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:
von
einem überaus seltenen, in Stralsund geschriebenen und zu Rostock gedruckten Buche von J. Crützeberch, vom Jahre 1526 , theologischen Inhalts.
Von
Dr. Gottl. Mohnike,
Consistorial= und Schulrathe
und Superintendenten der Stadt Stralsund.
D as Buch, von welchem ich hier eine Beschreibung nebst einigen Stellen mittheilen will, gehört ohne alle Frage zu den allerseltensten Ueberresten aus dem Reformationsjahrhunderte, und sieht man auf den Ort, wo es geschrieben worden ist, so wird diese Seltenheit noch gesteigert. Die größten Litteratoren und Bibliographen haben es nicht gekannt: - weder Maittaire noch Panzer gedenken desselben; alle Sammler von Nachrichten über die Reformationsgeschichte schweigen, so viel ich weiß, davon; nur der einzige Hermann von der Hardt führt es in dem von ihm angefertigten Verzeichnisse der auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel vorhandenen Autographen Luthers und seiner Zeitgenossen an 1 ), und das von diesem angeführte Exemplar ist es, dessen Beschreibung hier geliefert werden soll. Scheller in seiner Bücherkunde der Sässisch=Niederdeutschen Sprache 2 ) theilt nach eben diesem Exemplar den Titel mit und fügt hinzu: es finde sich wahrscheinlich noch ein Exemplar des Buches auf der akademischen Bibliothek zu Helmstädt. Im Jahr 1831 war das Büchlein feil in der Versteigerung der von dem Professor
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Dr. Kaulfuß zu Halle und von einigen Andern hinterlassenen Bibliotheken 1 ), und wie ich erfahren, hat der Herr Präsident von Meusebach zu Berlin es für die bedeutende Summe von funfzehn Thalern erstanden; es muß also dieser große Kenner von Büchern aus dem sechszehnten Jahrhundert auf die kleine Schrift einen großen Werth setzen. Zwei Exemplare sind demnach, so viel ich weiß, zur Zeit nur bekannt; daß ich das wolfenbüttelsche hier beschreiben kann, verdanke ich dem gegen alle Gelehrte, auch wenn sie ihm persönlich nicht bekannt sind, höchst gefälligen Herrn Bibliothekar Schönemann zu Wolfenbüttel.
Um mit dem Verfasser des Büchleins, eines asketisch= und didaktisch=polemischen Gedichts gegen die Papisten und überhaupt gegen die Gegner der Reformation, besonders hier in Stralsund, zu beginnen, so kann ich von diesem nichts Bestimmtes sagen. Der Name Crutzeberg oder Kreuzberg, eigentlich kein anderer als der, den Luthers Freund und College Cruciger führte, ist mir in den pommerschen Chronikanten und in Nachrichten aus jener Zeit nicht vorgekommen. Ein Stralsunder muß dieser Johann Crutzeberch gewesen sein, ein eifriger Anhänger der Reformation; und doch gedenken seiner weder Johann Berkmann und Bartholomäus Sastrow, noch die andern Berichterstatter über die Einführung der Reformation hier in Stralsund; die alten Spottlieder gegen die Prediger der neuen Lehre hieselbst schweigen von ihm 2 ) - in den Acten des Magistrats und des Ministeriums ist Alles stille über ihn - kein pommerscher Prediger jener Zeit, kein Lehrer auf der Hochschule zu Greifswald hat Crutzeberg geheißen - auch findet sich dieser Name nicht in dem Album der greifswalder Universität 3 ), auch nicht in denen der Hochschulen zu Rostock 4 ) und vormals zu Wittenberg 5 ). Es liegt daher sehr nahe, bei diesem Namen an einen Pseudonymus zu denken, und es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß unter demselben ein damaliger Stralsundischer Geistlicher verborgen ist, von denen mehrere den Vornamen Johannes führten 6 ). Eine solche Verschleierung des wirklichen Namens lag ganz in dem Sinn und der Weise jener Zeit: in dem Büchlein sollte aber eben gelehrt werden, wie ein
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Christ das Kreuz tragen soll. Sollte nicht Johann Aepinus, nachheriger Superintendent zu Hamburg, unter diesen Namen sich versteckt haben? Dieser war 1525 Vorsteher einer Schule hier in Stralsund, nahm an den Reformationsbewegungen eifrigen Antheil, stand mit den angesehensten Stimmgebern in der Stadt in freundschaftlichen Verbindungen, ja wurde von diesen mit solchem Vertrauen beschenkt, daß er mit der Abfassung der ersten stralsundischen Kirchenordnung und gerade im Jahr 1525 beauftragt wurde. Und sicher war Johann Aepinus auch der gebildetste und gelehrteste unter den damaligen Theologen in der Stadt. In jedem Fall wird die Zahl der pommerschen und namentlich der stralsundischen Dichter des sechszehnten Jahrhunderts durch unsern Johann Crutzeberg vermehrt, und wir Stralsunder brauchen uns seiner nicht zu schämen. Mit der letzten Sylbe des Namens steht der Geschlechtsname des Johannes Aepinus, Höck oder Hoch (αιπεινός), wenigstens in einer Sinnverwandtschaft.
Bekannter als unser Dichter ist mir der Freund, dem er sein Buch zugeschrieben hat, Ludewig, oder wie er in Urkunden und bei Chronikanten jener Zeit heißt, Ladewig oder Ladewich Vischer. Dieser Mann war einer der eifrigsten Anhänger der Reformation in unserer Stadt, ein genauer Freund von Franz Wessel, dem eigentlichen Begründer der Reformation hier in Stralsund 1 ), und hat in den stürmischen Auftritten, mit welchen die Kirchenverbesserung hier in Stralsund begann, eine sehr wichtige Rolle gespielt; man sehe Berkmann (S. 35), die Spottlieder (ebendaselbst S. 244) und Sastrow (1, 37). Mitglied des Raths, wie sein Freund Franz Wessel, ist Ladewig Vischer nie gewesen, obgleich auch er mit unter denen war, welche das Regiment der Acht und vierzig gegen den Rath aufrichteten 2 ); als erstes Mitglied der Kirchen=Admicnistration zu St. Nicolai wird er aber in dem Anhange zu einer Rathsverordnung vom Jahr 1527 genannt 3 ). Mehr als dieses weiß ich denn freilich auch nicht von ihm.
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Der Druckort des Büchleins ist Rostock, Stralsund und Greifswald erhielten ihre ersten Pressen erst zur Zeit des dreißigjährigen Krieges 1 ). Ludewig Dietz, gebürtig aus Speier, spielt in der ältesten Buchdruckergeschichte Rostocks eine wichtige Rolle; seine Officin hatte er schon im Jahr 1510 daselbst angelegt. In dem "Etwas von gelehrten Rostocker Sachen" Jahrg. 4 (1740) wird viel von ihm gesprochen; von Seite 567 an wird auch ein Verzeichniß der bei ihm erschienenen Bücher geliefert - doch Crutzebergs Gedicht sucht man auch hier vergebens. Es wird sich also auch wohl nicht in Rostock finden. Druck und Papier machen der Officin des Ludewig Dietz alle Ehre.
Das Gedicht zeichnet sich durch Inhalt und Sprache aus, und verdient ohne Frage bekannter zu werden, als es bisher gewesen ist; es kann mehreren Gedichten von Hans Sachs an die Seite gestellt werden, auch erinnert es an manche deutsche Poesien von Ulrich von Hutten. Trotz des ernsten Inhalts geht doch ein humoristischer Zug durch das ganze Gedicht; die Polemik kleidet sich nicht selten in scharfen Witz. Das Niederdeutsche oder Sassische ist vortrefflich - der Dichter ist seiner Sprache Meister gewesen 2 ); er versificirt und reimt ungezwungen und leicht, nur sehr selten ist der Reim mangelhaft; die dialogische Einkleidung war eine der poetischen Lieblingsformen jener Zeit, und für den Inhalt des Gedichts und den Zweck des Dichters paßte sie hier sehr gut. Das ganze Büchlein verdiente in sprachlicher Hinsicht einen Abdruck. Aus den hier mitgetheilten Proben ist ein Schluß zu machen auf das Ganze. Die Interpunction weicht von der unsrigen sehr ab; in den Versen auf dem Titel, in welchen das Büchlein selbst redend aufgeführt wird, habe ich sie als Probe beibehalten. Oft steht hinter jedem Verse ein Punct.
In dem Jahre, in welchem das Gedicht geschrieben wurde, 1525, hatte die Stadt Stralsund, völlig unabhängig von den Fürsten von Pommern, als welche noch bis 1534 sich zu der alten Lehre bekannten, die Reformation bei sich eingeführt, sich, wie oben gesagt, durch Johann Aepinus eine eigene Kirchen= und Schulordnung anfertigen lassen und überhaupt das kirchliche Wesen regulirt. Ein Theil des Magistrats und viele Bürger waren aber noch der alten Lehre zugethan; die aus der Stadt
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verjagten, oder vielmehr aus Unmuth freiwillig fortgezogenen katholischen Geistlichen, so wie diejenigen, welche zurückgeblieben waren, ließen es an allerlei Machinationen nicht fehlen, und belangten die Stadt sowohl bei den Landesfürsten, als auch bei dem Reichskammergerichte; die Fürsten waren der Stadt, ihres Ansehens und ihrer Privilegien wegen, überhaupt nicht gewogen; der eine von den beiden, Georg, ein Pflegling von Luthers Feinde Herzog Georg von Sachsen, war ein eifriger Katholik. Das Büchlein war also recht ein Werk zu seiner Zeit.
Das Buch besteht aus neunzehn Blättern in Ouart, ohne Blatt= oder Seitenzahlen, jedoch mit Signaturen. Nach Eiij folgt noch ein Blatt. Duernen. Die Custoden fehlen. Marginalien sind ziemlich häufig, fast nur Angaben von Bibelstellen. Die Titeleinfassung ist außerordentlich schön: eine der schönsten, die ich aus jener Zeit kenne.
Die Schlußzeilen, in gereimten Versen, nennen Jahr und Tag, den Druckort aber nicht. Sie lauten:
Dusent vyffhundert na Christi geborth,
Dar na jm soßvnndetwyntygeste yr also vorth.
Des teyenden dages Januarij,
Hefft Ludwych Dietz gedrcket my.
Hier der Titel des Buches, nebst der Anrede desselben an den Leser, und die Vorrede an Ludwig oder Ladwig Vischer - vollständig:
Schal yck dy korth bescheyt geuen?
Worumme yck sy gheschreuen.
Wultu Gade recht vortruwen.
Up em holden vnde buwen.
So mostu wedderstal 1 ) lyden.
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Myt den falschen Christen stryden.
Ume Chrystus wyllen spoth dragen,
Ja lyff vnde gudt dartho waghen.
So dy Godt det Crtze beschert,
Des wes 1 ) berychtet vnde gelerth.
Wem dyth geuelth 2 ) mach my kopen,
Deme nicht, mag van my lopen.
Nemant segal 3 ) my don vornichten,
Sunder he kne my beth thorichten 4 ).
M. D. XXvj.
Dem Ersamen Ludwich Vischer
Mynem Christliken gunre vnde patron, Gnade
und frede
jn Christo, Amen.
Gunstyge gunre vnde broder jn Christo, jw ys
nicht vorborge, jn wat d
sternysse des erdoms wy langhe
yaer vme vnser sunde vnde vorachtynge wyllen des
Godliken wordes ghelegen hebben, ßo dath wy
dorch Gades vnh
lde jn den vnuorstandt vnde
blyntheyt der vormaledyunge geuallen, welcker
Esaias van den, de erer heyms
kynge nicht wachten, jm vefften
beschrifft. Na desser wyse. We den, de seggen
dat b
se gudt, vnde dat gude b
se, de d
sternysse setten jnth licht, vnde
dat licht jn d
sternysse, de dat bytter jnth
ß
te, vnde dat sote inth bytter
setten. Dyth tho beweren
5
) ys nicht noth, de wyle
wy der werlde, vnde flesches wollust vor gudt,
vnde dat Cr
tze b
se geschattet. Mynschen lere de
rechte d
sternysse, bauen dat licht, dat
godlike wort gheholden, yck swyge geerth vnd
ghefr
chtet, der mynschen h
lpe, vnde trost der Creatur, bauen
den h
pen jn Godt
6
) erhauen
vnd gepryset hebben. Ja yck wolde leuer dat yck
l
gen, gelick Mycheas jm 2 secht,
geredet hedde, ju deme wy yd
7
)myt vnsem groten schaden
jn der wahrheyt ßo befunden. Auer God eyn vader
der Barmherticheyth, de nicht wyl dath ghestotte
v
r, Also Esaie jm 42. steyt,
thobreken, hefft vns nu weddergesenth syn
gnadenryke vnde d
rbar wort, vp dath he vns noch van
der blyntheyt errede vnde vorluchte. Welck nu
dechlick by vns (Gade sy Dauck) gelert vnde
ghepreddyket werth, deme gy sampt anderen framen
Christen, vth Gades gnaden, synth tho ged
n vnde gantz geneget
8
). Der haluen gy van
den Gadeslastereren nicht ane spot vnd
voruolgent blyuen werden, ya jn deme yd eyn wort
des Cr
tzes, 1. Corin. 1. von Paulo
gen
met wert,
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dat cr
tze vp jw laden ßo gewysse gy dem
Euangelio volghen. Wolan, jn deme yd Gade ßo
geuelth schal nement vortzagen, also wedderu
re eme ychteßwath seltzens
1
); Vnse here Christus hefft
yo ßzo ghespraken, Marci 8. Wol
2
) my wyl nauolghen, de
vorsake
3
)
syck suluest, vnde neme syn cr
tze vp syck, vnd volge my na,
wente wol syn leuent wyl beholden, de wert yd
vorlesen
4
), vn wol syn leuent
vorl
st, vmme mynen vn vme des
Euangelij wyllen, de wert yd beholden. So moth
yd myt den Christgel
uige gan vnde nicht anders, wyllen
se Gades ryke besjtten, dar tho ys dat cr
tze dat vns God vplecht de alder
eddelste frucht, dar dorch vnse geloue mach
bewert, ge
uet, vn gestercket werden. De
hylge Paulus hefft nicht ane orßake 2. Timo. 3.
geschreuen. Alle de godßzalighen wyllen leuen jn
Christo Jesu, m
ten voruolgjnge lyden. Schal de
b
sewycht Sathan, eyn Forste der
werldt, Johan. 14. syn ryke vorlesen, ßzo werth
he ane twyuel nicht slapen, men Baals
presterschop, ere anhagers ya alle godlosen,
syne ledemate
5
) regen vn wedder
de Christe erwecken. Auer wat werden se alle
vpyagen vnde vthrichten. De jn vns ys, de ys
groter alse de jn der werld ys, Johan. 4
.
Myt korte, dyt ys de orsake, yck dyt Boeckske jn
d
deßke verscke na mynem vorstande,
hebbe thohope ghebracht, jn den dr
ck dorch frunde bede
6
) gestellet, vnde jw
thogeschreuen (nicht dath yck der menynge sy jw
tholere, edder gy myner vnderwysyinge, de kleyn
ys, beh
uen
7
), men vme der
swackm
dygen vn sympele wille, de syck
noch vor nyger tydinge vu erdichteden fabelen
der godlosen lichtlyck laten vorschrecken, vnd
alse Paulus Ephe. 4. secht, weyge vor allerleye
wynde der lere. Dat se yo Christo vast
vertruwen, synem worde gel
uen, vor dem cr
tze fr
lick blyue bestan, wente yd ga wo
yd ga
8
), alle dynck moth den, de God
leuen.(wedder der b
sen wyllen) thom besten denen.
Roma. 8. Bydde gy wyllen dessen kleynen arbeyth
9
) van my Christlick annemen, so
lange God eynen beteren gyfft, vn nicht
vorsmaden
10
), des yck my tho
jw vast vnde wysse vorsee. God geue vns syne
gnade. Dat. Stralsundt des 3. dages Januarij.
Anno 1526.
Joannes Cr
tzeberch.
Das Gedicht ist, wie gesagt, in dialogischer Form; Meister und Schüler unterreden sich. Der Meister hebt klagend an:
Ach tr
ste God desse elenden noth,
Wo ys der mynschen kumer ßzo groth.
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und beschwert sich über das Elend der Zeit, besonders über den Abfall von Christo und dem rechten Glauben, welches überhaupt das Thema des ganzen Buches ist. Der Schüler geht auf die Sache ein , und sagt unter andern:
Ick besorge my des vorw
r sere,
Dat gantz swr de valsche lere
Werde vthgeradet, vnde vordreuen,
Sunder God moste vns synen geyst geuen;
Wente se hebben deuerhanth genamen,
Dat se jn den bruck synth ghekamen.
Vnde men nu nicht anders vorsteyth,
Jd sy de rechte luttere wrheyth.
Dar vp hlth de dre ghekr
nde Affgodt,
Des deyt em byual all syn bescharen roth 1 ).
Sampt den hucheleren vnde Sophisten,
Allen valschen vnde bsen Christen.
Ja de Gades worth ock dechlick hren,
Laten syck noch apen vnde bedren,
Dat se stercken allen valsche lere
Dat maket gelth vnde tydlike ere.
Dath ys vorwr eyn groth vngeual,
Ick frchte yd ganz sw
r werden schal.
De warheyt vor den ghemeynen man rcken
Vnde alle valsche lere vnder thodrcken.
Der Meister sagt in der Folge:
Mercke dyth wert syck gheb
ren
Me moth myt spreken nicht vphren.
Tho rouwe mothme de sake nicht geuen 2 ),
De wyle me hyr vp erden ys leuen 3 ).
Me moth hogen flyth ankeren,
Dem volcke eren erdom tholeren
Dat se syck vth den valschen werken teen,
Leren den louen vnde leue 4 ) anseen.
Slck geboth hefft vns God ghegeuen,
Also dorch Esaiem ys geschreuen.
Sne, h
re recht vnde nym bescheyt,
Wo dat Capittel jm Propheten angeyt.
Dar vns God dyth gebot gaff,
Schrye, lath myth ropen nicht aff.
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Alse eyne Bassune (h
r s
ne myn)
Schaltu erhgen den stemmen dyn 1 ).
Der Schüler schildert die Verhetzungen der Gläubigen so:
Men wyl syck myth gewalth thor stunth
Vorded yn gen an 2 ) aller schryffte grunth.
Gades wrde m
ten stede valsck syn,
Jegen alle warheyt vnde rechten schyn
Valscke lere beschermet me myth blocken 3 ),
Der wahrheyt lerer deyth me stocken 4 ).
Myth fr vnde water kan me antwordt geuen,
De rechten preddeker bryngen vam leuen.
Ja de Phariseer vnde ghelerden,
De billick heten de vorkerden,
Glysener, hcheler vnde de schryuers.
Der warheyt bespotters vnde vordryuers.
Nemen syck flytich an desser nacht,
Anleggende de forsten dach vnde nacht
Dat se de truwen preddeker verdryuen,
Frame herden nergen laten blyuen 5 ),
De de rytende wulue straffen,
Welcker ere egen nuth schaffen 6 ).
Auf sieben Artikel oder Puncte reducirt nun der Meister das Uebel und die Heilmittel gegen dasselbe, und in sieben Abschnitte zerfällt demnach außer der Einleitung das ganze Buch. In dem ersten Punct oder Artikel:
N
mlick, dat de kloken vnde werldwysen,
Groth de drynnen
re vornufft prysen.
(De nicht hrt noch schryfft edderwort 7 ),
Man schelt vnde ropt stede morth)
Ock verdrcken de warheyt gantz seer
Vorbernen 8 ) de bker der Godliken leer.
Von der Werkheiligkeit heißt es:
Desse anderen lopen thom holte vnde steyne.
Holden kleder, dage, spyse, vnreyne
Wyllen vp God nicht recht buwen,
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Eer herte kan em nichts vertruwen.
Styfften klster, capellen vnde kl
ße 1 ),
Altr, vigilien, selemyssen, vnde grote h
ße.
Settenr vortruwen jn vasten vnde syngen,
Laten myt schalle de klocken klyngen.
Plegen Cappen vnde grote platten dragen,
Dat se yo Gade wyllen behagen.
Hangen vast an der mynschen lere,
Synth stolt bauen ander Lde sere.
Na dem fleske klock, wijß, vernufftich,
Scharpsynnich, vorstendich, vnde mechtig,
Dat Paulus thon Rmeren gewyß
Jegen God, doth vnde vyentschop nmen ys 2 ).
Der andere Punct führt die Wahrheit aus:
Dat Christus ys dyn h
ueth 3 ) vnde here
Na des hylgen Apostels Pauli lere.
und die Lehre:
S
ne, du most den Adam styllen
Darumme wultu recht hren my So vorsla allen fr
chten 4 ) van dy.
Der Schüler sagt:
Ick l
ue des vorwar dyner rede schon.
Men yd hefft wor 5 ) by vyff yaren ghestan,
Dat de frede gr ys vnder gheg
n.
Snd der tydt de Marterer weren leuen
Hefft syck yo gudt frede begeuen 6 ).
Id hefft ghestan stylle vnde ftedesam,
So dat me neynen hader vornam.
Nu auer jn dessen korten yaren
Is desse grote twydracht ghebaren.
Der Meister:
Nummer stoeth beth de Christenheyt 7 )
Men, wen se wedderstalleyth.
Auer se hefftuel ghest
n alstrede,
Wen se rowsam sath jm frede.
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In wedderstalkan se syck nergen keren,
Men anropen alleyne Christum den heren.
Auer jm frde s
cht me nicht mehre,
Men gunst vnde tydtlicke ere.
Ock den truwen nothlper Nummum
Ja Grossum, Florinum vnde Ducatum.
Der dritte, oder wie der alte Dichter sagt, das dritte Punct:
Js God vor uns, wol kan wedder vns syn
Dat vorsta also, leue sne myn
Wedder de werldt noch de ewyge doth,
Nicht de duel mag vns bringen jn noth.
Se knen vns nicht schaden dat ys meer,
Wente God ys alle desser dynge eyn heer.
Im vierten Punct verweiset der Meister auf die Auserwählten:
Du most de vthuorwelden anseen,
Wo yd myth eu ys gegn vnde scheen
In watterleye wege se alletsamen
Jn de rouwe, dorch God, synth gekamen.
Nun werden mehrere Beispiele aus der Schrift angeführt.
Der fünfte Punct entwickelt:
De yenne, de wyl Euangelisck syn
Moth syck neynes voruolgens schemen
Men van den luygen eyn exempel nemen.
Der Schüler sagt zuletzt:
Ja de kleyne Euangelische hoep
Hefft groten anual vnde auerloep
Van bsen mynschen vnde anuechtynge,
Dem ys noth desser berychtynge.
Denne dat voruolgent ys groth vnde lanck,
Dat vele werden mde vnde kranck.
Der Lehrer tröstet den Schüler im sechsten Artikel mit den Worten:
Dyth mostu, leue s
ne, wol vorst
n,
Den God beleuet 1 ) plecht he tho sln.
Der Schüler sagt:
Ick hebbe jn gelounen vacken 2 ) gehort,
Wo dat sy eyn gemeyne spryckworth.
Vor der smde kan me am besten besl
n,
Dat lere yck nu, leyder, spade vorstn.
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Were yck desser schryfft so berychtet wesen
Edder hedde se myth vorstande gelesen,
Ja eynen kker myth solcken pylen gedregen,
Ick wolde vele ardme regen.
Wolde beth hebben geschaten vnde drapen
Monneke, Nunnen, Leyen vnde Papen
Ene bescheeth gegeuen gr sympel vnde slycht,
De van sodanen saken weten nichtes nicht.
Ja den ock wol de munth jn korth styllen,
De dar nicht van weten wyllen.
Wie nun der Meister den Schüler auf Christum verweiset, dankt ihm dieser
Ick dancke Gade, dath yck dyth weyth,
Mester, du sechst klr vnde gude bescheyth.
In dessen soß puncten hebbe yck spyse entfagen,
Dar my lange tydt na dede vorlangen.
Se hebben my kraft vnde stercke geuen,
Denen gr veel thom christliken leuen.
Sodn 1 ) geystlick broth deneth wol tho spysen
Alse de schryfft vaken deyth vthwysen.
Der Anfang des siebenten und letzten Puntctes lautet:
Leue s
ne, lath de werldt murren,
Beyde den dwel vnde syne lede 2 ) kurren.
Lth God wolden vnde stedes raden,
Id ga tho profyte edder tho schaden.
Volge myth flyte vnde mercke recht,
Dem sprke den de hylge Dauid secht:
Werp dyne sorge vp den heren,
He werth dy vorsorgen vnde neren.
Und gegen das Ende:
Wultu nu meer getr
stet wesen,
Machst vorder de Biblia lesen
- - - - - - - - - - -
Leß dat bock der Godliken wijßheyt
Dat secht dy van solcken euentre,
Ghelick dat golt jn dem vre
Werth gedreuen vnde proberth,
Dat vns God so vorscht vnde tribulerth.
Wat wylle wy danne noch fruchten,
God plecht de synen alstede tho tuchten.
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Der Schüler bricht hierauf in folgendes Gebet aus:
God van hemmel geue vns allen
Na synem Godliken geuallen
In vnses herten rechten grunth,
Dat nicht alleyne spreke de munth.
Welck ytzunth van dy ys geredet,
Sunder dath wy yo so werden geßedet.
Idt tho donde myth dth vnde 1 ) wercken,
Dar tho mte vns Christus stercken.
Alles hierauf Folgende ist der Mittheilung werth:
Meyster.
De dyth myth vns begeren allentsamen,
Spreken nu van rechtem herten Amen.
Schler.
Adde, yck mach nicht lenger blyuen,
Desse stucke don my sere dryuen.
Ick gedencke desse pyle vorscheten,
Scholde yd ock velen vordreten.
Ja Sophisten vnde alle Papisten,
Dar tho de hchelerer vnde bose Christen.
Meyster.
Dyth byn yck ock alleyne begeren,
Me moth God meer alse de mynschen eren.
Gade meer gehorsam syn, ys yo recht,
Alse de hylge Apostel Petrus secht.
Schler.
Ick gedencke, wyl God, wedder kamen,
Dy tho berichten, wat yck hebbe vornamen,
Vnde seggen wo yd my hefft gegn,
Offt 2 ) yck ock nu kan wol bestn.
Wedder de beschoren Mouneke vnde Papen,
De vns myt seenden ogen holden vor apen.
Meyster.
Leue sne, ga jn Gades frede,
Kumpstu so brynck yo bure mede.
Arme fruwen, vnde den gemeinen man,
Dyth arme proy 3 ) nympt Gades wort an,
Alse de godlosen vnde Phariseer reden *) 4 ),
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Doch se don na eren olden seden,
Der haluen synth se des duels gewyß,
Allent wath na Christum fragende ys,
Lth jm Fr
de tho my her kamen,
Beyde junck vnde olth thosamen.
Ich wyl en so vele yck kan bescheet geuen,
De wyle my 1 ) God frysteth dat leuen.
Wat yck nicht weyth dencke yck tho leren 2 ),
Dat wy alle dat ryke Gades vormeren.
Schler.
Amen, Amen, God mach dy bewaren,
Ick moth nu hasttich vorden varen.
~ Gade sy alleyne loff. ~
Nun folgen die oben mitgetheilten gereimten Zeilen des Buchdruckers.