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Die
von
G. C. F. Lisch.
S tadt und Amt Crivitz entbehrten lange Zeit der evangelischen Reformation, da sie, wie Stadt und Amt Lübz, zum Leibgedinge der katholisch gesinnten Herzogin Anna gehörten. Die Geschichte der Reformation von Crivitz hält gleichen Schritt mit der von Lübz.
Der letzte katholische Pfarrer in Crivitz war Johann Krüger, welcher noch im J. 1568 lebte.
Nachdem der Herzog Johann Albrecht am 24. Februar 1559 während der Abwesenheit seiner Mutter der "Abgötterei" zu Lübz mit Gewalt ein Ende gemacht hatte, dachte er ernstlich daran, auch der Stadt Crivitz einen evangelischen Prediger zu geben. Er schickte deshalb seinen Hofprediger Johann Halbrodt nach Crivitz, um die kirchlichen Zustände daselbst zu untersuchen; es fehlte nämlich an Geldmitteln, da die "geistlichen Lehen von Privat= und Laien=Personen dermaßen eingenommen und unterschlagen waren, daß nicht allein die Kirche wüst und baufällig ward, sondern auch die Kirchendiener davon nicht erhalten werden konnten". Es erhellt hieraus ganz klar, daß das damalige katholische Unwesen in der Verwaltung der Kirchengüter in Crivitz um so tiefer eingerissen war, als es hier an unmittelbarer Aufsicht fehlte. Andreas Mylius, welcher dazu beauftragt war, evangelische Prediger von Geist und Kraft für Lübz und Crivitz zu suchen, schlug am 15. März 1560 dem Herzoge den Mathias Bracht Kesselins, den Vater des berühmten Philosophen und Philologen
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Johannes Caselius, der aus Neu=Brandenburg verdrängt war und damals ohne eine feste Anstellung in Nordheim lebte 1 ), zum Pastor in Crivitz vor 2 ). Indessen mochte dieser es vorziehen, einem Rufe nach Göttingen zu folgen. Als die Herzogin Anna im Mai 1560 von ihrer liefländischen Reise heimgekehrt war, protestirte sie am 6. Julii 1560 gegen die Einsetzung protestantischer Prediger in Lübz und Crivitz, erklärte jedoch, daß sie zwar der Gewalt weichen, aber unter solchen Verhältnissen wünschen müsse, von ihrem Leibgedinge abgelöset zu werden. Jedoch setzte der Herzog Johann Albrecht seinen Willen durch, wenn auch auf seine Kosten, und seine Mutter blieb zu Lübz bis zu ihrem Tode. Der Prediger für Lübz war auch bald gefunden: in Lübz ward schon im J. 1560 Nicodemus Bergius zum Prediger eingesetzt. In Crivitz ward, wahrscheinlich im Anfange des J. 1561, der erste evangelische Prediger Michael Bramberg, aus Bützow gebürtig, durch den Hofprediger Johann Halbrodt eingeführt. Am 9. Febr. 1561 dankten Burgemeister und Rath und ganze Gemeinde der Stadt Crivitz dem Herzoge Johann Albrecht dafür, daß er sie "mit einem Seelsorger und guten Prädicanten zur Beförderung Gottes Ehre und ihres Seelenheils begnadigt" habe. Bramberg hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, bis die Herzogin Anna am 19. Junii 1567 das Zeitliche segnete. Im Julii 1568 ließ der Herzog in Crivitz eine Kirchen=Visitation anstellen; damals war Michael Bramberg sieben Jahre Pastor in Crivitz gewesen. Bramberg hatte so eifrig gewirkt, daß im J. 1568, obgleich er damals noch keinen Capellan zur Seite hatte, auf den Dörfern der Pfarre Crivitz keine Papisten mehr waren. Im J. 1570 hatte Bramberg Aussicht, "sich in des Herzogs Christoph Dienst zu begeben" (vgl. oben S. 180); jedoch blieb er zu Crivitz, wo er noch lange Zeit wirkte.
Wie es zu den Zeiten der Herzogin herging, läßt sich aus nachfolgenden Geschichten klar entnehmen. Die eifrigsten Diener der Herzogin Anna waren Christoph von Metzradt, Hauptmann ihrer Leibgedingsämter, und der Schreiber Michael
"M. Chesselii pater, injuria Brandenburgensium ejectus, vacans conditione, Northemi est, vir gravis et doctus: illum Crivitzii existimarem collocandum. Si videbitur, mittat Celsitudo Tua litteras M. Johanni Chesselio, ejus filio; Furstenbergum venturum spero".
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Wulf, der vorzüglich in Crivitz wirkte. Michael Wulf, "der ehrhafte Geselle", wie er genannt wird, aber in der That ein loser Geselle, hatte im J. 1550 von dem letzten katholischen Pastor Johann Krüger, als dem Patron, ein Lehn in der St. Marien=Capelle der Kirche zu Crivitz verliehen erhalten und war natürlich mit der katholischen Geistlichkeit sehr vertraut. Nach der Einsetzung des lutherischen Predigers Bramberg im J. 1561 entstanden in den ersten Jahren Irrungen wegen der geistlichen Güter. Im J. 1562 ließ daher die Herzogin das Rathhaus und die Kirchenfacristei ("Gerwekammer") schließen und durch Christoph von Metzradt und "andere dazu Geordnete" aus der Kirche zu Crivitz das Silbergeräth, an 600 Thaler werth, nehmen, das sie mit einem Inventarium dem Christoph v. Metzradt in einer verschlossenen und versiegelten Kiste zu treuen Händen zur Aufbewahrung übergab. Als die Herzogin Anna am 19. Junii 1567 gestorben war, befahl der Herzog Johann Albrecht am 25. Julii 1567 dem Rathe der Stadt Crivitz, darauf zu wachen, daß dieses Kirchensilber nicht abhanden komme, und machte denselben für die vollkommene Aufbewahrung verantwortlich 1 ). Der Rath konnte aber wohl nichts weiter thun, als über den Hergang berichten, so viel er davon wußte. Darauf befahl am 10. Aug. 1567 der Herzog Johann Albrecht dem Christoph von Metzradt 2 ), dieses Silber herauszugeben, und machte ihn für den Werth verantwortlich. Ob dieses Silber wieder zum Vorschein gekommen sei, oder nicht, ist aus den Acten nicht zu ersehen; es scheint aber verloren gegangen zu sein. Denn bei der Kirchen=Visitation im Julii 1568 bekannte Michael Wulf: "er habe davon noch ein Register, und noch wohl viel mehr, die aber verboten wären von Herzog Christoph und Herzog Carl nicht von sich zu geben"; darauf die Visitatoren begehrten, dasjenige, was die Kirche betreffe, von sich zu geben, was die Herzoge Christoph und Carl betreffe, begehrten sie nicht zu sehen.
Michael Wulf war schon vor der Visitation im Februar 1569 in Untersuchung gewesen. Er war der Gotteslästerung beschuldigt, da er auf den evangelischen Glauben geschimpft hatte; er hatte z. B. gesagt: die Consecrirung des Sacramentes, welche die lutherischen Pfaffen verrichteten, sei so gut, als ob sie ein Hund thue; Leib und Blut Christi sei im Sacrament der Protestanten nicht vorhanden; die Lutherischen
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fräßen ihren Gott u. s. w. Er behauptete dagegen, er habe nur des Herzogs freundliche, viel geliebte Frau Mutter (welcher er bis in seine Grube in ihrem Leben und Tode getreu und hold zu sein höchlich zugesagt) als eine aufrichtige, christliche, löbliche, fromme, ehrliebende Fürstin gegen diejenigen vertheidigt, welche, in Vergessung der ihnen erzeigten Wohlthaten, von der Herzogin wegen ihrer Lehre unbillig gesprochen und ihn selbst mit der Herzogin der Hölle zugeschrieben und verdammt hätten. - Der Herzog Johann Albrecht ließ aber sein Hab und Gut versiegeln und ihn selbst gefangen setzen, bis er öffentlich Kirchenbuße that und er dadurch entschuldigt ward, daß seine Reden dem Mißverstand und der Trunkenheit zugeschrieben wurden. - Christoph v. Metzradt war im J. 1570 schon todt. - Und so waren die Hauptgegner des Protestantismus in Crivitz zum Schweigen gebracht.
Michael Bramberg starb aber erst im J. 1591, nachdem "er 30 Jahre Prediger in Crivitz gewesen" war und die ganze Umgestaltung des Kirchenwesens allein durchgesetzt hatte.
Beilage Nr. 1.
D. d. Güstrow. 1567. Julii 25.
Johans Albrecht.
Liebe getrewen. Nachdem wir in erfarunge kommen, das etzlich sielber, so sich in die sechßhundertt thaler erstrecket, bei euch in der Kirchen vorhanden, vnd der kirchen zugehorig sein soll, Alß wollen wir euch derhalben ernstlich ausfferlegt vnd beuholen haben, Jhr wollett mitt allem vleiß darauff achtunge geben, das daruon nichts verruckett oder von abhanden kommen muge, Auch niemands ohne vnser vorwissen vnd willen ichtes daruon volgen, Sondern dasselbe alles ganz vollenkommen biß vff vnsern entlichen beuehl bei einander pleiben lassen, wurde aber vber diesen vnsern beuehlich daruon etwas entkommen, oder von abhanden gebracht werden, So wollen solchs nirgendt alß von euch widerumb zu fordern wissen. Wollett euch inn deme also vnserm beuehll gemeß vnd keineswegs anderß verhalten. Daran Vnser ernste, zuuerlessige wille vnd meynung. Datum Gustrow, den XXVten July, Anno . LXVIIten. Manu propria sst.
An den Rath zu Criuitze.
Nach dem Concepte im großherzoglich meklenburg. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
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Beilage Nr. 2.
D. d. Lübz. 1567. Aug. 10.
Johans Albrecht, Hertzog zu Mecklenburgk.
Erbar, lieber getrewer. Wir khomen in glaubwirdige Erfahrunge, wie vnnsere gnedige vnnd viel geliebte Fraw Mutter hochloblicher seliger gedechtnuß dir etzlich Silbergeschmiede, so Jr l. etwo alß Anno . 62 auß der kirchen Kriuitz auß beweglichen Vrsachenn durch Dich vnnd Anndere dir zugeordenete fordernn vnnd holenn lassenn, vormuege einß dabei anwesenndenn Jnuentarii vnnd vorzeichnuß zu trawenn Handen inn einer verschlossenn vnnd versiegelten kistenn soll zugestaldt habenn, Vnnd aber Wir nun nebenn Vnnserm freundtlichenn liebenn Brueder hertzogenn Vlrichenn zu Mekelnburgk vnnß verglichenn, solch geschmiede wiederumb, weill eß zu der kirchen Kriuitz vnnd also zu gotlichen sachen gehorigk, denn kirchgeschworenn daselbst ferner zu Gots ehrenn vnnd aussnehmen der kirchen annzuwenden vnnd geprauchen, zustellenn vnnd verreichenn zu lassen entschlossenn, alß beuehlenn wir dir hiemitt gnediglich vnnd wollenn, das du solch obgereigte verschlossenn vnnd besiegelte geschmiede, in massenn du eß empfangenn, vnnsernn kirchenschworen zu Kriuitz in Crafft dieß vnnsers beuehlichs wiederumb auff Ersts ir Annforderunge gegenn genugsamb quietung zustellest, folgenn lassest, vnnd keinßweges vorenthaltest, Vnnd wir wollenn dich für Jedermanß Ansprache deretwegen genuegsam vertrettenn vnnd eine gewehre sein, Dazu du dich khunlich zu uerlassenn dich hirin also vorhaltest. Daran geschicht Vnser gnediger Wille vnnd meynung. Datum Lupts, den 10ten Augusti, Anno . LXVII.
Manu propria sst.
An Christoff Meßrath.
Belangett
etzlich Silberen geschmiede,
So die Frav
Mutter aus der kirchen zu
Kriuitz hatt
durch Jme wegnehmen lassen.
Nach dem Concepte im großherzoglich meklenburg. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.