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Inhalt:

Jahrbücher

des

Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde,

aus

den Arbeiten des Vereins

herausgegeben

von

Dr. G. C. Friedrich Lisch,

großherzoglich meklenburgischem Geheimen Archiv=Rath,
Conservator der geschichtlichen Kunstdenkmäler des Landes, Regierungs=Bibliothekar,
Direktor der großherzoglichen Alterthümer= und Münzen=Sammlungen zu Schwerin,
Ritter des Rothen Adler=, des Nordstern=Ordens, des Dannebrog=Ordens und des Oldenburgischen Haus=Ordens, Inhaber der großherzogl. meklenb. goldenen Verdienst=Medaille und der königl. hannoverschen goldenen Ehren=Medaille für Wissenschaft und Kunst am Bande, der kaiserlich österreichischen und der kaiserlich russischen großen goldenen Verdienst=Medaille für Wissenschaft,
wirklichem Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Stockholm, correspondirendem Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der kaiserl. archäologischen Gesellschaft zu St. Petersburg, der kaiserl. Gesellschaft zu Abbeville und der oberlausitz. Gesellschaft der Wissensch. zu Görlitz, Ehrenmitgliede der deutschen Gesellschaft zu Leipzig, wirklichem Mitgliede der archäologischen Gesellschaft zu Moskau und Ehrencorrespondenten der kaiserl. Bibliothek zu St. Petersburg,
Ehrenmitgliede,
der geschichts= und alterthumsforschenden Gesellschaften zu Dresden, Mainz, Hohenleuben, Meiningen, Würzburg, Königsberg, Lüneburg, Emden, Luxemburg, Christiania und Zürich,
correspondirendem Mitgliede
der geschichts= und alterthumsforschenden Gesellschaften zu Lübeck, Hamburg, Kiel, Stettin, Hannover, Halle, Jena, Berlin, Salzwedel, Breslau, Cassel, Regensburg, Kopenhagen, Graz, Reval, Riga, Leyden und Antwerpen
als
erstem Secretair des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Einunddreißigster Jahrgang.


Mit einem Holzschnitt.

Mit angehängten Quartalberichten.


Auf Kosten des Vereins.
Vignette

In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung.

Schwerin, 1866.

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Gedruckt in der Hofbuchdruckerei von Dr. F. W. Bärensprung.
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Inhaltsanzeige.


A. Jahrbücher für Geschichte.

Seite
I. Döbbersen mit der Kirche und das Kloster Zeven, von dem Archiv=Rath Dr. Lisch 3
II. Ueber die letzten Herzoge von Holstein=Sonderburg von der Linie Franzhagen, von demselben 11
III. Drei Briefe des Herzogs Adolph Friedrich I. von Meklenburg aus den Kriegsjahren 1639 und 1640, von demselben 35
IV. Die Liepz vor Wismar, von D. C. W. 39
V. Reliquien=Urnen von Bandekow und Nostorf, von dem Archiv=Rath Dr. Lisch 46

B. Jahrbücher für Alterthumskunde.

I. Zur Alterthumskunde im engern Sinne. 51
1) Vorchristliche Zeit. 51
a. Steinzeit 51
Pfahlbauten von Russow 51
Höhlenwohnungen von Roggow 53
b. Bronzezeit 59
Wohnplätze von Zippendorf und Schwerin 60
c. Eisenzeit 65
Granitkegel von Quast, von dem Archiv=Rath Dr. Lisch
Mit 1 Holzschnitt.
d. Alterthümer anderer europäischer Völker 69
Antediluvianische Alterthümer von Abbeville und Grand=Pressigny, von demselben 69
II. Zur Baukunde. 73
Christliches Mittelalter, Kirchliche Bauwerke 73
Die Kirche zu Döbbersen, von demselben, siehe oben S. 3.
Die Kapelle zu Bandekow, von demselben, siehe oben S. 46.
Die Kirche zu Nostorf, von demselben, siehe oben S. 47.
Die Kirche zu Kavelstorf, von demselben 73
Die Kirche zu Malchin, von demselben 82
Das Universitätshaus zu Rostock und mittelalterliche Luftheizungen, von demselben 96
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III. Zur Kunstgeschichte 108
Medaillon der Herzogin Margarethe Elisabeth, von demselben 108
IV. Zur Naturkunde 113
Ueber die erste postdiluviale Periode und das Rennthier in Meklenburg, von demselben 116
Rennthierhorn von Wakendorf, von demselben 119

 


 

Nachricht für die Mitglieder.

Der Vorstand des Vereins hat beschlossen, ein dringend nothwendiges Haupt=Register über die bisher erschienenen 30 Jahrgänge der Jahrbücher herauszugeben. Dieses Werk wird aber so umfangreich werden, daß die jährlichen Geldmittel des Vereins zur Herausgabe neben den Jahrbüchern nicht ausreichen, und es ist daher nothwendig geworden, theils das Register innerhalb zweier Jahre in zwei Theilen erscheinen zu lassen, theils die Jahrbücher für das gegenwärtige Jahr an Umfang zu beschränken. Das gänzliche Ausfallen der Jahrbücher auf ein oder zwei Jahre hat wegen der regelmäßigen Aufeinanderfolge nicht zweckmäßig erscheinen können.


 

Druckfehler.
S.  9, Z. 9 v. o. lies sunt, statt hunc.
S. 10, Z. 6 v. u. lies Nonnen, statt Namen.

 


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A.

Jahrbücher

für

Geschichte.


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I.

Döbbersen

mit der Kirche

und

das Kloster Zeven,

von

G. C. F. Lisch.

E ine Meile nördlich von der Stadt Wittenburg, zwischen dieser und der Stadt Gadebusch, nicht weit von der Sachsen=Lauenburgischen Grenze, liegt, im Gebiete des ehemaligen Bisthums Ratzeburg, das Dorf Döbbersen auf einem hohen Vorsprunge über einer weit gestreckten Niederung, welche hier auch einen Bach und See einfaßt. Hoch hervorragend beherrscht dieses Dorf eine Kirche, welche in vieler Hinsicht sehr merkwürdig ist.

Die Kirche gehört zu den sehr saubern, harmonischen, tüchtigen, jungromanischen Ziegelbauten aus großen Ziegeln, wie sie vorherrschend im Sprengel des Bisthums Ratzeburg gefunden werden. Die Kirche besteht aus Chor, Schiff und Thurm. Alle drei Theile sind im Innern von Anfang an für den Kirchenraum eingerichtet und gewölbt.

Der Chor ist vierseitig. Der Ostgiebel ist ganz glatt, ohne Blenden, Friese und sonstige Verzierungen. Die Fenster sind verhältnißmäßig weit und hoch. Die östliche Altarwand hat ein etwas größeres Fenster, welches mit einem Rundstabe aus abwechselnd rothen und schwarz glasurten Ziegeln eingefaßt ist. Die Seitenwände haben an jeder Seite zwei von einander getrennte, etwas kleinere Fenster, welche ohne Verzierungen einfach schräge eingehen. Alle 5 Fenster sind im reinen Rundbogen gewölbt und in den Wölbungen geputzt. In der Nordwand ist eine kleine Pforte (für die Geistlichkeit),

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ebenfalls aus abwechselnd rothen und schwarz glasurten Ziegeln aufgeführt, welche ebenfalls rund gewölbt ist; sie ist jedoch an einer Seite etwas versunken und dadurch hat es den Anschein, als wenn der Bogen etwas zugespitzt wäre; sie ist aber ursprünglich rundbogig gewesen. Die beiden Seitenwände haben unter dem Dache einen Fries gehabt, welcher aus einem doppelten Zahnschnittfriese über einander und einer Ziegelstromschicht dazwischen besteht. Von diesem hübschen Friese sind jedoch nur noch an den Ecken einige Ueberreste vorhanden; die Hauptmasse, welche vielleicht schon etwas hinfällig gewesen ist, ist aber bei der jüngsten Restauration durch eine kümmerliche Hohlkehle ersetzt, welche aus modernen kleinen Ziegeln mühsam und schlecht mit dem Hammer ausgehauen ist. Diesen Fries haben auch andere aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stammende, alte, romanische Ziegelkirchen im Lande; so z. B. hat das Schiff der uralten, ganz romanischen, schönen Ziegelkirche zu Lübow bei Wismar einen solchen Fries, welcher aus einer Stromschicht und einem einfachen Zahnschnittfriese darüber besteht; eben so hat die Kirche zu St. Georg vor Ratzeburg an dem mit dem Chor des Domes zu Ratzeburg gleichalterigen Schiffe einen ähnlichen Fries von zwei Stromschichten über einander und einem Zahnschnittfriese darunter. - Im Innern ist der Chor von einem (rundbogigen) romanischen Gewölbe bedeckt, dessen Kappen nur in Näthen zusammenstoßen und noch nicht von Rippen gehalten werden.

Das Schiff, welches keine Pforte hat, ist auch viereckig. Es hat in jeder Seitenwand auch zwei von einander getrennte, einfach schräge eingehende Fenster, welche jedoch im Uebergangsstyl leise gespitzt sind. Eben so sind die beiden großen Bogenöffnungen des Schiffes in der Ost= und Westwand, der Triumphbogen und der Thurmbogen, welche zum Bau des Schiffes gehören, im Uebergangsstyle gespitzt. Das Gewölbe des Schiffes ist aber romanisch, ohne Rippen, und dem Chorgewölbe ganz gleich. Das Schiff hat unter dem Dache einen Fries gehabt, welcher aus einer doppelten Stromschicht besteht, ist aber fast ganz verloren gegangen.

Das Thurmgebäude ist ebenfalls viereckig und von Anfang an mit zur Kirche gezogen und mit zum Kirchenraum bestimmt. Es ist im Innern ebenfalls von einem romanischen Gewölbe ohne Rippen bedeckt, wie die beiden andern Theile der Kirche, und durch Fenster hinreichend erhellt. Die Schiff= und Thurmgewölbe sind gleich hoch, das Chorgewölbe ist etwas niedriger. Das Thurmgebäude hat eine ganz eigen=

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thümliche Einrichtung. In der Nordwand liegt die einzige große Hauptpforte der Kirche (für die Gemeinde.) Diese Hauptpforte ist, wie die kleine Chorpforte, aus abwechselnd rothen und schwarz glasurten Ziegeln im Rundbogen aufgeführt und gewölbt. Darüber ist ein großes Rundbogenfenster, und neben demselben sind zwei rundbogige Blenden. Ueber diesem Fenster ist ein aus einer doppelten Stromschicht gebildeter Fries, welcher in gleicher Linie unter dem Dache des Schiffes fortgesetzt gewesen, hier aber fast ganz verschwunden ist. Die Südwand des Thurmgebäudes hat ein dem nördlichen Fenster entsprechendes Rundbogenfenster. Die

Westwand des Thurmes ist in den jüngsten Zeiten durch styllose Vorblendungen gänzlich entstellt.

So erscheint die ganze, stattliche Kirche wie aus Einem Gusse, obwohl sie aus drei verschiedenen Theilen besteht. Alle drei Theile haben übereinstimmende Eigenthümlichkeiten:

1) alle drei Theile haben keinen Granitsockel, sondern die Ziegelmauern wachsen, wie dies bei romanischen Ziegelkirchen gewöhnlich der Fall ist, aus der Erde empor;

2) alle drei Theile haben, jeder für sich, auch das Thurmgebäude, an allen Ecken Lissenen, welche den romanischen Baustyl zu charakterisiren pflegen;

3) alle drei Theile sind mit gleichen romanischen Gewölben bedeckt, welche noch keine Gewölberippen haben;

4) alle drei Theile haben gleich gebildete Friese, welche in gleichen oder angemessenen Linien liegen.

Ritter hat schon im J. 1840 die Kirche, als sie restaurirt ward, untersucht und im Jahresbericht VI., S. 84 beschrieben, jedoch noch nicht ganz genau und kunstgerecht. Er führt außerdem noch an, daß sich beim Abkratzen der überkalkten und bei der Restauration wieder übertünchten Wände die bischöflichen Weihkreuze fanden, welche verschiedenartig gemalt waren; leider giebt er nicht an, ob die in den verschiedenen Theilen vorgefundenen Kreuze unter sich gleiche Farben hatten. Außerdem berichtet er, daß ungefähr in der Höhe der Weihkreuze mittelalterliche, kugelige, blaugraue Töpfe (zur Erleichterung des Mauerwerks) in die Seitenwände, mit der Oeffnung nach innen, eingemauert sind, in denen jedoch nichts gefunden ward; jetzt sind die Topfmündungen zugemauert.

Wir haben hier also einen vollständig ausgeführten romanischen Ziegelbau in so großer Sauberkeit, wie sie nur an romanischen Ziegelkirchen, namentlich des Bisthums Ratzeburg, vorkommt.

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Und doch sind die Fenster und Bogen des Schiffes, welches zwischen zwei ganz romanischen Bautheilen liegt, im Uebergangsstyle leise gespitzt. Es läßt sich daher nur denken, daß die Kirche an der Grenze zwischen dem rein romanischen und dem Uebergangsstyle gebauet ward.

Und hiezu stimmt die merkwürdige Baugeschichte der Kirche. Das Dorf mit einer Kirche ("cum ecclesia") stand schon im J. 1226, wie weiter unten nachgewiesen werden wird. Die Pfarre mit der Kirche bestand schon um das Jahr 1230, da sie in dem Ratzeburger Zehntenregister aufgeführt wird ("In parrochia Dobersche. Dobersche ecclesia"; vgl. Mekl. U. B. I., S. 367). Diese Kirche ist aber nicht mehr vorhanden, sondern hat der so eben beschriebenen, schönen Kirche Platz machen müssen. Glücklicher Weise besitzen wir grade von dieser Kirche noch die Weihungs=Urkunde. Als nach Schröder's Pap. Meklb. I., S. 660, im J. 1725 der bisherige Altar in der Kirche zu Döbbersen weggebrochen ward, fand man in demselben folgende alte Schrift, welche Schröder mitgetheilt erhielt und abdrucken ließ:

Nos Fridericus dei gratia Razeburgensis episcopus
consecravimus hanc ecclesiam et hoc altare in
honorem sancte Crucis, beate Marie virginis,
Viti . . martyris . . et omnium sanctorum, anno
domini M. CC(X)LV, II. kalend. Julii, pontificatus
nostri anno quinto.

Die Jahreszahl 1245 ist ohne Zweifel falsch gelesen, da Bischof Friedrich von Ratzeburg 1250-1257 regierte; es ist also ohne Zweifel 1255 (MCCLV statt MCCXLV) zu lesen (vgl. Meklbg. U. B. II. Nr. 752) Es geht aus dieser Urkunde hervor, daß der Bischof Friedrich die Kirche und den Altar zu Döbbersen am 30. Juni 1255 weihte und zwar zu Ehren des Heil. Kreuzes, der Jungfrau Maria und des Heil. Veit.

Diese Urkunde ist für die meklenburgische Baugeschichte eine der allerwichtigsten, da das merkwürdige Gebäude, auf das sie sich bezieht, fast noch ganz unverändert vorhanden ist. Es geht daraus hervor, daß man in Meklenburg noch im J. 1255 romanisch bauete, während daneben der Uebergangsstyl schon eine große Ausdehnung hatte. Es mag sein, daß in Döbbersen noch ungewöhnlich spät romanisch gebauet ward und daß man in dem Ratzeburgischen Sprengel, wo in alter Zeit der Ziegelbau blühte, noch lange gern den beliebten würdigen Baustyl beibehielt, während man im östlichen Meklenburg schon ein Vierteljahrhundert früher den Uebergangsstyl

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mit wenigen romanischen Anklängen durchführte, z. B. in Neukloster seit 1219 und in Güstrow seit 1226. Jedenfalls haben wir in Döbbersen ein Beispiel, daß noch in der Mitte des 13. Jahrhunderts Verständniß des romanischen Styls herrschte. Die Kirche zu Döbbersen liegt in den letzten Zeiten des romanischen Styls und in den ersten Zeiten der Ausbreitung des Uebergangsstyls.

Forscht man nach den Ursachen der für eine Landkirche ungewöhnlich saubern Ausführung dieses Baues, so könnte man auf den Gedanken kommen, daß die in dem Bisthume Ratzeburg blühende Baukunst die Veranlassung gewesen sei. Es liegt aber ein anderer Grund näher, welcher triftiger ist.


Das Dorf Döbbersen gehörte in alter Zeit dem Kloster Zeven, im Erzstifte Bremen, zwischen Bremen und Stade. Zeven war ein uraltes Nonnenkloster Benedictiner=Ordens, welches am Ende des 10. Jahrhunderts zu Heslingen gegründet und im Jahre 1141 nach dem nahe gelegenen Zeven verlegt und 1158 von dem Kaiser Friedrich I. bestätigt ward (vgl. Bremer Geschichtsquellen, von v. Hodenberg III. Das Zevener Urkundenbuch. 1858). Dieses Kloster besaß seit früher Zeit das in der Grafschaft Schwerin liegende Dorf Döbbersen mit der Kirche. Wann und wie das Kloster diese Besitzung erworben habe, ist leider nicht bekannt. Vielleicht war es eine uralte Schenkung der Grafen von Schwerin; am 8. Junii 1199 war der Hamburger Propst Hermann, ein Graf von Schwerin, gegenwärtig, als der Erzbischof Hartwig II. von Bremen dem Kloster Zeven gewisse Freiheiten verlieh (vgl. v. Hodenberg a. a. O. S. 15).

Das Kloster Zeven erscheint schon im Jahre 1226 im Besitze von Döbbersen. Als der Erzbischof Gerhard von Bremen im Jahre 1226 dem Kloster den Besitz der demselben gehörenden Güter bestätigte, wird unter diesen auch Döbbersen mit der Kirche im Bisthum Ratzeburg aufgeführt:

"Doberse cum ecclesia in episcopatu Racenborg."

(vgl. v Hodenberg a. a. O. S. 17, Nr. 15, und Meklenb. U. B. I., Nr. 320). Zu derselben Zeit besaß das Kloster auch 8 Hausstätten ("areas") in der Stadt Lübeck, welche es im Jahre 1226 an das Domcapitel daselbst verkaufte (vgl. v. Hodenberg a. a. O. Nr. 16 und Lübeck. U. B. I., Nr. 38, S. 50).

Mehr Nachrichten über den Besitz dieses Dorfes sind

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nicht bekannt. Es wird um das Jahr 1230 in dem Ratzeburger Zehntenregister und am 30. Juni 1255 in der Weihungsurkunde der Kirche genannt (vgl. oben), ohne daß des Klosters Zeven gedacht wird. Am 23. April 1283 bestätigte der Graf Helmold von Schwerin der Pfarre zu Döbbersen die oberste Fischwehr in dem Fischteiche ("gurgustrum supremum in piscina") daselbst, welche seine verstorbenen Vorfahren ("progenitores pie memorie") derselben geschenkt hatten (vgl. Meklenb. U. B. III., Nr. 1678).

Dies sind alle alten Nachrichten, welche über Döbbersen vorhanden sind. Im Jahre 1335 werden als bischöflich ratzeburgische Vasallen von den Zehnten des ganzen Dorfes Döbbersen die Brüder v. Ritzerow aufgeführt (vgl. Schröder Pap. Mekl. I., S. 1152):

"Item Otto et Bertoldus milites et Didericus armiger fratres dicti de Ritzerow de tota villa Doberschen et de dimidia decima omnium villarum suarum, quas habent, exceptis illis de quibus episcopus vel prepositus recipiunt decimas".

Das Kloster Zeven wird aber nirgends mehr erwähnt. Wahrscheinlich veräußerte dasselbe früh den Besitz, wie überhaupt die auswärtigen Klöster ihre Besitzungen wieder verkauften, nachdem die durch sie verbreitete Bildung feste Wurzel gefaßt hatte, namentlich im 15. Jahrhundert, und nachdem ihre Mission erfüllt war. In späteren Zeiten gehörte das Patronat der Kirche den Landesherren, Herzogen von Meklenburg. Noch zur katholischen Zeit, 1515 am Sonntage Reminiscere, bat Heinrich v. Bülow zu Stintburg den Herzog Heinrich von Meklenburg, dem Priester Arnold Eggerd die Präsentation zur Pfarre Döbbersen zu verleihen, und im Kirchen=Visitations=Protolle vom Jahre 1534 heißt es: "Dobersche, mit der Kapellen to Boddin dar in horende, dat is

"ein Furstenlehn, besittet Johannes Lindenbeke, vorlent von Hartich Albrecht binnen acht Jaren".

Im 13. Jahrhundert wird aber das Kloster Zeven den Besitz des Dorfes Döbbersen gehabt und ohne Zweifel die im Jahre 1255 geweihete Kirche erbauet haben, da Styl, Größe und Tüchtigkeit des Baues für einen mehr als gewöhnlichen Bauherrn sprechen. Hiefür reden denn auch klar die Heiligen, denen die Kirche im Jahre 1255 geweihet ward. Die Kirche zu Döbbersen ward zu Ehren des heiligen Kreuzes, der heiligen Jungfrau Maria, des heiligen Märtyrers Veit und aller Heiligen geweihet (vgl. oben S. 6).

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Unter diesen Schutzheiligen ist der H. Veit, dem die Kirche besonders geweihet ward, vorzüglich merkwürdig, da das Vorkommen des H. Veit wohl in dem Bisthume Schwerin erklärlich wäre, aber nicht so leicht im Bisthume Ratzeburg, also wohl besondere Veranlassung haben wird. Das Kloster Zeven war dem Heil. Veit geweihet und ohne Zweifel eine Pflanzung des uralten Veit=Klosters Corvey. Die oben erwähnte Urkunde über den Zevener Hausbesitz in Lübeck (vgl. S. 7) ist 1226 zu Zeven in dem Chore des Heil. Veit gegeben ("Acta hunc hec anno dominice incarnationis MCCXXVI., in choro sancti Viti in Tzevena". Vgl. v. Hodenberg a. a. O. S. 18, Nr. 16). Ja, am 17. Juni 1231 schenkte das Kloster Corvey zur Ausbreitung der Ehren seines Patrons, des H. Veit, dem Kloster Zeven auf dessen Bitte "Reliquien vom Sarkophage des Märtyrers" ("reliquias de sarcofago martyris"), zu deren Abholung der Propst Dietrich mit Gefährten von Zeven nach Corvey gekommen war (vgl. v. Hodenberg a. a. O. S. 18, Nr. 17). Seitdem wird die Kirche zu Zeven oft die Kirche des Heil. Veit genannt (z. B. "ob reverentiam beate virginis et "sancti Viti; beato Vilo et ecclesie in Zcievena" u. s. w.). Auf dem Siegel des Klosters Zeven, abgebildet bei v. Hodenberg a. a. O. S. 2, ist dargestellt, wie der Heil. Veit, mit der Ueberschrift VIT9, von der Jungfrau Maria empfangen wird. Es ist daher sehr erklärlich, daß die Kirche zu Döbbersen 1255 dem Heil. Veit geweihet ward

Es ist schließlich von geschichtlichem Werth die Beantwortung der Frage zu verfolgen, aus welcher Veranlassung das Kloster Zeven in den Besitz des Dorfes Döbbersen kam. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Kloster ein einsames Dorf in weit entfernter Gegend sollte gekauft haben. Viel glaublicher ist, daß das Kloster das Dorf geschenkt erhielt. und zwar schon früh zur Zeit der ersten Grafen von Schwerin und wegen der Verdienste des Klosters um das eroberte und neu cultivirte Land. In dem Bisthume Schwerin ging die klösterliche Cultur von dem Cistercienser=Orden aus, dem der meklenburgische Apostel Bischof Berno, vom Kloster Amelungsborn, angehörte. Daher war das von ihm gestiftete erste Mönchs=Kloster Doberan ein Cistercienser=Kloster und eben so das erste Nonnenkloster Sonnenkamp oder Neukloster ebenfalls ein Cistercienser=Kloster; eben so gehörte das etwas später gestiftete, Döbbersen ganz nahe gelegene, unter dem besondern Schutze des Grafen von Schwerin stehende, Nonnenkloster Zarrentin zum Cistercienser=Orden. Der Cistercienser=Orden

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folgte zwar im Allgemeinen der Regel des Heil. Benedict, hatte aber seine besondern Regeln.

Das Kloster Zeven war aber Benedictiner=Ordens und wird um die Einführung dieses Ordens in Meklenburg besondere Verdienste gehabt haben. Schon die Borwine harten, also vor 1225, zu Dobbertin ein Mönchskloster Benedictiner=Ordens gegründet, welches am 28. August 1227 bestätigt ward (vgl. Meklenb. U. B. I., Nr. 343, 386 und 551) und nach Doberan und Dargun das dritte große Mönchsfeldkloster im Lande war. Das Kloster ward aber umgesetzt, indem um das Jahr 1234 Nonnen eingeführt wurden (vgl. Mekl. U. B. I., Nr. 425) und die Mönche nach dem Marien=Kloster vor Stade zurückgingen (vgl. Mekl. U. B. I., Nr. 551) und 21. October 1243 allen Ansprüchen entsagten. Das im Jahre 1141 zu Ehren der heil. Dreieinigkeit, der Jungfrau Maria, der Apostel Petrus und Paulus, des Evangelisten Johannes und des Heil. Veit gestiftete und 1147 außerdem zu Ehren des Heil. Benedict geweihete Mönchskloster vor Stade war aber auch Benedictiner=Ordens (vgl. Lappenberg Geschichtsquellen des Erzstiftes Bremen, S. 188). Am 6. Mai 1218 schenkten der Graf Heinrich von Schwerin und dessen Gemahlin Audacia dem Kloster vor Stade ("monasterio sancte Marie virginis "extra muros Stadenses ordinis sancti Benedicti"; vgl. Mekl. U. B. I., Nr. 242) 3 Hufen in Vellahn. Das Kloster Dobbertin wird noch im 14. Jahrhundert urkundlich wiederholt ein Kloster Benedictiner=Ordens genannt. Bald nach der Stiftung des Klosters Dobbertin, welches freilich im Lande Werle und nicht in der Grafschaft Schwerin lag, ward im westlichen Meklenburg noch das Nonnenkloster Eldena für den Benedictiner=Orden gestiftet.

Auf diese Weise läßt sich klar die frühe Wirksamkeit der Benedictiner=Klöster im Erzstift Bremen auf die Cultivirung Meklenburg's erkennen, und es sich leicht erklären, daß das Kloster Zeven früh das Dorf Döbbersen geschenkt erhielt. Sehr wahrscheinlich waren durch Vermittelung des Klosters vor Stade die ersten Dobbertiner Namen von Zeven gekommen.

Ob der Name Dobbersche ganz wendisch oder von Dobbertin benannt ist, oder vielleicht Dobber=Shê (= guter See) heißt, soll nur eine etymologische Spielerei sein, auf die ich kein Gewicht legen will. (Vgl. Jahrb. VII., B, S. 28.)

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II.

Ueber
die letzten Herzoge von Holstein=Sonderburg

von

der Linie Franzhagen,

von

G. C. F. Lisch.


D ie letzten Sprossen des sogenannten Zweiges Franzhagen der Herzoge von Holstein=Sonderburg spielten in Meklenburg oft eine so seltsame Rolle, daß sie merkwürdig genug erscheinen, ihnen eine kurze Aufmerksamkeit zu schenken.


Die Anfänge zahlreicher Beziehungen wurzeln in dem benachbarten Herzogshause Sachsen=Lauenburg, welches mit dem herzoglichen Hause Meklenburg vielfach verwandt war. Der Herzog Franz II. von Sachsen=Lauenburg (1581 † 1619), ein bedeutender Kriegsmann, war zuerst mit der Herzogin Margaretha von Pommern, darauf mit der Herzogin Maria von Braunschweig=Lüneburg vermählt und war ein Vater von 19 Kindern, 5 von der ersten und 14 von der zweiten Gemahlin, nämlich im Ganzen 7 Töchtern und 12 Söhnen, unter welche sich das große Vermögen sehr vertheilte. Bei Büchen 1 ) im Kirchspiel Pötrau hatte der Herzog (wahrscheinlich auf der alten Feldmark Volcmarsfeld) ein Schloß in dem Orte Franzhagen, auch wohl Franzgarten genannt.


1) Auf dem Altargemälde der durch ihre Gewölbemalereien höchst merkwürdigen Kirche zu Büchen ist der Herzog mit seiner Gemahlin Maria und mit zwölf seiner Kinder dargestellt. Vgl. Jahrb. XX., S. 320.
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Die Herzogin Maria, eine ausgezeichnet tüchtige und erfahrene Frau, ließ im Jahre 1608 bei dem Schlosse eine Hofkirche 1 ) bauen und legte dazu die alte, bekannte Pfarrkirche zu Pötrau mit den Dörfern Witzeze und Bartelsdorf 2 ).

Ein Sohn des Herzogs Franz II. war Franz Albrecht, welcher 1640 mit Christina Margaretha, Tochter des Herzogs Johann Albrecht von Meklenburg=Güstrow, vermählt war, aber schon 1642 im Kriege starb. Die Wittwe ward im Jahre 1650 mit dem Herzoge Christian (Louis) von Meklenburg=Schwerin wieder vermählt, mit welchem sie viel in dem nicht weit von Franzhagen entfernten Stinchenburg (jetzt Stintenburg), welches ihr Vater gekauft und ihr zum Leibgedinge verschrieben hatte, lebte, aber im Jahre 1663 von demselben geschieden.

Ein anderer Sohn des Herzogs Franz II. von Sachsen=Lauenburg war Franz Heinrich, welcher nach zurückgelegten Kriegsdiensten zu Franzhagen wohnte und nur zwei Töchter hinterließ. Er ließ nach Franzhagen einen großen Kanal graben und erhielt von der bei der Arbeit bewiesenen Sparsamkeit den Beinamen "Franz Drögbrod". Er starb 26. Nov. 1658 zu Franzhagen.

Die ältere Tochter Erdmuth Sophia war 1665 mit dem Herzoge Gustav Rudolf von Meklenburg, einem jüngern Bruder des Herzogs Christian (Louis) von Meklenburg=Schwerin, vermählt. Der Herzog Gustav Rudolf starb im Jahre 1670 zu Tempzin und ward einstweilen in der Kirche daselbst beigesetzt. Nachdem seine Wittwe im Jahre 1689 zu Billwerder gestorben und deren Leiche in die Kirche zu Franzhagen gebracht war, ward auch die Leiche des Herzogs Gustav Rudolf dahin gebracht, und beide Leichen wurden im Herbste 1690 zusammen in dem restaurirten Erbbegräbnisse in der Kirche zu Franzhagen durch die Fürsorge ihrer jüngern Schwester beigesetzt.

Die jüngere Tochter des Herzogs Franz Heinrich von Sachsen=Lauenburg war Eleonore Charlotte, welche mit dem Herzoge Christian Adolf von Holstein=Sonderburg vermählt und durch ihr Erbe Franzhagen die Veranlassung zu der holstein=sonderburgischen Linie Franzhagen ward.


1) Als erster Hofprediger ward am Sonntage Quasimodogeniti 1609 daselbst Mathias Borstel eingeführt. Der letzte Hofprediger war Conrad Remmers 1695. Vgl. Burmester Lauenb. Kirchengeschichte S. 150.
2) v. Kobbe Gesch. von Sachsen=Lauenburg III., S. 267 fgd.
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Die Herzogin Eleonore Charlotte von Sachsen=Lauenburg, die jüngere Tochter des Herzogs Franz Heinrich zu Franzhagen, war am 8. August 1646 geboren und ward am 1. Nov. 1676 mit dem Herzoge

Christian Adolf von Holstein=Sonderburg

(geb. 3. Junii 1641 † 11. Januar 1702) vermählt. Der Herzog, ein ganz den Wissenschaften lebender Mann, sah sich während schwerer Kriegszeiten im Jahre 1667 genöthigt, seine stark mit Schulden belastete Herrschaft Sonderburg dem Könige von Dänemark abzutreten, und schlug seine Residenz in Franzhagen, dem Leibgedinge seiner Schwiegermutter und der Heimath seiner Gemahlin, auf 1 ). Daher wird seine Nachkommenschaft die holstein=sonderburgische Linie Franzhagen genannt. Während des Lebens dieses herzoglichen Ehepaares starb am 29. Sept. 1689 Julius Franz, der letzte Herzog von Sachsen=Lauenburg. Eleonore Charlotte, welche erst am 9. Febr. 1709 starb, war die letzte ihres Stammes.

Herzog Christian Adolf von Holstein=Sonderburg=Franzhagen hinterließ nach seinem am 11. Januar 1702 erfolgten Tode zwei Söhne: Leopold Christian und Ludwig Carl, welche unter der Obhut ihrer verwittweten Mutter standen.

Nach ihres Gemahls Tode erscheint die herzogliche Wittwe zuerst zu Gadebusch wohnhaft, von wo sie alle ihre Briefe ausstellt; ihr eigentlicher Wohnsitz blieb aber Franzhagen.

Herzog Leopold Christian von Franzhagen.

Kaum war der Vater todt, als die Söhne sich in vielfache anstößige Liebeshändel verwickelten.

Der älteste Sohn, Prinz Leopold Christian (geb. 25. August 1678), damals 24 Jahre alt, war in den Netzen der Wittwe Anna Dorothea v. Schack, geb. v. Lützow, zweiten Gemahlin des Hartwig v. Schack auf Müssen im Lauenburgischen (zwischen Büchen und Schwarzenbek, nahe bei Franzhagen) und auf Drei=Lützow im Meklenburgischen. Anna Dorothea war in der Jugend wohl Hofdame bei der Herzogin gewesen, da sie noch im Jahre 1702 für den "Dienst bei der Herzogin" 100 Thaler forderte.


1) Vgl. v. Kobbe a. a. O. II., S. 419, und v. Duve Mittheilungen zur Staatsgeschichte des Herzogthums Lauenburg, S. 172.
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Das Gut Drei=Lützow war ein altes v. Lützow'sches Lehn und nach ausgebrochenem Concurse zum Theil durch Adjudication an Hartwig v. Schack auf Müssen gefallen, zum Theil durch diesen von den Gläubigern gekauft. Im Jahre 1666 kaufte Hartwig v. Schack auf Müssen von wailand Adam v. Lützow's Gläubigern den dritten Theil des Gutes und im Jahre 1668 nahm er einen andern Theil zum Pfande, und nahm seinen Wohnsitz vorherrschend auf diesem Gute. Hartwig v. Schack war zwei Male verheirathet. Seine erste Frau Catharina v. Parkentin starb um das Jahr 1671 und hinterließ ihm zwei Söhne: Franz Joachim und Hartwig Christoph, und drei Töchter. Hartwig v. Schack heirathete bald nach dem Tode seiner ersten Frau die Anna Dorothea v. Lützow wieder. Am 13. Febr. 1675 hielt Hartwig mit seinen Kindern erster Ehe eine Verabredung, um sich mit ihnen auseinanderzusetzen; aber der Tod ereilte ihn unvermuthet; er starb wahrscheinlich im Anfange des Jahres 1676: er lebte noch am 8. April 1675 und war am 2. Mai 1676 schon todt. Er hinterließ seine zweite Frau Anna Dorothea v. Schack als Wittwe mit zwei unmündigen Söhnen: Franz Barthold und Hartwig Friedrich v. Schack. Nachdem Hartwig v. Schack "vor einigen Jahren Todes verfallen" war, so ward am 31. Julii 1679 über seine Verlassenschaft "zwischen der Frau Anna Dorothea v. Lützow, des seligen Herrn Hartwig v. Schack hinterlassenen Wittwe, mit deren zwei Kindern und den Kindern erster Ehe ein Vertrag aufgerichtet, nach welchem Hartwig Christoph v. Schack seinen halbbürtigen Brüdern, den unmündigen Franz Barthold und Hartwig Friedrich v. Schack, freiwillig das Gut (väterliche Lehngut) Müssen abtrat, aus welchem die Wittwe selbst 5065 Thaler zu fordern" hatte.

Das Gut Drei=Lützow war dem Hartwig Christoph v. Schack zugefallen, welcher dazu im Jahre 1694 das Allodialgut Hülseburg mit dem Dorfe Prefek erbte. Das Gut Hülseburg, welches zu Gammelin eingepfarrt ist, war auch ein altes v. Lützow'sches Lehn. Im Jahre 1653 verkauften des Bernd v. Lützow Kinder das Gut an Heinrich Lübbeke, Obristlieutenant der Stadt Lübeck, welcher Dorothea v. Lützow zur Frau hatte. Am 13. Julii 1653 erwirkte das Ehepaar, daß Hülseburg allodialisirt ward. Heinrich Lübbeke starb vor dem Jahre 1659 und hinterließ das Gut seiner Wittwe und seinen Kindern. Im Jahre 1662 hatte der Pastor Albert Lüder zu Gammelin ihr, "Dorothea Lützow, Wittwe von Lübcken", das Abendmahl, weil sie wegen Kränklichkeit die Kirche versäumte,

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vorenthalten. Sie starb im Jahre 1672. Am 3. Junii 1683 verkaufte ihr Sohn Christoph Heinrich v. Lübcken das Gut an den braunschweig=lüneburgischen Obristlieutenant Johann Strup von Gelnhausen, Commandanten auf der Festung Kalkberg bei Lüneburg. Hartwig Christoph v. Schack heirathete dessen einzige Tochter Hedwig Anna Eleonore Struppen v. Gelnhansen. "Nachdem Gott seine Schwiegermutter, des sel.

"Obristen Stroppen von Gehnhausen nachgelassene Wittwe unlängst aus dieser Welt abgefordert und sie ihm und seiner Eheliebsten, als deren einzigen Tochter, das Allodialgut Hülseburg erblich hinterlassen" hatte, meldete sich Hartwig Christoph v. Schack am 1. Nov. 1694 zum Allodialeide. Hartwig Christoph starb vor 1714; seine Wittwe war noch 1724 im Besitze von Hülseburg. (Vgl. auch unten bei Dorothea v. Winterfeld.)

Wegen des Gutes Drei=Lützow schloß der Landrath August Barthold v. Lützow im Jahre 1698 mit Hartwig Christoph v. Schack einen Vergleich, durch welchen v. Lützow das Gut wieder reluirte.

Die Wittwe Anna Dorothea v. Schack lebte fortan mit ihren beiden minderjährigen Söhnen zu Müssen. Im Jahre 1684 bat sie um beglaubigte Abschrift der Gutsurkunden, da "ihr seliger Ehewirth aus zwei Ehen Söhne hinterlassen habe, von denen die aus erster Ehe sich wegen des prätendirten großmütterlichen Gutes in das Gut Drei=Lützow hätten immittiren lassen, die beiden jüngern aber noch als unmündige Kinder bei ihr zu Müssen unterhalten" würden.

Alle diese Verhältnisse und Zahlen sind actenmäßig und sicher. Nach allen geschilderten Verhältnissen mußte Anna Dorothea v. Schack, selbst wenn sie sich jung mit Hartwig v. Schack verheirathet hatte, im Jahre 1672 gegen 50 Jahre alt sein! Und trotz dieses hohen weiblichen Alters hatte sie ernstliche Absichten auf den jungen Prinzen.

Der Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg hatte durch seinen Kammerrath Schultze die Herzogin wegen "dieses ihres ältesten Prinzen und der sogenannten Madame Schack halber ihr zugestoßenen, nie erhörten, über die Maßen großen Unglücks", wie sie schreibt, getraulich warnen lassen. Da sie deshalb keine Ruhe finden konnte, bat sie am 9. Oct. 1702 den Herzog 1 ), die Schack gefänglich einziehen und gebührend bestrafen zu lassen, damit sie mit ihren verdammlichen Begierden ihren Prinzen ferner nicht verleiten könne. Auf diese


1) Vgl. Beilage Nr. 4.
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Bitte erließ der Herzog auch am 16. Oct. 1702 einen offenen Regierungsbefehl 1 ), durch welchen der Notarius Francke befehligt ward, "sich der Person der Wittwe Schack, geb. v. Lützow, an Orten und Enden, wo er sie treffen werde, durch richterliche Assistenz zu versichern", und alle Obrigkeiten angewiesen wurden, "die Person in wirklichen Arrest zu nehmen, damit sie nicht entkommen möge, bis zu ihrer Abholung die nöthige Veranstaltung getroffen" sei. Der Notarius Francke kam aber zu spät. Am 18. Oct. 1702 schrieb die Herzogin Eleonore Charlotte an den Herzog 2 ), daß "sie auf angestellte, fleißige Erkundigung erfahren, daß die Schack, als eine ohnedem landkundigermaßen berüchtigte, verflüchtige Person, sich in das Sachsen=Lauenburgische retirirt" habe, und bat, daß der Verhaftungsbefehl für den Fall in Kraft bleiben möge, daß die Schack nach Meklenburg zurückkehren sollte. Anna Dorothea v. Schack war nach ihrem Gute Müssen geflohen. Am 3. Nov. 1702 schrieb sie aus Müssen an den Herzog 3 ): "es sei ihr berichtet worden, daß der Herzog ein höchst präjudicirliches Edict wegen Arretirung ihrer Person habe ergehen lassen; sie bitte, ihr zu berichten' wer solches veranlaßt habe, und erbiete sich' aufrichtig Rede und Antwort zu stehen und sich an Ort und Enden zu stellen, um der honneten Welt zu zeigen, daß sie unschuldig sei; sie müsse antragen, daß ihr falscher Angeber mit seinem Vermögen, und wenn es auch 20,000 Thaler wären, auch mit Arrest belegt werde, bis die Sache ausgemacht" sei. In diesem Briefe an den Herzog findet sich nicht die geringste Anspielung auf die Sache selbst, wenn nicht etwa auf das Vermögen von 20,000 Thalern, womit offenbar auf die Herzogin gezielt sein soll. Deutlicher ging die Schack am 5. Nov. 1 702 mit der Sprache gegen des Herzogs Minister, Grafen Horn 4 ), heraus, den sie sich "allemal in Meklenburg als ihren hohen Freund und Confidanten ausgebeten:" "es sei genug in der Welt geschehen, daß sich ein Prinz mit einer adeligen Person versprochen habe; sie sei nicht in Meklenburg wohnhaft, hoffe aber, daß ohne große Weitläuftigkeit die 20,000 Thaler in Meklenburg bleiben würden, was sie mit ihrem Zweck erreichen" könne; sie bitte daher, daß er sich für ihre Sache "interessire". Zugleich bat sie, "da sie keinen Thaler in der


1) Vgl. Beilage Nr. 5.
2) Vgl. Beilagen Nr. 6 und 7.
3) Vgl. Beilage Nr. 8.
4) Vgl. Beilage Nr. 9.
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Herzogin Dienst bekommen, Arrest auf 100 Thaler von der Herzogin Gelde zu legen, weil sie es verdient" habe. Schließlich meinte sie, "der Minister möge sie keinen Tort weiter erfahren lassen, um solcher unruhigen Fürstin auch einmal einen Tort zu thun".

Ihr älterer Sohn Franz Barthold v. Schack war in demselben Jahre 1702 wegen Entleibung eines gewissen Roman in Untersuchung gerathen und verkaufte Müssen i. J. 1722 an den Obristen Barthold Hartwig v. Schack zu Fahren 1 ). Die Sache scheint hierauf in Stocken gerathen zu sein. Die Herzogin konnte ihren Sohn doch nicht vor Irrwegen behüten. Er lebte gleich darauf mit einer entlaufenden Tischlerfrau aus Celle zusammen, mit welcher er drei Söhne hatte, von denen der älteste schon 1704 geboren ward. Der bekannte hamburgische Schulrector Johann Hübner berichtet in seinen Genealogischen Tabellen, 1737, Bd. I., Tab. 219, daß diese Frau damals "noch in Hamburg lebte, ihre Kinder sich aber nicht "legitimiren könnten". Der Prinz, in dänischen Kriegsdiensten, war schon am 11. Julii 1707 in Hamburg gestorben.

Herzog Ludwig Carl von Franzhagen.

Kaum hatte sich das Schicksal des älteren Prinzen Leopold Christian zum Schlimmen gewandt, als die Mutter auch an ihrem jüngern Sohne Ludwig Carl einen ähnlichen Kummer erlebte.

Am 28. August 1702 bat der Prinz Ludwig Carl (geb. 4. Junii 1684), damals 18 Jahre alt, den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg 2 ), "da er des haussitzenden Lebens, zumal bei seiner Frau Mutter wunderlichem humeur, ganz überdrüssig sei, ihn bei der Milice freundvetterlichst zu employren, und dabei nicht darauf zu achten, was seine Frau Mutter sage". Der Herzog war nicht abgeneigt und der Prinz wollte sich sogleich an das Hoflager nach Neustadt oder Dömitz 2 ) begeben; aber die Frau "Mutter war ihm entgegen, so daß er aus gewissen Ursachen seine Reife einstellen mußte, bis der Herzog nach Schwerin zurückkehren würde. Aus dem Militairdienst des Prinzen wird nichts geworden sein , da sich keine Nachricht darüber findet.


1) Vgl. v. Kobbe a. a. O. III, S. 346.
2) Vgl. Beilagen Nr. 2 und 3.
2) Vgl. Beilagen Nr. 2 und 3.
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Dagegen ließ er sich in einen Liebeshandel mit dem Fräulein Anna Barbara Dorothea v. Winterfeld ein, welche auch bei der Herzogin Hofdame gewesen war. Ueber dieses Fräulein v. Winterfeld besitzen wir genauere Nachrichten. Sie stammte aus dem Hause Tützen 1 ), welches eine neuere Erwerbung der Familie v. Winterfeld war.

Antonii 1614 verpfändete Johann Moltke auf Neuenkirchen und Tützen sein Lehngut Tützen an Franz v. Winterfeld auf 25 Jahre für 13,500 Fl. Am 18. Febr. 1659 muthete dessen hinterlassener Sohn Joachim das noch nicht wieder eingelösete Pfandgut. Joachim v. Winterfeld, meklenburgischer Oberjägermeister, starb am 14. Dec. 1676 und hinterließ drei Söhne: Franz Henning, Barthold Dietrich und Joachim, welche die väterlichen Güter am 27. Nov. 1677 mutheten. Das Gut Tützen fiel an den zweiten Sohn Barthold Dietrich v. Winterfeld, welcher wiederholt Gelder anlieh und das Gut Tützen dafür zur Sicherheit setzte. Am 25. Mai 1691 bot Barthold Dietrich dem Herzoge das Gut zum Kaufe an, da er es wegen Mangels an dienstpflichtigen Unterthanen nicht gut bewirthschaften konnte und deshalb den Amtshof Glambek gepachtet und das Gut Tützen an den Pächter von Passee verpachtet hatte. Jedoch ging der Herzog auf dieses Anerbieten nicht ein, und Barthold Dietrich starb bald darauf am 24. Dec. 1692. Barthold Dietrich v. Winterfeld hinterließ 2 Söhne: Joachim und Georg, und 3 Töchter: Margaretha Godelia, Christina und Anna Barbara Dorothea, welche die hier zur Rede stehende Person ist. Da das Gut Tützen nach damaliger Weise schlecht zu bewirthschaften und außerdem verschuldet war, so verkauften am 1. März 1693 Barthold Dietrich's Erben das Gut Tützen wiederkäuflich auf 12 Jahre für 3750 Thlr. an Hans Bonsak. Joachim v. Winterfeld unterschrieb später den Contract für sich und in Vollmacht seiner Geschwister als "betrübter Waisen". Erst am 25. April 1695 mutheten die Gebrüder v. Winterfeld ihres seligen Vaters Lehngut Tützen, da sie sich außerhalb Landes in Kriegsdiensten aufgehalten hatten. Die Wirthschaft ging schlecht; die nächsten Verwandten beschwerten sich über die Devastirung


1) Die folgenden Familiennachrichten kommen theils aus dem Staats=Archive zu Schwerin, theils von dem Geheimen Archivar Wegener zu Kopenhagen durch Mittheilungen an den Herrn Ritterschafts=Director, Major a. D. v. Winterfeld auf Damerow bei Pasewalk, den Verfasser der Geschichte des Geschlechts von Winterfeld. Namentlich kommt aus letzterer Quelle die Nachweisung des Stammhauses des Fräuleins v. Winterfeld.
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des Gutes durch den Pfandinhaber und dessen Pächter. Am 17. Julii 1705 wollte Joachim v. Winterfeld das Gut wieder einlösen, konnte es aber nicht möglich machen, sondern mußte es am 23. Febr. 1708 an des seligen General=Lieutenants v. Plessen Wittwe verkaufen.

Von Barthold Dietrich's Töchtern verheirathete sich die älteste Margaretha Godelia an Johann Georg v. Schlomach und die zweite Christina an Leonhard Lemment. Die jüngste Tochter Anna Barbara Dorothea v. Winterfeld ging früh in Hofdienst. Sie lebte zur Zeit des Todes ihres Vaters am Hofe zu Weißenfels. Hier hatte der verstorbene Herzog August des Herzogs Adolf Friedrich I. von Meklenburg Tochter Anna Maria zur Gemahlin gehabt, deren regierender Sohn Johann Adolf am 3. Febr. 1692 ein Fräulein v. Bünau in zweiter Ehe geheirathet hatte. Auch mit den benachbarten kleinen sächsischen Höfen war der meklenburgische Hof damals vielfach verwandt. Von des Herzogs Gustav Adolf von Meklenburg=Güstrow Töchtern war Hedwig am 1. Dec. 1686 an den Herzog August von Sachsen=Merseburg zu Zörbig und Elisabeth am 29. März 1692 an den Herzog Heinrich zu Merseburg vermählt worden. In Zeitz residirte der Herzog Moritz Wilhelm, welcher sich am 25. Junii 1689 mit der jungen Wittwe des güstrowschen Erbprinzen, Maria Aemilia von Brandenburg, vermählt hatte.

Ohne Zweifel war Dorothea v. Winterfeld durch diese zahlreichen fürstlichen Verbindungen, welche alle in die Zeit der Jugendblüthe des Fräuleins v. Winterfeld fielen, an den kleinen sächsischen Hof nach Weißenfels gekommen. Alles dieses wird durch ein Schreiben 1 ) der Prinzessin Sophie Agnes, Aebtissin des meklenburgischen Stiftes Rühn, vollkommen bestätigt; Sophie Agnes, älteste Tochter des Herzogs Adolf Friedrich von Meklenburg, war eine Mutterschwester des oben erwähnten Herzogs Johann Adolf von Sachsen=Weißenfels. = Die "Jungfer Winterfeld war nach ihres Vaters Tode von Weißenfels herunter gekommen, um wegen dessen Verlassenschaft Alles in Ordnung zu bringen, indem der Käufer von Tützen das Geld auszahlen wollte, nachdem sich die Erben so weit separirt hatten". Da von der Regierung wegen des Verkaufes des Gutes hemmende Verordnungen erlassen worden waren, so richtete die Prinzessin Sophie Agnes am 26. März 1693 ein Fürbittschreiben an ihren Neffen, den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg und


1) Vgl. Beilage Nr. 1.
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widerrieth der "Jungfer Winterfeld", "da sie nicht lange ausbleiben durfte", die Weiterreise zum Herzoge, damit die Erben "das Wenige, so ihnen noch zukommen möchte, erhalten und die Pension für Glambek" bezahlen könnten.

Später wird Dorothea v. Winterfeld in die Dienste der Herzogin von Franzhagen getreten sein, da diese im Jahre 1706 sie "ihr gewesenes treuloses Fräulein" nennt. Die Winterfeld war sicher über 30 Jahre alt, als sie mit dem 24jährigen Prinzen ein ernstliches Verhältniß anknüpfte.

Am 8. Junii 1706 klagte die Herzogin Eleonore Charlotte 1 ) dem Herzoge Friedrich Wilhelm von Meklenburg: "ihr Prinz Ludwig Carl sei von ihrem gewesenen Fräulein Dorothea v. Winterfeld dermaßen verleitet, daß er ohne Ihr Wissen und Wollen mit derselben anfangs nach Hannover "gereiset sei", wo er gegen den Kurfürsten seine Vermählung geleugnet habe, "dann aber mit ihr nach Hamburg und jetzt nach Meklenburg gegangen sei, wo er sich zu Hülseburg bei dem Herrn v. Schack aufhalte", dem Stiefsohn der Anna Dorothea v. Schack zu Müssen (vgl. oben), "um sich mit Hülfe ihrer Freunde mit dem Prinzen trauen zu lassen. Dies gereiche aber zum Ruin des Prinzen, da er noch jung an Jahren und sie auch nicht seines Standes sei, sie überdies auch von einem jungen Edelmann Namens v. Lehsten, welchen sie in seiner noch zarten Jugend ohne Vorwissen seiner Mutter bestrickt gehabt, öffentlich im Consistorium zu Rostock geschieden sei". Die Herzogin bat daher den Herzog um Hülfe für ihren Prinzen. Die meklenburgische Regierung verbot daher am 11. Junii 1706 dem Prediger zu Gammelin die Trauung 2 ), falls sie ihm angemuthet werden sollte. Der Dorothea v. Winterfeld ward aber bei Strafe der Cassation der Ehe kurz befohlen, "daß sie sich mit dem Prinzen Ludwig Carl von Franzhagen nicht trauen lassen solle 3 )". Diese zweite Scene spielt also wieder in derselben Familie v. Schack zu Drei=Lützow und Hülseburg, vielleicht auch gar durch Vermittelung der Wittwe v. Schack, mit welcher Dorothea v. Winterfeld gar nicht verwandt gewesen zu sein scheint.

Doch diese Befehle kamen wohl zu spät. Nach des hamburgischen Schulrectors Johann Hübener Genealogischen Tabellen, 1737, Tab. 219, welcher alle Personen und Begebenheiten gekannt haben wird, war das Paar schon am


1) Vgl. Beilage Nr. 10.
2) Vgl. Beilage Nr. 11.
3) Vgl. Beilage Nr. 12.
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20. Dec. 1705 getrauet und der erste Sohn ward schon am 15. Nov. 1706 geboren. Der Prinz Ludwig Carl starb schon am 11. Oct. 1708 und seine beiden Kinder starben am 9. Febr. 1708 und 2. April 1709 1 ). Dorothea v. Winterfeld starb im Jahre 1739 zu Hamburg 2 ).

Die verwittwete Herzogin Eleonora Charlotta von Holstein=Sonderburg=Franzhagen, geb. Herzogin von Sachsen=Lauenburg=Franzhagen, starb als die letzte ihres Geschlechts 3 ), am 9. Febr. 1709.

So gingen diese beiden fürstlichen Häuser in einem ganz gewöhnlichen Leben unter.


Auch Franzhagen ist gänzlich untergegangen. Kurze Zeit nach dem Aussterben des sachsen=lauenburgischen Fürstenhauses ward im Jahre 1716 das Schloß Franzhagen abgebrochen. An der Stelle des Schlosses steht jetzt ein Forsthof Franzhof 4 ). Durch den Abbruch des Schlosses ward die Kapelle sehr schadhaft und es wurden aus derselben "fünf Leichen", unter diesen gewiß die des Herzogs Gustav Rudolf von Meklenburg, in die Kirche zu Büchen in ein Gewölbe in der Südwestecke des alten Schiffes versetzt, welches aber bei der jüngsten Restauration der Kirche vor einigen Jahren mit Sand zugeschüttet ist 5 ), ohne eine Bezeichnung hinzusetzen.

 



1) Vgl. über Dorothea v. Winterfeld : des Ritterschafts=Directors, Majors a. D. auf Damerow (bei Pasewalk) Geschichte des Geschlechts v. Winterfeld, Theil II., Damerow, im Selbstverlage des Verfassers, S. 435.
2) Nach brieflichen Mittheilungen desselben Ritterschafts=Directors v. Winterfeld.
3) Vgl. v. Duve a. a. O., S. 172.
4) Vgl. v. Kobbe a. a. O. III, S. 267.
5) Vgl. Jahrbücher XX, S. 320.
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Beilagen.


Nr. 1.

Prinzessin Sophie Agnes von Meklenburg zu Rühn an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Rühn. 1693. März 26.


Durchleuchtiger Fürst,
Freundlich Viel Geliebter Herr Vetter.

Ich setze so ein festes Vertrauen in Ewr: Ld: affection, daß sie mir nicht Verübelen Können, wan ich zu weilen eine intercession Vor Bedrängete thue. An itzo giebet mir darzu anlaß die Jungffer Winterfelden, von Weißenfels, welche nach ihres Vatern absterben herunter gekommen, umb wegen deßen Verlaßenschafft eine richtigkeit zu treffen, da sie nuhn Vermeint, in Künfftiger Woche alleß zum stande zu Bringen, In dem der Käuffer Von dem Guhte Tühtzen daß gelt zahlen Wollen, So ist ein Mandatum Von Schwerin gekommen, Welches dem Kauff und Zahlung hemmet, Wordurch die Erben und sonderlich die Tochter Von Weißenfelß in Confusion gesetzet, weil sie nicht länger außbleiben darff, und doch auch nicht Gerne unverrichteter Sachen wieder abreisen Wolte. Ewr: Ld: Gönne ich daß Guht am Liebsten, Stunde ihnen Vieleicht auch am Besten an, were aber ein anderer, so es Verlangete, So were auch Wol Billig, daß er die Zahlungs Termine, so der itzige possessor gelobet, eingehen müste, damit die soweit separirten Erben sich auß einander setzen könten und ein jeder daß weinige, so ihme noch zukommen kan, ohne weitläufftigkeit erhalten könte, zu mahlen da sie auch die pension Von Glambeck Außer diesen Kauff Geldern nicht erlegen können. Ubriegens Verharre ich in meinem Wunsche, daß Gott Ewr: Ld: Bey Langem Leben und Glücklicher Regierung erhalten, und stetes Ihr Schutz und Helffer sein wolle.

Ruhne, den 26. Marty
      Anno 1693.

E. Ld.                     
Freündt willig, gantz ergebene Baaß
Sophie Agnes H. z. M.

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P. S. Die Junffer Wintterfeltten hat selber hinnüber Reißen wollen, Weil ich aber geglaubet, eß möchte E. L. nicht Anstendtlich geweßen sein, Alß habe ichs deturniret Und mich zu dießer Vorbitte erkleret, hoffe, E. L. werdens zum besten Vermerken und der Armen Wintterfeltten zu dem ihrigen verhelffen, damit sie ihre Reiße beschleunigen kan.

A Son Altesse
Monsieur Friedrich Wilhelm
Duc De Mecquelbourg

à                           
Suerin.     

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin. Nur die Unterschrift und die ganze Nachschrift sind von der eigenen Hand der Herzogin.


Nr. 2.

Prinz Ludwig Carl von Holstein=Sonderburg=Franzhagen an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Franzhagen. 1702. Aug. 28.


Nachdehm Ich des haußsitzenden Lebens, zumahlen bey meiner Frau Mutter wunderlichen humeur, gantz überdrüßig bin, Ich aber, weil die Gnade gehabt Ew. Lbd. zu kennen, iezu eine sondere affection und Gnade von Ihnen gegen mich verspüret, So habe die freyheit nehmen und mich und meine gehorsamsten Dienste in Ew. Lbd. fernere Gewogenheit gegen mich recommendiren wollen, so daß ich Sie inständigst bitten will, mich bey dero milice freundvetterlichst zu employren. Ew. Lbd. dörffen auff meine Frau Mutter nicht sehen, was Sie dazu sagt, sondern wenn Sie mir die Gnade thun und helffen wollen, will ich mich, wo sie ordonniren werden, willigst gestellen, weil Ich ohnmöglich mehr so bleiben kan. Ich habe das zuversichtliche vertrauen zu Ew. Lbd., Sie werden mein Suchen vor gut auffnehmen und mir freundvetterlichst

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helffen, So will ich lebenslang mit allem eifer seyen und bleiben

Durchleuchtigster Fürst
Ew. Lbd.
Gehorsamst Ergebenster Vetter und Diener
Ludewig Carl H. z. S. H.

Franshagen, den 28. Aug. 1702.

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin. Nur der Name in der Unterschrift ist von des Prinzen Hand.


Nr. 3.

Prinz Ludwig Carl von Holstein=Sonderburg=Franzhagen an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Gadebusch. 1702. Sept. 2.


Durchleuchtigster Hertzog,
Höchstgeliebter Herr Vetter.

Ueber Ew. Ld. so geneigtes Schreiben bin ich sehr erfreuet undt dancke dahero dienstlich vor solche güte. Ob ich nun woll gestern resolviret, sofort dem Herrn Vetter nacher Neustadt oder Dömitz zu folgen, so war doch die Frau Mutter mir darin zuwieder undt Muste ich aus gewißen Uhrsachen solche Reyse einstellen. So baldt mir aber Ewer Ld. retour nach Schwerin kundt werden wirdt, will ich nicht ermangeln daselbst schuldigste reverance zu machen undt Ew. Liebden mit mehren mein verlangen eröfnen, indeß bitte ich die versicherte Affection vor mich zu conserviren undt zu glauben, das ich fey

Meines Höchstgeliebten Herren Vettern                    
ergebenster Diener                
Ludewig Carl H. z. S. H.          

Gadebusch, den 2. Septbr. Anno 1702.

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   A Son Altesse Serenissime
Monseigneur Friderich Wilhelm,
     Le Düc de Meqvelnbourg,
         Prince des Vandales

à                                
Swerin.     

(Siegel.)

Nach dem Original im Staats=A. zu Schwerin. Nur der Name in der Unterschrift ist von des Prinzen Hand. Besiegelt mit einem schwarzen Siegel mit dem vollen schleswig=holsteinschen Wappen mit den Buchstaben V. G. G. L. C. E. Z. N. H. Z. S. H.


Nr. 4.

Herzogin Eleonore Charlotte v Holstein=Sonderburg=Franzhagen an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Gadebusch. 1702. Oct. 9.


Durchleuchtigster Hertzog etc. .
Freundtlich vielgeliebter Herr Vetter.

Daß Ew. Liebd. mich wegen eines, mir meines eltisten Printzen und der sogenandten Madame Schacken halber obgeschwebten nie erhörten über die maßen großen unglücks so freundtvetterlich und getrewlich durch Dero Cammer=Rahtt Schultzen warnen laßen wollen, Dafür statte von gantzen Hertzen allen erdencklichen Danck ab. Wan mich aber diesfalls nicht ehender zur Ruhe geben kan, bis berührte Schacken , als welche besorglich durch allerhandt finesses ihren verdammlichen Begierden immer weiter nachhengen wirdt, an einen sichern ortt, woraus meinen Printzen fernerweit zu verleiten und zu verlocken, Ihr eins für alle verbotten ist, wirdt gebracht sein worden, Als trage zu Ew. Liebd. mein gäntzliches vertrawen, Dieselbe werden freundtvetterlich geneigt sein, Dero Obrigkeitliche assistence mir dahin weiter wiederfahren zu laßen, auff daß offtbedeutete Schacken also zu meiner Befriedigung fodersambst apprehendirt und zu gebührender penitence möge angewiesen werden. Ew. Liebd. verrichten hieran ein sonderbar gefälliges heylsambes werck der gerechtigkeit, und ich werde

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solche hohe faveur bis in mein grab danckbarlich zu erkennen wißen. Ew. Liebd. hiemit in die protection Gottes, mich aber und diese so wichtige angelegenheit in dero freundtvetterliche Vorsorge getroster Zuversicht anempfehlendt

Ew. Ld.                                 
Deinsteweilligen               
Muhmen undt Deinnerin          
Eleonora Charlott H. z. S. H.     

Gadebusch, den 9. Oct. 1702.

  A Son Altesse Serenissime
Monsieur le Duc Regnant de
          Mecklenbourg etc.

á                                
Swerin.     

(Siegel.)

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin. Nur die ganze Unterschrift ist von der Hand der Herzogin. Das Siegel enthält unter einer Krone einen runden Schild, mit einem combinirten Wappen, rechts Schleswig=Holstein, links Sachsen=Lauenburg. Der Titel der Herzogin hinter ihrem Namen ist sehr zusammengezogen und kann H. z. H. oder H. z. S. H. oder H. z. F. gelesen werden.


Nr. 5.

Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg erläßt einen Verhaftbefehl gegen die Wittwe v. Schack, geborne v. Lützow.

Schwerin. 1702. Oct. 16.

F. W.

Demnach Wir auß gewißen und erheblichen uhrsachen die Witwe Schacken gebohrne Lüzowen mit einem personel arrest beleget wißen wollen, und dahero gegenwartigen Notario Francken desfalß gnädigsten Befehl gegeben, sich ihrer Persohn an ohrten und Enden, da Er sie antreffen wird, durch implorirung jedes ohrts Obrigkeit und richterlicher assistenz zu versichern, alß wird allen und Jeden Unsern Beambten, denen von der Ritterschafft, auch Bürgermeistern, Gericht und Rähten

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und übrigen Unsern Landes=Eingeseßenen und Unterthanen gnädigst und bey Verlust ihrer etwan habenden Jurisdiction, auch sub poena arbitraria ernstlich anbefohlen, daß Sie auff Verlangen vorermeldten Notarii Francken, und nach Vorzeigung dieses die vorbedeutete Witwe Schacken gebohrne Lüzowen, in würcklichen arrest nehmen und Sie wol bewahren laßen, damit Sie nicht entkommen möge, biß Wir zu deren abholung und abfolge die nöhtige Veranstaltung gemachet haben. Uhrkundlich etc. . Dat. Schwerin, den 16. Octob. 1702.

FWL. G. Horn.     J. C. B.     J. K.

Nach dem Concept im Staats=Archive zu Schwerin.


Nr. 6.

Herzogin Eleonore Charlotte von Holstein=Sonderburg=Franzhagen an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Gadebusch. 1702. Oct. 18.


Durchleuchtigster Hertzog etc. .
Freundtlich vielgeliebter Herr Vetter.

Es hat Uns gestriges tages der Notarius Francke eine gewiße Instruction vorgewiesen, vermöge deren Ew. Liebd. das von Uns gethane gesuch wegen der sogenandten Madame Schacken freundtvetterlich accordiren wollen. Wan wir nun vor der darunter verspührten sonderbaren Zuneigung Uns freundtmuhmlichsten fleißes bedancken und nichts mehr wündschen mögten, als daß Ew. Liebd. diesergestalt temoignirter so rühmblicher fast Vätterlicher Eyfer zu seinem gehörigen effect gelangen können, So haben Wir jedennoch auff angewandte fleißige erkundigung in erfahrung bringen müßen, gestalt berührte. Schacken, als eine ohnedem Landtkundigermaßen berüchtigte Vorflüchtige Person sich anitzo nach das Sachßen=Lauenburgische reterirt haben solle, dannenhero Wir dieser umbstände halber den Notarium Francke leicht vergeblich und umbsonst in ungewißheit Ihr dasmahl nachschicken würden. Damit aber gleichwohl Ew. Liebd. diesfals einmahl gefaßete geneigte intention ihren Zweck einigstinns erlange, Als ersuchen

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Wir mittelst dieses Ew. Liebd. auffs freundt=Muhmlichste, Dieselbe gütigst geruhen wollen, fothane Instruction bey Kräfften zu laßen und Uns demnach zu verstatten, selbige zufoderst zu abschreckung der Schacken nach gutfinden zu mögen eclattiren, auch, wen etwan nach diesem besagte Schacken Sich wiederumb in Ew. Liebd. Landen wagen mögte, offtbedeutete Instruction alsdan auff Unser fernerweites Begehren ihren vollen lauff zu gönnen. Die Wir hiemit Ew. Liebd. negst offerirung aller nur je müglichen Gegengefälligkeiten und unaussetzlicher recommendation beyder Printzen Götlicher protection getrewlich anempfehlen.

Gadebusch, den 18. Oce. 1702.

E. Ld.                                              
Deinstweillige Muhme                  
und Deinnerin                      
Eleonora Charlotta H. z. S. H.      

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin. Nur die ganze Unterschrift ist von der Hand der Herzogin.


Nr. 7.

Herzogin Eleonore Charlotte von Holstein=Sonderburg=Franzhagen an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Gadebusch. 1702. Oct. 25.


Durchleuchtigster Herzog,
Freundlich Vielgeliebter Herr Vetter.

Ew. Liebden Bedancke zuforderst vor die übergeschickte Sachen Freund Muhmlichsten Fleißes, und habe ich eine offenbahre marque Ew. Liebden gegen mich tragenden überflüßigen Zuneigung darab wahrgenommen. Nachdemmahlen in meinen anderweitigen nohtwendigen angelegenheiten eine kleine reise nach Frantzhagen antretten und inzwischen nur einige wenige Leute alhie zurücklaßen müßen, Gleichwohl gegen negstkunfftig einfallenden terminum Andreae mich alhie ohnfehlbar wieder einfinden werde, Alß habe solches Ew. Liebden hiedurch gebührendt bekannt machen und in zwischen die be=

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harrliche continuation dero unverrückten Freundvetterlichen geneigtheit mir mittelst dieses vorbehalten, dabenebst Ew. Liebden zu allen dero thuen und vornehmen alle nur selbst Verlangende prosperitäten Von Hertzen anwunschen sollen, Womit Ew. Liebden ich Gottlicher obhut getreulich empfehle.

Gadebusch, den 25. Oct. 1702.

E. Ld.                                              
Deinstweillige Muhmen                   
und Deinnerin                      
Eleonora Charlotta H. z. S. H.      

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin. Nur die ganze Unterschrift ist von der Hand der Herzogin.


Nr. 8.

          Wittwe Anna Dorothea v. Schack an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Müssen. 1702. Nov. 3.


Müßen den 3. Nov. 1702.        

Durchleugdigster herzog
Gnehdigster Fürst undt Herr.

Ihr Durchl. dehmühdig auff zu warden, veranläßet mih, das Ich von sicher hantt beriht worden, das Ihr Durchl. Ein mir hohst Preydiciert etickt ergen lasen, in fahl Ih in dero landen kehme, mein Persohn wechen gewißer undt Erheblige ursachen in Arest zu nehmen, bitte also undertenig, mir genehdigst zu berihten, wer solches voranlaßt hat, weihl Ih mihr hirmidt Erbihde, von allen rehde undt antwordt, So fihl ih weis, auffrigtig zu geben, auch an ohrtt undt Enden mir zu Stehllen, der honetten weldt zu zeihen, das Ih unschuldig, als bitte undertenig, Ihr Durchl. haben die gnahde vor mich, in fahl mein falscher angeber nicht in Mehkelburch geseßen, Solhe Persohn midt Arestt gleihfals zu belechen, auch solche Person ihr vormöhen, wens auch zwansich dausentt Rhtt., midt Arestt zu belehen, bis an ordtt undt Ende Solches außgemacht ist, wer diese hartte inyueryen

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mihr zu weche gebracht. Ich zweiffehl niht, Ihr Durchl. werden Soh gerecht sein, mih hirunder zu wilfahren undt den Arestt auff die Persohn undt alles Vermöhen, waß in Ihr Durchl. lande ist, in fester vorwahrung zu nehmen, dah midt hernaher in solhen wihderlichen fahl niht allein mein landes herren, sondern an hohem ordt kein ursach zuflugt zu nehmen habe, in welcher zuvorsiht Ihr Hohfürstl. Durchl. gottes ohbhutt getreulich Entfehlle undt mich zu Ihr hohfürstl. Durchl. hohen gnahden undertenig entfehl, midt allen Respekt Stehts vorbleihbe

Ihr hochfürstl. Durchl.
Meines Gnehdigsten Fürsten
undt Herrn

undertenige demüttig        
Dinrin                
Anna Dorthea von Lüzou   
Wittwe von Schacke.      

R. Schwerin, den 10. Novbr. 1702.

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin, ganz von der Hand der Ausstellerin.


Nr. 9.

Wittwe Anna Dorothea v. Schack an den meklenburgischen Minister Grafen Horn zu Schwerin.

Müssen. 1702. Nov. 5.


Müßen den 5 November 1702.       

Hochwohlgeborner Her Graff.

Nah dem Ih Sih alle mahl in Mekelburg zu meinen Hohen freundt undt Convidanten auß gebehten, als nehme Ih midt diesen die Ehre undt Ersuche die Selben, werhen den mihr großen schimpff des ergangen etickts den Arestt nahtrucklig zu vorornen, undt weihl sih Selber mein Afher 1 ) wißen und gelesen haben, als berichts auff Ehrliges undt


1) Affaire.
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Rehttelig, welhes vor dem gnuh in der weldt geschen, das sih Ein Prinß midt Ein adellige Persohn vorsprochen, welhes alle dahe gehort wurd, undt weihl Ih niht wonhafftig in mehkelburg, sondern hir, so hoffe, sih werden ohn groß weitleufftikeit die 20,000 Rhtt. ins lant behaltten, das Ih meinen schwehke erreicht, das folges geldt in mehkelburg bleihbt, weihl Ih Solges vor dem auff guht finden undt folmaht des Elsten herzogen bei Ihr exellens incamenyeren müßen, undt der Selbe hernaher in ein Stunde sich bedacht, welhs mih domahls sehr vertroßen hat, als bitte Ih, sih duhn mir dieses zu gefallen undt Sehen ein wenig auff mein intres, weihl Ih mir niht zu rahten weiß. Auch habe Ih keinen Rhtt. in der herzogin ihren Dinst bekommen, soh bitte Ih auff 100 Rhtt. Ein Arestt auss von der herzogin ihren gelde, weihl Ihs gnuh vordienet. H. Francke hatt soh fihl werke maht von die 20 Rhtt., so sih auff haber an mich geliffert, welhes Ih doh ohn Ihm leicht an Sih rigdig mahen werde, undt bitte mir in Beuzenburg an Jemant order zu stellen, der solhe rihdikeit von mir entfenktt. Ihr exellens bitte 1000 mahl, sih laßen mir doch keinen tortt weitter erfaren, umb solhen unruhige fürstin auh mahl tort zu tun, undt muß mir geldt ohder die Person zu mein Afendasch 1 ). Ih befehl mich ihre gnahde undt bleibe

Ihr                                           
dinrin                 
A. W. von Schacke.     

Nach dem Orignal im Staats=Archive zu Schwerin ganz von der Hand der Ausstellerin.


Nr. 10.

Herzogin Eleonore Charlotte von Holstein=Sonderburg=Franzhagen an den Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg.

Franzhagen. 1706. Jun. 8.


Durchleuchtigster Fürst,
Vielgeliebter Herr Vätter.

Ew. Lbd. an Unß und Unsere Princen bißhero so vielfälltig erwießene Liebe und Vorsorge, wofür wier Zeit Lebens


1) Avantage.
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obligiret seyn, veruhrsachen, daß Wier abermahlen in aller Confidence Unsere Zuflucht alß eine Hochbetrübte von aller Welt verlaßene, und mit vielen Unglück überhauffte Fürstinn nehmen, und umb kräfftige Adsistance anflehen müssen. Zumahlen leyder gantz Kundig ist, auch in Erfahrung gekommen, Waßmassen Unser Printz Lubwich Carl, von Unser geweßenen Trewloßen Frewlein Dorothea Winterfelten dermaßen verleitet, daß Er ohn Unser Vorwissen und Willen mit Ihr Anfangs nach Hannover gereißet, da Ihme dan alle Civilité von Ihr Gnaden dem Drchl. Churfürsten erwießen, da Er dan noch auff Befragung, Ob Er sich vermählet hätte? Nein, geantwortet hat, nachgehends aber mit Ihr nach Hamburg, und jetzo nach Mecklenburg gegangen ist, und sich zu Hülseburg bey Herrn Schacken anffhalten sollen, umb durch Hulffe Ihrer Freunde, wie Unß berichtet, Sich mit dem Princen trawen zu lassen, Wier aber solches alß einen offenbahren Ruin Unsers Printzens, Zumahlen Er annoch Jung von Jahren, und sein Fortun anderweitig machen muß, Sie auch nicht seines Standes, Überdehme von einem Jungen Edelmann nahmens Lesten, welchen Sie auch in seiner annoch zarten Jugendt, ohne Vorwissen dessen Fraw Mutter bestricket gehabt, öffentlich im Consistorio zu Rostock geschieden worden, davon das Uhrtel mit mehren Nachricht geben kan, solches unmuglich zulaßen können:

Alß trage die Confidence zu Ew. Lbd., daß Sie Unß hierunter geneigt adsistiren und ein Moyen, wodurch dießes Ihr vorhabendes Propos zu Unsers Printzen Conservation zu unterbrechen von selbsten schon erfinden werden.

Im übrigen recommendire Unseren Printzen mit fr. Bitte, Ihn mit Väterlicher Gnade und Hulffe geneigt zu adsistiren, Welche Hohe Gühte und Liebe Zeit Lebenß werde zu aestimiren wissen, und negst Anwünschung beständiger Prosperité verbleibe

E. Ld.                                              
Deinstweillige Muhm                  
und Deinnerin                      
Eleonora Charlotta H. z. S. H.      

Franshagen, den 8. Juny
      Anno 1706.

P. S.

Ew. Lb. Gemahline befehlen Ih auch zu Schönsten und Recommedire mih in deroh Genade, wie auhe in E. Ld. Gnedige vorsohrge, vor Ihre angenehme Sohen Carlle.

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            A Son Altesse
Le Duc de Mecklenbourg Regent

à                                
Swerin.     

(Siegel.)

Nach dem Original im Staats=Archive zu Schwerin. Das schwarze Siegel ist dasselbe, mit welchem auch der Brief vom 9. Oct. 1702, Nr. 4, besiegelt ist.


Nr. 11.

Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg verbietet dem Pastor zu Gammelin die Trauung des Prinzen Ludwig Carl von Holstein=Sonderburg=Franzhagen mit Dorothea v. Winterfeld.

Schwerin. 1706. Jun. 11.


F. W.

Würdiger und Wollgelahrter, lieber andechtiger und getreuer. Auf beygehendes copeyliches Schreiben der Hertzogin von Frantzhagen Lbd. befehlen Wir Euch hiemit gnedigstes ernstes, daß, wen Euch die Trauung des Printzen von Frantzhagen mit der Dorothea Winterfeldten zu verrichten angemuhtet werden solte , Ihr davon bey Vermeidung Unser schweren Ungnade und unbeliebiger Ahndungen abstrahiren solltt. An dem etc. . Datum Schwerin, den 11. Jun. A. 1706.

An
    Ern. Pastorem N.
        zu Gammelihn.

Daß Vorzeiger dieses von der Dchl. Hertzogin von Frantzhagen bey Abreise Sr. Hf. Drchl. nach Neustadt ein verschloßenes Schreiben woll überlieffert, wird mittelst Ertheiluug dieses Recepisse attestiret, Und seynd darauf noie. Smi. absentis beygehende Verordnungen von der fürstlichen Regierung ergangen. Schwerin, den 11. Jun. A. 1706.

     Fürstl. Mecklenb. Geheimbte Cantzley.
                      H. C. Wolffradt.

Nach dem Concept im Staats=Archive zu Schwerin.

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Nr. 12.

Herzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg verbietet der Dorothea v. Winterfeld die Verheirathung mit dem Prinzen Ludwig Carl von Holstein=Sonderburg=Franzhagen.

Schwerin. 1706. Jun. 11.


F. W.

Es wird der Dorothea Winterfeldten hiedurch gnädigst und sub poena cassandi matrimonii gantz ernstlich anbefohlen, daß Sie Sich mit dem Printzen Ludwig Carl Lbd. von Frantzhagen nicht trauen lassen solle. Datum Schwerin, den 11. Juny A. 1706.

Nach dem Concept im Staats=Archive zu Schwerin.

 

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III.

Drei Briefe

des

Herzogs Adolph Friedrich I.

von Meklenburg=Schwerin

aus den Kriegsjahren 1639 und 1640

über

den Zustand des Landes,

mitgetheilt von

G. C. F. Lisch.


1.
Adolph Friedrich etc. .

Pp dis . Demselben konnen wir hiemit nicht verhalten und ist Ihme selbsten ohne weitleufftige erzehlung gnugsamb wissend, waßmassen die Schwedische gantze armee, alsobalt sie verspuret, daß der Herr General=Lieutenant mit der unterhabenden Kayserlichen armee von den Pommerischen Grentzen abgezogen und sich etwas höher hinauff in die Marck Brandenburg begeben, mit aller macht in unser und unsers geliebten jungen Vettern und Pfleg=Sohns Hertzogs Gustavi Adolphi zu Mecklenburg L. Furstenthumb und Lande, alß die sie ohn einige defension bloß gefunden, ohn einige resistentz eingefallen und dieselbe wie eine unversehene Wasserfluet Uberschwemmet, Und weil sie auch aufm platten Lande nichts mehr gefunden, furerst mit der gantzen

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armee fur Unsere Residentz Schwerin gerucket und selbiges Stättlein, folgends auch Gustrow und Butzow (weil sie einer sothanen gantzen armee zu resistiren gantz nicht bastand gewesen) mit gewalt eingenommen. Wie feindsehlig nun dieselbe darinnen haußgehalten und ehe nicht von hinnen gewichen, biß sie alles consumiret und den armen Einwohnern nicht ein stuck brot mehr ubrig gelassen, Solches kan nicht gnugsamb beschrieben werden, Zumalen eß nunmehr mit den armen leuthen dahin gerathen, daß diejenige, so ubrig geblieben, nicht allein Meuse, Katzen, Hunde und gantz unnaturliche Sachen zu stillung des Hungers genießen, sondern auch an Unterschiedlichen orten die Eltern Ihre Kinder gefressen und ein Mensch fur dem andern nicht sicher ist, wie solches mit vielen Unterschiedenen exempeln gnugsamb zu erweisen. Dessen Ungeachtet unterstehet sich der Commendant in Plawe von den ubergebliebenen armen leuthen zu Gustrow, Mirow, Parchim, Luptze schwere unertragliche contributiones zu erzwingen, da sie doch in wahrheit, Zumaln sie keine lebensmittel mehr Ubrig behalten, dieselbe nicht außgeben konnen, Derowegen wir dan auß herzlicher commiseration mit Unsern Blutarmen Unterthanen fur dieselbe zu intercediren keinen Umbgang haben konnen, Den herren General=Lieutenand freundfleißig ersuchend und bittend, Er wolle an den Commendanten zu Plaw ernste ordre ertheilen , von denselben keine Contributiones alß Unmugliche Dinge mehr zu erpressen, sondern sie vielmehr zu schutzen, daß sie sich in etwas wiederumb erholen mugen, oder auch den Platz zu unser disposition und fur diesem schon einmahl beliebten demolition abzutretten und seine Volcker zu besserem und nutzlicherem Dienst der Kayserl. Mayt. und des Heil. Rom. Reichs zu der armee zu fuhren. Solches umb den Herren General=Lieutenant mit freundschafft, gunstigem geneigtem Willen und allem guten zu verschulden seind wir allezeit willig und geflissen, Und thun Ihn hiemit Gottes Schutz trewlich befehlen. Datum Schwerin den 23. Jan. Ao. etc. . 1639.

An
        Herrn General L. Gallas.

Nach dem Concept im Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.

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2.
V. g. g. Adolff Friderich.

Ersamer, lieber getrewer. Nachdem leider durch das betrubte langwirige Kriegeswesen und darauff erfolgte pestilentzische seuchen und Kranckheiten, hunger und Kummer unser und unsers geliebten Jungen Vettern und pflegsohns Ld. Fnrstenthume und Lande an Menschen und Viehe elendiglich und dermaßen vorodet und vorwustet, daß auf etzlichen Adelichen Höfen fast kein lebendiger Mensche ubergeblieben, Und wir den davon zu rectificirung unser Landes=Matricul umbstendliche nachrichtung haben mußen, Diesem nach befehlen wir Dir himit gnedig und wollen, das du uns von allen und jeden in beygefugter Specification begriffenen Adelichen Höfen und gutern umbstendliche nachrichtung, wer von denselben damahligen Besitzern, auch wen und wie sie auf einander vorstorben, was sie fur Erben hinter sich verlaßen und wer die itzige Besitzer sothaner guter sein, innerhalb 8 tagen in Unterthenigkeit einschicken sollest. Darin erstattestu unsern gnedigen willen und meinung. Datum Rostock den 15. Augusti 1639.

An
         die Commissarien N. N.

Nach dem Concept im Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.

3.
A. F.

Unsern gnedigen gruß zuuor. Edle, liebe Andechtige. Wir haben Eur clägliches schreiben wol empfangen und tragen mit Euch ein gnediges mitleiden. Wie gerne Wir Euch auch zu den gebetenen 2000 Rthlrn. helffen wolten, Solches ist dem lieben Gott bekant, Und solte daran kein mangel verspuret werden, Wen nur einige mittel vorhanden wehren, Die seind aber leider ietziger Zeit bey Uns nicht, wie Ihr selbsten Und alle Vernunfftige, die Unsere gelegenheit wissen, In deme wir auß Unserm Lande nicht eines hellers wehrt zu genießen und Unsere Taffel zur

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notturfft nicht mehr halten konnen, Vernunfftiglich zu ermessen. Dahero ist Unß ietzo auch eine wahre Unmuglichkeit, fur der handt auch ein hundert Reichsthlr. aufzubringen. Begehren demnach gnediglich, Ihr wollet mit Unß in gedult stehen, die begrebnuß auß den hinterlassenen mitteln immittelst verrichten, Und Euch Versichert halten, Da wir nur durch Gottes gnad einige mittel Euch zu contentiren erlangen werden, daß Euch fur allen andern damit geholffen werden solle. Immittelst haben Wir auch Unserrn Cantzler Johan Cotman einen Weg Vorgeschlagen und befohlen, sich zu bemuhen, Daß Ihr dadurch auch etwas erlangen muget. Habens Euch gnedig nicht Verhalten mugen Und Verbleiben Euch etc. . Datum Schwerin den 18. Febr. 1640.

An
        Herrn General Maior Lohausen Sehl. Witwe.

Nach dem Concept im Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.

 

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IV.

Die Liepz vor Wismar,

von

D. C W.


H at die Meklenburgische Geschichtsforschung auch nicht die undankbare Aufgabe, versunkenen Städten, wie Julin und Wineta, nachzuspüren, so ist doch die vor Wismar belegene kleine Insel Liepz mehrfach besprochen und besonders in Rücksicht auf die Frage, ob die See ihren Umfang gegen früher verkleinert habe. M. Bernhard Latomus, der bekanntlich von Wismar gebürtig war, berichtet, daß die zu einem "kleinen Stücke" verspülte Insel ehedem zwei Hufen groß gewesen sei 1 ), und macht diese Angabe bei Gelegenheit der Erzählung, wie Fürst Heinrich der Pilger den Wismarschen 1266 den Gebrauch des Lübischen Rechtes und ihren Besitzstand, zu dem auch namentlich die fragliche Insel gezählt wird, bestätigt habe. In dem darauf bezüglichen Privilegium vom 14. April des gedachten Jahres wird die Insel zuerst erwähnt. Der Landesherr concedirt der Stadt

omnia infra terminos siue disterminaciones dicte ciuitatis contenta, tam aquas, quam prata, cum pascuis, et insulam Lypez, usque ad municionem ciuitatis preter aquam seu stagnum antique Wismarie in superiori parte molendini situm 2 ).

Demnächst wird die Insel 1328 genannt, in welchem Jahre die Rathmannen eine Willküre machten, daß dieselbe zu den


1) Genealochr. in Westphalen Mon. T. IV., p. 237.
2) Lisch's G. v. Oertzen I., Nr. 3. Meklb. Urk. B. II., Nr. 1078.
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Herrenlötten gelegt werden solle 1 ), d. h. zu den Landstücken, welche unter die Mitglieder des Rathes zur Belohnung ihrer Mühen alle vier Jahre verloost wurden. Aus einem Kämmereiregister ergiebt sich, daß dieser am 28. May, also nach Himmelfahrt, wo in Wismar die Umsetzung des Rathes Statt fand, und vor der Heuärnte, gefaßte Beschluß ausgeführt und die Liepz unter acht Rathmänner verloost ward, während sieben Anderen Wiesen vor der Hillenbrücke und dreien solche vor dem Alt=Wismarschen Thore zufielen.

Ferner findet sich aus dem Jahre 1370 die Nachricht, daß ein Pferd von der Insel gestohlen ward:

Michahel filius rectoris in Dammeshaghen proscriptus est per Lodewicum institorem, cui furabatur equum suum tempore nocturno de prato proprio dicto Libetze. (Lib. proscript. p. 9.)

Im Jahre 1465 bildete die Liepz zwei Lotte und der Aderholm (Walfisch) ein Lott.

Endlich wissen wir aus einem Notizbuche des damaligen Stadtschreibers, daß bei der Umkavelung der kleinen Herrenlötte am Mittwoch nach Kreuzes=Erhöhung (Sept. 18) 1538 Liepz und Aderholm dem Rathmann Otto Tanke zufielen, daß dieselben bei der nächsten Umkavelung im Jahre 1542 nicht mehr mit zur Verloosung kamen und 1546 durch Rathsbeschluß förmlich aus der Zahl der Herrenlötte ausgeschieden wurden.

Manches von diesen Nachrichten scheint auf unsere Insel wenig zu passen; es ist auffallend, daß die Stadt schon 1266 bei einem erst sehr geringen Umfange ihrer Feldmark das zwei geographische Meilen entfernte Eiland erwarb, daß Pferde auf eine so entfernte und schutzlose Weide gebracht wurden und daß einigen Rathmännern zum Lohn ihrer Mühen die Erträge der entlegenen Insel zugesprochen wurden, während die Uebrigen Wiesen vor den Thoren der Stadt erhielten, Dieses und der Umstand, daß sich die Worte der Urkunde von 1266 so anlassen, als ob die Insel innerhalb der Stadtfeldmark gelegen habe, gab Grund zu vermuthen 2 ), daß es außer der heute bekannten noch eine zweite Liepz gegeben habe, und diese am Alt=Wismarschen Mühlenteiche zu suchen sei, da hier allein insularische Bildungen möglich, derselbe unmittelbar nach dem Zusprechen der Insel in der Urkunde außer Besitz der Stadt erklärt und im Jahre 1300 ausdrücklich mit


1) Jahrb. II., S. 188.
2) Boll's Archiv H. VIII., S. 124; H. X.. S. 50.
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"Inseln" u. s. w. vom Landesherrn dieser verkauft ward 1 ). Diese Conjectur war aber doch deshalb sehr gewagt, weil die Insel Liepz bei Pöl noch heute im Besitze der Stadt Wismar ist, weil nirgends eine nähere Bezeichnung, wie Liepz bei Pöl und Liepz bei Alt=Wismar, sich findet, wie man bei der Existenz zweier Inseln dieses Namens im Stadtgebiete erwarten sollte, und weil Latomus sowohl wie M. Dietrich Schröder 2 ) alle alten Nachrichten über die Liepz einzig auf die Ostseeinsel beziehen. Nun hat sich denn auch schließlich aus den Zeugenverhören eines Processes, welchen Wismar im Jahre 1597 gegen den fürstlichen Amtmann zu Grevesmühlen, Christian Thurmann, führte, die Unrichtigkeit der angegebenen Vermuthung hinreichend ergeben und daß man in der That alle vorhandenen Notizen über die Liepz bei Wismar einzig und allein auf das Reff dieses Namens zu beziehen hat.

Die in dem erwähnten Processe abgehörten Zeugen waren aus Wismar, Hoven, Niendorf (Ksp. Hohenkirchen), W. Tarnewitz und Boltenhagen. Dieselben sagten aus: Bis zwei Meilen von der Stadt, wo die Tonnen lägen, oder bis an die Golwitz, wie ein Zeuge sagt, gehe das Wismarsche Tief und die darin (richtiger daran) belegene Insel Liepz gehöre nach Wismar. Zwischen ihr und Tarnewitz sei das Stakentief, welches, 1 1/2 Ellen tief, mit Schuten zu befahren sei, bei kleinem Wasser könne man dasselbe durchwaten. Drei Zeugen geben die Größe der Insel auf einen halben, zwei auf einen ganzen Morgen, also etwa 240 □R., an. Ein Zeuge sagt, sie sei einen Rohrschuß breit und etwas länger, ein anderer, sie sei so groß, daß sich vier Pferde darauf nähren könnten. Ein Zeuge aus Hoven sagt aus, sein Großvater, der vor sechszig Jahren 120 Jahr alt, - er war also ungefähr 1410 geboren - gestorben sei, habe ihm erzählt, die Insel sei vormals drei Hufen groß gewesen. Ferner wurde ausgesagt, die Liepz und der Holm bildeten zusammen ein Herrenlott, welches wie die übrigen alle vier Jahre unter den Rathmännern (deren 24 im Rathsstuhle sitzen müßten, wenn der selbe voll sein solle) ausgekavelt sei. Vor dreißig Jahren sei noch Heu darauf geworben, bei drei bis fünf Fuder; später hätten die Tarnewitzer ihre Pferde hinaufgetrieben, wie sie auch schon früher gethan und wofür sie damals gepfändet worden wären. Die Wismarschen brächten ihre Pferde nur noch auf den Holm. Auf der Liepz habe vormals ein Thurm


1) Senkenberg Sel. jur. et hist. II, p. 475.
2) K. B. S. 79.
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gestanden (durch den Bürgermeister Johann Bantschow, † 1427, zu bauen veranlaßt, wie der Zeuge von Hoven sagt), der vor sechszig Jahren noch Manneshöhe gehabt habe. Das noch sichtbare Fundament desselben liege von der "trockenen Liepz" zwei Büchsenschüsse oder, wie andere angeben, zwei Steinwürfe weit westlich nach Tarnewitz zu.

Nach diesen Aussagen gemacht von Leuten, deren Erinnerungen zum Theil sehr weit zurückreichen, wird man keinen Anstand nehmen, die oben beigebrachten Zeugnisse über die Insel Liepz auf das Reff Pöl gegenüber wirklich zu beziehen, welches, je nachdem der Wind westlich oder östlich ist, öde und aller Vegetation bar zu Tage liegt oder überfluthet wird. Auch 1742 stand sie schon "mehrentheils ganz unter Wasser" nach Schröders Angabe, 1669 wird sie von einem Wismarschen Schiffer als "ein kleiner Grasholm" bezeichnet 1 ), 1623 stand eine Bake darauf, zu Latomus Zeit, also etwa 1610, war sie "meist verspület, also daß nur ein klein Stück übrig", 1597 war sie mindestens noch etwa 120 □R. groß, 1538 bildete sie ein halbes Herrenlott, 1465 zwei dergleichen und 1328 noch deren acht. Auch die Heuwerbung auf der Insel und die Benutzung als Pferdeweide ist nicht zu bezweifeln. Der Wortlaut der Urkunde aber, der vielleicht noch Bedenken machen könnte, wird auch sein Anstößiges verlieren, wenn man die Stelle so deutet, wie es die Stadt nicht allein 1597, sondern auch bei späteren Gelegenheiten allewege gethan hat, nämlich als Grund ihres Rechtes auf das Wismarsche Tief, und behält auch die Stelle einen auffallenden und unklaren Anstrich, so ist auch der übrige Theil der Urkunde nicht frei von undeutlichem Ausdrucke und ungeschickten Wendungen.

Die Liepz ist der Rest einer Landzunge, welche sich vom Tarnewitzer Ort nordöstlich in die See erstreckte und die man in der angegebenen Richtung ungefähr zwei Meilen weit als Untiefe verfolgen kann, parallel der nördlichen Küste von Pöl und Wustrow. Von diesen ist sie durch eine Tiefe von 42 Fuß, das Tonnentief, getrennt, welche sich weit in die Wohlenberger Wiek hinein erstreckt. Der südliche Rand der Untiefe hat zwei Buchten , deren eine vom Festlande und der Liepz (Knuppen), die andere von dieser und dem Hahnenberg (1597) oder Hanibal (seit 1669), einer Bank, die 8-11 Fuß Wasser über sich hat, begrenzt werden; die östliche Bucht hat den Namen Krakentief und enthält nahe der Liepz noch eine kleine Bank auf 11 Fuß Wasser, den "Swinkötel". Liepz sowohl


1) Jahrb. XV., S. 174.
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als Hahnenberg liegen hart am Rande der Untiefe. Der nördliche Rand der Untiefe zeigt ebenfalls zwei Einbuchtungen, die denen des südlichen entsprechen; übrigens fällt derselbe viel allmählicher in die Tiefe ab. An den beiden Stellen, wo die Einbuchtungen sich nähern, sind auch die tiefsten Stellen der Untiefe. Zwischen Tarnewitz und der Liepz ist ein Lauf voll 4 Fuß Wasser, also noch für Böte geeignet, das alte Stakentief, und zwischen Liepz und Hahnenberg findet sich das offene oder Mitteltief mit 20 Fuß Wasser. Eben so weit wie dieser durch eine schwarze Tonne bezeichnete Durchlaß westlich vom Hahnenberge liegt, liegt östlich von demselben die weiße Tonne, und noch einmal so weit ostwärts öffnet sich das große oder Königstief, ist die Haupteinfahrt in das Wismarsche Tief.

Ueber den heutigen Zustand der Liepz ist wiederholt in diesen Jahrbüchern und sonst berichtet 1 ). Der Baumeister Herr Langfeld hat dieselbe zuletzt besucht und will dort Baumstämme und Ziegelbruchstücke gefunden haben. Jene würden sich aber nur durch das Dasein von Wurzeln, von denen in seinem gefälligen Bericht an den ersten Secretair nicht die Rede ist, als Zeugniß für ehemaligen Baumwuchs anerkennen lassen, während es uns wahrscheinlicher ist, daß es Reste eingerammter Pfähle waren, und in Bezug auf die Ziegelbruchstücke täuschen sehr leicht in nassem Zustande die dort zahlreich vorkommenden Bröckel von rothem Geröll. Sollten sich doch aber dergleichen finden, so lassen sie sich, falls sie nicht aus neuerer Zeit stammen, doch wohl nur auf den Bantschowschen Thurm zurückführen. In historischer Zeit ist das Eiland, wie wir gesehen haben, sonst nicht bewohnt gewesen und in vorhistorischer Zeit ist an Ziegel natürlich nicht zu denken. Dieser gehören allerdings aber ein Feuersteinmesser und ein Keil an, welche dort gefunden worden sind 2 ).

Uebrigens ist bei der exponirten Lage der Liepz an Baumwuchs auf derselben auch wohl nicht zu denken; und es wird dieselbe von je immer nur ein flaches Weideland gewesen sein. Wie dies noch heute allmählich von der See an unserer Küste verschlungen wird, so wird auch die Liepz untergegangen sein: das Wasser unterspült den Rasen, der Rasen sinkt über, das Eis reißt ihn los und Wasser und Eis lassen eine trockene Sandfläche zurück, welche bald überströmt ist, bald trocken liegt,


1) Jahrb. II., S. 188, XV., S. 174, auch in Boll's Archiv a. a. O.
2) Jahresb. VIII. S. 35. Jahrb. XIX., S. 293. Eine dort auch gefundene Gußform wird dem Mittelalter angehören.
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je nachdem die Winde das Wasser nach Süden oder nach Norden drängen.

Ganz ähnlich wie mit der Liepz ist es mit dem Walfisch vor Wismar gegangen. Derselbe ward, dazumahl Aderholm genannt, um 1271 auf acht Jahre für 40 Schillinge und 1279 für dieselbe Summe auf zehn Jahre verpachtet, brachte um 1300 jährlich 28 Schillinge, 1327 26 Schillinge und 1329, von einem Wendorfer Bauern gepachtet, 2 Mark. Später ist er zum Herrenlott genommen und bildete 1538 zusammen mit der Liepz ein solches, mit welcher er 1546 zugleich aufgegeben ward. 1597 brachten die Wismarschen noch Pferde hinauf; jetzt hat kaum ein Einziges genügendes Futter dort. Daß dieser Holm sich verhältnißmäßig länger als die Liepz gehalten hat, ist der weniger exponirten Lage, dem größeren Reichthume des Bodens an Geröll und den großen Granitblöcken zuzuschreiben, welche, Reste des alten Forts, bis vor wenigen Jahren am Ufer ringsumher lagen. Uebrigens scheint der Holm sich ehedem namentlich nach Pöl zu weiter erstreckt zu haben.

Ein drittes Eiland, der Swinholm, von welchem 1300 eine Pacht von 20 Schillingen bezahlt ward, ist ganz verschollen.


Nachtrag.

Zur Vervollständigung dieser werthvollen Nachrichten folgen hier über die ehemalige Insel Liepz die Mittheilungen, welche der Herr Baumeister Langfeld, jetzt zu Rostock, der sich vor einigen Jahren wegen der Küstenbefestigung lange Zeit an der Wohlenberger Bucht aufgehalten, der Redaction der Jahrbücher gemacht hat. Die ehemalige "Insel Liepz" ist die breite Sandbank, welche sich vom "Tarnewitzer Ort" nordöstlich weit ins Meer hinaus erstreckt, in gleicher Richtung mit der Halbinsel Wustrow und den nördlichen Küsten der Insel Pöl, und jetzt bei mittlerem Wasserstande gewöhnlich 1 1/2 bis 2 Fuß unter Wasser steht, bei starkem Südwestwinde aber aus dem Meere hervortritt. Diese ehemalige bewohnte Insel wird jetzt das "Liepzen Reff" genannt. Auf diesem "Reff" fand Herr Langfeld bei niedrigem Wasser noch Baumstämme und Ziegelbruchstücke, so daß die Möglichkeit nicht geleugnet werden kann, die Insel sei früher höher und bewohnt gewesen.

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Hiebei ist aber wohl zu beachten, daß die auf den heutigen Karten (nicht an der rechten Stelle) gezeichnete ganz kleine sogenannte Insel Liepz, welche südöstlich von der äußersten Spitze des Liepzer Reffs an dem östlichen Tief liegt, nicht die alte, einst bewohnte Insel Liepz sein und bewohnt gewesen sein kann. Diese kleine Insel, welche jetzt wohl der "Knubben" genannt wird, steht nach angestellten tiefen Bohrungen auf einem sehr starken Infusorienlager und ist durch ein schmales steiniges Reff, welches die Wohlenberger Bucht abschließt, mit dem Liepzer Reff verbunden.

Schon früher sind auf der ehemals bewohnten "Insel "Liepz", dem heutigen "Liepzen Reff", Spuren menschlicher Thätigkeit gefunden. Vor vielen Jahren ward ein Feuersteinspan oder ein spanförmiges Feuersteinmesser (Jahresber. VIII., S. 35) und im Jahre 1852 ein Keil aus Feuerstein (Jahrb. XIX., S. 293) auf der ehemaligen Insel gefunden. Vor mehreren Jahren fand der Herr Geheime Kriegsrath Grimm zu Schwerin auf der Liepz bei niedrigem Wasserstande ein Bruchstück von einer alten Guß(?) = Form aus fest gebranntem, weißlichen Thon, welche jetzt im Besitze des Vereins ist; diese Form hat zwei viereckige Vertiefungen, welche oben 3/4" im Quadrat weit und eben so tief sind und am Boden fünf kleine Löcher haben, so daß es fast scheint, als habe man stumpfe Bolzen oder dergleichen in diese Form gegossen.

D. Red.     

 

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V.

Reliquien - Urnen

von

Bandekow und Nostorf,

von

G. C F. Lisch.


1. Reliquien=Urne von Bandekow.

B ei der Restauration der Kapelle zu Bandekow in der Pfarre Boizenburg ward im Jahre 1862 auch der alte steinerne Altartisch abgebrochen, auf welchem jedoch keine alte Altartafel mehr stand. In dem Altartische ward in einer Höhlung noch die bei der Weihung hineingesetzte Reliquienurne gefunden, welche der damalige Kirchen=Oekonomus, Elbzoll=Revisor Wachhals an sich nahm und später an das großherzogliche Antiquarium ablieferte. Die Urne, welche freilich am Halse zerbrochen ist, ist von dünnem, grünlichem Glase, mit 3 knotigen Reifen von demselben Glase und 3 aufgelegten, dünnen Reifen von blauem Glase verziert. In der Urne lag eine Masse, welche zu Staub zerfallen war, ohne Zweifel in Seidenzeug eingewickelte Reliquien. Außerdem lag darin noch ein kleines Wachssiegel, welches nicht an einer Urkunde gehangen zu haben, sondern lose eingelegt gewesen zu sein scheint. Das Siegel ist rund und 1 1/4" im Durchmesser; es zeigt unter einem gothischen Baldachine ein sitzendes Marienbild mit dem Christkinde auf dem linken Arme und neben dem Baldachine zwei kleine Häuschen, in deren jedem ein Engel sitzt; unter dem Marienbilde ist in einer Nische rechts gelehnt

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ein Schild mit einer rechts gekehrten Spitze (das v. Parkentinsche Wappen), überragt von einem Bischofsstabe. Die Umschrift lautet in gothischer Schrift:

Umschrift

Dies ist also das kleine oder Secret=Siegel des ratzeburgischen Bischofs Dethlev v. Parkentin (1395-1419). Dieser Bischof führte zuerst ein Secretsiegel, welches eine parabolische Form und eine Umschrift in römischen Buchstaben hat (vgl. Masch Bisth. Ratzeb. S. 319) und sicher 1397-1409 vorkommt; er führte vorher schon als Propst dasselbe Siegel, welches er als Bischof wahrscheinlich umändern ließ. In den neuesten Zeiten ist aber zum Jahre 1414 ein jüngeres Secretsiegel dieses Bischofs entdeckt, welches dem Abdruck in der Reliquienurne von Bandekow gleich ist. Die Reliquienurne wird also in die Zeit zwischen 1410 und 1419 fallen und die Kapelle zu Bandekow ungefähr um das Jahr 1415 erbauet sein.


2. Reliquien=Urne von Nostorf.

Bei der Restauration der Kirche zu Nostorf bei Boizenburg im Jahre 1863 ward auch der steinerne Altartisch abgetragen und, nach einem Berichte, unter demselben beim Ausgraben des Fußbodens ein gläsernes Gefäß gefunden , in welchem die hier unten folgende besiegelte Pergament=Urkunde lag, nach welcher der ratzeburgische Bischof Johann v. Parkentin am 2. Oct. 1483 die Kapelle zu Nostorf geweihet hat, und zwar zuerst zu Ehren des Heil. Laurentius; unter den übrigen Heiligen der Kirche befindet sich auch der Heil. Ansverus. Das gläserne Gefäß ist beim Ausgraben leider zerbrochen.

Der Bischof Johann von Ratzeburg weihet die
Kapelle und den Altar zu Nostorf.
1483. Octbr. 2.

Nach dem Originale.

Johannes dei et apostolice sedis gracia Raceburgensis ecclesie episcopus presentium vigore protestamur et

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recognoscimus, quod anno domini millesimo quadringentesimo octuagesimo tercio, in die Leodogarii martiris atque pontificis, presens altare cum capella in honore dei omnipotentis ac sanctorum Laurentii leuite et martiris, sacratissime virginis Marie, eiusdem dei genitricis, Johannis baptiste, Mathei et Johannis apostolorum, Georgii, Sebastiani, Ansueri et sociorum eius martirum, Nicolai et Anthonii confessorum, Dorothee et Agnetis virginum et martirum rite dedicando consecrauimus, cooperante nobis gracia spiritus septiformis. In cuius rei fidem secretum nostrum presentibus duximus subappendendum. Datum et actum anno et die quibus supra.

Nach dem Originale, auf Pergament, in einer kleinen cursivischen Minuskel. An einem Pergamentstreifen hängt das bei Masch Bisth. Ratzeburg S. 385 beschriebene erste Secretsiegel des Bischofs Johann von Parkentin zu Ratzeburg, mit eingelegter rother Wachsplatte und Resten der Umschrift:

Umschrift

verdrückt und zerbrochen. -

Diese Originalurkunde ward im Jahre 1863 bei der Restauration der Kirche zu Nostorf bei Boizenburg unter dem Altare beim Ausgraben des Fußbodens gefunden; sie lag in einem Glase, welches leider von den Arbeitern unabsichtlich zertrümmert ist. Die Urkunde ist mit einer neuen Urkunde bei der Restauration wieder in den Altartisch gelegt.

 

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Inhalt:

B.

Jahrbücher

für

Alterthumskunde.


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I. Zur Alterthumskunde

im engern Sinne.


Vorchristliche Zeit.

a. Steinzeit .


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Pfahlbauten von Russow bei Roggow.

Auf dem Felde des zu dem Haupthofe Roggow gehörenden Gutes Russow bei Neu=Bukow liegen zwei Torfmoore von schwarzem, moderhaltigem Torf, welche viele Spuren von Pfahlbauten der Steinperiode enthalten. Beide Moore sind nicht sehr groß und ohne Zweifel in den ältesten Zeiten Süßwasserseen gewesen; sie sind von sanft ansteigenden Höhen Ackerlandes umgeben und gleichen an Größe, Lage und Beschaffenheit ganz dem Pfahlbau von Gägelow bei Wismar (vgl. Jahrb. XXX., S. 86).

I. "Himbeeren=Soll" heißt das Torfmoor, in welchem noch jetzt Torf gegraben wird. In diesem Moor sind in den letzten Jahren sehr viele Gegenstände ausgegraben, welche auf einen Pfahlbau schließen lassen , aber fast alle von den Arbeitern verworfen sind. Es sind nämlich nach den Berichten des Herrn v. Oertzen auf Roggow und der Arbeiter nach und nach gefunden, und zwar meisten Theils an einer tiefen Stelle nicht weit vom festen Ackerlande auf dem Grunde:

außerordentlich viel Pfahlholz, kleine und auch große Stämme, welche in großer Menge in dem Moor liegen, auch Reste von angebrannten Pfählen;

große Massen von Haselnüssen;

eine große Menge von Thierknochen, von denen die Arbeiter vor einigen Jahren ganze Trachten mit nach Hause genommen haben ;

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sehr viele geschliffene Feuersteinkeile, welche jedoch von den Arbeitern alle verworfen und zum Theil zerschlagen sind; im Frühling 1866 hat jedoch der Herr v. Oertzen aus diesem Torfmoor noch zwei Feuersteinkeile gewonnen, welche die für die norddeutschen Pfahlbauten charakteristische rauchbraune Farbe haben und an Farbe ganz mit den Keilen von Gägelow und Wismar übereinstimmen (im Besitze des Herrn v. Oertzen);

ein großes Hirschgeweih, ein Vierzehnender, fest am Schädel (im Besitze des Herrn v. Oertzen), und viele nicht zerschlagene Knochen von einem Hirsch;

ein Schädel von einem wilden Eber, mit sehr großen Fangzähnen von 5 Zoll Länge, welche jedoch nicht mehr aufzufinden sind.

Die Arbeiter behaupten, auch viel Flachs gefunden zu haben.

Ein seltener Fund ist

eine Schildkröte.

Dies ist die gemeine Sumpfschildkröte oder Süßwasserschildkröte (Emys oder Testudo europaea), deren Schilde nur in der Mitte der Seiten fest verwachsen sind, im Rückenschilde, welcher 13 Horntafeln hat, nur flach gewölbt, gegen 8 Zoll lang, dunkelbraun von Farbe wie die Pfahlbauknochen. Es ist nur der Rückenschild vorhanden. Diese Schildkröte gleicht an Gestalt, Bau und Größe genau der Schildkröte, welche im Pfahlbau von Wismar gefunden ist. Die Schildkröten sind ein sicherer Beweis, daß die Torfmoore einst Süßwasserseen waren. Im Pfahlbau von Moosseedorf in der Schweiz ist auch ein halber Bauchschild von dieser Schildkrötenart gefunden (vgl. Rütimeyer Fauna S. 114).

II. "Großes Moor" heißt das Torfmoor, welches gegenwärtig nicht bearbeitet wird. Hier ist früher ebenfalls

eine Schildkröte

gefunden, welche genau die Gestalt und Größe der eben erwähnten hat. Es sind noch beide Schilde ziemlich vollständig vorhanden.

Außerdem ist ein kleiner Hundeschädel gefunden.

Der Herr v. Oertzen auf Roggow hat die Güte gehabt, bei der Untersuchung der beiden Moore durch mich am 20. Julii 1865 die beiden Schildkröten und den Hundeschädel dem Vereine zu schenken. Außer diesen Gegenständen ist, ausgenommen das Hirschgeweih, von den Funden nichts

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mehr vorhanden. Der Herr v. Oertzen hat aber nach dieser Entdeckung für die Zukunft schärfere Beaufsichtigung in Aussicht gestellt.

In Folge dieser Entdeckung hat der Herr v. Oertzen bei dem letzten Torfstich in den letzten Tagen des Monats Julii 1865 noch angebranntes und ganz verkohltes Holz und mehrere Haselnüsse gefunden. In einem eingesandten Stück Torf steckte noch ein ganz zu Kohle gebrannter runder Baumzweig von 1 Zoll Durchmesser.

G. C. F. Lisch.


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Höhlenwohnungen von Roggow Nr. 1.

Auf dem Felde des Gutes Roggow bei Neu=Bukow ist in einem Ackerschlage südlich vom Hofe eine sich weit hin erstreckende, regelmäßige, sanfte Ansteigung, in deren Nähe sich eine Wiese und ein kleiner Bach, welcher früher ohne Zweifel wasserreicher gewesen ist, und am Fuße ein jetzt zugeworfener Graben befindet. Der Untergrund ist Mergel. Beim Drainiren im Jahre 1864 fand der Herr v. Oertzen auf Roggow, daß einzelne Stellen in gleicher Richtung am Abhange wahrscheinlich Höhlenwohnungen 1 ) gewesen sind. Es waren im Mergel einzelne runde Stellen von ungefähr 6 bis 8 Fuß Durchmesser, welche aus schwärzlicher Dammerde bestanden. Man kam beim Drainiren durch diese Schicht unten wieder auf den Mergelboden. Auf diesen Stellen fanden sich in einer Tiefe von 4 Fuß, aber nicht tiefer, viele Scherben von sehr alten, dickwandigen Kochtöpfen und sehr viele Holzkohlen in gefärbten Erdstreifen und in kleinern und größern Stücken, oft von einigen Zollen im Durchmesser, auch Feldsteine. Weiter ward freilich nichts gefunden. Es ist aber wahrscheinlich, daß diese Stellen in sehr entfernten Zeiten Gruben waren, welche nach und nach zugeschlämmt und ver=


1) Der Ausdruck "Höhlenwohnungen" ist, auch nach des Herrn v. Oertzen Ansicht, nicht ganz richtig, da man unter dem Worte Höhle eine horizontal eingehende Vertiefung versteht, die "Höhlenwohnungen" in Meklenburg aber senkrecht eingehende Gruben gebildet haben. Der Ausdruck "Höhlenwohnungen" ist aber deshalb gewählt und beibehalten, weil, nach dem Vorgange der griechischen Benennung der ältesten Bewohner, welche in der Erde wohnten, der Troglodyten, im Allgemeinen die Uebersetzung durch Höhlenbewohner vorherrschend angenommen ist.
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schüttet sind. Es ist auch wahrscheinlich, daß die Ansteigung früher höher war und nach und nach abgeschlämmt und abgepflügt ist. Es wiederholen sich also hier ungefähr dieselben Erscheinungen, wie in den Höhlenwohnungen in dem nicht weit von Roggow entfernten Dreveskirchen; vgl. Jahrb. XXX., S. 123 flgd.

G. C. F. Lisch.


Höhlenwohnungen von Roggow Nr. 2

Im Herbst 1865 ließ der Herr v. Oertzen noch eine kleine Strecke auf einem andern, ebenfalls sanft geneigten Abhange dicht neben einem kleinen Teiche drainiren, und fand auch hier wieder sogenante "Höhlenwohnungen", von denen er mehrere genau und kritisch untersuchte und im Folgenden brieflich beschreibt. Die Stellen liegen beinahe 3 Fuß tief unter der jetzigen Erdoberfläche in festem Lehm. Sie sind in dieser Tiefe auf dem Boden meistenteils vollständig ausgedämmt mit faustgroßen Feldsteinen. Die Steine sind aber nicht rund und abgeschliffen, sondern zum großen Theil an einer Seite scharfkantig und Bruchstücke von größern Felsblöcken. Die Stellen sind kreisrund und haben ungefähr 4 bis 5 Fuß Durchmessser. Gefäßscherben und Feuerrsteinsplitter wurden auf dieser Stelle nicht gefunden, jedoch viele Holzkohlen und Asche, auch Schlacken. Die Steine sind alle sehr mürbe und zerbrechlich, ein Beweis, daß viel Feuer auf Ihnen gebrannt hat. Der Herr v. Oertzen hält diese jetzt unter der Erdoberfläche liegenden Stellen nicht für menschliche "Wohnungen", da sie hiezu wohl zu klein waren, sondern nur für "Feuerstellen der Pfahlbaubewohner", welche sie zum Kochen und Backen eingerichtet hatten, da sie sich immer an sanften Abhängen in der Nähe von jetzigen Wiesen und Mooren und nicht weit von Wasser finden, und glaubt, daß sie im Laufe der Zeiten nach und nach durch herabgeschwemmte Erde hoch bedeckt sind. Diese Ansicht ist auch schon in den Jahrb. XXX., S. 123 ausgesprochen. Es ist immer wahrscheinlich, daß die Pfahlbaubewohner doppelte Wohnungen hatten, auf dem Lande zum Arbeiten bei Tage und auf dem Wasser zum Wohnen und zur Sicherheit, namentlich bei Nacht. Sie mußten offenbar zum Schlachten, Backen, Brauen, Aernten und andern ähnlichen Geschäften Räumlichkeiten haben, welche größer und gegen Feuer gesicherter waren, als die engen Pfahlhäuser. Ob nun diese Anlagen auf dem festen Lande nur

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Küchen und Keller, oder auch zugleich Wohnstätten waren, läßt sich wohl noch nicht entscheiden, da die Erfahrungen noch nicht ausreichend sind.

Man würde hiedurch zu dem Schlusse kommen, daß sich dort, wo Pfahlbauten gefunden werden, in der Nähe auch Höhlenwohnungen finden, und umgekehrt Höhlenwohnungen auf Pfahlbauten in der Nähe schließen lassen, da beide zusammen gehören. Der Herr v. Oertzen machte diese Beobachtung schon im Jahre 1864.

G. C. F. Lisch.


Höhlenwohnungen von Roggow Nr. 3.

Beim Drainiren im Jahre 1866 fand der Herr v. Oertzen auf einem Ackerstücke, welches der "Kirchhof" genannt wird, wieder Höhlenwohnungen, jedoch weiter keine Alterthümer, obgleich solche nach dem Namen zu vermuthen standen. Es waren 11 Wohnungen, welche 16 bis 20 Fuß von einander und gegen 3 Fuß tief lagen. Es wurden bei dieser Drainirung nur einige wenige Topfscherben gefunden.

G. C. F. Lisch.


Höhlenwohnungen von Roggow Nr. 4
am Salzhaf.

Das feste Land des Gutes Roggow fällt in lehmigen Ufern steil in das Salzhaf, einem salzigen Binnenwasser der Ostsee, ab. Stürme und Wasserfluthen arbeiten hier beständig an der Veränderung der Ufergestaltung. Durch die Stürme im Spätherbst 1865 unterwühlte das Wasser an vielen Stellen das hohe Ufer und am 17. December 1865 riß bei einem starken Nordsturme die See nicht unbeträchtliche Massen des Ufers hinweg. Hiedurch wurden drei "Höhlenwohnungen" durchbrochen, welche nun in ihren Durchschnitten klar zu Tage lagen. Die eine derselben ließ sich noch untersuchen und der Herr v. Oertzen auf Roggow unternahm es, dieselbe aufzugraben und sorgfältig zu beobachten. Die Entdeckung ward dadurch gemacht, daß sich im Durchschnitt eine ungefähr 1 Fuß dicke und 6 Fuß lange Kohlenschicht zeigte. Die Wohnung lag mit dem Fußboden 3 Fuß unter der Erdoberfläche, war rund oder oval gewesen und hatte 6 Fuß im Durchmesser. Sie war in Lehm angelegt

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und hatte einen Estrich von Lehm. Mehrere röthlich gebrannte, feste Stücke von sandhaltigem Lehm haben offenbar im Feuer gelegen. An der nordöstlichen Seite, also der Windseite gegenüber, da die Hauptwindrichtung dort südwestlich ist, war auf dem Estrich eine Art Herd, 1 Fuß hoch und 2 Fuß im Quadrat. Derselbe war von ungefähr faustgroßen Granitsteinen aufgebauet, welche alle von grober, bröckeliger (also vom Feuer angegriffener) Masse und scharfkantig waren, obgleich dort an der See rundlich abgeschliffene Kiesel in jeder Größe und Menge zu finden sind. Auf diesem Herde lag eine sehr große Menge von heidnischen, grobkörnigen, rauhen, dickwandigen Topfscherben, einige von sehr großen Gefäßen, sicher aus der Steinzeit herrührend, welche an der Außenseite Spuren von Feuer tragen. Voll Bedeutung ist, daß der Boden von zwei Gefäßen, weil sie auf dem Herde gestanden hatten, nicht zerbrochen war, grade wie in den Höhlenwohnungen von dem nahen Dreveskirchen (vgl. Jahrb. XXX., S. 124), mit denen die Roggower Höhlenwohnungen genau übereinstimmen. Auch Scherben von 4 verschiedenen dünnwandigen, auf der Außenseite geglätteten, feinen Gefäßen oder Krügen wurden gefunden. Zwei dickwandige Gefäße hatten unter dem Rande einen erhabenen Reif abwechselnd von Knoten und Fingereindrücken, ganz genau in derselben Weise, wie sie einige Scherben aus den Höhlenwohnungen von Dreveskirchen zeigen, eines von kreisförmigen, flachen Fingereindrücken. Auf dem Estrich lag über einen halben Fuß hoch eine Menge von Kohlen und zerschlagenen Thierknochen. Die Kohlenschicht war so fest und hart, daß mit dem Spaten nicht durchzudringen war, sondern oft die Hacke angewandt werden mußte.

Die Thierknochen sind weiß und mürbe, wie überhaupt die Knochen der Steinzeit, welche lange in der Erde gelegen haben. Nach der Bestimmung des Herrn Professors Schulze zu Rostock befinden sich unter den erkennbaren Stücken Reste von folgenden Thieren: Rind, linker Oberkiefer, mit 4 Zähnen, und rechter Unterkiefer, Bruchstücke, Reh (oder Hirsch), linkes Schulterblatt, Schaf oder Ziege, rechtes Schulterblatt, Bruchstück, und mehrere zerschlagene, nicht zu bestimmende Knochen, auch vom Pferde ein Zahn vom rechten Oberkiefer. Steinerne Geräthe wurden nicht weiter gefunden, als zwei sehr gute Reibsteine, charakteristische Kennzeichen der unterirdischen Feuerherde aus der Steinzeit, ungefähr gut 4 Zoll im Durchmesser, der eine von weißem "alten Sandstein", der andere von röthlichem, feinkörnigem Granit.

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Stroh=Reste und Eindrücke waren trotz allen Suchens nicht zu finden. Es ist daher wohl anzunehmen, daß die Grube mit Rohr, welches dort häufig vorkommt, gedeckt war und dieses, da es luftiger liegt, ohne Zurücklassung von Kohle zu Asche verbrannte. Ueberdacht war der Raum sicher gewesen, da sich sonst wohl nicht die fast steinharte Kohlen und Knochenschicht so fest hätte bilden können.

G. C. F. Lisch.


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Begräbnißplätze von Roggow.

Auf dem Gute Roggow bei Neu=Bukow erstreckt sich nördlich vom Hofe am Salzhaf, einem salzigen Binnenwasser, eine große Wiese, die "Riemkoppel", welche früher ohne Zweifel seichter Meeresgrund gewesen ist, der nach und nach zugeschlämmt ist, wie noch heute die See unaufhörlich hier Land anspült und dort wegreißt. In dieser weiten, ebenen Wiese liegt gegen Osten hin in einiger Entfernung vom festen Lande eine Erhöhung, welche in uralten Zeiten ohne Zweifel eine Insel gewesen ist. Auf dieser Höhe werden nun außerordentlich viele unverbrannte Gerippe, alle gegen Osten schauend, gefunden, bisher jedoch ohne Geräthe. Ohne Zweifel ist dies ein Begräbnißplatz der Einwohner aus der Steinperiode, welche hier in Pfahlbauten wohnten und ihre Todten auf dieser sandigen Höhe begruben. Noch jetzt findet man Pfähle im Salzhaf. (Die großen Steingräber der Steinperiode dagegen gehörten gewiß Helden oder Herrschern derselben Zeit an.) In der Nähe sind zwei Süßwasserteiche.


Oestlich von dem Hofe erhebt sich im festen Lande aus schwerem Boden eine sandige Höhe, in welcher noch außerordentlich viele Gerippe gefunden werden, obgleich auf diesem Begräbnißplatze vor vielen Jahren schon viele Gerippe mit Keilen und Spanmessern aus Feuerstein und thönerne Urnen ausgegraben sind; vgl. Jahrb. IX., S. 367. Dies ist also eine zweite Begräbnißstätte der Steinperiode.

G. C. F. Lisch.


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Hünengrab von Mestlin Nr. 2.

(Vgl. Jahrb. XXVII., S. 165.)

Auf der Feldmark von Mestlin bei Dobbertin lag, auf der Hufe des Erbpächters Müller, nach der Beschreibung desselben ein mit großen Steinen ausgesetzter Hügel, welcher zur bequemern Beackerung abgetragen ward. Die Arbeiter fanden in dem Grabe mehrere steinerne Geräthe, welche der Herr Dr. Wiechmann = Kadow erwarb und dem Vereine wieder überließ. Diese Steingeräthe sind folgende:

1) ein Streitkeil aus bräunlich=grauem Feuerstein, dünn und breit, 7 1/2 Zoll lang, sehr regelmäßig gearbeitet, auf den beiden breiten Seiten sehr schön geschliffen, an den beiden schmalen Seiten und am Bahnende zur Ebnung angeschliffen, unversehrt;

2) ein Arbeitsteil aus fettlosem, hellgrauem Feuerstein, dick und kurz, 4 1/2 Zoll lang, nur am Beilende geschliffen, sonst überall abgesprengt und schadhaft;

3) eine Streitaxt aus Diorit, kurz und plump, nur 4 Zoll lang, mit einem großen Schaftloche, am Beilende verletzt;

4) eine noch nicht fertige Streitaxt aus Diorit. Dies ist ein dünner flacher Stein, 5 Zoll lang, 2 Zoll breit, in der Querlinie des Schaftloches und überall nur 3/4 Zoll dick. Dieses Geräth zeigt wieder klar den Gang in der Verfertigung. Das Schaftloch ist vollständig fertig, wie in der Regel das Schaftloch vor der Schleifung der Oberfläche vollendet ward. Die beiden breiten Oberflächen sind noch gar nicht bearbeitet. Die beiden Enden sind quer stumpf angeschliffen, wahrscheinlich um eine sichere Linie für die Zuspitzung nach beiden Enden zu erreichen. Nach dem Beilende hin sind allein die beiden schmalen Enden angeschliffen, um nach und nach die richtige Mitte der Spitze zu gewinnen.

Eben so selten und in Meklenburg einzig in seiner Art ist

5) ein Reiber aus Diorit. Dieses Geräth ähnelt der obern Hälfte einem dicken, fast viereckigen Keil und ist 3 Zoll lang. Das untere, regelmäßige Viereck von etwa 1 1/2 Zoll Quadrat Größe ist vollkommen eben gestaltet und glatt geschliffen und an allen vier Kanten schmal und rund abgeschliffen. Wozu dieses Geräth gedient haben mag, ist nicht klar; jedenfalls hat es aber zum Reiben feiner Sachen gedient, da es eben so vollkommen geglättet ist, wie heute ein steinerner Farbenreiber.

G. C. F. Lisch.


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b. Bronzezeit.


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Kegelgräber von Braunsberg.

Im Herbste des Jahres 1865 ließ Herr Hand auf Braunsberg bei Güstrow auf seinem Felde an vielen Stellen nach Steinen graben. Bei dieser Arbeit stieß derselbe ganz der Nähe des Hofes im Acker auf drei kaum merklich erhabene Stellen, welche unter der jetzigen Erdoberfläche von einem Kreise von größern Steinen eingeschlossen waren und 50 bis 60 Fuß im Durchmesser hatten. Innerhalb der Kreise lagen mehrere Schichten von kleinern Steinen dammartig über einander. Unter und zwischen diesen kleinen Steinen standen viele kleine thönerne Gefäße, welche aber alle beim Ausgraben zerbrachen. Ohne Zweifel bildeten diese Plätze niedrige Kegelgräber der Bronzezeit, wie sie im Lande früher in großer Menge vorhanden waren und noch jetzt nicht selten unter den Pflug gebracht sind, jedoch von einem kundigen Auge, schon an der geringern Fruchtbarkeit der nur wenig erhöheten Stellen, leicht erkannt werden können.

In einem dieser Kreise fand Herr Hand

neben einer zerbrochenen Urne, deren Scherben ganz den Charaktér der Bronzezeit tragen,

ein Schwert von Bronze, welches Herr Hand mit den Urnenscherben dem Vereine geschenkt hat. Das ziemlich stark gerostete, zweischneidige Schwert, welches mit dem Griffe gut 2 Fuß lang oder ein wenig länger gewesen sein wird, hat einen erhabenen Mittelrücken, welcher an jeder Seite von 4 Linien begleitet ist, und einen bronzenen Griff. Der Griff hat einen mit 8 kleinen Löchern und sonst mit Linien derzierten rautenförmigen Knopf, wie ihn häufiger die Bronzedolche haben, und daher selbst einen der Raute sich nähernden Durchschnitt, und ist an jeder Seite mit 8 Queerfurchen, welche wahrscheinlich mit farbigem Kitt ausgelegt gewesen sind, oder mit 8 durch die Vertiefungen stehen gebliebenen Queerreifen verziert. Schwerter dieser Art sind noch wenig oder gar nicht

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zur Abbildung gekommen. Das Schwert gleicht in jeder Hinsicht den in den großen Kegelgräbern von Dabel (Jahrb. XXII, S. 281) und Peccatel ( (Jahrb. IX., S. 375) gefundenen Bronzeschwertern. Das Schwert von Peccatel ist auf der Lithographie zu Jahrb. IX., Fig. 5 abgebildet; diese Abbildung kann zur Veranschaulichung der Form des Schwertes von Braunsberg dienen; nur gehen an dem Schwertgriffe von Peecatel die Queerrillen rund umher durch, während sie an dem Griffe von Braunsberg an den beiden Seiten durch Längsstreifen geschlossen sind; die eigenthümlich gestaltete Anfügung des Griffes an die Klinge und der Knopf sind aber bei beiden Schwertern gleich. - Das Schwert von Braunsberg ist bei der Einlegung ins Grab in 4 Stücke zerbrochen, wie die gerosteten Bruchenden beweisen, und die Mittelstücke sind sehr stark verbogen; bei der Aufgrabung sind wieder einige Stücke zerbrochen; daher ist die Klinge auch nicht ganz vollständig mehr vorhanden, jedoch noch in so viel Bruchstücken, daß sie im Ganzen 18 Zoll lang sind.

G. C. F. Lisch


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Wohnplatz von Zippendorf bei Schwerin.

(Höhlenwohnung.)

Am südlichen Ende des großen Schweriner Sees, 3/4 Stunden von der Stadt Schwerin entfernt, liegt unmittelbar am Ufer des Sees das der Stadt gehörende Dorf Zippendorf. Der Raum des Dorfes und der nächsten Umgebungen desselben hinter dem jetzt sandigen Ufer bildet eine ebene Fläche, welche sich an die nicht weit entfernten, nicht unbedeutenden, zum Theil noch jetzt bewaldeten Höhen lehnt. Die Fläche ist zum größten Theile mit schwarzer Wiesenerde bedeckt, ist aber in alten Zeiten wohl Wasser oder Sumpf gewesen. Ungefähr 250 Schritt hinter dem dem Herrn Bosselmann gehörenden Hause und Vergnügungsorte liegt in gerader Richtung gegen Süden in der demselben gehörenden Wiese eine ziemlich große, feste Erdscholle, welche aus Lehm besteht und sich einige Fuß hoch über die Wiesenfläche erhebt. Früher soll nach der Ueberlieferung alter Leute der Wald sich bis über diese Stelle erstreckt haben.

Als Herr Bosselmann im Frühling 1865 hier Lehm graben ließ, um zu seinen Bauten daraus Luftziegel fertigen zu lassen, stieß der Arbeiter in einiger Tiefe auf viele Steine und Gefäßscherben, auch einige andere Alterthümer, warf

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aber im Betriebe seiner Arbeit alles hinaus, merkte sich jedoch die Lagen, da es schon sein Geschäft mit sich brachte, nach reinem Lehm zu graben. Als dieser Fund bekannt geworden war, besuchten mehrere Herren aus Schwerin diese Stelle, namentlich der Herr Architekt Stern und der Herr Litterat Fromm, und bemüheten sich, einiges von dem Funde zu retten und an sich zu bringen, und ich selbst besichtigte und untersuchte die Stelle.

Nach allen Anzeichen und den Berichten des Arbeiters war hier eine Wohnstelle aus der Bronzezeit, also vielleicht das älteste Dorf an dieser Stelle, dessen Bekanntwerden bei der Nähe der Stadt Schwerin einiges geschichtliches Interesse hat.

Das erste Zeichen einer in die Erde eingegrabenen Wohnung waren viele Feldsteine (Findlinge), welche sich, gegen die Regel, in großer Menge im Lehm an einer Stelle fanden; die Steine waren von Faustgröße bis zu Kopfgröße, einige wenige jedoch von einem Gewicht bis gegen 100 Pfund.

An einer Stelle, gegen 2 Fuß tief unter der Erdoberfläche, waren die Feldsteine, wie ein "Steindamm" (oder Herd) regelmäßig neben einander gelegt. Der Raum über diesem Steinpflaster war nicht reiner, gelber Lehm, sondern gemischte Erde von bräunlicher Farbe, also von oben herab hinein gefallen und geschlämmt.

Auf dem Steinpflaster fanden sich Holzkohlen und Asche. Dazwischen lagen verhältnißmäßig sehr viele (über 50 große) Scherben von zerbrochenen Thongefäßen (die meisten geschenkt von Herrn Stern und Herrn Fromm). Die Gefäße waren meistentheils sehr groß und dickwandig; es mögen wohl Scherben von wenigstens 8 großen Gefäßen ausgegraben sein. Alle Gefäße sind stark mit Granitgrus vermengt, also heidnischen Ursprungs; die meisten haben außen eine rauhe Oberfläche und sind noch nicht mit geschlämmten Thon überzogen; einige mit geglätteter Oberfläche haben ganz den Charakter der Bronzezeit. Es leidet keinen Zweifel, daß diese Gefäße Wirthschaftstöpfe, und keine Begräbnißurnen waren.

Zum weiteren Beweise einer Wohnstätte dienen zahlreiche Thierknochen, welche, mit Ausnahme von einigen dünnen Rippen, alle zerschlagen sind, also von zubereitetem Fleisch herrühren.

Alterthümer, welche diese Stelle genauer kennzeichnen könnten, sind leider nur wenige gefunden, jedoch genug, um genauere Bestimmungen geben zu können.

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Von Wichtigkeit ist ein kleines Thongefäß ("Topf"), von schönen Formen, ganz in dem Charakter der Bronzezeit, ähnlich den kleinen Kinderurnen, welche oft in großen Begräbnißurnen stehen, nur 3 1/4 Zoll hoch und eben so weit im Bauchdurchmesser, in einer Seitenansicht fast vollständig erhalten (geschenkt vom Herrn Fromm).

Unter den Topfscherben fand sich auch ein Bruchstück, welches sich bei genauer Betrachtung als ein Viertheil einer ganz kleinen, flachen Schale ergab, welche ungefähr nur 1 1/2 Zoll Weite in der Oeffunng und 1/2 Zoll Höhe gehabt hat. Dies ist wohl das kleinste Thongefäß, welches bisher beobachtet ist. So kleine Schalen pflegen sich in Gräbern nie zu finden und scheinen auf häuslichen Gebrauch zu deuten.

Von ganz besonderer Wichtigkeit ist aber eine Messerklinge von Bronze (geschenkt vom Herrn Fromm), ganz von der Form der Messer der Bronzezeit, mit leichtem edlen Rost überzogen, 4 Zoll lang, offenbar nachgeschliffen. Der Griff ist abgebrochen, oder gar nicht vorhanden gewesen. Dagegen ist das breite Heftende der Klinge etwas umgebogen und breit geschlagen, wohl um die Klinge besser in einem hölzernen Griff befestigen zu können; an diesem Heftende ist auch die Klinge 3/4 Zoll 1ang nicht geschliffen. In Gräbern pflegen immer wohl erhaltene und im häuslichen Gebrauche nicht sehr abgenutzte Geräthe gefunden zu werden.

Der Gymnasiast F. W. Lisch zu Schwerin fand beim schließlichen Durchsuchen des Erdauswurfes zwischen den zerschlagenen Thierknochen einen gut gearbeiteten knöchernen Pfriemen, aus einem der Länge nach gespaltenen Thierknochen geschnitzt, 4 1/2 Zoll lang, überall sehr regelmäßig bearbeitet und vollkommen geglättet. In Gräbern der Bronzezeit sind in Meklenburg noch nie knöcherne Geräthe gefunden, und dieser Pfriemen ist überhaupt das erste knöcherne Geräth aus der Bronzezeit, welches in Meklenburg beobachtet ist.

Ob eine rohe, sehr löcherige Feuersteinknolle von Faustgröße und ein kleines scharfkantiges Stück Kreide mit Absicht in die ehemalige Wohnung gebracht sind, ist nicht zu errathen. Mehr Beobachtung verdient ein dünnes, unregelmäßig vierseitiges Stück Feuerstein, von welchem an drei Seiten Späne abgeschlagen sind.

Alle diese Funde geben den sichern Beweis, daß wir hier eine Wohnstätte (oder Höhlenwohnung) der Bronzezeit haben. Daß diese Stelle kein Grab war, geht schon daraus hervor, daß die Fundstelle der Alterthümer einige Fuß tief unter der Erdoberfläche war, die Grabhügel der Bronzezeit

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aber immer auf der Erdoberfläche errichtet sind. Ein Begräbniß der Eisenzeit, welche immer unter der Erdoberfläche liegen, ist aber nach allen durchaus charakteristischen Alterthümern nicht anzunehmen. Aber für die Bronzezeit reden alle Gefäße und das bronzene Messer. Für eine Wohnung reden auch bestimmt die zerschlagenen Thierknochen, besonders aber die gänzliche Abwesenheit zerbrannter menschlicher Gebeine, welche bei Scherben von Begräbnißurnen nie fehlen.

Der Herr Bosselmann zu Zippendorf, Eigenthümer des Grundstücks, hat nachträglich die Güte gehabt, den ganzen Fund dem Vereine als Geschenk zuzusichern.

G. C F. Lisch.


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Wohnplatz von Schwerin.

(Höhlenwohnung.)

Im Südwesten bei der Stadt Schwerin erhebt sich, zwischen dem Wege nach Neumühlen, und weiter nach Wittenburg, und dem Ostorfer See plötzlich eine bedeutende Gruppe von hohen, sehr steinigen und grandigen Bergen, welche im Volksmunde die "Schweriner Schweiz" genannt werden und erst seit Menschengedenken in Cultur gebracht sind. Dort, wo gegen Neumühlen hin, eine kleine halbe Stunde von der Stadt entfernt, diese Hügelbildung aufhört, greift eine Bucht des Ostorfer Sees in die Niederung hinein, die sich weit in eine Wiese fortsetzt, welche in den ältesten Zeiten ohne Zweifel auch Wasser gewesen ist; durch diese Niederung zieht sich der Verbindungsgraben zwischen dem Lankower und Ostorfer See. Hier am Ende der Wiese, in sehr geschützter Lage, auf einem kleinen, lehmigen Vorsprunge des festen Bodens (Ackerstück 224, resp. 222) ist im Jahre 1865 durch Herrn Kleeberg eine Leimsiederei mit einem Wohnhause angelegt, wo nach Aufhebung der Frohnerei bei der Stadt an der Bleicherstraße (Bekanntmachung vom 23. April 1866) die gefallenen Thiere so sehr verwerthet werden, daß an Ort und Stelle schließlich gar nichts übrig bleibt.

Der Vorsprung oder der Hügel, auf welchem das Haus steht, senkt sich gegen Osten hin sehr rasch zu der Wiese und dem Graben hinab. Am Fuße des Hügels fand Herr Kleeberg beim Ebnen ungefähr ein Dutzend ziemlich großer Feldsteine in fast grader Reihe und dahinter ungefähr 1 1/2 Fuß unter der Erdoberfläche, folgende Alterthümer:

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2 bronzene Frameen, gleich, voll gegossen, mit durchgehender, nicht tiefer Schaftrinne, mit starkem, hellgrünem, edlem Rost, und

1 bronzene Lanzenspitze, kurz, hohl gegossen, mit Nagelloch, von gleicher Beschaffenheit,

welche in den Besitz des Herrn Litteraten L. Fromm zu Schwerin gekommen sind.

Beim Nachgraben in meiner Gegenwart wurden im Lehm noch einige größere Steine, welche offenbar absichtlich zusammengepackt waren, und einige Stücke ohne Zweifel sehr alter Holzkohle gefunden.

Herr Kleeberg schenkte mir noch 2 Knochen, welche er an derselben Stelle gefunden hat:

1) einen sehr alten, ganz ausgedörrten Knochen, nach der Bestimmung des Herrn Professors Schulze zu Rostock ein an beiden Enden abgebrochener Oberschenkelknochen von einem nicht großen Menschen, vielleicht einer Frau;

2) einen jüngern, noch blanken, jedoch noch alten, etwas stärkern Knochen von einem Thier, jedenfalls nicht von einem Menschen.

An der entgegengesetzten Seite des Hügels, nicht weit vom Hause, war am Rande der Wiese ein Wasserloch gegraben. Dabei wurden mehrere eichene Pfähle herausgezogen, welche sehr alt, im Innern jedoch noch fest, aber schwarz sind. Man könnte hier Pfahlbauten vermuthen; aber die Pfähle halten ungefähr 1 Fuß im Durchmesser: die Pfähle der Pfahlbauten pflegen nie so dick zu sein.

Nach allen Anzeichen scheint diese Stelle nicht ein Begräbnißplatz, sondern ein Wohnplatz für Bewohner der Bronzezeit zu sein, dem ähnlich gelegenen Wohnplatze von Zippendorf vergleichbar (vgl. oben S. 60). Ein Grab würde nach den bisherigen Erfahrungen sicher auf dem Rücken des Hügels erbauet sein, welcher nur wenige Schritte von der Fundstelle entfernt ist.

G. C. F. Lisch.


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c. Eisenzeit.


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Granitkegel von Quast,

als

Sinnbild des phönizischen Sonnengottes.

von

G. C. F. Lisch.

Im Jahre 1864 ward zu Quast bei Lübtheen, im Kirchspiel Jabel, mitten in der großen Kieferhaide, welche seit alter Zeit den Namen Jabel Haide trägt, im südwestlichen Meklenburg, ein großer kegelförmiger Stein gefunden und von dem Herrn Förster Ehrenstein zu Quast dem Vereine geschenkt.

Granitkegel

Der Stein ward beim Suchen nach Feldsteinen zu Hausfundamenten im freien Felde im Sande gefunden und es ist keine Veranlassung vorhanden zu vermuthen, daß er von irgend einem Bau aus der historischen Zeit stammen sollte.

Derhieneben abgebildete Stein ist ein grobkörniger, jedoch sehr fester und dichter, weißer, schwarz gesprenkelter Granit und durch Kunst zu einem fast ganz regelmäßigen Kegel bearbeitet, 21 Zoll (50 Centimeter) hoch und in der am Rande etwas abgerundeten Basis ungefähr 9 Zoll (22 Centimeter) im Durchmesser, 58 Pfund schwer; der Kegel gleicht fast ganz einem Zuckerhut. Die Ober=

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fläche ist durch Schlagen und Reiben geebnet, aber nicht geschliffen; an einer Seite ist eine natürliche Bruchfläche zur Gestaltung benutzt. In Meklenburg, vielleicht in Deutschland, sind solche Steine bisher noch nicht beobachtet, auch ist keine Vermuthung vorhanden, daß sie in der Neuzeit zu häuslichen Zwecken sollten gedient haben. Bischof Münter zu Kopenhagen besaß ein Paar "konische Steine", welche aus dessen Nachlaß der als Sammler bekannte Oberst Sommer, Commandant des Schlosses Rosenburg in Kopenhagen, kaufte.

Ich trage daher kein Bedenken, diesen kegelförmigen Stein dem Heidenthum zuzuschreiben und ihn für ein Symbol der Gottheit zu halten. Diese Erklärung findet ihre Hauptquelle in der Geschichte des römischen Kaisers Heliogabalus. Heliogabalus, in Rom früher mit dem Namen Varius Avitus Vassianus, war der Enkel der Syrerin Mäsa, einer Schwägerin des Kaisers Septimius Severus, welche sich nach Antonin's Ermordung auf Befehl des Usurpators Macrinus von Rom wieder nach ihrer Heimath Emesa in Syrien hatte begeben müssen. Hier erreichte es das kluge und reiche Weib, daß ihr schöner Enkel Bassianus in seinem 13. Lebensjahre zum Oberpriester der Sonne erhoben ward, welche zu Emesa unter dem Bilde eines herabgefallenen Meteorsteines in einem großen Tempel verehrt ward. Der griechisch gebildete Name dieses syrisch=phönizischen Steines und Gottes, Heliogabalos, wird durch das syrische Wort Ela=gabal oder Al=Gebel (Έλαιαγάβαλος), erklärt, welches wörtlich "Gott bildet", Gottesbildung bedeutet, und war ein Symbol der schaffenden Gottheit. Nachdem Bassianus nach der Ermordung des Macrinus durch das Geld seiner Großmutter Kaiser geworden war, schrieb er seine Erhebung auf den Kaiserthron seiner Landesgottheit zu und seine abergläubische Furcht trieb ihn dahin, den Sieg des Gottes von Emesa über alle andern Gottesdienste der Erde zu erheben. Er befahl, den neuen Gott vor allen andern Göttern Eleäagabalus zu nennen (όυομάζειυ τέου δεόυ Έλαιαγάβαλου, Herodian V., 5, 7), nahm selbst den Namen Heliogabalus (mit dem griechischen Zusatze Helio =, d. i. Sonne) an, ließ den Stein nach Rom versetzen und der Gottheit einen prachtvollen Tempel erbauen und feierte demselben alljährlich mitten im Sommer große Feste, so daß zu seiner Zeit die Verehrung dieses Gottes alle andern verdrängte. Den Gott ließ er bei dem Feste auf einem goldenen, mit kostbaren Steinen reich besetzten Wagen aus der Stadt in einen in der Vorstadt erbaueten großen Tempel fahren.

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Herodian in seiner Lebensbeschreibung der römischen Kaiser, V., 3, 5 (Herodiani libri octo, ab Imm. Bekkero recogniti, 1855, L. V., c. 3, §. 5.) giebt eine ganz genaue Beschreibung dieses Steins; er sagt:

"Das Bild war nicht, wie bei den Hellenen oder Römern, vou Menschenhänden gemacht, die Gestalt einer Gottheit zeigend; sondern es ist ein sehr großer Stein, von unten her rund, in eine Spitze auslaufend; er ist kegelförmig von Gestalt und schwarz von Farbe, und es wird versichert, daß er vom Himmel gefallen sei.(λιδος δέ τις έστι μέγιστος, κάτωδευ περιψερ[Symbol: nicht zuordenbar wie r mit Strich]ςλήγωυ ές όξύτητα . κωυοειδές αιτφ δχημα, μελαιυά τε η χροιά . διιπετη τε αιτόυ ειυαι σεμυολογοισιυ)

Diese Beschreibung des Steines stimmt also ganz genau mit dem Granitkegel von Quast überein, nur daß dieser weiß von Farbe und schwarz gesprenkelt ist, während der Elagabal ganz schwarz gewesen sein soll.

Diese Beschreibung des Herodian wird auch durch Münzen als wahr bewiesen. Auf einigen seltenen Münzen des Kaisers Heliogabal steht auf der Rückseite als Symbol des von ihm angenommenen Namens ein solcher Sein, welcher mit einem Adler verziert ist. Eine solche Münze ist abgebildet in Mionnet de la rareté et du prix des médailles Romaines, Seconde édition, T. I., p. 343. Nach Eckhel III., S. 326 hat eine andere Münze auf der Rückseite ein Viergespann mit einem Wagen, auf dem derselbe Stein steht; Herr Archivrath Grotefend zu Hannover besitzt ein Exemplar dieser Münze in Silber. Die Abbildung des Steines auf diesen Münzen ist aber nicht ein spitzer Kegel, wie Herodians Beschreibung meldet und der Stein von Quast zeigt, sondern mehr ein oben abgerundeter Cylinder.

Die Sache ist auch schon von verschiedenen Gelehrten angeregt. Bischof Münter gab in Folge seiner Studien und seiner Beobachtungen im Norden die Schrift heraus: Religion der Karthager, Kopenhagen, 1821. Er schließt S. 62-67 ungefähr Folgendes. "Astarte, die zweite Hauptgottheit der Karthager war das empfangende und gebärende Princip der Natur, welches im Orient und in Griechenland unter den verschiedensten Namen verehrt ward Denn die Isis der Aegypter, die Astarte und Baaltis oder Beltis und Belene der Syrer, die babylonische Mylitta, die paphische Venus, die taurische und ephesische Diana, waren im

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Ganzen Ein Wesen mit der karthagischen Himmelsgöttin oder der Urania der Griechen. - - Ohne allen Zweifel war die Verehrung dieser Gottheit aus Tyrus oder aus Sidon, wo sie besonders angebetet wurde, nach Karthago "eingewandert. - - (S. 67.) Die älteste Kunstvorstellung finden wir in Paphos, wo das Idol eine lange Reihe von Jahrhunderten hindurch ein weißer konischer Stein war."

In den neuesten Zeiten hat z. B. Holmboe , Professor zu Christiania, die Sache behandelt (Traces de Buddhisme en Norvége, Paris, 1857, p. 57), indem er in diesen kegelförmigen Steinen, deren mehrere im Norden gefunden sind, wie schon der Titel seines Buches andeutet, Spuren des indischen Buddha=Dienstes zu erkennen glaubt. Die von ihm beschriebenen Steine sind aber mehr oben abgerundete Cylinder, als eigentliche Kegel. Auch in Meklenburg sind kleine an einem Ende abgerundete Cylinder gefunden, welche zwar alt sind, aber nach meiner Ansicht kein besonderes Gewicht für die Entscheidung der Sache haben.

Auch Nilson zieht die Sache in den Kreis seiner Untersuchungen (Die Ureinwohner des Scandinavischen Nordens. I. Das Bronzealter. Aus dem Schwedischen übersetzt. Hamburg. 1863), indem er eine pyramiden= oder kegelförmige Darstellung auf dem Kivikmonument für das symbolische Bild des Sonnengottes (Baal) erklärt (S. 43, 45, 60) und dabei auch die Erzählung Herodians zur Untersuchung zieht.

Es ist hier nicht der Ort, tiefer in das Wesen dieses Götzendienstes einzugehen. Nur das scheint mir sicher festzustehen, daß der Granitkegel von Quast eine sehr wichtige Bereicherung der Reihe dieser symbolischen Kegelsteine ist und jedenfalls große Aufmerksamkeit verdient.

Es ist ein Spiel des Zufalls, daß der Stein von Quast in der Nähe des Ortes Jabel gefunden ist und der eigentliche, reine Name der phönizischen Gottheit Gabal lautet. Ich darf jedoch den Ortsnamen Jabel nicht von dem syrischen Gabal, sondern wohl sicher aus dem Wendischen ableiten; denn in allen slavischen Dialekten, z. B. im Altslavischen, Böhmischen, Polnischen und heute im Oberlausitzischen, heißt gablon oder jablon: der Apfelbaum, und gablko, jabloko, gablkowy: der Apfel. In der Jabelhaide wohnten die letzten Wenden in Meklenburg.


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d. Alterthümer anderer europäischer Völker.


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Alterthümer

aus

dem Diluvium

und

der Steinperiode der Picardie

vom

Herrn Boucher de Perthes zu Abbeville .

Bericht

von

G.C. F. Lisch .


Fortsetzung zu Jahrb. XXX., S. 157.


Herr Boucher de Perthes zu Abbeville, der Entdecker der menschlichen Alterthümer im Diluvium, unser correspondirendes Mitglied, hat die aufopfernde Freundlichkeit gehabt, von den letzten Resten seiner Sammlung, welche er in den Hauptbestandtheilen im Jahre 1865 dem Staate geschenkt hat, im April 1866 dem Vereine noch folgende werthvolle Stiicke zu schenken.

Diluvium.

Thierknochen.

Abbeville.

Vorstadt Menchecourt.

1 Gelenkkopf von einem Elephantenbein, großes Bruchstück, gefunden mit den 3 unten zuerst verzeichneten Feuersteingeräthen 8 Metres (24 Fuß rheinländ.) tief.

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1 großer Wirbelknochen, ebendaselbst gefunden mit denselben Feuersteingeräthen 1860, eben so tief, wahrscheinlich zusammen mit dem in Jahrb. XXX., S. 160 zuerst aufgeführten Wirbelknochen;

1 kleiner Beckenknochen, eben so;

1 Fußknochen, 1861, 8 Metres tief;

1 Beinknochen, wahrscheinlich vom Urrind (Bos primigenius), gefunden 1862 mit bearbeiteten Feuersteingeräthen, 8 Metres tief;

1 Rippe, wahrscheinlich vom Rhinoceros, Bruchstück.

Feuerstein = Alterthümer.

Abbeville.

Vorstadt Menchecourt.

1 Beil, bräunlich und gelblich gefleckt, gefunden 1860 mit den oben zuerst aufgeführten Thierknochen;

1 Messer, eben so gefärbt und eben so mit Elephantenknochen gefunden, mit Schlagansatz, an den Schneiden stark abgenutzt;

1 Messer, weiß gefärbt, mit Schlagansatz, an den Schneiden etwas abgenutzt, eben so mit den oben zuerst aufgefundenen fossilen Thierknochen gefunden;

1 Messer, weiß gefärbt, an den Schneiden abgenutzt;

1 Messer, hell von Farbe, an den Schneiden abgenutzt, mit fossilen Knochen gefunden;

1 Span, pfeilförmig.

Moulin Quignon.

1 Beil, wie das oben aufgeführte, bei Menchecourt gefundene gefärbt, 4 Metres tief.

Mautort bei Abbeville.

1 Beil, hellbraun von Farbe, sehr stark abgerieben, in einer Grandgrube ("carrière") 1865 gefunden, 5 bis 6 Metres tief;

1 Scheibe (Schaber), weiß gefärbt, 1849 gefunden.

Umgebung von Abbeville.

1 Beil, bräunlich von Farbe, mit hellbraunem Sande bedeckt, an den Kanten etwas abgerieben, im Jahre 1860 gefunden, 4 Metres tief mit Knochen.

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1 Beil, dunkelgrau von Farbe, an allen Kanten stark und glatt abgerieben, im umgebrochenen Lande ("terrain remanié") 1860 gefunden, mit gelblich=grauer Erde bedeckt.

Nachdiluvianische Steinzeit.

Abbeville.

Thierknochen.

Torfmoor an der Somme.

1 Rindskinnbacken;

1 abgehacktes Hirschhornende, mit thönernen Gefäßen gefunden;

1 Eberhauer;

1 großer Beinknochen, mit Feuersteingeräthen gefunden;

4 kleine Beinknochen;

1 dünne Rippe;

1 Halswirbel.

Feuersteingeräthe.

Torfmoor an der Somme.

1 Beil, von Abbeville aus den nahen Torflagern, wo diese nur geschlagenen (nicht geschliffenen) Feuersteingeräthe sich zu Millionen bei Topfscherben finden;

1 Beil;

1 kleines Beil;

1 beilförmiger Splitter, gefunden 1836;

1 beilförmiger Splitter, gefunden 1836;

1 Beil;

1 Messer, gefunden 1839.

Gräber der Steinzeit.

1 kleines Beil, gefunden 1840 mit Knochen und Scherben;

1 kleines Beil;

1 kleines Beil, gefunden 1840.

Auf der Erde in der Umgegend.

Feuersteinsplitter, zerschlagene Knochen und Topfscherben, auf oder im Schlamm oder Torf bei heidnischen Gefäßen.

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Amiens.

1 Keil von hellgrauem Feuerstein, mit abgerundeten Kanten, ganz geschliffen, an beiden Enden zerbrochen.


Alterthümer

der ältesten Steinzeit

von Grand-Pressigny.

(vgl. Jahrb. XXX., Seite 162.)

1 großer abgesplitterter Block von braunem Feuerstein, 2 1/2 Pfund schwer, und

3 Späne oder spanförmige Messer von demselben Feuerstein,

gefunden von dem Herrn Dr. Leveillant, welcher sie dem Herrn Boucher de Perthes wieder überlassen hat.


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II. Zur Baukunde.


Zur Baukunde des christlichen Mittelalters.


Kirchliche Bauwerke.


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Die Kirche zu Kavelsdorf,

von

G. C. F. Lisch

Das Dorf Kavelsdorf, früher Kaboldesdorf, zwischen Schwaan und Rostock, nicht weit von der Warnow, ist mit der uralten Kirche wohl ohne Zweifel von der ritterlichen Familie Kabold gegründet, wenn auch der Name dieses Ortes bei Schwaan im ganzen 13. Jahrhundert noch nicht vorkommt. Als der Ritter Kabold eine Vikarei im Dome zu Güstrow gestiftet hatte, bestätigte der Fürst Nicolaus von Werle im Jahre 1301 dazu auch das Eigenthum einer Hufe in Kavelsdorf und im Jahre 1317 schenkten die Ritter Kabold dem Dome zu Güstrow den See zu Prisannewitz. Ohne Zweifel ist von derselben Familie auch das Dorf Kabelsdorf bei Tribsees in Festland Rügen gegründet, wo noch ein ungewöhnlich großer Burgwall liegt (vgl. Lisch Urk. des Geschl. Behr, I., A., S. 71). Die Familie erscheint auch zugleich sowohl im Lande Rügen, als auch im Lande Werle. Zuerst tritt der Ritter Ludwig Kabold schon im Jahre 1221 auf, offenbar im Gefolge des Fürsten Heinrich (Borwin II.) von Werle (Mekl. U. B. I., Nr. 278). In Meklenburg erscheinen die Kabold nur als Vasallen der Fürsten von Werle, nie der Fürsten von Rostock, obgleich das Dorf der Stadt Rostock so nahe liegt, daß man

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von demselben die Kirchen der Stadt deutlich sehen kann, und die Glieder der Familie sehr häufig in der Stadt Rostock auftreten. Die Familie Kabold besaß auch in alter Zeit das Dorf Kavelsdorf, da sie noch 1301 dem Dome zu Güstrow eine Verleihung aus demselben machten. Außerdem besaß sie auch das gegenüber am andern Ufer der Warnow liegende Dorf Polchow, welches sie im Jahre 1275 verkaufte (Mekl. U. B. II., Nr. 1367). Die Kabold saßen also an der nördlichsten Grenze des Landes Werle (Schwaan), und die Grenzflüsse Tichmenzeke 1 ) und Zarnow, von denen die Zarnow sich bei Reez in die Warnow ergießt, lagen wohl an oder auf ihrem Gebiete 1 ) (vgl. Jahrb. VI., S. 89 flgd.). Die Söhne des Ludwig Kabold werden gewöhnlich auch Kabold, daneben aber auch Kabold's Söhne ("Johannes Kaboldi": Mekl. U. B. II, Nr. 1182) und von Kavelsdorf ("Johannes et Henricus fratres de Kaboldisdhorpe": Mekl. U. B. II., Nr. 1254) genannt. Dies sind zugleich die Glieder der Familie, welche im 13. Jahrhundert am häufigsten als Vasallen der Fürsten von Werle erscheinen. Außer diesen kommt noch ein Knappe Werner Kabold im Jahre 1274 vor (vgl. Mekl. U. B. II., Nr. 1342). Ein Werner Kabold tritt auch im Jahre 1367 auf.

Nach dem Berichte des Herrn Cantors Hill zu Kavelsdorf lebt im Volksmunde der dortigen Gegend noch die Ueberlieferung, daß Kavelsdorf ehemals eine ringsumher von einem See umgebene Burg gewesen sei, welche nur auf der Südostseite einen ganz schmalen Zugang gehabt habe. Ein Blick auf die Oertlichkeit läßt dies auch nicht als unmöglich erscheinen, indem das Dorf, auf einer ziemlich bedeutenden Anhöhe liegend, noch jetzt ringsumher von See, Sumpf und Wiesen eng eingeschlossen ist. An welcher Stelle die Burg gestanden habe, verrathen zu Tage liegende Ueberreste nicht; jedoch vermuthet Herr Hill, daß ihre Stelle auf dem alten Kirchhofe, der jetzt nicht mehr benutzt wird, gewesen sei, da man hier vor etwa 6 Jahren in der Tiefe auf altes Mauerwerk gestoßen ist.

Die Kirche ist ein außerordentlich tüchtiges und bedeutendes Werk aus den ältesten Zeiten des Kirchenbaues im


1) Es würde von Werth sein, jetzt nach den Lehnherren und Vasallen die Grenzen der Länder Werle und Rostock zu beiden Seiten der Warnow festzustellen. - Das Original der Bulle des Papstes Urban III. vom 23. Febr. 1186 mit den Grenzbestimmungen und deren richtige Lesung ist jetzt bestimmt; vgl. Mekl. U. B. I. Nr. 141.
1) Es würde von Werth sein, jetzt nach den Lehnherren und Vasallen die Grenzen der Länder Werle und Rostock zu beiden Seiten der Warnow festzustellen. - Das Original der Bulle des Papstes Urban III. vom 23. Febr. 1186 mit den Grenzbestimmungen und deren richtige Lesung ist jetzt bestimmt; vgl. Mekl. U. B. I. Nr. 141.
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Lande. Sie besteht aus einem Chor, einem Schiff und einem Thurmgebäude. Alle diese Theile sind aus sorgfältig gewählten oder gespaltenen Granitblöcken aufgeführt. Alle Ecken und Pforten sind von regelmäßig behauenen und geebneten Graniten gebauet. Nur die Fensterwände und der Schifffries sind aus Ziegeln ausgeführt.

Der Chor ist viereckig und in seinen Wänden noch im romanischen oder Rundbogenstyle gebauet und wahrscheinlich das älteste Bauwerk der ganzen Gegend, in welcher bis jetzt noch keine romanischen Bauwerke bekannt geworden sind. Die Fensteröffnungen, welche nur wenig schräge eingehen, sind im reinen Rundbogen gewölbt. Zum sichern Beweise ist auch die Chorpforte im Süden, welche von behauenem Granit aufgeführt und von einem Rundstabe eingefaßt ist, im Rundbogen gewölbt. Der Chor hat in jeder der drei Seitenwände, auch in der Altarwand zwei Fenster. Sonst ist der Chor sehr einfach und ohne allen Schmuck, z. B. ohne Gesimse u. dgl.

Alles Uebrige ist im Uebergangsstyle gebauet, auch das Gewölbe des Chores, welches also etwas jünger ist, als die Wände. Die ganze Kirche muß daher in die letzte Zeit des romanischen und die erste Zeit des Uebergangsstyls fallen, d. h. wohl noch in das erste Viertheil des 13. Jahrhunderts. Die Familie Kabold kommt nach den oben mitgetheilten Berichten früh genug vor, um Erbauerin der Kirche sein zu können.

Das Schiff ist ebenfalls ein Gewölbe lang und hat an jeder Seite drei gekuppelte, leise gespitzte Fenster im Uebergangsstyl. (Die ganze Kirche hat also im Ganzen 12 Fenster.) In demselben Style ist auch die Pforte ausgeführt. Das Schiff hat am Dachgesims einen umgekehrt treppenförmigen Fries.

Von Bedeutung sind die beiden Gewölbe und die Gurtbogen der Kirche. Der Triumphbogen ist, wie die Fenster des Schiffes, spitz gewölbt. Eben so sind die beiden Gewölbe, welche starke Rippen haben, ausgeführt. Die Gurtbogen und Gewölbe sind also im Uebergangsstyle gebauet. Beide Gewölbe zeichnen sich dadurch aus, daß sie acht Rippen haben, welche nicht in einem Schlußsteine zusammenstoßen, sondern sich im Scheitel an einen großen Kreis von der Stärke der Rippen anlehnen. Die Rippen des Schiffgewölbes sind ganz einfach. Die Rippen des Chorgewölbes tragen aber einen reichen Schmuck. Die vier Kreuzrippen sind ganz einfach. Aber die vier Rippen, welche mit den Wänden parallel liegen,

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sind besonders construirt und geschmückt. Jede Rippe besteht nämlich aus zwei Theilen; von jedem dieser beiden Theile geht nämlich der eine von dem Gewölbekreise, der andere von der Seitenwand in schlichter Form aus; jeder endigt sich aber in einem Kleeblatt, so daß jedes Ende den Arm eines Kleeblattkreuzes bildet. Es begegnen sich also in jeder Gewölbekappe immer zwei Kleeblattstengel.

Der Thurm ist ein sehr mächtiges, starkes Feldsteingebäude aus der Zeit der Erbauung der Kirche, im obern Theile achteckig abgeschrägt. Die Spitze ist jetzt niedrig und verkümmert. In das Thurmgebäude, welches unten nicht gewölbt ist, führt an der Südseite eine sauber aus behauenem Granit ausgeführte Pforte mit Kleeblattbogen, auch noch ein Zeichen alter Zeit;

Die Kirche gehört also auch noch zu der Gruppe der Kirchen zwischen Sternberg und Schwaan, welcher auch die Kirchen zu Lüssow und Hohen=Sprenz angehören. Alle haben dieselben Eigenthümlichkeiten des Styls. Die Kirche zu Kavelsdorf scheint die älteste unter ihnen zu sein.

Der Chor zeigt Spuren von alter Malerei. Da aber die Kirche in den jüngsten Zeiten restaurirt und ausgeweißt ist, so ist die Erkenntniß der Malerei schwer zu erreichen. Der Herr Cantor Hill zu Kavelsdorf berichtete aber, daß er bei der letzten Restauration die Malereien, deren Conturen in den Kalkputz eingerissen seien, deutlich habe erkennen können. Auf der Altarwand, zu beiden Seiten des Altars, sei in folgender Reihe von der Linken nach der Rechten dargestellt gewesen: Christi Höllenfahrt, Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt.

Sonst ist die Ausrüstung der Kirche ganz modern und hat außer den unten aufgeführten Seltenheiten nichts Altes mehr aufzuweisen. In der Kirche ist außerdem noch ein Epitaphium auf den Obersten Claus von Oertzen zu Scharfstorf († 1694) und ein Epitaphium und ein mit Wappen bemaltes Chor der Familie von Vietinghof auf Reetz aus dem 18. Jahrhundert erhalten.

Das Altargemälde mit Einrahmung ist ein ganz schlechtes, wenn auch anspruchsvolles Werk des 18. Jahrhunderts.

Der Altartisch hat aber eine große, schöne Seltenheit, nämlich ein Antependium auf der Vorderseite. Ich habe in Meklenburg bisher außerdem nur noch ein Antependium zu Dänschenburg gefunden (vgl. Jahrb. XXIV., S. 349). Das Gemälde ist auf Holz auf Goldgrund gemalt und im

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Ganzen sehr gut, jedoch in der untern Hälfte abgestoßen und mit grauer Farbe überstrichen. Der obere Theil ist durch die Altardecke der jüngern Zeit geschützt gewesen. Das Gemälde enthält 5 ziemlich große Brustbilder, fast in Lebensgröße. In der Mitte ist Christus in der Dornenkrone (Ecce homo); zwei fliegende Engel zu seinen Häupten halten den Mantel und die Marterwerkzeuge. Zur Rechten Christi ist Maria in Kopfschleier, betend, zur Linken Johannes der Evangelist, mit vor der Stirn kurz abgeschnittenem Haar, anbetend. Zur Rechten der Jungfrau Maria ist der heilige Erasmus mit Bischofsmütze auf dem Haupte, mit dem Bischofsstabe in der linken Hand und mit einem (messingenen) Grapen in der erhobenen rechten Hand (vgl. Jahrb. XXIV., S. 344). Zur Linken des Evangelisten Johannes ist die heilige Maria Magdalene, in einer Haube, in der rechten Hand mit der Salbenbüchse, deren Deckel sie in der linken Hand hält. -Alle Figuren, mit Ausnahme von Christus und Maria, tragen die Gewandung der Zeit. Das Werk mag in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gemalt sein, wahrscheinlich als ein neuer Flügelaltar gemacht und der Leichenstein als Altarplatte auf den Altartisch gelegt ward.

Auf dem Altartische liegt ein großer Leichenstein, welcher, vielleicht im 15. Jahrhundert, bei der Erbauung des ehemaligen Flügelaltars gehoben und auf den Altartisch gelegt ist, da auf demselben die 5 bischöflichen Weihkreuze eingehauen sind, ein Zeichen, daß der Stein noch in katholischen Zeiten zur Altarplatte geweihet ward. Die figürliche Darstellung ist sehr schwer zu erkennen, da sie nur in seinen Umrissen in die Kalkplatte eingravirt oder eingeritzt, also der Grund nicht vertieft ist. Es ist jedoch mit Sicherheit eine große, stehende Gestalt eines Ritters zu erkennen, der auf dem Kopfe einen Stülphelm mit 2 Rosen trägt, welcher das Gesicht ganz bedeckt, mit der rechten Hand ein Schwert vor der Brust und in der linken, gesenkten Hand unter dem Schwertgriffe einen großen, alterthümlichen, dreiseitigen Schild vor sich hält. Die Inschrift steht auf vertieftem Grunde in großen und schönen mittelalterlichen Unzialen in dem Charakter der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts; an den 4 Ecken der Inschrift steht im Viereck von der Höhe des Inschriftrandes ein verziertes Kreuz. Die Inschrift, welche vielfach ausgesprungen und zum Theil von dem Altarbildrahmen verdeckt ist, lautet:

Inschrift
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Inschrift

Das Wort im Anfange der zweiten Zeile ist nicht zu erkennen; es wird F' A (feria) heißen sollen. Eben so wird das letzte Wort derselben Zeile F M LS (famulus) sein; es steht M IL e S sicher nicht da. Ich würde daher lesen und erklären:

Anno domini MCCCXLII (1342) │ [feriaj V post
Martini (Nov. 14) obiit Wernerus Ruze [famulus]
Anno domini MCCC - - │ - - - . . . eci
obiit Berta uxor eius. │

Diese Platte ist also der Leichenstein von dem Grabe des Knappen Werner Rütz († 1342) und seiner Ehefrau Bertha. Dieser Werner Rüze mag seinen Vornamen von dem oben genannten Werner Kabold führen, und ein Sohn der Tochter dieses Kabold sein, durch deren Vermittelung vielleicht Kavelsdorf von den Kabold auf die Rüze überging.

Schild

Der Helm, welcher auf den Schultern der Figur steht, ist ein vorwärts gekehrter Stülphelm, welcher nicht aufgeschlagen ist, also kein menschliches Antlitz zeigt. Der Helmschmuck besteht aus zwei Rosen, welche an den beiden obern Ecken des Helms stehen. Der Helm ist also dem hieneben abgebildeten Helm mit vier Rosen der von Kabold, welche gewöhnlich diesen Helm im Schilde führen, wie er auch im Mekl. U. B. II., Nr. 1367 abgebildet und erläutert ist, äußerst ähnlich. Man könnte daher auf den Gedanken kommen, daß in der Umschrift ntcht RUZ e , sondern R e Z e gelesen werden müsse und dieser Werner Rüze ein aus dem Geschlecht der Kabold stammender Werner Reze gewesen sei, welcher vielleicht auf dem nach Kavelsdorf eingepfarrten Gute Reetz ansässig war. Aber der Helm auf dem Leichensteine hat sicher nur zwei große Rosen und von zwei kleinen Rosen unter den großen ist hier keine Spur zu finden. Dazu kommt, daß in der Umschrift entschieden nur RUZ e zu lesen ist 1 ). Wir haben hier also ohne Zweifel einen Knappen Werner Rütz.


1) Ich bin der scharfsichtigen Beobachtung des Herrn Cantors Hill zu Kavelsdorf bei dieser Forschung großen Dank schuldig, da derselbe hinterher bei scharfem Sonnenlicht nicht nur den Stein wiederholt geprüft, sondern auch eine sehr gelungene Zeichnung der Figur eingesandt hat.
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Zu dem Namen Rüze stimmt auch der Schild auf dem Leichenstein, welcher ein Stiergehörn (Stirn, Hörner und Ohren) über zwei Adlerflügeln, ohne Queertheilung, zeigt. Dies ist denn auch wirklich der Schild der Familie Rüze, wie ihn Originalsiegel von 1350 und 1408 im Archive zu Schwerin haben. Dieser Schild der Rüze ist dem Schilde der meklenburgischen Familie von Barnekow gleich, welche im Mittealter sehr häufig, namentlich in der Gegend von Rostock, vorkommt und wohl mit der Familie Rüze stammverwandt ist; im Jahre 1350 z. B. erscheinen die Rüze zugleich mit den von Barnekow in Rostock.

Die Rüze bilden ein altes meklenburgisches Adelsgeschlecht, welches aber wenig vorkommt. Sie erscheinen, wie die meisten alten Adelsgeschlechter, zuerst im westlichen Meklenburg. Zuerst erscheint im Jahre 1237 bei der Stiftung des Klosters Rehna ein (Ritter) Elias Rüze zu Ratzeburg bei dem Bischofe (vgl. Mekl. U. B. I., Nr. 471). Aber schon im Jahre 1275 tritt ein Nicolaus Rüze als der letzte (jüngste) unter den Vasallen der Fürsten von Werle zu Güstrow auf (vgl. Mekl. U. B. II., Nr. 1373). Seit dieser Zeit erscheinen sie, jedoch selten, immer nur in dem mittlern und nordöstlichen Theile des Landes. Im Jahre 1310 ward der Sohn des Ritters Rüze ("Ruce filius Rucen militis") von der Stadt Rostock verfestet, weil er an der Ermordung des Rostocker Stadtdieners Hermann Bukow Theil genommen hatte. (Liber proscript. Rostoch.). Dies mag der hier behandelte Werner Rüze sein. Am 21. Januar 1350 liehen zu Rostock Raven von Barnekow, Ritter, Otto Lowenborch, Johannes Rutze und Dietrich Slemmin 28 Mk. lub. Pf. von den Brüdern Moscekin und Jacob, Juden in Rostock (Orig.=Urk. im Archive zu Schwerin); Raven von Barnekow und Johann Rüze führen dasselbe Schildzeichen im Siegel.

Im 14. Jahrhundert saßen die Rüze auf Kavelsdorf. Dies deutet nicht allein der Leichenstein an, sondern auch eine urkundliche Nachricht. In den handschriftlichen Genealogien von v. Hoinckhusen wird folgende Urkunde aufgeführt, welche in ihrem Wortlaut leider noch nicht aufgefunden ist:

"1386, des Sontages nach Paschen, da man singet Miser. Dom. (Mai 6) hat Henning Lutowe genömet Rütze, Knecht, eine Urfehde ausgestellet, und befunden sich unter denen Mitgläubigern Werneke Lutowe tho Knegendorp, Werner Rütze tho Caboldestorp".

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"Henning Lutowen anders genömet Rüze Siegel an diesem Brieffe war des Werneri Lutowen, außer der Umschrift, egal, es bedienete sich derselbe im Wapen einen altformischen Flügel, welchen die Rützen ebenmäßig zu führen in Gebrauch gehabt".

Dies ist ohne Zweifel das oben beschriebene Schildzeichen, in welchem Hoinckhusen das Stiergehörn nicht erkannt, sondern mit zu den Flügeln gezogen hat. Wir lernen hier also noch eine dritte Familie, von Lutow, mit einem ähnlichen Wappen kennen, welches jedoch nicht ganz mit dem der Familie Rüze übereinstimmt.

Die Urkunde wird wohl im Archive der Stadt Rostock liegen oder gelegen haben. Denn der Verein besitzt in einer Sammlung vieler von Rostocker Urkunden mit den Pergamentbändern abgeschnittener Original=Siegel auch das ohne Zweifel von dieser Urkunde abgeschnittene Siegel des Werner Rüze: ein rundes Siegel mit einem stehenden Schilde, auf welchem zwei Adlerflügel unter einem Stiergehörn liegen, mit der Umschrift:

Umschrift

Auf den Pergamentstreifen, an welchem dieses Siegel gehangen hat, steht, wahrscheinlich von Nettelbladt's Hand, geschrieben:

1386. Werneke Rufe (?) to Kaboldestorp.

Aber in derselben Sammlung findet sich auch noch das Siegel des Werneke Lutow: ein rundes Siegel mit einem stehenden Schilde, auf welchem zwei Adlerflügel (ein Flug) liegen, jedoch sicher ohne Stiergehörn. Die sehr undeutliche Umschrift lautet:

Umschrift

Auf dem Pergamentstreifen steht von derselben Hand geschrieben:

1383. Werneke Lunowe (?),

in der Jahreszahl und im Zunamen ohne Zweifel mit Irrthümern.

Der in der Urkunde von 1386 genannte Knappe Werner Rüze zu Kavelsdorf ist höchst wahrscheinlich ein Sohn des Werner Rüze, dem der Leichenstein angehört.

Diese Urkunde beweiset also klar, daß die Rüze im 14. Jahrhundert auf Kavelsdorf angesessen waren.

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In jüngern Zeiten saßen die Rüze auf Kladrum, Kobande und Lanken in der Gegend der Stadt Crivitz.

Vor dem Altare der Kirche zu Kavelsdorf liegt ein kleiner, nicht sorgfältig gearbeiteter Leichenstein mit einem Schilde mit einem halben springenden Thier (Hund?) mit Halsring. Die Inschrift lautet:

Inschrift

Das erste Wort in der dritten Zeile scb ist undeutlich. Es ist möglich, daß es mit dem folgenden zusammen; subplebanus heißen soll. Der Name Reddemile kommt sonst in Meklenburg nicht vor; die Person wird also wohl eine ausländische gewesen sein.

Unter den Altargeräthen ist noch ein alter, gut gearbeiteter, silberner Kelch, welcher auf dem Fuße folgende eingravirte Inschrift hat:

Inschrift

(Dieser Kelch gehört dem Kaland des Heiligen Leichnams an Unser Lieben Frauen Kirche (zu Rostock?) nach dem Tode Arnolds von Lübeck).


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Die Kirche zu Malchin,

von

G. C. F. Lisch.


Die Kirche der Stadt Malchin bietet zwar von der Nordostseite her den recht großen Anblick eines reinen gothischen Baues; betrachtet man sie aber von der Südwestseite oder tritt man gar in die Thurmhalle zum Innern, so erblickt man ein so großes Gewirre der verschiedensten Bauten, daß es unmöglich ist, bald zur klaren Erkenntniß zu gelangen. Auch ich habe, aus Mangel theils an Zeit, theils an Einsicht, viele Jahre lang nicht dahin kommen können, den Bau sicher zu bestimmen, obgleich es nicht an urkundlichen Anhaltspuncten fehlte, bis es mir im Sommer 1866 möglich war, das Gebäude an mehrern Tagen verschiedene Male lange und ruhig zu beobachten.

Die Kirche, ehemals zum Sprengel des Bisthums Camin gehörig, erscheint auf den ersten Blick jetzt als ein gothisches Gebäude aus dem Ende des 14. Jahrhunderts in noch ziemlich reinem gothischen Baustyl (vgl. Lisch Meklenburg in Bildern, Heft 4, S. 5, mit Abbildung). Sie hat ein dreischiffiges Langhaus mit erhöhetem Mittelschiff und einen einschiffigen Chor mit dreiseitigem Chorschluß, es fehlt jedoch ein Kreuzschiff. Der Thurm wird nach Vollendung der Kirche in ihrer jetzigen Gestalt angebauet sein, da er am Westende nicht in der Mittellinie der jetzigen Kirche, sondern an der Nordwestecke derselben vor dem nördlichen Seitenschiffe steht.

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Grundriß

Außerordentlich merkwürdig ist es, daß am Westende nach Süden hinaus, in der Richtung von Nord nach Süd, eine kleine Kirche oder sehr große Kapelle mit dreiseitigem Chorschluß angebauet ist, welche nach Süden hin weit über die Ringmauern der Kirche hinausreicht und das Mittelschiff der Kirche noch zum Theil bedeckt, nach Norden hin sich aber nach dem Thurmgebäude öffnet, so daß die in der Westecke des ganzen Baues stehende Thurmhalle den Eingang in das nördliche Seitenschiff der Kirche und zugleich in die Seitenkapelle nach Süden hin bietet. Aus der ungewöhnlichen Anlage des Thurmes geht hervor, daß die Kapelle schon früher angebauet gewesen sein wird, als der Thurm aufgeführt ward.

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Es wird zum bessern Verständniß des Kirchenbaues dienlich sein, die Darstellung der geschichtlichen Hauptbegebenheiten vorauszuschicken. Der Ort Malchin wird zuerst 1215 und 1229 genannt, als das Cistercienser=Nonnenkloster Arendsee in der Altmark, wahrscheinlich weil es Mutterkloster des meklenburgischen Klosters Neukloster war, das jetzt in der Feldmark des Gutes Basedow untergegangene Dorf Wargentin, am Malchiner See, wohl die erste christliche Culturanlage in dieser Gegend, geschenkt und bestätigt erhielt, nach welchem der Malchiner See Jahrhunderte lang der Wargentiner See hieß und noch heute in der Stadt eine Straße und ein Thor den Namen führt (vgl. Meklb. U. B. I., Nr. 219 und 371, und Abbildung in Meklenburg in Bildern, Heft 4.). Die Stadt Malchin entstand im J. 1236, da sie am 7. April 1236 mit dem Schwerinschen Stadtrecht bewidmet ward (vgl. Meklb. U. B. I., Nr. 449). Nicht lange nach dieser Zeit wird man den Bau einer Kirche begonnen haben; nach 10 Jahren, im Januar 1247, ward die Kirche eingeweihte und der Pfarrsprengel bestimmt. Der Bischof Wilhelm von Camin war persönlich in Malchin, in Begleitung des Dompropstes Conrad und des Domscholasters Heinrich, und wies der reich dotirten Kirche den Pfarrsprengel an, zu welchem damals noch das Kirchspiel Basedow bis Sagel und Liepen, also das ganze südöstliche Ufer des Malchiner Secs mit Ausnahme von Wargentin, als Filial gehörte, und weihte die Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria und des Evangelisten Johannes ("Actum Malchyn, anno domini M° CC° XL° VII°, in die consecrationis eiusdem ecclesie"). Die Urkunde 1 ) darüber ward am 14. Jan. 1247 zu Güstrow ausgestellt (vgl. Meklb. U. B. I., Nr. 589) und noch am 11. Julii 1296 bestätigt (vgl. Meklb. U. B III., Nr. 2404). Das Patronat der Kirche gehörte Anfangs den Fürsten von Werle; aber am 4. Sept. 1301 vereinigte der Fürst Nicolaus von Werle, auf Betrieb des güstrowschen Domherrn Nicolaus v. Malin, welcher zugleich Pfarrer zu Malchin war, diese Pfarre mit der Domherrn=Präbende zu Güstrow, welche mit dem Dorfe Kotekendorf (Koitendorf, bei Badendiek in der Nähe von Güstrow untergegangen,) bewidmet war, und übertrug das Patronat dem Domcapitel zu Güstrow. Wenn hiedurch auch das Ansehen und Einkommen der Malchiner Pfarre stieg, so ward ihr doch dafür eine große Last aufgelegt, indem sie von


1) Vgl. Urkunden=Beilage Nr. 1.
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jetzt an jedem der 13 Domherren zu Güstrow und dem Landesherrn wöchentlich 14 feine Waizenbrote oder Semmel aus einem Scheffel Waizenmehl liefern mußte. Dies ist der Ursprung des oft genannten "Präbendenbrotes". Diese Stiftung ward am 1. Junii 1303 von dem Bischofe von Camin, am 24. Febr. 1303 von allen Landesherren und am 30. Jan. 1304 sogar vom Papste Benedict bestätigt. Da in der Folge diese Lieferung der Malchiner Pfarre schwer fiel, so ward ihr dafür im J. 1489 die Pfarre zu Teterow incorporirt (vgl. Jahrb. XII., S. 15 flgd.). Noch bei der Kirchen=Visitation vom J. 1534 heißt es: "Schal me ock geuen to Güstrow de semmelen alle weken den domhere jedern van einem schepel weiten semmelen".

Das Ansehen und die Mehrung der Geistlichkeit in Malchin stieg jetzt von Jahr zu Jahr, wenn die Stadt auch kein Kloster hatte. Die angesehene S. Johanniskirche, deren Pfarrer immer zugleich Domherr von Güstrow war, erhielt nach und nach 30 Nebenaltäre (vgl. auch Schröder Evang. Meklb. I., S. 396 flgd.), von denen die Dominikaner=Mönche ("swarten mönnicke") und die Franziskaner=Mönche ("grawen mönnicke") je einen, jeden mit zwei Vikaren, besaßen. Die Anzahl der Geistlichen an Vikaren war also sehr groß. Der Pfarrer allein hatte 18 Vikareien zu besetzen ("In desser kerken hefft de kerckher bi XVIII geistliche lehen tho verlehnen"). Die großen Cistercienser=Mönchsklöster Dargun, welches seit alter Zeit viele Güter in der Nähe, und Doberan, welches seit 1298 die Mühle zu Malchin besaß, hatten Wirthschaftshöfe und Verwalter in der Stadt. Außerdem besaß die Stadt ungewöhnlich viele selbstständige milde Stiftungen und Kapellen.

Dieser kirchliche Glanz ward aber bedeutend dadurch getrübt, daß im J. 1397 durch eine große Feuersbrunst auch die ganze Kirche mit allem Schmuck, Gewändern, Büchern, Kelchen, Leuchtern und aller Habe völlig verbrannt war. Daher verlieh am 6. Junii 1397 der in Malchin anwesende Caminer Weihbischof Johann, Bischof von Garda in partibus, der Kirche einen ausgedehnten Ablaß 1 ) und gestattete dabei auch die Aussendung von Boten zur Einsammlung milder Gaben. Ohne Zweifel durch ein Versehen oder durch einen Schreib= oder Lesefehler wird in dieser Urkunde als Schutzpatron S. Johannes der Täufer aufgeführt. Die übrigen Urkunden reden aber nur von S. Johannes dem Evangelisten


1) Vgl. Urkunden=Beilage Nr. 2.
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und zu mehrerer Bestätigung enthalten die Altarbild er auch nur das Leben des Evangelisten.

Die beiden glücklicher Weise erhaltenen, deutlich redenden Urkunden von 1247 und 1397 sind für die Baugeschichte der Kirche entscheidend, und diese Geschichte läßt sich jetzt auch in der Betrachtung der einzelnen Theile von Westen gegen Osten klar erkennen.

Die erste Kirche von 1247 war eine dreischiffige Kirche im Uebergangsstyl noch mit vielen romanischen Eigenthümlichkeiten, wahrscheinlich mit einem kleinen, viereckigen Chor, also eine Kirche wie die zu Alt=Röbel, im kleinern Maaßstabe wie der Dom zu Güstrow. Diese Kirche war im Schiffe 3 Gewölbe lang und nicht sehr hoch. Diese Kirche ist noch in den südwestlichen Ringmauern vorhanden. Die ganze südliche Seitenwand des alten Nebenschiffes steht noch heute 3 Gewölbe lang von Westen und der angebaueten Kapelle her. Diese Seitenwand hat noch keinen Granitsockel und keine Strebepfeiler, wie die übrigen Theile der Kirche, dagegen stehen noch an den beiden ehemaligen Ecken der alten Kirche die beiden Ecklissenen, von denen die östliche durch den ersten Strebepfeiler fast ganz bedekt ist, alles Kennzeichen romanischer Bauweise. Die drei ehemaligen Doppelfenster sind nach den noch sichtbaren Spuren ausgehauen und zu weiten gothischen Fenstern gestaltet. Der südliche Theil des ehemaligen Westgiebels der Kirche ist noch innerhalb der im Westen angebauten Kapelle erhalten. Hier hat die Wand als Fortführung des ehemaligen Dachgesimses noch einen gut geformten, einfachen Rundbogenfries unter einer doppelten Stromschicht von Ziegeln und darunter noch die Wölbung eines schmalen Fensters im Uebergangsstyl mit schräg eingehender, einfacher Laibung. Ueber dem Friese ist in dem ehemaligen Westgiebel noch eine vertiefte, vierblätterige Kleeblattverzierung. Wir haben hier also den sichern Beweis, daß noch im J. 1247 romanische Bauornamente gebraucht wurden, wenn auch schon die Fenster im Uebergangsstyl gespitzt waren. Im Innern dieses Theils der Kirche sieht man an den Seitenwänden noch überall die romanisirenden Reste der alten Schildbogen und Fenstereinfassungen. Auf dem jetzigen Orgelchor sieht man in der Südwestecke noch ein Sück von der alten romanisirenden Wölbung mit der Gewölberippe, welche aber bei der Restauration nach dem Brande von 1397 bis auf den untern Theil abgehauen und zum Tragen der neuen Wölbung benutzt ist. Es ist also wieder äußerlich und innerlich die Südwestecke, welche, wie oft

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vorkommt, beim Umbau erhalten worden ist, z. B. auch bei der Kirche zu Doberan, weil hier, wie Einige meinen, "der Grundstein liegen" soll. Aus den Ueberresten an der Süd= und West=Mauer ließe sich aber noch die ganze Kirche in Zeichnung wieder darstellen.

Die zweite Kirche von 1397 ist die noch jetzt stehende. Nach dem großen Brande erhöhete man zunächst die 3 westlichen Gewölbe der alten Kirche bedeutend und verstärkte die alten Pfeiler zu achteckigen gothischen Pfeilern zur Tragung eines erhöheten Mittelschiffes; das alte Schiff lag ohne Zweifel ganz unter Einem Dache. Dieser Theil der Kirche, die Erhöhung der alten Kirche, ist der bessere Theil, im Style einer noch guten Gothik, im erhöheten Mittelschiffe unter dem Dache mit einem schwarz glasurtem Friese verziert. Zu gleicher Zeit bauete man, an der Stelle des ehemaligen, schmalem Chores, noch ein Ende von einem Gewölbe lang an; dieses Stück scheint auf eine Kreuzkirche angelegt zu sein, da die Seitenbogen größer sind, als in dem alten Theil. Der schwarz glasurte Fries geht aber noch über diesen Anbau hinweg. Die Seitenschiffe des jetzigen Schiffes der Kirche stimmen nicht zu dem Mittelbau; denn der größere Theil des südlichen Seitenschiffes ist, wie dargestellt, die alte Kirche, und das nördliche Seitenschiff ist ein nur unbedeutender Bau, welcher vielleicht jünger ist, als das Mittelschiff, vielleicht gleichzeitig mit dem in gleicher Seitenwand liegenden Thurm. Es ist überhaupt die Frage, ob die alte Kirche auch so breit war, wie die jetzige; in den Basen der westlichen Pfeiler der Nordreihe scheinen gradlinige Reste alter Seitenmauern zu stecken; jedoch ist ohne genaue Zeichnungen die Beurtheilung schwierig.

Der dritte Theil der Kirche ist der einschiffige Chor mit dreiseitigem Chorschluß, welcher weit gegen Osten vorgerückt und ohne Zweifel erst nach der Restaurirung, Erhöhung und Verlängerung des Schiffes in gleicher Höhe in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. angebauet ist. Der Chor hat an jeder Seite 2 schmale Fenster und im dreiseitigen Chorschluß 3 Fenster, ungefähr wie in dem auch verlängerten Chor des Doms zu Güstrow. Der Chor hat zwar auch einen schwarz glasurten Fries, welcher jedoch von dem Friese des Schiffes verschieden ist.

Vor dem ehemaligen Westgiebel der alten Kirche ist ungefähr von der Mitte des Giebels an weit gegen Süden hinaus die schon erwähnte, in der Mittellinie von Norden nach Süden liegende, große Kapelle angebauet, welche eben durch

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diese Lage sehr merkwürdig ist. Sie hat ein Schiff von 3 Gewölben Länge und außerdem einen gewölbten dreiseitigen Chorschluß. Der Baustyl ist der gothische des 14. Jahrhunderts und die Kapelle scheint schon vor dem Brande von 1397 fertig gewesen zu sein. Die Kapelle ist ohne Zweifel zu einem besondern gottesdienstlichen Gebrauche aufgeführt, welcher sich jedoch nirgends auf gradem Wege hat ergründen lassen, da die Kapelle nie mit einem besondern Namen genannt wird. Wenn ich aber nicht irre, so war diese Kapelle eine Marien=Kapelle, um so mehr da die Kirche außer dem Evangelisten Johannes auch der Jungfrau Maria geweihet war. Bei der Kirchen=Visitation vom J. 1552 werden noch alle 30 Altäre aufgeführt, und hiebei wird mehrere Male die "Kapelle" genannt, während sonst keine Kapellen aufgeführt werden. Die Altäre in der Kapelle sind aber Marien=Altäre. So heißt es: "Marien=Altar in der Kapelle, "hebben de Vicarien und E. E. Radt dat lehen". Ferner: "Dat Altar compassionis gloriose virginis, voran in der Capelle, gehort den Vicarien zu vorlenen". Das Fest "compassionis Mariae" oder der Medelidinge (Mitleidung) Mariä kam am Ende des 15. Jahrh. auf; es ward die Maria sitzend dargestellt, wie sie den Leichnam Christi auf dem Schooße liegen hat. Die Kapelle scheint auch durch eine bestimmte Aeußerung sicher angedeutet zu werden; es lag nämlich "in der Capell, im Winkel alse men vpt grote werck sticht, Gregorii Altar, dartho hebben de Vicarien dat lehen"; das "große Werk" ist nämlich die große Orgel, und wenn die große Orgel auch im Mittelaltar im Westen lag, wie es nach dem Bau der Kirche wahrscheinlich ist, so war der "Winkel" dieselbe Ecke, in welcher man noch jetzt von der Kapelle zur Bälgenkammer hinauf steigt. Endlich wird noch genannt der "Hanen=Altar in der kercke an der Kapelle, dartho hebben die Vicarien de peticio". Hiernach scheint es unzweifelhaft, daß die "Kapelle" eine Marien=Kapelle war. Merkwürdig ist, daß die Präsentation zu allen Altären in der Kapelle den Vikaren (als einer Art Corporation) gehörte. Daß die Kapelle besonders zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmt war, geht auch daraus hervor, daß noch die bischöflichen Weihkreuze unter der schwachen Kalktünche vorhanden sind.

An der Westwand des Schiffes dieser Kapelle ist noch ein niedriger Bau wie ein Seitenschiff, aber getrennt von der Kapelle, aufgeführt. Dieser unbedeutende Bau mit niedrigen, weiten Fenstern stammt aus dem 15. Jahrh. und dient jetzt zum. Kirchen=Archive.

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Der Thurm liegt merkwürdiger Weise mit seiner Nordwand in gleicher Flucht mit der Nordwand der Kirche, zum größten Theil vor dem nördlichen Seitenschiffe derselben, in der Ecke zwischen der Kirche und der Kapelle, so daß die Thurmhalle die Vorhalle zu beiden bildete. Der Thurm ist wahrscheinlich erst nach Vollendung beider im 15. Jahrh. gebauet. Der Thurm hatte früher ohne Zweifel eine schönere und würdigere Spitze, als die jetzige ist, welche auf Schönheit grade nicht Anspruch machen kann. Die alte Spitze fiel am Ende des 30jährigen Krieges herunter; im Kirchen=Visitations=Protocoll vom J. 1662 heißt es: "Die in Anno 1648 im Monath Febr. herunter gefallene Spitze ist in etwas wieder auffgebauet, aber noch nicht vollends fertig".

An altem Mobiliar hat die Kirche außerordentlich wenig, da sie in diesem Jahrhundert gänzlich verrestaurirt ist.

In der Kapelle liegt noch der erste Taufstein aus Granit mit 5 rohen Gesichtern (Christus und die Evangelisten?), aus der ersten Zeit des Christenthums, jetzt umgekehrt in der Erde als Basis eines hohen hölzernen Balkens, welcher die Bälgenkammer trägt. Der Fuß liegt auf dem Kirchhofe an der Westwand.

Zurückgesetzt in der Kirche ist noch der alte große Hauptaltar, ein Doppelflügelaltar von außerordentlich großem Reichthum und Kunstgeschmack, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh., aus der Zeit der Vollendung der Kirche nach dem Brande von 1397, stammend, und noch gut erhalten. Da er hoch an der Westwand der Kirche angebracht ist, so läßt sich eine vollständige und sichere Beschreibung nicht gut ohne besondere Vorrichtungen machen. Das Mittelstück enthält die Krönung der Jungfrau Maria und in den Flügeln 36 Heiligenfiguren, unter denen auch die 12 Apostel. Oben zunächst der Marienkrönung steht zur Rechten S. Johannes der Täufer und zur Linken S. Johannes der Evangelist. Der Herr Maler Greve zu Malchin hat es jedoch versucht, durch Leitern dem Altare näher zu kommen, um die in den Heiligenscheinen stehenden Namen der Heiligen zu entziffern und die Bilder auf den Flügeln zu beschreiben so gut es möglich gewesen ist.

Hiernach enthält die Vorderseite folgende Figuren:

Vorderseite:
a. rechts hin, b. links hin,
neben Maria: neben Christus:
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1. in der oberen Reihe:
  1. S. Johannes d. T.
  2. S. Petrus Ap.
  3. S. Andreas Ap.
  4. S. Bartholomäus Ap.
  5. S. Simon Ap.
  6. S. Judas Thaddäus Ap.
  7. S. Matthäus Ap. Ev.
  8. S. Lucas Ev.
  9. S. Michael.
  1. S. Johannes Ap. Ev.
  2. S. Paulus Ap.
  3. S. Jacobus d. ä. Ap.
  4. S. Mathias Ap.
  5. S. Philippus Ap.
  6. S. Jacobus d. j. Ap.
  7. S. Thomas Ap.
  8. S. Marcus Ev.
  9. S. Georgius.
2. in der untern Reihe:
  1. S. Gregorius, Papst.
  2. S. Otto, Bischof.
  3. S. Stephanus.
  4. S. Maria Magdalena.
  5. S. Katharina.
  6. S. Agneta.
  7. S. Dorothea
  8. S. Gertrudis.
  9. S. Birgitta.
  1. S. Nicolaus, Bischof.
  2. S. Martinus.
  3. S. Laurentius.
  4. S. Margaretha.
  5. S. Cecilia.
  6. S. Ursula.
  7. S. Apollonia.
  8. S. Barbara.
  9. S. Elisabeth.

Die Rückseiten der Flügel enthalten folgende Gemälde:

1. die ersten Flügel:

a. der rechte Flügel:

1. Christi Kreuztragung. 2. Christi Kreuzigung.
3. Christi Dornenkrönung. 4. Christi Geißelung.

b. der linke Flügel.

5. Christi Verehrung durch die H. drei Könige. 6. Christi Beschneidung.
7. Christi Geburt. 8. Mariä Verkündigung.

2. die zweiten Flügel:

a. der rechte Flügel:

"4 Darstellungen aus dem Leben Johannis" (nicht gut zu erkennen).

b. der linke Flügel:

5. Johannes Ev. in siedendem Oel gesotten zu Rom (ante portam latinam). 6. Johannes Ev. in der Wüste auf der Insel Pathmos schreibt das Evangelium, wozu ihm ein Engel das Buch hält.
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7. Johannes Ev. bei Christus, wie dieser die Tochter Jairi wieder lebendig macht. 8. Johannes Ev. wie auf sein Wort in Asien der Heidentempel zusammenbricht.

Die beiden Rückwände der letzten Flügel enthalten je 2 große, durchgehende Figuren:

a. zur Rechten:

1. die Jungfrau Maria, fast ganz zerstört, im Heiligenscheine die Worte Maria mater etc.

2. eine männliche Figur (S. Johannes der Täufer?), fast ganz zerstört.

b. zur Linken:

3. eine große weibliche Figur, die eine Hand segnend erhoben, die andere auf eine "Weltkugel" (? Herz ?) mit einem Kreuze gelegt; diese wird wohl die H. Birgitta, die Patronin Schwedens, sein, welche in der Hand mit einem Herzen, auf welchem ein Kreuz steht, dargestellt wird; daher steht sie auch Nr. 27 unter den Heiligen auf der Vorderseite: die H. Birgitta (Nr. 27) und die H. Elisabeth (Nr. 36) sind die jüngsten Heiligen des Altars.

4. eine männliche Figur (S. Johannes der Evangelist).

Die Darstellungen aus dem Leben und den Legenden Johannis des Evangelisten stimmen ganz mit den alten Passionalen überein, namentlich mit "Dat levent der hylgen effte dat Passional, Basel, 1517".

5. Das Bild Nr. 5 wird erläutert durch:

"De richter (in Ephesus) brachte ene to dem keyser Domicianum to rome, - - vnde settede em darna yn sedendich olye, dar sath he ynne als in eynem kolden döuwe, vnd god was mit em vnde halp em, dath em neen leed enschach vnde ginck gesunt vnde vrölick dar wedder vth".

6. Zum Bilde Nr. 6:

"De keyser Domicianus wart seer tornich vnde sande em in dath eylandt Pathmos, dat was eyne gans vnfruchtbaer stede. De engele ghodes weren alle tydt by eme vnde godt apenbaerde eme dar meer hemelycke dynge, danne ye yennigem mynschen, wente he apenbaerde eme de hillige dreuoldicheit vnde de negen kör der hilligen engele. Sunte Johannes sach eine mennichvoldige schaer vnde engele spreken myt em vnde berychteden en alles, wes he en vragede".

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7. Zum Bilde Nr. 7:

"Wente (Christus) nam en mit sick, do he de junckfrouwe leuendich makede".

8. Zum Bilde Nr. 8:

"Dar na preddikede sunte iohannes yn Asia, do werden de heyden gans tornich vnde vyngen en vnde tögen en myt gewalt vor den affgod Dianam vnde heten en okleren. Do he vor den affgodt quam. do sede he: Gi schölt seen, dat vele böse geiste in deme affgade sint, vnde sprack syn beth to gade und boet deme tempel, dat he mit den affgöden nedder vylle vnde dede den minschen nenen schaden. Tho hant vyl he nedder vnde wart to nichte. Do de minschen dat hoerden und segen, do leten sick twelff dusend döpen, ane vrouwen vnde kyndere".

 


Urkunde Nr. 1.

Wilhelm, Bischof von Camin, bestätigt bei dcr Einweihung der Kirche zu Malchin die Gründung und Bewidmung der Pfarre zu Malchin und deren Tochterkirche zu Basedow und bestimmt die Grenzen des Sprengels beider Kirchen.

D. d. Güstrow. 1247. Jan. 14.

Nach einer alten Abschrift im Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.

Willehelmus dei gracia episcopus ecclesie Caminensis omnibus presentem intuentibus paginam salutem in domino Jhesu Christo. Quoniam ea, que statum cupiunt firmitatis adipisci, per scripturarum maxime testimonia solidantur, hinc est quod ad noticiam vniuersorum pariter ac singulorum, tam futuri temporis, quam presentis, volumus deuenire, quod nos ecclesiam sancte Marie virginis et heati Johannis ewangeliste in Malchyn, dotatam tribus mansis iacentibus infra agros ad idem oppidum pertinentes et XIIIIcim mansis, ville Tessenowe adiacentibus, a parrochiis circumiacentibus distinguentes, villam Muceliz ipsi pro limite assignamus; ecclesiam in villa Bas- dowe, duobus mansis eidem uille adiacentibus dotatam

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et duobus mansis in villa Lypin, cum villis subscriptis filiam fecimus ecclesie supradicte, villas easdem ipsi eciam pro limitibus assignantes: hee autem sunt ville: Jacin, Lipyn, item Lipyn, Zawal, Gutisdorp, Nycasiusdorp. Theodericus autem Luch ecclesie prefate in Basdowe redditus vnius mansi in eadem villa temporibus uite sue plebano contulit profutoros. Vt autem hec omnia rata iugiter et inconuulsa permaneant et a posteris illibata, hanc cedulam conscribi fecimus et sigilli nostri munimine roborari. Huius autem rei testium hec nomina sunt subscripta: dominus prepositus Camineusis Conradus, Henricus scolasticus Caminensis, Reynerus decanus Guzstrowensis, Wasmodus canonicus Guzstrowensis Vrowinus marsscalcus miles, Arnoldus Rolle miles, Albertus de Calue et alii quam plures, tam clerici, quam layci. Acta Malchyn, anno domini M ° CC° XL° VII°, in die consecrationis eiusdem ecclesie. Datum Guzstrowe, XIX° kal. Februarii, pontificatus nostri anno secundo, per manus Conradi capellani et notarii nostri.

Aus dem Pergament=Diplomatarium des Klosters Doberan aus dem Anfange des 14. Jahrh., im großherzogl. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin; die Original=Urkunde fehlt. In der Bestätigungs=Urkunde vom 11. Julii 1296 sind die Dörfer der Pfarre Basedow so geschrieben:

"Hee autem sunt ville: Jacyn, Lipin, item Lipin, Zawal, Gutizdorp, Nycauizdorp",

und unter den Zeugen steht: "Arnoldus miles dictus Rolle". Gedruckt ist diese Urkunde in v. Weftphalen Mon. ined. III, p. 1489, Lisch, Hahn. Urk. I, S. 35, Kosegarten, Cod. Pom. I, S. 761 und Meklenburg. Urk. Buch, I, Nr. 589.

 


Urkunde Nr. 2.

Johann, Bischof von Garda, Weihbischof des abwesenden Bischofs Johann von Camin, ertheilt der abgebrannten S. Johannis=Pfarrkirche zu Malchin zur Wiederaufbauung und Ausrüstung einen Ablaß.

D. d. Malchin. 1397. Junii 6.

Nach dem Original im Archive der Stadt Malchin.

Vniuersis sancte matris ecclesie filiis, ad quos presentes littere peruenerint, Johannes dei gracia episcopus

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ecclesie Gardensis, in pontificalibus vicarius reuerendi in Christo patris ac domini domini Johannis eadem gracia episcopi Caminensis, ducis Opoliensis, in remotis agentis, salutem et sinceram in domino caritatem. Eterni patris filius dominus noster Jhesus Christus, cui ipse pater omnium viuorum et mortuorum iudicium tradidit et cum sederit in solio sue maiestatis secundum opera sua cuilibet redditurus, de operibus misericordie, sicud ipse testatur, precipue disceptabit, et quemadmodum de operibus pietatis regnum glorie bonis confertur, ita quod illorum defectu malos detrudet ad thartara, vbi est ignis inextingwibilis dyabolo et angelis suis preparatus. Cupientes, vt ecclesia parrochialis in Malchin, Caminensis dyocesis, in honore omnipotentis dei sueque genitricis virginis Marie, necnon sancti Johannis baptiste constructa, pro nune ignis voragine miserabiliter cum omnibus suis ornamentis, libris, calicibus, luminaribus ac aliis multis suis necessariis destructa, congruis honoribus a Christi fidelibus iugiter frequentetur et veneretur, omnibus vere penitentibus, confessis et eontritis et propositum confitendi firmum habentibus, qui dictam ecclesiam causa deuocionis, oracionis et peregrinacionis accesserint aut qui ad fabricam libros, calices, luminaria, ornamenta et queuis alia dicte ecclesie necessaria manus porrexerint adiutrices vel qui in eorum testamentis vel . . . . . . . . aurum, argentum vel aliquod aliud caritatiuum subsidium dicte ecclesie donauerint et legauerint seu ab aliis donari vel legari procurauerint, seu qui missas ac alia diuina officia quecunque in dicta ecclesia audierint et qui corpus dominicum et sacr[ament]um vnccionis, quando infirmis ministretur, seruiri facient, vel qui in pulsacione serotine campane beatam virginem Mariam ter cum angelica salutacione flexis genibus deuote salutauerint aut cimiterium dicte ecclesie pro animabus corporum ibidem sepultorum exorando adierint, quocienscunque et quandocunqne premissa vel aliquid premissorum deuote fecerint, de omnipotentis dei gracia et beatorum Petri et Pauli apostolorum suffragiis et auctoritate confisi, quadraginta dies indulgenciarum et vnam carenam, auctoritate domini Caminensis nobis in hac parte specialiter indulta, de iniunctis eis penitenciis misericorditer in domino relaxamus per presentes. Vobis quoque vniuersis dominis ecclesiarum rectoribus aut vestras vices gerentibus in

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dicta dyocesi constitutis auctoritate domini nostri Caminensis vt supra presentibus in virtute sancte obediencie et sub excommunicacionis pena precipiendo mandamus, quatenus nunccios ecclesie supradicte, cum ad vos pro petendis fidelium elemosinis accesserint, eos beniuole admittentes indulgentesque publice vestros parrochianos fidelibus et piis exhortacionibus (?), vt nuncciis preexpressis subsidia porrigant caritatis, volumus eciam pena sub premissa, quatenus de elemosinis ipsis collatis penitus nichil recipiatis. Datum et actum Malchin, anno domini millesimo CCCmo nonagesimo septimo, feria quarta post ascensionis domini, nostro sub secreto presentibus appenso.

Nach einer Abschrift des wail. Archis=Raths Evers von dem an verschiedenen Stellen sehr verblichenen und durch Rostflecke und Moder löcherig gewordenen Original auf Pergament im Archive der Stadt Malchin. Das Siegelband mit dem Siegel ist abgeriffen.


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Zur Geschichte

des Universitätshauses zu Rostock

oder Weißen Collegii,

von

G. C. F. Lisch.

Im Anfange des Jahres 1866 ward nach langen Ueberlegungen und Vorverhandlungen der Bau eines neuen Universitätshauses zu Rostock beschlossen, da das alte Gebäude sehr baufällig und unzweckmäßig geworden war. Am Ende des Winters ward der Abbruch des alten Gebäudes begonnen und im Junii 1866 vollendet 1 ). Das alte Gebäude war von der Stiftung der Universität an das Hauptgebäude derselben gewesen und hatte außer mehreren Namen auch die Namen Domus Collegii (prope sanctam crucem) oder Collegium album 2 ) oder "Weißes Collegium", unter welchem Namen es allgemein bekannt ist. Das Gebäude, 3 Stock hoch, nahm die Westseite des Blücherplatzes (ehemaligen Hopfenmarktes) an der Kröpliner=Straße, mit der Front gegen Osten, ein und enthielt zuletzt vorzüglich die Bibliothek und die Versammlungszimmer.

Das alte Universitätsgebäude war am 6. December 1565 abgebrannt; das jetzt abgebrochene Gebäude war durch Beförderung der Herzoge Johann Albrecht und Ulrich seit dem Jahre 1566, also gerade vor dreihundert Jahren, wieder aufgebauet.


1) Nachdem das alte Gelände bis auf die Fundamente abgebrochen war, begab ich mich sogleich nach Rostock, um die geschichtlichen Forschungen anzustellen.
2) Vgl. Krabbe's Universität Rostock, Theil I., 1854, S. 95.
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Nach sichern Nachrichten stand vor der Stiftung der Universität (1419) an derselben Stelle 1 ) der Hof des Bischofs von Schwerin. Es ist nach Lindenberg's Rostocker Chronik 2 ) vielfach gesagt, das alte Gebäude sei eine "Kapelle" des Bischofs von Schwerin gewesen ("olim sacellum fuit episcopi "Suerinensis"). Dieser Ausdruck ist aber wohl nicht ganz bezeichnend. Richtiger drückt sich wohl die Universitäts=Matrikel zum 12. August 1566 aus, wenn sie berichtet, das Gebäude sei "ein Sitz und eine Kapelle des Bischofs von "Schwerin" gewesen ("fuisse sedem et sacellum episcopi Suerinensis"). 3 ) Es ist ja seit alter Zeit bis auf heute gebräuchlich, daß reiche Prälaten oft in geeigneten Städten ihres Sprengels Absteigequartiere oder Höfe besitzen, mit denen häufig eine Hauskapelle und ein "Gasthaus" für Pilger und Priester verbunden ist. Die Hauptsache bleibt aber immer der Wohnhof 4 ); so besaß auch der einflußreiche Abt von Doberan einen großen Hof in der Stadt Rostock. Es ist sogar wahrscheinlich, daß der bischöfliche Hof zu Rostock zugleich der Sitz der bischöflichen Beamten war, da in Rostock ein bischöflicher Archidiakonus und Official ihren Sitz hatten. 5 )

Es sind auch in den schon erwähnten alten Nachrichten die Kennzeichen des alten bischöflichen Hofes genau beschrieben. Die Universitäts=Matrikel sagt zum Jahre 1566: "Es beweisen aber nicht allein die Einrichtung des Gebäudes, sondern auch die Wappen der adeligen Familie von Bülow, welche in die vordere Wand zum Andenken eingemauert


1) Die nicht zur Stadt gehörenden geistlichen Stiftungen in Rostock, mit Ausnahme des Franciskanermönchsklosters , lagen alle in fast unmittelbarem Zusammenhange neben einander an der Westseite in der Stadt von der Kröpliner Straße bis zur Steinstraße an der Stadtmauer, nämlich die Kirche zu St. Jacobi, später mit einem Domherren=Collegium, der Hof des Bischofs von Schwerin, später Universität, das Cistercienser=Nonnenkloster zum Heil. Kreuz, fünf Bursen oder Collegien der Universität am Hopfenmarkt, das Kloster der Brüder vom Gemeinsamen Leben, der Doberaner Hof oder Hof des Abtes von Doberan und das Dominikanermönchskloster am Steinthor.
2) Vgl. Lindenberg Chronicon Restoch. V., c. 8. Vgl. Krabbe a. a. O. S. 95, Note.
3) Vgl. Krabbe a. a O. S. 617, Note 1.
4) Vgl. Lisch Meklenburg in Bildern, III.,1844, S. 43.
5) Herr Ober=Appellationsgerichts=Rath Dr. Mann glaubt sich zu entsinnen, daß im Rostocker Archive ein "Bischofshof" ("curia episcopi") vorkommt. Derselbe bemerkt außerdem, daß das alte Rathhaus der Neustadt am Hopfenmarkt (Blücherplatz) lag und immer an der Stelle des spätern Bischofshofes gestanden haben kann.
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"noch erhalten sind, daß das Gebäude ein Sitz und eine Kapelle des Bischofs von Schwerin gewesen sei." ("Indicabant vero prioris aedificii dispositio et insignia nobilis familiae Buloviorum, quae parieti seu muro anteriori in rei memoriam affixa asseruantur, hanc collegii domum ante Academiae fundationem fuisse sedem et sacellum episcopi Suerinensis".). Dasselbe sagt auch Lindenberg, welcher die bülowschen Wappen noch kannte ("quod vetus structura testabatur et adhuc insignia Buloviorum indicant").

Alle diese Nachrichten haben sich auch beim Abbruch des Weißen Collegii im Jahre 1866 als richtig erwiesen, als die Fundamente ausgegraben wurden. In der Tiefe fanden sich die alten Fundamente, welche ich am 18. Junii 1866 vor dem Abbruch derselben selbst untersucht habe. Die Fundamente waren auf Felsen gelegt und von sehr großen, rothen, festen Ziegeln mit außerordentlich festen, dicken Kalkfugen hinaufgemauert. Das alte Gebäude hatte mit dem Bau von 1566 dieselbe Lage und Front gehabt. Die ganze Länge der Front=Fundamente war 160 Fuß Hamburger Maaß; sie reichten an der Seite jedoch nicht bis an die Kröpliner Straße im Norden, sondern waren von dieser noch 27 Fuß entfernt, so daß hier noch ein ziemlich geräumiger Platz übrig geblieben war. Neben der andern Seite im Süden, nach der kleinen sogenannten Katthagen=Straße hin, neben dem jetzigen Universitäts=Museum, lag einige Fuß tief unter dem jetzigen sehr erhöheten Straßenpflaster ein alter Steindamm, welcher wahrscheinlich die Auffahrt zum inneren Hofe gewesen ist.

Am Nordende, nach der Kröpliner Straße hin, lagen die vollständigen Fundamente eines eigenen Gebäudes, deren Ziegelmauern 3 1/2 Fuß dick waren. Die Längenrichtung ging von Norden nach Süden; der innere Raum dieses Gebäudes, welcher innerhalb keine Scheidewände gehabt hatte, war 44 Fuß lang und 25 1/2 Fuß breit. Dies ist ohne Zweifel die bischöfliche Kapelle gewesen.

Die östliche Front gegen den Hopfenmarkt setzte sich von diesem Gebäude gegen Süden (bis gegen das jetzige Museum) in gleicher Richtung fort, so daß die Front im Ganzen eine Länge von 160 Fuß hatte. Auch die Fundamente der südlichen Seitenmauer des Hofes waren noch ganz erhalten, die Fundamente der westlichen Hinterwand noch klar zu verfolgen.

Die nicht sehr starken Fundamente des neuen Universitätsgebäudes von 1566 lagen dicht vor diesen alten Fundamenten, so daß sie nur eine Verstärkung der alten Fundamente bildeten.

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Zu dem Gebäude von 1566 waren sehr viele alte Ziegel benutzt, unter denen sich auch mehrere Formsteine von sehr gut gezeichneten und geformten gothischen Festerpfeilern fanden.

Der bedeutendste Fund war ein großer quadratischer Ziegel mit dem glasurten Reliefwappen der Familie von Bülow, also eines von den oben erwähnten Baudenkmälern. Der Ziegel war schon etwas behauen und in einen der beiden Strebepfeiler am Haupteingange mit andern alten Ziegeln mit vermauert.

Dieser Wappenziegel ist nun derselbe Ziegel, welchen der schweriner Bischof Friederich II. von Bülow (1365-1375) als Baudenkmal in die von ihm ausgebaueten Gebäude, den Dom zu Schwerin, die Stiftskirche zu Bützow und die bischöfliche Burg zu Warin, hat einmauern lassen; unter der Regierung dieses Bischofs ist auch die nahe bei Rostock gelegene, herrliche Abteikirche zu Doberan in ihrer jetzigen Gestalt vollendet und von ihm 1368 eingeweihet worden. Es leidet also wohl keinen Zweifel, daß dieser Bischofshof zu Rostock in der Zeit 1365-1375 gebauet worden ist.

Die Frage, wie die Stadt Rostock und die Universität zum Besitz dieses Gebäudes gekommen sei, läßt sich wohl leicht dadurch beantworten, daß der Bischof zu einer so bedeutenden, von ihm beförderten Stiftung, wie die Universität war, seinen Hof derselben geschenkt und vertragsmäßig abgetreten habe.

Luftheizung.

Beim Ausgraben der Fundamente ward aber eine Merkwürdigkeit entdeckt, welche bei näherer Ueberlegung vielleicht noch eine besondere Beachtung verdient. Dicht unter dem Fußboden stand ein vollständig erhaltener, unterirdischer Ofen 1 ), dessen Wände von großen Ziegeln 1 1/2 Fuß dick und in die Erde gesetzt waren. Dieser Ofen, dessen Längenaxe von N. nach S. ging, lag mit seiner rechten Seitenwand an den Fundamenten der Vorderfront und ungefähr in der


1) Der Herr Hofbaurath Willebrand, Dirigent des neuen Baues, hat unter der Leitung des Herrn Bau=Conducteurs Prahst Zeichnungen von diesem Ofen (Grundriß, Längendurchschnitt, Queerdurchschnitt und Vorderansicht) anfertigen lassen und dem Vereine geschenkt. - Der Ofen selbst mußte wegen des Neubaues abgebrochen werden.
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Mitte des ganzen alten Gebäudes, ungefähr unter der Pforte des jetzt abgebrochenen Gebäudes, in der Mitte zwischen der Kapelle und einem südlichen Flügel. Der innere Raum des ganzen Ofens war 7 1/2 Fuß lang und 5 1/2 Fuß breit. Unten war ein Heizraum oder Ofen von 1 Fuß 7 Zoll Höhe, zu welchem eine gut profilirte Ofenthür ungefähr von derselben Höhe führte. Ueber diesen Heizraum waren 4 ganze und an den Wänden 2 halbe, frei stehende, flache Bogen oder Rippen von 12 Zoll Breite gewölbt, welche zwischen sich immer einen leeren Raum von 6 Zoll hatten, so daß die Hälfte der Ueberwölbung durchsichtig war, also einen Rost bildete. Ueber diesem Heizungsraum war wieder ein dicht und flach gewölbter Raum (Reservoir?) voll 3 1/2 Fuß Höhe über dem Scheitel des Rostes, welcher auf den Rippen fast ganz voll Feldsteine oder Granitsteine (Pflastersteine), unter denen sich kein Kalkstein befand, unregelmäßig gepackt war. Die Granitsteine waren mürbe gebrannt und dieselben und der Raum sonst von Rauch geschwärzt. In der Vorderwand war über dem Ofenloch eine 1 3/4 Fuß hohe, verschließbar gewesene viereckige Oeffnung, zum Herausholen und Nachlegen von Feldsteinen. In dem obern Gewölbe waren zwei kleinere Oeffnungen, an jedem Ende eine. Das Rauchrohr hatte seine Ausmündung wohl oben in der Hinterwand des Ofens gehabt, welche jedoch beim Aufbrechen oben etwas zerstört ward. Dieses obere Gewölbe lag noch unter dem Fußboden.

Vor diesem Ofen war ein viereckiger, ausgemauerter Vorraum von 5 Fuß Länge, welcher, ohne Zweifel in jüngern Zeiten, wahrscheinlich beim Bau von 1566, zur Kalkgrube benutzt worden war, da die Wände mit gelöschtem Kalk belegt waren; in dem Ofen, welcher in den letzten Jahrhunderten wohl nicht bekannt geworden und unbenutzt geblieben war, war keine Spur von Kalk zu finden.

Das obere Gewölbe war mit denselben hellgelben Ziegeln (aus Schwaaner Erde?) gewölbt, mit denen die Marienkirche gebauet ist; die durchschnittliche Größe derselben war vollkommen gleich, 11 Zoll hamb. Maaß lang und 3 Zoll dick. Da der Rath und die Kirchen der Stadt Rostock im Jahre 1368 die Freiheit erhielten, in dem Kirchspiel Schwaan, in den Dörfern Goldenitz und Niendorf, Ziegelerde graben zu lassen (vgl. Wöchentl. Rostock. Nachr. 1752, St. 17, S. 65) und an größern Gebäuden diese in Rostock früher scheinbar seltenen Ziegel zuerst in der Marienkirche vorzukommen scheinen, der Bau dieser Kirche aber 1398 begonnen ist,

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so wird auch der Bau dieses Ofens ungefähr in dieselbe, also noch in die bischöfliche Zeit, also zwischen 1370-1419 fallen.

Am hintern, nördlichen Ende des Ofens, in gleicher Tiefe, war ein ganz kleiner, Miniatur=Ofen von wenig Fuß Ausdehnung, mit 3 Bogen oder Rippen, aufgemauert, dessen Zweck wegen der Kleinheit nicht zu errathen ist. Er hatte keinen Vorraum und keine Heizungsvorrichtungen.

Die Hauptfrage ist nun, wozu dieser Ofen gebraucht worden ist. Ich habe im Anfang wohl geglaubt, der Ofen könne ein Kalkofen gewesen sein, da im Mittelalter für große Gebäude der Kalk auf der Baustelle gebrannt zu werden pflegte, wie noch neben dem Dome zu Schwerin der Kalkofen unter dem jüngern Refectorium, jetzigen Gymnasium, steht 1 ). Dazu aber ist der Ofen viel zu klein und enthält keine Spur von Kalk. Andere haben wohl gemeint, der Ofen sei ein Backofen. Hiezu ist aber der Ofen, namentlich aber der Vorraum, ebenfalls zu klein, und man sieht nicht ein, warum man dazu den Ofen unter der Erde sollte angelegt, so ungewöhnlich construirt und mit Feldstein gefüllt haben, welche offenbar seit alter Zeit in der obern, gewölbten Kammer liegen. Ich glaube vielmehr, daß der Ofen eine Luftheizung ist, welche im Mittelalter allerdings schon bekannt war. Eine solche Luftheizung findet sich noch unter dem im 15. Jahrhundert erbaueten schönen Rathhaussaale ("Laube") zu Lüneburg. Volger sagt hierüber 2 ): "Der Saal steht nicht auf ebener Erde, sondern auf Gewölben, die als Heizanstalt dienten, ein seltenes Denkmal uralter Art der Erwärmung großer Räume, wie sie im Mittelalter gewöhnlich war und sich noch jetzt wohl erhalten im Schlosse zu Marienburg befindet. Unter der gewölbten Laube liegen drei backofenförmige Gewölbe, durch welche die Halle erwärmt wurde, und diese ruhen auf einem hohen gewölbten Keller, dessen Decke von einem mächtigen Pfeiler getragen wird. Dieses unterste Gewölbe bildet die Trinkstube des ältesten Rathskellers". Weiter sagt der Dr. Albers: "Vor den Sitzbänken in der Rathhauslaube ist im Fußboden ein Luftheizungs=Canal angebracht, wozu in einem Gewölbe unter dem Saale sich der Heerd befindet. Von dieser Luft=


1) Vgl. Jahrbücher XVI., S. 182.
2) Die Alterthümer der Stadt Lüneburg, herausgegeben vom Alterthumsverein in Lüneburg, Dritte Lieferung, Abtheilung 1, 1856, S. 11.
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Heizungs=Einrichtung des Mittelalters hat sich außerdem nur noch ein einziges ähnliches Denkmal im Schlosse Marienburg in Preußen erhalten; die Merkwürdigkeit der Sache hat den Königlich=Preußischen Herrn Geheimen OberFinanzrath Beuth (nicht von Beust), welcher im Befreiungskriege des Jahres 1813 unter der von Lützowschen Schaar Lüneburg besuchte und das hiesige Rathhaus mit großem Interesse besah, veranlaßt, eine besondere Abhandlung 1 ) über diesen Gegenstand in Druck zu geben".

Für einen solchen Luftheizungs=Ofen halte ich auch den Ofen des ehemaligen Bischofshofes zu Rostock. Die Granitsteine, mit denen der ganze Hauptraum, mit Ausnahme des niedrigen Feuerherdes, ganz und lose gefüllt war, dienten wohl dazu, die Wärme länger und fester anzuhalten.

Ueber die Einrichtung der Oefen zu Lüneburg und Marienburg habe ich bis jetzt noch keine Nachricht gewinnen können.


Es ist mir nach Vollendung der vorstehenden Beschreibung gelungen, die oben erwähnte Schrift über die Luftheizungsanlagen im Schloß zu Marienburg aus der Stadt=Bibliothek zu Lüneburg zu erhalten. Die Schrift enthält "drei Abhandlungen, aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen besonders abgedruckt, auf Kosten des Vereins, 1830", und enthält folgende Abhandlungen: 1) "Ueber die Luftheizungseinrichtungen im Schloß Marienburg in Preußen, geschrieben im Jahre 1822, von Ludwig von Voß, und Resultate der Versuche mit den Steinöfen im Schloß Marienburg während des Winters 1824, von Gersdorf"; 2) "Ueber die Heizungsanlagen im alten Rathhaus zu Lüneburg" (vom Stadtbaumeister Spetzler); 3) "Ueber die Heizung mit erwärmter Luft" von "Rothe", zur Beförderung der damals in Verbreitung kommenden Luftheizungen.

Aus den ersten Abhandlungen ergiebt sich nun mit völliger Sicherheit, daß die Ofenanlage unter dem alten Bischofshause in Rostock eine Luftheizung war, da die Marienburger


1) Ueber die Luftheizungs=Anlage im Schloß Marienburg und dem alten Rathhaus=Saale zu Lüneburg. Mit 4 Kupfertafeln. Berlin, 1830. Gedruckt auf Kosten des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes.
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Heizungen in jeder Hinsicht völlig gleich sind, nur daß der Rost aus viereckigen Oeffnungen im Gewölbe besteht, der Rostocker Rost aber lange Oeffnungen zwischen Rippen hat.

Es wird zur Erläuterung am zweckmäßigsten sein, hier einen kurzen Auszug über die Marienburger Oefen aus den erwähnten Schriften mitzutheilen.

Herr von Voß sagt 1822: "Bis jetzt sind drei der alten im Schloß Marienburg vom Ende des dreizehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert in Gebrauch gewesenen Feuerungsanstalten wieder in nutzbaren Zustand versetzt worden. Diese Oefen befinden sich im westlichen Flügel des Mittelschlosses, an dessen Herstellung seit dem letzten Krieg gearbeitet wird. Einer dieser Oefen ist zur Heizung des großen Konventrempters von 96 Fuß Länge, 29 Fuß Höhe, oder ungefähr 124,816 Kubikfuß Inhalt, bestimmt. Vom zweiten Ofen gehen Wärmeröhren nach zwei gewölbten Stuben. Der dritte Ofen führt seine Röhren zum zweiten Rempter des Meisters, welcher 39 Fuß lang, 39 Fuß breit und 22 Fuß hoch ist und daher, mit Beachtung des Gewölbes, ungefähr 30,420 Kubikfuß enthält. Außerdem gehen von diesem dritten Ofen noch Heizröhren in zwei andere gewölbte Stuben von 20 bis 30 Fuß im Quadrat. Die Oefen liegen in den Kellern grade unter den Stuben und Remptern, welche erwärmt werden sollen. Horizontale und andere Ableitungen der Wärmekanäle scheinen dabei absichtlich vermieden worden zu sein. Von diesen drei Oefen wurden zu Hauptversuchen nur die beiden den großen Konvent= und Meisterrempter erwärmenden gebraucht."

"Bei diesen Marienburger Heizungen besteht nun die Abweichung von allen bisherigen Ofeneinrichtungen wesentlich darin, daß auf keine an der Oberfläche ausstrahlende Wärme gerechnet, sondern daß die innern Umfassungswände des Ofens, wie bei Backöfen, nebst dessen Steinausfüllungen erglühen, und solchergestalt ein Wärmebehälter gebildet wird, von welchem, mittelst durchzulassender und dadurch erhitzt werdender atmosphärischer Luft, willkührlich Gebrauch gemacht werden kann. Das Holz kommt in einen backofenartig eingerichteten gewölbten Raum. Das flache Gewölbe (des großen Ofens) ist mit sieben Reihen Löchern versehen, durch welche die Flammen zu einer darüber unregelmäßig liegenden Masse Feldsteine dringt und sie durchglüht. Dieser Ofen würde daher, seiner Construction gemäß, wohl mit dem Namen Steinofen zu belegen sein. Beim Konventrempter gehen nun die 36 Heizlöcher von der

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Decke des Steinbehälters unmittelbar zu den Oeffnungen im Fußboden des Saales. Grade über dem Ofen befinden sich nämlich 36 Löcher von 3 1/2 Zoll im Durchmesser, welche oben über dem Fußboden mit thönernen Stöpseln geschlossen werden können."

Es wurden im März und April 1822 ununterbrochen viele Versuche mit der Heizung der Räume vermittelst dieser Oefen angestellt und zwar alle mit günstigem Erfolge, obgleich man noch keine tiefere Einsicht in die ganze Anlage und dieselbe durch die Zeit viele Mängel erlitten hatte.

Der Herr Gersdorf berichtet weiter: "Die im vorigen Winter mit den alten Heizanstalten im Schloß Marienburg angestellten Versuche wurden auch in diesem Winter 1824 gründlich fortgesetzt". lm Allgemeinen wird zuvörderst über die alten Steinöfen bemerkt, daß über einer auf eingeschlossenem Herde angelegten Feuerung sich ein gewölbter Rost befindet, über welchem ein Raum mit mehr oder weniger Feldsteinen, welche nur lose übereinander geworfen sind, gefüllt ist, aus dem ein Rauchrohr geht, was an irgend einer schicklichen Stelle geschlossen werden kann. Der Zweck dieser Heizungen ist nun folgender: die Feldsteine und Wände des Ofens sollen glühend gemacht und dieser Wärmebehälter dazu benutzt werden, die heiße Luft durch besondere Röhren entweder gradezu in die darüber liegenden Zimmer oder auch in horizontaler Richtung in den massiven Fußböden fort in angrenzende Räume zu führen. Wenn der Ofen genugsam erhitzt ist, können die nach den Zimmern führenden Röhren geöffnet werden".

Die Marienburger Oefen sind nach der Größe der zu erwärmenden Räume natürlich an Größe verschieden. Aber ein Ofen ist dem Rostocker fast völlig gleich. "Der Ofen Nr. 2 ist kleiner, als der Ofen des Konventrempters, denn die eigentliche Feuerung mißt nur 7 1/2 Fuß Länge, 3 1/2 Fuß Breite und 3 1/2 Fuß Höhe. Der größtentheils mit Feldsteinen angefüllte Raum ist 8 Fuß hoch, 7 1/2 Fuß lang und 5 Fuß breit. Im Ganzen ist dieser Ofen eben so eingerichtet, als alle übrigen des Schlosses, die Wärmeleitungsröhren hingegen sind sehr verschieden, indem dadurch ein Zimmer in der zunächst über dem Ofen liegenden Etage und zwei andere eine Etage höher geheitzt werden. Das unmittelbar über dem Ofen liegende Zimmer enthält 6,401 Kubikfuß, der Saal in der darauf folgenden Etage 28,000 Kubikfuß und das dritte noch nicht ganz ausgebauete Zimmer

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9,360 Kubikfuß, Summa 43,761 Kubikfuß. Die beiden ersterwähnten Zimmer heizen sich sehr gut und können mit 1/6 Klafter Kienholz bei einem Thermometerstand von +3 bis -5° auf +14 bis +15° R. erwärmt und in dieser Temperatur 14 bis 15 Stunden erhalten werden. Dieser Ofen liefert in jeder Hinsicht von allen Oefen des Schlosses die besten Resultate".

Die Beschreibung der drei Oefen im Lüneburger Rathhause ist nicht so klar und ausführlich. Denn "es sind nur noch die Mündungen in die Oefen vorhanden, da das Stück der Ringmauer, in welcher dieselben lagen, in neuerer Zeit als baufällig herausgenommen und voll wieder aufgeführt wurde, und die Zuglöcher für die erhitzte Luft, welche in die Kanäle unter dem Saal ausmünden. Unmittelbar vor den Sitzen der Rathsherrn im Saale finden sich die Heizungskanäle. In den Heizungskanälen sind 2 Fuß 9 Zoll von einander entfernt Oeffnungen angebracht, welche willkührlich von den Sitzenden durch metallene Deckel geöffnet und geschlossen werden können. Eigens dazu vorgerichtete Backsteine bilden die Oeffnungen, welche durch die Deckel fest verschlossen sind". Es ist aber bei dieser Lüneburger Beschreibung von Füllung der Wärmekammer durch Feldsteine, einer Hauptsache bei diesen Oefen, mit keiner Sylbe mehr die Rede; die Feldsteine werden also zur Zeit der Beschreibung nicht mehr vorhanden gewesen sein.


Uebrigens ergiebt sich jetzt aus genauern Forschungen in den Alterthümern, daß in Meklenburg noch mehr Spuren von Luftheizungen vorhanden sind.

Der Herr Dr. Crull zu Wismar berichtet Folgendes. "Auch hier in Wismar in der Großen Stadtschule, dem ehemaligen Kreuzgange und Refectorium des Franziskanermönchsoder Grauen=Klosters, hatten sich zwei mächtige Fliesen (nordische Kalksteinplatten) erhalten, welche zur Luftheizung gedient haben; sie lagen vor 20 Jahren in der damaligen Quarta= und in der Secunda=Classe im Fußboden. Eine dieser Platten liegt noch jetzt im Schulgange. Sie ist 8 l/2 Fuß lang und 5 Fuß breit und hat 11 Löcher in 3 Reihen, in der Mitte 3 Löcher, an jeder Seite 4. Die Löcher haben einen Durchmesser von 5 Zoll, das mittelste von 7 1/2 Zoll. Die Löcher sind alle mit einer Rille umgeben. Auch auf S. Nicolai=Kirchhof liegt noch eine Fliese von 2 Fuß auf jeder Seite im Quadrat mit einem Loch."

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Ich zweifle jetzt auch gar nicht daran, daß die von mir selbst im Jahre 1840 aufgedeckten und in Jahrb. V., B., S. 84 flgd. beschriebenen, zu ihrer Zeit in der Unterhaltung viel besprochenen unterirdischen Bauten zu Ihlenfeld bei Neu=Brandenburg zwei Luftheizungs=Oefen der ehemaligen, nach heftiger Fehde im Jahre 1480 zerstörten Ritterburg Ihlenfeld waren, welche ich damals im Irrthum für "Schmelzöfen" hielt da sich auch sogenannte "Schmelztiegel" dabei fanden. Es stand tief in der Erde ein Gewölbe von Ziegelsteinen auf senkrechten Wänden, 4 Fuß lang, 2 Fuß breit, über 2 1/2 Fuß hoch. An einer Seite war eine kleine gewölbte Thür, "einer Ofenthür" ähnlich. Der Boden war mit einer großen Masse fest gedrückter Asche bedeckt. Ueber diesem Ofengewölbe war ein zweites Gewölbe aufgeführt, welches auf den Seitenmauern aus Ziegeln ruhte. Dieser gewölbte obere Raum, der Wärmebehälter, war zu einem Theile mit Feldsteinen gefüllt; das Gewölbe selbst lag ungefähr in der Ebene des Fußbodens des ehemaligen Gebäudes. Die Füllung mit Feldsteinen habe ich a. a. O. irrthümlich ein "Gewölbe von Feldsteinen" genannt. Vor der Ofenthürseite war eine Vertiefung, ein Vorkeller zum Heizen, in welchem sich viele Kohlen von Tannenholz fanden. In dieser Vertiefung, welche nicht gewölbt, sondern wohl nur mit Balken zugedeckt gewesen war, fanden sich nun sehr viele Alterthümer an häuslichen Geräthen, welche ohne Zweifel beim Brande der Burg hineingestürzt waren; unter den Gewölben lagen keine Alterthümer. Zu diesen Alterthümern gehören auch viele viereckig gebogene Ofenkacheln ("Kacheltöpfe"), wie die ältesten Kacheln des Mittelalters geformt sind, welche ich damals irrthümlich für "Schmelztiegel" gehalten, später aber mit Sicherheit als Ofenkacheln erkannt habe. Dies ist ein Beweis, daß man außer den Luftheizungsöfen (für die untern Räume) auch Kachelöfen (für die obern Stuben) hatte, welche beim Brande in die Tiefe stürzten; vielleicht hatte man gar Luftheizung und Kachelöfen nebeneinander in denselben Räumen. Solcher Oefen standen zu Ihlenfeld zwei nahe bei einander und waren einander gleich.

Zum größern Beweise fanden sich auch die Mündungen der Luftkanäle, ungefähr in der Ebene des Fußbodens des ehemaligen Gemaches. Auf dem von mir aufgedeckten Ofen lag eine viereckige Granitplatte von ungefähr 2 Fuß an jeder Seite im Quadrat und 3 Zoll Dicke, welche durch Kunst geebnet ist. In der Mitte hat sie ein sehr regelmäßig gearbeitetes rundes Loch, um welches rings umher eine regel=

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mäßig eingemeißelte, jedoch nicht tiefe Rille liegt. Einige Zoll höher, schräge darüber, lag ein runder Deckel von gegossener Bronze, von 7 Zoll Durchmesser, dessen 1 1/4 Zoll hoher Rand genau in die Rille des Steines paßt, jedoch nicht tief hineingreift, sondern zum größten Theile höher steht, als die Fläche des Steines. Der Deckel ist oben in der Mitte etwas vertieft modellirt und in dieser Vertiefung liegt ein flacher Griff von 4 1/2 Zoll Länge, jedoch so, daß die Griffhöhe nicht mit der Haupt=Oberfläche des ganzen Deckels in gleicher Ebene liegt, sondern so darüber emporragt, daß man nicht ohne Anstoß darüber weggehen kann. - Auch bei dem zweiten Ofen fand sich zum Füftheil ein zerbrochenes Stück von einem Mündungssteine, ein feinkörniger, behauener Sandstein von 2 Fuß im Quadrat, ebenfalls mit einem runden Loch von ungefähr 7 Zoll im Durchmesser, welches auf der Oberfläche auch mit einer Rille umgeben ist. - Beide Steine und der bronzene Deckel werden in den Vereinssammlungen zu Schwerin aufbewahrt. - Es ist wohl kaum zu bezweifeln, daß diese jetzt ebenfalls verschwundenen Ueberreste alter Bauten Luftheizungen waren, und es läßt sich aus der Entdeckung von Ihlenfeld wohl schließen, daß solche Heizungen im Mittelalter sehr verbreitet waren.

Auch aus der glänzenden Abtei Doberan haben wir leise Spuren von Luftheizungen. Im Jahre 1805 ward beim Aufräumen der alten Fundamente der Klostergebäude neben der Kirche, wo auch ein großer Fund von goldenen und silbernen Münzen aus dem Klosterschatze aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gemacht ward (vgl. Jahrb. VI., B., 117 flgd.), außer vielen thönernen und metallenen Alterthümern des Mittelalters auch ein merkwürdiger Ziegel gefunden, dessen Bestimmung ich mir jetzt erst erklären kann; leider ist er nur ungefähr zur Hälfte vorhanden und queer durch zerbrochen. Dieser Stein ist ein sehr schöner, mächtiger, rother Ziegel, welcher ungefähr 1 1/2 Fuß im Quadrat groß gewesen ist und gegen 5 Zoll dick ist. In der Mitte hat er ein cirkelrundes Loch von ungefähr 7 Zoll im Durchmesser, welches mit einer 1 Zoll tiefen, regelmäßigen Rille zur Aufnahme eines Deckels umgeben ist. Auf der Unterseite ist der Rand des Loches gebrännt und etwas poröse ausgedörrt. Ich zweifle nicht daran, daß dieser Ziegel die Mündung eines Luftheizungs=Kanals gewesen ist, wie die Lüneburger.


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III. Zur Kunstgeschichte.


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1.

Medaillon der Herzogin Margarethe Elisabeth,

Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht II. von Güstrow,

von

G. C. F. Lisch .


Im November 1865 ward auf der Schöninsel im Gutower See bei Güstrow, bei dem kleinen Ellernbruch an der Seite dem Dorfe Bölkow gegenüber, von einem Arbeiter des Erbpächters der Insel beim Pflügen in einem Klumpen Lehm nahe unter der Erdoberfläche ein Medaillon mit einem Bilde gefunden. Der Arbeiter hielt den Fund einige Wochen geheim, zeigte ihn aber darauf dem großherzoglichen Amte zu Güstrow mit dem Wunsche, denselben Sr. K. H. dem Großherzoge zu überreichen. Das Amt wies den Finder an mich und ich nahm von demselben den Fund zu treuen Händen an mich, um ihn später Sr. K. H. dem Großherzoge vorzulegen, Allerhöchstwelcher damals gerade von Schwerin abwesend war. Gleich darauf wurden in den Zeitungen die abentheuerlichsten und übertriebensten und dazu ganz falsche Beschreibungen von dem Funde gemacht und Ansprüche von verschiedenen Seiten erhoben; so z. B. hieß es unter andern, der Schmuck sei nicht allein mit Diamanten, sondern auch mit Smaragden und Rubinen besetzt u. s. w.

Das Medaillon ist von reinem Golde und hat eine ovale Gestalt, ungefähr von der Größe des Längendurchschnittes eines Hühnereies oder eines Doppelthalers. Es besteht aus zwei Platten, deren obere einen Deckel bildet, welcher durch Druck geschlossen werden kann, und enthält im Innern ein gut gemaltes weibliches Brustbild. Die untere Fläche ist ganz flach und gravirt und stellt sehr fein und zart gearbeitete, kleine Blumenranken und Vögel dar, welche emaillirt sind, namentlich in grün und roth, woher die falsche Nachricht von

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Smaragden und Rubinen gekommen ist. Die obere Seite ist erhaben gearbeitet, nach einem Modell gegossen und ciselirt und ebenfalls mit vielfachen Farben emaillirt, welche aber zum großen Theile abgesprungen sind. Die Darstellung auf der obern Fläche ist ein geflügeltes Herz, welches von zwei Pfeilen durchbohrt ist, unter einer Krone (nicht ein "gekrönter fliegender Adler" ohne Kopf und Schwanz), also eine Allegorie jüngerer Zeit, von einem emaillirten Palmzweig an der einen und einem Lorbeerzweig an der andern Seite eingefaßt. Auf dem Herzen ist ein Diamant von ziemlicher Größe, aber, wie es scheint, von rissiger Beschaffenheit befestigt; unter dem Herzen ist ein kleiner Diamant und die dreispitzige Krone ist ebenfalls mit ganz kleinen Diamanten verziert. Der Rand ist mit 32 kleinen Diamanten besetzt, von denen 4 in der Mitte der 4 Seiten von dreieckiger, spitzer Form, die übrigen, je 7 in jedem Viertheil des Umfanges, aber ganz kleine, flache Diamanten oder Tafelsteine von geringer Größe sind. Die Diamanten sind, mit Ausnahme des mittlern, nur klein und nicht von großem Werth. Das Ganze wiegt 5 Loth.

Wenn man den Deckel aufklappt, so sieht man das Brustbild einer vornehmen Dame in der Tracht aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, sehr gut und fein auf Kupfer gemalt und sehr gut erhalten. Ich erkannte darin auf den ersten Blick die Herzogin Margarethe Elisabeth, Tochter des Herzogs Christoph vdn Meklenburg und erste Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht II. von Meklenburg=Güstrow, welche mit diesem 1608 † 1616 vermählt war. Auch Se. K. H. der Großherzog erkannte dieselbe mit Sicherheit bei der Ueberreichung auf den ersten Blick. Es ist genau dasselbe Bild, in derselben Kleidung und mit demselben Schmuck, welches in ganzer Figur in Lebensgröße jetzt im Schlosse zu Schwerin in der Kirchengallerie hängt und als ein Bild der genannten Herzogin von dem Maler bezeichnet ist. Es gehört als Gegenstück zu dem gleich großen und ähnlich gemalten Bilde des Herzogs Johann Albrecht II., welches jetzt auch an der bezeichneten Stelle neben dem Bilde der Herzogin hängt. Da beide fürstliche Personen in noch jungen Jahren dargestellt sind und das Medaillonbild noch etwas frischer gehalten ist, als das lebensgroße Bild, so ist es, namentlich in Betracht der Allegorie des durchbohrten Herzens auf dem Deckel, mehr als wahrscheinlich, daß das Medaillon ein Brautgeschenk der Herzogin für ihren Verlobten vom Jahre 1608 ist und daß der Herzog es vielleicht bei der Jagd auf der Schöninsel verloren hat, wo

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es 250 Jahre unversehrt und wohl erhalten gelegen hat. Wahrscheinlich ist es aber erst einige Jahre nach der Schenkung verloren gegangen, da die Emaille an vielen Stellen schon sehr abgescheuert ist. Es leidet aber keinen Zweifel, daß das Medaillon ein Eigenthum des fürstlichen Hauses gewesen und auf fürstlichem Grund und Boden verloren gegangen und gefunden ist.

Se. K. H. der Großherzog erklärte sogleich bei der Ueberreichung, das Medaillon behalten zu wollen. Um den Werth gewissenhaft zu ermitteln, da es in Güstrow theils von Goldarbeitern viel zu niedrig, theils durch das Gerücht viel zu hoch geschätzt war, ward der Schatz nach Berlin gesandt, damit er dort unter fürstlicher Obhut von dem königlichen Hofjuwelier anständig taxirt werde. Hier ward es denn in runder Summe ziemlich hoch im Ganzen zu 500 Thalern geschätzt. Nach den Rechtsbestimmungen über gefundene Schätze hat hiernach der Finder die Hälfte dieser Summe baar ausbezahlt erhalten und das Medaillon ist zu dem Schmuck des großherzoglichen Hausschatzes gelegt.


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2.

Ueber

ein merkwürdiges Büchlein

aus dem 16. Jahrhundert ,

zum Theil Meklenburg angehörend,

von

A. Bube , herzogl. sächs. Archivrath in Gotha.

(Auszug aus dem Anzeiger des Germanischen Museums, 1863, Nr. 6.)


In dem herzoglichen Kunstkabinet zu Gotha wird ein Büchlein aus dem 16. Jahrhundert aufbewahrt, welches in mehrfacher Hinsicht, besonders wegen der kunstreichen, kostbaren Arbeit seines Einbandes, höchst beachtenswerth ist. Dasselbe enthält vierzehn mit Wasserfarben auf Pergament gemalte Miniaturbilder, darstellend: die Erschaffung des Weibes, den

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Sündenfall, die Verkündigung, die Anbetung der Hirten, Jesus im Garten Gethsemane, Judas Verrath, die Geißelung, die Kreuztragnng, die Grablegung, die Auferstehung, die Himmelfahrt, die Ausgießung des heiligen Geistes und die Auferweckung der Todten. Bei jedem dieser Bilder sind die betreffenden Bibelstellen in Luthers Uebersetzung eingezeichnet und dabei die Ueberschriften der Bücher und die Zahlen der Capitel, denen sie entnommen sind, nicht aber die Zahlen der einzelnen Verse, angegeben. Auch sind die letzteren bisweilen mit Auslassung einer ganzen Reihe dazwischen gehöriger Verse zusammengezogen, frühere Verse nachgesetzt, spätere vorangestellt.

- - - - In ähnlicher Weise, wie die aufgezählten vierzehn Bilder, sind auf den innern Seiten des Einbandes ebenfalls auf Pergamentblättchen die Dreifaltigkeit und das jüngste Gericht dargestellt. Unter den ersteren steht das Monogramm des Malers H. Gödig oder Godigen H. G. (verschl.), der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte und sich lange Zeit im Dienst des Kurfürsten August von Sachsen befand. Von diesem Maler sind wohl sämmtliche Miniaturen des Büchleins verfertigt.

Nächstdem ist das Büchlein interessant durch die Handschriften fürstlicher Personen, die sich auf den ersten und letzten Blättern desselben eingezeichnet haben. So schrieben sich ein im Jahre 1579:

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

c. der Herzog Ulrich von Meklenburg, der mit seinem Bruder Johann Albrecht die Reformation in Meklenburg einführte und 1603 starb, mit den Chiffern H. G. V. V. G.;

d. dessen Gemahlin Elisabeth, Tochter Friedrichs I. von Dänemark, jüngeren Sohnes Christians I., mit A. N. G. W.

Vom Jahre 1590 datiren sich die Inschriften des Königs Jacob I. vou England und Schottland, Sohnes der Maria Stuart, und des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig und Lüneburg, des bekannten dramatischen Dichters.

Die Herzogin Louise von Meklenburg=Schwerin, eine Tochter des Prinzen Johann August von Sachsen=Gotha, welche den 1. Jan. l808 starb, schenkte das Büchlein ihrer Enkelin, der Tochter des Herzogs zu Sachsen=Gotha=Altenburg aus seiner ersten Ehe mit der Prinzeß Louise Charlotte von Meklenburg=Schwerin und nachmaligen Gemahlin des Herzogs Ernst II. zu Sachsen=Coburg=Saalfeld. Es verblieb später im Besitze des Herzogs August und wurde aus dessen Nachlaß für das Kunstkabinet in Gotha erstanden.

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Betrachten wir nun den kostbaren Einband des Büchleins. Derselbe ist ganz von Gold, mit Emaille, Diamanten, Rubinen und Smaragden verziert. Auf der Vorderseite ist in der Mitte die Anbetung der Hirten in Hautrelief dargestellt; darüber wölbt sich ein aus Diamanten, Rubinen und Smaragden gebildeter Bogen. In den Ecken sitzen die vier Evangelisten mit ihren Zeichen aus dem Gesichte des Ezechiel: Johannes mit dem Adler, Matthäus mit dem Engel, Lucas mit dem Stier, Marcus mit dem Löwen. Unten zeigt stch ein geflügelter Engelskopf. Die Hinterseite ist auf ähnliche Weise geschmückt.- - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - Höchst kunstreich emaillirte Blumen und Laubwerk bilden die Einfassungen sowohl des Rückens, als beider Außenseiten.

Man nennt Benvenuto Cellini, der 1572, nach Andern schon 1570 starb, als Verfertiger dieses Einbandes. - - -

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß der Verfertiger des Einbandes ebenso, wie der Maler H. Gödig, sich am Hofe des Kurfürsten August aufhielt, und daß beide Künstler im Auftrag desselben das Büchlein gemeinschaftlich verfertigten. Diese Annahme wird durch glaubwürdige Personen unterstützt, die von dem Herzog August zu Sachsen=Gotha=Altenburg gehört haben, daß die Herzogin Louise von Meklenburg=Schwerin ihm erzählt, das Büchlein sei von dem Kurfürsten August dem Herzog Ulrich von Meklenburg verehrt und dann und wann gleichsam als Stammbuch im Hause Meklenburg verwendet worden. Die in einigen englischen und deutschen Reisehandbüchern befindliche Angabe, das Büchlein sei das Gebetbuch des Königs Jacob I. von England gewesen, wurde wohl nur durch die von diesem Fürsten hineingeschriebene Sentenz veranlaßt. Wie dem auch sei, jedentheils können wir mit Bestimmtheit aussprechen, daß der Einband von einem der bedeutendsten Meister der Goldschmiede=Emaillierkunst des 16. Jahrhunderts verfertigt ist und das Büchlein höchst werthvoll und beachtungswürdig erscheinen läßt.

 


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IV. Zur Naturkunde.


1 . Diluviale Periode.

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Fossiles Hirschgeweih von Gr. Nieköhr.

Zu Gr. Nieköhr bei Gnoien wurden in einem Kieshügel, neben der großen Wiesenniederung, zwei Bruchstücke von einem ursprünglich zerbrochenen Hirschhorn gefunden, welche in den Besitz des Herrn Literaten L. Fromm gekommen sind. Das eine Bruchstück ist ungefähr 8 Zoll lang und umfaßt zur Hälfte das untere Ende des Horns mit der vollständig erhaltenen Rose und der Augensprosse und einen eben so langen Theil des Schädels. Das andere Bruchstück ist ein noch längeres Stück von der Stange. Das Horn hat zwischen der Rose und der Augensprosse einen Durchmesser von 3 Zoll, also eine bedeutende Dicke. Beide Bruchstücke sind gelblich=weiß von Farbe und versteinert, d. h. sehr stark und fest mit erdigen Theilen (wohl Kalk und Kiesel) durchzogen, so daß sie klingend sind. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß das Horn aus dem Diluvium stammt. Ob es aber dem Riesenhirsch oder dem Edelhirsch angehört, läßt sich aus Mangel an Material zur Vergleichung noch nicht entscheiden.

G. C. F. Lisch.


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Menschlicher Rückenwirbel

aus einer Mergelgrube zu Roggow,

von

G. C. F. Lisch .

Auf dem dem Herrn v. Oertzen gehörenden, bei Neu=Bukow an der Ostsee liegenden Gute Roggow zieht sich eine Hügelkette hin, welche viel Kalk enthält. Bekannt im Lande ist der hohe kalkhaltige Höhenzug von Diedrichshagen bei Doberan, dessen Ausläufer z. B. bei Diedrichshagen und Brothagen den berühmten Mörtelkalk liefern. Ein solcher Ausläufer berührt auch noch Roggow, wo überall Kalk in Form von Muschelkalk, Wiesenkalk und Kalkadern, welche sich in Streifen durch den überall mergelhaltigen Boden hinziehen, lagert. Die oben erwähnte Hügelkette enthält auf der Höhe ein Mergellager, welches ungefähr 40 Fuß über der Meeresfläche und 20 Fuß über der am Südabhange sich ausbreitenden Ebene liegt; der Mergel trat hier zu Tage und war sehr stark kalkhaltig. Der Herr v. Oertzen ließ hier eine Mergelgrube anlegen, dieselbe aber im Jahre 1865 wieder verschütten, weil in einer Tiefe von 18 bis 20 Fuß sich eine Lage des feinsten Sandes zeigte, welche ganz frei von Kies und Geschieben war. In diesem (auch nach meinen eignen Untersuchungen) ganz ungestörten Mergellager fand ein Bruder des Herrn v. Oertzen, k. k. österreichischer Rittmeister, einen anscheinend versteinerten, sehr schweren Knochen, welchen der Herr v. Oertzen auf Roggow aufbewahrt und 1865 dem Vereine geschenkt hat.

Der Knochen ist ein in den Oberflächen wohl erhaltener Lendenwirbel (vertebra lumborum) eines ausgewachsenen Menschen, welcher zwar nicht versteinert, aber überall von einer 2 bis 3 Millim. starken Schicht von Kalktuff (oder Tropfstein) ziemlich gleich= und regelmäßig überzogen ist und den Knochen vor dem Verfallen vollständig geschützt hat. Der Knochen ist, wie sich aus einigen abgebrochenen Ecken ersehen läßt, im Innern weißlich von Farbe, durchaus trocken, völlig porös und ohne Spur von einer organischen Substanz, ein reines Kalkgerüst. Der Knochen wird in einer Art Höhlung oder Druse etwas schräge auf einer Seite gelegen haben, da

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die Seite, welche anscheinend oben gelegen hat, ganz dicht mit aufgetropften, warzenförmigen, grauen, kleinen Erhebungen besetzt, die anscheinend untere Fläche aber mit einer mehr ebenen, gelbweißen Kalkschicht bedeckt ist. Der Knochen wird in einem Mergelnest vereinzelt, und nicht als Theil eines ungestörten Gerippes gelegen haben, da der Kalktuff sonst wohl die nächsten Wirbel mit ihm verbunden haben würde; er erscheint als ein Stück, welches in der Mergelgrube frei gelegen hat.

Man kann sich bei dem Anblick dieses Knochens des Gedankens nicht enthalten, daß er, zumal in Betracht des Lagers, in welchem er gefunden ist, vielleicht aus dem Diluvium stammen könnte. Er ist zwar etwas besser erhalten, als sonst die diluvialen Knochen; dies ließe sich aber wohl durch die frühe Kalkinkrustirung erklären. Zudem will es sich nicht gut erklären lassen, wie dieser Knochen in das Mergellager gekommen sei. Leider sind genauere Nachrichten über die Lage nicht mehr zu gewinnen. - Der Herr Prosessor Rütimeier zu Basel, dem ich den Wirbel zur Ansicht geschickt habe, erklärt jedoch: "Menschlicher Lendenwirbel, mit Kalk tuff überzogen, nicht alten Datums, relativ jung". Wenn dieses Urtheil auch sicher sein wird, so muß ich doch hinzufügen, daß unter zahllosen alterthümlichen Erscheinungen diese ganz allein dasteht und daß sich in Meklenburg wohl nichts ähnliches findet. Jedenfalls muß der Knochen der aufmerksamen Beobachtung der Folgezeit empfohlen werden.

Auch unser verstorbene Freund Dr. v. Hagenow hat im Jahre 1830 zu Gr. Rakow in Neu=Vorpommern einen ganz gleichen Fund gemacht, indem er in einer Mergelgrube ungefähr 6 Fuß tief in einer Art Höhlung (Druse) unter unberührten Diluvialschichten ein menschliches Gerippe entdeckte, welches er einem antediluvianischen Menschen zuschreiben zu müssen glaubte. Vgl. Baltische Studien VII., H. 1, S. 267. Die Knochen mögen sich noch in seinen nachgelassenen Sammlungen vorfinden.

G. C. F. Lisch.


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2. Erste postdiluviale Periode.

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Ueber

die erste postdiluviale Periode

und

das Rennthier in Meklenburg,

von

Dr. Lisch,
Archivar in Schwerin.


Bei den immer klarer sich entwickelnden Anschauungen der großen Umwälzungen durch das Diluvium auf der Erdoberfläche ist es seit langer Zeit mein Streben gewesen, die ältesten Ueberreste lebender Wesen in dem Boden Meklenburgs zu sammeln und zu beobachten, und ich bin deshalb in einen ausgedehnten Verkehr getreten. Ich trat daher auch mit dem Herrn Professor Spring zu Lüttich in Verbindung und theilte ihm einige meiner Beobachtungen mit. Derselbe hat nun einen Brief von mir im Auszuge ins Französische übersetzt und der königlich=belgischen Akademie vorgelegt, welche ihn für werth gehalten hat, in ihre Verhandlungen aufzunehmen: Académie Royale de Belgique, Bulletins, 2 série, T. XXI., No. 2: Sur la période postdiluviale et sur le renne dans le Mecklembourg, par M. le docteur Lisch, archiviste à Schwerin. Extrait d'une lettre adressée à M. Spring. Da nun meine Beobachtungen ohne mein Wissen in die Wissenschaft übergegangen sind, so halte ich es für meine Pflicht, meinen eben erwähnten Brief in einer Rückübersetzung ins Deutsche auch in den Jahrbüchern im Folgenden mitzutheilen, ohne für die

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Uebereinstimmung dieser Uebersetzung mit meinem Originalbriefe bürgen zu können, da mir der rasch geschriebene Brief leicht aus der Feder geflossen ist.


"Die Knochen, welche im Diluvium liegen, haben ein eigenthümliches Ansehen, einen sichtlichen Charakter der Auflösung. (Sie zeigen nur noch das poröse Kalkgerüst, ohne jegliche Spur einer organischen Substanz, und haben eine weiße oder gelblich=weiße Farbe.) Wir haben in Meklenburg keine Höhlen, aber Hügel, gebildet aus Lehm und Mergel, und außer diesen nur sandige Ebenen und Wiesen". Man findet zuweilen in den Mergellagern Ueberreste von antediluvianischen Thieren; so z. B. besitzen wir einen Elephantenzahn und mehrere andere Fossile dieser Art. Vor Kurzem haben wir aus einer Mergelgrube einen menschlichen Lendenwirbel ausgegraben, welcher ganz und fest mit Kalk (Tropfstein oder Kalksinter) überzogen ist. Als man vor ungefähr 50 Jahren alle Ländereien Meklenburgs mit Mergel bestreute, hat man in den Mergelgruben zahlreiche fossile Knochen und Muscheln gefunden, wovon jedoch unglücklicher Weise nichts gerettet ist". Die Knochen aus den Pfahlbauten des Steinalters, welche ohne Zweifel aus den ersten menschlichen Ansiedelungen stammen, sowohl in Meklenburg, als in der Schweiz und Itatien, haben ganz andere Kennzeichen. Sie sind braun und enthalten noch Fettigkeit und organische Bestandtheile; sie sind so gut erhalten, daß man sie glänzend machen kann, wenn man sie mit Wolle oder ähnlichen Stoffen reibt". Man muß also zwei Perioden unterscheiden, zwischen denen eine dritte liegt, welche sehr lange dauerte, während welcher Europa, oder doch ein Theil dieses Continents, wahrscheinlich nicht von Menschen, aber doch von Thieren bewohnt war, welche das Diluvium überlebten. Ich möchte diese Periode die erste postdiluviale Periode nennen".

"Denn man findet bei uns in den Torfmooren und fest gewordenen Sümpfen mehrere Arten sehr alter Knochen, welche weder braun sind, wie die Knochen der Pfahlbauten, noch so sehr poröse, wie die antediluvianischen Knochen, sondern weißlich oder grauweiß, jedoch ohne Fettigkeit und organische Bestandtheile, oft von den Substanzen ihres Lagers durchdrungen oder versteinert, wie man zu sagen pflegt, und

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klingend. Der Charakter dieser Knochen ist stets derselbe, selbst dann, wenn sie in alten Torfmooren liegen, in denen sich die Knochen der Pfahlbau=Periode sicher braun gefärbt haben würden. Sie gehören ohne Zweifel Thieren an, welche ertrunken oder versunken sind, denn es finden sich oft ganze Skelette, was den Gedanken an Küchenabfall ausschließt". Es ist merkwürdig, daß die Anzahl der Arten, welche man beobachtet hat, sehr beschränkt ist, und daß diese immer dieselben in denselben Verhältnissen sind: Der Urstier (bos primigenius) von einer außerordentlichen Größe, das Elen, oft auch sehr groß, und das Rennthier. Wir haben außerdem allerdings auch einige Ueberreste vom Pferde; aber es läßt sich wohl schwer entscheiden, ob sie der antediluvialen oder postdiluvialen Periode angehören". Man hat oft daran gezweifelt, daß es dem Rennthier möglich gewesen sei, auf dem Continent zu leben, wo ihm, wie man glaubte, die äußern Bedingungen dazu fehlten. Ich für meinen Theil hatte lange diese Ansicht bestritten, bis ich endlich so glücklich war, ein Rennthiergeweih zu erhalten, welches von Kalk durchdrungen und aus einem Lager von Wiesenkalk und von Torf, d. h. aus einem frühern See, ausgegraben war. In Folge einer öffentlichen Bekanntmachung, welche ich über diesen Gegenstand erließ, wurden mir in kurzer Zeit über ein Dutzend Rennthiergeweihe zugesandt, welche theils unter gleichen Verhältnissen auf dem Grunde von Torfmooren gefunden waren, theils, bis dahin unrichtig bestimmt, als solche in Privatsammlungen nicht erkannt wurden". Diese Thiere und Geweihe stammen ohne Zweifel aus einer Zeit, welche älter ist, als die Pfahlbauten, und jünger, als die Zeit des Diluviums. Die Arten dieser Zeit sind in Deutschland seit langer Zeit untergegangen. Der riesenmäßige Stier (bos primigenius) ist gezähmt und Hausthier geworden, schon zur Zeit der Pfahlbauten. Das Elen ist seit langer Zeit auf einen kleinen Raum beschränkt, man findet es jedoch noch in den Pfahlbauten, während vom Rennthier in jüngerer Zeit durchaus keine Spur vorkommt, weder in den Pfahlbauten, noch in den Gräbern". Es scheint mir wichtig, die Aufmerksamkeit schärfer, als es bisher geschehen ist, auf diese Zwischenperiode zu lenken, welche sicher einen außerordentlich langen Zeitraum umfaßt".


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Rennthierhorn von Wakendorf.

Der Herr von Oertzen auf Roggow besitzt zu dem Hauptgute Roggow außer andern Pertinenzen auch das Gut Wakendorf bei Neu=Bukow, im Kirchspiel Mulsow, als Pertinenz. Hier ist im Jahre 1792 ein See abgelassen worden; die Fläche heißt noch jetzt der Oberteich und gehört zu den Feldmarken von Wakendorf, Kirch=Mulsow und Wendisch=Mulsow. Dieser sogenannte Oberteich enthält, namentlich an den östlichen und südöstlichen Rändern werthvolle Torfmoore. Die Torfschicht liegt nicht sehr tief, jedoch ungefähr gegen 7 Fuß stark, und besteht meist aus Baumstämmen. Unter diesem Torfmoor, am Rande desselben, liegt eine 7 bis 8 Fuß mächtige weiße Thonschicht, welche auf der Ziegelei, welche der Herr von Oertzen vorherrschend für rothe Steine besitzt, durchaus weiße und sehr harte Ziegel liefert, aus denen z. B. ein großer Theil der neuen Seminar=Gebäude zu Neukloster gebauet ist. Unter dieser Thonschicht, ungefähr 16 Fuß tief unter der jetzigen Moorfläche, über welcher früher noch der See stand, ward im Herbst 1865 ein schönes, großes Rennthierhorn gefunden, jetzt hart und fest, und wie man zu sagen pflegt, halb versteinert, oben von weiß=grauer Farbe; auf der untern Fläche ist es schwärzlich und wird mit derselben auf einem andern Erdlager gelegen haben. Es war beim Auffinden vollständig, aber so weich, daß die Ziegler es mit dem hölzernen Thonspaten mehrere Male durchstachen, ohne es zu merken. Es ward aber, noch jetzt wohl erhalten, die Stange von der Rose an 1 l/2 Fuß lang mit der kurzen, 2 1/2 Zoll langen Augensprosse und dem Eissprießel von 1 1/2 Fuß Länge, gerettet und von dem Herrn v. Oertzen mit den vorstehenden Nachrichten dem Vereine geschenkt. Der Herr v. Oertzen versichert als Jagdkundiger, daß das Horn nicht von einem lebenden Thier "abgeworfen", sondern durch Gewalt von dem Schädel abgebrochen ist. Das Horn gleicht ganz dem von Güstrow, welches unter fast gleichen Verhältnissen eben so tief unter verschiedenen Schichten von Torf, Sand und Wiesenkalk auf einem Lager von Ziegelerde gefunden ward (vgl. Jahrb. XXVI., S. 298).

Das Horn ist ohne Zweifel sehr alt. Aber ich bezweifle, daß es noch dem Diluvium angehört. Das Horn selbst ist noch hart geworden und fest, während die antediluvianischen Knochen, z. B. von Abbeville, völlig poröse und leicht sind. Ich muß es vielmehr der von mir sogenannten "ersten postdiluvialen Periode" zuschreiben (vgl. oben S. 116),

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während welcher die noch nicht ganz fest gewordene Erdrinde noch in der Fortbildung begriffen war. Das Rennthier ist allerdings so früh versunken, daß nach dem Versinken noch mächtige Erdschichten über dasselbe herabgesunken und geschwemmt sind, wie in dem Moor bei Güstrow.

G. C. F. Lisch


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Thiergehörne von Petersdorf.

Zu Petersdorf bei Wismar wurden im Torfmoor 8 Fuß tief mehrere merkwürdige Thiergehörne gefunden und von dem Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar erworben und dem Vereine geschenkt:

Zwei Rennthiergeweihe (zwei Paar Hörner); die Hörner sind sehr dünne und klein und stammen wohl von sehr jungen Thieren.

Eine Stirn mit einem Horn, von dem wilden Urstier (bos primigenius), ebenfalls nur klein; das andere Horn ist abgebrochen und verloren gegangen.

Eine Schaufel von einem Elen, welche oben zerbrochen ist.

Alle diese Knochen sind fettlos, sehr ausgelaugt, leicht und weißlich von Farbe.

Die Auffindung dieser drei seltenen Thierarten der Urzeit in einem Moore nahe bei einander ist sehr merkwürdig und bezeichnend.

G. C. F. Lisch.


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Rennthiergeweih von Wismar, Umgegend.

Der Herr Dr. Crull zu Wismar schenkte dem Verein ein altes Rennthierhorn, welches er beim Verkauf der Sachen des ehemaligen Sergeanten Büsch erworben hat und welches wahrscheinlich in der Gegend von Wismar gefunden ist. Das Horn, von aschgrauer Farbe, ist ohne Zweifel in einem Gewässer oder nassen Moor gefunden, da die äußere glatte Rinde aufgeweicht und verwittert und zum größten Theil abgefallen ist.

G. C. F. Lisch.

Vignette
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XXXI. 1.

Quartalbericht

des

Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, im October 1865.

Vignette

I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.

In der jüngsten Quartalversammlung des Vereins am 2. October d. J. konnte die Redaction des Meklenburgischen Urkunden=Buches bereits ein vollständiges, gebundenes Exemplar des dritten Bandes dieses großen Werkes zur Freude der Versammlung vorlegen und kann die Versendung desselben an die Abonnenten noch im Laufe dieses Monats stattfinden. Der Druck des vierten Bandes, zu welchem der Herr Lieutenant v. Below in Schwerin den Holzschnitt der beiden schönen Siegel seiner Familie von 1299 geschenkt hat und welcher die Urkunden aus dem Schlusse des 13. Jahrhunderts von 1297-1300 mit den inzwischen aufgefundenen Nachträgen zu den ersten drei Bänden und die Register zu der ganzen ersten Abtheilung enthält, wird nunmehr sofort beginnen und hoffentlich ohne Unterbrechung fortgeführt werden können, da die Einnahme aus dem Verkauf der ersten Bände voraussichtlich hinreichen wird, die Kosten zu decken, wenngleich der Absatz des Werkes bisher hinter unsern Erwartungen zurückgeblieben ist. Nach der jetzt aufgemachten ersten Abrechnung der Stiller'schen Hofbuchhandlung sind nämlich l863 und 1864 durch den Verkauf im Buchhandel - also außer den unmittelbar an die 105 Abonnenten versandten - nur etwa 50 Exemplare des I. und II. Bandes abgesetzt worden.

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Die weitere Fortsetzung des Werkes hängt dann unter diesen Umständen natürlich davon ab, ob dasselbe fernerhin ausreichende Unterstützung aus Staatsmitteln finden wird. Die Commission hat nicht versäumt, nachdem auf ihren Bericht von dem hohen Ministerium die Fortsetzung der bisherigen aus der großherzoglichen Renterei gewährten Unterstützung noch auf fernere 3 Jahre zugesichert ist, die gehorsamste Bitte um eine gleiche Bewilligung durch das Corps der Ritter= und Landschaft bei dem Engern Ausschusse zum Antecomitial=Convente rechtzeitig für den bevorstehenden Landtag zu intimiren. Hoffen wir also auf einen glücklichen Erfolg unsrer Bemühungen!

Inzwischen gehen die Vorarbeiten für die zweite Abtheilung ihren ruhigen Gang. Nachdem beide Herren Redactoren, Archivrath Lisch und Archivar Wigger, im verflossenen Sommer die Urkunden der Stadt Rostock aus dem Zeitraum von 1300-1350 persönlich in dem dortigen, ihnen bereitwillig geöffneten Archive abgeschrieben haben, wird die Sammlung des Materials für diese Abtheilung, mit Ausnahme der noch rückständigen Urkunden des Landes Stargard und des Bisthums Ratzeburg, im Allgemeinen als vollendet angesehen werden können. In dem letzten Quartale kamen zu den in dem Johannisberichte aufgezählten 3912 Urkunden nur noch 168 hinzu, so daß der ganze Vorrath sich gegenwärtig auf 4080 Urkunden beläuft, deren vollständige Bearbeitung allerdings noch große Anstrengung erfordern wird.

Der 30. Band der Jahrbücher des Vereins, welcher schon auf der Generalversammlung am 11. Juli d. J. zur Ansicht ausgelegt werden konnte, ist inzwischen an alle Mitglieder des In= und Auslandes versandt und hat durch seinen Inhalt, Beschreibung und Beurtheilung der meklenburgischen Pfahlbauten vom Herrn Archivrath Dr. Lisch, überall Aufsehen gemacht und, wie sich schon jetzt erkennen läßt, zu eifriger Forschung nach derselben Richtung hin in dem übrigen Deutschlande angeregt. Die Vollendung der schon für den nächsten Jahrgang angekündigten ähnlichen Bearbeitung der gesammten in unsern Sammlungen niedergelegten Gräberfunde Meklenburgs durch den bekannten Geologen und Alterthumsforscher Professor Morlot zu Lausanne, welche für Alterthumskunde Deutschlands überhaupt von großer Bedeutung zu werden verspricht, wird sich vielleicht noch um ein Jahr verzögern. Der Herr Verfasser, welcher unsre Sammlung schon vor einigen Jahren persönlich durchforschte, war im August d. J. nochmals einige Wochen in Schwerin anwesend, um seine

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Studien fortzusetzen, und hat nach seiner Abreise die Güte gehabt, die Einleitung zu der gedachten Arbeit dem Herrn Hofbuchdruckerei=Besitzer Dr. Bärensprung hieselbst als Anhang zu der so eben erschienenen Uebersetzung einer ältern, in französischer Sprache erschienenen höchst interessanten Abhandlung über die Grundlagen der Erforschung des Uralterthums überhaupt 1 ) mitzutheilen.

Als sonstiges Material für die Jahrbücher sind zur Zeit nur folgende kleinere Berichte eingegangen:

1) Ueber die Entdeckung von anscheinenden Pfahlbauten bei Russow, Pertinenz von Roggow im R. A. Neubukow, von dem Herrn v. Oertzen auf Roggow.

2) Ueber die bei Roggow entdeckten Erdwohnungen aus der Steinzeit, von demselben.

3) Ueber einen Begräbnißplatz aus der Steinzeit, von demselben.

4) Ueber die Gräber der Steinzeit bei Godern bei Schwerin, von dem Literaten Herrn Fromm in Schwerin.

5) Ueber einen Wohnplatz aus der Bronzezeit bei Zippendorf, vom Herrn Archivrath Dr. Lisch.

6) Ueber einen Wohnplatz aus der Bronzezeit zu Christinenfeld bei Klütz, von demselben.

7) Ueber einen Begräbnißplatz aus der Bronzezeit zu Triglitz bei Putlitz, nach Mittheilungen vom Herrn Pastor Ragotzky zu Triglitz von demselben.

8) Ueber einen Begräbnißplatz zu Wohlstorf in Lauenburg, nach einer Mittheilung des Herrn Geh. Amtsraths Koch zu Schwerin von demselben.

9) Ueber einen eigenthümlichen bronzenen Halsring, von demselben.

10) Ueber den Bronze=Meißel von Vorbeck, von demselben.

11) Ueber eine bei Vorder=Wendorf gefundene stark kupferhaltige Framea, von demselben.

12) Ueber ein Bronze=Beil von Meienburg, nach Mittheilung des Herrn Pastors Ragotzky von demselben.

13) Ueber den wendischen Begräbnißplatz zu Bartelsdorf, von demselben.


1) Das graue Alterthum. Eine Einteilung in das Studium der Vorzeit von A. Morlot. Aus dem Französischen übersetzt von Dr. F. Bärensprung. Schwerin 1865. Druck und Verlag in der Bärensprung'schen Hofbuchdruckerei.
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14) Ueber einen wendischen Wohnplatz zu Raben=Seinfeld, nach Mittheilung des Herrn Literaten Fromm von demselben.

Ferner

15-23) 9 Berichte über die Kirchen zu Russow, zu Warnemünde, zu Rühn, zu Zernin, zu Sternberg, zu Hohen=Sprenz, zu Pampow, Strahlendorf und Parum, zu Frauenmark bei Crivitz und zu Barnin, von demselben.

24) Ueber ein messingenes Becken mit Inschrift, von demselben. Endlich

25) Ueber einen anscheinend von dem ehemaligen Besitzer, Lieutenant v. Knut, selbst gefertigten, reich mit Holzschnitzarbeit verzierten Schrank vom Jahre 1723, von dem Herrn Stadt=Archivar L. Hänselmann zu Braunschweig.

Das im Auftrage des Ausschusses von dem Herrn Pastor a. D. Ritter zu Friedrichsfelde angefertigte Register zu den bis jetzt erschienenen 30 Bänden der Jahrbücher ist von dem Herrn Verfasser im Manuscripte vollständig eingeliefert und wird nach dem Beschlusse der letzten Quartalversammlung in nächster Zeit dem Drucke übergeben werden.

Der Gesammtverein der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine hielt seine diesjährige Generalversammlung am 18. bis 22. September zu Halberstadt, wo auch unser Verein durch unsern ersten Secretair Herrn Archivrath Dr. Lisch, welcher wie in früheren Jahren auch dies Mal den Vorsitz in der ersten Section (für heidnische Alterthumskunde) führte, vertreten war. In Folge der in dieselbe Zeit fallenden Versammlungen mehrerer anderer gelehrter Gesellschaften waren nur 17 Vereinsdeputirte und etwa 80 andere Mitglieder gegenwärtig. Gegenstand der Verhandlung waren fast ausschließlich die Geschichte und die Kunstschätze des Bisthums und der Stadt Halberstadt, sowie der reichen Umgegend am Unterharze. Die Vereinsrepräsentanten verhießen gegenseitig das Correspondenzblatt, als Organ der Vereinigung, durch Einsendung von Abhandlungen über bestimmte zuvor verabredete historische Aufgaben zu heben. Zunächst ward die Stiftung der Klöster Deutschlands als passende Aufgabe dieser gemeinschaftlichen Forschungen bezeichnet. Die Geschäftsführung während des nächsten Jahres hat der Verein zu Altenburg wieder übernommen. Die nächste Generalversammlung wird im Herbste 1866 zu Freiburg i. B. stattfinden,

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II. Die Sammlungen des Vereins.

A. Die Alterthumssammlung.

1. Aus der Steinzeit.

Der Herr Sergeant Büsch zu Wismar hat seit der Publication der erwähnten Arbeit des Archivraths Lisch über die Pfahlbauten in Meklenburg wiederholt zahlreiche und zum Theil außerordentlich interessante Alterthümer aus dem Pfahlbau von Wismar abgeliefert, darunter außer verschiedenen Steingeräthen namentlich auch Bruchstücke menschlicher Schädel und andrer Gebeine, welche für das Studium der Racenkunde des Menschengeschlechtes von größter Bedeutung werden können, ferner ein ausgezeichnet schöner Schädel eines weiblichen Elens (der in den Zeitungen irrig als ein Mammuths=Schädel bezeichnet ward), der Schädel eines Schafes ältester Race u. s. w. Herr Archivrath Lisch ist jedoch noch mit der Ordnung und Prüfung dieser jüngsten Funde beschäftigt, so daß es zur Zeit noch nicht möglich ist, ein specielles Verzeichniß derselben zu geben.

Außerdem sind folgende, dieser Periode angehörige Alterthümer für unsre Sammlung erworben:

Ein in einer Mergelgrube bei Roggow gefundener, anscheinend wirklich zu dem Diluvium gehöriger Knochen, den Herr Professor Rütimeier in Basel für den Lendenwirbel eines Menschen erklärt. Geschenk des Herrn v. Oertzen auf Roggow.

Zwei Sumpf=Schildkröten und ein Hundeschädel aus den muthmaßlichen Pfahlbauten zu Roggow bei Wismar und einige Scherben von altem Kochgeschirr aus den ebendaselbst entdeckten Erdwohnungen, geschenkt von dem Herrn v. Oertzen auf Roggow.

Ein menschlicher Schädel aus einem Hünengrabe zu Godern bei Schwerin, geschenkt von dem Herrn Literaten Fromm zu Schwerin.

Ein Keil mit schräger Schneide aus hellgrauem Feuerstein, 4 1/2" lang; ein seltener Keil aus hellgrauem Feuerstein, dünne, mit spitzer Bahn und scharfen Seitenkanten, nur an der Schneide geschliffen, 4" lang; ein Keil aus braunem Feuerstein, 4" lang, und ein Keil aus hellgrauem Feuerstein, 2 3/4" lang, gefunden zu verschiedenen Zeiten in der Buchholzer Forst bei Schwerin; - ferner ein Keil aus gelbem Feuerstein, dessen Schneide abgeschlagen ist, überall geschliffen, 7"

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lang, gefunden 1834 an der Ostseeküste bei Boltenhagen; - ein Dolch aus bräunlichem Feuerstein, 6 1/2" lang, gefunden in einem Torfmoor zu Slate bei Schwerin; - ein großer Keil aus Hornblende mit spitzer Bahn, überall geschliffen, 8 1/2" lang, 2" dick und 2 5/6 Pfd. schwer, gefunden zu Hütthof bei Brüel; - endlich ein Stück Trapp, 7" lang, 2" breit und 1" dick, gekrümmt und dem Rande einer großen Urne sehr ähnlich, wofür es auch von dem Finder gehalten ward, gefunden zu Wüstmark bei Schwerin. Geschenke des Rentiers Herrn Kahl zu Neu-Wandrum, mit Ausnahme des Hütthöfer Keils aus einer kleinen Alterthumssammlung seines Vaters, des wail. Försters Kahl zu Buchholz, deren größerer Theil schon früher durch den nach Amerika ausgewanderten Pastor Möller zu Cramonshagen in den Besitz des Vereins gekommen ist.

Eine große Streitaxt aus Diorit, 3 Pfd. schwer, gefunden zu Mittel=Wendorf bei Wismar, geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch zu Wismar.

Eine Haue aus Gneis, viereckig, ursprünglich mit einer Spitze, aber an beiden Enden abgebrochen, gefunden in der Gegend von Triglitz bei Putlitz, geschenkt von dem Herrn Pastor Ragotzky zu Triglitz.

Außerdem wurden dem Vereine eine Topfscherbe mit Rand und Knötchen, sowie ein angearbeitetes Stück Hirschhorn aus dem Pfahlbau bei Moosseedorf in der Schweiz durch den Herrn Dr. Uhlmann zu Münchenbuchsee bei Bern geschenkt, und nach Zeitungsnachrichten haben wir in der nächsten Zeit noch weitere Geschenke aus dieser Gegend zu erwarten, nämlich einen Theil des Ertrags einer umfänglichen Ausgrabung in den Pfahlbauten des Bodensee's bei Constanz, welcher gegenwärtig in Constanz öffentlich ausgestellt ist und demnächst durch den großherzogl. badischen Domainen=Verwalter, Herrn Walter zu Constanz, den Dirigenten jener Ausgrabung, an die 18 Vereine vertheilt werden soll, die auf der Generalversammlung zu Constanz im September 1864 vertreten waren.

2. Aus der Bronzezeit.

Eine Messerklinge aus Bronze, eine kleine Urne nebst einem Bruchstücke einer ganz kleinen flachen Schale aus Thon, ein Pfriemen aus Knochen nebst vielen Topfscherben und zerschlagenen Thierknochen, nach und nach gefunden in einer bei Zippendorf entdeckten Erdwohnung der Bronzezeit durch die Herren Literat Fromm, Architekt

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Stern, Archivrath Lisch und dessen Sohn Gymnasiast F. W. Lisch in Schwerin und nachträglich geschenkt von dem Eigenthümer Herrn Bosselmann zu Zippendorf.

Ein Zettelstrecker aus wenig gebranntem Thon und Scherben von großen Töpfen nebst Thierknochen, gefunden zu Christinenfeld bei Klütz, vielleicht gleichfalls in einer Wohnstätte der Bronzezeit, und geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch in Wismar.

Eine thönerne Urne aus der Bronzezeit, 4 Schädel und Bruchstücke andrer Gebeine, anscheinend von 2 Erwachsenen und 2 Kindern, nebst einer Schale oder Schüssel aus hellbraunem Thon und viele Scherben von thönernen Gefäßen, gefunden in einer Begräbnißstätte zu Triglitz bei Putlitz und geschenkt von dem Herrn Pastor Ragotzky daselbst.

Eine Urne aus Thon mit 2 flachen Spiralplatten aus Bronzedrath, Bruchstücke einer zweiten Platte, 2 kurze Enden aus gewundenem Bronzeblech, einige zerbrochene Ringe aus Bronzedrath und einige kleine Klumpen geschmolzener Bronze nebst vielen Bruchstücken von sehr dünnen eisernen Messern, sowie 2 weiße Perlen aus Stein oder undurchsichtigem Glase und 2 halbe Perlen aus hellblauem Glase, gefunden im Jahre 1846 auf einem anscheinend der Zeit des Uebergangs aus der Bronze= in die Eisenzeit angehörigen Begräbnißplatze bei Wohlstorf in Lauenburg durch den Herrn Landbaumeister Koch zu Güstrow und jetzt geschenkt von dem Herrn Geheimen Amtsrath Koch zu Schwerin.

Ein bronzener Halsring von 7 1/2" im Durchmesser und ungewöhnlicher Gestalt, gefunden vor etwa 20 Jahren und jetzt geschenkt durch Vermittelung des Herrn Amtshauptmanns v. Pressentin zu Dargun von dem Herrn Inspector Danneel zu Levin bei Dargun.

Ein gewundener Halsring aus Bronze, 6" im Durchmesser und 3/16" dick, unbekannten Fundorts, geschenkt von dem Herrn Kahl zu Neu=Wandrum.

Eine Framea aus Bronze mit Schaftloch und Oehr, gefunden zu Käterhagen bei Neukloster, geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch zu Wismar.

Eine Framea aus stark kupferhaltiger Bronze mit niedriger Schaftrinne, keilartig, nur 4" lang, mit hellgrünem Roste bedeckt, gefunden zu Vorder=Wendorf bei Wismar, geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch zu Wismar.

Ein bronzenes Beil aus der Gegend von Meienburg, geschenkt von dem Herrn Pastor Ragotzky zu Triglitz.

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3. Aus der Eisenzeit.

Aus diesem Zeitraum sind in dem letzten Quartale überall keine Alterthümer erworben.

4. Aus dem christlichen Mittelalter.

Auch für diesen Theil der Sammlung sind nur zwei Stücke geschenkt worden, nämlich der Rand eines geschlagenen messingenen Beckens mit Inschrift, aus dem Nachlasse unsers verstorbenen vieljährigen Lieferanten Friedrich Seidel zu Bützow, und ein Degenknopf aus gebranntem Thon von dem Herrn Ingenieur Brüssow zu Schwerin. - Für die großherzogliche Sammlung wurden indeß noch einige Alterthümer aus dieser Zeit angekauft.

Endlich hat auch

5. die vergleichende Alterthumssammlung,

welche bekanntlich heidnische Alterthümer fremder Völker aus allen Zeitaltern enthält, durch die Schenkung von 7 durchbohrten Thierzähnen aus Grönland durch den Sergeanten Herrn Büsch zu Wismar einen kleinen Zuwachs erhalten.

B. Die Münzsammlung.

Für diese Sammlung wurden dem Vereine geschenkt:

1. von dem Schriftsetzer Herrn Radatz in Schwerin 4 alte meklenburgische Kupfermünzen, gefunden bei Schwerin;

2. von dem Gastwirth Herrn Bomann zu Kleinen ein Wismarscher Kupferdreiling von 1627 und ein meklenburgischer Kupferdreiling von 1692;

3. von dem Herrn Archivrath Dr. Grotefend zu Hannover eine kupferne Medaille, von der Stadt Hannover gewidmet den Siegern von Waterloo 18. Juli 1865.

C. Die Siegelsammlung

empfing

1. als Geschenk des Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz 44 werthvolle colorirte Gypsabgüsse von seltenen Siegeln des Mittelalters, und

2. durch den Fürsten von Hohenlohe=Waldenburg, Durchlaucht, ein Holzschnitt Cliché des großen Siegels der Herzogin Katharina von Meklenburg vom Jahr 1424.

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D. Die Bildersammlung

erwarb auf Veranlassung der Jahresversammlung der deutschen Geschichts= und Alterthumsversammlung am 18. September 1865 zu Halberstadt als Geschenk der Festcommitte der Stadt Halberstadt außer mehren Kupferstichen mit Text (vgl. sub E.: die Bibliothek Nr. 28), einen Holzschnitt in Gr. Quer=Fol. mit der Unterschrift: Luther verbrennt die Bannbulle etc. . zu Wittenberg. Nach der getuschten Cartonzeichnung von C. F. Lessing im Besitze des Dr. Lucanus zu Halberstadt in Holz geschnitten von Eduard Kretschmar 1853.

Ferner eine Photographie des verstorbenen August Emil Overlach, Dr. phil. und Rectors der Realschule zu Ludwigslust (Nekrolog in Nr. 251 des Norddeutschen Correspondenten von 1864). Geschenk des Herrn Philippi, Lehrer an der Realschule zu Schwerin.

Endlich eine Photographie eines Schrankes mit reicher Holzschnitt=Arbeit von 1723, sehr wahrscheinlich von dem ursprünglichen Besitzer, dem Lieutenant v. Knut, selbst verfertigt; 3 Blätter. Geschenk der gegenwärtigen Besitzerin, Frau v. Schulse, geb. v. Knut, auf Ludorf bei Röbel.

E. Die Büchersammlung.

Die Vereins=Bibliothek erwarb in dem abgelaufenen Quartale wiederum 43 neue Bände ausschließlich durch Schenkung oder Austausch gegen die Vereinsschriften, wie das folgende Verzeichniß nachweis't:

I. Amerika.

  1. Memoir on the extinct Species of american ox, by Joseph Leidy, M. D. Washington 1852. 4°. (Geschenk des Herrn Pastors Vortisch zu Satow).

II. Schweden.

  1. Gestriklands Runstenar, utgifne och förklarade af C. Fr. Wiberg, gestriklands Fornminnesförenings Årberättelse för 1863-64. Gefle 1865. 4°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

III. Niederlande.

  1. Handelingen en Mededeelingen van de Maatschappij der Nederl. Letterkunde te Leiden over het jaar 1864. 8°.
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  1. Levensberichten der afgestorvene Medeleden van de Maatschappij der Nederl. Letterk. Leiden 1864. 8°. (Nr. 3 und 4 Tauschexemplare von der genannten Gesellschaft.)
  2. De Vrije Fries. Nieuwe reeks IV, 4. Leeuwarden 1865. 8°. (Tauschexemplar v. d. Friesch, Genootschap van Geschied -, Oudheid - en Taalkunde.)

IV. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

  1. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Jahrg. XII. Nr. 4-6. (Tauschexemplar v. d. German. Museum.)
  2. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine. Jahrg. XIII. Nr. 6. u. 7. (Zwei Exemplare.)

V. Oesterreich.

  1. Fontes Rerum Austriacarum. Abth. I. Bd. 6; Abth. II. Bd. 21 u. 23. Wien 1865. 8°.
  2. Archiv für Kunde österreichischer Geschichts=Quellen. Bd. 31. 32. 33. Wien 1864 u. 65. 8°.
  3. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bd. 47. 48. u. 49. Wien 1864 u. 65. 8°. (Nr. 8-10 Tauschexemplare v. d. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien.)
  4. Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft. Jahrg. VIII, 1. Redig. v Franz Foetterle. Wien 1864. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Gesellschaft.)
  5. Archiv für vaterländ. Geschichte und Topographie, herausgeg. v. Geschichts=Vereine für Kärnten. Jahrg. 9. Klagenfurt 1864. 8°. (Tauschexemplar v. d. genannten Vereine.)

V. Bayern.

  1. Sitzungsberichte der Königl. Bayerschen Akademie der Wissenschaften zu München. 1865. I, 1-4. (Tauschexemplar v. d. gen. Akademie.)
  2. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken. Bd. IX, 3. Bayreuth 1865. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)
  3. Archiv des histor. Vereines von Unterfranken u. Aschaffenburg. Bd. XVII, 2. 3.; XVIII. Würzburg 1865. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)
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VII. Sachsen und Thüringen.

  1. 34. 35. 36. Jahresbericht des Voigtländischen Alterthumsforschenden Vereins zu Hohenleuben. Weida 1865. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)
  2. Mittheilungen des Königl. Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterl. Geschichts= und Kunst=Denkmale. Heft 14. Dresden 1865. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)
  3. Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch=antiquarischer Forschungen, herausg. v. d. Thüringisch=sächsischen Verein. Bd. X, 2. Halle 1864. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)

VIII. Hannover.

  1. Imperium Romanum tributim descriptum. Die geograph. Vertheilung der röm. Tribus im ganzen Röm. Reiche, v. Dr. C. L. Grotefend. Hannover 1863. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

IX. Preußen, Schlesien, Sachsen und Pommern.

  1. Roggenwolf und Roggenhund. Beitrag zur germanischen Sittenkunde v. Wilhelm Mannhardt. Danzig 1865. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  2. Die Ober=Pfarrkirche zu St. Marien in Danzig und deren seltener und reicher Schatz von mittelalterl. Paramenten. Eine Vorlesung v. A. Hinz. Danzig 1865. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  3. Zeitschrift des Vereins f. Geschichte u. Alterthumskunde Schlesiens. Bd. VI, 1. 2. Breslau 1864-65. 8°.
  4. Codex diplomaticus Silesiae. Bd. VI. Breslau 1865. 4°.
  5. Acta publica. Verhandlungen u. Correspondenzen der schlesischen Fürsten und Städte, herausg. v. Hermann Palm. Jahrg. 1618. Breslau 1865. 4°.
  6. Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur. Abth. für Naturwissenschaft u. Medicin. 1864. Philosophisch=historische Abth. 1864. Heft 2. Breslau 1864. 8°.
  7. Zweiundvierzigster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur. Breslau 1865. 8°. (Nr. 22-26 Tauschexemplare v. d. gen. Gesellschaft.)
  8. Inschriften u. Legenden Halberstädter Bauten, v. Carl Scheffer. Halberstadt 1864. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
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  1. Der Dom zu Halberstadt, seine Geschichte, Architektur, Alterthümer und Kunstschätze, von Dr. F. G. K. Lucanus. Halberstadt 1837. Gr. Fol. Mit 1 Kupferstich und 7 Steindrucktafeln. - Angebunden sind außerdem zwei Kupferstiche in Quer=Folio, nämlich: der Dom zu Halberstadt, gemalt von Hasenpflug 1834, gestochen von Ernst Rauch 1836, nach der Restauration von 1858-1860 ergänzt von F. Würthle; und: die Liebfrauenkirche zu Halberstadt. Nach Hasenpflug u. Steuerwald gestochen von F. Würthle. (Geschenk der Festcommitte der Stadt Halberstadt auf der Jahresversammlung der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine zu Halberstadt am 18. September 1865.)
  2. Histor. Nachrichten mit statist. Erläuterungen über die evangelisch=reformirte Hofgemeinde in Halberstadt v. Dr. Fr. Lucanus. Halberstadt 1864. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  3. Baltische Studien. Jahrg. XX, 2. Stettin 1865. 8°.
  4. Ueber einige Gedichte der Sibylla Schwarz. Stettin 1865. 4°. (Nr. 30 u. 31 Tauschexemplare v. d. Gesellschaft f. Pommer. Gesch. u. Alterthumskunde.)

X. Hamburg, Lübeck und Bremen.

  1. Von den Arbeiten der Kunstgewerke des Mittelalters zu Hamburg. Herausg. v.d. Vereine f.Hamburgische Geschichte. Hamburg 1865. 4°. (Tauschexemplar v.d. gen. Vereine.)
  2. Urkundenbuch der Stadt Lübeck. III, 4. Herausg. v. d. Vereine f. Lüb. Geschichte u. Alterthumskunde. Lübeck 1865. 4°.
  3. Verzeichniß der Lüb. Kunstalterthümer, welche sich auf dem obern Chor der St. Katharinenkirche befinden. Lübeck 1855. 8°.
  4. Verzeichniß der Culturhistor. Sammlungen. Fortsetzung. Lübeck 1864. 8°. Nr. 32-35 Tauschexemplare v. d. gen. Vereine.)
  5. Urkundliche Mittheilungen über die ehemaligen Collegiatstifter S. Ansgarii u. SS. Willehadi et Stephani, von Joh. Melch. Kohlmann. Bremen 1844. 8°.
  6. Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der Pfarre Seehausen im Brem. Stadtgebiete, von J. M. Kohlmann. Bremen 1846. 8°.
  7. Kriegsmuth u. Siegesfreude der protest. Stadt Bremen im J. 1547, v. J. M. Kohlmann. Bremen 1847. 8°.
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  1. Welche Bekenntnißschriften haben in der Bremischen, später reformirten Kirche Geltung gehabt? Eine kirchenhistorische Untersuchung v. J. M. Kohlmann. Bremen 1852. 8°.
  2. Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt Bremen, herausg. v. d. Abtheilung des Künstlervereins f. Brem. Geschichte u. Alterthümer. Abth. I. Bremen 1862. kl. Fol.
  3. Die Stedinger. Beitrag zur Geschichte der Weser=Marschen v. Dr. jur. H. A. Schumacher. Bremen 1865. 8°. (Nr. 36-40 Tauschexemplare v. d. gen. Vereine.)

XI. Meklenburg.

  1. Archiv für Landeskunde. Jahrg. XV, 5-8. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz.)
  2. Programm des Gymnasium Fridericianum v. J. 1865, enthaltend: "Zur Kritik und Erklärung des Reineke Vos, von Dr. Friedr. Latendorf". Schwerin 1865. 4°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

F. Die Urkundensammlung.

Der Herr Geh. Archivrath Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel schenkte dem Vereine Abschrift einer Urkunde vom J. 1265 über den Bischof Hermann I. von Schwerin aus dem herzogl. Braunschweigschen Landes=Hauptarchive.

Außerdem erwarb der Verein als Geschenk des Herrn Grafen G. v. Bernstorff zu Neu=Bukow das gedruckte und besiegelte Original=Patent des Herzogs Christian Ludwig von Braunschweig=Lüneburg, betreffend das Verbot fremder Werbungen vom 20. März 1651.

G. Die Naturhistorische Sammlung.

Die schon so reiche osteologische Sammlung des Vereins erwarb, außer den oben ihres Fundorts wegen unter Alterthümern aus der Steinzeit aufgeführten alten Thierschädeln, noch folgende Gegenstände:

Einen 10' tief im Torfmoor bei Wosten am Goldberger See gefundenen, vollständig erhaltenen, aber im Moore fast schwarz gefärbten Schädel eines kleinen gehörnten Schafes der Urrace, gefunden von dem verstorbenen

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Förster Nebel zu Sandhoff, A. Goldberg. - Zwei Bruchstücke von alten Hirschhörnern, gefunden in der Buchholzer Forst bei Schwerin. - Das Hinterhaupt von einem alten Pferdeschädel, gefunden unter dem Sande am Ufer des in dem trocknen Sommer 1858 ungewöhnlich weit zurückgetretenen See's bei Hütthof: Geschenke des Herrn Kahl zu Neu=Wandrum.

Zwei Dammhirschhörner von Kalkhorst, wohl aus neuerer Zeit, geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch zu Wismar.

Durch die Güte des Schlachtermeisters Herrn Köster sen. erhielt der Verein ferner einen Pottfischzahn (Physeter macrocephalus) aus Amerika.

III. Die Matrikel des Vereins.

Am 8. August d. J. starb der Director des Gymnasiums zu Schwerin, Dr. Wex, im 64. Jahre seines Alters, nachdem er sein Amt 32 Jahre mit Ehre bekleidet hatte. Sein Tod, der in weiten Kreisen, vor allem bei seinen zahlreichen jetzigen und ehemaligen Schülern aufrichtige Theilnahme und tiefe Trauer erweckte, traf zugleich auch unsern Verein. Der Verstorbene trat dem Vereine am 12. April 1835, also gleich nach der Gründung desselben, als ordentliches Mitglied bei, verwaltete vom 6. November 1843 bis zum 11. Juli 1846 das Amt des zweiten Secretairs und war seitdem als Repräsentant der Gesammtheit bis zu seinem Tode Mitglied des Ausschusses. In letzterer Eigenschaft kann er statutenmäßig erst auf der nächsten Generalversammlung durch Neuwahl ersetzt werden. - Ihm folgte nach wenigen Wochen, am 28. September d. J., der ehemalige Kammerdirector Baron v. Meerheimb auf Pokrent, welcher dem Vereine an demselben Tage, 12. April 1835, gleichfalls als ordentliches Mitglied beigetreten war.

Als neu beigetretene ordentliche Mitglieder habe ich dagegen die Herren Lieutenant v. Klein zu Schwerin, Lehrer Bolle an der Militair=Bildungsanstalt daselbst, Bürgermeister Dr. Hall in Sülz und Pastor Avé=Lallemand in Warnemünde anzumelden.

Zu correspondirenden Mitgliedern wurden in der Quartalversammlung vom 2. d. M. ernannt:

Herr Director Dr. Volger zu Lüneburg, ein langjähriger Freund und Förderer unsers Vereins, zu seinem am 12. d. M. gefeierten 50jährigen Amts=Jubiläum;

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Herr Eduard Freiherr v. Sacken, Custos des Kaiserlichen Antiken= und Münz=Cabinets zu Wien, wo unsre Verbindung durch den Tod des Regierungsraths Arneth ganz abgebrochen war, und

Herr Conferenzrath, Archivar Wegener zu Kopenhagen, welcher noch jüngst durch seine Unterstützung des meklenburgischen Urkundenbuchs seine Theilnahme an unsern Bestrebungen thatsächlich dargelegt hat.

Zu den 89 wissenschaftlichen Vereinen und Gesellschaften Deutschlands und der angränzenden Länder, welche am Schlusse des Vereinsjahres am 11. Juli 1865 mit dem unsrigen in Correspondenz und Schriftenaustausch standen, ist neuerdings das Kaiserliche Antiken= und Münz=Cabinet zu Wien als der 90ste hinzugetreten.

W. G. Beyer , Dr., Archivar,     
als zweiter Secretair des Vereins.      

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XXXI. 2.

Quartalbericht

des

Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, im Januar 1866.

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I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.

Durch den verhängnißvollen Brand des Collegiengebäudes in Schwerin vom 1. December v. J. ward auch die Vollendnng des größten und folgenreichsten Unternehmens unsers Vereins, die Herausgabe des meklenburgischen Urkundenbuches, ernstlicher Gefahr ausgesetzt, da der größte Theil des vollendeten Manuscriptes im Archive aufbewahrt ward. Glücklicherweise ist es indeß gelungen, mit den Acten und Urkunden und sonstigen handschriftlichen Schätzen des Archivs auch dies Manuscript zu retten, und wird die Wiederherstellung der Ordnung desselben hoffentlich nicht allzu große Mühe und Arbeit kosten. Gleichwohl wird auch dies Unternehmen voraussichtlich in der nächsten Zeit, schon in Folge der vermehrten Amtsgeschäfte der Bearbeiter, mancherlei Störungen erleiden, so daß sich das bisherige durchaus regelmäßige und ungewöhnlich rasche Erscheinen der ersten 3 Bände des Werkes für die Zukunft noch nicht mit Sicherheit verbürgen läßt.

Die Ausgabe und Versendung des dritten Bandes war kurz vor dem Brande besorgt, so daß sich derselbe bereits in den Händen aller Abonnenten befand. Er umfaßt den Zeitraum von 1281-1296 und enthält 868 diesen 15 Jahren angehörige Urkunden (Nr. 1558-2425). Die Zahl der dem Texte einverleibten Holzschnitte beträgt 53, und bringt 6 Siegel geistlicher Collegien und Stiftungen, 11 Siegel meklenbur=

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gischer Fürsten der Linien zu Werle=Güstrow, Rostock und Parchim, 2 der Grafen von Schwerin, 9 meklenburgischer Städte und 25 Siegel von 14 meklenburgischen Rittergeschlechtern zur Anschauung. Im Uebrigen ist die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials, sowie die äußere Ausstattung des Werkes vollkommen dieselbe, wie in den früheren Bänden, so daß die Herausgeber die öffentliche Kritik, die sich bisher so überaus günstig über das Werk ausgesprochen hat, gewiß auch für diesen Band nicht zu scheuen brauchen.

Der Druck des vierten Bandes, dessen Manuscript glücklicher Weise nicht im Archive aufbewahrt ward, hat bis jetzt keine Unterbrechung erlitten, und ist bereits bis zum 25. Bogen fortgeschritten, auf welchem S. 188 die erste Abtheilumg incl. des Jahres 1300 mit Nr. 2652 abschließt, worauf dann die inzwischen aufgefundenen Nachträge folgen, denen sich demnächst die Register unmittelbar anschließen werden.

Die weitere Fortsetzung des Werkes nach Vollendung der ersten aus 4 Bänden bestehenden Abtheilung scheint nunmehr nach allen Seiten hin gesichert, nachdem auf dem letzten Landtage, wenigstens nach den Zeitungsberichten und sonstigen sicheren Privatnachrichten, die hohen Stände des Landes, dem Beispiele des hohen Ministerii folgend, die dem Unternehmen bisher gewährte Unterstützung auch noch für die nächstfolgenden 3 Jahre bewilligt haben. Eine officielle Mittheilung dieses Beschlusses ist uns jedoch noch nicht geworden. Das fast vollendete Manuscript dieser Abtheilung, welches, wie bemerkt, glücklich aus dem Brande des Archivs gerettet worden ist, hat noch kurz zuvor durch Nachforschungen in den Kirchen= und Lehn=Acten manche schätzenswerthe Bereicherung erfahren. An eine Fortsetzung solcher Forschungen ist nun freilich für die nächste Zeit kaum zu denken.

Für den nächsten Band der Jahrbücher sind folgende Beiträge des Herrn Archivrath Dr. Lisch eingesandt worden:

1) Ueber einen im Mergellager bei Roggow gefundenen menschlichen Rückenwirbel.

2) Ueber eine Fabrikstätte steinerner Geräthschaften der Vorzeit auf der Halbinsel Wittow.

3) Ueber 17 bei Lübtheen gefundene römische Münzen nach der Bestimmung des Herrn Archivraths Dr. Grotefend zu Hannover.

4) Beschreibung des Altars der Kirche zu Warnemünde.

5) Die Kirche zu Kavelstorf.

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Der Druck des von dem Herrn Pastor a. D. Ritter zu Friedrichshöhe bearbeiteten Registers über die ersten dreißig Bände unserer Jahrbücher hat bereits begonnen, so daß dasselbe hoffentlich im bevorstehenden Herbste mit dem nächsten Bande der Jahrbücher wird versandt werden können.

Im Auslande, namentlich in Frankreich und Belgien, herrscht reges Leben auf dem Gebiete der Alterthumskunde, hauptsächlich durch die Entdeckungen des Herrn Boucher de Perthes in Abbeville. Für den nächsten Sommer ist z. B. von Paris aus eine internationale Ausstellung von Alterthümern angekündigt und die Akademie der Alterthumskunde in Belgien hat eine allgemeine Versammlung der Freunde der Alterthumskunde Europa's in Antwerpen angeregt, wozu auch unser Verein durch das Antwerpener Comité zum 12. August 1866 eingeladen wird.

II. Verzeichniß der neuen Erwerbungen der Sammlungen des Vereins.

A. Die Alterthumssammlung.

1. Aus der Steinzeit.

Ein Keil aus Feuerstein, gefunden zu Kahlenberg bei Wismar beim Ziehen eines Grabens; Scherben eines thönernen Gefäßes, gefunden in einem Torfmoor neben Pfahlholz und anderen Alterthümern, vielleicht zu einem Pfahlbau gehörig. Geschenkt von Herrn Fratzscher auf Kahlenberg.

Ein spanförmiges, vierseitiges Messer aus chalcedonartigem, durchscheinendem Feuerstein, 4" lang, stark abgenutzt; ein kleineres spanförmiges Feuerstein - Messer; ein Bruchstück einer Reibkugel; ein Bruchstück von einem durchbohrten Stein; ein Wetzstein aus Kalkschiefer; gefunden in dem Moder aus dem in den Jahrbüchern oft besprochenen Moderlager zu Friedrichshöhe bei Rostock, geschenkt von dem Herrn Pastor a. D. Ritter daselbst.

Ein Keil aus hellgrauem Feuerstein; ein roh zum Keile vorbereiteter Feuersteinblock; das Beilende einer Streitaxt aus Sandstein, in der Mitte quer durchbrochen; gefunden im Fürstenthum Ratzeburg, geschenkt von dem Herrn Sergeanten Büsch in Wismar.

Ein unregelmäßiges, einige Zoll großes Bruchstück eines durchbohrten, im Bohrloche durchbrochenen Steines aus silberfarbigem Glimmerschiefer, reichlich mit kleinen, im Bohr=

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loche glatt geschliffenen Granaten vermengt (Formation Herjedalen in Schweden); gefunden auf dem Felde bei Pinnow, geschenkt von dem Herrn Präpositus Dr. Schenk daselbst.

Eine Sammlung von 85 Stücken zerbrochener oder unfertiger Feuersteingeräthe, gefunden zu Bischofsdorf auf der Südspitze der Halbinsel Wittow der Insel Rügen, augenscheinlich auf einer Fabrikstätte, durch den Herrn Inspector Fabricius daselbst Herrn Mann in Wismar überlassen, demnächst aber von dem Herrn Sergeanten Büsch daselbst eingetauscht und dem Vereine übergeben. Diese mehrfach interessanten Alterthümer werden demnächst in den Jahrbüchern eine genauere Beschreibung finden.

2. Aus der Bronzezeit.

Ein Meißel aus Bronze, hohl gegossen, stark von hellgrünem Roste oxydirt; gefunden zu Hohen=Viecheln bei Kleinen, geschenkt vom Herrn Sergeanten Büsch in Wismar.

3. Aus der Eisenzeit.

Zwei Spindelsteine aus Thon; gefunden zu Klüschendorf bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar.

4. Aus dem christlichen Mittelalter.

Eine Capitäl=Verzierung aus Eichenholz, eine architectonische Schnecke mit einem grotesken Menschengesicht darstellend; eine Christus=Figur, sitzend und segnend, aus Eichenholz, angeblich aus einer Landkirche in der Gegend von Gadebusch stammend; eine kleine hölzerne Figur, einen knieenden und betenden Mann in der Tracht des 16. Jahrhunderts darstellend, ohne Zweifel von einem Epitaphium dieser Zeit; ein bronzener Eckbeschlag von einem Bücherdeckel, aus dem 15. Jahrhundert, aus dem Fürstenthum Ratzeburg stammend; ein grün glasurter Reliefziegel mit der Darstellung eines Lindwurms (Adlerkopf und Schlangenleib), gefunden beim Abbruch des früheren Musikdirectorhauses an der Marienkirche zu Wismar; zwei kleine ovale Glasgemälde aus dem 17. Jahrhundert, das eine mit der Darstellung vom reichen Manne, das andere mit einem Schiffe; eine steinerne Kanonenkugel. Geschenke des Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar.

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Ein Bronze=Buckel von einem Pferdegeschirr mit der Reliefdarstellung eines Gefechtes, aus dem 16. Jahrhundert; gefunden auf dem Pfarracker zu Levin und geschenkt von dem Herrn Inspector Danneel daselbst.

Ein eiserner Schlüssel mit ovalem Griff und einem zurückgebogenen Doppelhaken statt des Bartes; geschenkt von dem Herrn Ingenieur Brüssow zu Schwerin.

Eine steinerne Kanonenkugel, 2 1/2" im Durchmesser; gefunden auf dem neuen Exercierplatze in Schwerin, geschenkt von dem Herrn Militair=Baumeister Wachenhusen daselbst.

B. Die Münzsammlung.

Eine Sammlung von 17 römischen Kupfermünzen; gefunden in der Gegend von Lübtheen, eingehandelt von dem Handlungsgehülfen Herrn Weil daselbst und demnächst durch Vermittlung des Herrn Kaufmanns Wüstney aus Wismar zu Hamburg für den Verein erworben. Die Sammlung wird demnächst nach der Bestimmung der Münzen durch Herrn Archivrath Dr. Grotefend zu Hannover eine weitere Besprechung in den Jahrbüchern finden.

Eine vergoldete Silbermünze von Ferdinand und Isabella von Spanien o. J. (1500); gefunden im Züsower Holze, A. Neukloster, geschenkt durch Vermittlung des Herrn Kammer=Commissairs Peltz zu Schwerin von dem Herrn Kammer=Ingenieur v. Hafften zu Bützow.

Ein Rostocker Silber=Dreiling vom J. (1695), gefunden bei Schwerin, geschenkt von dem Herrn Militair=Baumeister Wachenhusen daselbst.

Ein schwedisches Zehn=Oer=Stück aus Silber, 1859, und ein dänisches Zwei=Schillings=Stück aus Kupfer, 1810; geschenkt von dem Herrn Grafen G. v. Bernstorff zu Neubukow.

Ein kurcölnisches Viergroschen=Stück, 1763, und ein dänisches Zweischillings=Stück, 1644; geschenkt von dem Herrn Fratzscher auf Kahlenberg.

Eine Silber=Medaille des Herzogs Friedrich III. von Sachsen=Gotha vom J. 1755 auf den Religionsfrieden zu Augsburg.

Ein schleswig=holsteinisches Dütchen, 1697, ein preußisches Vierschillings=Stück, 1707, ein hildesheimischer Pfenning, 1724, und ein dänischer Schilling aus dem 18. Jahrhundert; gefunden bei Kleefeld, für den Verein erkauft.

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Drei Abdrücke von Münzstempeln der Stadt Greifswald; geschenkt von dem Herrn Privatdocenten Dr. Pyl daselbst.

C. Die Bildersammlung.

Die Zeichnung eines Leichensteins des Werner Rüze († 1342), jetzt Altarplatte in der Kirche zu Kavelstorf; geschenkt von dem Herrn Cantor Hill daselbst.

D. Die Siegelsammlung.

Abdrücke von 6 alten Siegeln der Stadt Quedlinburg; Geschenk des Herrn Bürgermeisters Brecht zu Quedlinburg.

Abdrücke von den im Archive zu Hannover aufbewahrten alten Originalstempeln von 9 Siegeln der Edlen Herren von Plesse; Geschenk des Herrn Archivraths Dr. Grotefend zu Hannover.

E. Die Bibliothek.

I. Amerika.

  1. Resultats of meteorological observations, made under the direction of the united States patent office and the Smithsonian Institution from the year 1854 to l859 inclusive. Vol. II, 1. Washington 1864, 4°.
  2. Annual Report of the board of Regents of the Smithsonian Institution. Washington 1864. 8°. (Nr. 1 und 2 Tausch=Exemplare von dem genannten Institut.)

II. Frankreich.

  1. Matériaux pour l'histoire positive et philosophique de l'homme par Gabriel de Mortillet. Première Année. Paris 1865 8°.

III. Belgien.

  1. Revue de la Numismatique Belge. 4. Serie. Tom. II, 3. 4; Tom. III, 1. 2. Bruxelles 1864 u. 65. 8°.
  2. Annales de la Société Archéolog. de Namur. Tom. VIII, 3. 4. Namur 1864. (Nr. 4 und 5 Tausch=Exemplare von den genannten Gesellschaften.)
  3. Graf- en Gedenkschriften der Provincie Ost-Vlaenderen. 40 u. 41 Aflevering. Gent 1864 u. 65. Fol. (Geschenk des Vereins.)
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IV. Russische Ostsee=Provinzen.

  1. Archiv für die Geschichte Liv=, Est= und Curlands, herausgegeben von C. Schirren. Bd. III. u. IV. Reval 1863 u. 64. 8°.
  2. Schriften der gelehrten Estnischen Gesellschaft Nr. 4, enthaltend: das Steinalter der Ostsee=Provinzen von C. Grewingk. Dorpat l865. 8°. (Nr. 7 und 8 Tausch=Exemplare von der genannten Gesellschaft.)

V. Dänemark.

  1. Annaler for Nordisk Oldkyndigheid og Historie, udgivne af det kongel. Nordiske Oldskrift=Selskab 1861. Kjöbenhavn. 8°.
  2. Antiquarisk Tidsskrift, udg. af det kongel. Nord. Oldskrift=Selskab 1861-63. Kjöbenhavn 1864. 8°.
  3. Det kongel. Nord. Oldskrift=Selskabs Love. Fjerde Udgave. Kjöbenhavn 1865. 8°.
  4. Historisk Tidsskrift, Tredie Række, udg. af den Danske historiske Forening ved den Bestyrelse III, 2; IV, 1. Kiobenhavn 1865. 8°. (Nr. 9 bis 12 Tausch=Exemplare von den genannten Gesellschaften.)

VI. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

  1. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Jahrg. XII. Nr. 8. (Tausch=Exemplar von dem Germanischen Museum.)
  2. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine. Jahrg. XIII. Nr. 8. (Zwei Exemplare.)

VII. Oesterreich.

  1. Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte, Literatur und Kunst. Wien 1849. 4°.
  2. Beiträge zu einer Chronik der archäologischen Funde in der Oesterreichischen Monarchie (1856-63) von Dr. Fr. Kenner. Drei Hefte. Wien 1860. 63. 64. 8°.
  3. Die Anfänge des Geldes im Alterthum von Dr. Fr. Kenner. Wien 1864. 8°.
  4. Bericht über die Grabhügel bei Lövö in Ungarn und die daselbst vorgenommenen Nachgrabungen von Dr. Eduard Freiherrn von Sacken. Wien 1856. 4°.
  5. Kunstdenkmale des Mittelalters im Erzherzogthum Niederösterreich. Wien 1857 u. 61. 4°.
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  1. Erläuterungen zur Karte der mittelalterlichen Kunstdenkmale im Kreise Unter=Wienerwald von Dr. Ed. Freiherrn von Sacken. Wien. 4°.
  2. Werke von Albrecht Dürer in der K. K. Ambraser Sammlung von Dr. Ed. Freiherrn von Sacken. Wien 1863. 4°.
  3. Ueber die römische Militärstadt in Celeja und die Procuratur in Noricum von Dr. Fr. Kenner. Wien 1864. 4°. (Nr. 15-22 Geschenke des Dr. Ed. Freiherrn von Sacken zu Wien, Custos des K. K. Münz= und Antiken=Cabinets.)
  4. Blätter für Landeskunde von Nieder=Oesterreich, herausgegeben vom Vereine für Landeskunde von Nieder=Oesterreich in Wien 1865, Jahrg. I. Nr. 1-6. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Vereine.)

VIII. Bayern und Württemberg.

  1. Abhandlungen der historischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. IX, 2; X, 1. München.
  2. Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. 1865. II, 1. 2. 8°.
  3. König Maximilian II. und die Wissenschaft. Rede von J. V. Döllinger. München 1864. 8°.
  4. Ueber den Begriff der bürgerlichen Gesellschaft. Vortrag von Dr. W. H. Riehl. München 1864. 4°.
  5. Die Stellung Venedigs in der Wissenschaft. Rede von Dr. G. M. Thomas. München 1864. 4°.
  6. Die Verhandlungen der protestantischen Fürsten in den Jahren 1590 u. 91 zur Gründung einer Union. Vortrag von K. A. Muffat. München 1865. 4°. (Nr. 24 bis 29 Tausch=Exemplare von der genannten Akademie.)
  7. Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Jahrg. 1863. Stuttgart 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von dem K. statist.=topographischen Bureau.)

IX. Nassau und Hessen.

  1. Urkundenbuch der Abtei Eberbach im Rheingau, herausgegeben von Dr. K. Rossel. Bd. II, 1. Wiesbaden 1864. 8°.
  2. Münz=Sammlung des Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung. Die mittelalterlichen und neueren Münzen, herausgegeben von Dr. H. Schalk. Wiesbaden 1865. 8°.
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  1. Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung in Wiesbaden; ausgegeben im März 1865. 8°. (Nr. 31-33 Tausch=Exemplare von dem genannten Vereine.)
  2. Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Bd. X, 3. 4 und Supplement IX. und X. Kassel 1863. 8°.
  3. Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Nr. 12-19. 1864 und 65. 8. (Nr. 34 und 35 Tausch=Exemplare von dem genannten Vereine.)

X. Sachsen und Hannover.

  1. Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins auf das Vereinsjahr 1864. Freiberg 1865. 8°.
  2. Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen. Jahrgang 1864. Hannover 1865. 8°.
  3. Achtundzwanzigste Nachricht über den historischen Verein für Niedersachsen. Hannover 1865. 8°. (Nr. 36-38 Tausch=Exemplare von den genannten Vereinen.)

XI. Brandenburg und Pommern.

  1. Vierter Jahresbericht und Mittheilungen des historisch=statistischen Vereins zu Frankfurt a. O. 1864. 8°.
  2. Märkische Forschungen Bd. IX. Berlin 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von dem Vereine für Geschichte der Mark Brandenburg.)
  3. Heinrich Rubenow oder die Stiftung der Hochschule zu Greifswald, Drama in 5 Aufzügen von K. Th. Pyl. Greifswald 1864. 8°.
  4. Margareta von Ravenna. Pommerisches Lebensbild aus dem 15. Jahrh., von K. Th. Pyl. Greifswald 1865. 8°.
  5. Kunstwerke alter und neuer Zeit als Hülfsmittel für akademische Vorlesungen, erworben, geordnet und beschrieben von Dr. K. Th. Pyl, Docent an der Universität Greifswald. 1857. 8°.
  6. Die Griechischen Rundbauten im Zusammenhang mit dem Götter= und Heroenkult, erläutert von Dr. K. Th. Pyl. Greifswald 1861. 8°. (Nr. 41-44 Geschenke des Herrn Verfassers.)
  7. Die Vereinigung des ehemaligen schwedischen Pommerns und Rügens mit dem preußischen Staate. Von Ernst Zober. Stralsund 1865. 8°.
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  1. Der Fensterschmuck der Wallfahrtskirche zu Kentz in Neu=Vorpommern. Von Carl von Rosen. Stralsund 1865. 8°.
  2. Sundia liberata. Carmen fictum a Carolo Dalmer. Sundiae 1865. 4°. (Nr. 45-47 Geschenke des Herrn Prof. Dr. Zober in Stralsund.)
  3. Die Bedeutung der pommerschen Städtenamen von Th. Schmidt. Stettin 1865. 4°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

XII. Schleswig, Holstein und Lauenburg.

  1. Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig=Holstein und Lauenburg. Bd. VIII, 1. 2. Kiel 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von der Schleswig=Holstein=Lauenburger Gesellschaft für vaterländische Geschichte).

XIII. Hamburg.

  1. Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. Bd. II, 2. Hamburg 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Verein.)

XIV. Meklenburgica.

  1. Archiv für Landeskunde. Jahrg. XV, 9 u. 10. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz.)
  2. Beiträge zur Geschichte der Wismarschen großen Stadtschule. Vom Professor Dr. C. F. Crain. Abth. III. (Schluß). Programm des J. 1865. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

F. Die Urkundensammlung.

Abschrift von 3 Original=Ablaßbriefen der Kirche zu Jabel bei Malchow, deren einer vom Jahre 1346, die beiden anderen vom Jahre 1500 datirt sind. Geschenk des Herrn Literaten Fromm zu Schwerin.

G. Die Naturhistorische Sammlung.

Ein Menschenschädel, dem die Gesichtsknochen fehlen, mit stark nach hinten herausgedrängtem Hinterhauptsbein; gefunden vor längerer Zeit bei Parchim, geschenkt von dem Herrn Landschaftsmaler Jacobson zu Schwerin.

Eine Elenschaufel; gefunden in einem Moore bei Kleefeld, geschenkt von dem Herrn Oeconomen Putzcky.

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III. Die Matrikel des Vereins.

Die Veränderungen in der Matrikel des Vereins sind leider auch in diesem Quartale sehr bedeutend gewesen. Am 28. November 1865 starb in seinem 72. Lebensjahre der Archivar Dr. Johann Martin Lappenberg zu Hamburg, seit der Stiftung unsers Vereins vom 5. October 1835 correspondirendes Mitglied desselben, und am 28. October 1864, auf Veranlassung der 25jährigen Jubelfeier des von ihm gegründeten und geleiteten Vereins für Hamburgische Geschichte, zum Ehrenmitgliede ernannt. Seinen europäischen Ruf als kritischer Geschichtsforscher begründete der Verstorbene durch seine Geschichte Englands. Später widmete er seine Kräfte hauptsächlich der Geschichte Norddeutschlands, um die er sich namentlich, nachdem er das verloren geglaubte Archiv des Hamburger Domcapitels wieder aufgefunden hatte, durch seine Fortsetzung der urkundlichen Geschichte des Ursprungs der deutschen Hanse von Sartorius, und die Herausgabe des Hamburger Urkundenbuchs große Verdienste erwarb. Zu unserem Vereine und dessen erstem Secretair, Archivrath Dr. Lisch, stand er besonders als Vorsteher des verwandten Nachbar=Vereins bis zum Ende seines Lebens in einem sehr intimen Verhältnisse, weshalb sein Tod für uns ein herber Verlust ist.

Von den correspondirenden Mitgliedern des Vereins starb am 18. October 1865 der Dr. v. Hagenow in Greifswald, der als unermüdlicher Alterthumsforscher Rügens und Pommerns mit unserm Vereine, dem er seit dem 25. Mai 1836 angehörte, von Anfang an in lebhaftem Verkehre stand. Obwohl in den letzten Jahren völlig erblindet, setzte er seine Nachforschungen bis zu seinem Tode rüstig fort, und hatte noch im vorigen Jahre, durch die Entdeckung von Pfahlbauten in Meklenburg lebhaft angeregt, das Glück, in der Nähe von Greifswald ähnliche Entdeckungen zu machen.

Auch von unsern ordentlichen Mitgliedern sind wiederum drei durch den Tod ausgeschieden: der Gymnasial=Director Prof. Dr. Crain zu Wismar, Mitglied seit dem 19. November 1835, starb am 19. October 1865; der Advocat Diederichs zu Güstrow, Mitglied seit dem 30. Mai 1835, starb am 31. October 1865, und der Landdrost a. D. Drechsler zu Schwerin, früher zu Lübz, Mitglied seit dem 16. October 1842, starb 80 Jahre alt am 12. November 1865. Außerdem ist der Herr Pastor Dr. Danneil zu Niedern=Dodeleben im Magdeburgischen, auf Veranlassung der Gründung eines Vereins für Erforschung der Geschichte des

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Erzstiftes Magdeburg, ausgetreten. - Beigetreten sind dem Vereine als neue ordentliche Mitglieder: Herr Architect Luckow in Schwerin, Herr Graf G. v. Bernstorff zu Neubukow, Herr Stadtsyndicus Pohle in Schwerin und Herr v. Oertzen auf Roggow.

Zu den correspondirenden Vereinen sind hinzugekommen: der Verein für Landeskunde in Nieder=Oesterreich in Wien, und der Verein für Geschichte des Niederrheins zu Cöln.

W. G. Beyer, Dr., Archivar,     
als zweiter Secretair des Vereins.       

 

 

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XXXI. 3.

Quartalbericht

des

Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, im April 1866.

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I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.

Im Laufe dieses Winters ist der Schluß der ersten Abtheilung unsers Urkunden=Buches, d. h. die Urkunden von 1297-1300, mit den Nachträgen und Berichtigungen zu den ersten 3 Bänden des Werkes, im Drucke vollendet worden, im Ganzen 30 Bogen, welche mit den nun folgenden Registern den vierten Band bilden werden. Das von Herrn Dr. Crull in Wismar bearbeitete erste oder Ortsregister liegt im Mannscripte bereit, so daß der Druck desselben unverzüglich beginnen wird. - Inzwischen ist der betreffenden Commission nicht nur von Seiten des Engeren Ausschusses der Ritter= und Landschaft die officielle Anzeige gemacht, daß dem Vereine durch Landtagsbeschluß vom 23. Jan. d. J. nach dem Vorgange des hohen Ministerii zu Schwerin auch die bisherige ständische Beihülfe zur Fortsetzung des Werkes auf fernere drei Jahre, 1866-68, bewilligt worden sei, sondern es ist auch von beiden hohen Behörden nach Prüfung des von Seiten der Commission abgestatteten Jahresberichtes für 1865 bereits die Zahlung der ersten Jahresquote resp. unterm 15. und 17. März verfügt worden.

Auch die Sammlung und Bearbeitung des Materials zu der zweiten Abtheilung von 1301-1350 durch die Redaction des Werkes ist während des Winters nach Möglichkeit geför=

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dert worden. Namentlich bot sich dem Herrn Archivrath Lisch unter sehr günstigen Umständen die Gelegenheit dar, die verschiedenen Archive in Rostock, die schon im vorigen Herbste durch ihn und den Herrn Archivar Dr. Wigger persönlich ausgebeutet waren, nachträglich nochmals zu durchforschen, wobei noch etwa 50 bisher unbekannte Urkunden gewonnen worden sind. Es fehlen daher jetzt im Wesentlichen nur noch die Urkunden des bischöflich Ratzeburgischen Archivs zu Neustrelitz aus dem angegebenen Zeitranm.

Auch der Druck des 31. Bandes unserer Jahrbücher hat bereits begonnen. Es sind für denselben folgende Abhandlungen eingegangen:

1) Döbbersen mit der Kirche und das Kloster Zeven.

2) Die letzten Herzoge von Holstein=Sonderburg.

3) Beschreibung des Schloßberges zu Zierstorf.

4) Ueber die alabasternen Epithaphien im Thurme der Kirche zu Toitenwinkel.

Die Nr. 1-3 vom Herrn Archivrath Dr. Lisch, Nr. 4 von dem Herrn Organisten Friese.

Auch der Druck des Registers zu den Jahrbüchern hat seinen ununterbrochenen Fortgang.

II. Sammlungen des Vereins.

Als neue Erwerbungen zu den verschiedenen Sammlungen des Vereins während des letzten Quartals habe ich folgende zu verzeichnen:

A. Zur Alterthumssammlung.

1. Aus der Steinzeit.

Ein Streitkeil aus bräunlich grauem Feuerstein, 7 1/2 Zoll lang, ein Arbeitskeil aus hellgrauem Feuerstein, 4 1/2 Zoll lang, eine Streitaxt aus Diorit, 4 Z. lang, eine unvollendete Streitaxt aus Diorit, 5 Z. lang, ein Reibstein aus Diorit, gefunden in einem Hünengrabe bei Mestlin, geschenkt vdn dem Herrn Dr. Wiechmann zu Kadow.

Eine Streitaxt aus Diorit, gef. zu Braunsberg bei Güstrow, gesch. von Herrn Hand anf Braunsberg.

2. Aus der Bronzezeit.

Ein 2 Fuß langes, aber in 4 Stücke zerbrochenes Schwert aus Bronze und mehre Urnenscherben, gef. in

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einem niedrigen Kegelgrabe bei Braunsberg, gesch. von Herrn Hand auf Braunsberg.

Ein anderes vollständiges Bronzeschwert, 1865 in einem Torfmoore bei Suckow, A. Crivitz, gefunden, ward an die großherzogliche Sammlung abgeliefert.

3. Aus der Eisenzeit.

Eine Quetschmühle aus feinkörnigem, grauem Granit, 10 Z. lang, 15 Zoll breit, 5 Z. dick; 2 Schleifsteine aus altem rothem Sandsteine, resp. 16 Z. lang, 10 Z. breit, 3 1/2 Z. dick, und 8 Z. lang, 10 Z. breit, 4 1/2 Z. dick; zwei Reibsteine aus altem, grauem Sandsteine; ein ähnlicher, jedoch nicht gebrauchter Stein; zwei kleine, runde und eine vierckige Platte aus Glimmerschiefer, ein fast halbkugeliger Feuerstein, auf der unteren Seite anscheinend geschliffen, eine Menge schwarzer Urnenscherben aus der Eisenzeit und viel Pfahlholz; ferner Knochen von verschiedenen Thieren, Haselnüsse u. s. w., gefunden in einem Moore bei Vimfow, Kloster=Amt Dobbertin, und wahrscheinlich zu einem Pfahlbau gehörig. Geschenk des Herrn Dr. Wiechmann zu Kadow.

Vier ziemlich gut erhaltene braune und 3 dunkelschwarze Graburnen und Scherben von mehren ähnlichen Urnen, alle mit den charakteristischen Verzierungen der ersten Eisenzeit, in welchen unter zerbrannten Menschenknochen folgende Alterthümer lagen: eine Heftel, eine Schnalle und ein kleines Drathgewinde aus Bronze, sowie zwei Hefteln, zwei Schnallenbügel, vier spitze Messer, eine breite Messerklinge, vier Sicheln, vier Lanzenspitzen, ein großer massiver Ring aus Eisen und eiserne Blechhefte mit vier anscheinend dazu gehörigen bronzenen Nieten, gefunden auf einem Begräbnißplatze bei Neu=Stieten und von dem Herrn v. Sittmann auf Neu=Stieten durch Vermittlung des Sergeanten Herrn Büsch dem Vereine geschenkt.

Ueber zwei andere Begräbnißplätze dieser Zeit zu Roggow bei Teterow und Jaëbitz gab Herr Pogge auf Pölitz Nachricht. Auch ward im vorigen Sommer beim Ausbaggern der Peene bei Neukalen der untere Theil eines hellbraunen thönernen Topfes aus der letzten Heidenzeit und ein Menschenschädel neben einer Reihe 10 Fuß langer, unter dem Flußbette eingerammter Pfähle gefunden, welche Alterthümer später gleichfalls in unsern Besitz kommen werden.

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4. Aus dem christlichen Mittelalter.

Ein eisernes Schwert, zweischneidig, in der Klinge 2 Fuß 10 Z. lang und am Griff 2 1/2 Z. breit, mit einem 4 1/2 Z. langen Griffe, vielleicht dänischer Herkunft aus dem 12. Jahrhundert, gefunden in der Peene, nahe bei der Mündung derselben in den Cummerower See, und geschenkt von dem Herrn Bürgermeister Mau zu Neukalen.

Ein eisernes, zweischneidiges Schwert mit zweihändigem Griff und langer, gerader Parirstange, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert, gekauft in einer Schlosserwerkstätte zu Schwerin und dem Vereine geschenkt von dem Herrn Gastwirth Stern daselbst.

Zwei Dolchmesser (Rüting), drei Lanzen, eine Axt und ein Beil aus Eisen wahrscheinlich aus der Zeit des siebenjährigen Krieges, gefunden in der Peene, nahe vor dem Thore der Stadt Neukalen und geschenkt von dem Herrn Bürgermeister Mau daselbst.

Drei Aexte, eine Lanzenspitze, eine sogenannte Haue aus Eisen und ein Mühlstein, gefunden im Fürstenthum Ratzeburg und geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch in Wismar.

Ein Pferdegebiß, ein Paar Sporen und eine Hellebardier=Lanze aus neuerer Zeit, geschenkt von demselben.

Mehre mittelalterliche Topfscherben, vielleicht noch aus dem 15. Jahrhundert, aufgesammelt auf dem "Töpferkamp" bei Granzin, A. Boizenburg, und dem Vereine geschenkt von dem Herrn Pastor Walzberg zu Granzin.

B. Zur Münzsammlung.

Ein Drei=Kreuzerstück Wallensteins als Herzogs von Meklenburg, 1632, geschenkt von Sr. Exc. dem Herrn Minister=Präsidenten v. Oertzen aus dem Nachlasse seines am 24. Decbr. 1865 verstorbenen Sohnes Otto, nach dessen Bestimmung.

Eine silberne Wallfahrts=Medaille und ein preuß. Sechser, 1747, geschenkt von dem Herrn Literaten L. Fromm in Schwerin.

Sechsunddreißig kleine Silbermünzen (Groschen, Schillinge, Sechslinge) meistens aus der Zeit von 1612-26, gefunden zu Dargun beim Ebenen des Platzes der abgebrochenen Pförtnerei, und vier verschiedene Silbermünzen, gef. zu Dargun, gesch. von dem Herrn Amtshauptmann v. Pressentin zu Dargun.

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Ein Wittenpfennig der Stadt Anklam aus dem 15. Jahrh. und ein sächsisches Zweigroschenstück 1692, gef. zu Levin, geschenkt von dem Herrn Kirchenrath Harder zu Levin.

Ein Rostocker Silberdreiling 1704, gef. auf dem neuen Exercierplatze in Schwerin, geschenkt von dem Herrn Lieutenant v. Cleve daselbst.

Ein Lüneburger Dütchen 1622, ein dänischer Groschen 1625, ein Rostocker Pfennig 1682, ein meklenburgischer Scharf 1570, geschenkt von dem Herrn Kaufmann Dumrath in Rostock.

Ein Stralsunder Wittenpfennig (1400), ein meklenburger Dreiling (1623), gef. bei Parchim, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer daselbst.

Ein messingener Rechenpfennig aus dem 16. Jahrh., gef. zu Wantzka an der Klosterstelle, geschenkt von dem Herrn Oeconomen Schultz in Schwerin.

Ein braunschweig=lüneburgisches Vierschillings=Stück 1693; angekauft.

C. Zur Bildersammlung.

1) Eine Copie des Wappens des Dompropstes Heinrich Bantzkow zu Schwerin, nach einem Glasgemälde in einem Kirchenfenster zu Hamburg vom Jahre 1543.

2) Eine Copie des Grundrisses des alten Burgwalles zu Plau vom Jahre 1813.

Geschenke des Herrn Literaten Fromm zu Schwerin.

D. Zur Büchersammlung.

I. Norwegen.

  1. Norske Registranter. Tredie Binds andet Hefte 1594-1662, udgivet ved Otto Chr. Lund og. J. E. Sars. Christiania 1865. 8°. (Geschenk der Universität zu Christiania.)
  2. Traces de Buddhisme en Norvège avant l'introduction du Christianisme. Par M. C. A. Holmboe. Paris 1857. 8. (Geschenk des Herrn Archivraths Dr. Lisch.)
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II. Dänemark.

  1. Annaler for Nordisk Oldkyndigheid og Historie. Udgivne af det Kongel. Nordiske Oldskrift=Selskab. Kjöbenhavn 1862. 8°. (Tauschexemplar von der genannten Gesellschaft.)

III. Frankreich.

  1. Rien ne nait, rien ne meurt, la forme seule est périssable. Par M. Boucher de Perthes. Paris 1865. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

IV. Niederlande.

  1. Zeven-en-dertigste Verslag der Handelingen van het Friesch Genotschap van Geschied-, Oudheit-en Taalkunde over het Jaar 1864-65. 8°.
  2. De Vrige Fries, Nieuwe Reeks V, 1. Leeuwarden 1865. 8. (Nr. 5 u. 6 Tauschexemplare von der gen. Gesellschaft.)
  3. Handelingen en Mededeelingen van de Maatschappy der Nederl. Letterkunde over het Jaar 1865. Leiden 1865. 8°.
  4. Levensberichten der afgestorvene Medeleden van de Maatschappy d. Nederl. Letterk. Leiden 1865. 8°. (Nr. 7 u. 8 Tauschexemplare von der gen. Gesellschaft.)

V. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

  1. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Jahrg. XII. Nr. 10-12. (Tauschexemplar von dem Germ. Museum.)
  2. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= u. Alterthumsvereine. Jahrg. XIII. Nr. 9 bis 12. XIV. Nr. 1-3. (Zwei Exemplare.)

VI. Oesterreich.

  1. Mittheilungen der K. K. Central=Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Jahrg. X. 1865. Kl. Fol. (Tauschexemplar von der gen. Commission.)
  2. Fünfundzwanzigster Bericht über das Museum Francisco=Carolinum nebst der zwanzigsten Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oestreich ob der Ens. Linz 1865. 8°. (Tauschexemplar von dem gen. Museum.)
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VII. Bayern.

  1. Sitzungsberichte der Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1865. II, 3 u. 4. 8°. (Tauschexemplar von der gen. Akademie.)
  2. Sechsundzwanzigster Jahresbericht des histor. Vereins von und für Oberbayern. München 1864. 8°.
  3. Oberbayerisches Archiv. Bd. XXVI, 1. 8°. (Nr. 14 u. 15 Tauschexemplare von dem gen. Vereine.)

VIII. Frankfurt a. M.

  1. Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte u. Alterthumsk. in Frankfurt a. M. II, 1-4; III, 1. Frankfurt 1864 u: 65. 8°.
  2. Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M., von Joh. Georg Batton, herausgeg. von Dr. jur. L. H. Euler. Heft III. Frankfurt 1864. 8°.
  3. Johann David Passavant. Ein Lebensbild von Dr. A. Cornill. Abth. 1 und 2. Frankf. 1864 und 65. 4°.
  4. Archiv für Frankfurts Geschichte u. Kunst. Neue Folge, Bd. 3. Frankf. 1865. 8°. (Nr. 16-19 Tauschexemplare von dem gen. Vereine.)

IX. Lausitz.

  1. N. Lausitzisches Magazin. Bd. 42. Görlitz. 1865. 8°. (Tauschexemplar von der Oberlausitz. Gesellschaft d. Wissenschaft.)

X. Preußen. Brandenburg. Sachsen.

  1. Monumenta Historiae Warmiensis. Abth. II, 8. Mainz 1865. 8°.
  2. Zeitschrift f. d. Geschichte u Alterthumskunde Ermlands. Heft 8. Mainz 1865. 8°. (Nr. 21 u. 22 Tauschexemplare von dem Histor. Vereine für Ermeland.)
  3. Riedel Codex diplom Brandenburgensis. Supplementband und Schluß des ganzen Werkes. Berlin 1865. 4°. (Geschenk des Herrn Herausgebers.)
  4. Mittheilungen des Vereins f. d. Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt. Heft 1. Erfurt 1865. 8°. (Tauschexemplar von dem gen. Vereine.)
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XI. Lübeck. Bremen.

  1. Urkunden=Buch der Stadt Lübeck, herausgeg. von dem Vereine für Lübeck. Gesch. und Alterthumskunde. Theil III, 5. 6. Lübeck 1865. 4°. (Geschenk von dem gen. Vereine.)
  2. Bremisches Jahrbuch, herausgeg. von der Abtheilung des Künstlervereins für Brem. Geschichte u. Alterthümer. Bd. II, 1. Bremen 1865. 8°. (Tauschexemplar von dem gen. Vereine.)

XII. Meklenburg.

  1. Archiv für Landeskunde. Jahrg. XV, 11 u. 12. (Geschenk Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz.)
  2. Großherzogl. Mecklenburg=Schwerinscher Staats=Kalender 1866. 8°. (Gescheuk des Herrn Dr. Bärensprung.)
  3. Jahresbericht über die Realschule zu Schwerin, vom Director Dr. Dethloff. 1866. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  4. Zwölfter u. dreizehnter Jahresbericht über die städtischen Schulen Schwerins, von Ostern 1864 bis Ostern 1866, vom Rector F. Peters. 1866. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  5. Programm des Friedrich=Franz=Gymnasiums zu Parchim, 1866, enth.: "Züge germanischer Sitte und Gesinnung vom Collaborator Freybe." 4°. (Geschenk des Herrn Directors Hense.)
  6. Programm der Großen Stadtschule zu Rostock 1866, enth.: "Unterrichtsplan der Großen Stadtschule vom Director Krause." 4°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  7. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Jahrg. XIX, herausgeg. von Dr. Ernst Boll. Neubrandenburg 1865. 8. (Tauschexemplar von dem gen. Vereine.)

E. Zur Urkunden= und Handschriften=Sammlung.

1) Ablaßbrief des Bischofs Hermann zu Schwerin für die Liebfrauenkirche zu Halberstadt, d. d. Lyon 1274, Mai 21. (Abschrift.)

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2) Eine päpstliche Bulle zu Gunsten des Schweriner Vikars Gerhard Wunstorp, Procurators am päpstlichen Hofe, d. d. Rom 1458. (Original, als Actendeckel aufgefunden.)
Geschenke des Herrn Professors Dr. Jaffé zu Berlin.

3) Die Rostocker Chronik des Peter Lindenberg in noch nicht herausgegebener deutscher Uebersetzung. Handschrift aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, ungefähr gleichzeitig mit dem Druck der lateinischen Ausgabe (1596); leider unvollständig. Geschenk des Herrn Hofbuchhändlers Bolhövener in Schwerin.

III. Die Matrikel des Vereins.

Die Zahl der ordentlichen Mitglieder des Vereins hat sich bedauerlich wiederum um drei vermindert. Unter ihnen haben wir vor allen den Verlust unseres früheren Vice=Präsidenten, Herrn Geh. Reg.=Raths Dr. Knaudt, zu beklagen, der zu den Mitstiftern des Vereins im Jahre 1835 gehört und der Thätigkeit desselben stets mit lebhafter Theilnahme folgte. Vom Jahre 1847-51 war er als Repräsentant der Gesammtheit Mitglied des Ausschusses, und seit 1851 Vice=Präsident, welche Stellung er am 11. Juli 1856 in Folge seiner geschwächten Gesundheit niederlegte, und seine leider zunehmende Krankheit hat gegenwärtig seinen völligen Austritt veranlaßt. Außerdem haben auch der Herr Gymnasiallehrer Dr. Hager in Schwerin und der Herr Pastor Berner in Uelitz ihren Austritt angezeigt.

W. G. Beyer , Dr., Archivar,      
als zweiter Secretair des Vereins.          

 

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XXXI. 4.

Quartal= und Schlussbericht

des

Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, den 11. Juli 1866.

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B evor ich die mir statutenmäßig obliegende Berichterstattung über die Thätigkeit unseres Vereins in dem nun abgelaufenen Geschäftsjahre, sowie über dessen innere und äußere Verhältnisse überhaupt beginne, möge es mir erlaubt sein, daran zu erinnern, daß mit dem heutigen Tage ein volles Menschenalter verflossen ist, seit die Stifter und die ersten Mitglieder desselben zur ersten Generalversammlung zusammentraten. Bei weitem die Mehrzahl der damals in froher Hoffnung vereinten Männer ist im Laufe der seitdem verflossenen 30 Jahre zur ewigen Ruhe gegangen. Aber ein jüngeres Geschlecht ist nach und nach an ihre Stelle getreten und hat die Arbeit seiner Vorgänger mit rüstiger Kraft und glückkichem Erfolge weiter gefördert, so daß die Wenigen, die von dem alten Stamme übrig geblieben sind, heute mit Befriedigung auf ihre Gründung zurückblicken dürfen. Freilich waren die Zeitverhältnisse unseren Bestrebungen fast während des ganzen Zeitraums unseres Bestehens überaus günstig.

Nach den welterschütternden Ereignissen des ersten Viertheils des gegenwärtigen Jahrhunderts, welche die Auflösung aller durch ein fast tausendjähriges Alter geheiligten Bande der Ordnung unseres Vaterlandes und die tiefste Erniedrigung unseres Volkes zur Folge hatten, war es endlich der einmüthigen begeisterten Erhebung aller Stämme desselben ge=

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lungen, das Joch des fremden Eroberers zu zerbrechen. Der letzte blutige Kampf auf deutschem Boden war beendet, das Vaterland war frei, und in dem nun folgenden langen Frieden konnte das wiedergeborene deutsche Volk seine Kräfte ungestört und ungehindert nach allen Seiten hin entwickeln. In diese Zeit der Wiedergeburt unseres Volkes, wo die durch den voraufgegangenen Kampf und ruhmvollen Sieg gehobene Liebe zum Vaterlande bei Alt und Jung fortwirkte, fiel auch die Gründung der zahlreichen Vereine zur gründlichen Erforschung der vatertändischen Geschichte, die von jener Liebe gefördert und getragen bald ganz Deutschland wie mit einem Netze umspannten. Und in diese Zeit des goldenen Friedens fallen ja auch die ersten 12 Jahre der Gründung und raschen Entwickelung unseres Vereines. Aber als dann die lange glückliche Ruhe plötzlich unterbrochen ward, hat sich derselbe auch im Sturme bewährt. Die kurzen, aber tief wirkenden Erschütterungen des merkwürdigen Jahres 1848 sind wie im wilden Wirbel an unserem stillen Asyle der Wisseuschaft vorübergerauscht und der wiederkehrende Friede hat ihre Spuren in den nachfolgenden 12 Jahren, wenn auch langsam, ausgelöscht.

So fand uns nach 25jähriger Arbeit die schöne Jubelfeier unseres Vereines wieder fest und sicher zusammenstehen, mit frischem, frohem Muthe in die Zukunft blickend. Und bis jetzt hat sich unsere Hoffnung mit Gottes Hülfe in reichem Maaße erfüllt! Heute aber ist der Jubel verstummt und die Hoffnung hat der ernsten, schweren Sorge weichen müssen! Wieder ist der Friede des Landes gebrochen, und eben jetzt zieht unsere Jugend, zum schweren Todeskampfe gerüstet, in verwandte deutsche Gaue, wo ein furchtbarer Bruderkampf bereits den Segen der Fluren zertreten und mit Strömen Blutes getränkt hat, wo zahlreiche blühende Städte, Sitze fröhlichen Lebens in allen Zweigen der Gewerbthätigkeit, der Künste und Wissenschaft, durch den Krieg verödet sind, während um unsere Grenzen unheimlich die nicht minder schreckliche Seuche schleicht. Möge ein gnädiger Gott über dem theuren Vaterlande walten, und besonders auch die liebe Heimath vor Unheil schützen und schirmen! Möge er auch unsere stille Friedensarbeit während des begonnenen neuen Zeitabschnittes zur Freude und Ehre unseres Volkes segnen!

Ueber die Veränderungen der Matrikel des Vereins seit der Generalversammlung vom 11. Juli 1865 sind in den drei ersten Quartalberichten ausführliche Nachweisungen gegeben, die ich daher hier am Schlusse des Geschäftsjahres nur in einer kurzen Uebersicht zusammenfasse, und die Veränderungen

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während des letzten Quartals hinzufüge. Von den fünf Ehrenmitgliedern des vorigen Jahres ist der erst am 28. October 1865 zum Ehrenmitglied ernannte berühmte Geschichtsforscher, Archivar Dr. Lappenberg zu Hamburg, nachdem er uns vorher fast 30 Jahre hindurch als correspondirendes Mitglied angehört hatte, schon am 28. November 1865 gestorben. - Von den correspondirenden Mitgliedern starb am 18. October 1865 der Dr. v. Hagenow zu Greifswald, wogegen in der Quartalversammlung vom 2. October 1865 die Herren Director Dr. Volg'er zu Lünebnrg, Dr. Eduard Freiherr v. Sacken zu Wien und Conferenzrath Archivar Wegener zu Kopenhagen wiederum zu unseren Correspondenten ernannt wurden. - Zu den correspondirenden Vereinen und wissenschaftlichen Instituten sind hinzu gekommen das kaiserliche Antiken= und Münzcabinet zu Wien, der Verein für Landeskunde Niederösterreichs zu Wien, der Verein für die Geschichte des Niederrheins zu Köln, der Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Erfurt und die historische Gesellschaft des Kantons Aargau in der Schweiz; außerdem auch die Lesevereine der Studenten in Wien und Prag. - An ordentlichen Mitgliedern des Vereins endlich habe ich wiederum 9 als durch den Tod ausgeschieden zu melden, nämlich den Director Dr. Wex zu Schwerin, den Kammerdirector v. Meerheimb auf Wokrent, den Director Dr. Crain zu Wismar, den Advocatem Diedrichs zu Güstrow und den Landdrost Drechsler zu Schwerin, deren Tod bereits in den Quartalberichten angezeigt worden ist, ferner den Oberförster Kannengießer zu Glambeck bei Neustrelitz, Mitglied seit 20. September 1845, und den Gutsbesitzer Krey auf Pankelow, Mitglied seit 7. December 1854, deren Tod schon in etwas frühere Zeit fällt, aber erst jetzt zu meiner Kunde gekommen ist, und endlich aus dem letzten Quartale den Conrector Wiggers zu Gnoien, bekannt als Verfasser einer Geschichte der Stadt Gnoien, Mitglied seit 28. Febr. 1851, gestorben am 20. Mai 1866, und den Vicepräsidenten des Oberappellationsgerichts Ackermann zu Rostock, Mitglied seit 30. Mai 1835, gestorben am 26. Mai 1866. - Außerdem sind die Herren Pastor Danneil zu Niedern=Dodeleben bei Magdeburg, Geh. Regierungsrath Dr. Knaudt zu Schwerin, Gymnasiallehrer Dr. Hager daselbst, Pastor Berner zu Uelitz und Advocat Schweden sen. zu Schwerin durch Kündigung ausgetreten, und der frühere Erbpächter Kittel zu Barkow, welcher nach Veränderung seines Wohnorts den Bei=

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trag nicht weiter gezahlt hat, ist statutenmäßig einstweilen als ausgeschieden zu betrachten. Wir haben also im Ganzen 15 Mitglieder verloren, wogegen außer einem alten Mitgliede, welches seinen früheren Austritt widerrufen hat, nur folgende 9 Herren wiederum beigetreten sind: Lieutenant v. Klein zu Schwerin, Lehrer Bolle daselbst, Bürgermeister Dr. Hall zu Sülz, Pastor Avé=Lallemand zu Warnemünde, Bau=Conducteur Luckow in Schwerin, Graf v. Bernstorff, jetzt zu Weisin bei Lübz, Bürgermeister Pohle zu Schwerin, v. Oertzen auf Roggow und neuerdings Amtmann Rötger zu Sülz. Die Gesammtzahl unserer ordentlichen Mitglieder hat sich daher leider abermals um fünf vermindert, so daß der Verein gegenwärtig im Ganzen 2 allerhöchste Protectoren, 6 hohe Beförderer, 4 Ehrenmitglieder, 55 correspondirende und 282 ordentliche Mitglieder zählt und mit 94 Vereinen und wissenschaftlichen Instituten des In= und Auslandes in Correspondenz und Schriftenaustausch getreten ist. Das vollständige Verzeichniß dieser Mitglieder ist in der

Beilage Nr. 1

diesem Berichte angeschlossen.

Nachdem in der heutigen, wohl schon in Folge der bedenklichen Zeitereignisse, ungewöhnlich schwach besuchten Generalversammlung der Herr Archivar Dr. Wigger an die Stelle des verstorbenen Directors Dr. Wex zum Repräsentanten der Gesammtheit des Vereins gewählt worden ist, die bisherigen Beamten aber auf den ausgesprochenen Wunsch der Versammlung sich zur Fortführung ihres Amtes bereit erklärten, besteht der Ausschuß des Vereins gegenwärtig aus folgenden Mitgliedern:

Präsident: Herr Minister=Präsident v. Oertzen Exc.,
Vicepräsident: Herr Revisionsrath Hase,
Erster Secretair: Herr Archivrath Dr. Lisch,
Zweiter Secretair: der unterzeichnete Archivar Dr. Beyer,
Berechner: Herr Minist.=Secretair Dr. Wedemeier,
Bibliothekar: Herr Oberlehrer Dr. Schiller,

          Repräsentanten:  Herr Canzleidirector v. Bülow,
             "    Prorector Reitz,
             "    Regierungsrath Dr. Prosch,
             "    Archivar Dr. Wigger.

Der Herr Archivrath Pastor Masch zu Demern und Herr Architect Stern zu Schwerin haben auch fernerhin die Beaufsichtigung und Ordnung der Münzsammlung und Bildersammlung übernommen. Bei dieser Gelegenheit glaube ich

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nicht versäumen zu dürfen, auch der allen Besuchern unseres Antiquariums in freundlicher Erinnerung stehenden Custodin der großherzoglichen, wie der Vereins=Sammlung, des Fräuleins Buchheim, die in dem verflossenen Mai die ihr ananvertrauten Schätze seit 25 Jahren mit ebenso musterhafter Treue, als seltener Sachkenntniß überwacht und den Besuchern erklärt, mit verdienter Anerkennung zu gedenken. - Zu bemerken ist endlich, daß der alte treue Diener und Wächter des Vereins, Horstmann, wegen Altersschwäche sein Amt niedergelegt hat, und auf seinen Wunsch durch seinen Schwiegersohn, den Post=Conducteur a. D. Rix, ersetzt worden ist.

Ueber die finanziellen Verhältnisse des Vereins giebt der übliche Auszug aus der revidirten Rechnung des letzten Jahres in der

Beilage Nr. 2

genaueren Nachweis. Es geht daraus hervor, daß sowohl die Einnahme, als die Ausgabe, welche in dem vorhergehenden Jahre durch außerordentliche Verhältnisse sehr bedeuteud gestiegen war, wieder auf das gewöhnliche Maaß der früheren Jahre zurückgegangen ist. Die wirkliche Einuahme mit Ausschluß des Cassenvorraths betrug nämlich 666 Thlr. 35 ßl., d. h. ungefähr 147 Thlr. weniger, als 1865, die Ausgabe für die laufenden Bedürfnisse aber 530 Thlr. 16 ßl., also etwa 380 Thlr. weniger, als 1865. Es blieb also dies Mal ein Ueberschuß der Einnahme von 136 Thlr. 19 ßl., wodurch der beim Beginn des Jahres vorhandene Cassenvorrath von 202 Thlr. 17 ßl. auf 338 Thlr. 37 ßl. erhöht ward. Gleichwohl mußten mit Rücksicht auf die bevorstehenden sehr bedeutenden außerordentlichen Ausgaben für das neue Register zu den Jahrbüchern noch 100 Thlr. von den bei der Sparcasse belegten Capitalien gekündigt und eingezogen werden, so daß der Vorrath beim Abschluß der Rechnung 438 Thlr. 37 ßl. betrug. Das Vermögen ist daher im letzten Rechnungsjahre zwar von 2371 Thlr. 10 ßl. 6 pf., auf 2514 Thlr. 22 ßl. 6 pf., mit Einschluß jenes Cassenvorrathes gewachsen, also um 143 Thlr. 12 ßl., welcher Reichthum jedoch aus den angeführten Gründen sehr bald wieder schwinden wird. Immerhin sind aber die Verhältnisse des Vereins, wie aus dieser Nachweisung hervorgeht, durchaus befriedigend, wenngleich dieselben doch einige Beschränkungen unserer literarischen Thätigkeit, deren ich noch gedenken werde, nothwendig gemacht hat.

Ohne allen Vorbehalt günstig lautet dagegen auch dies Mal mein Bericht über die Sammlungen des Vereins und vorzugsweise über die Alterthumssammlung. Mit großer

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Freude kann ich denselben mit der Anzeige eröffnen, daß der berühmte Entdecker der antediluvianischen Alterthümer in der Picardie, Herr Boucher de Perthes zu Abbeville, welcher vor zwei Jahren unserem ersten Secretair, Herrn Archivrath Lisch, eine werthvolle und höchst interessante kleine Sammlung dieser Alterthümer für unseren Verein zu übersenden die Güte hatte * )), unserer aufs Neue gedacht hat. Herr Boucher hat nämlich inzwischen im Jahre 1865 den Haupttheil seiner eigenen großen Sammlung von Alterthümern aus der Gegend von Abbeville dem in Paris gegründeten neuen Museum der Vorzeit geschenkt, aber noch einen Theil für seine Freunde zurückgehalten, den er nunmehr vertheilt und die in der betreffenden Beilage zu diesem Berichte vorgezeichneten Gegenstände als unseren Antheil eingesandt hat. - Außer diesen und der in dem letzten Quartalberichte angezeigten Sammlung von Alterthümern der Steinzeit von der Insel Rügen weisen die in den Quartalberichten gegebenen Verzeichnisse der neuerworbenen einheimischen Alterthümer aus allen Perioden zusammengenommen einen Zuwachs von 92 Nummern nach, nämlich: 21 aus der Steinzeit, worunter 4 Streitäxte, 9 Keile, 1 Haue, 1 Beil, 2 Lanzenspitzen u. s. w.; - 17 aus der Bronzezeit, worunter 2 Schwerter, 1 Beil, 2 Frameen, 1 Meißel, 1 Messerklinge, mehre Ringe und Spiralplatten aus Bronze u. s. w.; - 27 aus der Eisenzeit, z. B. mehre Hefteln, Schnallen, Messer, Lanzenspitzen, Sicheln, Ringe u. s. w. aus Bronze und Eisen; - endlich 27 aus dem christlichen Mittelalter, unter welchen ich 2 schöne Schwerter, 5 Aexte und Beile; 1 Glasgemälde und mehre hübsche Holzschnitzereien hervorhebe. Im Ganzen umfaßt die Vereinssammlung, mit Ausschluß der in demselben Locale aufgestellten großherzoglichen Sammlung, gegenwärtig 500 Stücke aus dem christlichen Mittelalter und 4000 Stücke einheimischer Alterthümer aus der heidnischen Zeit, die abgesondert aufgestellten Gegenstände aus den Pfahlbauten nicht mitgerechnet. Letztere bedürfen in Folge der in den Zeitungen zum Ueberdruß und ohne genauere Sachkenntniß besprochenen Fälschungen, deren der Entdecker des bedeutendsten dieser merkwürdigen Bauten in Meklenburg öffentlich beschuldigt wird und die theilweise leider nicht mehr zu bezweifeln sind, noch einer sorgfältigen Sichtung. Herr Archivrath Lisch ist seit längerer Zeit mit einer gründlichen Untersuchung dieses Gegenstandes beschäftigt, deren Resultat, sowie der Verlauf der gegen den Beschuldigten ein=


*) Jahr. XXX. S. 157-162.
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geleiteten Criminal=Untersuchung abzuwarten ist, worauf wir, wie sich von selbst versteht, nicht verfehlen werden, einen genauen und ausführlichen Bericht über diese ganze Angelegenheit zu veröffentlichen. Vorläufig bemerke ich zur Beruhigung der Freunde des Alterthums nur, daß sich schon jetzt mit voller Gewißheit herausgestellt hat, daß durch die angeblichen Fälschungen die Existenz von Pfahlbauten in Meklenburg überhaupt nicht im Entferntesten in Frage gestellt werden kann, und daß dadurch vielmehr nur einzelne, sehr wenige, in der letzten Zeit von dem Beschuldigten als aus dem Pfahlbau bei Wismar stammend abgelieferte Gegenstände als untergeschoben verdächtigt werden können. Uebrigens sind auch in dem abgelaufenen Jahre wiederum neue, sehr interessante Entdeckungen zur Geschichte des Pfahlbaues in Meklenburg gemacht, worüber in dem nächsten Bande der Jahrbücher berichtet werden wird. - Gelegentlich erlaube ich mir noch, ehe ich in meinem Berichte fortfahre, auf eine kurze, populär gehaltene und durch ausgezeichnete Holzschnitte erläuterte Abhandlung: "zur Kunde der Alterthümer des Menschengeschlechtes" in dem "Globus, illustrirte Zeitschrift für Länder= und Völkerkunde von Karl Andree. IX. Liefer. 1. 1865" aufmerksam zu machen. Großen wissenschaftlichen Werth hat dieselbe freilich nicht, vielmehr sind dem Verfasser mehrfache entschiedene Irrthümer und Mißverständnisse nachzuweisen, aber er giebt doch mancherlei neue Nachrichten, die von großem, allgemeinen Interesse sind, z. B. über die Entdeckung eines uralten, aus Steinen gebildeten und mit Holzkohlen bedeckten Heerdes in dem Urboden unterhalb der tiefsten Sandschicht eines der in Schweden häufig vorkommenden sogenannten Osar, d. h. natürlichen Steinhügel, deren Bildung man allgemein in der Gletscherperiode sucht. Diese Entdeckung würde, wenn sie sich bestätigte, denen des Boucher de Perthes an die Seite zu setzen sein, und beweisen, daß auch im Norden Europa's, wenn auch nicht vor der Diluvialzeit, doch vor der Gletscherperiode Menschen gelebt haben, welche das Feuer zu häuslichen Zwecken benutzten. - Interessant ist ferner die Mittheilung über die Technik bei Anfertigung der Steingeräthe, welche freilich nur in allgemeinen Umrissen, aber doch genauer, als in irgend einem älteren, in unseren Kreisen bekannten Werke beschrieben wird.

Nächst der Alterthumssammlung ist die Münzsammlung des Vereins in dem letzten Jahre am reichsten bedacht worden. Dieselbe erwarb 98 Stücke, darunter 17 in Meklenburg gefundene römische Kupfermünzen, 66 silberne und 12

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kupferue einheimische Münzen des Mittelalters, sowie 2 silberne und 1 kupferne Medaille. - Zur Siegelsammlung wurden dem Vereine 60 Abdrücke zum Theil sehr interessanter mittelalterlicher Siegel geschenkt. - Für die Bildersammlung sind nur 6 neue Blätter erworben, worunter 1 Portrait, die Abbildungen eines Leichensteins, eines Schrankes und eines Wappens aus dem Mittelalter, sowie ein Grundriß. - Die Büchersammlung ist wieder um 157 Bände vermehrt, worunter sich 14 Meklenburgica befinden. Die in ihrer Art und für ihren bestimmten Zweck gewiß seltene und ausgezeichnete Sammlung umfaßt gegenwärtig 4348 Bände, jedoch einschließlich der ziemlich zahlreichen Doubletten. Leider wird dieselbe im Allgemeinen wenig benutzt, und ist namentlich sehr zu bedauern, daß der früher von dem verstorbenen Glöckler eingerichtete Lesezirkel aus Mangel an Theilnahme wieder eingegangen ist. - Die Urkunden= und Handschriften=Sammlung gewann 10 neue Nummern, und besitzt der Verein gegenwärtig, ausschließlich der Handschriften, 308 Urkunden, größtentheils jedoch nur in Abschrift. - Zur naturhistorischen Sammlung endlich wurden außer den in dem Pfahlbau bei Wismar gefundeuen, hieher gehörigen Gegenständen, 5 Stücke geschenkt.

Die neuesten Erwerbungen dieser verschiedenen Sammlungen während des Quartals von Ostern bis Johannis sind in den Beilagen Nr. 3-8 verzeichnet, welche von den freundlichen Gebern zugleich als Empfangschein und Danksagung angesehen werden mögen.

Die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins hat auch in diesem Jahre ihre gewohnte Bahn verfolgt. Als Hauptaufgabe derselben glaube ich noch immer die durch die Beschlüsse der Jubelversammlung vor 5 Jahren angeregte Herausgabe eines Meklenburgischen Urkundenbuches betrachten zu dürfen, wenngleich dasselbe bis jetzt gerade in dem Lande, für welches es zunächst bestimmt ist, ja selbst unter den Mitgliedern unseres Vereins leider noch immer nicht die allgemeine Theilnahme gefunden zu haben scheint, welche die Bearbeiter dieses großen vaterländischen Werkes gewiß zu erwarten berechtigt waren. Indeß haben sich dieselben dadurch nicht in ihrer mühsamen Thätigkeit irre machen lassen. Nachdem der dritte Band laut der im Januarberichte gegebenen ausführlichen Anzeige bereits im Herbste des vorigen Jahres an die Abonnenten versandt worden ist, und inzwischen in allen kritischen Blättern Deutschlands unbedingte Anerkennung gefunden hat, ist die Bearbeitung und Redaction des vierten

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Bandes mit ungeschwächtem, stets gleichmäßigem Eifer fortgesetzt worden, und konnte selbst durch den furchtbaren Brand des Regierungsgebäudes am 1. December v. J., wodurch auch bekanntlich das glücklich gerettete Geheime Archiv einstweilen der Benutzung entzogen ward, nur auf kurze Zeit ganz unterbrochen werden. So gelang es, den Druck der Urkunden vom Jahre 1297, mit welchem dieser Band beginnt, bis zu Ende des 13. Jahrhunderts, mit welchem die erste Abtheilung des Werkes bekanntlich abschließt, nebst den durch fortgesetzte Forschungen besonders im Auslande inzwischen möglich und nöthig gewordenen Nachträgen und Berichtigungen, noch vor Ostern zu vollenden, und seitdem ist auch der Druck des von dem Herrn Dr. Crull in Wismar mit ungemeiner Sorgfalt bearbeiteten Ortsregisters bis zum 10. Bogen, d. h. dem Buchstaben H. fortgeschritten. Nach dessen Vollendung wird dann sofort auch der Druck des sehr umfangreichen, von dem Herrn Rector Römer in Grabow bearbeiteten Personenregisters beginnen und demnächst das Sachregister, dessen Bearbeitung bekanntlich der Herr Ministerial=Secretair Dr. Wedemeier übernommen hat, den Schluß bilden. In Folge der bedeutenden, die früheren Erwartungen weit überschreitenden Stärke dieses Bandes ist es aber bei aller Anstrengung der Herrn Bearbeiter nicht möglich, diesen Band gleich seinen Vorgängern schon zum neuen Jahre an die Abonnenten abzuliefern. - Die erfreuliche Bewilligung der nöthigen Geldmittel zur Fortsetzung des Werkes zunächst bis zum Jahre 1350 konnte bereits in den voraufgegangenen Quartalberichten gemeldet werden. An der Sammlung und Bearbeitung des Materials zu dieser zweiten Abtheilung wird daher rüstig und ununterbrochen fortgearbeitet. Die Urkunden dieses Zeitraums wachsen aber unter den Händen der Bearbeiter zu so gewaltigen Massen an, daß die vollständige Mittheilung derselben ungefähr den doppelten Raum der ersten Abtheilung in Anspruch nehmen und mindestens 8 Bände füllen würde; denn während die erste Abtheilung mit Einschluß der Nachträge 2723 Nummern enthält, ist die Zahl der bis jetzt für die zweite, nur ein halbes Jahrhundert umfassende Abtheilung bereits auf ungefähr 4200 gestiegen. Es wird daher voraussichtlich bei der schließlichen Redaction der folgenden Bände die Annahme anderer Grundsätze nothwendig werden.

Die für den diesjährigen Band der Jahrbücher in Aussicht gestellte Abhandlung des Herrn Professers Morlot zu Lausanne über die Grab=Alterthümer Meklenburgs ist noch nicht bis zum Abdruck fertig geworden, was bei den oben be=

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sprochenen finanziellen Verhältnissen des Vereins nicht unwillkommen war. Ja, die Rücksicht auf eben diese Verhältnisse veranlaßte den Herausgeber, Herrn Archivrath Lisch, sogar, den schon im Frühjahre begonnenen Druck der Jahrbücher, wozu es glücklicher Weise an anderweitigem Material nicht fehlte, einstweilen zu sistiren, da die Kosten des gleichzeitigen Druckes eines Bandes von der bisher üblichen Stärke und des auf der Generalversammlung vom 11. Juli 1865 beschlossenen neuen Registers nach der Erklärung des Herrn Berechners die Kräfte des Vereins überschritten haben würde. Auf den Vortrag des Herrn Archivraths ward denn auch in der Ausschußversammlung vom 3. d. M. beschlossen, die Stärke dieses Bandes auf 7-8 Bogen zu beschränken, daneben aber im bevorstehenden Herbste die erste Abtheilung des neuen Registers auszugeben, welche Beschlüsse auf der heutigen Generalversammlung bestätigt worden sind. Die Jahrbücher werden daher in ihrem ersten, historischen Theil nur drei oder vier kleinere Abhandlungen des Herrn Herausgebers bringen, von denen die ersten beiden, bereits im Drucke vorliegen. Die erste beschäftigt sich mit der für die Baugeschichte unserer Gegend höchst wichtigen Kirche zu Döbbersen, welche von dem Kloster zu Zeven in Holstein in einem fast noch rein romanischen Stile erbauet und im Jahre 1255 von dem Bischof Friedrich zu Ratzeburg geweiht ist. Die zweite aber, "über die letzten Herzoge von Holstein=Sonderburg von der Linie Franzhagen", liefert einen merkwürdigen, aber nicht eben erfreulichen Beitrag zur Sittengeschichte der höheren Stände zu Anfang des 18. Jahrhunderts, worin mehre meklenburgische Adelsfamilien eine hervorragende Rolle spielen, und der deshalb auch zur Mittheilung in unseren Jahrbüchern geeignet schien. - Der reiche Inhalt der Jahrbücher für Alterthumskunde wird den Leser nach Anleitung der zu besprechenden Alterthümer durch alle Perioden der Geschichte des Menschengeschlechtes führen, von jenem räthselhaften Urvolke, welches nach den Entdeckungen bei Abbeville bereits vor der Sündfluth das nordwestliche Frankreich bewohnt haben soll, - durch die älteste Periode nach dieser gewaltigen Fluth, welche die ganze Oberfläche der Erde verändert hatte, wo das nordische Rennthier auf den angeschwemmten grünen Ebenen des nördlichen Deutschlands weidete, - weiter durch die demnächst, wenn auch nicht unmittelbar folgende Periode der Pfahlbauten, deren Reste in Meklenburg nicht nur bei Gägelow und Wismar, sondern neuerdings auch hei Vimfow, Russow und Roggow zu Tage gefördert sind, - endlich durch das Zeit=

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alter der schon weiter vorgeschrittenen Bronze=Cultur, in welches auch die im vorigen Jahre und im gegenwärtigen Sommer entdeckten Wohnplätze bei Zippendorf und Schwerin gehören werden, - bis zu den solideren geistlichen und weltlichen Bauten des christlichen Mittelalters, deren uns hier wieder eine ganze Reihe vorgeführt werden wird. Gewiß eine interessante Musterung der hinterlassenen Werke jener Völker, die nach einander diesen Boden bewohnt haben, auf welchem wir jetzt forschend und grübelnd wandeln! Wie viel freilich von den kühnen, zum Theil vielleicht allzu kühnen Ideen, welche in Folge der zahlreichen neueren Entdeckungen in den Köpfen der Geologen und Historiker gähren, bei der endlichen Abklärung als fester historischer Niederschlag zurückbleiben und wie viel als phantastische Nebelbilder verdunsten wird, das zu erleben darf das heutige Geschlecht schwerlich hoffen!

Das mehrerwähnte, vom Herrn Pastor a. D. Ritter zu Friedrichshöhe im Auftrage des Ausschusses bearbeitete Register über alle bisher erschienenen 30 Bände der Jahrbücher wird die Benutzung dieses reichhaltigen Archivs für die Geschichte Meklenburgs wesentlich erleichtern. Das Manuscript desselben befindet sich vollständig in den Händen des Ausschusses und wird im Drucke 40-50 Bogen füllen. Das im Herbste auszugebende erste Heft wird das ganze Ortsregister und einen Theil des Personenregisters enthalten.

Unter den in dem letzten Quartale eingegangenen kleineren Abhandlungen, Berichten u. s. w. hebe ich hervor:

1) Die Liepz vor Wismar von D. C. W.

2) Drei Briefe des Herzogs Adolf Friedrich aus den Kriegsjahren 1639 und 1640 von dem Archivrath Dr. Lisch.

3) Reliquien - Urnen von Bandekow und Nostorf von demselben.

4) Bericht über einen Wohnplatz aus der Bronzezeit in der Vorstadt Schwerin von demselben.

5) Bericht über mehre heidnische Grabstätten auf den Feldmarken Pölitz, Krassow und Bartelshagen von dem Herrn Pogge auf Pölitz.

6) Bericht über einen Begräbnißplatz aus der Bronzezeit bei Zachow, A. Marnitz, von dem Herrn Senator Beyer zu Parchim.

Noch auf einem anderen, unserem Vereine statutenmäßig zur Bearbeitung angewiesenen Gebiete herrscht gegenwärtig rege Thätigkeit, woran der Verein als solcher zwar nicht unmittelbar betheiligt ist, wobei aber mehre seiner Mitglieder helfend und fördernd mitwirken, und eins derselben als selbst=

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ständiger Mitarbeiter auftreten wird. Bekanntlich hatte der verstorbene Prof. Kosegarten zu Greifswald die Absicht, ein vollständiges Wörterbuch der niederdeutschen Sprache herauszugeben, wovon in den Jahren 1856 bis 1860 die ersten 3 bis "ang" gehenden Hefte erschienen sind. Nach Kosegartens Tod kam dies verdienstliche Unternehmen ins Stocken, da das von dem Herrn Prof. Höfer in Greifswald geordnete und mit Zustimmung der Erben auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald niedergelegte Manuscript des Verfassers noch sehr unvollständig war, weshalb sich Niemand fand, der es unternehmen wollte, diese mühsame und schwierige Arbeit fortzusetzen, zu deren Vollendung nach dem ursprünglichen Plane ein ganzes Menschenalter erforderlich scheint. Zwar ward diese Angelegenheit auf den Jahresversammlungen der Philologen wiederholt in Anrege gebracht und eine Committe zur Förderung derselben gebildet, zu welcher unter anderen Gelehrten namentlich der Prof. Pfeiffer in Wien und Prof. Bartsch in Rostock gehören, aber auch ihre Bemühungen sind bis jetzt ohne Erfolg geblieben, wenngleich sich viele Gelehrte bereit erklärten, das Unternehmen durch ihre Beiträge zu unterstützen. Unter diesen Umständen hat sich unser Vereinsmitglied, Herr Oberlehrer Dr. Schiller hieselbst, welcher gleichfalls seit längerer Zeit mit der gedachten Committe in Verbindung getreten ist, entschlossen, seine ursprünglich nur für die künftige Redaction des von Kosegarten begonnenen großen Werkes angelegte Sammlung seltener niederdeutscher Wörter unter dem Titel eines niederdeutschen Glossars als selbstständige Arbeit herauszugeben. Der Herr Verfasser, der den Beweis seiner Befähigung zur Durchführung eines solchen Unternehmens durch sein bekanntes, iu ganz Deutschland mit großer Anerkennung aufgenommenes Thier= und Kräuter=Buch vollständig geführt hat, leistet nach seinem wohlüberlegten und bestimmt begränzten Plane von vornherein Verzicht darauf, in seinem Werke den vollständigen Wortschatz der niederdeutschen Sprache zu sammeln und wissenschaftlich zu bearbeiten. Vielmehr beabsichtigt derselbe nur, diejenigen Wörter in sein Glossar aufzunehmen, welche unserem Dialecte eigenthümlich sind, also entweder einer dem hochdeutschen Dialecte verlorenen Wurzel angehören, oder wenn auch einer gemeinsamen Wurzel entsprossen, doch in Form oder Bedeutung wesentlich abweichen. Nach Feststellung dieses Planes ist der Unternehmer sofort mit ganzer Energie an die Arbeit gegangen, die unter seinen Händen über alle Erwartung rasch fortgeschritten ist. Zu den von ihm benutzten und

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vollständig ausgeschöpften Quellen gehören - abgesehen von der lebenden Sprache des Volkes, die er natürlich vollständig beherrscht, und den vorhandenen älteren Glossaren, den niederdeutschen Bibelübersetzungen und einer Menge gedruckter und handschriftlicher Kleinigkeiten - namentlich folgende größere, in niederdeutscher Sprache geschriebene Werke: 9 Urkundenbücher, l0 Chroniken, vom 13. bis Ende des 16. Jahrhunderts, 12 kleinere und größere Gedichte, den alten Reineke Voß natürlich an der Spitze, 10 Rechtsbücher, vom Sachsenspiegel an, und 14 Schriften moralischen und anderen vermischten Inhalts, wie den "Spegel der Dogende", "Spegel der Sammitticheit", "Licht der Seele", die Werke des Nicolaus Gryse u. a.

Ueber die unendliche Wichtigkeit dieses Unternehmens brauche ich natürlich kein Wort zu verlieren. Die Klage über die bisherige unbegreifliche und wahrhaft unverantwortliche Vernachlässigung des niederdeutschen Dialects, der dem hochdeutschen lange den Rang streitig machte nnd ihm vollkommen ebenbürtig ist, wird seit langer Zeit in ganz Deutschland gehört, wird immer wieder und immer lauter erneuert, daß es nachgerade eine Ehrenschuld Norddeutschlands und vor allen Meklenburgs, der wahren und nächstens der letzten und einzigen Heimath dieser weichen und schönen, einst in der Hälfte Deutschlands herrschenden Mundart ist, jene Klage in würdiger Weise zum Schweigen zu bringen. Dazu zu helfen, ist namentlich auch eine würdige Aufgabe unseres Vereins, weshalb ich hoffe, keine Fehlbitte zu thun, wenn ich nicht nur alle ordentlichen und außerordentlichen Vereinsmitglieder, sondern alle, zu denen dieses Blatt sich zufällig verirren sollte, mit Wissen und Genehmigung des Herrn Dr. Schiller dringend, ersuche, denselben mit Rath und That, vor allem durch Mittheilung eigener Sammlungen niederdeutscher Wörter oder durch Nachweisung handschriftlicher oder seltener Druckwerke unserer Mundart nach Kräften zu unterstützen.

Auf der letzten Generalversammlung des Gesammtvereins der historischen Vereine Deutschlands zu Halberstadt im September 1865, über welche ich nach den Mittheilungen des Herrn Archivraths Lisch, durch welchen unser Verein daselbst vertreten war, bereits im October v. J. berichtet habe, und über deren Verhandlungen das Correspondenzblatt von 1865 Nr. 10-12 und 1866 Nr. 1-3 ausführliche Mittheilungen bringt, hielt Herr Dr. Mannhardt aus Danzig einen umfänglichen Vortrag über den Plan und die hohe Wichtigkeit über die von ihm beabsichtigte Herausgabe einer Sammlung deutscher Ernte=Gebräuche und

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Sagen, worin er namentlich die Wichtigkeit gerade dieser Sagen und Gebräuche für deutsche Mythologie hervorhob, und daran die Bitte knüpfte, dies Unternehmen durch Empfehlung bei den einzelnen verbundenen Vereinen möglichst fördern zu wollen. Die Versammlung hat dieser Aufforderung gerne entsprochen und den gesammten Vereinen besonders die Verbreitung und Ausfüllung der schon früher durch den Unternehmer selbst versandten Fragebogen ans Herz gelegt. Ich halte es daher für unsere Pflicht, den ganzen, schon früher in diesen Blättern besprochenen Plan wiederholt dringend zu empfehlen, und auf den gedachten Vortrag des Herrn Dr. Mannhardt in dem Correspondenzblatt von 1865 Nr. 11 und 12 aufmerksam zu machen. - Die Generalversammlung für den Herbst dieses Jahres sollte nach dem Beschluß der Versammlung zu Freiburg im Breisgau stattfinden, ist aber so eben in Folge der gegenwärtigen politischen Verhältnisse durch den Verwaltungsausschuß zu Altenburg abgekündigt worden.

Ueber das römisch=germanische Museum zu Mainz enthält der Bericht des Verwaltungsausschusses in Nr. 10 des Correspondenzblattes sehr günstige Mittheilungen. Dasselbe hat sich in dem abgelaufenen Jahre bedeutend erweitert und besitzt gegenwärtig 3752 Nummern. Ein vielleicht noch größeres Verdienst, als durch diese allerdings sehr werthvolle Sammlung, erwirbt sich sein Vorsteher, Herr Prof. Dr. Lindenschmit fortwährend durch die Verbreitung der ausgezeichneten Abgüsse und Nachbildungen alterthümlicher Gegenstände. Es sind im letzten Jahre wiederum 400 Stück angefertigt worden, wovon auch unsere Sammlung mehre geschenkt erhalten hat.

Die durch den Abgang des Professors Michelsen seit längerer Zeit erledigte Stelle des ersten Vorstandes des Germanischen Museums zu Nürnberg ist endlich durch den Professor Essenwein aus Gratz wieder besetzt. Diese Wahl wird als eine sehr glückliche betrachtet, da Herr Essenwein, ein geborener Badenser, der seine Studien in Berlin, Wien und Paris gemacht hat, zugleich als Künstler und gründlicher Forscher auf dem Gebiete der deutschen Kunst= und Culturgeschichte bekannt ist.

W. C. Beyer , Dr., Archivar,      
als zweiter Secretair des Vereins.      

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Beilage Nr. 1.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der allerhöchsten Protectoren, hohen Beförderer, Ehrenmitglieder, correspondirenden Vereine, correspondirenden Mitglieder und ordentlichen Mitglieder, am 11. Juli 1866 .


I. Allerhöchste Protectoren.

  1. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Meklenburg=Schwerin.
  2. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Meklenburg=Strelitz.

II. Hohe Beförderer.

  1. Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin - Mutter von Meklenburg=Schwerin.
  2. Seine Durchlaucht der regierende Fürst von Schaumbnrg=Lippe.
  3. Seine Majestät der König von Sachsen.
  4. Seine Majestät der König von Preußen.
  5. Seine Hoheit der Herzog Wilhelm von Meklenburg=Schwerin.
  6. Seine Hoheit der Herzog Georg von Meklenburg=Strelitz.

III. Ehrenmitglieder.

  1. Se. Exc. Herr Geheimrath v. Olfers, General=Director der königlichen Museen zu Berlin.
  2. Se. Exc. Herr Staatsminister v. Lützow auf Boddin bei Gnoien.
  3. Se. Durchl. der Fürst Friedrich Karl von Hohenlohe=Waldenburg zu Kupferzell bei Heilbronn.
  4. Herr Archivrath, Pastor Masch zu Demern bei Rehna.

IV. Correspondirende Vereine und Institute.

A. In den deutschen Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden.

  1. Alterthums=Verein für das Großherzogthum Baden zu Baden=Baden.
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Königreich Bayern.

  1. Königlich Bayrische Akademie der Wissenschaften zu München.
  2. Germanisches Museum zu Nürnberg.
  3. Historischer Verein für Oberbayern zu München.
  4. Historischer Verein für Oberfranken zu Bamberg.
  5. Historischer Verein für Unterfranken und Aschaffenburg zu Würzburg.
  6. Historischer Verein für Oberfranken zu Baireuth.
  7. Historischer Verein der Oberpfalz und von Regensburg zu Regensburg.
  8. Historischer Verein für Schwaben und Neuburg zu Augsburg.

Herzogthum Braunschweig.

  1. Archiv=Verein der Stadt Braunschweig.

Freie Stadt Bremen.

  1. Verein für Bremische Geschichte und Alterthümer (Abtheilung des Kunst=Vereins) zu Bremen.

Freie Stadt Frankfurt.

  1. Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Franfurt a. M.

Freie Stadt Hamburg.

  1. Verein für Hamburgische Geschichte zu Hamburg.

Königreich Hannover.

  1. Historischer Verein für Niedersachsen zu Hannover.
  2. Museum zu Hildesheim.
  3. Alterthums=Verein zu Lüneburg.
  4. Bibliothek der Lüneburger Landschaft zu Celle.
  5. Verein für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden zu Stade.
  6. Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Osnabrück.
  7. Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alterthümer zu Emden.

Kurfürstenthum Hessen.

  1. Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde zu Kassel.
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Großherzogthum Hessen.

  1. Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer zu Mainz.
  2. Historischer Verein für das Großherzogthum Hessen zu Darmstadt.

Herzogthümer Holstein und Lauenburg.

  1. Schleswig=Holstein=Lauenburgische Gesellschaft für vaterländische Geschichte zu Kiel.
  2. Schleswig=Holstein=Lauenburgische Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer zu Kiel.

Freie Stadt Lübeck.

  1. Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde zu Lübeck.

Großherzogthum Luxemburg und Limburg.

  1. Archäologische Gesellschaft für Erhaltung und Aufsuchung geschichtlicher Denkmäler im Großherzogthum Luxemburg.
  2. Archäologische Gesellschaft für das Herzogthum Limburg zu Tongern.

Großherzogthum Meklenburg.

  1. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg.

Herzogthum Nassau.

  1. Nassauischer Verein für Alterthumskunde und Geschichtsforschung zu Wiesbaden.

Kaiserthum Oesterreich.

  1. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Wien.
  2. Kaiserliche geographische Gesellschaft zu Wien.
  3. Kaiserliche Central=Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler Oesterreichs zu Wien.
  4. Kaiserliches Antiken= und Münz=Cabinet zu Wien.
  5. Verein für Landeskunde in Nieder=Oesterreich zu Wien.
  6. Museum Francisco=Carolinum zu Linz.
  7. Historischer Provinzial=Verein für Krain zu Laibach.
  8. Historischer Provinzial=Verein für Steiermark zu Gratz.
  9. Historischer Provinzial=Verein für Kärnthen zu Klagenfurt.
  10. Ferdinandeum zu Innsbruck.
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Königreich Preußen.

  1. Verein für Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin.
  2. Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel.
  3. Verein für die Geschichte der Grafschaft Ruppin.
  4. Königliche Akademie der Wissenschaften zu Erfurt.
  5. Verein für Alterthumskunde zu Erfurt.
  6. Thüringisch=sächsischer Verein zur Erforschung vaterländischen Alterthums zu Halle.
  7. Historisch=statistischer Verein zu Frankfurt a. d. Oder.
  8. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz.
  9. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau.
  10. Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens zu Breslau.
  11. Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde zu Stettin.
  12. Westfälische Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Kultur zu Minden.
  13. Verein für die Geschichte und Alterthumskunde Westphalens zn Münster.
  14. Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande zu Bonn.
  15. Berein für die Geschichte des Niederrheins zu Cöln.
  16. Historisch=antiquarischer Verein für die Städte Saarbrücken, St. Johann und deren Umgegend zu Saarbrücken.

Fürstenthümer Reuß.

  1. Voigtländischer alterthumsforschender Verein zu Hohenleuben.

Königreich Sachsen.

  1. Deutsche Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer zu Leipzig.
  2. Königlicher Verein für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichte und Kunstdenkmale zu Dresden.
  3. Freiberger Alterthumsverein zu Freiberg.

Großherzogthum Sachsen=Weimar.

  1. Verein für thüringische Geschichte und Alterthumskunde zu Jena.
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Herzogthum Sachsen=Meiningen.

  1. Hennebergischer Verein für vaterländische Geschichte zu Meiningen.

Herzogthum Sachsen=Altenburg.

  1. Geschichts= und alterthumsforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg.
  2. Verwaltungs=Ausschuß des Gesammt=Vereins der deutschen Geschichts= und Alterthums=Vereine zu Altenburg.

Königreich Würtemberg.

  1. Würtembergischer Alterthums=Verein zu Stuttgart.
  2. Königliches statistisch=topographisches Bureau und Verein für Vaterlandskunde zu Stuttgart.
  3. Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben zu Ulm.
  4. Historischer Verein für das Würtembergische Franken zu Mergentheim.

B. Im Auslande.

Schweiz.

  1. Schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft zu Bern.
  2. Historischer und alterthumsforschender Verein der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug zu Luzern.
  3. Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Zürich.
  4. Gesellschaft für vaterländische Alterthümer zu Basel.
  5. Historisch=antiquarischer Verein zu Schaffhausen.
  6. Historische Gesellschaft des Kantons Aargau.

Niederlande.

  1. Gesellschaft für Friesische Geschichts=, Alterthums= und Sprachkunde zu Leeuwarden.
  2. Königlich Niederländisches Museum für Alterthümer zu Leyden.
  3. Gesellschaft für Niederländische Literatur zu Leyden.

Belgien.

  1. Belgische numismatische Gesellschaft zu Brüssel.
  2. Archäologisches Institut zu Lüttich.
  3. Archäologische Gesellschaft zu Namur.
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  1. Central=Comité zur Publication von Denkmäler=Inschriften in Ostflandern zu Gent.

Preußen.

  1. Alterthumsgesellschaft Prussia zu Königsberg.
  2. Historischer Verein für Ermland zu Brausberg in Ostpreußen.

Rußland.

  1. kaiserlich bestätigte archäologisch=numismatische Gesellschaft zu Petersburg.
  2. Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Russischen Ostsee=Provinzen zu Riga.
  3. Esthländische literarische Gesellschaft zu Reval.
  4. Gelehrte Esthnische Gesellschaft zu Dorpat.

Ungarn mit den Nebenländern.

  1. Verein für Siebenbürgische Landeskunde zu Hermannstadt.
  2. Gesellschaft für südslavische Geschichte und Alterthumskunde zu Agram.

Dänemark.

  1. Königliche Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen.
  2. Dänischer historischer Verein zu Kopenhagen.

Schweden.

  1. Königliche Akademie der schönen Wissenschaften, Geschichte und Alterthumskunde zu Stockholm.

Großbritannien.

  1. Archäologisches Institut für Großbritannien und Irland zu London.

Amerika.

  1. Smithsonian Institution zu Washington.

V. Correspondirende Mitglieder.

In Bayern:
   zu München: 1. v. Hefner=Alteneck Dr., Professor.
in Belgien:
   zu Antwerpen: 2. Vicomte de Kerckhove.
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in Braunschweig:
   zu Wolfenbüttel: 3. Schmidt Dr., Geh. Archivrath.
in Dänemark:
   zu Kopenhagen: 4. Wegener, Geh. Conferenzrath, Archivar.
5. Worsaae, Etatsrath, Director.
in Frankreich:
   zu Abbeville: 6. Boucher de Perthes, Präsident der kaiserl. Societät zu Abbeville.
in Griechenland:
   zu Athen: 7. Riza=Rangabé, Minister, Exc.
in Hamburg: 8. Beneke Dr., Archivar.
in Hannover:
   zu Göttingen: 9. Havemann Dr., Professor.
10. Waitz Dr., Professor.
   zu Hannover: 11. Grotefend Dr., Archivrath.
12. Baron v. Hammerstein, Staatsminister.
   zu Lüneburg: 13. Volger Dr., Schuldirector.
in Hessen:
   zu Mainz: 14. Lindenschmit Dr., Professor.
in Holstein: 15. Michelsen Dr., Geh. Hofrath.
in Lübeck: 16. Behn Dr., Eisenbahn=Director.
17. Dittmer Dr., Canzlei=Secretair.
18. Mantels, Professor.
19. Milde, Geschichtsmaler.
20. Wehrmann, Archivar.
in den Niederlanden:
   zu Leyden: 21. Janssen Dr., Conservator.
in Oesterreich:
   zu Wien: 22. v. Arneth, Regierungsrath und Archiv=Vicedirector.
23. v. Sacken, Freiherr, Dr., Custor des k. k. Antiken=Cabinets.
   zu Zara: 24. Petranovich Dr., Landgerichtsrath.
in Preußen:
   zu Berlin: 25. Adler, Königl. Baumeister, Prof.
26. Friedländer Dr., Geh. Archivrath.
27. Homeyer Dr., Professor.
28. Jaffé, Dr., Professor.
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   zu Berlin: 29. Freiherr v. Ledebur Dr., Director des Kunstkabinets und der Alterthums=Sammlung.
30. Pertz Dr., Ober=Bibliothekar, Geh. Ober=Regierungsrath.
31. Riedel Dr., Geh. Archivrath und Professor.
32. Freiherr v. Stillfried=Rattonitz, Graf von Alcantara, Dr., Wirkl. Geh. Rath u. Director des Königl. Hausarchivs, Exc.
   auf Radensleben: 33. v. Quast, Geh. Regierungsrath, Conservator der Kunstdenkmäler.
   zu Jüterbock: 34. Heffter Dr., Land= und Stadtgerichts=Director.
   zu Triglitz: 35. Ragotzky, Pastor.
   zu Salzwedel: 36. Danneil, Director, Professor.
   zu Stettin: 37. Giesebrecht Dr., Professor.
38. Hering Dr., Professor.
39. Klempin Dr., Archivar.
   zu Stralsund: 40. Brandenburg Dr., Syndicus u. Archivar.
41. Zober Dr., Professor und Stadtbibliothekar.
   zu Gollnow: 42. Baron v. Medem, Archivrath a. D.
   zu Liegnitz: 43. v. Minutoli, Regierungsrath.
   zu Halle: 44. Leo Dr., Professor.
   zu Magdeburg: 45. v. Mülverstedt, Archivrath.
in Rußland:
   zu Petersburg: 46. v. Köhne Dr., Kaiserl. Staatsrath.
in Sachsen:
   zu Dresden: 47. v. Langenn Dr., Geh. Rath, Exc.
in Schweden:
   zu Stockholm: 48. Brör Hildebrand, Reichsantiquar und Director des Münzkabinets.
49. Nilsson Dr., Professor, Mitglied der Akademie.
in der Schweiz:
   zu Lausanne: 50. Troyon, Professor.
51. A. Morlot, Professor.
   zu Basel: 52. Rütimeyer Dr., Professor.
   zu Zürich: 53. Keller Dr., Professor.
   zu Neufchatel: 54. Désor Dr., Professor.
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in Würtemberg:
   zu Stuttgart: 55. Paulus, Finanzrath.

 

VI. Ordentliche Mitglieder.

A. In Meklenburg.
zu Alt=Strelitz: 1. Genzken, Stadtrichter.
bei Boizenburg: 2. Neumann, Pastor zu Gülz.
bei Brüel: 3. v. Kolhans auf Golchen.
4. Rösecke, Pensionair zu Jülchendorf.
zu Bützow: 5. Dugge Dr., Senator.
6. Krüger, Criminalrath.
bei Bützow: 7. Kossel, Pastor zu Tarnow.
8. Baron v. Meerheimb auf Groß=Gischow, Drost.
9. Schwartz auf Steinhagen.
in Crivitz: 10. Schlaaff, Bürgermeister.
bei Crivitz: 11. v. Barner auf Bülow.
12. Kindler, Pastor zu Kladrum.
13. Schencke Dr., Präpositus zu Pinnow.
14. Willebrand, Pastor zu Cladow.
zu Dargun: 15. v. Pressentin, Amtshauptmann.
bei Dargun: 16. Pogge auf Wolckow.
zu Dobbertin: 17. Baron v. Maltzan auf Kl.=Luckow, Klosterhauptmann.
bei Dobbertin: 18. Wiechmann Dr., auf Kadow.
bei Doberan: 19. Fromm, Kirchenrath, zu Parkentin.
bei Dömitz: 20. zurNedden, Pastor zu Conow.
bei Friedland: 21. v. Rieben auf Galenbeck, Landrath.
bei Fürstenberg: 22. v. Buch auf Tornow, Kammerherr.
zu Gadebusch: 23. v. Koppelow, Amtsverwalter.
bei Gadebusch: 24. v. Döring auf Badow.
25. Rohrdantz auf Dutzow.
26. Schmidt, Pastor zu Lübsee.
zu Gnoien: 27. Cramer, Bürgermeister.
bei Gnoien: 28. v. Blücher auf Quitzenow.
29. Günther, Pastor zu Gr.=Methling.
bei Goldberg: 30. Bassewitz, Pastor zu Brütz.
zu Grabow: 31. Fabricius, Amtsverwalter.
32. Römer, Rector.
33. Rüst Dr., Sanitätsrath.
bei Grevismühlen: 34. Owstin, Pastor zu Börzow.
35. Rettich auf Rosenhagen.
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zu Güstrow: 36. v. Bassewitz, Canzlei=Vicedirector.
37. Trotsche, Stadtsecretair.
38. Türk, Pastor.
39. Viereck, Senator.
bei Güstrow: 40. v. Buch auf Zapkendorf.
zu Hagenow: 41. Prätorius, Bürgermeister.
bei Hagenow: 42. v. Röder, Domainenrath zu Redefin.
bei Kleth: 43. Walter, Pastor zu Kastorf.
zu Kröpelin: 44. Lesenberg, Apotheker.
bei Kröpelin: 45. Maue auf Gr.=Siemen.
46. Vortisch, Pastor zu Satow.
zu Lage: 47. Kues Dr., Sanitätsrath.
48. Lüders, Bürgermeister.
bei Lage: 49. Graf v. Bassewitz auf Prebberede.
50. Graf v. Bassewitz auf Schwiessel, Landrath.
51. v. Lowtzow auf Reusow.
52. Pogge auf Pölitz.
zu Lübz: 53. Gädcke, Advocat, Senator.
54. v. Lehsten, Kammerjunker, Forstmeister.
55. zurNedden, Amtsverwalter.
bei Lübz: 56. Graf v. Bernstorf zu Weisin.
zu Ludwigslust: 57. Danneel, Pastor.
zu Malchin: 58. Timm, Apotheker.
bei Malchin: 59. Graf v. Bassewitz auf Bristow.
60. Seemann auf Hinrichsfelde.
61. Walter, Pastor zu Bülow.
zu Malchow: 62. Rettberg, Bürgermeister.
bei Malchow: 63. Graf v. Blücher auf Blücher.
bei Marlow: 64. v. Vogelsang, Hauptmann, auf Neu=Gutendorf.
zu Mirow: 65. Giesebrecht, Consistorialrath.
zu Neubrandenburg: 66. Ahlers, Landsyndicus.
67. Brückner Dr., Hofrath, Bürgermeister.
68. Conradi, Pastor.
69. Nicolai, Hofrath.
bei Neubrandenburg: 70. v. Dewitz auf Kölpin.
71. v. Klinggräff auf Chemnitz.
72. Pogge auf Blankenhof.
73. Pogge auf Gevezin.
zu Neubuckow: 74. Flörke, Amtmann.
75. Keil, Dr. med.
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zu Neubuckow: 76. Müller, Präpositus.
bei Neubuckow: 77. v. Oertzen auf Roggow.
78. v. Restorff auf Rosenhagen, Landrath.
zu Neukalen: 79. Mau, Bürgermeister.
zu Neukloster: 80. Kliefoth, Seminar=Director.
81. Quentin Dr., Pastor.
zu Neustrelitz: 82. v. Bülow, Staatsminister, Exc.
83. v. Grävenitz, Kammer=Präsident, Exc.
84. v. Schultz, Canzlei=Director.
85. v. Voß, Kammer=Director.
zu Parchim: 86. Beyer, Senator.
87. Flörke, Hofrath, Bürgermeister.
88. Schumacher, Apotheker.
bei Parchim: 89. Engmann, Pastor zu Gr.=Pankow.
90. Malchow, Pastor, zu Granzin.
zu Penzlin: 91. Müller, Bürgermeister.
bei Penzlin: 92. Flügge auf Gr.=Helle.
93. v. Gundlach auf Rumpshagen.
94. Jahn auf Kl.=Vielen.
zu Plau: 95. Schultetus, Senator.
bei Plau: 96. v. Hartwich auf Daschow.
97. Zander, Pastor zu Barkow.
zu Ratzeburg: 98. Baron v. Meerheimb.
zu Rehna: 99. Demmler, Senator.
100. Lange, Bürgermeister.
zu Ribnitz: 101. Dolberg, Pastor.
bei Ribnitz: 102. Peters, Navigationslehrer zu Wustrow.
zu Röbel: 103. Engel, Hofrath, Bürgermeister.
bei Röbel: 104. v. Ferber auf Melz.
105. Frau v. Schulse, geb. v. Knuth, auf Ludorf.
zu Rostock: 106. Bachmann Dr., Professor, Director des Gymnasiums a. D.
107. v. Bassewitz, Ober=Appellationsgerichts=Präsident.
108. Crumbiegel Dr., Bürgermeister.
109. Ditmar Dr., Geheimer Justizrath und ritterschaftlicher Syndicus.
110. Dumrath, Kaufmann.
111. Flügge, Ober=Postamts=Director.
112. v. Heise=Rotenburg.
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zu Rostock: 113. Hüen, Dr. med.
114. Kollmann, Domainenrath.
115. Krause, Gymnasial=Director.
116. Ernst Kühl Dr.
117. Langfeld, Landsyndicus.
118. Luckow, Bauconducteur.
119. Baron v. Maltzan, Justizrath.
120. Mann Dr., Ober=Appellat.=Rath.
121. Meyer, Staatsrath a. D., Syndicus.
122. zurNedden, Amtmann.
123. Rogge, Ober=Appellationsgerichts=Canzlist.
124. Schmid Dr., Ober=Appellationsgerichtsrath.
125. Schmidt, Hofbuchhändler.
126. Siemssen, Dr. med.
127. W. Wachenhusen, Baumeister.
128. Weber Dr., Ober=Appellationsgerichtsrath.
129. Weber, Dr. jur.
130. Wiggers, Dr. theol., Prof. a. D.
bei Rostock: 131. Flörke, Pastor zu Toitenwinkel.
132. M. v. Heise=Rotenburg auf Poppendorf.
133. Lembcke, Pensionair zu Lambrechtshagen.
134. v. Plessen auf Gr.=Viegeln.
135. Ritter, Pastor a. D., Erbpächter zu Friedrichshöhe.
zu Schönberg: 136. Kindler, Advocat.
137. v. Oertzen, Justizrath.
bei Schönberg: 138. Pumplün, Pastor zu Carlow.
bei Schwaan: 139. Priester, Präpositus zu Buchholz.
zu Schwerin: 140. Ackermann, Minister.=Registrator.
141. v. Amsberg, Justizrath.
142. Assur, Zeitungs=Redacteur.
143. Bäreusprung Dr., Hofbuchdrucker.
144. Bartning, Geheimer Hofrath.
145. Beyer Dr., Archivar.
146. v. Bilguer, Generalmajor.
147. Bolhoevener, Hofbuchhändler.
148. Bolle, Lehrer an der Militair=Bildungsanstalt.
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zu Schwerin: 149. v. Brock, Geheimerath, Exc.
150. Bruns, Hauptmann.
151. v. Bülow, Canzlei=Director.
152. v. Bülow, Lieutenant.
153. v. Cossel.
154. Driver, General=Auditeur.
155. v. Elderhorst, Generalmajor a. D.
156. Fischer, Geschichtsmaler.
157. Fromm, Literat.
158. Gillmeister, Glasmaler.
159. Hase, Revisionsrath.
160. Hildebrand, Buchhändler.
161. Hobein, Advocat.
162. v. Holstein, Oberstlieutenant a. D.
163. Jahr, Archivschreiber.
164. Jentzen, Landschaftsmaler.
165. E. v. Kamptz.
166. Kaysel, Oberkirchenraths=Director.
167. Kayser Dr., Zeitungs=Redacteur.
168. v. Klein, Lieutenant.
169. Kliefoth Dr, Oberkirchenrath.
170. Knebusch, Domainenrath, auf Greven und Lindenbeck.
171. Koch, Geh. Amtsrath.
172. Köhler, Oberstlieutenant.
173. Krüger, Landbaummeister.
174. Krüger, Amtshauptmann.
175. Kueß, Canzleirath, Lehnsfiscal.
177. v. Levetzow, Staatsminister, Exc.
178. Lisch Dr., Archivrath und Conservator.
179. Lorenz, Schulrath.
180. Losehand, Ministerialrath.
181. v. Lützow, Oberstlieutenant.
182. Manecke auf Duggenkoppel.
183. Mantius, Commerzienrath.
184. Mencke, Canzlei=Vicedirector.
185. Meyer Dr., Oberlehrer.
186. Müller, Geh. Canzleirath, Regierungs= und Lehnsfiscal a. D.
187. v. Müller, Kammer=Director.
188. Baron v. Möller=Lilienstern auf Rothspalk.
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zu Schwerin: 189. zurNedden, Hofrath.
190. Baron v. Nettelbladt, Hauptmann, Prinzen=Gouverneur.
191. v. Oertzen, Minister=Präsident, Excellenz.
192. Oldenburg, Ministerial=Assessor.
193. Peters, Hof=Registrator.
194. Pfeiffer Dr., Sanitätsrath.
195. Pohle, Bürgermeister.
196. v. Prollius, Justizrath.
197. Prosch Dr., Regierungsrath a. D.
198. Prosch Dr., Geh. Cabinetsrath a. D.
199. v. Rantzow, Premierlieutenant.
200. Reitz, Prorector.
201. Ruge, Baumeister.
202. v. Santen, Lieutenant.
203. Sandmeyer Dr., Hofbuchdrucker.
204. Schiller Dr., Oberlehrer.
205. Schliemann, Oberkirchenrath.
206. Schnelle Dr., auf Halenbeck.
207. Schröder Dr., Ober=Schulrath.
208. Schumacher, Hofmaler.
209. Schweden, Advocat.
210. Seebohm Dr., Sanitätsrath.
211. v. Stein Dr., Professor und Prinzen=Gouverneur.
212. Steiner, Hofrath, Theaterdirector.
213. Stern, Architect.
214. Susemihl, Baurath.
215. A. Voß, Kaufmann.
216. Wachenhusen, Baumeister.
217. Wedemeier Dr., Ministerial=Secretair.
218. v. Weltzin, Lieutenant.
219. Wigger Dr., Archivar.
bei Schwerin: 220. v. Böhl auf Cramonshagen.
221. Schubart, Pensionair zu Gallentin.
zu Stargard: 222. Siemssen, Bürgermeister.
bei Stavenhagen: 223. v. Oertzen auf Jürgenstorf, Landrath.
224. v. Oertzen, Kammerherr, auf Kittendorf.
bei Sternberg: 225. v. Bülow auf Wamekow.
zu Sülze: 226. Hall Dr., Bürgermeister.
227. Rötger, Amtmann.
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bei Tessin: 228. Karsten, Kirchenrath, Präpositus zu Vilz.
229. v. d. Lühe auf Gnewitz.
230. v. Oertzen auf Woltow, Landrath.
231. v. Plüskow auf Kowalz, Landrath.
232. v. Schack auf Nustrow.
bei Teterow: 233. Baron v. Maltzan, Vice=Landmarschall auf Gr.=Luckow.
zu Waren: 234. Pries, Bürgermeister.
bei Waren: 235. Brückner, Präpositus zu Groß=Giewitz.
236. v. Frisch auf Klocksin.
237. v. Oldenburg auf Marxhagen.
238. Graf v. Voß auf Gr.=Giewitz, Landrath.
zu Warnemünde: 239. Avé=Lallement, Pastor.
zu Wismar: 240. Büsch, Sergeant a. D.
241. Crull, Königl. Niederländ. Geh. Commerzienrath, General=Consul.
242. Crull, Dr. med.
243. Frege Dr., Gymnasiallehrer.
244. Haupt, Senator.
245. Jordan, Domainenrath.
246. Lembcke, Advocat.
247. Mann, Rentier.
248. Pentzlin, Dr. med.
249. v. Schuckmann auf Viecheln.
250. Techen Dr. med.
251. Thormann, Baumeister.
bei Wismar: 252. Baron v. Biel auf Zierow.
253. Koch auf Dreveskirchen.
254. Niemann, Pastor, zu H.=Viecheln.
255. v. Stralendorf auf Gamehl, Kammerherr und Landrath.
zu Wittenburg: 256. v. Flotow, Amtmann.
bei Wittenburg: 257. v. Grävenitz auf Zühr, Major a. D.
258. v. Lützow auf Tessin.
bei Woldeck: 259. Graf v. Schwerin auf Göhren.

 

B. Im übrigen Deutschland:
in Braunschweig: 260. Hänselmann, Stadtarchivar zu Braunschweig.
in Hamburg: 261. Weber, Commerzienrath.
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in Hessen: 262. Rothfuchs Dr., Gymnasiallehrer in Marburg.
in Holstein: 263. Sellin, Cand. theol. zu Altona.
in Oesterreich: 264. v. Oertzen, Legations=Secretair zu Wien.
265. Zehlicke, Schulrector zu Biala in Gallizien.
in Preußen: 266. v. Arnim auf Criewen bei Schwedt a. d. O.
267. Graf Behr=Negendank auf Dölitz und Semlow bei Damgarten in Pommern.
268. Brüning, Auscultator, zu Berlin.
269. Graf v. Bülow, wirkl. Geheimer Rath, Excellenz, zu Nimmersatt.
270. Graf v. Finkenstein, Kgl. Kammerherr zu Berlin.
271. Fischer, Redacteur zu Berlin.
272. v. Haeften auf Erprath bei Xanten.
273. Karsten Dr., Regierungsrath a. D. zu Berlin.
274. v. Kröcher, Geheimer Regierungsrath zu Berlin.
275. v. Oertzen, Geheimer Rath zu Berlin.
276. v. Oertzen, Landrath, auf Pamitz bei Anklam.
277. Rudloff, Regierungsrath zu Frankfurt a. O.
278. v. Tiele=Winkler, Major, auf Schloß Miechowitz bei Beuthen in Schlesien.
in Sachsen: 279. Freiherr Adolph v. Maltzan Exc. zu Dresden.
in Würtemberg: 280. Graf Friederich v. Zepelin auf Aschhausen bei Schönthal.

 

C. Im Auslande:
281. Graf Simolin=Bathory auf Gr.=Dselden in Curland.
282. Riederhoeffer, Dr. phil. in Petersburg.
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Zusammenstellung.
I. Protectoren 2
II. Hohe Beförderer 6
III. Ehrenmitglieder 4
IV. Correspondirende Gesellschaften 94
V. Correspondirende Mitglieder 55
VI. Ordentliche Mitglieder 282
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Anlage Nr. 2.
horizontale Klammer

Auszug

aus

der Berechnung der Vereins=Casse vom 1. Juli 1865 bis 30. Juni 1866.


Auszug aus der Berechnung der Vereins=Casse vom 1. Juli 1865 bis 30. Juni 1866.
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Auszug aus der Berechnung der Vereins=Casse vom 1. Juli 1865 bis 30. Juni 1866.

Schwerin, den 30. Juni 1866.

F. Wedemeier, Dr. , Ministerial-Secretair,
z. Z. Cassen-Berechner.                

 


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Anlage Nr. 3.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Alterthumssammlung von Ostern bis Johannis 1866 .


1) Aus der Urzeit.
(Fremde Alterthümer.)

5 Beile und 6 spanförmige Messer aus Feuerstein, und 6 fossile Thierknochen vom Elephanten, Rhinoceros, Rind u. s. w., gefunden zu Abbeville und geschenkt von dem Herrn Boucher de Perthes daselbst.

2) Aus der Steinzeit.

2 Lanzenspitzen aus Feuerstein, 6 " und 5 " lang, etwas unregelmäßig geschlagen und an den Rändern sägenförmig gezackt; wie es scheint noch nicht ganz fertig. Von dem Herrn Dr. Hüen zu Marlow auf einem ehemaligen bedeutenden Wendenkirchhofe bei Alt=Guthendorf gefunden und dem Vereine geschenkt.

1 Keil aus Feuerstein, überall geschliffen und gelbbraun gefärbt. Gefunden in der Gegend von Greifswald, geschenkt von dem Herrn Dr. Hüen zu Marlow.

Ungefähr in dieselbe Zeit werden ferner die folgenden für unsere vergleichende Sammlung erworbenen fremden Alterthümer gehören: 1 geschliffener Keil, 6 kleine Beile, 4 Späne von Feuerstein und eine kleine Sammlung von Topfscherben, zerschlagenen Thierknochen und Feuersteinsplittern, gefunden in einem Moore bei Amiens, sowie ein abgesplitterter Block und 3 Spanmesser von den merkwürdigen, bearbeiteten braunen Feuersteinen von Grand=Pressigny, geschenkt von dem Herrn Boucher de Perthes in Abbeville.

3) Aus der Bronzezeit.

Eine hohlgegossene Pfeilspitze aus Bronze, ohne Rost, vollständig und gut erhalten. Gefunden im Torfmoor zu Lü=

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dershagen bei Güstrow, geschenkt vou dem Herrn Oberinspector v. Sprewitz zu Güstrow.

Ferner zur vergleichenden Sammlung fremder Alterthümer: 1 kleine Urne, 4 " hoch und 3 1/4 " weit, mit 2 Oehren, und eine kleine Schale, 4 " weit, mit einem kleinen Henkel, vielleicht zum Zustülpen der Urne bestimmt. Auf dem Schlachtfelde bei Liegnitz in Schlesien ausgegraben und von dem Herrn Antiquariats=Buchhändler Otto Gundlach zu Rostock geschenkt.

4) Aus dem christlichen Mittelalter.

1 kurze und schmale Degenklinge von Eisen (Rüting), 16 " lang, gefunden auf dem "Schloßberge" zu Gr.=Voigtshagen bei Dassow, geschenkt von dem Herrn Ingenieur Brüssow in Schwerin.

2 Schlüssel und 1 Pfeilspitze von Eisen, gefunden auf einer Burgstelle bei Boitzenburg (nach Gothman hin), geschenkt von dem Herrn Bauinspector Voß zu Boitzenburg, jetzt in Schwerin.

1 eiserner Schlüssel, gefunden im Dom zu Schwerin bei dessen Restauration in einem zugemauerten Rüstloche, geschenkt von dem Herrn Baumeister Krüger zu Schwerin.

1 viereckige Ofenkachel aus Thon (sogenannter Kacheltopf) von der Gestalt eines Schmelztigels; 1 Sieb aus Thon, mit durchbohrten Seitenwänden, Bruchstück; ein Stück alte Leinwand: alles wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert, gefunden zu Viegnitz bei Niemen in Schlesien, geschenkt von dem Herrn Oeconomen Carl Sibeth zu Güstrow.


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Anlage Nr. 4.
horizontale Klammer

Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Münzsammlung von Ostern bis Johannis 1866 .


1 meklenburgischer Bracteat, 15. Jahrh.; 1 meklenburgischer Groschen, 1696; ein meklenburg=güstrowscher Sechsling, 1622; ein Rostocker Schilling, 1704. Geschenk des Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz.

1 Wismarscher Sechsling, 1627; 1 Kupfermünze von Zeeland, 1779; gefunden bei Schwerin, geschenkt von dem Herrn Militair=Baumeister Wachenhusen zu Schwerin.

1 Vierchen des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg (1440-1470), gefunden in einem Garten zu Marlow und geschenkt von dem Herrn Apotheker Schumacher daselbst.

1 schwedisches Vierschillingsstück, 1691, gefunden zu Pölitz und geschenkt von dem Herrn Pogge auf Pölitz.

1 schwedisches Vierschillingsstück, 1659, und ein brandenburgisches Vierschillingsstück, 1693. Angekauft.

Außerdem schickte der Herr Apotheker Schumacher zu Marlow den Staniol=Abdruck einer vor Jahren in der Stadt Ribnitz gefundenen römischen Goldmünze:

Av. Behelmtes Brustbild: D N IVSTINIANVS P P AV.
Rev.   Geflügelte Victoria, in der rechten Hand eine Lanze, in der linken eine Kugel mit einem Kreuze haltend: VICTORIA VCCCB, unten: CONOB

Dieselbe Goldmünze des Kaisers Justinian (533 n. Chr.) ward schon 1853 auf dem Felde von Bruderstorf bei Dargun gefunden. Jahrb. XVIII. S. 298.


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Anlage Nr. 5.
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Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Bildersammlung von Ostern bis Johannis 1866 .


Grabdenkmal der Herzogin Ursula, Tochter des Herzogs Heinrich des Friedfertigen, Aebtissin des Klosters Ribnitz, gestorben 1586, in der Klosterkirche zu Ribnitz. Photographie, 8 Zoll hoch, nach der im Jahre 1861 ausgeführten Restauration aufgenommen. Geschenk des Herrn Landbaumeisters W. Wachenhusen zu Rostock.

Das Bastseil eines Tragetopfes aus dem Pfahlbau bei Vimsow, 1 Wetzstein von Mestlin, ein eiserner Ring von Kl.=Stieten; Federzeichnungen von dem Herrn Maler Milde tn Lübeck.

G. Stern , Architect.

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Anlage Nr. 6.
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Verzeichniß

neuer Erwerbungen für die Bibliothek von Ostern bis Johannis 1866.


I. Frankreich.

  1. Flore d'Abbeville et des environs par M. J. A. G. Boucher de Crèvecoeur. Troisiéme Edition. Abbeville 1834. 8°.
  2. Mémoires de la Société Royale (Impériale) d'Abbeville 1836-1865. 3 Theile. Abbeville. 8°.
  3. De la mâchoire humaine de Moulin=Quignon. Nouvelles découvertes en 1863 et 1864 par M. Boucher de Perthes. Paris 1864. 8°.
  4. Antiquités celtiques et antédiluviennes par M. Boucher de Perthes. Tome III. Paris 1864. 8°. (Nr. 1 bis 4 Geschenke des Herrn Boucher de Perthes in Abbeville.)

II. Belgien und Holland.

  1. Inscriptions funéraires et monumentales de la Province de la Flandre Orientale, par le Comité central de publication des Inscriptions Funéraires et monumentales de la Flandre Orientale à Gand. 42e et 43e Livraison 1865. Fol. (Tausch=Exemplar von der Gesellschaft zu Gent.)
  2. De Vrije Fries. Tom XI. Leeuwarden 1865. 8° (Tausch=Exemplar von der Friesch. Genootschap von Geschied-, Oudheid- en Taalkunde.)
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III. Schweiz.

  1. Argovia. Jahresschrift der historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, durch E. L. Rochholz und K. Schröder. Bd. IV. Aarau 1866. 8°. (Tausch=Exemplar von der genannten Gesellschaft.)

IV. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

  1. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Jahrg. XIII. Nr. 1. 2. 3. (Tausch=Exemplar von dem Germanischen Museum.)
  2. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine. Jahrg. XIV. Nr. 4. (Zwei Exemplare.)

V. Oesterreich.

  1. Fontes Rerum Austriacarum. Abth. II. Bd. XXIV. Wien 1865. 8°.
  2. Archiv für österreichische Geschichte. Bd. XXXIV. und XXXV. 1. Wien 1865. 8°.
  3. Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bd. XXIV. 3. L. 1-4. L. 1, 1. Wien 1865. 8°. (Nr. 10-12 Tausch=Exemplare von der genannten Akademie.)
  4. Arkiv za Povjestnicu Jugoslavensku. Knjiega VIII. Zagrebu 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von der Gesellschaft für südslavische Geschichte und Alterthümer.)

VI. Bayern.

  1. Sitzungsberichte der Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1866 I. 1. 2. 8°. (Tausch=Exemplar von der genannten Akademie.)
  2. Achtundzwanzigster Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg. 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Verein.)
  3. Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg. Bd. XIX. 1. Würzburg 1866. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Verein.)
  4. Einunddreißigster Jahresbericht des historischen Kreis=Vereins im Regierungsbezirke von Schwaben und Neu=
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burg für das Jahr 1865. Augsburg 1866. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Verein.)

VII. Würtemberg.

  1. Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Siebenzehnte Veröffentlichung. Ulm 1866. 4°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Verein.)

VIII. Sachsen und Thüringen.

  1. Hennebergisches Urkunden=Buch, herausgegeben von Georg Brückner. Thl. V. Suppl=Bd. I. Meiningen 1866. 4°. (Tausch=Exemplar von dem henneberg. alterthumsforsch. Vereine in Meiningen.)
  2. Fliegende Blätter. Kulturgeschichtliche Zeichnungen von Dr. Back in Altenburg. XX.-XXVII. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)
  3. Das Landrecht von Burg. Zum ersten Male aus der Handschrift herausgegeben von C. A. v. Mülverstedt. 8°.
  4. Nachtrag zu den Untersuchungen über die Edeln von Maketserve, herausgegeben von C. A. v. Mülverstebt. 8°. (Nr. 21 und 22 Separat=Abdrücke aus d. N. Mittheilungen des Thüring.=Sächs. Vereins. Bd. XI. geschenkt von dem Herrn Verfasser.)

IX. Brandenburg.

  1. Mittheilungen des histor.=statistischen Vereins zu Frankfurt a. O. Heft 5. 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Verein.)
  2. Funfzehnter Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländ. Geschichte und Industrie. Salzwedel 1865. 8°. (Tausch=Exemplar von dem genannten Vereine.)
  3. Regesten und Urkunden zur Geschichte des uradligen Geschlechts der Herren von dem Knesebeck. Weitere Nachträge, herausgegeben von dem Geh. Justizrath von dem Knesebeck. Göttingen 1866. 8°. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

X. Schleswig, Holstein und Lauenburg.

  1. Jahrbücher f. d. Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, herausgegeben von der S.=H.=L.
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Gesellschaft für vaterländische Geschichte. Bd. VIII. Kiel 1866. 8°. (Tausch=Exemplar von der genannten Gesellschaft.)

XI. Meklenburg.

  1. Archiv für Landeskunde. Jahrg. XVI. Heft 1 und 2. (Geschenk Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz.)
  2. Sur la période postdiluviale par G. C. F. Lisch. Separat=Abdruck aus den Bulletins de l'Académie Royale de Belgique. 2me Série. Tom. XXI. No. 2. 8°. (Geschenk des Herrn Archivraths Dr. Lisch.)
  3. Programm der Domschule zu Güstrow, Ostern 1866, enthaltend: "Darstellung der elementaren Theorie der Maxima und Minima und ihrer Anwendung von Dr. Förster." (Geschenk des Herrn Directors Dr. Raspe.)

K. Schiller , Dr., Oberlehrer,    
als Bibliothekar des Vereins.       


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Anlage Nr. 7.
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Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die Urkundensammlung von Ostern bis Johannis 1866 .

1) Vertrag zwischen den Grafen von Schwerin und den Herzogen von Sachsen=Lauenburg über die Zollfreiheit in Boizenburg. 1260. Juni 16.

2) Hülfsbündniß zwischen den Herzogen von Meklenburg, Sachsen=Lauenburg und Holstein. 1408. Mai 27.

Abschriften der Original=Verträge in dem Staatsarchive zu Hannover von dem Herrn Archivrath Dr. Grotefend in Hannover.

 


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Anlage Nr. 8.
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Verzeichniß

der neuen Erwerbungen für die naturhistorische Sammlung von Ostern bis Johannis 1866.


1) Ein Orthokeratit, gefunden zu Braunsberg bei Güstrow, geschenkt von dem Herrn Hand auf Braunsberg.

2) Ein Orthokeratit, ein Echenit, zwei fossile Austerschalen, gefunden zu Warnow bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Kammer=Ingenieur v. Hafften zu Bützow.

 

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