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Begräbnißplatz von Vietlübbe bei Plau,
aus der Zeit der Kegelgräber.

Erste Aufgrabung.

Auf der jetzigen vietlübber Feldmark, wahrscheinlich dem früheren Felde von Sukow, links vom Wege nach Plau, nahe der Rißbek und den Tannen, liegt eine Fläche von etwa 20 Ruthen Länge von Osten nach Westen und einer Breite von 8 Ruthen mit kleineren und größeren Steinhügeln bedeckt; der Platz heißt der "Mürerbusch" (Mörderbusch) und hatte früher eine bedeutende Größe, da die Fundamentsteine zu mehreren Gebäuden hier schon vor einigen Jahren ausgebrochen und einige Hügel am Rande halb zerstört sind. Sobald der ganze Raum aufgedeckt ist, werde ich das Nöthige über das Ganze am Schlusse nachträglich bemerken. Da die Steine überall zu Tage liegen und jetzt ausgebrochen werden, die Alterthümer aber hier scheinbar dicht gedrängt sich finden, so glaube ich, daß eine Aufdeckung

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sehr im Interesse des Vereins ist, ehe fremde Hände den noch vorhandenen Theil dieses Begräbnißplatzes zerstören.

Einen halb zerstörten Hügel im Osten einstweilen übergehend, fing ich die Untersuchung

A. am nächstfolgenden Hügel an, der unversehrt war und bei einem Durchmesser von 50 Fuß eine Axenhöhe von 4 Fuß hatte, doch so daß oben in einer Fläche von etwa 30 Fuß dieser Hügel abgeplattet war. Schon einige Fuß vom östlichen Rande fand sich eine Brandstelle auf dem Urboden und bald darauf

1) eine Urne von 9 " Höhe, 11 1/2 " in der Oeffnung, 14 1/2 " im Bauche und 4 1/2 " in der Basis haltend. Sie ist unverziert und enthielt nur Knochen und Asche.

2) Etwa 5 Fuß weiter westlich stand mitten zwischen den Steinen, 2 Fuß hoch über dem Urboden eine Urne von 4 Fuß Höhe, 4 " Oeffnung, 4 1/2 " Bauchweite und 3 1/2 " Basis mit fast graden Wänden; sie war roh gearbeitet, bereits zerdrückt und außer einigen kleinen Knochen ohne weitern Inhalt.

3) Weiter südwestlich etwa 8 Fuß war eine Urne bis zum Rande in den Urboden versenkt, mit vielen Kohlen und gebrannter Erde umgeben, an Gestalt der ersten Urne gleich, aber 13 " in der Oeffnung haltend. Zwischen den Knochen lag:

a. ein Doppelknopf aus Bronze mit auslaufender Spitze, 2" lang, ganz wie die oben erwähnten Doppelknöpfe von Dobbin und Retzow (vgl. die Abbildung S. 378), und

b. ein Bruchstück von einem hohl getriebenen Handringe, ebenfalls aus Bronze, im Bruchende oxydirt.

Der Rost auf beiden Sachen ist nicht glänzend.

4) Etwa 10 Fuß westlich, südlich von der Mitte des Hügels, fand sich wieder eine Urne, an Bildung der 1 und 3 gleich, aber 9 " hoch, 14 " im Bauche und 6 " in der Basis weit.

Sie enthielt außer vielen und starken Knochen:

a. ein doppelt gebogenes, nämlich zuerst wie eine Sichel nach innen gekrümmtes und dann wieder rückwärts gekrümmtes Messer aus Bronze mit Griffzunge. Die am Rücken verzierte Klinge ist 8 ", die Griffzunge 2 1/2 " lang. Auf einer Seitenfläche ist der Rost so dünne, daß die Metallfarbe stark hervortritt; auf der andern Seite ist der Rost edel, jedoch nicht tief;

b. einen offenen, leise gewundenen Ring aus Bronze, 2 " weit, aus einem gut 1"' dicken, gedrehten Drathe, der an den offenen Enden platt ausläuft und 1 " weit überfaßt.

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5) Südlich von der vorigen 5 ' entfernt war eine gleiche Urne, von 12 " Durchmesser in der Oeffnung, bis an den Rand in den rings umher verbrannten und mit Kohlen angefüllten Urboden versenkt. Außer Knochen und Asche enthielt sie nichts an Alterthümern 1 ).

B. Zwei kleinere, südlich von dem vorigen gelegene Hügel enthielten je eine

6 und 7) Urne, die aber zerdrückt waren und keinen weiteren Inhalt als Asche und Knochen hatten.

Vietlübbe, im Juni 1845.

J. Ritter.     

Zweite Aufgrabung.

C. Vier Hügel, welche nach einander in der Breite von Osten nach Westen fortschreitend durchgegraben wurden, gaben keine andere Ausbeute, als Urnenscherben und Brandstellen, obgleich die Hügel ganz unversehrt waren. Auch die Zwischenräume, da sie mit Steinen ausgelegt waren, ließ ich durchgraben.

D. In der Mitte eines alsdann folgenden Hügels stand auf dem Urboden eine Urne mit scharfem Bauchrande, von der oben S. 357 abgebildeten Grundform, den früher gefundenen ähnlich, aber kleiner; sie mißt nämlich 5 1/2 " in der Höhe, 6 1/2 "in der Oeffnung, 7 3/4 " in der Bauchweite und 3 1/2 " in der Basis. Der Inhalt bestand nur in Sand, Asche und kleinen Knochen. Dicht daneben lag auf dem Urboden ein Bruchstück von einem feinkörnigen Sandstein, welcher auf mehreren Flächen offenbar zum Schleifen gebraucht ist.

Vietlübbe, im August 1845.

J. Ritter.     


1) Der Gestalt der Urnen 1. 3. 4. 5. und vieler anderer Urnen nach gehört die Urne von Kuppentin (Jahrb. X, S. 292, Nr. 4) nebst dem bronzenen Ringe ohne Zweifel in die Zeit der Kegelgräber. Es ist, als wäre diese Urne von demselben Töpfer, der die vietlübber Urnen gemacht. - Der Bestattungsweise und dem Charakter des Platzes zufolge ist auch die Begräbnißstelle von Liepen (Jahrb. X, S. 294) in diese Periode zu setzen; ich hielt sie früher für einen Wendenkirchhof.     J. Ritter.