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V.

Reliquien - Urnen

von

Bandekow und Nostorf,

von

G. C F. Lisch.


1. Reliquien=Urne von Bandekow.

B ei der Restauration der Kapelle zu Bandekow in der Pfarre Boizenburg ward im Jahre 1862 auch der alte steinerne Altartisch abgebrochen, auf welchem jedoch keine alte Altartafel mehr stand. In dem Altartische ward in einer Höhlung noch die bei der Weihung hineingesetzte Reliquienurne gefunden, welche der damalige Kirchen=Oekonomus, Elbzoll=Revisor Wachhals an sich nahm und später an das großherzogliche Antiquarium ablieferte. Die Urne, welche freilich am Halse zerbrochen ist, ist von dünnem, grünlichem Glase, mit 3 knotigen Reifen von demselben Glase und 3 aufgelegten, dünnen Reifen von blauem Glase verziert. In der Urne lag eine Masse, welche zu Staub zerfallen war, ohne Zweifel in Seidenzeug eingewickelte Reliquien. Außerdem lag darin noch ein kleines Wachssiegel, welches nicht an einer Urkunde gehangen zu haben, sondern lose eingelegt gewesen zu sein scheint. Das Siegel ist rund und 1 1/4" im Durchmesser; es zeigt unter einem gothischen Baldachine ein sitzendes Marienbild mit dem Christkinde auf dem linken Arme und neben dem Baldachine zwei kleine Häuschen, in deren jedem ein Engel sitzt; unter dem Marienbilde ist in einer Nische rechts gelehnt

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ein Schild mit einer rechts gekehrten Spitze (das v. Parkentinsche Wappen), überragt von einem Bischofsstabe. Die Umschrift lautet in gothischer Schrift:

Umschrift

Dies ist also das kleine oder Secret=Siegel des ratzeburgischen Bischofs Dethlev v. Parkentin (1395-1419). Dieser Bischof führte zuerst ein Secretsiegel, welches eine parabolische Form und eine Umschrift in römischen Buchstaben hat (vgl. Masch Bisth. Ratzeb. S. 319) und sicher 1397-1409 vorkommt; er führte vorher schon als Propst dasselbe Siegel, welches er als Bischof wahrscheinlich umändern ließ. In den neuesten Zeiten ist aber zum Jahre 1414 ein jüngeres Secretsiegel dieses Bischofs entdeckt, welches dem Abdruck in der Reliquienurne von Bandekow gleich ist. Die Reliquienurne wird also in die Zeit zwischen 1410 und 1419 fallen und die Kapelle zu Bandekow ungefähr um das Jahr 1415 erbauet sein.


2. Reliquien=Urne von Nostorf.

Bei der Restauration der Kirche zu Nostorf bei Boizenburg im Jahre 1863 ward auch der steinerne Altartisch abgetragen und, nach einem Berichte, unter demselben beim Ausgraben des Fußbodens ein gläsernes Gefäß gefunden , in welchem die hier unten folgende besiegelte Pergament=Urkunde lag, nach welcher der ratzeburgische Bischof Johann v. Parkentin am 2. Oct. 1483 die Kapelle zu Nostorf geweihet hat, und zwar zuerst zu Ehren des Heil. Laurentius; unter den übrigen Heiligen der Kirche befindet sich auch der Heil. Ansverus. Das gläserne Gefäß ist beim Ausgraben leider zerbrochen.

Der Bischof Johann von Ratzeburg weihet die
Kapelle und den Altar zu Nostorf.
1483. Octbr. 2.

Nach dem Originale.

Johannes dei et apostolice sedis gracia Raceburgensis ecclesie episcopus presentium vigore protestamur et

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recognoscimus, quod anno domini millesimo quadringentesimo octuagesimo tercio, in die Leodogarii martiris atque pontificis, presens altare cum capella in honore dei omnipotentis ac sanctorum Laurentii leuite et martiris, sacratissime virginis Marie, eiusdem dei genitricis, Johannis baptiste, Mathei et Johannis apostolorum, Georgii, Sebastiani, Ansueri et sociorum eius martirum, Nicolai et Anthonii confessorum, Dorothee et Agnetis virginum et martirum rite dedicando consecrauimus, cooperante nobis gracia spiritus septiformis. In cuius rei fidem secretum nostrum presentibus duximus subappendendum. Datum et actum anno et die quibus supra.

Nach dem Originale, auf Pergament, in einer kleinen cursivischen Minuskel. An einem Pergamentstreifen hängt das bei Masch Bisth. Ratzeburg S. 385 beschriebene erste Secretsiegel des Bischofs Johann von Parkentin zu Ratzeburg, mit eingelegter rother Wachsplatte und Resten der Umschrift:

Umschrift

verdrückt und zerbrochen. -

Diese Originalurkunde ward im Jahre 1863 bei der Restauration der Kirche zu Nostorf bei Boizenburg unter dem Altare beim Ausgraben des Fußbodens gefunden; sie lag in einem Glase, welches leider von den Arbeitern unabsichtlich zertrümmert ist. Die Urkunde ist mit einer neuen Urkunde bei der Restauration wieder in den Altartisch gelegt.

 

Vignette