemplar. - Von den in diesem Funde vorgekommenen sind 5 (4 ganze und 1 zerbrochenes) in Folge des Recesses von 1379, also mit einem Stern in der Mitte des Kreuzes, geschlagen, jedes Stück wiegt 1/32 Loth und schwankt der Abgang zwischen 1-3 Aß (9 1/2 Aß = 1/32 Loth). Nach der Strichprobe des Lübecker Wardeins fand sich der Gehalt zwischen 10 und 11 Loth, also besser, als vorgeschrieben. - In Folge des Recesses von 1403 (Dreyer Lübeck. Verord. S. 593), wo der Adler auf beiden Seiten erscheint, sind 2 Exemplare vorhanden, 1/32 Loth schwer, mit Abgang von 1 und 3 Aß.

2) von Hamburg. Gädechens Hamb. Münzen, II, S. 320, nennt diese Münzen Blafferte oder Zwei=Pfennigstücke; der Grund dafür ist nicht ersichtlich; durch die bekannten Recesse ist er nicht begründet und auch die von ihm angegebenen, sehr genauen Wägungen berechtigen nicht zu dieser Annahme. Die Hamburger Wittenpfennige zu 4 Pfennige wiegen nach seiner Angabe = 0,085-0,090 Loth, die Hälfte würde also 0,045 sein, seine s. g. Blafferte aber 0,027, also etwas mehr als 1/4 der Wittenpfennige; man kann sie also nur als einzelne Pfennige ansehen. - Hier haben wir einen Pfennig von 1379, also mit vollem Kreuze (Gädechens Nr. 1122), = 1/32 Loth + 1 Aß, und zwei nach 1379, Sterngeld, (Gädechens Nr. 1228), beide zu 1/32 Loth weniger 1 Aß.

3) von Wismar sind bereits die Pfennige in Folge des Recesses von 1379 mit dem Stern und 1387 mit dem Rundele bekannt. (S. Evers II, S. 437 und 438, der sie als Dreilinge, jedoch mit dem Bemerken, daß sie als Pfennige Werth gehabt haben, aufführt.) Hier sind nur die ersteren, und zwar 18 an der Zahl, vorgekommen. Sie sind an Gewicht denen von Lübeck gleich mit einem Abgang von 1 - 4 Aß; die 18 vorhandenen sind 15/32 Loth schwer. Daß dies Minus Evers bestimmt hat, sie zu 1/64 Loth anzugeben, ist wohl gewiß, obgleich durch diese Angabe das Gewichtsverhältniß gestört wird.

Außerhalb dieser Recesse, aber sich ihnen anschließend, sind nun die Pfennige.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 177 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

4) von Parchim. Davon hat Evers II, 20 einen Pfennig angegeben zum Gewicht von 5 Aß; es kann sein Exemplar so leicht gewesen sein, denn die vorliegenden 11 Stücke (= 9/32 Loth) sind sehr ungleich gestückelt (von 6 Aß bis 1/32 Loth = 9 1/2 Aß). Es konnten also diese Stadtpfennige immer mit denen der verbundenen Städte umlaufen.

5) Von Güstrow ist nur ein Pfennig vorhanden, welcher ein volles Kreuz hat, sich also der frühesten Form anschließt; er wiegt 1 Aß über das Normalgewicht 1/32 Loth (ein Exemplar meiner Sammlung ist ein Aß darunter).

6) Von Oldeslo ist der Pfennig, von dem hier 4 Stempel sich fanden, bereits bekannt und in Grote Blätter für Münzkunde, 1835, T. 21, Nr. 268 abgebildet. Da das Kreuz mit keinem Durchbruch versehen ist, so muß er wohl der älteren Zeit, d. h. vor 1379, beigelegt werden. Das Gewicht von 1/32 Loth hat 2-4 Aß Abgang erlitten.

Da dieser Fund, dessen Zeit sich aus den Lübecker Münzen nach 1403 ergiebt, in der Nähe von Wismar gemacht ward, so ist es natürlich, daß diese Stadt, dann Lübeck und Rostock am zahlreichsten vertreten sind, während manche andere Münzstätte ihr Gepräge in die Handelsstadt sandte. Die aus demselben erworbenen 320 Wittenpfennige wogen gereinigt 28 8/32 Loth. Die 43 einzelnen Pfennige 1 5/23 Loth; man kann annehmen, daß hier 2 marcae denar. Lubicens. vorliegen.

Zahlenverhältniß.

Münzfund
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 178 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Beschreibund der Münzen


I. Lübeck.

Wittenpfennige.

1) Vor 1379 (75 Stück = 6 27/32 Loth)

Wittenpfennige

2) Von 1379.1387 (8 Stück = 7/16 Loth)

Wittenpfennige

4) Von 1403 (2 Stück = 1/8 Loth + 4 Aß)

Wittenpfennige

Anm. Diese auch später in manchen Stempeln vorkommende Münze ist keine der bekannten Münzrecesse in ihrer Form angemessen, auch paßt das Gewicht 1/16 Loth nicht zu den Wittenpfennigen. Man kann sie wohl als eine eigentliche Stadtmünze zu 2 Pfennigen ansehen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 179 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Pfennige.

1) Von 1379-1387 (5 Stück = 1/8 Loth).

Pfennige

2) Von 1403-1410 (2 Stück = 1/16 Loth - 4 Aß).

Pfennige

II. Hamburg.

Wittenpfennige.

1) Vor 1379 (33 Stück = 2 29/32 Loth).

Wittenpfennige

2) Von 1379-1387 (3 Stück = 9/32 Loth).

Wittenpfennige
Pfennige.

1) Vor 1379 (1 Stück = 1/32 Loth)

Pfennige

(S. Gädechens Nr. 1222).

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 180 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

2) Von 1379-1387 (2 Stück = 1/16 Loth - 2 Aß)

Pfennige

(S. Gädechens Nr. 1228).

III. Wismar.

Wittenpfennige.

1) Vor 1379 (86 Stück = 8 1/16 Loth).

Wittenpfennige

2) Von 1379-87 (22 Stück = 1 29/32 Loth).

Wittenpfennige
Pfennige.

Von 1379-1387 (18 Stück = 15/32 Loth - 3 Aß).

Pfennige
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 181 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

IV. Lüneburg.

Wittenpfennige.

1) Vor 1381 (1 Stück = 3/32 Loth).

Wittenpfennige

2) Nach 1389 (2 Stück = 6/32 Loth).

Wittenpfennige

V. Rostock.

Wittenpfennige.

1) Vor 1381 (57 Stück = 4 1/2 Loth.)

Wittenpfennige

2) Von 1381-1387 (4 Stück = 3/8 Loth - 5Aß)

Wittenpfennige

VI. Stralsund.

Wittenpfennige.

1) Vor 1381 (20 Stück = 1 25/32 Loth).

Wittenpfennige
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 182 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

2) Nach 1381-1387 (3 Stück = 1/4 Loth + 5 Aß).

Wittenpfennige

VII. Parchim.

Wittenpfennige.

(1 Stück = 3/32 Loth).

Wittenpfennige
Pfennige.

(11 Stück = 9/32 Loth).

Pfennige

VIII. Güstrow.

Wittenpfennige.

(1 Stück = 3/32 Loth).

Wittenpfennige
Pfennige.

(11 Stück = 1/32 Loth).

Pfennige

IX. Ripen.

Wittenpfennige.

(1 Stück = 1/16 Loth + 7 Aß).

Wittenpfennige
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 183 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

X. Kiel.

Wittenpfennige.

(2 Stück = 3/16 Loth — 2 Aß).

Wittenpfennige

S. Grote Münzblätter I, T. 21, 266.
Verzeichniß der Kieler Münzsammlung S. 14, Nr. 3.

XI. Oldeslo.

Pfennige.

(4 Stück = 3/32 Loth).

Pfennige

Die bei Grote a. O. T. 21, Nr. 268 gegebene Münze ist von einem verschiedenen Stempel.

XII. Neustadt.

Münze

Eine Münze von dieser Stadt Neustadt, früher Neu=Crempe in Wagrien, welche im Stadtsiegel einen Kahn mit 2 Männern und darüber ein Nesselblatt führt (Milde, Siegel des Mittelalters, Heft I, Taf. 5, Nr. 20 und 21), ist bisher noch nicht bekannt geworden.