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7.
Zur Geschichte der Reformation in Friedland.

Vgl. Jahrb. XII, S. 147 flgd.

In dem letzten Jahrgange der Jahrbücher ist die nicht unwichtige, jedenfalls sehr interessante Geschichte der Reformation in der Stadt Friedland dargestellt. Seitdem sind noch die unten mitgetheilten Actenstücke entdeckt, welche auf die Entwickelung der großen kirchlichen Begebenheit in dem Lande Stargard und überhaupt ein noch helleres Licht werfen und sich enge an die schon mitgetheilten Actenstücke anschließen. Aus diesen Acten, welche in dem ersten Viertheil des Jahres 1526 vor dem competirenden Bischofe von Havelberg verhandelt wurden, ergiebt sich nun Folgendes klarer:

1. Der Aufruhr und die Gewaltthätigkeit gegen die katholische Priesterschaft entstand zunächst durch die lutherische Lehre, welche in Friedland zuerst ein von den Riben zu Galenbek beschützter Augustiner mönch gepredigt hatte.

2. Die weltliche Obrigkeit machte mit den Tumultuanten zuerst gewissermaßen gemeinschaftliche Sache, indem sie auch die Geistlichkeit unter die weltliche Gerichtsbarkeit und zu den weltlichen Stadtlasten zog, ohne der Priesterschaft die Communalvortheile zu gönnen. Dies zeugt für die damals allgemein herrschende Richtung, alle veralteten Institutionen durchaus aufzuheben, oder, wie sich der unten mitgetheilte Bericht ausdrückt, eine "Reformation über den geistlichen und weltlichen Stand zu machen."

3. Man drängte sich in diesem Streben nach Aufhebung der geistlichen Gerichtsbarkeit auch in diese hinein, indem man die Rechte, welche den Geistlichen in Beziehung auf die Errichtung und Ausführung von Testamenten seit alter Zeit zustanden, dadurch zu schmälern suchte, daß man die Testamente und ihre Ausführung in die Willkühr der Laien brachte. Dies gab in Friedland zunächst Veranlassung zur Klage, indem die Riben zu Galenbek das Testament des Pfarrers Arend Tymmermann zu Kosa (und) Broma nicht in Erfüllung brachten, sondern den Nachlaß des Pfarrers mit Gewalt seiner Köchin und deren Kindern zuzuwenden suchten.

4. Jedermann griff zu, wo er der Geistlichkeit Besitz entreißen konnte: Zinsen und Pächte wurden nicht gezahlt und Capitalien und Pachtstücke von den Inhabern als Eigenthum vorenthalten Dies veranlaßte zunächst das Andringen der Geistlichkeit bei dem Bischofe, damit dieser sie auf dem Unterhandlungstage zu Sternberg am 8. April 1526 (vgl. Jahrb. XII,

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S. 242) vertreten könne; hier ward wohl verhandelt und bestimmt, aber nichts erreicht.

G. C. F. Lisch.     


Nr. 1.
Die Testamentsvollstrecker des wail. Pfarrers Arnt Timmermann zu Broma und Kosa beklagen sich über Verletzung der der Priesterschaft in der Propstei Friedland verliehenen Rechte.
D. d.
(1526. Febr.)

Hochwerdige in gotht gnedige furste vnde here. We wol auer velen iaren hir in juwer gestyffte Hauelberch, gelyek we in anderen styfften, yß gewentlyken vnde gebrucklyck, ock recht geholden vnde geweset vnde noch ys, dat en prester heft syn testamente vnde latesten wyllen ordenen vnde setten mogen, alße em des to siner selen selycheit nuttest geducht, welke ordeninge des testamentes ock mydt velen begnadingen der rechte begunstiget vnde sunderlick durch de laueligen heren vnde landesfursten to Megklenborch vnde Stargerde etc. . auer alle prester in der prawestye tho Vredelande begnadet, ock nachgegeuen, dat alle prester yn der prawestie tho Vredelande mogen vnde scholen ere testamente vmbohynderth maken vnde dat iar der gnaden nha deme dode van eren leuen hebben, luth eynes furstlyken breues dem clero yn der prawestye dar auer gegeuen, des hyr by eyne copie ingeslaten yß, alße denne nu ßelege her Arenth Tymmerman, wandages kerckhere to Broma vnde Koße, sin testamente geordenth heft, so kamen de Ryben Hennynck vnde Hinryck tho Galenbeke her vnde steken syck in sodan testamente vnde vorheten vnde reken de nagelatene guder gedachtes hern Arndt Tymmermannes syner kokynnen vnde eren kynderen, dat de dar myth schaffen schollen nha ereme gefalle, vnde leggen dat testamente vnde latesten wyllen gedachtes presters hir hinden, wyllen ock vns testamentarien to der execucion des testamentes nycht gestaden, szo alße se ock wol in mher gesthlyk dynge grypen vnde de heuynghen der ghesthlyken by syck entholden, bydden hyr vmme j. hochwerdyge g., dede aller prester testamente desses styfftes de hogeste executor vnde der geistlyken guder bescharmer yß, j. g. wille vorfogen helpen, dat gedachten Ryben sodan testament vngehinderth laten vnde syck in de dynck der gestliken so wyet alße suste dhon nycht strechken, dar myt eyn ythlike tho deme gennen, dar he to borechtiget ys, mage gestadet werden, dat

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wyllen wy vmme j. hochwerden g. vnses armen vormogens to verdenende stedes wyllen befunden werden.

                              I. g.

vnderdanen            
Testamentarien ßelegen hern
Arnt Tymmermans.     

Nach einer Abschrift im großherzoglich=meklenburg. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.

Auf der Rückseite steht von des Canzlers C. v. Schöneich Handt:

Arnt Tymmermans testamentarien 26.

Der in diesem Schreiben angezogene Brief ist eine nicht datirte Urkunde des Fürsten Heinrich von Meklenburg ungefähr vom J. 1325 (1321 - 1328), durch welche dieser der Geistlichkeit der Präpositur Friedland das Gnadenjahr verleiht.


Nr. 2.
Die Priesterschaft der Stadt Friedland beklagt sich bei dem Bischofe Busso von Havelberg wegen der über sie verhängten Behandlung nach weltlichem Rechte und wegen mehrerer ihr zugefügten Gewaltthätigkeiten.
D. d.
(1526. Febr.)

Hochwerdighe in godt gnedighe furste vnnd here. Vnder velen beschwerden vnnd bedrucken, de vns armen juwer g. vnderdanen prestern tho Vredelande dit jar mehr wen ye vorhen weddervaren sint, geuen wy I. g. alse vnsen heren vnnd geistlikenn fursten, deme wy hyr in byllich nytz vorswigen vnnd bergen scollenn, demotichlik etlige dar van tho erkennen, alße:

Dat de wartliken itzunt gherichtewalt auer vns geistlikenn wedder alle rechte vnnd gesette sick vnderstan, ock myt bedellen vor wartlich gerichte heyschen latenn.

Dat wy ock van vnsen geistliken gudern, de wy susth thieggen godt deme hochsten herrn vordienen, ock j. g. alße vnsen geistliken furstenn dar van dhon mothen, hir hen bauen noch wartlike burdenn vndergaen vnnd draghen schollen, neuenst den wartlikenn alle stadtrecht plicht vnnd vnplichte tho dhonde, de wy doch vnser geistlikenn guder, we de wartliken ere, in nodhen tho vorpandende edder tho vorkopende nicht macht hebben; wy warden ock neuenst den wartlikenn tho nuttinghen vnnd ynkamenden der stadt, alße tho vryen holtenn, wyskenn, rorenn vnnd der gelikenn nicht gestadet, vnnd scoldenn dennoch ye likeßere neuenst vnnd mit en alle burdenn vndergann, geduncket gantz beswerlich.

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Die testamentarienn etliker, vorstoruener priester werdenn genottaget, itzunt rekenscop vnnd rede tho geuende den wartlikenn, dy syck vor frunde dar ahn thenn, van den testamenten, dar van alhir tho Wistock, we behorlich, auer velen jarenn rekenscop geschenn vnnd quyttantienn gegeuenn sint, gherade effte die dispositio vnnd executio eynes pristers testaments in andern ordenn wen by deme geistlikenn furstenn tho sokende were, edder eyn testament, dat doch sust vele begnadinghen hefft, nicht macht hebben scolde.

We woll ock vnse g. heren vnnd landesfurstenn tho Megklenburch etc. . alße christlike furstenn vnnd leffhebber der diener gadts tho etlikenn malenn in erer g. stadt Vredelanth der geistlikenn haluenn gescreuenn hebbenn, dat me met en nicht nyges vornhemenn, men vredelich vnnd vnvorweldiget se schale blyuenn lathenn, ßo ys vns doch hyr hen bauenn vele gwalt vnnd vngelymps weddervarenn, alßo dat vnse huser, vynstere vnnd gardenn vns thorethenn sint; wy hebbenn ock, we in andern velen stedenn, eyn gemeyne priesterhuß, de Collation genomet: dat sulffte hebbenn etlike borgere, dede nomlich vnnd deme erßamen rade vormeldet sin, by nachte vns vpgestodt, vnsenn schenkenn dar inne thoslaghenn, vnße byr dar vth getappet vnnd allenn motwillenn dar yn gebruket. Etlike prester sint ock vp dem kerkhaue mit weldigher handt angelopenn, beschympt vnnd vorhonet, dat vnder cristenen ßodans nicht wol themlich were, alle vmme eynes Augustiner monnickes willen der Lutterischen lere anhengych .

Deße vnnd mer beswerdenn, de wy vth erhafftiger noeth vnnd plichte juwer g. nicht berghenn mothenn, wedderfaren vns armenn prester tho Vredelande itzunder mer wen in vhortydenn nicht geschenn, die wyle nu etlike lude hy bynnenn eyne reformation auer geistlich vnde werlich stanth villichte sunder beyderstandes auericheit mytwethenth to makende sick vnderstan, efft de sulfftenn denne wadt gudes vnder sick maken konden, vnd wolde wy woll gedulden, wes ock vor nutticheit dar vth erwasseth muchte, villichte int lichte kamenn, dat me abers vnß alße de diener gades, de godt alleweldig synem gerichte reseruiret, vngemoyet lete, were nicht vmbillich, den wy haddenn gerne vrede, ane welgen wy ock dem almechtighenn nicht woll dienenn konenn, vnnd ys vns sere tho wedderen vnd beswerlich, dat wy alße auer vnße medebroder clagen scollen, yodoch juwer g. vth plichtenn dith nicht vorswigenn mogenn. Bidden j. g. alße vnsen geistlikenn furstenn vnnd herenn, dat de vns hyr ahn vnnd andern bedrucken sthur vnnd gnedichlike hulpe dhon wille.

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Wes ock vnße enthauen tynsere vnnd pechte bedrepet, dar van wy vorhen j. g. ersucht hebbenn, bydden wy gantz demothilick, j. g. vns armenn dar yn by vnsenn landesfurstenn forderinghe don wolle, vnnd so ydt j. g. tho doende were, woldenn vns thon bestenn vppenn mytwekenn in den ostern negest thom Sterneberch vp den vthgescreuenen dach by dem furstenn durch bodescopp effte scriffte gnedichlik hulpe don, dat synt wy alße de gehorßamenn vnderdanen tho vordenende stedes willich.

                               I. g.

Clerus tho Vredenlande.     

Ock g. furste vnnd here vnderstaen sick ethlyke burger, namlich de Kurdeße samp erer moder bynnenn Fredelande, dat se confirmirte benefitia erstorenn vnnd etlike houen, de langest auer genne XX jaren to dem dienste gades gegeuen synt, an sick nemen, vnnd enen her Johan Reberg genomet, vicarien dar tho institueret, entsetten, de wyle de fundation gemeltes beneficii, de se vnderslan vnnd verstoppenn, by en ys etc. .

Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.


Nr. 3.
Der Bischof Busso von Havelberg beschwert sich bei den Herzogen von Meklenburg über die Bedrückung der fried länder Geistlichkeit.
D. d.
Plattenburg. 1526. März 21.

Vnnßer freuntlich dinst vnd was wir sunst mher leibes vnd guts vermugen zu uorne. Hochgebornen fursten, beßonder lieben heren vnd frunde. Wes sich die priesterschaft zw Vredeland gegen vns Liborius Swichtenberge vnd die testamentarien eyns vicarien zw Fridelandt ßeligen ern Arndt Tymmermans halben thun beclagen, werden Ewr Liebden aws inuerwartten iren clageschrieften vernhemen, derwegen fruntlichs vleisses bittend, das ewr liebden einseheen thun wollen, das die gedachte priesterschaft nicht so gar des iren entzsatzt, vber gewontliche begnadung bedrungen vnd beswerth werden mugen, als wir nicht zweifelen ewr liebden thun werden, das die pillikeit gescheen vnd inen begegnen mugen, Ewr L. sich freuntlich vnd gegen gedachte priestere gnediglichen werdenn ertzeigen, das sein wir in

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allezceit zu uerdienen gewilligt vnd geneigt. Datum Plattenborg, mitwochs nach den sontag Judica, anno etc. . XXVI to .

Busso von gots gnaden bestettigter zu Bischoue
zw Hauelberge.                    

Denn hochgebornen Fursten hernn Henrichen vnd hern Albrecht gebruder hertzogen zw Meklenburg etc. . vnßern besonder lieben heren vnd frunden.

(L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburgischen Geh. und H. Archive zu Schwerin, besiegelt mit einem kleinen Ringpetschaft mit dem Wappen der v. Alsvenleben.