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Archivar Dr. Paul Steinmann.
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Die Arbeit lag in ihren wesentlichen Ergebnissen bereits Ende 1913 der Rostocker philosophischen Fakultät als Beantwortung einer von ihr gestellten Preisaufgabe vor und wurde am 28. Februar 1914 mit dem vollen ersten Preis gekrönt. Weitere Forschungen und Funde in den Archiven machten eine (Erweiterung, Vertiefung und Umarbeit erforderlich, die z. T. durch meine mebrjährige Teilnahme am Kriege verzögert wurde. Die Promotion erfolgte am 12. August 1914. Referent war mein verehrter Lehrer Prof. Dr. Reincke-Bloch, dem ich für seine vielfachen Anregungen und Förderungen zu besonderem Dank verpflichtet bin.
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D ie ordentliche Bede, eine öffentlich-rechtliche, teils in Geld, teils in Naturalien entrichtete Abgabe (Steuer), bestand in Mecklenburg bereits geraume Zeit vor den sog. Bedeverträgen (besser Bedereversalen: 1275 und 1285 Herrschaft Werle, 1279 Grafschaft Schwerin), wie in Übereinstimmung mit Urkunden insbesondere Rückschlüsse aus den Bezeichnungen olde bede, rechte bede für die ordentliche Bede, nyge bede für die durch die Bedereversalen geschaffene ao. Bede (Landbede) in den Schoßregistern des 15. Jahrhunderts ergeben. Sehr wahrscheinlich wurde die ordentliche Bede bereits mit der deutschen Kolonisation eingeführt. Die Bedereversalen betreffen nur die ao. Bede. Nur diese war für die Entwicklung des Ständewesens von Bedeutung. - Mit der Kolonisation wurden, wie vor allem Rückschlüsse aus späteren Einrichtungen ergeben, freiwillige Gaben (dona gratuita) bei besonderen die fürstliche Familie betreffenden Anlässen (Hochzeit, Kindtaufe, Regierungsantritt usw.) eingeführt, gezahlt teils in Geld, teils in Naturalien, und zwar in schwankender und ungleichmäßiger Höhe. Bei einem Teil der Anlässe erfolgte die - möglicherweise aber schon in Altdeutschland vollzogene - Fortentwicklung zur unregelmäßigen Bede, nur in Geld, gewohnheitsgemäß, aber gleichfalls freiwillig gezahlt, indem der Landesherr sich an die einzelnen Grundherren wandte. Motiv der Bedeforderung war die Notdurft (necessitas) des Fürsten (und des Landes), die rechtliche Grundlage bei den Lehnsleuten das Lehnsverhältnis, bei Geistlichkeit und Städten wohl das Untertanenverhältnis. Ein Satz von bestimmter Höhe und damit die ao.
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Bede (Landbede) wurde erst durch die Bedereversalen geschaffen. Diese betreffen Schuldentilgungen großen Stils: Die Vasallen geben auch von ihrer sonst grundsätzlich steuerfreien Eigenwirtschaft (Hofhufen), dafür empfangen sie den Revers (Schadlosbrief). Sie erhalten hierbei als geschlossene Einheit, gleichsam als Korporation, das Steuerbewilligungsrecht für alle ao. Beden (Landbeden), auch, wie Schweriner Reversalen und Rückschlüsse aus späteren Zuständen ergeben, für die der 3 - 4 Ehren- und Notfälle (Heirat einer Prinzessin usw.). Rechtliche Grundlage für alle Landbeden sind aber im 14./16. Jahrhundert nicht diese Bede "verträge", sondern die necessitas (Notdurft, Bedürfnis) des Fürsten und des Landes. In den Herrschaften Rostock und Mecklenburg sind, wie insbesondere Analogie- und Rückschlüsse ergeben, wahrscheinlich keine Schuldentilgungen großen Stils vorgenommen und daher keine Bedereversalen erteilt worden. Das Steuerbewilligungsrecht wird hier gewohnheitsrechtlich, infolge der Vormundschaftsregierungen und nach Vorbild der Verhältnisse in Werle und Schwerin, erwachsen sein.
Durch die deutsche Kolonisation wurden die Voraussetzungen, die "Elemente" des späteren Ständestaates, die 3 privilegierten Berufsstände: Adel, Geistlichkeit und Städte, geschaffen. Eine Heranziehung aller Mitglieder eines Standes oder gar aller 3 Stände bei allgemeinen Landesangelegenheiten gab es in der älteren Zeit nicht: Die mecklenburgischen Fürsten nahmen häufig - freiwillig und nicht pflichtmäßig - ihre Regierungshandlungen zunächst mit Rat der aus angesehenen und einflußreichen Geistlichen, Vasallen und Bürgern (Ratsherren) bestehenden Großen oder Ältesten des Landes (maiores, seniores terrae) vor. Seit etwa Mitte des 13. Jahrhunderts wurden dagegen, veranlaßt durch stärkeres Hervortreten des weltlichen Lehnsgedankens, durch beginnende Entklerikalisierung der Weltanschauung und durch Weiterausbau der städtischen Selbstverwaltung, in der Regel nur noch die angesehensten der Vasallen hinzugezogen ("Vorgeschichte" der Landstände). - Die eigentliche Geschichte der mecklenburgischen Landstände beginnt in den 70er und 80er Jahren des 13. Jahrhunderts, und zwar in der Herrschaft Mecklenburg (1275 - 77) und wahrscheinlich auch in Rostock (1282 ff.) infolge von Vormundschaftsstreitigkeiten bzw. Vormundschaftsregierung, in Werle (1275, 1285) und Schwerin (1279) durch Entwicklung und Bedürfnis des Steuerwesens (Schuldentilgungen großen Stils, Bedereversalen). Die gesamten Vasallen der betreffenden Herrschaft werden erstmalig zu dem betreffenden Zweck zusammenberufen und erhalten als Gesamtheit von den Fürsten ein Recht auf Mitwirkung bei
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Thronstreitigkeiten und Vormundschaften bzw. bei Steuerbewilligungen bei den betreffenden Ereignissen und für die Zukunft. Sie vertreten bei diesen Anlässen das ganze Land. Städte - abgesehen von den Seestädten Rostock (Herrschaft Rostock) und Wismar (Herrschaft Mecklenburg), die aber allezeit eine Sonderstellung einnahmen: dem ständischen Verband nicht ein-, sondern beigeordnet - und Geistlichkeit werden noch nicht als Korporation herangezogen. Die Steuerumlage erfolgte bei ihnen auf Grund von Einzelverhandlungen. Die neubegründeten landständischen Verfassungen der 4 selbständigen mecklenburgischen Einzelherrschaften werden um dieselbe Zeit weiter ausgebaut und ergänzt durch Begründung des Instituts der Räte, der consiliarii (= consilium: Rat), indem bestimmte angesehene und einflußreiche Vasallen auf Grund von besonderm Ratseid zu consiliariis ernannt wurden. Diese haben ihre Keime in den maiores und seniores terrae, bzw. in den angesehensten der Vasallen und sind andererseits die Vorläufer der Landräte und im wesentlichen mit ihnen identisch.
Urkunden und besonders Bederegister ergeben folgendes:
Ao. Bede und Landbede sind identisch, ihre Erhebung war durchaus üblich und häufig, Landbeden und Verpfändungen von Ämtern usw. bestanden nebeneinander, Landbeden gingen nicht über einzelne Vogteien, Städte bzw. Grundherrschaften, sondern über das ganze Territorium (Land) als allgemeine Landessteuer: generalis exactio seu precaria (generalis peticio) per nostram (totam) terram [= dominium] 1305, 1314, [ge-]mene landbede 1353 usw., bzw. als besondere Landbede: petitio specialis, über 1 - 2 Stände. Landtage, auf denen Landbeden bewilligt wurden, können im 14./15. Jahrhundert keineswegs selten gewesen sein, zumal da "das Bedürfnis nach Steuern ein dauerndes" war. - Als zweite Art von ao. Landessteuern ist für das 14./15. Jahrhundert anzunehmen, wenn auch erst Wende 15./16. Jahrhunderts klarer hervortretend, die neu entstandene Heersteuer (Roßdienst-, Pferde-, Knechte-, Wagengeld), gezahlt als Ablösungsgeld für nicht geleisteten Lehns- bzw. Waffendienst, aber auch als reine Steuerform für andere Zwecke.
Es erfolgte Weiterausbau der landständischen Verfassungen in allen 4 selbständigen Einzelherrschaften (Territorien) zunächst durch Heranziehung der Landstädte zu den Versammlungen der
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Vasallen im 14. Jahrhundert (nachweisbar zuerst in Stargard 1304, Werle 1341, Schwerin 1345, Mecklenburg 1353). Gründe: Landfriedens- und Steuerbedürfnisse, wirtschaftlicher Aufschwung der Städte. Die Prälaten wurden von den Fürsten regelmäßig erst seit den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts hinzugezogen, wohl infolge der Änderung der Kirchenpolitik: Anfänge des Landeskirchentums. Die Macht der Landstände war in den einzelnen Territorien und Zeiten verschieden, groß vor allem in Werle (Wenden), ferner in Stargard, gering in Mecklenburg. Die Persönlichkeit des Fürsten, längere Minderjährigkeitsregierungen, Größe der Städte sind hierfür maßgebend gewesen.
Als dritte Art der ao. Landessteuern tritt neu auf der gemeine Pfennig, als Reichs- und später auch als Landessteuer erhoben. Neu sind die von jetzt ab häufig erhobenen Reichssteuern; Steuerarten: Landbede, gemeiner Pfennig, Heersteuer. Von der großen Schuldenlast befreite Magnus II. sein Land nicht durch häufigere Forderung von Landbeden - für Schulden wurde nur 1, vielleicht sogar nur 1/2 Landbede erhoben (1479) -, sondern durch eine geniale Finanz-, Wirtschafts- und Verwaltungspolitik (s. Mecklbg. Jahrb. 86 S. 91 ff.). Magnus Bestrebungen zur Aufrichtung der Landes- (Steuer-, Gerichts-, Kirchen-, Jagd-, Zoll-, Münz-, Lehns-) hoheit richteten sich nicht gegen die Gesamtheit der Landstände, sondern gegen einige wenige besonders bevorrechtete Mitglieder derselben. Er hatte hiermit nur zum Teil Erfolg - insbesondere endigte sein Streit mit Rostock im allgemeinen nicht mit einem Sieg der Fürstengewalt -, doch wurden die Selbständigkeitsgelüste zurückgedrängt. Ausgangspunkt für diese neuzeitlichen, absolutistischen Bestrebungen war eine neue Idee vom Staat und Herrscherberuf: das Gottesgnadentum, und zwar in seiner juristisch-staatsrechtlichen Form. Es wurde aus dem jetzt zuerst ins Staatsrecht rezipierten römischen Recht übernommen und beruht letzten Endes auf orientalischen Vorstellungen.
Die Zusammenschließung der Landstände der selbständigen mecklenburgischen Einzelherrschaften zu den mecklenburgischen Gesamtlandständen erfolgte nicht durch die "Bedürfnisse der Steuerbewilligungen", sondern infolge der Streitigkeiten des Herzogs Magnus II. mit Rostock um die Durchführung der Landeshoheit, indem die Gesamtlandstände als Vermittler oder Richter hierfür herangezogen wurden. Der erste mecklenburgische Gesamtlandtag
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(ao. Rechtstag), mit dem eine fortlaufende Reihe der vereinigten Landtage beginnt, war mit Sicherheit der vom 1. August 1484 zu Wismar. - Dagegen erfolgte noch 1488 die Bewilligung der Landbede auf Sonderlandtagen der einzelnen Territorien und erst einige Jahre später auf Gesamtlandtagen. - Im übrigen haben Landtage (ao. Rechtstage) wegen Streitigkeiten zwischen Magnus und Ständemitgliedern weit häufiger als die wegen Steuerbewilligungen getagt. Wenn auch die meisten der Gesamtlandtage (ao. Rechtstage) von Magnus berufen wurden, so hat doch zu dem ersten mecklenburgischen Gesamtlandtag, wie auch zu den meisten nächstfolgenden aus den Jahren 1484 - 86 die Stadt Rostock den Anstoß gegeben.
Bei Steuerforderungen zeigt sich nunmehr gelegentlich ein Widerstand der Gesamtheit der Stände, und zwar gegen zu schnell aufeinander folgende Forderung von Landbeden und gegen Ansetzung von zu frühen Hebungsterminen. Organisiert wurde der Widerstand der Gesamtlandstände aber erst durch die Union der Landstände von 1523, die sehr wahrscheinlich auf Veranlassung Heinrichs V. von den Ständen abgeschlossen wurde, und zwar gegen Albrechts VII. Gelüste auf Landesteilung. Im Hinblick und mit Berufung auf diese Union verlangen und erreichen die Landstände von 1527 ab, daß die Heersteuer von jetzt ab von allen Ständen regelrecht auf Landtagen bewilligt werden sollte - bislang hatten sich die Herzöge an einzelne Ständemitglieder gewandt. Auch sonst verstanden es die Stände bald, die Union gegen die Herzöge auszuspielen, insbesondere wurde sie benutzt, um die Herzöge zu nötigen, die Rechtspflege und die Gerechtigkeiten der Gesamtstände sowie der einzelnen Ständemitglieder besser zu wahren. Die Union vom 1. August 1523 war der Abschluß der bisherigen Entwicklung: es erfolgte der feste korporative Zusammenschluß der Gesamtlandstände. Wichtig war die dabei erfolgte Schaffung eines besonderen von den Ständen selbst für ihre Zwecke geschaffenen Organs, des großen Unions- (23er) Ausschusses, der bald durch den kleinen (12er) Ausschuß ersetzt wurde. An ihn gelangten die Beschwerden von Ständemitgliedern gegen die Fürsten und gegeneinander, er übernahm die Weitergabe an die Fürsten und sorgte für Ansetzung von ordentlichen Rechtstagen und Landtagen. Bereits nach wenig mehr als 10 Jahren zeigten sich aber stärkere Verfallserscheinungen am ständischen Verfassungsbau. Insbesondere stellte der 12er Aus-
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schuß bald nach 1535 seine Tätigkeit ein. Gründe: Durch den Hausvertrag von 1534 war die Gefahr der totalen Landesteilung für längere Zeit gebannt; die wirtschafts- und handelspolitischen Betätigungen des Adels verursachten einen Gegensatz zwischen Städten und Adel; die Gravamina konnten nunmehr auf den zahlreichen wegen Schuldentilgung angesetzten Landtagen überreicht werden. Der Ausschuß tat auch nichts, um den Untergang des Prälatenstandes zu verhindern, ja, er scheint dies sogar unterstützt und beschleunigt zu haben.
Vor allem Albrechts VII. leichtfertig unternommener Versuch, den dänischen Königsthron zu gewinnen (1535/36), führte zur völligen Zerrüttung seiner Finanzverhältnisse. Die Stände bewilligten von 1538 ab zur Bezahlung der Schulden fast Jahr für Jahr einfache und seit Albrechts Tod (1547) auch doppelte Landbeden. Die Versuche, ergiebigere, die eignen Einkünfte der Grundherrn und das Vermögen und den Handel der Bürger belastende Steuerarten (1/2 100. Pfennig, Bierakzise) bewilligt zu erhalten, scheiterten anfänglich vor allem am Widerstande der Seestädte Rostock und Wismar. 1553 wurde aber Albrechts Söhnen neben der doppelten Landbede von den Landstädten der 1/2 100. Pfennig und vom Adel das Roßdienstgeld auf 3 Jahre bewilligt, aber nur einmal erhoben. Rostock und Wismar beharrten in ihrem Widerstand gegen den 1/2 100. Pfennig. Streitigkeiten zwischen Johann Albrecht I. und Ulrich um die Landesteilung und Einfall und "Brandschatzung" Heinrichs von Braunschweig (Sommer 1554) verzögerten das Schuldentilgungswerk. Für die Erhebung der von den Ständen für Abzug der braunschweigischen Reiter 1554 bewilligten 1 1/2 Landbede waren zum ersten Mal ständische Ober- und wahrscheinlich auch Untereinnehmer tätig, die von dem ständischen Ausschuß, der von den Ständen für Verhandlungen mit Heinrich von Braunschweig eingesetzt war, verordnet waren und an ihn und nicht an die fürstliche Zentralkasse (Kammer, Renterei) das Geld ablieferten. Auch hatte der Ausschuß zum ersten Mal die Stände in Steuerangelegenheiten verschrieben, und zwar war diese "Ausübung von Hoheitsrechten" durch den Ausschuß auf Johann Albrechts ausdrücklichen Wunsch erfolgt! Infolge von Ulrichs Bestrebungen nach totaler Landesteilung erneuerten die Stände am 5. Dezember 1554 den schon in Vergessenheit geratenen kleinen Unions- (12er) Ausschuß. Schließlich verzichtete Ulrich im Wismarer Gemein-
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schaftsvertrag (11. März 1555) infolge des Widerstandes der Stände und Johann Albrechts auf die Totalteilung und begnügte sich mit der Gesamtregierung mit Nutzungsteilung. Im selben Jahre erfolgte die Übernahme der gesamten fürstlichen Schulden durch die Stände und die Einigung über Steuerart: doppelte Landbede der Bauern und Bürger, Malzakzise der Bürger, Pacht- und Saatgeld von den eignen Einkünften des Adels 5 Jahre lang zu zahlen. Rostock und Wismar nahmen aber hieran nicht teil. Es gelang auch den Ständen nicht, beide Städte ihrem Mehrheitsbeschluß zu unterwerfen und sie zur Erlegung der Steuern zu zwingen. Sie konnten nach langen Verhandlungen nur dazu bewogen werden, nach wie vor freiwillige Fixa als Quoten zu der Abtragung der fürstlichen Schulden zu entrichten. Die Verwaltung der für die Tilgung fürstlicher Schulden bewilligten Steuern ging seit der Neuordnung des Jahres 1555 für immer in die Verwaltung der Stände über. Die Leitung erhielt 1555 ein aus 12 Adligen bestehender ständischer Schuldentilgungsausschuß, aus dem sich schon 1558 aus praktischen Gründen ein aus 4 Adligen bestehender kleinerer Ausschuß entwickelte. - Ein permanenter ständischer Ausschuß für alle ständischen Angelegenheiten, der sog. Engere Ausschuß, bestand aber erst von 1621 ab.- Die Erträge der Steuer gingen an eine neugegründete ständische Kasse (später Landkasten genannt), Einnahme und Kontrolle wurden durch ständische Organe vorgenommen. Verhängnisvoll wurde diese Entwicklung den adligen Bauern, da dem Landesherrn der Überblick über Zahl und Veränderung dieser Bauernstellen verloren ging und sein Interesse an der Erhaltung eines möglichst zahlreichen und zahlungskräftigen Bauernstandes und an der Wiederbesetzung der wüsten und gelegten Bauernstellen schwand. Das vom vergrößerten Hofacker des Adels zu zahlende Saatgeld wurde als vollwertiger Ersatz für die von den gelegten oder wüsten Bauernhufen hinfort nicht mehr gezahlte Landbede angesehen. Noch im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts verschwanden fast alle bislang üblichen Fälle von Landbeden (Reise zum Kaiser, zum Regalienempfang, Bezahlung von fürstlichen Schulden usw.), erstickt durch die allgemeinen von jetzt ab chronisch werdenden Schuldentilgungen großen Stils. Nur die Prinzessinnensteuer blieb von Bestand. Aber auch sie fiel bald der ständischen Verwaltung anheim.
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Nach Ansicht der Forscher, welche die älteren mecklenburgischen Steuerverhältnisse eingehender behandelt haben (Brennecke 1 ), Techen 2 ), Ihde 3 ) ), erhoben die mecklenburgischen Fürsten bis ungefähr zur Mitte des 13. Jahrhunderts nur eine unregelmäßige (außerordentliche) und noch nicht auf eine bestimmte Höhe fixierte Steuer, - zumeist petitio, verschiedentlich auch exactio, späterhin meist precaria und mit deutschem Ausdruck bede genannt 4 ) -, bei verschiedenartigen,
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noch nicht fest bestimmten Notfällen (Bedürfnisse, necessitates), wozu auch die Reservatfälle der sog. Bedeverträge von 1276, 1279 und 1285: Heirat einer Prinzessin, Heirat, Ritterschlag und Gefangenschaft eines Fürsten (die bekannten 3 - 4 Ehren- und Notfälle) gehörten. Die mecklenburgischen Fürsten erhoben nach Ihdes Ansicht diese unregelmäßige Bede willkürlich, ohne vorherige Bewilligung ihrer Lehnsmannen, kraft ihrer landesherrlichen Gewalt, als eine öffentlich - rechtliche und nicht als eine privatrechtliche Abgabe 5 ). Derselben Auffassung sind auch Rachfahl 6 ) und Spangenberg 7 ), welche den Versuch machen, die einheitlichen Grundlinien der allgemeinen Entwicklung des Steuer- und Ständewesens in den deutschen Territorien des Mittelalters zu ziehen. Während aber beide die für unsere Gegend in Frage kommenden Steuerverhältnisse des kolonialen Deutschlands stärker berücksichtigen, ja z. T. für ihre Untersuchungen grundlegend machen, hat von Below, der z. T. vor ihnen selbst oder durch seine Schüler grundlegende Untersuchungen über die Bede angestellt hat 8 ), sich in der Hauptsache auf das altdeutsche Gebiet beschränkt.
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Er ist der Ansicht, daß auf altdeutschem Gebiet die ordentliche (jährliche) Bede als eine fixierte Abgabe seit Ende des 12. Jahrhunderts von den (werdenden) Landesherren eingeführt sei, als eine von der Bewilligung unabhängige Zwangsabgabe (Steuer), die als öffentlich- rechtliche Abgabe von den Landesherren kraft ihrer landesherrlichen Gewalt erhoben wurde. Auf die unregelmäßige Bede geht von Below nicht näher ein.
Über die Entwicklung des Steuerwesens etwa seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, insbesondere aber über die Beurteilung der sog. Bedeverträge (in Mecklenburg 1276, 1279, 1285 abgeschlossen), gehen die Ansichten stark auseinander. Dies gilt schon hinsichtlich der Ursache und der Entstehungszeit der in mecklenburgischen Städten vom Jahre 1259, auf dem platten Lande von 1292 ab mit Sicherheit urkundlich nachweisbaren ordentlichen (jährlichen) Bede. Rachfahl 9 ) und Spangenberg 10 )sind im Gegensatz zuvon Below der Ansicht, daß die alte ao. (unregelmäßige) Bede erst durch die Bedeverträge zu einer festen ordentlichen, jährlichen Bede umgewandelt sei infolge des steigenden Bedürfnisses der Landesherren nach Steuern und als Entschädigung für die Aufgabe des unbeschränkten fürstlichen Besteuerungsrechtes. Brennecke nimmt an, daß schon kurz vor den sog. Bedeverträgen die ordentliche Bede sich eingebürgert habe 11 ). Derselben Ansicht scheint auch Techen zu sein 12 ). Nach Ihde 13 ) bemühen sich die Fürsten, die unregelmäßig erhobene Bede zu verjährlichen; aber nur den Städten gegenüber gelingt es, dies durchzusetzen. Freilich anders, als es wohl beabsichtigt war: Statt der direkten Einzelbesteuerung entrichtet die Stadt als Gesamtheit ein Fixum, das später Orbör 14 ) genannt wurde. Dagegen benutzen Vasallen und Geist-
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liche eine Zwangslage (Verschuldung) des Landesherrn und "erlangen, daß alle und jede Bedeforderung hinfort aufgehoben wurde; nur für einige ganz bestimmte Anlässe sollte auch künftig eine Bede (die außerordentliche) gezahlt werden". Diese gleichsam als Konzession geschaffene ao. Bede habe nicht der Bewilligung durch die Stände bedurft. Eine jährliche Bede ist nach Ihdes Ansicht aber trotz der Bedeverträge etwa seit 1300 von den Fürsten durchgesetzt worden.
Auch Techen und Hübner sind der Ansicht, daß diese ao. Bede der Reservatfälle ohne Bewilligung der Mannen erhoben wurde 15 ). Alle drei setzen im Gegensatz dazu, die - nach Ihde erst nach 1300 neu entstandene - ao. Bede wegen Not des Landes und des Fürsten, die der Bewilligung bedurfte 16 ).
Spangenberg sieht in den Verträgen ein Kompromiß zwischen dem grundsätzlich geübten Besteuerungsrecht der Fürsten und dem Bestreben der Mannen, den Fürsten dieses unter Ausnutzung ihrer Geldverlegenheit zu nehmen. Das landesherrliche Besteuerungsrecht wird zwar beseitigt, aber für bestimmte Fälle können die Fürsten eine ao. Steuer fordern, die nun aber von der Bewilligung der Mannen abhängig wird. Freilich steht dabei dem Recht der Steuerforderung ein gleiches Recht der Steuerfreiheit gegenüber 17 ).
Schließlich sei noch erwähnt, daß nach Brenneckes Ansicht in diesen Verträgen die ao. Bede wieder von neuem auftritt, die nunmehr von einer vorherigen Bewilligung abhängig ist 18 ).
Bei diesen vielfältigen Widersprüchen und Abweichungen ist es vor allem erforderlich, die bestimmteren Nachrichten über ordentliche und a o. (unregelmäßige) Beden, die sich in den Urkunden der einzelnen mecklenburgischen Ter-
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ritorien von der Mitte des 13. bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts finden, kurz zusammenzustellen 19 ) und sie genauer nachzuprüfen. Denn infolge der unbestimmten und vieldeutigen Ausdrucksweise der Urkunden der vorangehenden Zeit ist es nicht möglich, lediglich auf Grund dieser Urkunden über die Bede und ihre Entwicklung bis etwa 1250 zu irgendwelchen festeren Ergebnissen zu gelangen 20 ). Die Urkunden reden nämlich in der Hauptsache von den petitiones (exactionos) bzw. der petitio (exactio), womit nicht nur Beden - entweder unregelmäßige (außerordentliche) oder ordentliche, oder beide zusammen -, sondern auch irgendwelche auf Grund von Bitte, Vereinbarung oder Zwang erhobenen Abgaben 21 ) bezeichnet sein können.
In der Herrschaft Werle wird 1264 der Stadt Güstrow das Privilegium verliehen, ein jährliches, nicht erhöhbares Fixum von 100 M an Stelle der bisher vom Landesherrn direkt erhobenen Bede zu bezahlen, die nunmehr in den Besitz der Stadt übergeht 22 ). 4. Oktober 1276 wird einem Vasallen die Bede (precaria) von 4 Hufen in einem Dorfe zu Lehen gegeben 23 ). 12. November 1276 wird von Vasallen und Geistlichkeit der Herrschaften Gnoien und Güstrow eine auf 3 Jahre sich erstreckende ao. Bede im Betrage von 8 ß jährlich von der Hufe - auch von den in der eignen Kultur befindlichen Hufen der Vasallen und der Geistlichkeit - zur Schuldentilgung bewilligt, die grundsätzliche Freiheit von der (ao.) Bede wird von den Fürsten den Vasallen und Geistlichen verbrieft, nur 2 Reservatfälle: Ritterschlag der Söhne und Heirat der Töchter (2 bzw. 4 ß von der Hufe - die Eigenkultur ausgenommen -) werden vorbehalten 24 ). 1279 wird für
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Hufen und Katen einer Pfarre die Befreiung von aller (ao.) Bede verbrieft, sooft und soviel sie von andern Hufen in den fürstlichen Vogteien (in terris nostris) erhoben wird 25 ). 1281 erklären die Fürsten von Werle, daß sie von den Mühlen des Klosters Dargun der von ihren Vorfahren verbrieften Freiheit entgegen jährliche exactiones erhoben haben - wobei hier noch die Frage offengelassen werden soll, ob damit Auflagen, Schatzungen oder Beden gemeint sind 26 ). 1282 wird dem Kloster Doberan für eine Mühle der Schutz vor quolibet genere exactionis seu importune petitionis versprochen 27 ). 1285 wurde von den Vasallen der Vogteien Röbel, Malchow, Wredenhagen der dritte Teil der fürstlichen Schulden bezahlt, offenbar wieder durch eine ao. Bede, die grundsätzliche Freiheit von jeder Bedeleistung (ab omni exactione peticionis) wird ausgesprochen, nur 3 Reservatfälle: Heirat und Ritterschlag der Fürsten und Heirat der Prinzessinnen (2 bzw. 4 ß von der Hufe - die Eigenkultur ausgenommen -), werden vorbehalten 28 ). 1292 wird für zwei an die Stadt Plau verkaufte Dörfer die Befreiung von der jährlichen Bede (ab exactione, que dicitur annua petitio) verbrieft 29 ).
In der Grafschaft Schwerin behält sich der Graf 1257 bei der Verleihung von Eigentum eines Dorfes an Kloster Zarrentin die Bede (peticio) vor, wenn in seinem Lande (terra) eine allgemeine Bede (generalis peticio) erhoben wird. 1258 klagt dasselbe Kloster, daß die Vögte des Grafen die Klostergüter mit vielen widerrechtlichen (inportunis) Schatzungen und Beden (exactionibus necnon peticionibus) heimgesucht hätten 30 ). 1271 verpflichten sich die Grafen dem Schweriner Domkapitel gegenüber, von den Einwohnern eines verkauften Dorfes keine Beden, keine ungebürlichen Schatzungen zu erheben, außer den gemeinen, bisher gewohnheitsgemäß innegehabten und auch von den Einwohnern der anderen Dörfer ihres Landes (districtus) wahrgenommenen Beden (communes petitiones). 1278 verleihen sie demselben Domkapitel das Eigentum von 5 Hufen eines Dorfes, die Bauern sollen verpflichtet sein, die allgemeine Bede (petitionem generalem) zu entrichten, wie die Untertanen der Vasallen des Grafen 31 ). 1279
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wurde von den Mannen der Vogteien Wittenburg und Boizenburg nur für dieses Jahr 1 M lüb. von der Hufe der Untersassen gegeben, doch unter der Bedingung, daß sie dauernd von jeder Bede frei sein sollten mit der Ausnahme, daß die Grafen bei ihrer Gefangenschaft und bei Heirat der Kinder das Land bitten können, ihnen bei ihren Aufwendungen zu Hilfe zu kommen 32 ). 1301 verkaufte der Graf von Schwerin der Stadt Boizenburg die (ordentliche) Bede für 200 M lüb. und verpflichtete sich, von dem Rat der Stadt niemals (ordentliche) Bede zu verlangen 33 ). 1330 wird die jährliche Bede als etwas auf dem platten Lande übliches bezeichnet 34 ).
In der Herrschaft Rostock ist mit Sicherheit 1259 und 1260, mit Wahrscheinlichkeit aber bereits vor 1257/58 eine ordentliche Bede ("peticio") in Form eines Fixums, später (seit 1324) Orbör genannt, in der Stadt Rostock nachweisbar 35 ). 1271 befreit der Fürst von Rostock die Untertanen des Klosters Dargun von jeder Erpressung von Beden, Zöllen und andern Leistungen und von allen Kriegsdiensten außer bei des Fürsten und des Landes allgemeiner Not (universalis necessitas), doch sollen sie die allgemeine Bede (universalis peticio), falls sie erhoben wird, gleichwie die Untertanen der Vasallen entrichten 36 ).
In der Herrschaft Mecklenburg bestätigt 1257 der Fürst dem Kloster Doberan in einem Dorfe das Bedekorn (annonam, que bedecorn vocatur) 37 ). 1267 weist der Fürst dem Kloster Rehna eine jährliche Hebung von 7 M aus der Stadt Grevesmühlen einige Jahre lang an, die bisher die Ratsherren
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der Stadt dem Fürsten gewohnheitsmäßig entrichtet hatten 38 ). Es ist recht wahrscheinlich, daß wir es hier mit der jährlichen Bede zu tun haben, da in mecklenburg-schwerinschen Städten außer dieser keine andere jährliche Abgabe an den Landesherrn vorkommt. In Grevesmühlen wurde die Bede offensichtlich bereits vor 1267 in Form einer Pauschalsumme entrichtet, da der Fürst das Geld mittelbar durch die Ratsherren erhielt. Hernach hören wir in der Herrschaft Mecklenburg erst von 1298 ab wieder von Befreiungen von allen Beden, worin auch die ao. (gemeinen) Landbeden miteingeschlossen sein sollen, oder es werden diese vorbehalten 39 ).
Diese Zusammenstellung zeigt zunächst mit Sicherheit, daß vor der Zeit der sog. Bedeverträge in den Städten jährliche Beden existierten, und daß auf dem platten Lande unregelmäßig erhobene, also nicht jährliche, allgemeine, über das ganze Land, insbesondere über die Untertanen der Vasallen und der Geistlichkeit gehende Beben gewohnheitsmäßig von den Fürsten erhoben wurden. Über Art und Höhe dieser unregelmäßigen Bede erfahren wir nichts Näheres. Bestimmte Sätze finden sich erst in den sog. Bedeverträgen. Da diese unregelmäßige Bede dieselben Bezeichnungen hat (generalis, universalis, communis petitio) wie die seit den sog. Bedeverträgen begegnende ao. Bede ("landbede", "mene (ghemeyne) landbede", "ghemeyne (mene) bede aver unse land" usw.), so ist sie unmittelbare Vorläuferin derselben. Die unregel-
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mäßige Bede muß ferner, wie aus den Schweriner Urkunden von 1257, 1271, 1278 und aus der Rostocker von 1271 hervorgeht, eine allgemein übliche, anerkannte, verbindliche, gleichsam gesetzmäßige Einrichtung gewesen sein. Sie ist daher nicht gleichzusetzen mit den importunis exactionibus oder petitionibus, die außergewöhnliche, gewaltsame Erhebungen bzw. Erpressungen von irgendwelchen Leistungen, Schatzungen oder Beden darstellen 40 ). Die Schweriner Urkunde von 1257, insbesondere die von 1271, ebenso die Rostocker Urkunde von 1271 machen es aber wahrscheinlich, daß neben der unregelmäßigen Bede noch eine andere, im gewissen prinzipiellen Gegensatz dazu stehende, also vielleicht regelmäßige (jährliche) Bede auf dem platten Lande üblich war. Die mecklenburgische Urkunde von 1257 dürfte dies sogar recht wahrscheinlich machen, denn die Kornbede begegnet späterhin als Teil der ordentlichen Bede 41 ). Dasselbe ist der Fall bei der werleschen Urkunde vom 4. Oktober 1276, denn offenbar wird dort die Bede von den 4 Hufen als eine regelmäßige Nutzung verliehen.
Einer genaueren Interpretation bedürfen noch bei ihrer grundlegenden Bedeutung die sog. Bedeverträge, zumal da vielfach angenommen wird, daß in ihnen auch Verträge über die ordentliche Bede abgeschlossen wurden.
In den beiden Urkunden vom 12. November 1276 beurkunden Heinrich und Johann, Herren von Werle, das damals noch ungeteilt war, folgendes: Von Schulden einstmals beschwert, hätten sie ihre Vasallen und Geistlichen in der Herrschaft (dominium) Gnoien bzw. Güstrow gebeten, ihnen bei der Tilgung der Schulden zur Hilfe zu kommen. Diese geruhten endlich löblicherweise ihre Bitten zu erhören in der Weise, daß sie von jeder Hufe in der Herrschaft, zugleich mit den unter ihrer eignen Kultur befindlichen Hufen, drei Jahre lang jährlich 8 ß den Herren zur Hilfe geben sollten. Nach Ablauf dieser drei Jahre sollten sie frei sein von dieser Bede. Die Herren erklären weiterhin, daß sie Vasallen und Geistliche von solcher obenerwähnten Bede grundsätzlich befreit hätten, unter folgender mit der Vasallen und Geistlichen Zustimmung hinzugefügten Bedingung: Vasallen und Geistliche wollen den Fürsten
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zur Hilfe geben von der Hufe - die Eigenkultur ausgenommen - 2 ß bei Ritterschlag der Söhne und 4 ß bei Heirat der Töchter, wenn die Fürsten die Feste selbst ausgerichtet haben 42 ).
An Inhalt ähnlich ist die Urkunde von 1285 der Herren von Werle-Parchim: Anläßlich ihrer Notdurft (necessitas) und Bitte haben die Vasallen in den Vogteien Röbel, Malchow und der Feste Wenden (Wredenhagen) sie von dem dritten Teil der Schulden, nämlich von 2000 M, befreit. Für die Bezahlung der Schulden ist offenbar eine ao. Bede erhoben worden - vielleicht auch von der Eigenkultur der Vasallen - , wie sich aus dem weiteren Zusatz ergibt: Die Fürsten erklären, daß für solche erwiesenen Wohltaten alle Vasallen und Bauern der genannten Gegenden ständig von jeder Bedeleistung (ab omni exactione peticionis) frei sein sollen, indem aber - mit Zustimmung der Vasallen - die Bedingung hinzugefügt wird: Bei eigner Eheschließung der Fürsten und beim Empfang der Ritterwürde, wenn die Feste durch die Fürsten selbst gefeiert würden - es handelt sich hier um junge, unverheiratete Fürsten -, wollen die Vasallen von jeder Hufe, ihre Eigenkultur ausgenommen, 2 ß geben, wenn aber eine Prinzessin verheiratet wird, von der Hufe 4 ß 43 ).
Aus dem Umstand, daß beide Urkunden in mancher Hinsicht inhaltlich übereinstimmen, während das Formular verschieden ist, kann man wohl schließen, daß beide Urkunden in einem inneren, rechtlichen und sachlichen Zusammenhang stehen. Sei es, daß dies die in den werleschen Herrschaften allgemein üblichen Verhältnisse waren, sei es - und dies dünkt mich das Wahrscheinlichere -, daß auch für die Vogteien Röbel, Malchow und Wredenhagen vor der Urkunde von 1285 dasselbe Recht galt wie 1276 für Gnoien und Güstrow, daß also auch für diese Gegenden ein sog. Bedevertrag um 1276 abgeschlossen war. Dies ermöglicht uns dann, eine Verbindung zwischen den Urkunden von 1276 und 1285 zu ziehen.
Die Urkunden von 1276 und 1285 ergeben zunächst, daß Ihdes Annahme, daß die von Bewilligung der Mannen abhängige ao. Bede wegen "Not" (necessitas) der Fürsten oder des Landes - ein wichtiger Fall der necessitas war auch in der Zukunft die fürstliche Verschuldung - erst nach 1300 auftaucht 44 ), unrichtig ist. Sie erscheint vielmehr in den Bedeverträgen gleichzeitig mit den ao. Beden der Reservatfälle.
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Die ao. Bede zur Bezahlung von Schulden wurde, wie aus den genannten Urkunden in Übereinstimmung mit der herrschenden Ansicht sicher hervorgeht, von den Fürsten erbeten, von den Mannen bewilligt, und zwar nicht nur von den Bauernhufen, sondern auch - dies sei besonders hervorgehoben - von den sonst grundsätzlich abgabefreien Hofhufen der Grundherren. Diese besondere Abgabe und Leistung wurde als ein Geschenk gewährt, für das die Fürsten ihren Mannen den unbehelligten Besitz aller bei der Kolonisation (novella plantatio) für die Lehen gewährten Freiheiten insbesondere die ungehinderte Gerichtsbarkeit über die Untersassen der Vasallen (1276 und 1285), auch neue Freiheiten und Begünstigungen - Verlegung des Landdinges in Dörfer und Verbot des Verhaftens von Vasallen in Städten (1285) - zusichern. Ob die ao. Beden der Reservatfälle der Bewilligung bedurften, oder ob dies nicht erforderlich war, geht aus den genannten Urkunden nicht hervor. Eine sichere Nachricht über die ordentliche Bede ergibt sich aus den Urkunden keineswegs, denn in den beiden Urkunden von 1276 ist nur von der ao. Bede die Rede, von der die Mannen und Geistlichen befreit sein sollen. Ferner steht es durchaus nicht fest, daß, wie Ihde annimmt, in der Urkunde von 1285 mit der Freiheit von aller Bedeforderung auch die Freiheit von ordentlicher Bede ausgedrückt sein soll. Betrachtet man den Inhalt dieser Urkunde im Zusammenhang und berücksichtigt man die Urkunde von 1276, so kommt man zu der Vermutung, daß die Freiheit von allen ao. Beden, d. h. von den bisher üblichen, unregelmäßig erhobenen (ao.) Beden beurkundet wird, da dieser Satz an derselben Stelle steht, wo 1276 die Freiheit von diesem besonderen Fall (Schuldentilgung) der ao. Bede ausgedrückt wird, während hier ein solcher Satz, der die Schadloserklärung enthält, fehlt.
Am 27. Juli 1279 beurkunden die Grafen Helmold und Nikolaus von Schwerin, daß sie mit ihren Vasallen der Vogtei Wittenburg (bzw. Boizenburg) vereinbart haben, daß deren Untersassen als Bede 1 M lüb. von der Hufe, aber nur in diesem Jahr, entrichten sollten, unter der Bedingung, daß sie dauernd von jeder Bede frei sein sollten. Doch mit der Ausnahme, daß bei Gefangenschaft des Herrschers und bei Heirat der Kinder die Grafen das Land bitten können, ihnen bei ihren Ausgaben zur Hilfe zu kommen. - Auch hier werden den Vasallen alte, seit der novella plantatio gebrauchte Rechte und Freiheiten (insbesondere die unbehelligte Ausübung der Gerichtsbarkeit), sowie neue (Aufhören der gräflichen Münzgerechtigkeit) verbrieft, und schließlich werden die Pflichten und Rechte beim
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Aufgebot genauer geregelt 45 ). - Den werleschen Bedeverträgen gegenüber ist es aber auffallend, daß die Schweriner Vasallen von ihren Hofhufen keine ao. Bede geben. Doch ist der von der Bauerhufe zu leistende Jahresbetrag höher als in Werle. Besonders auffallend ist der Unterschied zwischen Betrag der Schweriner ao. Bede und der der werleschen Reservatfälle. Ich möchte daher annehmen, daß die Vasallen, um die Zahlung der für die damalige Zeit sicherlich nicht unbeträchtliche Summe von 1 M lüb. zu ermöglichen, den Bauern für das Jahr Erleichterungen an grundherrlichen Abgaben gewährten, so daß auch die Vasallen selbst, wenn auch indirekt, an der ao. Bede beteiligt waren.
Auch bei diesen beiden Schweriner Urkunden ist es durchaus nicht sicher, daß mit der Freiheit von aller Bede auch die Freiheit von einer ordentlichen Bede gemeint ist, der Zusammenhang legt es auch hier wiederum nahe, anzunehmen, daß nur die Freiheit von der alten ao. (unregelmäßigen) Bede gemeint ist. In beiden Urkunden wird ein eigentlicher Anlaß für die Entrichtung der Bede nicht genannt. Höchstens könnte man denken, sie sei eine Gegenleistung für die von den Grafen den Vasallen erwiesenen Vergünstigungen hinsichtlich des Gerichts-, Lehns- und Münzwesens. Jedoch sei bemerkt, daß in der von mir behandelten Zeit eine ao. Bede ohne zwingenden Anlaß 46 ), ferner eine solche als bloßes Entgelt für erwiesene Gunstbezeugungen nicht vorgekommen ist, diese erscheinen vielmehr nur als etwas Nebensächliches. Wir werden also auch hier eine solche "necessitas" als Grund der Bedeerhebung annehmen können; naheliegend ist es, sie gleichfalls in einer Verschuldung der Grafen zu suchen.
Diese beiden Urkunden von 1279 ergeben nun mit Sicherheit, daß in der Grafschaft Schwerin auch die ao. Beden der Reservatfälle der Bewilligung der Mannen bedurften. Wir werden auch - gegen Ihdes, Techens und Hübners Ansicht 47 ) - für die werleschen Herrschaften die Notwendigkeit ständischer Bewilligung annehmen können, zumal da Techen und Ihde zu ihrer Annahme
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nur durch das Schweigen der Urkunden von 1275 und 1285 über den Punkt der Bewilligung gekommen sind. Dieses Nichterwähnen der Bewilligung läßt sich mit Spangenberg 48 ) aber sehr wohl dadurch erklären, daß es den Mannen nicht auf die Erreichung eines Steuerbewilligungsrechtes ankam, sondern daß ihnen dies so nebenbei zufiel als Kompromiß für ihren Anspruch auf grundsätzliche Freiheit von der ao. (unregelmäßigen) Bede.
Diese Annahme gewinnt aber durch Rückschlüsse aus späteren Verhältnissen noch sehr an Wahrscheinlichkeit. Es wurden nämlich nicht, wie von Hübner behauptet worden ist, die ao. Beden der Reservatfälle, insbesondere die Prinzessinnensteuer erst im 16. Jahrhundert an vorangehende ständische Bewilligung geknüpft 49 ), sondern die Prinzessinnensteuer, der einzige Fall der Reservatfälle, der sich dauernd gehalten hat und über den wir seit Ausgang des 15. Jahrhunderts (von 1481 ab) bestimmtere aktenmäßige Nachrichten haben, bedurfte in der Gesamtherrschaft stets der Bewilligung durch die Stände auf Landtagen 50 ). Es hindert nichts, anzunehmen, daß dies bereits lange vor 1481 auch in den Teilherrschaften üblich war.
Ebensowenig ist später der von Ihde, Techen, Hübner und von Below betonte grundsätzliche Unterschied zwischen den ao. Beden der Reservatfälle und der wegen Not (necessitas) des Fürsten und .des Landes vorhanden. Die Urkunden bzw. Akten des 14. bis
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16. Jahrhundert kennen, wie wir noch sehen werden, in den Teilherrschaften sowie in der Gesamtherrschaft nur eine einheitliche, von der Bewilligung abhängige, wegen necessitas (Notdurft, Bedürfnis) des Fürsten und des Landes erhobene ao. Bede (Landbede). Es umfaßt dabei die necessitas auch die ao. Beden der Reservatfälle 51 ).
Von einer 1300 der Stadt Rostock zur Aufbringung einer Schatzung für den Abzug feindlicher Fürsten auferlegten Pauschalsumme 52 ) abgesehen, findet sich im 13. Jahrhundert keine urkundliche Nachricht über unregelmäßige bzw. ao. Beden (Landbeden) in den Städten der mecklenburgischen Einzelherrschaften. Trotzdem kann es keinem Zweifel unterliegen, daß sie tatsächlich erhoben sind. Was die ao. Bede (Landbede) anbetrifft, so ist auf Grund von Rückschlüssen aus den Verhältnissen des 15./16. Jahrhunderts anzunehmen, daß ihre Umlage bereits im 13. Jahrhundert in den meisten Städten als Haus- (Erben-) Steuer erfolgte, d. h. in einer nach der Größe der Häuser und des zugehörigen Landes abgestuften Abgabe 53 ). Ferner wird in den meisten Städten die Erhebung der
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Landbede durch landesherrliche Beamte erfolgt sein. Dagegen haben die beiden Seestädte Rostock und Wismar sicher nur gelegentlich Pauschalsummen als freiwillige Beiträge zu Landbeden bezahlt 54 ). Die Entrichtung der Landbede war auch bei den Städten eine freiwillige Leistung, die wenigstens bei den beiden Seestädten und den größeren Landstädten sicherlich auf Grund von Einzelverhandlungen erfolgte 55 ), während die kleinen Städte wohl ohne weiteres auf Grund einer Aufforderung der Landesherren zahlten, falls von Mannen (und Geistlichkeit) eine Landbede bewilligt war.
Bei der Frage nach der Zeit der Einführung der ordentlichen Bede in Mecklenburg - insbesondere auf dem platten Lande - dürften wir über die aus den sog. Bedeverträgen gewonnenen negativen Ergebnisse und über die einen geringeren oder größeren Grad der Wahrscheinlichkeit habenden Feststellung auf Grund der Schweriner, mecklenburgischen, Rostocker und werleschen Urkunden von 1257, 1271 und vom 4. Oktober 1276 schwerlich - wenigstens auf Grund der mecklenburgischen Urkunden des 12. .- 13. Jahrhunderts, bei deren knappen Ausdrucksweise - je hinauskommen, wenn uns nicht einige alte, volkstümliche Ausdrücke die Möglichkeit geben würden, durch Rückschlüsse zu festen Ergebnissen zu gelangen. In den sog. Schloß - Registern und -Rechnungen des 15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts wird nämlich die ordentliche Bede in den Vogteien verschiedener mecklenburgischer Einzelherrschaften (Mecklenburg, Rostock, Schwerin, Nebenland Grabow) auch als "olde bede" und als "rechte bede", die ao. Bede (Landbede) dagegen als "nyge bede", "nova precaria", bezeichnet 56 ). Es muß also die ordentliche Bede die ältere sein, wo-
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gegen die ao. Bede (Landbede) zu einer bestimmten Zeit neu eingeführt sein muß, so daß sie dem Volke im Vergleich zur ordentlichen Bede als "nyge" Bede erschien. Dieser Zeitpunkt kann nur die Zeit der sog. Bedeverträge gewesen sein, in denen die auf eine bestimmte Höhe fixierte ao. Bede (Landbede) zuerst auftritt.
Es muß auch diese ao. Bede (Landbede) von ihrer Vorstufe, der unregelmäßig erhobenen Bede, sich äußerlich durch ein charakteristisches Merkmal unterschieden haben, durch das sie andererseits eine größere Ähnlichkeit mit der ordentlichen Bede erhielt. Dies wird vermutlich in Hinblick auf die Angaben der Bedeverträge und nach Rückschlüssen aus den Verhältnissen im 14.- 16. Jahrhundert die Fixierung auf eine bestimmte Höhe gewesen sein.
Dies Ergebnis über die Existenz der jährlichen Bede vor den Bedeverträgen berechtigt uns zu der Annahme, daß mit den in der werleschen Urkunde von 1281 erwähnten jährlich widerrechtlich erhobenen exactiones die jährliche Bede gemeint ist 57 ), die in diesem Falle in Widerspruch mit einer früher erteilten Befreiung erhoben war. Eine solche Erhebung mußte natürlich als unrechtmäßige "Schatzung" empfunden werden. Diese Urkunde deutet übrigens auch darauf hin, daß die ordentliche Bede bereits geraume Zeit vor den Bedeverträgen auf dem platten Lande üblich war. Es hätte sich auch sonst nicht im Bewußtsein des Volkes die Vorstellung von einer "olden bede" bilden und 2 - 300 Jahre hindurch lebendig erhalten können.
In einigen Städten läßt sich, wie wir sahen, das Vorhandensein einer ordentlichen jährlichen Bede urkundlich 10 - 20 Jahre vor den sog. Bedeverträgen nachweisen: In Grevesmühlen wahrscheinlich 1267, in Güstrow 1264, in Rostock mit Sicherheit 1259, mit Wahrscheinlichkeit vor 1257/58, und zwar in Grevesmühlen mit Wahrscheinlichkeit, in Güstrow und Rostock mit Sicherheit bereits in Form eines Fixums. In Güstrow tritt dieses in dem genannten Jahre an Stelle der bisher - sicherlich schon längere Zeit üblichen Einzelumlage und Erhebung durch den Landesherrn.
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Auch in Rostock wird sie bereits längere Zeit vor den genannten Jahren gebräuchlich gewesen sein, wenn es auch bei der mächtigen Stellung Rostocks recht zweifelhaft sein mag, daß hier je der Landesherr selbst die Erhebung vornahm 58 ), und eine rein städtische Steuer in Gestalt des Schosses uns gleichzeitig mit der fixierten ordentlichen Bede (Orbör) begegnet 59 ). Weiter zurück läßt sich urkundlich die ordentliche Bede in Mecklenburg nicht verfolgen. Es wäre aber nicht richtig, wenn man das erste Auftreten der ordentlichen Bede in Urkunden mit ihrer Einführung gleichsetzen wollte. Denn die Urkunden geben uns recht häufig nur Ausnahmebestimmungen an, während die Regel selten und oft erst spät hervortritt. Da aber die Forschung meist nur die Urkunden berücksichtigt hat, so versagen vielfach alle Interpretierungskünste bei der Darstellung älterer Steuer- und Verfassungsverhältnisse. Das Gewöhnliche liegt oft hinter den Urkunden verborgen, es tritt meist erst in späteren Jahrhunderten, wo sich Akten, Register und Rechnungen vorfinden - in Mecklenburg etwa seit der Mitte des 15. Jahrhunderts - zutage 60 ).
Wir werden nun auch hier die Beweiskraft der Fossilien "olde", "nyge", "rechte bede" nicht überschätzen, wenn wir es unter Anlehnung an die oben genannten Ergebnisse der direkten Überlieferung für sicher halten, daß die ordentliche Bede bereits vor der Mitte des 13. Jahrhunderts in Mecklenburg als feste Einrichtung bestand. Damit ist denn auch Spangenbergs und Rachfahls Ansicht, daß die ordentliche Bede erst durch die Bedeverträge ins Leben gerufen wurde, für Mecklenburg widerlegt. Die alten Ausdrücke olde bede, rechte bede machen es sogar sehr wahrscheinlich, daß die ordentliche Bede bereits bei der - nach einigen Ansätzen in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts - in der Hauptsache vom Ende des ersten Jahrzehnts des 13. Jahrhunderts ab durchgeführten deutschen Kolonisation bereits in fester Form eingeführt wurde. Dafür spricht zunächst der Stand der Steuerentwicklung auf altdeutschem Gebiet, wo uns gleichfalls in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ja z. T. bereits im 12. Jahrhundert eine ordentliche Bede von Städten,
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Vogteien und Dörfern des Königsgutes und der Territorialfürsten begegnet 61 ). Ferner sehen wir aus dem Lokatorvertrag über die Ansiedlung in dem Walde von Schartau bei Magdeburg, der sicher aus der Zeit vor dem 25. August 1192 stammt und wohl in den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts verfaßt sein mag, daß tatsächlich auf ostdeutschem Gebiet die auf eine bestimmte Höhe fixierte ordentliche Bede (von der Hufe jährlich - "annuatim" - 1 ß "ad collectam, que vulgo bede dicitur") neben jährlichen Leistungen an Zins, Pacht und Zehnten bei der Kolonisation auf dem platten Lande eingeführt wurde 62 ). Wir haben es hier und in Mecklenburg sicher nicht mit vereinzelten, frühen Erscheinungen hinsichtlich des Auftretens der ordentlichen Bede zu tun, denn die Ausdrücke alte, neue, rechte Bede sind auch sonst bezeugt 63 ). Eine gründliche Untersuchung der Steuerregister des 15. und 16. Jahrhunderts in andern deutschen, besonders ostdeutschen Territorien dürfte wohl darüber genügend Aufschluß geben.
Jedenfalls dürfte aber schon jetzt soviel sicher sein, daß die Brandenburger Bedeverträge von 1280/82, durch die ja nach der herrschenden Ansicht die ordentliche Bede erst in Brandenburg eingeführt ist 64 ), keineswegs eine Norm der Entwicklung und Entstehung der ordentlichen Bede widerspiegeln. Wir haben es vielmehr nur mit einer Ausnahmeerscheinung zu tun 65 ). Vielleicht aber existierte die ordentliche Bede auch in Brandenburg bereits vor den Bedeverträgen. Durch die Bedeverträge scheint sie wie
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die ao. Bede eine Zeitlang - bis zur Erlegung der Bedekaufsumme - außer Kraft gesetzt zu sein. Sie wurde, wie es scheint, erst vom Andreastage 1282 an wieder, und zwar nunmehr zu einem niedrigeren Satze als früher, von neuem erhoben 66 ).
Was Mecklenburg anbetrifft, so ist soviel sicher, daß im
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13. Jahrhundert die ordentliche Bede in keinerlei Beziehung steht zu der Entwicklung des mecklenburgischen Ständewesens. Auch in späterer Zeit hat sie hierfür keine Bedeutung gehabt 67 ). Da alles dafür spricht, daß die ordentliche Bede als etwas Fertiges in Mecklenburg bei der Kolonisation eingeführt ist, so können wir auch nicht näher auf die Frage nach der Entstehung der ordentlichen Bede und ihrer Entwicklung bis zu ihrer Verjährlichung und Fixierung eingehen, dies läßt sich nur in altdeutschen Territorien behandeln. Doch ist soviel sicher, daß, wie der Name Bede = Bitte anzeigt, die ordentliche Bede ursprünglich eine bittweise erhobene Abgabe war. Aus ihr muß sich im Laufe der Zeiten eine Sitte und schließlich eine Pflicht entwickelt haben 68 ). Was den Rechtscharakter der ordentlichen Bede anbetrifft, so möchte ich mich auch der herrschenden Ansicht anschließen, daß sie eine öffentlich-rechtliche Abgabe, einer Steuer ist, die von den Landesherren auf Grund ihrer landesherrlichen Gewalt erhoben wurde 69 ).
Nur für die Herrschaft Werle und für die Grafschaft Schwerin sind "Bedeverträge" überliefert. Es ist nun die Frage, ob wir annehmen dürfen, daß auch in den Herrschaften Mecklenburg und Rostock solche "Bedeverträge" abgeschlossen sind.
Auf Grund von Rückschlüssen aus den späteren Steuerverhältnissen in Mecklenburg und im Hinblick auf die der Mark Brandenburg möchte ich, wie hernach näher dargelegt werden soll, annehmen, daß dies nicht der Fall war. Allerdings haben auch die Fürsten der Herrschaft Mecklenburg um die Zeit der sog. Bedeverträge
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mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, vor allem aber müssen die Fürsten der Herrschaft Rostock recht verschuldet gewesen sein. Doch haben augenscheinlich diese Fürsten, insbesondere die Rostocker, unter Ausnutzung der Finanzkraft der Stadt Rostock, in der Hauptsache durch das auch später recht beliebte Mittel der Veräußerung von Grund und Boden oder von Gerechtsamen sich zu helfen gesucht 70 ). Ausdrücklich bezeugt wird uns in einer Urkunde von 1286, daß Nikolaus das Kind für die Bezahlung der Schulden seines Vaters der Stadt Rostock wichtigen Grundbesitz verkaufte 71 ).
Daß aber auch in der Herrschaft Mecklenburg ungefähr seit der Zeit der sog. Bedeverträge die regelrechte Bewilligung für die ao. Bede (Landbede) erforderlich war, zeigen bereits die Urkunden von 1305, 1314 und 1315 72 ). Wir dürfen annehmen, daß die Bewilligung, ohne daß ein regelrechter "Bedevertrag" abgeschlossen wurde, sich ganz von selbst durchsetzte 73 ). Jedenfalls dürfte dies in der Herrschaft Mecklenburg eine natürliche Folge der besonderen Verhältnisse des Vormundschaftsstreites (1275 ff.) und der Vormundschaftsregierung gewesen sein 74 ). Ähnlich werden die Verhältnisse in der Herrschaft Rostock gewesen sein, zumal da auch hier die jungen Fürsten, insbesondere Nikolaus das Kind, nach dem 1282 erfolgten Tode des Fürsten Waldemar längere Zeit unter Vormundschaft standen 75 ). Von Bedeutung dürfte auch für beide Herrschaften das Vorbild der Herrschaft Werle und der Grafschaft Schwerin gewesen sein. Die durch Analogie-und Rückschlüsse gewonnenen Gründe für unsere Annahme, daß in den Herrschaften Mecklenburg und Rostock keine Bedeverträge abgeschlossen wurden, sind nun die folgenden: Es werden nämlich in der Mark Brandenburg vielfach bei Steuerbewilligungen im 14. bis 16. Jahrhundert zunächst (1338) die alten Reservatfälle der Bedeverträge von 1280/81 (Gefangenschaft des Markgrafen,
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Kriegsgefahr, necessitas legitima [Verlust einer Hauptschlacht]), dann aber (1343 ff.) daneben auch andere (Heirat der Töchter, Ritterschlag der Söhne - später ebenso wie der Fall der Gefangenschaft des Markgrafen in Wegfall gekommen -, Reise zum kaiserlichen Hof [Regalienempfang], Reichs- und Kreissteuern, Legations-, Fortifikationskosten, Kammerzieler), als Fälle, bei denen dem Markgrafen (Kurfürsten) ein Recht auf Bedeforderung zustand, ausdrücklich reserviert 76 ). Dagegen findet sich weder in den mecklenburgischen Teilherrschaften, noch in der späteren mecklenburgischen Gesamtherrschaft etwas Derartiges in den Urkunden, Registern und Akten des 14. - 16. Jahrhunderts. Es wird bis zu den Reversalen von 1555 und 1561 einschließlich hier immer allgemein nur die necessitas oder instantia (Notdurft, Bedürfnis, Not) des Fürsten und des Landes als Grundlage für die Steuerforderung genannt 77 ). Einige die Insel Poel betreffende Urkunden der Herrschaft Mecklenburg aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erläutern uns diesen Begriff der necessitas näher und zeigen deutlich, daß eine Beschränkung des Rechtes der Bede-
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forderung auf 2 - 3 Reservatfällen in der Teilherrschaft Mecklenburg um diese Zeit nicht bestand, sondern daß bei verschiedenartigen und recht weitgehenden Anlässen (Hochzeiten, Kindbetten, Ritterschlag, Kriegsnot, Schulden), ja bei neu aufkommenden Notfällen und Bedürfnissen ao. Beden (Landbeden) bzw. ao. freiwillige Gaben (dona gratuita) in Geld und Naturalien entrichtet wurden 78 ). Hiermit stimmen auch die tatsächlichen Verhältnisse überein. Denn zur Zeit der Bedeverträge war in Mecklenburg an einige der späteren Fälle der Landbede noch nicht zu denken: Landbede als Ablösung für nicht geleisteten Roßdienst (wahrscheinlich erst im 14. Jahrhundert aufgekommen), als Hilfe zu den Kosten der Reichsbelehnung und der Reisen zum Kaiser oder zum Reichstag (nachweisbar im 15./16. Jahrhundert, Mecklenburg wurde erst 1348 Reichslehn), als Reichssteuer (erst seit Ende des 15. Jahrhunderts erhoben). Sie sind also neu aufgekommen, aber wir merken nichts davon, daß deswegen irgendwelche neue Bedeverträge abgeschlossen wurden. Die Forderung, Bewilligung und Erhebung vollzieht sich, wie die Akten des 15./16. Jahrhunderts zeigen, in derselben Form wie die der übrigen.
Die Verhältnisse bei den tatsächlich erhobenen Landbeden wegen Schulden 79 ) ergeben ferner, daß Hübners Annahme, daß jedesmal, bevor eine gemeine Landbede wegen Schulden erhoben wurde, ein besonderer Bedevertrag abgeschlossen werden mußte 80 ), falsch ist.
Hübner übersah bei seiner lediglich auf Grund der sog. Bedeverträge des 13. und der Steuerreversalen des 16./17. Jahrhunderts vorgenommenen Konstruktion, daß das Charakteristische
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und Wesentliche bei beiden Gruppen darin besteht, daß es sich jedesmal um eine Schuldentilgung großen Stils handelte und vor allem, daß dazu auch die Grundherren freiwillig von ihrer Eigenwirtschaft Steuer zahlten bzw. eine ungewöhnliche Belastung ihrer Untertanen zuließen, obwohl ihre Steuerfreiheit bei der Kolonisation (nova plantatio) durch Privilegien festgesetzt war. Als Gegenleistung für ihre Opfer verlangten und erhielten sie daher auch neben der Bestätigung alter Privilegien vor allem die Bewidmung mit neuen. Dagegen findet sich entgegen der herrschenden Ansicht 81 ) nichts von einer Gegenleistung bei den gewöhnlichen Landbeden wegen Schulden im 14. - 16. Jahrhundert. Einer der wichtigsten Gründe für die Ausstellung der Bedeverträge war daher der Umstand, daß die Mannen einen Revers, einen Schadlosbrief, ausgestellt haben wollten, der ihnen ihr altes, eben durchbrochenes Privilegium der Bedefreiheit der Hofhufen sicherte und verhinderte, daß die gegenwärtige Steuerleistung von den Hofhufen als Präjudiz bei zukünftigen Steuern von den Fürsten ausgenutzt werden konnte. Man bezeichnet daher auch die Bedeverträge des 13. Jahrhunderts besser als Bedereversalen im Einklang mit den Reversalen des 16./l7. Jahrhunderts, mit denen sie inhaltlich ja eine große Ähnlichkeit haben.
Die Urkunden, Regesten und Akten des 14. - 16. Jahrhunderts ergeben also, daß die Einschränkung der Bedeforderung auf zwei bis drei Reservatfälle, welche in den werleschen und Schweriner Bedereversalen festgesetzt wurde, weder eine Nachwirkung in mecklenburgischen Teilherrschaften (Wenden, Mecklenburg), noch in der Gesamtherrschaft gehabt hat. Es bestand vielmehr im 14. bis 16. Jahrhundert in den Teilherrschaften und hernach in der Gesamtherrschaft ein durch notwendige Bedürfnisse bestimmtes, uneingeschränktes Steuerforderungsrecht der Landesherren, die "Freiheit, um eine Bede fragen zu dürfen", dem allerdings ein gleiches Recht der Stände auf Steuerbewilligung gegenüberstand 82 ).
Hegel behauptet 83 ), daß die mecklenburgischen Landesherren zur Zeit der Bedereversalen, wenn sie von den Ständen (Vasallen) ao. Beden forderten, sich nicht an ihr ganzes Land, sondern an einzelne Vogteien (terrae) gewandt hätten. Dies ist aber nicht zutreffend. Bereits die Reversalen von 1276 84 ) sind Mannen und Geistlichkeit der Herrschaft (dominium) Güstrow (= Werle -
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Güstrow), bzw. der Herrschaft Gnoien 85 ) gegeben worden. Wenn auch die Reversalen von 1279 86 ) den Vasallen der Vogteien Wittenburg und Boizenburg gesondert ausgestellt sind, so ist dies keineswegs eine Bestätigung für Hegels Auffassung; denn als es schon längst Landstände in den selbständigen mecklenburgischen Teilherrschaften gab, war es noch Sitte, daß bei Huldigungen und Privilegienbestätigungen sich einzelne Vogteien Sonderurkunden ausstellen ließen 87 ). Geradezu gegen Hegels Ansicht spricht der Umstand, daß beide Urkunden am selben Tage und Ort ausgestellt sind und daß in beiden Urkunden dieselben Zeugen auftreten 88 ). Wenn schließlich die Fürsten von Werle ihren Vasallen in den Vogteien Röbel, Malchow und Wenden (Wredenhagen) über die Übernahme von dem dritten Teil ihrer Schulden 1285 einen Revers ausstellen 89 ), so darf man daraus schließen, daß die fehlenden zwei Drittel von den übrigen Vasallen getragen wurden, und daß diesen gleichfalls zur selben Zeit nicht mehr erhaltene Reverse ausgestellt wurden. Dafür spricht schon der Ausstellungsort Sprenz, der in keiner der genannten Vogteien, sondern beträchtlich nördlicher liegt. Für die eigenartige Verteilung der Schulden mögen irgendwelche praktischen Gesichtspunkte maßgebend gewesen sein. Wie ja eine in mancher Hinsicht ähnliche Verteilung der fürstlichen Schulden auf die einzelnen Stände von den Rostockern noch auf dem Landtage zu Güstrow am 23. Mai 1555 vorgeschlagen wurde. Auch die Nachrichten über die allgemeinen, über das ganze Land (Herrschaft) gehenden ao. Beden (Landbeden) des 13. und des 14./15. Jahrhunderts bestätigen durchaus unsere Auffassung 90 ).
Schließlich ist noch die Frage nach der Art und dem Aussehen der ao. Bede (Landbede) in den mecklenburgischen Herrschaften vor der Zeit der Bedereversalen - also der unregelmäßigen Bede - zu behandeln.
Wir nahmen auf Grund der Ausdrucksweise der Urkunden mit Techen an, daß bis etwa 1250 und z. T. darüber hinaus mit
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den peticiones bzw. exactiones sowohl unregelmäßige Beden, als auch irgendwelche durch Bitte, Vereinbarung oder Zwang erhobenen Abgaben gemeint sind. Dagegen haben wir es in den Fällen, wo von der generalis peticio (bzw. universalis petitio, communes peticiones) die Rede ist, sicher mit der unregelmäßigen Bede zu tun. Diese wurde als allgemeine Bede von allen Untertanen des platten Landes gewohnheitsmäßig entrichtet. Ein fester Satz begegnet uns erst in den ao. Beden (Landbeden) der Bedereversalen. Es ist anzunehmen, daß die unregelmäßige Bede in ungleichmäßiger Höhe erhoben wurde 91 ), und daß ein fester, gleichförmiger Satz erst durch die Bedereversalen geschaffen wurde.
Zu weiteren Ergebnissen - auch über die Verhältnisse in den Städten - kommen wir auch hier wieder durch die Rückschlüsse von alten Gebräuchen und Ausdrücken. Während in dem zweiten werleschen und im Schweriner Bederevers ein Reservatfall die Heirat der Fürsten war, findet sich dieser Fall einer ao. Bede später in der mecklenburgischen Gesamtherrschaft nicht, wie die Akten und Register des 15. und 16. Jahrhunderts mit Sicherheit ergeben. Dagegen tritt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine eigenartige, Steuer, Landsteuer, Schatzung oder Gift genannte Abgabe zutage, die teils in Geld, teils in Naturalien bei der Heirat der Fürsten und auch bei deren Kindtaufen von den Bauern und von den Einwohnern der Städte erhoben wurde. Die Höhe der Geld- und Naturalleistungen war aber nicht gleichförmig, sondern verschieden. Diese Abgabe bedurfte nicht einer besonderen Bewilligung durch die Stände auf einem Landtag, sondern wurde auf bloßes Anfordern, z. T. auch auf Grund von Einzelverhandlungen, den Herzögen gewohnheitsmäßig entrichtet, aber als ein freiwilliges Geschenk ("zu verehrung geschenkt"). Wir dürfen wohl annehmen, daß dieser Brauch der freiwilligen Geschenke bei den betreffenden Anlässen eine besondere Einrichtung der alten Teilherrschaft Mecklenburg war, die hernach auf die Gesamtherrschaft übertragen wurde. Jedenfalls waren diese Abgaben nach Herzog Albrechts des Schönen Erklärung (1524/25) von alters her üblich 92 ). Im übrigen gab auch die Stadt Rostock im
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14.-16. Jahrhundert bei diesen und andern Anlässen (Besuche, Huldigungen, Begräbnis, Rückkehr von Pilgerfahrt, Reise zum Kaiser) derartige freiwillige Geschenke (Fische, Schwäne, Pferde, silberne Gefäße, Geldsummen). Sie wurden, wie es einmal (1537) in einer Rostocker Landtagsinstruktion heißt, als Herzog Heinrich anläßlich der Hochzeit seiner beiden Töchter 40 G. für ein Pferd begehrte, "voreeret . . ane vörplichtinge und nhadele privilegien und older frygheit" 93 ). Solche und ähnliche freiwilligen Gaben haben sich besonders bei der Hochzeit von jungen, nichtregierenden
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Fürsten, bei der Taufe eines Prinzen und beim Regierungsantritt eines Fürsten als sog. "dona gratuita" z. T. bis in die jüngstvergangene Zeit hinein gehalten. Seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts begegnen darüber eingehendere Nachrichten 94 ). Sie wurden jetzt bereits auf Konventen 95 ) bzw. Landtagen bewilligt, und zwar in Form von Kleinodien oder Geldsummen. Wenn die Stände
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sich auch moralisch verpflichtet fühlten, diese "Präsente" zu leisten, so wurde doch die Freiwilligkeit der Leistung des "don gratuit" betont, und z. T. wurden auch besondere Reversalien verlangt, damit die Leistung nicht als Präjudiz dienen konnte 96 ). Diese bei besonderen Anlässen und Bedürfnissen der fürstlichen Familie entrichteten freiwilligen Gaben, die ursprünglich teils in Geld, teils in Naturalien ungleichförmig erhoben wurden, dürften als Überreste einer älteren Epoche das älteste Stadium der ao. Bede (Landbede) darstellen. Diese freiwilligen Gaben werden bei der Kolonisation in Anlehnung an altdeutsche Verhältnisse 97 ) in Mecklenburg eingeführt sein. Möglicherweise fand aber ein Teil von ihnen bereits bei der Kolonisation in festerer Gestalt, nämlich zu der unregelmäßigen Bede umgewandelt, in Mecklenburg Eingang. Allerdings begegnet die unregelmäßige Bede urkundlich erst bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts 98 ), doch können hierbei Zufälligkeiten der Überlieferung vorliegen. Nach den Bedereversalen nämlich könnte bereits bei der Kolonisation (novella plantatio) den Grundherren die Freiheit von der unregelmäßigen Bede für ihre Hofhufen zugesichert sein 99 ), insbesondere aber war es um 1183 in Altdeutschland bei allen Bischöfen und andern Landesfürsten Sitte, derartige unregelmäßige Beden (exactiones sive petitiones) auszuschreiben, so oft ein unvermeidliches Bedürfnis (inevitabilis necessitas) sie dazu nötige 100 ).
Nach Ansicht von Rachfahl, Spangenberg und Ihde sollen, wie im Anfang erwähnt, die Fürsten diese unregelmäßigen Beden willkürlich erhoben haben. Es kann aber billig bezweifelt werden, daß dies in der Regel wirklich der Fall gewesen ist, weil
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diese Beden eine Zwischenstufe zwischen den freiwilligen Gaben und den ebenfalls freiwilligen Landbeden waren. Vielmehr ist anzunehmen, daß auch hierbei Brauch, Herkommen und freier Wille eine Rolle gespielt haben. Außerdem werden wir noch sehen, daß die mecklenburgischen Fürsten in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die aus Prälaten, slavischen und deutschen Adligen und Ratsherren der bedeutenderen Städte sich zusammensetzenden Großen ihres Landes, sodann die Angesehensten der Vasallen und von den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts ab die Räte (Landräte) zwar nicht pflichtmäßig, wohl aber auf Grund von Herkommen und Brauch häufig zu allen möglichen Regierungs- und Verwaltungsmaßnahmen heranzogen und deren Rat und Zustimmung einholten. Somit ist auch anzunehmen, daß, falls unregelmäßige Beden erhoben werden sollten, zuvor diese einflußreichen Kreise zu Rate gezogen wurden 101 ). Jedenfalls hören wir in späterer Zeit (1521) einmal gelegentlich, daß "es gewonlich und gebräuchlich herbracht sei, daß die Herzöge, wenn eine Landbede gefordert werden sollte, sich zuvor mit etlichen ihrer Räte (Landräte) unterredet hätten" 102 ). Insbesondere bei neuen, nicht bei der Kolonisation durch Vertrag oder hernach gewohnheitsrechtlich festgesetzten Fällen von Bedeforderungen, sowie bei häufigeren Forderungen, wird eine Zustimmung der führenden Kreise üblich und auch für die Fürsten ratsam gewesen sein, um bei der Steuererhebung nicht auf Widerstand zu stoßen. Freilich zu Berufungen der gesamten Vasallen usw. des betreffenden Landes ist es nach den überlieferten Nachrichten erst zur Zeit der Bedereversalen gekommen, wo die besonders neuartige, ungewöhnliche, durch die Schuldentilgung großen Stils notwendige Steuer dies erforderlich machte. Jedenfalls erwarben die Vasallen in der Herrschaft Werle und in der Grafschaft Schwerin bei diesen Anlässen als geschlossene Einheit, gleichsam als Korporation, ein Recht auf Steuerbewilligung, wie wir noch näher darlegen werden 103 ).
Rachfahl, Spangenberg und Ihde nehmen ferner hinsichtlich des Rechtscharakters der unregelmäßigen Bede an, daß sie kraft landesherrlicher Gewalt erhoben wurde. Die mecklenburgischen Urkunden vor der Zeit der Bedereversalen ergeben für diese Annahme keinen Anhalt 104 ). Überhaupt sagt nur die Urkunde von 1271 etwas Näheres aus. Ebenso wie hernach bei der ao. Bede (Landbede) wird hier die allgemeine Notdurft (universalis necessitas) des
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Fürsten und des Landes genannt 105 ). Die Not des Landes als Motiv der Bedeforderung dürfte aber erst ganz jungen Datums sein 106 ). Ursprünglich wird das rein persönliche Moment der Notdurft des Fürsten das Motiv der Forderung einer unregelmäßigen Bede gewesen sein. Die rechtliche Grundlage für eine solche Forderung war bei den Lehnsleuten das Lehnsverhältnis, zurückgehend auf die ursprüngliche Verpflichtung des Lehnsmannes zur Leistung von "consilium et auxilium" 107 ). Dagegen wird bei der Geistlichkeit und den Städten das Untertanenverhältnis die Rechtsgrundlage für die Bedeforderung gewesen sein.
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Die Ansichten über Zeitpunkt und Ursachen der Entstehung der Landstände sowie über ihre weitere Entwicklung gehen noch vielfach auseinander, wenn auch manche älteren Meinungen wohl endgültig aufgegeben sind. Von einer oft falschen Bewertung dessen, worüber Urkunden etwas aussagen können, abgesehen, liegt es zunächst daran, daß nicht immer genügend zwischen der Vor-
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geschichte der Landstände und ihrer eigentlichen Geschichte geschieden wird 108 ). Insbesondere wird die genauere Zeitgrenze zwischen beiden Epochen vielfach nicht klar erkannt: Wir haben es mit Landständen von dem Zeitpunkt ab zu tun, seit dem bestimmte berufsständische, zu einer Korporation zusammengeschlossene Bevölkerungskreise bei besonderen für das ganze Land wichtigen Angelegenheiten die Interessen des Landes den Fürsten gegenüber vertreten und seitdem der Landesherr verpflichtet ist, Rat und Zustimmung der genannten Bevölkerungskreise bei besonderen Anlässen einzuholen 109 ). Vor allem aber wird bei denjenigen Staaten, die im Laufe der Zeit aus einzelnen, selbständigen Territorien zusammengeschmolzen sind - dazu gehört auch Mecklenburg - vielfach der Stand der Entwicklung der landständischen Verfassung in den einzelnen selbständigen Territorien (Einzelherrschaften) unterschätzt und das Vorhandensein einer landständischen Verfassung erst der Zeit zugeschrieben, in welcher die dauernde Vereinigung der Einzelherrschaften eines Landes zu einer Gesamtherrschaft erfolgte.
Hegel hat in seiner Geschichte der mecklenburgischen Landstände die Ansicht ausgesprochen, daß die landständischen Rechte und die fürstliche Landeshoheit gemeinsam entstanden sind in einer Entwicklung, deren Abschluß die Einigung der "Landstände" (d. h. der Landstände in den Einzelherrschaften) zu einer "gemeinsamen Landschaft" (d. h. zu mecklenburgischen Gesamtlandständen) und die Herstellung der fürstlichen Landeshoheit gegen Ende des 15. Jahrhunderts bildet. Im 13. Jahrhundert liegen seiner Ansicht nach nur die unsicheren, keimartigen Anfänge der Landeshoheit und der Landstände 110 ). Hegel meint ferner, daß die landständische Vereinigung ihren Anfang nicht durch einen freiwilligen Entschluß, einen Konföderationsakt, der Stände selbst genommen hat, sondern
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als natürliche Folge der gemeinsamen Beziehungen der Stände zur Landesherrschaft, als Folge der Entwicklung, des Weiterausbaus und der Befestigung der Landesherrschaft, der Bildung von Territorien, entstanden ist. Den Zeitpunkt, wo der Zusammenschluß der einzelnen Stände den Anfang nahm, verlegt er für die Teilherrschaften Stargard und Wenden ins 14. Jahrhundert 111 ). Der Herrschaft Mecklenburg habe, so meint er, vor der Entstehung der mecklenburgischen Gesamtlandstände ein ständischer Verband gefehlt - wie übrigens auch der 1358 mit der Teilherrschaft Mecklenburg vereinigten Grafschaft Schwerin. Allerdings weist er gelegentlich auf die Bedeutung der dreimal (1275 ff., 1329 ff., 1424 ff.) z. T. durch Mitglieder der Stände ausgeübte Vormundschaftsregierung in der Teilherrschaft Mecklenburg hin. Ja, er meint sogar, daß beim Streit um die Vormundschaft 1275 ff. die fürstlichen Vasallen und die Ratmänner der Stadt Wismar als "Vertreter des Landes, als Stände" auftreten. Auch bei der Vormundschaftsregierung von 1329 ff. spricht Hegel von den Ständen, d. h. den Mannen und Städten des Landes 112 ). Ferner weist er darauf hin 113 ), daß bei der Eventualhuldigung von 1418 Stände der Teilherrschaft Mecklenburg auftreten. Trotzdem ist er hernach an entscheidender Stelle merkwürdigerweise der Ansicht, daß in der Teilherrschaft Mecklenburg - ebensowenig wie in der Grafschaft Schwerin - ein landständischer Verband existiert habe, sondern nur ein lediglich durch die Person des Herrschers zusammengehaltenes lockeres Gefüge von selbständigen Vogteien 114 ). Schließlich muß noch hervorgehoben werden, daß er dem Steuerwesen für die Entstehung und Entwicklung der Landstände (in den Teilherrschaften) keinerlei Bedeutung zuspricht, da er der Ansicht ist, daß die Fürsten bei Steuerforderungen sich an die Vasallen bzw. Stände der einzelnen "Landschaften" oder "Bezirke" (Vogteien) und nicht an die gesamten Vasallen bzw. an die gesamten Stände ihres ganzen Landes (Territoriums) wandten. Diese Ansicht ist aber, wie wir schon dargelegt haben, durchaus irrig 115 ). Schuld an diesen Irrtümern ist neben der Tatsache, daß Hegels Untersuchungen vor Herausgabe des M. U. B. entstanden sind, der Umstand, daß er eine falsche Vorstellung von der Konsolidation der Einzelherrschaften hat.
von Below sieht als Gründe für die Entstehung der landständischen Verfassung an: Die Fortschritte in der Konsolidierung
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der Landesherrschaften, hauptsächlich aber die Bewilligung von neuen militärischen und Steuerleistungen und insbesondere das Eingreifen der Stände bei Thronstreitigkeiten 116 ). Die Vorgeschichte der landständischen Verfassung verlegt er ins 13. Jahrhundert und früher, während er die Entstehung der landständischen Verfassung im allgemeinen dem 14. Jahrhundert zuweist, und zwar von dem Zeitpunkt ab, seit dem die Städte zu den Versammlungen der Vasallen hinzugezogen werden. Doch meint er, daß es so scheint, als ob in einigen ostdeutschen Territorien - darunter auch Mecklenburg - sich bereits im 13. Jahrhundert eine "wirkliche landständische Verfassung ausgebildet habe" 117 ).
Auch Rachfahl vertritt letztgenannte These, doch sieht er die Gründe hierfür in der Hauptsache in der Entwicklung des Steuerwesens, in dem steigenden Bedürfnis der Landesherren, das teils im Zusammenhang mit den sog. Bedeverträgen (Bedereversalen), teils gewohnheitsrechtlich sich ausgebildet habe 118 ).
Luschin von Ebengreuth scheidet nicht klar die Vorgeschichte von der eigentlichen Geschichte der Landstände und verlegt daher im allgemeinen den Anfang der Landstände in einen zu frühen Zeitraum 119 ).
Spangenberg meint, daß nur vorübergehende Ansätze einer landständischen Verfassung am Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sind, während erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, seit dem Hinzutritt der Städte zu den Versammlungen der Ritterschaft, den Rittertagen, die Anfänge einer wirklichen landständischen Verfassung beginnen. Ihre endgültige Ausgestaltung und ihren Abschluß habe sie erst im 15. Jahrhundert gefunden im Zusammenhang mit der Entwicklung der Landeshoheit 120 ). Die Ursache der Entstehung und Entwicklung der Landstände sieht auch Spangenberg in der Hauptsache im Steuerwesen 121 ).
Noch radikaler als Spangenberg gehtHartung vor, indem er die Bedeverträge des 13. Jahrhunderts noch ganz der Periode des Lehnstaates - also der Vorgeschichte der Landstände - zuweist. Von einem Ständestaat, einer landständischen Verfassung, könne man erst im 15. und z. T. erst im 16. Jahrhundert sprechen.
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Im 14. Jahrhundert hätten sich erst die Elemente des Ständestaates gebildet 122 ). Beide kommen zu diesen Ergebnissen, weil sie die ständische Entwicklung in den Teilherrschaften unterschätzen.
Nach dem Vorbilde der benachbarten deutschen Grafen und Bischöfe riefen ungefähr vom Ende des ersten Jahrzehnts des 13. Jahrhunderts ab auch die slavischen Fürsten Mecklenburgs, Heinrich Burwy, seine Söhne und Enkel, deutsche Ansiedler in großer Masse herbei, da die auf niedriger Kulturstufe stehenden und durch die unaufhörlichen Kriege stark reduzierten Wenden nicht fähig waren, die für den Wiederaufbau des Landes erforderliche Neu- und Mehrsiedlung vorzunehmen.
Allerdings waren die unmittelbaren Vorteile, welche die Kolonisation 123 ) bot, mit unvermeidlichen Nachteilen verbunden, die z. T. aber erst in der Folgezeit hervortraten. Um die deutschen Kolonisten herbeizulocken und festzuhalten, mußten nämlich die mecklenburgischen Fürsten auf eine eigne und unmittelbare Nutzung mannigfaltiger Herrschaftsrechte und recht umfangreicher Strecken ihres Landes verzichten. Ja, es sollte für die Zukunft nicht allein in wirtschaftlicher, sondern vor allem in politischer Hinsicht verhängnisvoll werden, daß so durch die Einführung der deutschen Wirtschaftsformen: Grundherrschaft und Städtewesen, eine beträchtliche Menge von Untertanen dem unmittelbaren Machtgebot der Herrscher entzogen wurde, so daß diese Abgaben und Leistungen - insbesondere neue - nur mittelbar durch Vereinbarung mit ihren Grundherren oder Obrigkeiten und durch deren Vermittlung erhalten konnten. So wurde denn durch die deutsche Kolonisation, durch Übertragung von Grundbesitz und Hoheitsrechten in Form von mannigfaltigen Privilegien an die deutschen, nach Berufsständen gegliederten Siedler (Kleriker, Adlige und Bürger) die Voraussetzung, gleichsam der Baugrund des späteren Ständestaates geschaffen 124 ). Es bildeten sich zunächst aber nur die "Elemente" des Ständestaates, nicht mehr, denn die Fürsten
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hatten es bei der Kolonisation und in der nächstfolgenden Zeit nur mit einzelnen Mitgliedern der erwähnten Berufsstände zu tun. Bis der Zusammenschluß aller Glieder des betreffenden Standes zu einer Einheit erfolgte und gar bis weiterhin die drei Stände zur Gesamtheit der Stände in den mecklenburgischen Einzelherrschaften zusammengeschlossen wurden, dauerte es noch geraume Zeit.
Die obotritischen Fürsten Mecklenburgs herrschten über ihr Land wenigstens im 12. Jahrhundert so gut wie unumschränkt. Ihre Landesherrlichkeit war bei Beginn der Kolonisation etwas Fertiges. Sie wuchs nicht erst im 12./13. Jahrhundert aus verschiedenartigen Hoheitsrechten zusammen. Es kann daher die Entstehung der landständischen Verfassung mit der Konsolidierung der Territorien und der Entwicklung der Landesherrlichkeit in Mecklenburg ebensowenig wie in andern ostdeutschen Territorien in Zusammenhang stehen 125 ). Trotz dieses absolutistischen Charakters ihrer Herrschaft hielten die slavischen Fürsten Mecklenburgs es offensichtlich für gut und nützlich, bei manchen Regierungshandlungen sich der Mitwirkung und des Rates derjenigen aus der Zahl der Edlen ihres Landes zu bedienen, die ihr besonderes Vertrauen genossen und im besondern Ansehen standen. Dies lassen noch die Zeugenreihen der ältesten Urkunden mecklenburgischer Fürsten, insbesondere die Urkunde vom 24. Juni 1218 (dominationis nostre maioribus tam Slavis, quam Theutonicis presentibus 126 ) deutlich erkennen. Zu den slavischen Großen traten bei der durch Pribislav begründeten Christianisierung naturgemäß die bedeutendsten Vertreter der deutschen Geistlichkeit (Bischof und Domherren von Schwerin, Abt und Konventualen von Doberan, von Dargun, Propst von Sonnenkamp [Neukloster], Priester von Rostock, Goderac usw.). So hatte der mecklenburgische Staat bis gegen Ende des 2. Jahrzehnts des 13. Jahrhunderts neben dem slavischen noch einen stark klerikalen Charakter, in Einklang mit der damals allgemein herrschenden kirchlich-
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jenseitigen Weltanschauung 127 ). Dies änderte sich, als die Germanisation im großen und systematischer durchgeführt wurde und die Fürsten in großen Mengen altdeutsche Ministeriale, Bauern und Bürger als Siedlungsunternehmer (Lokatoren) ins Land gerufen hatten, die das bisher von den Fürsten und der Geistlichkeit nur in bescheidenem Umfange ausgeübte Siedlungswerk erst in den rechten Fluß bringen und vollenden sollten 128 ). Seit dem Jahre 1220 treten wie mit einem Schlage die Edlen (slavi) mit wendischen Namen in den Zeugenreihen der Urkunden stark zurück und machen Lehnsleuten (milites) mit deutschen Namen Platz. Die slavischen Edlen müssen zu einem geringeren Teil zurückgedrängt, zu einem größeren Teil aber schnell germanisiert worden sein 129 ). Jedenfalls sind sie bald mit den inzwischen zu mecklenburgischen Adligen gewordenen deutschen Lokatoren des platten Landes zu einem einheitlichen mecklenburgischen Lehnsadel verschmolzen 130 ). Nachdem Rostock sein erstes Privilegium erhalten hatte (1218), wird vom nächsten Jahrzehnt ab eine ganze Reihe von Städten durch die Fürsten gegründet (Gadebusch 1225, Parchim 1225/26, Wismar zwischen 1222 und 1229 usw.) 131 ). Der alte Obotritenstaat wurde so immer mehr zu einem deutschen Staat. Wenn nun die mecklenburgischen Fürsten häufig als Berater und Zeugen zu ihren Regierungshandlungen Angehörige der Geistlichkeit, des Lehnsadels und gelegentlich auch Ratsherren und Bürger der einen oder der andern der neugegründeten Städte, insbesondere der beiden Seestädte Rostock und Wismar, heranzogen, so handelten sie damit in deutschem Sinne. Es war bekanntlich in Altdeutschland Sitte und Brauch, daß die Fürsten sich des Rates ihrer Großen bei Regierungshandlungen bedienten. Diese Großen werden in mecklenburgischen Urkunden gelegentlich als maiores dominationis (1218), als seniores terrae (1236, 1261), als sapientes (1261), als pru-
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dentes (1238, 1246, 1248) als fideles (1237, 1238) oder als providi (1241) bzw. als providi et honesti (1261) bezeichnet 132 ).
Als aber etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Werk der Christianisierung und Germanisation in der Hauptsache abgeschlossen war, da trat, wie die Zeugenreihen zeigen, die Geistlichkeit immer mehr in den Hintergrund und die Lehnsleute treten immer stärker hervor. Wie ja auch sonst die Entklerikalisierung und Verweltlichung der Weltanschauung immer stärker sich bemerkbar machte und die weltliche Tendenz der Zeit in der weltlich-ritterlichen Kultur ihren Ausdruck fand. Schuld an dieser Absonderung waren auch die besonderen Privilegien und Gerechtsame (Eigentum) der Geistlichkeit und ihre Stellung als internationaler, ultramontaner Klerus. Überdies wurde das frühere harmonische Einvernehmen der Geistlichkeit mit den Fürsten durch die infolge ihrer zunehmenden Geldnot seit Mitte des 13. Jahrhunderts 133 ) ausbrechenden Streitigkeiten um den Zehnten und durch andere Übergriffe (unrechtmäßige und gewaltsame Erhebungen von Beden und andern Leistungen 134 ) stark gestört. Eine ähnliche Absonderung erfuhren nach der Befestigung der Verhältnisse und durch Weiterausbau ihrer Selbstverwaltung die Städte - insbesondere die Seestädte Rostock und Wismar - infolge ihrer besonderen Freiheiten, Privilegien und Gerechtsame (Eigentum, nicht Lehn). Dagegen blieben die Adligen durch das Lehnsverhältnis eng mit den Fürsten verbunden. Da ferner nach Abschluß der Kolonisation die äußere Politik und die dadurch hervorgerufenen kriegerischen Verwicklungen die Hauptrolle spielten, so wurde bei der Eigenart der mittelalterlichen Heeresverfassung und bei der überwiegend ländlichen Kultur des Landes der mecklenburgische Lehnsadel der wichtigste Stand im Lande.
Aus dem absolutistisch regierten Obotritenstaat war nun ein deutscher Lehnsstaat geworden.
Die Fürsten der mecklenburgischen Einzelherrschaften bedienten sich nunmehr - etwa seit der Mitte des Jahrhunderts - bei den meisten ihrer Regierungshandlungen in der Hauptsache nur des Rates und der Zustimmung ihrer Vasallen 135 ). Es waren
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dies, wie die Zeugenreihen und gelegentlich auch die Ausdrucksweise der Urkunden zeigen, nicht alle Vasallen 136 ), sondern die angesehensten aus der Zahl der Vasallen: rittermäßige Grundherren - nur ausnahmsweise treten Knappen auf -, rittermäßige Vögte und Burgmannen der bedeutendsten Burgen des Landes (Rostock, Wismar, Gadebusch, Güstrow usw.), von den Hofämtern der Truchseß. Von ihnen wurden bald mehr, bald weniger, bald diese, bald jene berufen, wenn auch einige, die besonders häufig auftreten, gleichsam den Kern bildeten. Diese angesehensten der Vasallen sind einerseits die unmittelbaren Vorläufer der consiliarii (Räte, Landräte), während sie andrerseits ihre Keime haben in den maiores et seniores terre, wenigstens soweit diese sich aus Vasallen zusammensetzten. Mit Rat und Zustimmung der Großen des Landes bzw. der angesehensten der Vasallen haben die mecklenburgischen Fürsten bis zu den 70er Jahren des 13. Jahrhunderts die Hauptsache der laufenden Regierungs- und Verwaltungsangelegenheiten erledigt. Eine Verpflichtung der Fürsten, Rat und Zustimmung dieser Kreise einzuholen, bestand in der genannten Periode nicht. Denn es war nur freier Wille der Fürsten, sich dieser Zustimmung zu vergewissern, wenn es auch üblich, nützlich und ratsam war, um größere Sicherheiten für ihre Maßnahmen zu erlangen und um etwaigen Widerständen zuvorzukommen. Dagegen war es nach Lehnsrecht Pflicht der Vasallen, dem Lehnsherrn den schuldigen Rat zu erteilen 137 ).
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Die Periode, in der die Fürsten nur die Großen des Landes bzw. die angesehensten ihrer Vasallen zu Regierungshandlungen heranziehen, gehört der Vorgeschichte des Ständestaates, der Periode des Lehnsstaates, an.
Die eigentliche Geschichte der Landstände in den mecklenburgischen Teilherrschaften beginnt in den 70er und 80er Jahren des 13. Jahrhunderts.
Zuerst können wir die Anfänge der landständischen Verfassung in der Herrschaft Mecklenburg nachweisen, anläßlich der Händel um die Vormundschaft über die Söhne Heinrichs des Pilgers. Dieser hatte vor seiner Fahrt ins heilige Land im Jahre 1271 die Regentschaft seiner Gemahlin Anastasia übertragen. Bei dringender Not sollten aber seine beiden Vettern, Heinrich und Johann von Werle, die Vormundschaft übernehmen 138 ). Als Anfang 1275 die Nachricht von Heinrichs des Pilgers Gefangennahme in die Heimat gelangte, versammelten die beiden werleschen Fürsten in Wismar bei der fürstlichen Burg die gesamten Vasallen (communes vasallos) Heinrichs des Pilgers und den gesamten Rat von Wismar und erklärten ihnen, daß sie auf Grund der Weisung Heinrichs des Pilgers die Vormundschaft übernehmen wollten. Die Brüder Heinrichs des Pilgers, Fürst Johann von Gadebusch und Nikolaus, Propst zu Schwerin und Lübeck, die zu dieser Versammlung erschienen waren, erhoben dagegen Widerspruch und machten wegen ihrer näheren Verwandtschaft Rechte auf Vormundschaft geltend. Die Wismarer Burgmannen - die angesehensten und Führer der Vasallen - ergriffen für die werleschen Brüder Partei und weigerten sich, die Brüder Heinrichs des Pilgers in die Burg einzulassen. Darauf schritt Fürst Johann von Gadebusch zur Fehde und verbrannte die Höfe der Burgmannen. Nun berief der alte Nikolaus von Werle, der Vater der beiden werleschen Brüder, wiederum nach Wismar die gesamten Vasallen Heinrichs des Pilgers und den Rat von Wismar, um zu vermitteln. In der Marienkirche beschlossen der alte Nikolaus mitsamt der Fürstin Anastasia und den verständigeren (prudentioribus) der Vasallen, mit Zustimmung der gesamten Vasallen, Johann von Gadebusch samt 6 Rittern als Vormünder zu wählen. Dies wurde allen Vasallen der Herrschaft angezeigt, die es guthießen. Auch die Wismarer Ratsherren und viele an-
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dere Wismarer Bürger waren zugegen und hörten es (1275). Im Jahre 1276 ergriff Fürst Johann von Gadebusch in einer Fehde des Markgrafen von Brandenburg und des Grafen von Schwerin mit den Fürsten von Werle für diese Partei. Er erlitt aber eine Niederlage und mußte 500 M Kriegskosten bezahlen. Hierauf entstand ein Streit zwischen ihm und dem Vogt von Gadebusch und Vormundschaftsmitglied Ulrich von Blücher. Die Stadt Wismar vermittelte nun und bat, einen Tag in der Stadt zu friedlichen Vergleichsverhandlungen anzusetzen. Hier erschien aber Ulrich von Blücher mit "auswärtigen Herren", dem Bischof von Schwerin, den Fürsten von Werle und dem Grafen von Schwerin, entgegen der Verabredung bewaffnet und setzte Johann von Gadebusch und seinen Bruder, den Propst Nikolaus, der inzwischen als Mitvormund anerkannt war, trotz ihres Protestes ab. Darauf verschrieb der Bischof von Schwerin die gesamten Vasallen der Herrschaft Mecklenburg zu einem Tag vor der Stadt Sternberg. Als sie dort eintrafen, fanden sie die Fürsten von Werle, den Grafen von Schwerin und einige Vasallen der Herrschaft Mecklenburg bewaffnet vor. Diese zwangen die gesamten Vasallen, die Herren von Werle als Vormünder anzuerkennen (1277). Nach einer längeren Fehde, in der nur noch die Stadt Wismar in der Hand der Fürstin Anastasia blieb, errang Fürst Johann von Gadebusch überraschend einen entscheidenden Sieg, der ihm und seinem Bruder mitsamt einigen mecklenburgischen Rittern bis zur Großjährigkeit der Kinder Ulrichs des Pilgers die Vormundschaft endgültig sicherte 139 ).
Die genannten drei Versammlungen können wir mit Fug und Recht als die ersten überlieferten Landtage der Teilherrschaft Mecklenburg bezeichnen, denn die gesamten Vasallen der Herrschaft Mecklenburg, die uns hier mit Sicherheit zuerst als eine geschlossene Einheit, gleichsam als Korporation, begegnen, vertreten - unter Zuziehung der Stadt Wismar - das ganze Land (Teilherrschaft) Mecklenburg und seine Interessen. Die Vasallen und die Stadt Wismar werden von den Fürsten berufen, um deren Ansichten und Pläne anzuhören, werden um ihre Meinung befragt und zur Parteinahme und zu einer Entscheidung aufgefordert, von der das Schicksal des ganzen Territoriums abhängt. Den bedeutendsten Einfluß haben ohne Zweifel die Vasallen, sie sind die eigentlichen Vertreter des Landes, die Landstände. Bezeichnend
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ist das selbständige Handeln und Vorgehen der führenden Vasallen, der Wismarer Burgmannen und Ulrich von Blüchers. Die Stadt Wismar ist dem ständischen Verband nicht fest eingegliedert, sondern nur beigeordnet, wie besonders deutlich der zweite Landtag zeigt. Wismar hat schon hier, wie es hernach dauernd bei dieser Stadt ebenso wie bei Rostock der Fall war, nur die eignen Interessen vertreten. Wie ja bekanntlich diese beiden bedeutendsten Städte Mecklenburgs im Mittelalter eine eigenartige Mittelstellung zwischen Hansestädten und fürstlichen Städten einnahmen und auch in der Neuzeit als "Seestädte" im Gegensatz zu den kleineren "Landstädten" bis in die jüngste Vergangenheit hinein im mecklenburgischen Verfassungsleben eine Sonderstellung hatten. - Hinzugezogen wurde die Stadt Wismar wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, nicht etwa als Vertreterin der übrigen Städte. Wenn die übrigen Städte der Herrschaft zu diesen Anlässen nicht hinzugezogen werden, so liegt dies daran, daß sie wirtschaftlich noch zu unbedeutend und von den Vögten und Mannen der in oder bei den Städten befindlichen fürstlichen Burgen noch zu abhängig waren und somit von diesen sozusagen als Unmündige mitvertreten wurden 140 ). Die Geistlichkeit der Herrschaft erscheint nicht, da sie um diese Zeit nicht mehr zu den allgemeinen Landesgeschäften berufen wurde. Propst Nikolaus von Schwerin und Lübeck tritt nur als Mitglied der fürstlichen Familie, nicht etwa als Prälat, auf. Besonders bemerkenswert ist der zweite Landtag, der in seinem Verlauf durchaus mit dem der Landtage des 16. Jahrhunderts übereinstimmt 141 ). Die Fürsten verhandeln zunächst gesondert mit den angesehensten der Vasallen, die den Landräten des 16. Jahrhunderts gleichzusetzen sind. Das Verhandlungsergebnis wird zur endgültigen und bindenden Beschlußfassung der Vollversammlung vorgelegt. Hervorgehoben werden muß noch, daß der dritte Landtag wahrscheinlich an der Sagsdorfer Brücke in der Nähe von Sternberg tagte, dem Orte, wo auch in späteren Jahrhunderten häufig Landtage stattfanden 142 ).
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Wahrscheinlich ist es auch in der Herrschaft Rostock infolge der Vormundschaftsregierung, die nach dem frühzeitigen Ableben des Fürsten Waldemar (1282) über seine jugendlichen Söhne, insbesondere über Nikolaus das Kind, den letzten Fürsten der Herrschaft, eingerichtet wurde, zur Begründung der landständischen Verfassung - Vasallen der Herrschaft und (beigeordnet) Stadt Rostock - gekommen, wie Konsensvermerke und Zeugenreihen einiger Urkunden aus den Jahren 1283 - 91 ergeben 143 ). Ferner meldet die Doberansche Genealogie, daß die Ratmänner von Rostock und die Vasallen des Fürsten ihm als "Beschützer" (tutor) den König von Dänemark bestimmten (1301) 144 ).
In den beiden übrigen Teilherrschaften steht nach den überlieferten Nachrichten die Entstehung einer landständischen Verfassung im unmittelbaren Zusammenhang mit der Entwicklung des Steuerwesens, mit der Entstehung der ao. Bede (Landbede) 145 ). In der Herrschaft Werle wurden 1276, in der Grafschaft Schwerin 1279 die Vasallen erstmalig als Gesamtheit von den Landesherren versammelt, um über die Tilgung der fürstlichen Schulden zu beraten. Sie bewilligten dafür ao. Beden (Landbeden) auf mehrere Jahre oder in beträchtlicher Höhe von den Hufen der Bauern und sogar von ihrer Eigenwirtschaft. Die Vasallen der genannten Herrschaften erhielten bei dieser Gelegenheit als geschlossene Einheit, gleichsam als Korporation, das wichtige Recht auf Steuerbewilligung - das Fundament des ständischen Staates. Dagegen wird sich dies in den Herrschaften Mecklenburg und Rostock etwa um dieselbe Zeit als Folge der Vormundschaftsregierung und nach werleschem und schwerinschem Vorbild gewohnheitsrechtlich durchgesetzt haben. Denn es ist recht wohl möglich), daß neben Verpfändungen auch gewöhnliche, unregelmäßige bzw. ao. Beden (Landbeden) zum Zwecke der Bezahlung eines Teils der Schulden erbeten wurden 146 ). Der Gedanke, daß die Vasallen bei den Schuldentilgungsbeden und bei künftigen Landbeden das Land vertreten, tritt deutlich in den Bedereversalen zutage: 1276 bewilligen Geistlichkeit und Vasallen von jeder
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Hufe in der Herrschaft den Fürsten auf 3 Jahre die Landbede, 1285 wird die reversalmäßige Zusicherung erteilt, daß alle Vasallen und Bauern ständig von jeder Bedeleistung frei sein sollen, 1279 wird in dem den Vasallen der Grafschaft Schwerin erteilten Bedereversal verbrieft, daß die Grafen bei künftigen Bedeforderungen das Land um eine Landbede bitten können 147 ). Wenn ferner den Vasallen bei dieser Gelegenheit das Aufhören der gräflichen Münzgerechtigkeit gegen Zahlung einer jährlichen Münzsteuer (der sog. Münzpfennige) verbrieft wird, so vertreten auch hierbei die Vasallen eine Angelegenheit des ganzen Landes. Wie die Bedereversalen zeigen, waren auch bei diesen beiden Herrschaften die Landstädte zu den landständischen Versammlungen noch nicht hinzugezogen. Die Gründe sind dieselben wie bei der Herrschaft Mecklenburg. Wenn 1276 in der Herrschaft Werle neben den Vasallen auch die Geistlichkeit begegnet, 1285 dagegen nicht, wie ja auch nicht in Mecklenburg und Schwerin, so kann ich darin nur eine Ausnahme, gleichsam einen letzten Ausläufer einer früheren Periode sehen, eine letzte Nachwirkung der Zeit, wo die Geistlichkeit noch zu den maiores et seniores terrae zählte. Es dürfte dies daran liegen, daß in Werle die Germanisation erst später als in den andern Herrschaften begann und zum Abschluß gelangte. Die landständischen Verfassungen in den mecklenburgischen Einzelherrschaften sind also teils durch Vormundschaftsstreitigkeiten, teils durch die Entwicklung des Steuerwesens entstanden. In jedem Falle sind sie aber nicht aus Einungen der Vasallen hervorgegangen, sondern sie stellen Schöpfungen der Landesherren dar, indem diese es sind, die die gesamten Vasallen ihrer Territorien erstmalig zusammenberiefen. Ebensowenig maßen sich die Vasallen die Befugnis, das ganze Land zu vertreten, selbstherrlich an, diese Befugnis wird ihnen vielmehr von den Fürsten erteilt.
Die in den mecklenburgischen Einzelherrschaften in den 70er
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und 80er Jahren des 13. Jahrhunderts begründeten landständischen Verfassungen erhielten um dieselbe Zeit eine weitere Ausgestaltung und Ergänzung durch die Begründung des Instituts des fürstlichen Rates (consilium, rad), der Räte (consiliarii, secretarii, rede, redere, radgevere usw.). Consiliarii begegnen urkundlich zuerst in den Herrschaften: Rostock 1284 - vielleicht schon 1283 und 1281 -, Mecklenburg 1284, Werle 1285, Schwerin 1297 148 ). Dies letztgenannte Datum, wie der Umstand, daß einerseits von den als consiliarii bezeichneten Personen in den Zeugenreihen verschiedene bereits geraume Zeit vorher begegnen, während sie andrerseits hernach häufig in den Zeugenreihen ohne die ausdrückliche Bezeichnung consiliarii auftreten, zeigt übrigens, daß die erste urkundliche Erwähnung durchaus nicht mit dem Jahr der Einführung des Rates identisch zu sein braucht 149 ). Dieser fürstliche Rat ist - wenigstens in Mecklenburg - nicht eine "Übergangsform" in der Entwicklung der Landstände gewesen 150 ), sondern gleichzeitig mit der Begründung der Landstände in fester Form entstanden 151 ), wenn er auch in seinen Keimen an sich weiter zurückreicht. Er bestand nicht an Stelle der Landstände, sondern neben diesen 152 ). Zu einem Teil ist er ein Stück des landständischen Organismus, denn entgegen Spangenbergs Ansicht sind die Räte (Landräte) von der Begründung bis in die jüngste Vergangenheit hinein in
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Mecklenburg ein Glied der Verfassung gewesen. Denn die Landräte wurden ganz allgemein "zu den Landsachen in fürfallenden Nöthen zu Rate gezogen" 153 ), insbesondere wurden die auf den Landtagen zu behandelnden Angelegenheiten, bevor sie der Gesamtheit der Stände vorgetragen wurden, den Räten (Landräten) vorgelegt und mit ihnen beraten 154 ). Zum andern Teil war aber derselbe fürstliche Rat ein Organ der fürstlichen Verwaltung, aber nur bis ins 16. Jahrhundert hinein. Diese Aufgabe ging seit der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert allmählich auf die neuen Berufsbeamten der Zentralverwaltung (Kanzler, Sekretäre, Rentmeister, Hofmeister [Hofmarschall]) und auf die Hofräte über 155 ). In Mecklenburg hat es nur einen Rat, nicht einen zweifachen - einen gewöhnlichen und einen engeren - gegeben 156 ). Der Rat nimmt eine Zwischenstellung zwischen Landesherren und Ständen ein: Die Räte (Landräte) sind die persönlichen Räte der Fürsten und gleichzeitig die einflußreichsten Führer und Vertreter der Stände. Die Räte des 13./15. Jahrhunderts sind, wie schon angedeutet, im Grunde genommen nichts anderes als die Landräte der Neuzeit und neuesten Zeit. Es sind dieselben Kreise, dieselben Persönlichkeiten, wie besonders deutlich an der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert hervortritt, die uns fortlaufend begegnen. Wenn auch die Bezeichnung Landräte in Mecklenburg erst um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert aufkommt, so ist dies nicht weiter verwunderlich, da diese Bezeichnung im Gegensatz zu dem damals als etwas Neues eingerichteten Institut der Hofräte aufkam und Sinn hatte. Seit Beginn der Neuzeit verblaßte mit dem Verfall des Lehnswesens nur immer mehr die persönliche Verpflichtung der Landräte gegen den Landesherrn, die Eigenschaft als Führer
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und Vertreter der Stände dagegen trat in immer stärkerem Grade hervor, ferner gaben sie die Teilnahme an der fürstlichen Verwaltung an die Berufsbeamten und Hofräte ab 157 ).
Die Begründung des Instituts der consiliarii bedeutet aber in Mecklenburg ebensowenig wie in andern ostdeutschen Kolonialländern etwas grundsätzlich Neues. Es erfolgte hier keineswegs wie in Altdeutschland ein Bruch mit der Vergangenheit durch die Heranziehung der Ministerialen zu den Regierungsgeschäften an Stelle der Vasallen, da es in Mecklenburg ebensowenig wie in Ostdeutschland Ministeriale gegeben hat 158 ). Die consiliarii haben in Mecklenburg ihre unmittelbaren Vorläufer in den zu Rate gezogenen angesehensten der Vasallen. Dieselben Kreise begegnen uns nach wie vor, verschiedentlich treten dieselben Vasallen hernach unter den consiliariis auf, die uns schon früher unter den angesehensten der Vasallen begegnen. Diese wiederum haben ihre Keime, wie auch hier die Identität der Personen in den Zeugenreihen zeigt, in den maiores et seniores terrae. Ein Unterschied besteht nur darin, daß etwa seit Mitte des 13. Jahrhunderts die Geistlichen nicht mehr hinzugezogen werden. Wenn auch die Bezeichnung sworen rad nur einmal begegnet 159 ) und der erste erhaltene Landratseid erst aus dem Jahre 1577 stammt, so ist es doch nicht zweifelhaft, daß das, was die consiliarii von ihren unmittelbaren Vorgängern unterscheidet, eben der besondere Ratseid war, der gewissen hervorragenden Lehnsmannen bei der Ernennung zu consiliariis auferlegt wurde. Vorher war die Zahl der zur Ratserteilung herangezogenen Vasallen größer und die Auswahl beliebiger, da im Prinzip jeder Vasall auf Grund seines Lehnseides aufgefordert werden konnte, wenn auch in der Praxis gewöhnlich nur die angesehensten und einflußreichsten Vasallen zu den Regierungsgeschäften hinzugezogen wurden. Es hat also das Institut der Landräte in der durch Lehnseid festgesetzten Pflicht des Vasallen, dem Lehnsherrn Rat zu erteilen, seine Grundlage. Die Räte (Landräte) setzten sich in den meisten Perioden ausschließlich aus Adligen zusammen. Zwar begegnen Rostock und Wismar bereits früh unter den consiliariis bzw. ihren Vorläufern und hernach unter den Landräten 160 ), aber bei der besonderen,
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mehr oder minder stark an Autonomie angrenzenden Stellung der beiden Seestädte sind ihre Abgesandten den eigentlichen Landräten nur beigeordnet gewesen. Sie vertraten in der Regel nicht wie die adligen Landräte die gesamten Landesinteressen, sondern nur die Interessen ihrer Städte. Nur vorübergehend hat Rostock im Engern Ausschuß von 1622 ab sämtliche See- und Landstädte vertreten 161 ). Die ältere Bezeichnung consiliarii bzw. Landräte ist hier also nicht korrekt, die jüngere Zeit bezeichnete die Abgesandten von Rostock - Wismar schied durch den Westfälischen Frieden aus - richtiger nicht als Landräte, sondern als Deputierte der Stadt Rostock 162 ). Im 14. und 15. Jahrhundert erfuhr der Kreis der Landräte eine Erweiterung dadurch, daß noch mehr Hofbeamte und auch Kanzleibeamte, insbesondere der Kanzler 163 ), sowie seit den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts auch Prälaten zu Landräten ernannt wurden. Beide Kategorien verloren aber im Laufe des 16. Jahrhunderts infolge des Aufkommens der Berufsbeamten und der Hofräte bzw. durch die Beseitigung des Prälatenstandes infolge der Reformation diese Stellung 164 ). Die bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts hinein noch ziemlich große Zahl der adligen Landräte 165 ) scheint bereits um die Mitte des Jahrhunderts eine starke Verminderung erfahren zu haben. Anfang des 17. Jahrhunderts sind es nur einige wenige, doch ist die Zahl noch nicht eine bestimmte, sondern schwankend. Nach dem Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich von 1755 sollten es 8 Landräte, 4 für das Herzogtum Schwerin, 4 für das Herzogtum Güstrow einschließlich des Stargardschen Kreises sein. Doch bildeten die Landräte auch jetzt nicht ein Kollegium. Bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts hinein scheinen die Landesherren die Landräte frei - ohne Vorschlag der Stände - ernannt zu haben. Ein Vorschlagsrecht der Stände scheint erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgekommen zu sein 166 ).
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von
Dr. Helene Tank=Mirow.
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Intendanz Friedrich von Flotow 1855-1863 1 ).
N ach dem plötzlichen Tode des Intendanten Zöllner trat ein kurzes Jnterimistikum in der Tbeaterleitung ein, währenddessen die beiden RegifSeure Schmale und Beckmann, unterstützt vom Rendanten Stocks, die Leitung des Theaterbetriebes hatten. Bei außerordentlichen Fällen griff das Ministerium unmittelbar ein. Jnzwischen waren auf Befehl des Großherzogs Verhandlungen mit Friedrich von Flotow 2 ) angeknüpft worden. Dieser entstammte einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht und hatte -mit sechs seiner Opern bereits in Schwerin die Bühne erobert. Bei der Leitung der Erstaufführung der Oper "Stradella" war er dem Hof und dem Schweriner Publikum schon persönlich bekannt geworden. Der Großherzog glaubte in ihm den geeigneten Mann für die Theaterleitung gefunden zu haben, zumal ihm bekannt war, daß Flotow während seines langjährigen Aufenthalts in Paris in enger Beziehung zu den dortigen Theatern gestanden hatte. So trat denn Friedrich von Flotow am 8. Dezember 1855 sein Amt als Hoftheaterintendant an und wurde am 11. Dezember 1855 zum Kammerherrn ernannt. Auf Friedrich Franz II. Wunsch, der bei der Neugestaltung der Theaterverhältnisse erst weitere Erfahrungen sammeln wollte, wurde Flotow zunächst nur auf ein Jahr verpflichtet; am 6. November 1856 erfolgte dann die feste Anstellung, aus der er im Frühling 1863 wieder schied. Die
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Stellung des neuen Intendanten erfuhr insofern eine große Veränderung, als ein großer Teil seiner Pflichten auf den seit 1. Okt. 1855 angestellten technischen Direktor und Oberregisseur Steiner übertragen wurde. In einem Brief des Staatsrats von Schroetter ist die Stellung des neuen Intendanten so formuliert: "Dem Intendanten soll die oberste Leitung aller administrativen Seiten des Hoftheaters unmittelbar unter dem Ministerium, Abteilung für Kunst, und die unmittelbare Vermittelung zwischen Seiner Königlichen Hoheit und dem Theater zustehen." Aus Flotows eigenen Aufzeichnungen 3 ) geht dann hervor, daß das Ministerium sich außer bei der jährlichen Abrechnung wenig um das Theater kümmerte, der Großherzog Friedrich Franz II. selbst aber reges Interesse für das Kunstinstitut zeigte und mit sichtlichem Vergnügen auf die Vorschläge des Intendanten einging. Diese bezogen sich zunächst und hauptsächlich auf die Reorganisation des Orchesters, wobei die Heranziehung des Musikdirektors Alois Schmitt für die Schweriner Oper von der größten Bedeutung wurde. Auf diesem Gebiet beruhte Flotows größtes Verdienst für das Hoftheater. Wie weit er in den Theaterbetrieb persönlich eingriff, läßt sich aus Mangel an Material schlecht beurteilen. Die Zeitungskritik erlaubte sich hierüber kein Urteil, und Akten für diese Zeit fehlen fast ganz. Karl Sontag äußert sich nicht gerade sehr günstig über ihn 4 ); danach enttäuschte er die auf sein künstlerisches Wirken gesetzten Erwartungen, kümmerte sich wenig um seine Schauspieler und überließ alles Steiner. Er komponierte viel und ging zu Aufführungen seiner neuen Sachen oft lange auf Urlaub, bis er schließlich sein Amt ganz niederlegte. Vorher schlug er dem Großherzog den ihm befreundeten Gustav zu Putlitz als seinen Nachfolger vor. Während seiner Amtstätigkeit komponierte er außer einigen kleineren Opern und Zwischenaktmusiken auch Konzert- und Kammermusikstücke, deren Manuskripte bei dem Brand verloren gegangen sind.
Wie schon erwähnt, lag die technische Leitung seit 1. Okt. 1855 in den Händen von Julius August Wilhelm Steiner 5 ), der ebenso wie Flotow zunächst nur auf ein Jahr verpflichtet wurde
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mit einem Gehalt von 800 Tlr. 1856 wurde auf Flotows Anraten der Kontrakt bei 1000 Tlr. Gehalt auf fünf Jahre verlängert und nach nochmaliger Verlängerung 1861 erhielt er am 9. April 1863 unter Ernennung zum Hoftheaterdirektor eine feste Anstellung, in der er bis zu seiner Pensionierung am 1. Juli 1883 verblieb. Auf Grund seiner Schrift "Zur Reorganisation der Theaterverhältnisse" 6 ), Bremen 1849, in der er seine Theatererfahrungen niedergelegt hatte, und nach eingehenden Erkundigungen in Dessau, wo er zuletzt als technischer Direktor tätig gewesen war, war seine Anstellung erfolgt. Sein Kontrakt verpflichtete ihn zur artistischen und technischen Leitung, d. h. er hatte das Repertoire zu entwerfen, Regisseure anzustellen, als Oberregisseur die Proben zu leiten und daneben für alle wirtschaftlichen und finanziellen Fragen in weitestem Umfange zu sorgen, auch Engagementsreisen zu unternehmen und das Theater auf seinen Reisen nach Doberan und Wismar zu begleiten. Danach fiel ihm tatsächlich der Hauptanteil an der Leitung zu, die ihm außerhalb Schwerins und während der längeren Urlaubsreisen des Intendanten ganz überlassen wurde. Als Regisseure unterstützten ihn im Schauspiel der alte Schmale. Für den Lustspiel- und Opernregisseur Beckmann trat 1856 - 59 Emil Pohl ein, der, selbst Verfasser von kleinen Lustspielen und Possen, für die Inszenierung befähigter war als der alternde Beckmann. Von 1861 ab wird Anton Feltscher als Lustspiel-regisseur genannt, daneben Ernst Schnabel von 1861 - 87. In der Opernregie betätigte sich 1858/59 Gliemann und, als dieser starb, der Bassist Hinze 1859-68.
Die ganze Periode der Flotowschen Leitung ist gekennzeichnet durch die Vorliebe für französische Musik, sowie auch für französische Übersetzungen, die in allen möglichen Bearbeitungen die deutschen Bühnen überschwemmten. Doch kamen daneben auch klassische Autoren verhältnismäßig oft zu Wort, am häufigsten von allen Shakespeare mit 54 Aufführungen. Außer den in Schwerin schon bekannten Werken erschienen neu auf dem Spielplan "Julius Cäsar" am 6. April 1856 mit Carl Sontag als "Antonius" und Gliemann als "Brutus". Die Gesamtleistung kann nicht bedeutend genannt werden. Als Festaufführung am 28. Februar 1860 wurde unter großem Beifall "Ein Wintermärchen" in der Dingelstedtschen
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Bearbeitung gegeben; die dazu nötige Musik komponierte Flotow selbst. Es konnte in derselben Saison noch fünfmal gegeben werden. Der 20. Februar 1861 brachte den "Coriolan" mit Feltscher in der Titelrolle, und am 24. April 1861 machten die Schweriner zum erstenmal die Bekanntschaft mit "Richard III.", den "Bogumil Dawison" sehr wuchtig zum Ausdruck brachte. Das ganze Stück war aber sehr beschnitten, so daß nur die Gestalt Richards III. zur Wirkung kam und das Werk an Tiefe verlor. Im April 1862 erschien ferner noch "Macbeth" in der Dingelstedtschen Fassung, während die Schillersche Übertragung schon 1852 einmal über die Schweriner Bühne gegangen war. Im Mai 1862 "König Heinrich IV." in Laubes Bearbeitung. - An zweiter Stelle war Goethe mit 33 Aufführungen seiner Werke vertreten, davon erlebten "Egmont", "Faust" und "Iphigenie" die meisten Aufführungen, letztere am 28. Februar 1856 zum erstenmal gespielt. Während Carl Sontags Engagement bis 1859 wurde auch "Tasso" einige Male gegeben. Seine Nachfolger schienen sich weniger dafür zu eignen. Das "Gretchen" im "Faust" fand in Wilhelmine Seebach eine gute Darstellerin; auch ihre berühmte Schwester Marie trat in dieser Rolle im Februar 1858 mit großem Erfolg in Schwerin auf. Außer der "Iphigenie" ist als neu im Spielplan nur die von Eduard Devrient szenisch eingerichtete "Erste Walpurgisnacht" zu verzeichnen, die mit Musik von Mendelssohn am 20. April 1863 unter lebhaftem Beifall über die Bühne ging. - Schillersche Dramen kamen in 31 Aufführungen zu Gehör. Neu war seine Übertragung von Gozzis "Turandot, Prinzessin von China" im Januar 1857 und von Picards "Parasit" im Mai 1856. In der Saison 1857/58 "Wallensteins Lager" und die "Piccolomini". Zu Schillers hundertstem Geburtstag 1859 wurde ein von Halm verfaßtes Festspiel und das szenisch eingerichtete "Lied von der Glocke" mit Musik von Lindpaintner aufgeführt. Eine ausgezeichnete Aufführung von der "Braut von Messina" fand im Dezember 1860 statt und "Don Carlos" wurde im Dezember 1858 mit Carl Sontag als "Marquis Posá" neu einstudiert. - Großer Beliebtheit erfreute sich Robert' Benedix, der mit 46 Aufführungen den fremdländischen Lustspielen gegenüber eine achtungswerte Stellung einnahm. Von den vier neuen Lustspielen "Der Weiberfeind", "Die Dienstboten", "Die Schuldbewußten" und "Der Störenfried" wurden die Dienstboten ein sehr beliebtes Repertoirestück durch die vortreffliche Wiedergabe der Köchin Christine durch Frau Lafrenz. - Charlotte Birch-Pfeiffers Stücke kamen 27mal zur Aufführung. Die im März 1857 neu erschienene "Grille" war sehr beliebt, ebenfalls "Ein
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Kind des Glücks" im Februar 1861. An sie reihen sich ferner Töpfer mit 23 Aufführungen, Carl Blum mit 22, Putlitz mit 19, Lessing mit 14, Bauernfeld und Gutzkow mit 12, Raupach und Rosenthal mit 10 und Laube mit 7. Demgegenüber erschienen Übersetzungen fremder Stücke etwa in 100 Aufführungen, darunter "Der Geizige" von Molière im Januar 1859. - Von Putlitz waren neu "Das Testament des Großen Kurfürsten" 7 ), Februar 1859. Ferner zur Feier des 25jährigen Bestehens des Hoftheaters am 17. Januar 1861 "Don Juan de Austria" 8 ) mit Musik vom Schweriner Musiker Härtel und im Oktober 1861 "Wilhelm von Oranien in Whitehall", das unter Anwesenheit des Dichters hier seine Uraufführung erlebte. Flotow hatte die Zwischenaktsmusik dazu komponiert und Putlitz war schon bei den Proben anwesend gewesen. Zum 28. Februar 1863 wurde sein "Waldemar" 9 ) als Festaufführung gewählt, dem nur eine kurze Bühnenlaufbahn beschieden war. - In derselben Saison wurden noch Werke von drei bedeutenden Dramatikern in Schwerin zum erstenmal gespielt, und zwar im Dezember 1862 die ersten beiden Teile der Hebbelschen Nibelungen-Trilogie "Der gehörnte Siegfried" und "Siegfrieds Tod", für die das Publikum wenigstens soviel Interesse zeigte, daß sie im März wiederholt werden konnten. Am 8. März 1863 Grillparzers "Medea" mit der berühmten Tragödin Fanny Janauschek, zu deren bevorzugtesten Rollen die "Medea" gehörte. Sie verfehlte auch auf das dicht besetzte Haus in Schwerin nicht ihre Wirkung. Hebbel sowie Grillparzer erschienen sonst nicht im Repertoire. Als dritte bedeutende Neuerscheinung wurde im November 1863 der "Prinz von Homburg" von Kleist gegeben, von dem außerdem nur im Dezember 1860 eine verunglückte Aufführung vom "Käthchen von Heilbronn" zu verzeichnen ist. - Von den vielen neuen Lustspielen und Schwänken von Hersch, Pohl, Conradi, Kalisch, Lederer, Räder usw. erfreute sich das historische Lustspiel die "Anna Lise" von Hersch und die Posse "Robert und Bertram" ganz besonderer Beliebtheit beim Publikum und hielten sich lange auf dem Spielplan, während die übrigen mehr oder weniger schnell wieder verschwanden. Vom Schweriner Dichter Hobein, der zu festlichen Gelegenheiten oft Prologe dichtete, wurde im Dezember 1858 ein
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Lustspiel "Mazarins Pate" mit Erfolg uraufgeführt, doch kam es über eine lokale Bedeutung desselben nicht hinaus.
Das Opern repertoire der Jahre 1855 - 63 bringt an neuen Opern wenig Bedeutendes. Von den schon bekannten Opern wurden viele neu einstudiert und erschienen unter der sorgfältigen und einsichtsvollen Leitung des neuen Kapellmeisters Schmitt in verbesserter Aufführung. Durch eine zweckmäßige Umgruppierung im Orchester, durch Neubesetzung einzelner Instrumente und besonders durch verständnisvolle Einstudierung gelang es ihm, die einzelnen Werke viel feiner zu Gehör zu bringen und damit das künstlerische Niveau der Oper bedeutend zu heben. Die Wagnerschen Opern traten im allgemeinen gegenüber den vorhergehenden Jahren mehr zurück; es sind im ganzen 16 Aufführungen zu verzeichnen, an denen "Tannhäuser" den größten Anteil hatte und außer 1862/63 in jeder Saison mindestens einmal gespielt wurde. Die beste "Tannhäuser" -Aufführung soll am 22. November 1859 stattgefunden haben mit dem neuen Tenor Arnold (1859-66) als "Tannhäuser". Im Februar 1860 erschien "Lohengrin" nach längerer Ruhepause neu einstudiert und ausgestattet auf der Bühne und erzielte noch weit mehr Beifall als beim ersten Erscheinen in Schwerin. - Friedrich von Flotow selbst kam während seiner Intendanz mit größeren und kleineren Kompositionen 48mal zu Gehör. Neben den beiden beliebten Opern "Martha" und "Stradella" war neu im März 1856 "Albin oder Pflegesohn", Oper in 3 Akten, die kurz vorher in Wien die erste Aufführung erlebte. In Schwerin wurde sie nur viermal aufgeführt und vermochte sich auch in der späteren Umarbeitung als "Müller von Meran" nicht durchzusetzen. Am 26. Mai 1857 wurde als Galavorstellung zur Einweihung des Schweriner Schlosses die eigens zu diesem Zweck komponierte Oper "Johann Albrecht", später "Andreas Mylius" genannt, aufgeführt. Über eine lokale Bedeutung kam die Oper jedoch nicht hinaus. Auch "Indra" wurde wieder hervorgeholt, ließ aber das Publikum ziemlich kalt. An kleineren Kompositionen sind zu nennen: im Dezember 1857 die einaktige Operette "Pianella" als Uraufführung und am 10. Januar 1862 die "Witwe Grapin"; außerdem die Musik zu zwei Balletten, zu Shakespeares "Wintermärchen" und zu "Wilhelm von Oranien in Whitehall" von Putlitz. - Die zunächst größte Anzahl von Aufführungen erreichten Mozarts Opern mit 38. "Don Juan" und "Figaro" fehlten in keiner Saison und übten immer wieder gleiche Anziehungskraft aus. Ebenso die "Zauberflöte" und die im Februar 1858 neu einstudierte "Entführung aus dem Serail". Ganz neu war für die Schweriner
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seine Oper "Titus" am 27. Februar 1859, die jedoch nur zweimal gespielt wurde. - Es folgten Weber und Meyerbeer mit je 33 Aufführungen, von letzterem neu die "Dinorah" als Festoper am 28. Februar 1861; Auber mit 29, Rossini und Donizetti mit je 24, Bellini mit 17, Halévy mit 10, Boieldieu mit 8 usw. Beethovens "Fidelio", unter Schmitt neu einstudiert, gelangte zwölfmal zur Aufführung, in der Titelrolle besonders gut besetzt durch Frl. Bianchi (1856-61). Die übrigen deutschen Komponisten traten weit dahinter zurück. Lortzing ist mit vier Opern in nur 7 Aufführungen vertreten, Marschner in 5, Kreutzer in 4 und Spohr ganz vom Spielplan verschwunden. Als neu dagegen tauchte Nikolai auf mit seiner beliebten Oper "Die lustigen Weiber von Windsor" am 26. Dezember 1855, die bis 1863 achtmal gespielt wurde. Bisher in Schwerin noch nicht bekannt waren Verdi und Maillart; von ersterem erschien "Rigoletto" im Dezember 1860 auf dem Spielplan, von letzterem "Das Glöckchen des Eremiten" im November 1862. - Mit Offenbachs "Verlobung bei der Laterne" kam am 25. Dezember 1859 auch die von ihm eigentlich erst geschaffene Gattung der Operette nach Schwerin. Hier wie überall fand die leichte Unterhaltungsmusik viel Gefallen, besonders "Orpheus in der Hölle" am 26. November 1861 sagte dem schaulustigen Publikum sehr zu. - Von dem guten Ruf, den die Schweriner Oper auch außerhalb Schwerins genoß, zeugt eine Einladung des gesamten Opernpersonals zur Einweihung des neuerbauten Stadttheaters in Lübeck im März 1858. Mit drei Opern von Weber, Mozart und Flotow wurde dem neuen Hause die Weihe gegeben, am 3. März eröffnete der "Freischütz" die Bühne. Es folgte am 5. "Figaros Hochzeit" und am 7. "Martha". Die Aufführungen unter Schmitts Leitung übertrafen alle auf sie gesetzten Erwartungen und legten ein schönes Zeugnis ab für die Leistungen der Schweriner Oper im allgemeinen 10 ).
Im männlichen Schauspielpersonal trat zunächst mit der neuen Intendanz keine Veränderung ein. Die ersten Heldenrollen waren mit Carl Sontag und, als dieser sich immer mehr den Charakterrollen zuwandte, mit Adolf Bethge besetzt, der, seit 1850 engagiert, sich allmählich zu einem bedeutenden Schauspieler entwickelte; er gehörte bis 1882 der Bühne an. Für den 1859
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scheidenden Carl Sontag trat Anton Feltscher ein 11 ); 1861 wurde er zum Lustspielregisseur ernannt. Im tragischen Fach leistete er als "Faust" und in Shakespearerollen Bedeutendes bis 1870. In einer Schrift "Zur Erkenntnis deutscher Theaterzustände" 1869 legt er feines Verständnis für die Schauspielkunst und regen Eifer um ihre Hebung an den Tag. Er betont besonders die Wichtigkeit der Proben und eine Vertiefung der Tätigkeit eines Regisseurs. - Für den 1859 verstorbenen Gliemann trat 1860 Friedrich Keller 12 ) in das Fach der ersten Väter und älteren Helden ein, das er bis 1869 bei stets wachsendem Erfolg innehatte. Die Rollen des 1860 scheidenden Ellmenreich wurden ebenfalls von Feltscher und Keller mit übernommen. Als erster Komiker erfreute noch während dieser ganzen Periode Josef Peters die Schweriner mit seinem köstlichen, derben Humor und seinem ungewöhnlichen Improvisationstalent. Zweite komische Rollen spielten von 1856 - 59 Emil Pohl und der zugleich auch als zweiter Liebhaber in der Oper beschäftigte Gustav Hübsch 1852 - 65. Neben ihm sind noch von Prosky 1859 - 61 und Potonay 1861 - 63 als Liebhaber erwähnenswert. - Mehr Wechsel ist im weiblichen Personal des Schauspiels zu beobachten, in dem nur Frau Lafrenz für die Rollen der komischen Alten noch bis 1866 blieb. Als erste Liebhaberin und tragische Heldin folgte auf Frl. Harke Elise Truhn 1856 - 58, die spätere Frau Bethge, die sich auch bühnenschriftstellerisch betätigte. Ihr folgte 1858/59 Laura Ernst. 1859 - 61 war dieses Fach mit Wilhelmine Seebach 13 ) besonders gut besetzt. In diesen Jahren standen die klassischen Aufführungen auf einer verhältnismäßig hohen Stufe. Ihr folgte 1861/62 Frl. Sänger und im gleichen Jahr trat Frau Rosa Otto-Martineck 14 ) in
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den Verband der Hofbühne ein. Mit ihr gewann das Hoftheater eine bedeutende Kraft, die in der Entfaltung ihrer Fähigkeiten, besonders unter Wolzogens Intendanz, eine Zierde der Bühne wurde. - Als jugendliche Liebhaberin waren engagiert: Frl. Butze 1855 - 58, Frl. Ramler 1858/59, Frl. Steffen 1859/60, Frl. Preßburg 1861/62; für naive Rollen: Frl. Schunke 1855/56, Frl. von Schultzendorf 1856-59, Frl. Dietz 1860/61, Frl. Philippine Brand 1861 - 72, die, zunächst nur in kleinen Rollen auftretend, sich zu einer hochbegabten und beliebten Schauspielerin entwickelte. - Das seit 1850 mit Frau Fischer besetzte Fach der Heldenmütter blieb bei deren Fortgang 1856 einige Jahre unbesetzt. Es wurde zeitweise durch Christine Gollmann 1854 - 1900 vertreten, deren eigentliche Rollen damals die der komischen Mütter in Lustspiel und Oper waren, und die erst später in jenes Rollenfach hineinwuchs. 1858 - 60 war Frau Mittel - Weißbach engagiert, und 1860 - 62 fanden diese Rollen in Franziska Ritter - Wagner 15 ) eine würdige Vertreterin. Sie spielte daneben auch noch tragische Heldinnen. - Im Opernpersonal waren unverändert besetzt: die Baritonrollen durch André 1854 - 71, der neben dem Parrod noch bis 1859 tätig war, und die Baßpartien durch Hinze 1841 - 76 und Rossi 1845 - 76. Als erster Tenor war 1855 - 59 Rafter engagiert, dem 1859 - 66 Arnold folgte. Dieser war besonders als "Tannhäuser" sehr geschätzt, mit seinem Eintritt machte sich eine Belebung der Oper bemerkbar. Zweite Tenoristen waren Eckert 1854 - 57, Seyffart 1857 - 59, Frey 1859 - 61, Waldmann 1861 - 64. Als erste dramatische Sängerin wurde für Frau Oswald Frl. Bianchi verpflichtet 1856 - 61, Natalie Haenisch 1861-63. Für Koloraturpartien waren 1854 - 56 Frl. Mayerhöfer, 1856 - 61 Frl. Ubrich, spätere Königl. Hannöversche Kammersängerin, 1861/62 Frl. Weyringer und 1862/63 Frau Roll-Mayerhöfer.
Als hervorragende Gäste im Schauspiel sind zu nennen: Emil Devrient, der schon Ende der 30er Jahre in Schwerin auf-
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getreten war. Er spielte vom 8. bis 23. Mai 1856 unter anderem den "Marquis Posa", "Hamlet", "Tasso" und verschiedene Lustspielrollen; vom 27. April bis 15. Mai 1857 trat er in 9 Rollen auf. Am 23. und 25. März 1858 in Gutzkows "Werner" und in "Stille Wasser sind tief", beide Vorstellungen für den Pensionsfonds. Am 11. und 12. Dezember 1859 nochmals in zwei Gastrollen. - Marie Seebach 16 ), die unvergeßliche große Tragödin, kam 1858/59 aus ihrem Engagement in Hannover nach Schwerin und trat vom 26. Februar bis 3. März an vier Abenden bei aufgehobenem Abonnement und erhöhten Preisen unter großem Zuspruch des Publikums auf. Besonders ihr "Gretchen" im "Faust" und ihre "Julia" entzückten die Schauspieler. - Bogumil Dawison, Emil Devrients Rivale in Dresden, trat zum erstenmal in Schwerin vom 19. bis 30. April 1861 in vier klassischen Rollen und in zwei Lustspielen auf als "Hamlet", "Mephisto", "Richard II." und "Shylock". Er gab seinen Rollen stets ein eigenes Gepräge, ohne der traditionellen Auffassung zu folgen, und erzielte damit auch in Schwerin großen Beifall. - Vom 8. bis 11. März trat die als "deutsche Rachel" bekannte Fanny Janauscheck in drei Rollen auf, von denen die "Medea" den größten Eindruck hinterließ. - An Operngästen erschienen: der Tenorist Theodor Formes aus Berlin, 1857 als "Tannhäuser" und "Masaniello" und im Mai desselben Jahres als "Andreas Mylius" bei der ersten Aufführung von Flotows "Johann Albrecht". Ferner der in Schwerin schon bekannte Tichatschek, der vom 25. März bis 1. April 1859 zweimal den "Eleazar", "Robert den Teufel" und "Tannhäuser" sang. - Désirée Artôt, die berühmte Schülerin der Viardot-Garcia, entzückte die Schweriner vom 13. bis 18. Dezember 1861 als "Regimentstochter", "Rosine" im "Figaro" und als "Amine" in Bellinis "Nachtwandlerin". In derselben Saison sang Luise Köster-Schlegel am 28. Februar 1862 noch einmal ihre Lieblingsrolle "Fidelio". Vom 26. Januar bis 1. Februar schließlich sang der "König der Tenore" Theodor Wachtel an 5 Abenden in Schwerin. Seine Glanzrolle, den Chapelou" im "Postillion von Lonjumeau", mußte er wiederholen. Die Begeisterung im Publikum schlug hohe Wellen. Man bewunderte sowohl seine schöne Stimme als auch seine schauspielerischen Leistungen. In seiner Anfängerzeit war Wachtel
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1849 - 50 in Schwerin engagiert gewesen, ohne jedoch damals besonders hervorzutreten. - Die Gastspiele zweier berühmter Tänzerinnen: Miß Lydia Thompson aus London und Victorine Legrain aus Paris, sollten für das in dieser Zeit schlecht besetzte Ballett entschädigen.
Das wichtigste, was der Intendant von Flotow für das Schweriner Hoftheater geleistet hat, ist die Aufbesserung des Orchesters. In erster Linie erfolgte auf sein Anraten die Heranziehung des Kapellmeisters Alois Schmitt 17 ), mit dessen Namen der Aufschwung des Schweriner Musiklebens eng verknüpft ist. Am 1. Oktober 1856 trat er als Hofkapellmeister ein und hat bis zum 1. Oktober 1892 in unermüdlicher Tätigkeit gewirkt. Sein Hauptinteresse galt zunächst dem Orchester, wobei er vom Intendanten wirksam unterstützt wurde. Er verstand es wie kein anderer, tüchtige Kräfte zu finden und zu fesseln. Unter seiner Leitung bildete sich bald ein Stamm gutgeschulter Musiker heran, mit denen er es unternehmen konnte, große Orchesterwerke zur Aufführung zu bringen. Unter den bis 1863 neugewonnenen Orchesterkräften sind besonders zu nennen: Hugo Zahn 1857 - 93, der sich als Konzertmeister einen Namen gemacht hat; Gustav Härtl 18 ) 1858 - 63, er gehörte als Violinist dem ersten Schweriner Streichquartett an und trat auch als Komponist mit mehreren Kompositionen an die Öffentlichkeit; ferner der Waldhornist Fritz Becker 1859 - 92 und der Bratschist Eduard Kupfer 1860 - 97, der sich ebenfalls als Komponist betätigte. Die Kapelle bestand aus 24 ordentlichen Mitgliedern, von denen 10 Hofmusiker und 14 Kapellisten waren, und aus 22 - 26 dem Hoftheater kontraktlich verpflichteten Hoboisten als Hilfsmusikern. Dazu außer dem Kapellmeister A. Schmitt ein Musikdirektor: von 1856 - 63 Johann Adolf Schmiedekampf; 1861/62 berief Flotow zur Vertretung des erkrankten Schmitt den als Operettenkomponisten bekannten Richard Genée. Der Chor Stand nach wie vor unter der fein-
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sinnigen Leitung von Stocks, der in der Heranbildung neuer Kräfte unermüdlich tätig war. - Durch den Eintritt Schmitts war nicht nur neues Leben in die Oper gebracht worden, sondern es begann damit zugleich eine rege Konzerttätigkeit. Die 1850/51 bereits versuchsweise eingeführten Orchester-Abonnementskonzerte wurden auf sein Betreiben wieder eingerichtet und seit 1856 regelmäßig ausgeführt, und zwar vier Konzerte während einer Saison. Dazu kamen seit 1859 die "Soireen für Salon- und Kammermusik", die auch viermal stattfanden; außerdem gelegentliche Wohltätigkeitskonzerte. Schmitt selbst beteiligte sich dabei oft als Pianist, Mitglieder des Opernpersonals und des Orchesters traten als Solisten auf, und namhafte auswärtige Künstler wurden dazu gewonnen. Die nur teilweise erhaltenen Konzertprogramme bezeugen das feine musikalische Verständnis des Kapellmeisters und sein Bemühen, das Schweriner Publikum zum Verständnis und Genuß klassischer Musik zu erziehen. Am 22. März 1859 konnte zum erstenmal in Schwerin Beethovens 9. Symphonie gespielt werden. Auch außerhalb des Theaters zeigte sich Schmitts Wirksamkeit 19 ).
Mit der Neubesetzung der Leitung 1855 durch zwei Kräfte und durch sonstige Änderungen im Betrieb trat ein Mehraufwand von etwa 4000 Tlr. ein. Der Zuschuß betrug rund 44 000 Tlr. und wuchs bis 1863 auf etwa 50 000 Tlr. an. Das Verhältnis der Einnahmen und Ausgaben stellte sich nach wie vor, abgesehen von einigen Schwankungen, auf 1 : 3. 1861/62 scheint ein besonders ungünstiges Jahr gewesen zu sein. Es standen 19 877 Tlr. Einnahmen 70 527 Tlr. Ausgaben gegenüber. Mit den stets vermehrten Ausgaben konnten die Einnahmen nicht in gleicher Weise steigen, da die Eintrittspreise, abgesehen von einer geringen Erhöhung des Abonnements, auf der gleichen Stufe blieben. Die bisher üblichen Dutzendbilletts wurden aufgehoben, da diese gewöhnlich durch Unterhändler vertrieben wurden. Akten über Gagenzahlungen fehlen für diese Zeit ganz. - In diese Periode fällt auch die Gründung eines Pensionsfonds als eines Gliedes der "Prosperantia", die 1857 durch Louis Schneider in Berlin begründet wurde, sich jedoch nach einigen Jahren wieder auflösen mußte. Für Schwerin traten die Statuten erst vom 1. Juli 1861 in Kraft. Es wurde jährlich mindestens eine Vorstellung zugunsten dieses Fonds veranstaltet.
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Über das Publikum läßt sich wenig sagen, was für diese Epoche besonders charakteristisch wäre. Flotow selbst äußert sich darüber folgendermaßen 20 ): "Ein liebenswürdiges Publikum, das Gebotene, wenn es ihm gut schien, freundlich aufnehmend, das weniger Gute mit Stillschweigen übergehend und das Langweilige durch leere Häuser zurückweisend. Die Kritik war so friedliebend, als wäre sie im Salon des Intendanten verfaßt . . ." Durchweg waren Lustspiel und Oper am besuchtesten, doch bei berühmten Gastspielen waren auch die Schauspiele sehr besetzt. Im Januar 1861 klagt die Kritik über geringes Interesse des gebildeten Publikums für Faustaufführungen; im übrigen finden sich jedoch wenig diesbezügliche Bemerkungen.
Intendanz Gustav Gans Edler Herr
zu Putlitz
1863 - 1867.
Auf Flotows Vorschlag übertrug Großherzog Friedrich Franz II. den Intendantenposten an Gustav Heinrich zu Putlitz 21 ), einen Edelmann aus der Priegnitz, der als dramatischer Schriftsteller für die Bühne großes Interesse hegte. In Schwerin war er nicht mehr unbekannt, mehrere seiner Werke waren schon über die Bühne des Hoftheaters gegangen und bei der Einstudierung seines "Wilhelm von Oranien in Whitehall" war er 1861 in Schwerin selbst zugegen gewesen. Er nahm den ihm übertra-
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genen Posten um so lieber an, als er gerade in jener Zeit in den Erfolgen seiner letzten Bühnenwerke ziemlich enttäuscht worden war. Seine Stellung gab ihm Gelegenheit, der Bühne auf andere Weise zu dienen und zugleich für sein eigenes Schaffen reiche Erfahrung zu sammeln. Am 17. März 1863 verpflichtete er sich zunächst auf drei Jahre, denen noch ein weiteres folgte, so daß er von 1863-67 die Leitung in Händen hatte. Das Ziel, das er dabei im Auge hatte, drückt er selbst folgendermaßen aus: "Der dramatischen Literatur gegenüber wollte ich jede edlere Bestrebung fördern, unterstützen, die Darstellung durch sorgfältiges Ensemble zu möglichster Vollendung bringen, den Geschmack des Publikums vom Unedlen, Frivolen, nur die Unterhaltung des Augenblicks Fördernden ablenken und ihn durch vorsichtiges Hinführen zu den poetischen Schätzen unserer dramatischen Literatur zu bilden suchen, dem ganzen Schauspielerstande aber wollte ich eine geachtete Stellung in der Gesellschaft erringen und ihm gegenüber manches Vorurteil besiegen 22 )." Diese Absichten zu verwirklichen, schien ihm nach der aktenmäßig festgelegten Stellung des Intendanten zunächst unmöglich 23 ). Danach hatte sich einerseits das Ministerium jegliche Entscheidung bei Engagements und Anschaffungen und in der Verwaltung vorbehalten, andererseits waren Steiner weitgehende Befugnisse eingeräumt, so daß in der Theorie ein Intendant überflüssig erschien. Minister von Schrötter räumte ihm jedoch auf eine diesbezügliche Anfrage hin völlige Machtvollkommenheit ein. Mit Direktor Steiner und Kapellmeister Schmitt, die beide zum Vorstand gehörten, einigte er sich bald über die Abgrenzung des Tätigkeitsfeldes. Der Großherzog ließ sich allwöchentlich vom Intendanten Vortrag halten, wobei er feines Verständnis und auch eigene Ansichten zeigte; er ließ im übrigen Putlitz freie Hand und schenkte ihm unumschränktes Vertrauen, was dieser in seinen Erinnerungen dankbarst anerkennt. Putlitz' Hauptinteresse lag auf dem Gebiet des Schauspiels; die Oper war bei Alois Schmitt in guten Händen, und der Intendant kümmerte sich nur, wenn nötig, um deren dramatische Seite und Inszenierung. Vor allem legte er Wert auf Harmonie in der Gesamtdarstellung eines Bühnenwerkes und hielt es für seine allereigenste Aufgabe, darüber zu wachen, daß nichts aus dem Rahmen eines Kunstwerkes herausfalle. Dabei kamen ihm seine Erfahrungen als dramatischer Schriftsteller sehr zu statten, ebenfalls seine Bekanntschaft mit vielen Bühnen. Folgende Theorie stellte er sich für
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seine Tätigkeit auf: "Ich wollte die Stücke, die dessen bedurften, dramatisch bearbeiten oder einrichten und dann abwartend den Proben assistieren, jeden Darsteller sich selbst entwickeln lassen und nur dann mit Rat und Besprechung eingreifen, wenn die Einzelleistung mir aus der Idee des Stückes herauszulenken schien 24 )." Dem gesteckten Ziel konnte er mit den vorhandenen Mitteln und Kräften im Lustspiel und Konversationsstück am nächsten kommen; deshalb wurde auch letzteres hauptsächlich gepflegt. Auf diesem Gebiet erreichte die Schweriner Bühne unter seiner Leitung einen hohen Grad von Vollkommenheit, so daß sie sich mit größeren Bühnen darin messen konnte. Das Streben des Intendanten nach künstlerischer Vollendung der Aufführungen und seine rege Anteilnahme an der Entwicklung der einzelnen Schauspieler in ihren Fähigkeiten wirkte belebend auf das ganze Institut. Dazu kam sein freundliches persönliches Verhältnis zu den Mitgliedern und Angestellten, deren bester Anwalt er stets auch nach außen hin war. Die soziale Stellung der Schauspieler suchte er nach Kräften zu heben. Für die Hebung ihrer wirtschaftlichen Lage sorgte er durch Neugründung eines Pensionsfonds. Als Putlitz 1867 nach vierjähriger reger Tätigkeit aus Familienrücksichten Schwerin verließ, bedauerte man allgemein sein Scheiden. Der Großherzog verlieh ihm aus Anerkennung das Großkomturkreuz des Hausordens der wendischen Krone und das Hoftheaterpersonal überreichte seinem gütigen und einsichtsvollen Leiter ein sinnreiches Abschiedsgeschenk. Er hat das Theater um ein Bedeutendes gehoben, wenn auch das Hauptgewicht der Leistungen auf einem Gebiet lag, das noch nicht den Höhepunkt dramatischer Kunst ausmacht. Jedenfalls hat er eine gute Grundlage gelegt, auf der sein Nachfolger erfolgreich weiter bauen konnte.
Wie oben bereits erwähnt, führte der Intendant die oberste Regie selbst; er fehlte fast bei keiner Probe und verfuhr dabei nach den ihn leitenden Grundsätzen. Neben der reichen Anregung, die er zu geben vermochte, lernte er dabei auch für sein eigenes dramatisches Schaffen; sagte er doch selbst, daß er die praktische Kenntnis, Rollen zu schreiben, erst bei seiner vierjährigen praktischen Tätigkeit in Schwerin gelernt habe. Die geschäftliche und technische Leitung überließ er in der Hauptsache Julius Steiner, der auch während der Doberaner Spielzeit das Theater begleitete. Die Opernregie führte der Bassist Hinze gemeinsam mit Alois Schmitt bis 1868. In der Regie des Schauspiels wirkte seit 1861
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Anton Feltscher und von 1865 ab auch der als Komiker engagierte Leopold Günther. In Feltscher fand Putlitz gute Unterstützung beim Einstudieren des Konversationsstückes, das er für die beste Schule der Schauspieler hielt. Das Zusammenspiel in diesem Stück war bereits am Ende der ersten Saison so gut, daß am 6. März 1864 das Scribesche "Glas Wasser" ohne Souffleur gespielt werden konnte, ein Wagnis, das nur nach sorgfältigem Studium möglich ist.
Bei der Vorliebe des Intendanten für das Konversationsstück ist es erklärlich, daß dieses im Repertoire den größten Raum einnahm. Da es nun an abendfüllenden Stücken oft fehlte, waren die Lustspielabende sehr häufig durch zwei, drei, auch vier Bühnenwerkchen ausgefüllt. Daneben fehlte es nicht an ernsten Dramen, von denen manche Aufführung durch Anwesenheit bedeutender Gäste zu einem künstlerischen Ereignis wurde. Die Bekanntschaft des Intendanten mit verschiedenen Dichtern führte zu mehreren Uraufführungen; Putlitz war nämlich bemüht, den Dichtern ihre schwierige Stellung zur Bühne, die er selbst oft hemmend empfunden hatte, dadurch zu erleichtern, daß er ihnen Gelegenheit bot, ihre Werke zur Aufführung zu bringen. Auch die Oper brachte während der vier Jahre manche bedeutende Neuigkeit im Spielplan. Alle möglichen festlichen Begebenheiten am Hofe, wie auch Gedenktage für Dichter und Komponisten wurden mit Festaufführungen gefeiert, zu denen meist der Intendant selbst einen Prolog dichtete.
Schauspiel . Von den klassischen Dichtern stand Shakespeare an erster Stelle mit 24 Aufführungen, und zwar im besonderen mit seinen Lustspielen. Der "Sommernachtstraum", den die Schweriner, wie Putlitz behauptet, nicht leiden konnten, wurde am 26. [Syymbol]ktober 1863 als Festaufführung zur Verlobungsfeier des Großherzogs mit Prinzessin Anna von Hessen gegeben. Besonders die neuartige Auffassung der Rolle des "Puck" durch Frl. Röckel und später durch Frl. Brand brachte dem Publikum das Stück näher. Die Feier des 300jährigen Geburtstags Shakespeares veranlaßte Putlitz zu einer Bearbeitung des schon 1855 in der Schlegelschen Fassung gegebenen Lustspiels "Was ihr wollt", das er durch geschickte Inszenierung auf drei Akte beschränkte. Die dazu gehörige Musik komponierte ein Kapellmeister André; vorauf ging ein von Friedrich Halm gedichtetes Festspiel "Ein Abend in Titschfield", das Szenen aus Shakespeares Werken am Hofe der Königin Elisabeth darstellte. Das Lustspiel gefiel in Schwerin sehr. Es
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wurde am 18. und 28. März 1864 gespielt, im Mai darauf auch unter Beifall in Berlin bei einem Gesamtgastspiel der Schweriner Kräfte. Nicht ganz so gefiel das im April 1866 neu aufgeführte "Wie es euch gefällt" in einer szenischen Bearbeitung von Pabst. Neben diesen neuen Lustspielen waren im Repertoire vertreten "Viel Lärm um nichts", "Kaufmann von Venedig", "Romeo und Julia", besonders beliebt mit Frl. Röckel als "Julia"; im Januar 1866 "Richard III." mit Dawison und im März 1867 "Heinrich IV." mit Theodor Döring als "Falstaff". - Neben Shakespeare kam Schiller in 22 Aufführungen zum Gehör. Neu war darunter am 8. Dezember 1865 seine Bearbeitung eines französischen Stoffes in "Der Neffe als Onkel", außerdem die von Lindpaintner mit Musik versehene Ballade "Hero und Leander", die Julie Rettich am 30. März 1864 während ihres Gastspiels sprach. Am 29. März spielte sie in der neueinstudierten "Braut von Messina" die Rolle der "Isabella"; diese Aufführung gehörte zu den besten klassischen Aufführungen dieser Jahre überhaupt. - Goethes Dramen erreichten nur 14 Aufführungen. Der "Egmont" wurde am 13. Oktober 1864 unverkürzt gegeben mit Frau Otto - Martineck als "Fürstin von Parma", für deren Rolle früher keine geeignete Vertreterin vorhanden war. 1865/66 wurde "Faust" mit Frl. Röckel als "Gretchen" zweimal gespielt; "Iphigenie" 1864/65 mit Frau Ritter-Wagner und 1865/66 mit Fanny Janauscheck als Gast. - Lessings "Nathan" hatte Putlitz für die erste Vorstellung unter seiner Leitung in Schwerin gewählt, da aber das Publikum sich sehr ablehnend verhielt, erschien er nicht wieder auf dem Spielplan. Von Lessings anderen Werken wurde nur noch "Minna von Barnhelm" gespielt, und zwar am 22. Januar 1867 zur Feier seines Geburtstages. - Von Kleist kam nur "Käthchen von Heilbronn" einmal im Februar 1866 zur Aufführung und von Grillparzer nur "Medea" 1867 mit der Janausckeck. - Hebbels "Siegfrieds Tod" wurde im Februar 1864 aufgeführt und durch einen von Putlitz gedichteten Gedenkspruch zu einer Totenfeier für den im Dezember 1863 verstorbenen Dichter gestempelt. - Iffland, Kotzebue, Raupach, Gutzkow und Laube sind nur mit ein bis zwei Aufführungen vertreten. Durch die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Putlitz und Friedrich Halm kam am 30. November 1863 die Uraufführung seines Dramas "Wildfeuer" zustande, das durch die Vertreterin der Titelrolle, Frl. Röckel 25 ), während ihres Engagements in Schwerin
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zu einem beliebten Repertoirestück wurde und nur ihr den Erfolg zu danken hatte. In Frankfurt a. M. und Mannheim, wo es darauf in anderer Besetzung gespielt wurde, wies das Publikum es mit Entrüstung zurück. Der etwas bedenkliche Stoff konnte nur mit einer besonders dafür geeigneten Schauspielerin wirken. - Noch zwei Uraufführungen bot die erste Saison: am 2. Februar 1864 G. von Vinckes Erstlingswerk "Im Feuer", Lustspiel in 3 Akten, und am 28. Februar "Andreas Hofer" von Carl Immermann in der Bearbeitung von Putlitz. Der Beifall war zunächst groß. Auf allgemeines Verlangen wurde es im März wiederholt, aber schon bei einer dritten Aufführung zeigte das Publikum nur noch geringes Interesse. - Am 29. Januar 1865 brachte Putlitz das kurz vorher entstandene Schauspiel "Prinzessin von Montpensier" von Brachvogel als Uraufführung mit viel Erfolg auf die Bühne. Bis 1867 wurde das Stück noch achtmal aufgeführt und setzte sich auch auf anderen Bühnen durch. - Als letztes von Putlitz selbst eingeübtes Stück kam am 5. April 1867 Geibels "Sophonisbe" in einer Uraufführung auf die Schweriner Bühne, nachdem es unter Beisein des Dichters sorgfältig einstudiert worden war. Frau Otto - Martineck war eine gute Vertreterin der "Sophonisbe" und erzielte für die an sich undramatische Tragödie Geibels in Schwerin lebhaften Erfolg. Ähnlich galt bei einer früheren Aufführung seiner "Brunhilde" am 2. März 1866 der reiche Beifall weniger dem Stück als der vortrefflichen Leistung der Janauscheck als "Brunhilde". - In die Reihe der Uraufführungen gehört noch Charlotte Birch - Pfeiffers Schauspiel "Eine Sylvesternacht" am 31. Oktober 1864, das vom Publikum kühl aufgenommen wurde. Ihre Werke kamen mit 21 Aufführungen im ganzen verhältnismäßig oft auf den Spielplan. -
Von den Lustspieldichtern war der bevorzugteste Benedix. Er erreichte mit 29 Aufführungen von allen Autoren überhaupt die höchste Ziffer. Neu waren von ihm "Der Dritte", einaktiges Lustspiel, im Dezember 1863 und einige kleinere Lustspiele. Am meisten kamen "Die Dienstboten" zur Aufführung. Neben ihm waren vertreten Töpfer mit 11 Aufführungen, Pohl mit 7, Blum und Bauernfeld mit 6, Nestroy mit 2, Freytag mit nur einer. Eine Posse von Kalisch und Pohl "Namenlos" war beim Publikum ausnehmend beliebt. - Von den ausländischen Dichtern war Scribe am häufigsten vertreten. Sein "Glas Wasser" zog noch immer. Neu waren die fünfaktigen Lustspiele "Feenhände" im November 1864, "Gönnerschaften" im November 1866 und die "Verleumdung" im Februar 1867. - Als Abschluß
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der Betrachtung des Schauspielrepertoires sei noch von den Bühnenwerken des Intendanten selbst die Rede. Es fanden während der vier Jahre 21 Aufführungen davon statt; die erste Saison brachte außer der Bearbeitung von "Was ihr wollt" nur zwei kleine Einakter "Liebe und Arrest" und "Der Brockenstrauß". Zu den nach Abschluß der Saison im Mai 1864 stattfindenden Vermählungsfeierlichkeiten des Großherzogs dichtete Putlitz ein Festspiel "Maienzauber", zu dem Alois Schmitt passende Musik komponierte. Das Spiel brachte in sinnvoller Fassung lebende Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte, von denen besonders die Bekränzung von Paul Friedrichs Standbild vom Publikum jubelnd begrüßt wurde. Die Saison 1864/65 brachte zwei neue Lustspiele:
Der Einakter "Zeichen der Liebe" erschien am 14. November 1864 anonym unter großem Beifall, das dreiaktige Lustspiel "Um die Krone" am 2. April 1865, beide als Uraufführungen. Das letztere erregte in dem dichtbesetzten Hause einen wahren Beifallssturm, der zum größten Teil jedenfalls der Person des Dichters galt. Das Interesse am Stück erlahmte denn auch bald, und auf anderen Bühnen hat es auch kein sonderliches Glück gemacht. 1865/66 kam nur ein kleines Weihnachtsspiel für Kinder mit Musik von Schmitt heraus und in der letzten Saison 1866/67 ein dreiaktiges Lustspiel "Spielt nicht mit dem Feuer", das fast auf allen deutschen Bühnen eine Zeitlang heimisch geworden ist.
Oper . Bei der Entwerfung des Opernrepertoires kam es zwischen Putlitz und Schmitt zuweilen zu Meinungsverschiedenheiten 26 ). Der Intendant hielt es für angebracht, im Interesse seiner Theaterkasse dem Geschmack des Publikums möglichst entgegenzukommen, während der Kapellmeister mehr die idealere Richtung durchzusetzen bemüht war. Dem öfteren Sieg der Putlitzschen Ansicht ist es daher zuzuschreiben, wenn Wagner und Mozart hinter anderen zurücktreten. Meyerbeer erstritt mit 27 Vorstellungen den Vorrang; den Hauptanteil hatte daran die am 19. Januar 1866 zum erstenmal gespielte "Afrikanerin", die noch in derselben Saison achtmal bei stets vollem Hause wiederholt wurde, eine für Schwerin seltene Erscheinung. Nächst Meyerbeer steht Lortzing mit 19 Aufführungen. Die am 23. Oktober 1865 in reicher Ausstattung auf die Bühne gebrachte "Undine", ebenso wie der "Waffenschmied" waren beliebte Zugstücke. - Ebenfalls Gounods "Margarethe", die zum erstenmal am 30. Januar 1864 erschien, fand viel Beifall und erlebte bis 1867 17 Aufführungen. Es folgen Weber mit 17, Mozart und Flotow mit je 15
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und Auber mit 12 Aufführungen. Wagners "Tannhäuser" und "Lohengrin" kamen dagegen nur achtmal zur Aufführung; seine Bearbeitung der Gluckschen "Iphigenie" zweimal. Von Verdis neun Aufführungen gehörten die meisten dem am 14. Januar 1864 zum erstenmal gespielten "Troubadour", Donizetti und Rossini sind ebenfalls mit 9 Aufführungen vertreten, Bellini mit 8, Méhul mit 6, Halévy mit 5, Beethoven mit 3, Hérold und Offenbach mit je 2. Außer den schon genannten Neuerscheinungen im Opernrepertoire ist noch die Uraufführung von Härtels "Carabiniers" am 8. November 1866 zu verzeichnen, sie fand unter persönlicher Leitung des Komponisten, eines Mitgliedes der Kapelle, statt. Nach einmaliger Wiederholung verschwand sie wieder vom Spielplan.
Schauspiel. Die ersten Herrenrollen im Schauspiel wurden, außer der des ersten Komikers, während dieser vier Jahre nicht neu besetzt. Am 27. April 1865 starb der vielbeliebte Komiker Peters, mit dem die Bühne eine bedeutende Kraft verlor. Am 11. Februar 1864 hatte er sein 24jähriges Jubiläum an der Schweriner Bühne gefeiert; während seiner langen Tätigkeit war er mit dem Schweriner Publikum eng verwachsen, so daß sein Nachfolger keine leichte Stellung hatte. Als solcher wurde Leopold Günther 27 ) gewonnen, der sich als Bearbeiter französischer Stücke und älterer Singspiele bereits einen Namen gemacht hatte. Bei vielseitiger Begabung gewann er bald die Gunst des Publikums. Sein Musikverständnis ermöglichte ihm auch die Mitwirkung in Singspiel und Oper. Für kleinere Rollen wurde 1863 Wilhelm von Horax engagiert 28 ), der als jugendlicher Liebhaber bald eine tüchtige Stütze des Lustspiels wurde, so daß er auch an den Gesamtgastspielen teilnehmen konnte. - Die ersten Heldinnen spielte Frau Otto - Martineck; jugendliche Liebhaberin war von 1863 - 66 Louisabeth Röckel 29 ), die sich beson-
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ders durch ihre Rolle als "René, genannt Wildfeuer", in Halbes Schauspiel einen Namen in der Bühnenwelt erworben hat. In Schwerin begann sie auch das Studium klassischer Rollen und hatte besonders als "Gretchen", "Julia", "Klärchen" und "Cordelia" viel Erfolg. 1866 - 68 trat an ihre Stelle Hermine Delia vom Berliner Schauspielhaus, eine besonders fürs Konversationsfach sehr begabte Darstellerin. Die Rollen der komischen Alten spielte bis 1866 noch Frau Lafrenz, bei ihrem Abgang wurde Amalie Schramm 30 ) engagiert, die bis 1872 in Schwerin blieb. Vortrefflich war sie als "Marthe" im "Faust" und als "Irmentraut" im "Waffenschmied".
Oper. Im Opernpersonal trat für den ersten Tenor Arnold 1866 Braun aus Königsberg ein, nachdem er im April 1865 als "Tannhäuser" mit Erfolg gastiert hatte; den zweiten Tenor Waldmann löste 1864 - 67 Schüller ab. Der Bassist Hinze feierte am 2. April 1866 sein 25jähriges Jubiläum. Als Benefizvorstellung für ihn wurde "Fidelio" gegeben. Als junger Bariton neben André war 1864/65 Carl Otto und 1865 - 68 Roschlau engagiert. - Erste dramatische Sängerin war von 1863 - 77 Frl. Barn, für Koloraturpartien 1863/64 Frl. Fließ und 1864 - 67 Frl. Anna Reiß,die als "Elsa" in "Lohengrin" 1864 zum erstenmal auftrat und bald in Schwerin sehr beliebt wurde. Für die Soubrette Frl. Mejo trat 1864/65 Frl. Anstensen ein, 1865/66 Frl. Bußler und 1866 - 69 Frl. Murjahn.
Über den Grundsatz, der den Intendanten beim Abschluß von Gastspielen leitete, schreibt er selbst folgendes: "So viel als möglich und im Interesse des Theaters und des Publikums zu liegen schien, versuchte ich es, durch Gastspiele dem Repertoire Abwechselung zu schaffen, das Interesse zu beleben und auch den Mitgliedern neue Anregung und gute Vorbilder zu geben. . . .Gern habe ich den Gastspielen die Hand geboten, die mir Vorstellungen ermöglichten, namentlich einzelner klassischer Werke, die eigene Kräfte allein nicht überwältigt hätten, und die vorzuführen selbst in vereinzelter Darstellung mir wünschenswert erschien, so "Richard III.", selbst "Wallenstein" mit Bogumil Dawison, "Die Braut von Messina" mit Julie Rettich u. a. m. Hier liegt wahrhaft künstlerischer Gewinn für Bühne und Publikum: die möglichst vollkommene Darstellung eines Meisterwerkes der Literatur, und in
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dieser Rücksicht wird ein Gastspiel durchaus gerechtfertigt 31 ). Diesem Grundsatze folgend, zog er in den vier Jahren eine Reihe hervorragender Künstler zu Gastspielen heran: Auguste von Bärndorf, Meisterin im Konversationstück, aus Hannover gab vom 9. bis 16. November 1863 fünf Gastrollen, u. a. die "Donna Diana" von Moreto - West. Julie Rettich 32 ), persönlich mit Putlitz und seiner Familie von Wien her befreundet, spielte im März 1864 die "Isabella" in der "Braut von Messina" und die "Dorothea von Holstein" im "Testament des Großen Kurfürsten" von Putlitz. Minona Frib - Blumauer, die von 1854 - 86 in Berlin als gefeierte Schauspielerin besonders komische Charakterrollen spielte, trat vom 1. bis 5. April 1864 in sechs kleineren Lustspielen auf. Carl Sontag aus Hannover spielte vom 16. bis 23. Oktober 1864 einige Lustspielrollen, worauf er sich in seinen späteren Jahren immer mehr beschränkte. Hermann Hendrichs, den Putlitz den "letzten Romantiker auf der Bühne" nannte, gab vom 27. bis 31. Oktober 1864 fünf Gastrollen, u. a. als "Struensee", "Tell", "Dr. Robin"; besonders als "Tell" gefiel er den Schwerinern sehr gut. Der bekannte Friedrich Haase trat vom 4. bis 7. April 1865 zum erstenmal in Schwerin auf; als "Chevalier von Rocheferrier" erregte er in dem bis aufs Orchester ausverkauften Hause einen wahren Beifallssturm, während seine Art, den "Bonjour" in "Wiener in Paris" zu spielen, das Schweriner Publikum "chokierte". In derselben Saison trat Franziska Ritter - Wagner vom Januar bis 1. März in elf Rollen auf, unter denen besonders die "Iphigenie" hervorragte. Bogumil Dawison gab vom 27. Januar bis 11. Februar 1866 neun Gastrollen, u. a. als "Mephisto", "Richard III." und "Wallenstein". Den "Narcis" von Brachvogel spielte er zugunsten des Pensionsfonds. Fanny Janauscheck trat vom 21. Februar bis 2. März 1861 als "Königin Elisabeth" in Laubes "Graf Essex", als "Iphigenie" und als "Brunhild" in Geibels Tragödie auf. Das Haus war bei ihren Gastvorstellungen dicht besetzt. Im nächsten Jahr kam sie noch einmal und bot den Schwerinern vom 26. Januar bis 6. Februar in fünf Rollen große künstlerische Genüsse. Als letzter in der Reihe ist Theodor Döring zu nennen, der Nachfolger Seydelmanns in Berlin von 1845 - 78. Er spielte vom 24. bis 29. März 1867 an vier Abenden in Schwerin außer verschiedenen Lustspielrollen den "Falstaff" in Shakespeares "Heinrich IV."
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In allen Rollen gefiel er mit seinem urgemütlichen und zu wahrer Herzensheiterkeit hinreißenden Humor den Schwerinern sehr; seine Darstellung des "Falstaff" soll nach zeitgenössischen Urteilen eine der hervorragendsten Leistung in der Schauspielkunst gewesen sein 33 ). - Die Gäste in der Oper sind weniger zahlreich. Der in Schwerin schon bekannte Tichatscheck sang am 20. und 23. Dezember 1863 den "Tannhäuser" und "Masaniello". Vom 18. bis 23. Januar 1864 gab die italienische Operngesellschaft Morelli drei Vorstellungen von italienischen Opern, und vom 22. bis 26. Februar desselben Jahres sang Leonore Deahna die Rolle des "Romeo" in Bellinis "Montechi und Capuletti", "Don Pedro" in der neuen Oper "Claudine" von Franz und die "Gräfin" im "Figaro". Der berühmte Stuttgarter Tenor Sontheim sang vom 15. bis 23. März 1866 in vier Gastrollen zum erstenmal in Schwerin. Im folgenden Jahr vom 3. bis 13. Januar in fünf Rollen. Er wurde zu den bedeutendsten Tenoristen seiner Zeit gerechnet und soll seine Stimme bis ins hohe Greisenalter in seltener Klangschönheit behalten haben. Die hannöversche Kammersängerin Asminde Ubrich, 1856 - 61 in Schwerin, sang vom 18. bis 26. November 1866 in drei Gastrollen die "Margarethe", "Rosine" im "Barbier von Sevilla" und "Die Lady Harriet" in Flotows "Martha".
Das Orchester machte auch während dieser vier Jahre unter Alois Schmitts kunstverständiger Leitung weitere Fortschritte. Während bei der Festsetzung des Opernrepertoires Intendant und Kapellmeister zusammenwirkten, wobei ersterer die Rücksichten auf die Theaterkasse besonders geltend zu machen suchte, hatte Schmitt in der Gestaltung der Konzerte völlig freie Hand und konnte hier ganz seinen künstlerischen Neigungen folgen, die besonders auf klassische Musik gerichtet waren. In dem Rendanten und Chordirektor Stocks, der ein durchgebildeter Musiker war, fand er wirksame Unterstützung in seinen Bestrebungen. Für den Chor bildete Stocks unermüdlich neue Kräfte heran; bei der Wahl der Mitglieder achtete er sowohl auf musikalische Begabung als auch auf die Unbescholtenheit der Privatverhältnisse und legte damit "das Fundament zu einem sittlichen Ton beim Theater, der weitergreifend die glücklichsten Folgen hatte". - Die Stelle des zweiten Musikdirektors war nach Schmiedekampfs Tod im Februar 1864 eine Zeitlang nicht besetzt. 1865 - 73 war der schon früher als Hofmusiker im Orchester beschäftigte Gustav Härtel als Musik-
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direktor und Dirigent des Balletts tätig. In den Abonnementskonzerten und Kammermusikabenden wirkten die Mitglieder der Oper und die ersten Orchesterkräfte als Solisten mit; an hervorragenden auswärtigen Künstlern wurden herangezogen: 1864/65 die Gebrüder Müller, das Hofquartet aus Sachsen - Meiningen, die Pianistin Frau Clara Schumann, die Hofopernsängerin aus Dresden, Frau Krebs - Michalesi, und der Konzertsänger Julius Stockhausen. 1865/66 der Violinvirtuose Ludwig Strauß, Hans von Bülow und der gefeierte Violinmeister Joseph Joachim, der am 13. Januar 1866 das Beethovenkonzert zum erstenmal in Schwerin zu Gehör brachte. 1866/67 die Pianistin Alide Topp und der später in Schwerin engagierte Sänger Carl Hill, der am 11. Dezember 1866 bei einer Aufführung des Eliasoratoriums durch den Schweriner Gesangverein auch den "Elias" sang.
Bei der Übergabe der Intendantur an Putlitz 1863/64 wurde der Zuschuß um etwa 10 000 Tlr. erhöht. Dadurch war die Möglichkeit gegeben, den in den letzten Jahren vernachlässigten Fundus wieder aufzubessern und den Gagenetat zu erhöhen. Um etwas freiere Handhabung in der finanziellen Leitung zu haben, schlug Putlitz eine Reformierung der Finanzverhältnisse vor, wobei ihm das Ministerium vertrauensvoll entgegenkam. Es wurde im April 1865 ein fester Zuschuß von 62 000 Tlr. bewilligt, der im äußersten Fall 63 000 Tlr. betragen durfte. Die vom Publikum durch erhöhte Eintrittspreise erzielten Mehreinnahmen wollte Putlitz dem Theater und somit dem Publikum selbst wieder zugute kommen lassen. Er hoffte, dadurch regeres Interesse beim Publikum zu wecken, das sich sonst ganz auf die fürstliche Unterstützung verließ. So konnte er auch im Oktober 1864 eine Erhöhung der Eintrittspreise wagen, ohne auf allzugroßen Widerstand zu stoßen. Allerdings war die Erhöhung 34 ) auch keine sehr bedeutende. Die
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Abonnementspreise wurden um 5 Sch. für jede Vorstellung erhöht. Über den Gagenetat bemerkt Putlitz in einem Schreiben ans Ministerium 35 ), daß Bühnen wie Berlin, Wien, Dresden und größere Stadttheater das Zwei- und Dreifache an Gage zahlten. In Schwerin schwankte der Gagenetat in diesen Jahren zwischen 45 000 und 49 000 Tlr., davon ging bei der Anhäufung älterer Kräfte etwa ein Drittel an solche, die nicht mehr gebraucht werden konnten. Daher trat Putlitz schon während des ersten Jahres seiner Intendanz energisch für Gründung des Pensionsfonds ein, der später für diese Schwierigkeit wenigstens teilweise eine Lösung bringen sollte. Gleichzeitig damit wird auch der Beitritt zum Bühnenkartellverband erfolgt sein. 1866 nahm Putlitz jedenfalls an der in Frankfurt tagenden Intendantenversammlung teil, genau ist der Zeitpunkt des Beitritts nicht nach den Akten festzustellen.
Dem Publikum suchte Putlitz bei seiner Leitung möglichst entgegenzukommen, was ihm jedoch nicht immer leicht wurde. Er schildert sein Verhältnis zum Publikum wie einen fast beständigen Kampf. Das Repertoire mußte stets abwechslungsreich sein. Es wurden viele Stücke mit einer Aufführung abgetan, im allgemeinen ein- bis zwei-, höchstens dreimal wiederholt. Nur bei außergewöhnlich ansprechenden Stücken, wie z. B. Meyerbeers "Afrikanerin", überstieg die Zahl der Aufführungen die gewöhnliche Grenze. Im November 1863 schreibt Putlitz an Guisbert von Vincke: "Das Publikum ist am schwierigsten, viel unzufrieden, Feind alles Klassischen, Shakespeare wird gehaßt, Schiller und Goethe mit Nasenrümpfen behandelt. Wiederholt wird höchstens einmal wegen des Abonnements," und in seinen Erinnerungen heißt es: "Das Publikum zeigt große Nachsicht gegen die Schauspieler, die ihm durch die Gewohnheit lieb geworden waren, übertriebene Treue für die, welche fortgingen, sogar für die, welche vor Jahrzehnten der Tod oder ein anderes Engagement ihm entführt hatte, verglich fortwährend, hatte Mißtrauen gegen alles Neue und Unbekannte, Abneigung gegen Neuerungen, Vorurteile gegen Künstler, die erst ins Engagement traten, und scheute jede sichtbare Hingabe, jedes Zeichen, hingerissen, gerührt oder erheitert zu sein" 36 ). Andererseits aber erkannte er willig Vorzüge des
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Publikums an, deren einer z. B. in der Ablehnung alles Unnatürlichen, Frivolen und Unsittlichen lag.
Intendanz Alfred von Wolzogen 1867 - 1882.
Bevor Putlitz aus Schwerin schied, schlug er dem Großherzog zur Neubesetzung des Intendantenpostens einen Mann vor, dem er mit gutem Gewissen und vollem Vertrauen in seine Fähigkeiten die Leitung des ihm liebgewordenen Kunstinstituts überlassen zu können glaubte. Dieser Mann war Alfred von Wolzogen 37 ), königlich preußischer Regierungsrat in Breslau, der durch kunstkritische und kunstphilosophische Schriften sein reges Interesse an der Kunst bereits öffentlich gezeigt hatte. Im besonderen zog es ihn zur Schauspielkunst, und schon 1858 hatte er sich in München und 1867 in Dresden um den freigewordenen Intendantenposten beworben, um mit der Kunst selbst in nähere Berührung zu kommen. So ging er bereitwillig auf das Schweriner Angebot ein und wurde, nachdem er sich im Januar 1867 dem Großherzog persönlich vorgestellt hatte, zum 1. Oktober des Jahres vorläufig auf ein Jahr als Intendant verpflichtet. Am 28. Februar 1868 erfolgte seine Ernennung zum Kammerherrn, das Patent als Hoftheaterintendant wurde ihm dann endgültig am 31. März 1868 verliehen. Dieses Amt, dem er von nun ab seine ganze Lebenskraft widmete, versah er in unermüdlicher Tätigkeit und unter wachsendem Erfolg bis zu einer im März 1882 eintretenden Krankheit, von der ein sanfter Tod ihn am 13. Januar 1883 in San Remo erlöste.
Die 15 Jahre seiner Leitung bedeuten für das Schweriner Hoftheater eine Zeit hoher Blüte. Der auf Ausübung edler klassischer Kunst bedachte Intendant war ehrlich bestrebt, mit den verfügbaren Mitteln auf allen Gebieten das Höchstmögliche zu er-
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reichen. Vor allem galt seine Sorgfalt dem Studium klassischer Dramen, die er in guter Darstellung dem Publikum nahe zu bringen suchte. Die von ihm bald erkannte Notwendigkeit, "daß ein möglichst nach idealen Prinzipien geleitetes kleineres Hoftheater, um auf eigenen Füßen zu stehen, sich in seiner ernsteren Richtung auf den Charakter einer gründlichen ,Schule' zur Heranbildung junger Talente auf dem Fundamente eines edlen Stiles und in künstlerisch anständiger Gemeinsamkeit beschränken müsse", veranlaßte ihn, sich vornehmlich dieser Schulung zu widmen. Seine eigene Begabung für dramatische Deklamation wandte er mit viel Geschick und Erfolg in der Belehrung berufener schauspielerischer Talente an; eine Reihe bedeutender Bühnenkünstler sind aus seiner Schule hervorgegangen. In diesem direkten bildenden Verkehr mit der lebendigen Kunst lag recht eigentlich die ganze künstlerische, ja geistige Begabung seiner allseitig gleich rezeptiven wie anregenden Natur 38 ). Sein Bestreben bei der Schulung der Schauspieler ging stets darauf hinaus, aus dem natürlichen Sprechtone heraus eine gleichmäßig rein und prägnant ausgearbeitete Kunstsprache zu bilden, während er die eigentlich schauspielerischen Leistungen der einzelnen durch sorgsam mitgeteiltes Verständnis zu heben suchte. Auch außerhalb des Theaters stand er in lebhafter Verbindung mit seinen Mitgliedern und wirkte im gesellschaftlichen Verkehr in vieler Beziehung befruchtend. Ältere Schweriner erinnern sich noch heute gern an den anregenden Umgang in seinem Hause. Nach außen vertrat Wolzogen das Theater als Mitglied des Bühnenkartellvereins; 1871 wurde er in die Fünferkommission gewählt, die zur Bühnenreform Stellung nehmen sollte. 1873 trat er in der Generalversammlung der Deutschen Bühnengenossenschaft 39 ) als Vertreter der Mitglieder des Schweriner Hoftheaters für das Wohl der Schauspieler und gegen die Tyrannei der Theateragenten ein. Bei all seinen Reden und Schriften betonte er immer wieder die hohe künstlerische Aufgabe eines Theaters. - In dieser Beziehung hatte er in Schwerin keinen schweren Stand, da der Großherzog gerade echte und gute Kunst liebte und schützte, andererseits fand er in Alois Schmitt einen treuen, begeisterten Mitkämpfer. Schwieriger dagegen war seine Stellung zum Publikum, das zum größten Teil mehr Gefallen an leichterer Kost fand und erst nach und nach durch die immer besser gelungenen Aufführungen gewonnen wurde. Von 1874/75 ab führte der
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Intendant Volksvorstellungen klassischer Dramen zu halben Preisen ein, um einerseits Gelegenheit zu öfteren Wiederholungen zu geben, andererseits um in der großen Menge Interesse und Liebe für die Werke unserer großen Dichter zu wecken und lebendig zu erhalten. Wenn das auch nicht immer gelang, und der Intendant aus pekuniären Gründen zuweilen auf den Geschmack des Publikums Rücksicht nehmen mußte, so erreichte er es doch, das Hoftheater im großen und ganzen auf ein höheres künstlerisches Niveau zu erheben, das den Vergleich mit andern Theatern gleichen Ranges nicht zu scheuen brauchte und manche sogar weit überragte.
Die Regie des Schauspiels führte im wesentlichen der Intendant selbst mit kundiger Hand. Mit jungen Kräften übte er deren Rollen ein und achtete bei allen Aufführungen auf Wahrung eines guten Gesamteindrucks. Die Bedeutung des Oberregisseurs Steiner trat mehr in den Hintergrund, seine Tätigkeit beschränkte sich immer mehr auf das Geschäftliche. Seit 1868 war Leopold Günther, der seit 1865 engagierte erste Komiker, Regisseur der Posse, des Singspiels und der großen Oper. Er machte sich besonders bei der schwierigen Inszenierung der großen Wagneropern verdient. Als Regisseur des Lustspiels wirkte von 1861 - 87 Ernst Schnabel, der nebenher nur in kleineren Rollen beschäftigt wurde.
Ein Blick aufs Repertoire zeigt das Streben der Intendanz nach Veredelung des Geschmackes. Deutsche Kunst steht im Schauspiel wie in der Oper im Vordergrund. Die Gestaltung der Spielabende wurde im ganzen einfacher gehalten; die Zusammensetzung von Konzerten und Lustspielen hörte auf, die Zwischenaktsmusiken wurden bei klassischen Stücken eingestellt und der musikalische Teil auf eine den Abend einleitende Ouverture beschränkt oder auch ganz weggelassen. Das Ballett wurde immer mehr eingeschränkt und schließlich ganz abgeschafft, um Mittel für Verbesserung der Sologesangskräfte zu ersparen.
Das Schauspiel repertoire weist verhältnismäßig sehr viele klassische Stücke auf, von denen Wolzogen selbst viele bearbeitete. Sein Vorgänger hatte besonders das Konversationsstück gepflegt, daher waren die vorhandenen Kräfte auch weniger fürs ernste Drama geeignet, mit Ausnahme von Frau Otto - Martineck und Keller, die den Stamm bildeten für das von nun an unter persön-
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licher Leitung des Intendanten gepflegte klassische Drama. Unter den während dieser 15 Jahre zur Aufführung gelangten klassischen Autoren steht Shakespeare mit 107 Aufführungen weit voran, Schiller ist mit 76 vertreten, Goethe mit 61, Lessing mit 26 und Kleist mit 20. - Von Shakespeare kamen von den in Schwerin bereits bekannten Stücken "Hamlet" und "Der Kaufmann von Venedig" fast in jeder Saison auf die Bühne, im Februar 1869 wurde "Hamlet" mit Feltscher in der Titelrolle neu einstudiert, im Dezember 1870 spielte Friedrich Haase als Gast den "Hamlet"; dabei gefiel ihm die vom Intendanten geschulte Hermine Bland als "Ophelia" so gut, daß er sie im nächsten Jahr nach Leipzig engagierte. Auch "Romeo und Julia", "Othello" usw. wurden häufig gespielt. 1872/73 brachte der Intendant zwei von ihm selbst für die deutsche Bühne eingerichtete Schauspiele heraus: am 18. Oktober "Cymbelin" und am 4. Dezember "Maß für Maß". Ersteres wurde wie auch kurz vorher in Leipzig mit warmer Teilnahme aufgenommen, es war von Wolzogen geschickt deutscher Sitte angepaßt. 1874/75 unternahm der Intendant es sodann, die bis auf "Richard III." und "Heinrich IV." in Schwerin noch nicht gegebenen englischen Königsdramen in einem geschlossenen Zyklus auf die Bühne zu bringen. Zu diesem Zweck bearbeitete er die Historiendramen von "Richard II." bis "Richard III." auf Grundlage des Schlegelschen Textes. Die erste (Lancaster-) Trilogie: "Richard II.", "Heinrich IV." und "Heinrich V." wurde am 7., 9. und 11. Dezember 1874 gespielt; die zweite (York-) Trilogie: "Heinrich VI.", "Eduard IV." (im englischen Original "Heinrich VI. dritter Teil" genannt) und "Richard III." am 24. und 26. Februar und 1. März. Bei der Besetzung der einzelnen Rollen war darauf Bedacht genommen, daß ein und dieselbe Person, soweit deren Alter im Stück dies irgend zuließ, von demselben Darsteller in allen Dramen durchgeführt wurde. Das Schauspiel "Richard II." übernahm Wolzogen ohne wesentliche Änderung, bei "Heinrich IV." verschmolz er die beiden Teile zu einem Schauspiel und übernahm nur die 4. Szene des 4. Aktes, die Sterbeszene Heinrichs IV., in den Anfang von "Heinrich V". Zu dieser Szene komponierte Schmitt passende Orchestermusik, die sich durch Ernst und Bedeutung der Auffassung auszeichnete. Nach der Aufführung von "Heinrich IV." bemerkt die Kritik, daß die komischen Szenen bei gutem Spiel die ernsten bei weitem überragten. - Zu "Heinrich VI." benutzte Wolzogen in der Hauptsache den zweiten Teil des Shakespeareschen, vom ersten Teil nur die erste Szene des 4. Aktes, die Begründung der Parteien der roten und weißen Rose durch Heinrich VI. in Frankreich. Als Abschluß wählte er vom dritten Teil die erste
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Szene, in der Heinrich VI. seinen Gegner Richard von York als Thronfolger anerkennt. Im übrigen wurde der dritte Teil von "Heinrich VI." unter Änderung des Titels ziemlich unverändert beibehalten. "Richard III." kam jetzt zum erstenmal in ungetrübtem Gesamteindruck auf die Bühne. Diese mit großer Mühe und aufopferndem Fleiß aller Beteiligten zustande gekommenen Aufführungen waren für ein verhältnismäßig kleines Theater eine hervorragende Leistung. Das nicht sehr leicht zugängliche Publikum wurde mächtig erfaßt; am Schluß des letzten Teils wurde der Intendant stürmisch hervorgerufen, um ihm die wohlverdiente Anerkennung zu erweisen. - Bei einer Wiederholung von "Richard III." und den beiden Falstaffstücken "Heinrich IV." und "Heinrich V." am 15., 23. und 26. April 1875 waren die Aufführungen noch abgerundeter, im Publikum machte sich jedoch eine Ermattung des Interesses in schlecht besuchten Häusern bemerkbar 40 ). Im April 1876 wurde die zweite Trilogie in neuer Überarbeitung aufgeführt, die durch zweckmäßige Kürzungen der Kampfszenen und Wiedereinfügung einzelner bedeutender Momente die großen Geschichtsbilder in ihrem Zusammenhang noch eindringlicher wirken ließ. - Im Januar 1877 folgte dann noch eine Aufführung der ersten Trilogie. Der große Monolog im 5. Akt von "Richard II." wurde melodramatisch durch eine von Schmitt komponierte Begleitung unterstützt und von Drude meisterhaft vorgetragen. Am 1. Oktober 1880 kam dann zum erstenmal in Schwerin noch "König Johann" zur Aufführung, mit dem Shakespeare die Reihe der Geschichtsdramen eröffnet. Die Titelrolle wurde von Drude besonders gut wiedergegeben. Auch Rosa Otto - Martineck als "Constanze" und Bertha Tullinger als "Arthur" zeichneten sich aus. Der Eindruck aufs Publikum war jedoch sehr gering. Der Großherzog hielt es aus Kassenrücksichten für geboten, das klassische Repertoire von nun an überhaupt einzuschränken. - Schillers Dramen, von denen die "Jungfrau von Orleans" und "Maria Stuart" beim Publikum entschieden den Vorzug hatten, wurden vom Intendanten in möglichst getreuer Form wiedergegeben. So z. B. am 10. November 1871 "Wilhelm Tell" mit der sonst immer gestrichenen Parricida - Szene. Am 10. November 1869 wurde zum erstenmal das ganze "Demetrius"-Fragment aufgeführt. Schillers Dramen wurden besonders gern zu Volksvor-
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stellungen gewählt; als erste von diesen Veranstaltungen wurde am 18. Januar 1875 die "Jungfrau von Orleans" mit Frl. Hennies als "Johanna" gespielt. Eine Vorstellung von "Kabale und Liebe" am 1. Dezember 1879 mit Bertha Tullinger als "Luise Millerin" bezeichnet Wolzogen selbst als die beste klassische Aufführung des Winters; auch die Kritik ist des Lobes voll, bedauert aber das geringe Interesse des Publikums für klassische Aufführungen. Mit der Wallensteintrilogie machte Wolzogen am 11. November 1868 den Versuch, die drei Teile an einem Abend in einer von ihm zusammengestellten fünfaktigen Tragödie zur Aufführung zu bringen. Die Vorstellung dauerte 3 1/2 Stunden, Keller war ein vorzüglicher Wallensteindarsteller. Einige Jahre hielt sich der "Wallenstein" in dieser Form in Schwerin auf der Bühne 41 ), aber im März 1877 wurde "Wallensteins Tod" wieder in der von Schiller geschaffenen Form aufgeführt, und zwar in einer recht guten Aufführung. - Goethes Dramen wurden ebenfalls vom Intendanten selbst sorgfältig einstudiert. Der "Faust" wurde außer 1875/76, 1879/80 und 1881/82 in jeder Saison ein, bis zweimal aufgeführt. In der ersten Saison unter Wolzogen am 19. Januar 1868 bei einem Gastspiel von Luise Erhartt aus Berlin als "Gretchen" erschien die Fausttragödie in neuer Einrichtung und Anordnung. Das Gretchen fand in der jugendlichen Hermine Bland (1868 - 71) und später in Bertha Tullinger (1879 - 84) besonders seelenvolle Darstellerinnen, ebenso wie auch das "Klärchen" im "Egmont", der nächst "Faust" am meisten zur Aufführung kam. Auch die "Geschwister", "Tasso", "Don Carlos", "Götz" und "Clavigo" erschienen mehrere Male auf dem Spielplan und zum erstenmal in Schwerin das von Ingeborg von Bronsart in Musik gesetzte Singspiel "Jery und Bätely" am 16. Februar 1876. - Von den 26 Aufführungen Lessingscher Dramen gehören 10 der "Emilia Galotti" und 7 dem Lustspiel "Minna von Barnhelm", auch der "Nathan" wurde mehrere Male eingeübt. Zum erstenmal in Schwerin wurde am 11. März 1868 sein kleines Lustspiel die "Juden" auf die Bühne gebracht und zu seinem Geburtstag am 22. Januar 1869 "Miß Sara Sampson". Letzteres durfte jedoch nicht wiederholt werden, da der Hof daran Anstoß nahm. - Der bisher in Schwerin sehr wenig gespielte Kleist ist in dieser Periode mit 20 Aufführungen vertreten. Davon gehörten die meisten dem beliebten Volksschauspiel "Käthchen von Heilbronn", ferner kamen noch "Der Prinz von Homburg" und "Der zer-
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brochene Krug" auf die Bühne. - Grillparzers "Sappho" wurde viermal gespielt, wobei Rosa Otto - Martineck als "Sappho" ihre reiche Begabung gut zum Ausdruck brachte. - Calderons Kunst suchte Wolzogen den Schwerinern in zwei Bearbeitungen nahe zu bringen. Im Oktober 1869 erschien der "Wundertätige Magus" und im Januar 1870 "Der standhafte Prinz", zu dem Schmitt passende Musik komponierte. Beide Aufführungen ließen das Publikum ziemlich kalt, ebenso das von Fr. C. Schubert bearbeitete Lustspiel "Vom Regen in die Traufe" im April 1874. - Literarhistorisch interessant ist ferner ein Versuch Wolzogens, die bis dahin als gänzlich unaufführbar betrachteten Hohenstauffendramen von Christian Dietrich Grabbe auf die Bühne zu bringen. Zu diesem Zweck machte der Intendant eine Bearbeitung der an mangelnder formaler Bewältigung des Stoffes krankenden Dramen; dabei verstand er es, die charakteristischen Schönheiten der Dichtung herauszuschälen. Schmitt komponierte auch hierzu die Musik. Die erste Aufführung dieser Dramen fand im Dezember 1875 statt, am 6. "Kaiser Friedrich Barbarossa" und am 8. "Kaiser Heinrich VI." Zwei Berliner Kritiker, Dr. Max Remy und Dr. Oscar Blumenthal 42 ) waren zu den Aufführungen nach Schwerin gekommen; ersterer schrieb im Dezember in der Vossischen Zeitung 43 ): "Wolzogen hat die Tat getan und dem Vorurteil, welches die Grabbeschen Hohenstauffen als schwer oder gar nicht aufführbar von der Bühne fernhielt, eine glänzende Niederlage bereitet. . . Es kam darauf an, in beiden Stücken durch Beseitigung des Episodischen die Wirkung möglichst auf die Haupthandlung zu konzentrieren, und dies ist auch durch geschickte Streichung und szenische Kombination vom Bearbeiter wesentlich erreicht worden. . . Die Härten der Grabbeschen Verse hat der Bearbeiter mit sicherer Hand beseitigt. Bei der Darstellung im Schweriner Hoftheater zeigte sich im ganzen wie im einzelnen überall die Hand des kunstverständigen Regisseurs, der hier mit dem Intendanten identisch ist. Die Massenszenen waren geschickt arrangiert und wurden mit vorzüglicher Präzision ausgeführt. Die einzelnen Darsteller spielten mit Lust und Liebe. . ." Eine Wiederholung, bei der durch Kürzungen der Eindruck noch erhöht wurde, fand auf allerhöchsten Befehl am 12. und 13. Dezember 1875 zu halben Preisen statt. Trotz einer außerordentlich beifälligen
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Aufnahme in Schwerin blieb das Beispiel ohne Nachahmung in der Bühnenwelt. Am 30. Oktober 1877 wurde ferner auch Grabbes "Don Juan und Faust" zum erstenmal aufgeführt 44 ), ohne im Publikum besonderes Interesse zu erregen. Frl. von Ernest machte als "Donna Anna" aus der Rolle, was daraus zu machen war, den Gegensätzen des Stückes "stand sie wie eine Heilige gegenüber". Am 1. November 1877 fand eine Wiederholung in Wismar statt. - Mehr Glück machte Wolzogens Bearbeitung des indischen Schauspiels "Sakuntala" von Kalidasa, das am 29. Januar 1869 als Festvorstellung zum Geburtstag der Großherzogin Marie mit Musik von Schmitt und Härtel zum erstenmal über die Bühne ging. Die Aufführung fand viel Beifall und wurde in derselben Saison noch zweimal wiederholt. Hermine Bland war für "Sakuntala" wie geschaffen und errang später auch in Leipzig, München und Stuttgart in dieser Rolle viel Erfolg 45 ). Am 23. April und 1. November 1880 fanden noch zwei Aufführungen mit der Bertha Tullinger als "Sakuntala" statt, die als mustergültig bezeichnet wurden. Über die Bearbeitung als solche schrieb der Kritiker Carl Müller eine anerkennende Kritik 46 ), in der er besonders die Schönheit der Sprache und die Gewandtheit des dramatischen Baues betonte, durch die Wolzogen es verstanden habe, Kalidasas altindische Fabel den Anforderungen eines modernen Dramas anzupassen. - Wolzogens eigene Stücke, die er in Breslau mit L. A. von Winterfeld zusammen verfaßt hatte, kamen nur einmal zur Aufführung, und zwar am 16. März 1868 das Schauspiel "Die Fürstin Orsini" und am 25. Oktober 1869 "Blanche", ebenfalls ein fünfaktiges Schauspiel, außerdem noch ein kleines Lustspiel "Die glückliche Braut" am 6. Oktober 1871. Im Dezember 1871 wurde ein nach John Brinckman gedichtetes Weihnachtsmärchen "Die armen Zwillinge" mit Musik von Härtel zum erstenmal gespielt und später als Kindervorstellung noch mehrmals aufgeführt. - Auch die griechische Tragödie fand eine Neubelebung am Schweriner Hoftheater. Am 5. April 1869 wurde "König Oedipus" von Sophokles in der Bearbeitung von A. Wilbrandt zum erstenmal gegeben, anschließend daran das Satyrspiel "Der Cyklop" von Euripides; am 18. Dezember 1871 folgte dann Sophokles' "Antigone", ebenfalls von Wilbrandt bearbeitet und von Schmitt
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und Härtel mit Musik versehen. Vom 14. bis 16. Januar 1874 erschien in sinnreicher Zusammenstellung: "Orestes", eine zweiaktige Bearbeitung der Aeschyleischen "Grabesspenderinnen", Goethes "Iphigenie" und die einaktige "Elektra" von H. Allmers; den Abschluß bildete wieder der "Zyklop" von Euripides. - Von den modernen nordischen Dramatikern kamen Björnson mit drei neuen Dramen auf den Spielplan: am 10. Januar 1876 "Ein Fallissement", Schauspiel in 4 Akten, am 3. März 1876 "Die Neuvermählten", Schauspiel in 2 Akten, und am 24. November 1880 das vieraktige Schauspiel "Leonarda" in einer Übersetzung von Lobedanz. - Ibsen kam am 15. November 1876 mit den "Kronprätendenten" in der Übersetzung von Strodtmann zum erstenmal auf die Schweriner Bühne. - Von den Stücken des früheren Intendanten Putlitz fanden 52 Aufführungen statt, darunter außer 6 neuen kleinen Lustspielen sein Schauspiel "Rolf Berndt" am 14. November 1879 zum erstenmal und am 18. November 1881 die "Idealisten", Schauspiel in 5 Akten, das im Oktober 1881 in Hamburg seine Uraufführung erlebt hatte. Seine Werke fanden beim Schweriner Publikum stets viel Anklang.
Ein großer Raum im Repertoire mußte schon aus pekuniären Rücksichten dem Lustspiel eingeräumt werden, für das Wolzogen ein gut zusammen eingespieltes Personal vorfand. Ein Zurücktreten der vielen französischen Stücke ist deutlich zu beobachten. Der Intendant war sichtlich bemüht, auch in Lustspiel und Posse das Gediegenste auszuwählen und vor allem die deutsche Kunst in den Vordergrund zu bringen. Von den Lustspieldichtern erstritt Gustav Moser bei weitem den Vorrang mit 115 Aufführungen seiner Lustspiele und Schwänke, von denen er einige in Gemeinschaft mit Schönthan oder L'Arronge verfaßte. Letztere, besonders L' Arronge, kamen auch mit selbständigen Werken auf den Spielplan. Außerordentlich beliebt waren von Moser: "Registrator auf Reisen", "Ultimo", "Krieg im Frieden" und "Unsere Frauen". Außerdem wurden in den letzten Jahren mindestens ein oder zwei neue kleine Lustspiele von ihm einstudiert. Dagegen trat Benedix in den letzten Jahren mehr zurück, seine Stücke erlebten 47 Aufführungen; die erste Neuaufführung unter Wolzogen war "Der Bahnhof" von Benedix, Lustspiel in 3 Akten, im Oktober 1866, es folgte 1869 das vieraktige Lustspiel "Die relegierten Studenten" u. a. m. - Sehr viel Anklang fanden in Schwerin die von Gassmann - Krüger für die Bühne eingerichteten Reuterschen Dichtungen: "Inspektor Bräsig", Lebensbild in 5 Akten, im Oktober 1870 und das fünfaktige Zeitbild "Ut de Franzosentid" im Mai 1876. Eins von Reuters selten gespielten
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Lustspielen "Die drei Langhänse" 47 ) kam am 25. April 1879 in einer Bearbeitung von Pohl auf die Bühne. - Im übrigen war Bauernfeld mit 19 Aufführungen vertreten, Hersch mit 11, Pohl mit 31, Töpfer mit 19, Nestroy mit 6 u. a.; auch Leopold Günther und seine Tochter Murie lieferten für die Schweriner Bühne verschiedene kleine dramatische Werke, ebenso die von 1875 - 78 engagierte Marie von Ernest.
Das Opern repertoire dieser Zeit ist ebenfalls dadurch gekennzeichnet, daß es hauptsächlich Werke deutscher Meister aufweist. Zwei Hauptmomente sind hier besonders zu betonen, die in der Geschichte des Hoftheaters von Wichtigkeit sind: einerseits die sorgfältige Pflege Mozartscher Opern und andererseits die für ein verhältnismäßig kleines Theater mühsame und kostspielige Einstudierung von Wagners großen Musikdramen. Hiermit ging Schwerin fast allen großen Theatern voran und hat dadurch wesentlich dazu beigetragen, die Werke des großen Meisters bekanntzumachen. Es vereinigten sich hier in glücklichster Weise die Interessen des Intendanten und des Kapellmeisters, die ihrerseits in allen Beteiligten Liebe zur Sache zu erwecken verstanden. Nicht zum wenigsten hatte der Großherzog selbst ein Verdienst am Gelingen; durch rege persönliche Anteilnahme und durch pekuniäre Beihilfe förderte er diese außergewöhnlichen Leistungen.
Was Mozart anbetrifft, so galt die Reform in erster Linie der Oper "Don Juan". Hierbei war der Intendant selbst die treibende Kraft. Während seiner Breslauer Zeit hatte er sich in theoretischen Auseinandersetzungen um eine szenische und textliche Reinigung der in beiden Beziehungen im Laufe der Zeit verunstalteten Oper bemüht; der Fund des ursprünglichen italienischen Textbuches des Lorenzo da Ponte hatte ihn dazu veranlaßt. Unter Mitarbeit von Bernhard Gugler 48 ), der eine getreue Übersetzung des von Mozart benutzten Textes lieferte, und einigen andern Mozartkennern 49 ) war die Oper mit Benutzung der Originalpartitur in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt worden. Wolzogen entwarf dazu ein vollständiges Szenarium 50 ) und
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brachte es in Schwerin zu Mozarts 113. Geburtstag am 27. Januar 1869 mit neuen, von ihm angegebenen Dekorationen zur Aufführung. Zu diesem Tage war eine Einladung an alle Bühnenleiter, Kapellmeister und Regisseure der deutschen Bühnen und an erste Kritiker ergangen 51 ); erschienen war jedoch nur Theaterdirektor Lobe aus Breslau, Hofkapellmeister Radecke als Vertreter Hülsens und der Berliner Kritiker Dr. Kugler. Das Interesse beim Schweriner Publikum war groß, zunächst zeigte sich jedoch gegenüber der neuen Form eine Befremdung, die erst allmählich wich, um einem begeisterten Beifall Platz zu machen. Dieser galt in erster Linie der sehr gelungenen Inszenierung mit den vom Theatermaler Willbrandt verfertigten Dekorationen. Der neue Text von Gugler fand weniger Anklang. Man vermißte darin alte, lieb gewordene Stellen. Dies ist auch wohl der Hauptgrund dafür gewesen, daß sich diese Form der Oper auf andern Bühnen nicht eingebürgert hat, denn die stilisierte Inszenierung Wolzogens war nicht ausführbar ohne den eng damit verbundenen Text. Eine Kritik Kuglers 52 ) zollt der Bearbeitung jedoch uneingeschränktes Lob, sie betont vor allem die innige Verbindung zwischen dem neuen Text und der neuen Szenierung und die große Feinheit, mit der jeder Ausdruck den Wendungen des Komponisten angepaßt sei. Weniger günstig lauten andere Kritiken 53 ) über die Textrevision, alle sind sich dagegen einig im Lob der szenischen Einrichtung. In der Wiederherstellung des zweiten Finale, das vorher nie gespielt wurde, sah man allgemein das Hauptverdienst der Bearbeitung, und dieses sowie Einzelheiten aus der Inszenierung sind von andern Bühnen vielfach übernommen worden. Im allgemeinen blieb dies Unternehmen jedoch nur ein ehrenvoller Versuch, Mozarts Meisterwerke in einer möglichst getreuen Form wiederzugeben. Für die heutige Bühne kann die im Geiste jener Zeit naturalistische Stilisierung der Oper durch Wolzogens Szenarium auch nicht mehr maßgebend sein, da der moderne Geschmack ein wesentlich anderer ist. In Schwerin konnte die Oper in ihrer neuen Form in derselben Saison noch viermal wiederholt werden und ist auch, solange Schmitt Kapellmeister war, stets so aufgeführt worden. Die anfänglich mit Streichquartett und Klavier begleiteten Secco-Rezitative wurden seit September 1871 vom Kapellmeister nur mit Klavier begleitet, wie es zu Mozarts Zeiten üblich gewesen war. - Von den übrigen Mozartopern erschien
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"Cosi fan tutte" am 29. Februar 1868 ebenfalls mit Text von Gugler in einer einmaligen Aufführung, ferner am 10. Dezember 1871 sein "Idomeneus", der auch nur dreimal gespielt wurde, und am 20. Dezember 1872 der "Schauspieldirektor" mit neuem Text, der jedoch den sonst üblichen von Louis Schneider nicht zu verdrängen vermochte. Seine andern größeren Opern "Figaros Hochzeit" und "Die Zauberflöte" wurden neu einstudiert und neben "Don Juan" oft gegeben. Es kamen im ganzen 78 Mozartaufführungen zustande.
Für die Geschichte des Theaters noch bedeutender waren die Wagneraufführungen dieser Periode, im besonderen die epochemachenden Walküreaufführungen von 1878. Von den bisher in Schwerin bekannten Werken wurde der "Fliegende Holländer" im Mai 1868 mit Carl Hill in der Titelrolle neu einstudiert und gleich "Tannhäuser" und "Lohengrin" in der Saison mehrere Male gespielt. Nur im Kriegsjahr 1870/71 konnten wegen erheblicher Lücken im Orchester keine großen Opern gegeben werden. Am Ende der ersten Saison 1867/68 wurde "Rienzi" einstudiert und am 3. Mai zum erstenmal unter lebhaftem Beifall gespielt; am 10. Mai fand eine Wiederholung statt, eine weitere Aufführung mußte wegen Heiserkeit des Rienzi - Sängers ausfallen. 1869/70 wurde es noch zweimal gespielt. Wagner selbst war auf der Suche nach den geeigneten Kräften für die ersten Bayreuther Festspiele nach Schwerin gekommen und hatte am 26. Januar 1873 einer Aufführung des "Fliegenden Holländers" beigewohnt. Carl Hill gefiel ihm darin so gut, daß er ihn für die Alberich - Rolle im Ring für Bayreuth gewann. Bei dem Wagner zu Ehren veranstalteten Festessen in Sterns Hotel nahm der Meister Gelegenheit, in warmen Worten anzuerkennen, wieviel man in Schwerin für Förderung seiner Werke getan habe 54 ). Seit den Bayreuther Festspielen vom 13. bis 17. August 1876 wuchs das Interesse für Wagners Kunst in Schwerin. 1877 war auf ausdrücklichen Wunsch des Großherzogs, der selbst an den Festspielen teilgenommen hatte, das Aufführungsrecht des Nibelungenringes erworben worden 55 ). Während der Wintersaison 1877/78 ging man zunächst an die Einstudierung der "Walküre", die hier in Schwerin nach Bayreuth zum erstenmal über die Bühne gehen sollte. Es war dies für eine Bühne wie Schwerin kein kleines Unternehmen und zeugt für die bedeutenden Fähigkeiten sowohl der Leiter als auch der Mitwirkenden. Nach umfangreichen Vorbereitungen konnte die erste Auf-
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führung am 7. Januar 1878 stattfinden 56 ). Die Kostüme und Requisiten waren genau nach Bayreuther Muster entworfen und die Bühnenbilder von Willbrandt im Anschluß an die Hoffmannschen Entwürfe angefertigt. Die wabernde Lohe im letzten Akte wurde nicht wie in Bayreuth 1876 durch beleuchtete Dämpfe, sondern durch richtige Flammen dargestellt. Die Erscheinung der Walküren in den Wolken fiel aus. Die Aufführung sollte laut Theaterzettel von 6 bis 10 1/2 Uhr dauern. Bei der Leitung des Orchesters zeigte sich das Kunstverständnis von Alois Schmitt, der am Regisseur Günther und am Chordirektor Stocks bei der Einstudierung tüchtige Helfer hatte. Der Intendant konnte nur noch den Proben beiwohnen, da eine längere Krankheit ihn für den Rest der Saison dienstunfähig machte. Die unter größter Sorgfalt vorbereitete Aufführung erregte im Publikum einen wahren Beifallssturm. Die Kritik betont besonders die glänzenden Leistungen des Orchesters und das harmonische Zusammenwirken mit den Darstellern. Die Aufmerksamkeit der gesamten Musikwelt richtete sich mit Spannung auf Schwerin, von allen Seiten strömten kunstliebende Besucher herbei. Die erste Wiederholung fand schon am 9. Januar statt, die zweite am 20. Hierzu waren Extrazüge für Besucher aus Rostock, Güstrow und Wismar eingelegt, die 730 Fremde herbeiführten. Das Haus konnte kaum alle Zuschauer fassen. Am 31. Januar fand wieder eine Vorstellung für Schweriner statt, am 9. Februar eine für Besucher aus Lübeck, Schönberg und Grevesmühlen, zu der etwa 550 Fremde mit Extrazug erschienen. Zum 24. Februar kamen aus Hamburg und Lübeck gegen 500 Kunstfreunde. Am 1. März wiederum eine Vorstellung für Schweriner und am 24. März eine Aufführung, zu der 95 Mitglieder des Berliner Wagner - Vereins mit Extrazug kamen. Unter den Berliner Gästen befanden sich viele angesehene Persönlichkeiten, u. a. Paul Lindau, damals Redakteur der "Gegenwart", Ernst Dohm, Redakteur des "Kladderadatsch", und Kalisch. Der Beifall war auch nach dieser Aufführung groß. Am 12. und 28. April waren wieder Vorstellungen für Schweriner und am 12. Mai nochmals eine für Fremde, so daß die "Walküre" im
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ganzen elfmal in dieser Saison aufgeführt wurde. Die Anerkennung der Schweriner Aufführung war allgemein, selbst die verwöhnten Berliner hielten mit ihrem Lob nicht zurück; Paul Lindau gestand zu, daß die [Symbolperngesellschaft des Schweriner Hoftheaters geradezu den Enthusiasmus der Berliner Gäste erregt habe, und daß selbst denen, die in Bayreuth gewesen waren, die Aufführung keine Enttäuschung, sondern manche freudige Überraschung bereitet habe 57 ). Vor allen Dingen fand Hill als "Wotan" uneingeschränkte Anerkennung. Er soll Betz, seinen Vorgänger in dieser Rolle in Bayreuth, vollkommen erreicht haben. Auch alle übrigen Sänger und Sängerinnen fanden reiche Anerkennung, nicht zum wenigsten das Orchester mit seinem trefflichen Leiter. Die letzte Szene mit dem Feuerzauber brachte, wenn auch noch keine endgültige Lösung der Aufgabe, so doch Bayreuth gegenüber einen Fortschritt. - Im Herbst des Jahres 1878 ging man an die Einstudierung von "Siegfried". Am 6. Oktober 1878 konnte die erste Aufführung stattfinden 58 ). Eine Wiederholung für auswärtige Besucher folgte am 20. Oktober; dazu wurde aus Hamburg und Lübeck ein Extrazug eingelegt. Eine weitere Aufführung kam dann noch am 27. Oktober zustande. Das Interesse im Publikum war jedoch im Vergleich mit dem für die "Walküre" nur gering, alle drei Vorstellungen fanden bei nicht ganz ausverkauftem Hause statt. Der Grund lag eines Teils in der weniger gelungenen Aufführung, andererseits in dem Umstand, daß der hohen Kosten wegen die Vorstellungen zu hohen Preisen stattfinden mußten. Auch machte diese Aufführung schon deshalb nicht so viel von sich reden, weil der "Siegfried" inzwischen auch schon in Leipzig herausgebracht worden war. Der Komponist und Musikschriftsteller W. Langhans behauptet, daß die Aufführung hinsichtlich der schwierigen Inszenierung einen Vergleich mit Bayreuth keineswegs zu scheuen habe, obgleich in Schwerin nicht alles gelungen sei 59 ). - Nachdem der Intendant dem Großherzog über die großen Unkosten, die durch Aufführung des Nibelungenringes verursacht wurden, Bericht erstattet hatte, wurde beschlossen, die "Götterdämmerung" nur ein-
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zustudieren, falls es innerhalb des Etats möglich wäre. Da dies nicht der Fall war, und die vorhandenen Kräfte auch als nicht zureichend erachtet wurden, sah man von einer Aufführung dieses letzten Teils vorläufig ab. Im November 1878 wurde die "Walküre" noch zweimal bei nicht ganz vollem Hause aufgeführt. Darauf ließ man den Ring ruhen. - In der Saison 1881/82 wurden auch die "Meistersinger" einstudiert, die inzwischen ihren Siegeszug über die deutschen Bühnen angetreten hatten. Die erste Aufführung in Schwerin fand am 11. November 1881 statt 60 ). Sie erregte im Publikum helle Begeisterung. Von den Solokräften waren besonders gut: Hill als "Hans Sachs", Witt als "Walther" und Frl. Galfy als "Eva". Wiederholungen der Aufführung fanden am 13. und 20. November, 30. Dezember 1881, 15. Januar und 5. März 1882 statt. -
Außer Mozart und Wagner, dessen Werke in 134 Aufführungen auf die Bühne kamen, wurden auch die andern deutschen Opernkomponisten bevorzugt. Webers Opern erlebten 69 Aufführungen. 1874/75 wurde "Euryanthe" neu einstudiert und der "Freischütz" mit neuen Dekorationen versehen, die dem Publikum sehr gefielen. Lortzing war mit 61 Aufführungen vertreten, Beethovens "Fidelio" wurde 20mal gespielt. Kreuter gelangte mit seinen Opern 34mal auf die Bühne, Marschner 20mal, davon in erster Linie mit "Hans Heiling"; im Februar 1881 wurde sein "Vampyr" neu einstudiert. Neu waren auf dem Gebiet der deutschen Oper im Oktober 1872 der "Haideschacht" von Franz Holstein, der es nur zu drei Aufführungen brachte, und im März 1876 die der "Widerspenstigen Zähmung" von dem früh verstorbenen Komponisten Hermann Götz. Von demselben Komponisten ging eine nachgelassene, von Franck vollendete Oper "Francesca da Rimini" am 15. Januar 1882 unter großem Beifall über die Bühne und wurde bis zum Brand des Theaters am 16. April noch dreimal wiederholt. Eine vierte angesetzte Wiederholung wurde am 22. April als Konzertaufführung im Saal der Tonhalle zum Besten der Familie des verunglückten Feuerwehrmanns Berger gegeben. Als neu ist noch im März 1877 die Spieloper "Das goldene Kreuz" von Ignaz Brüll zu verzeichnen; sie wurde 1875 in Wien zum erstenmal gespielt und hat sich seitdem bis heute auf dem Spielplan gehalten. - Von den französischen
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und italienischen Opernkomponisten steht Auber mit 58 Aufführungen an erster Stelle, neu war im April 1879 seine Oper "Der erste Glückstag". Neben ihm folgt Meyerbeer mit 44 Aufführungen, an denen die "Hugenotten" den größten Anteil hatten. Ferner Verdi mit 39 Aufführungen, sein "Maskenball" am 27. Februar 1880 zum erstenmal in Schwerin. Donizetti war an 31 Abenden vertreten, Gounod an 30. Flotows Opern erlebten nur 26 Aufführungen in diesen Jahren, davon zum erstenmal die komische Oper "Zilda" im Dezember 1867, die nach einer zweiten Aufführung wieder vom Spielplan verschwand, und am 1. März 1879 die vieraktige Oper "Alma", in früherer Form "Indra" genannt 61 ). Boieldieu war mit 19 Aufführungen vertreten, Rossini mit 18, Halévy mit 16, außerdem Nikolai, Méhul, Adam u. a. m. Als neu in der Reihe der ausländischen Komponisten erschienen Delibes, dessen komische Oper "Der König hat's gesagt" einigen Anklang fand, und Charles Thomas mit der komischen Oper "Raymond" im Januar 1870 und mit "Mignon" im Februar 1875; letztere wurde ein beliebtes Repertoirestück.
Schauspiel . Gemäß dem Charakter einer gründlichen Schulung zur Heranbildung junger Talente, den Wolzogen dem Hoftheater wenigstens auf dem Gebiet des ernsten Dramas zu geben suchte, ist im Personal ein häufiger Wechsel zu beobachten. Der Intendant war unermüdlich, junge begabte Schauspieler und Schauspielerinnen heranzuziehen und in seinem Sinne weiter zu bilden und zu fördern.
Die ersten Heldenrollen spielte zunächst Adolf Bethge 1850 - 82, ihm gelang besonders gut der "Egmont". In den 70er Jahren ging er allmählich zum älteren Fach über. Neben ihm spielte auch Anton Feltscher bis 1870 erste Helden. 1871 - 78 wurde Wilhelm Schneider 62 ) verpflichtet; er begann in Schwerin seine Bühnenlaufbahn als jugendlicher Held. Wolzogen erkannte jedoch bald seine Begabung fürs Fach der älteren Helden und Charakterrollen und beschäftigte ihn dementsprechend. Schneider entwickelte sich bald zu einem vortrefflichen Darsteller; bei der
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Aufführung der Shakespeareschen Geschichtsdramen zeichnete er sich als "Heinrich IV." besonders aus. 1878 wurde Albert Baumann sein Nachfolger, der bis 1882 der Bühne angehörte. Jugendliche Liebhaber und Helden spielte bis 1868 noch Wilhelm von Horax, dessen Begabung jedoch hauptsächlich im Konversationsstück lag; 1868 - 70 Pachert, 1870/71 Richelsen, der später in Dresden ein geschätzter Liebhaber wurde, 1871/72 von Ernest, 1872 - 74 Krebs, neben ihm Goritz, 1874/75 Hans Lortzing, Sohn des Komponisten; da dieser jedoch nicht sonderlich gefiel, wurde 1875 für ihn Otto Ottbert engagiert, der im Lustspiel sehr gut war und sich im klassischen Drama, z. B. auch als "Heinrich V." und "Heinrich VI.", auszeichnete. 1878 - 91 wirkte dann in seinem Fach Friedrich Rosée. - Das Charakterfach erlitt durch Friedrich Kellers Abschied 1869 einen bedeutenden Verlust. 1869/70 spielte seine Rollen ein Amerikaner Freemann, der viel Talent hatte, jedoch, von Schulden erdrückt, bald durchging. 1871/72 wurde Siegwart Friedmann 63 ), der erste und einzige Schüler Dawisons, gewonnen, zugleich mit ihm seine Gattin, die durch Lasalles Tod berüchtigt gewordene Helene von Rakowitza, geb. von Döniges. Ihre Begabung lag im Fach der Salondamen, doch versuchte sie sich auch in klassischen Rollen. An Friedmanns Stelle trat 1872 Max Drude, der das Charakterfach bis über diese Periode hinaus gut vertrat. Als "Falstaff" und "Richard III." zeichnete er sich besonders aus. Als 2. Charakterspieler ist 1872 - 78 Wassermann zu nennen, der in Schwerin seine Bühnenlaufbahn begann und später in Karlsruhe viel Lorbeeren erntete. - Als erster Komiker und Buffo in der Oper war Leopold Günther sehr beliebt; in ihm hatte das Theater eine bedeutende Stütze, sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur. Zweite komische Rollen spielte 1868 - 70 Meinhold, 1862 - 87 Wilhelm Otto.-
Unter dem weiblichen Schauspielpersonal blieb während der ganzen Zeit Frau Rosa Otto-Martineck dem Hoftheater getreu, obgleich ihr glänzende Angebote von größeren Theatern gemacht wurden. In den 70er Jahren vollzog sie mit viel Geschick
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den Übergang vom Fach der Heldinnen zu dem der Heldenmütter. Ihr selten schönes, melodisches Organ verstand sie hervorragend zu meistern; in Rollen mit vorwiegend rethorischer Bedeutung war sie daher vorzüglich. Für die jugendliche Heldin und Liebhaberin Hermine Delia gewann der Intendant die noch sehr jugendliche Hermine Bland 64 ) 1868 - 71, die er selbst sorgsam und mit viel Erfolg zur tragischen Liebhaberin ausbildete. Sie gewann sehr bald die Herzen der Schweriner, die sie bei ihrem Abschied in der Rolle der "Julia" mit Blumen überschütteten. 1868/69 teilten sich Frl. Hahn und 1869/70 Clara Truhn mit ihr als Anfängerinnen in die tragischen Rollen, ebenso 1870/71 die oben erwähnte Gattin Friedmanns. Als Nachfolgerin der Hermine Bland wirkte 1872 - 75 Emilia Hennies 65 ), die für das tragische Fach sehr begabt war. 1875 - 78 war für ihr Fach die auch als Schriftstellerin bekannte Marie von Ernest engagiert. Sie war 1874 im Berliner Viktoria - Theater zum erstenmal aufgetreten. Im Sommer 1875 studierte Wolzogen mit ihr in Berlin die Rollen des "Klärchen", "Gretchen", der "Emilia" und der "Louise Millerin" ein. Ihr folgte 1878/79 Melanie von Lacroix und 1879 - 84 die 16jährige Bertha Tullinger, die unter den Nachfolgerinnen der Bland die talentvollste war. Ebenfalls unter persönlicher Leitung des Intendanten reifte sie zu einer bedeutenden Schauspielerin heran. Als 1882 ihr Kontrakt ablief, wurde ihre Gage von 2200 M auf 3000 M erhöht, um ihre Kraft dem Theater zu erhalten. Seit September 1882 spielte sie auch mit viel Erfolg graziöse Lustspielliebhaberinnen. - Als Vertreterin der naiven Rollen war die seit 1861 engagierte Philippine Brand noch bis 1872 beschäftigt, auch Rollen der Salondame übernahm sie seit 1868, da aus Geldmangel seitdem keine besondere Kraft dafür engagiert war. Nach ihr folgten verschiedene Vertreterinnen, die sie jedoch nicht erreichten: 1873/74 Frl. Rosée, 1873 - 76 Emilia Becker, 1876/77 Frl. Spettini, 1877/78 Frl. Hülsen, 1878/79 Frl. Link und Frl. Masson, 1879 - 82 Frl. Reichenbach. Seit 1879 wurde wieder eine Salondame engagiert, und zwar bis 1880 Frl. Berger, 1880 - 82 Seraphine Détschy, die sehr bald beliebt wurde. - Als komische Alte blieb Amalie Schramm bis 1872, dann übernahm ihre Rollen zum größten
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Teil die seit 1854 in Schwerin engagierte Christine Gollmann, die im Schauspiel sowie in der Oper viel beschäftigt wurde; am 19. November 1879 feierte sie unter lebhafter Anteilnahme des Publikums ihr 25jähriges Jubiläum. Oper . Der "höchst musikalische, aber reizlose" Heldentenor Braun ging 1868 ab und für ihn wurde Ferdinand Jäger 66 ) aus Cassel engagiert. In dem 1868 neu einstudierten "Lohengrin" schuf er in der Titelrolle eine Glanzleistung; auch als "Tannhäuser" überragte er seine Vorgänger in Schwerin bei weitem. Sein Nachfolger Hermann Schrötter 1870 - 73 erreichte ihn nicht, noch weniger 1873/74 Küch, der schon im nächsten Jahr 1874/75 durch Georg Lederer ersetzt wurde. Diesem lag auch die Lohengrinrolle besonders gut. Bedeutender war jedoch Anton Schott 67 ) 1875 - 77; er war bisher lyrischer Tenor am Berliner Hoftheater gewesen, fand sich aber unter Schmitts Leitung überraschend schnell in sein erweitertes Rollenfach hinein. Sein erstes Auftreten als "Tannhäuser" in der festlichen Aufführung, die das Schauspielhaus nach dem erweiterten Umbau neu einweihte, übertraf bereits die Erwartungen, die man auf ihn setzte. Sein Nachfolger wurde Josef von Witt 68 ); er gastierte 1877/78 zunächst längere Zeit, wurde 1. Februar 1878 fest engagiert und blieb bis 1887 in Schwerin; er war ein viel beliebter, auch in Konzerten oft tätiger Sänger. - Lyrische Tenorrollen sang 1867/68 Seydlmayer, 1868 - 72 Bohlig und seit 1872 Weber. - Für das bis 1868 durch Roschlau besetzte Baritonfach machte Schmitt für das Hoftheater eine glänzende Erwerbung mit Carl Hill. Dieser war 1840 in Idstein in Nassau geboren und wurde zunächst Postbeamter in Frankfurt a. M. Seine schöne Stimme erregte Aufsehen; ange-
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feuert durch ein Lob Richard Wagners, der ihn 1862 in Frankfurt singen hörte, ließ er sich ausbilden und widmete sich zunächst dem Oratorien- und Konzertgesang. Erst auf besonderes Anraten von Alois Schmitt wählte er die Bühnenlaufbahn. Am 11. Dezember 1866 sang er zum erstenmal in Schwerin bei der Aufführung des Eliasoratoriums und am 14. Dezember 1868 in einem Konzert. 1868 wurde er am .Hoftheater engagiert 69 ) und betrat als "Jakob" in Méhuls "Joseph in Ägypten" zum erstenmal überhaupt die Bühne. Trotz vieler lockender Anträge blieb er bis zum Ende seiner Bühnenlaufbahn in Schwerin. Am 16. März 1890 trat er zum letztenmal auf in der Rolle des "Fliegenden Holländers". Auf eigenen Antrag wurde er drei Jahre vor Ablauf seines Kontraktes pensioniert und starb am 17. Januar 1893 in geistiger Umnachtung in Schwerin. Er war in diesen Jahren der Stern der Schweriner Oper und hat den Ruf derselben mit begründen helfen. Auf ausgedehnten Gastspielreisen in Deutschland und im Auslande erwarb er viel Ruhm. An Wagners Londoner Konzertunternehmen im Mai 1877 war auch er beteiligt; 1876 sang er in Bayreuth den "Alberich" und 1878 in Schwerin unter allgemeiner Bewunderung den "Wotan", ferner den "Wanderer" im "Siegfried" und den "Hans Sachs" in den "Meistersingern", außerdem viele andere Rollen. - Die ersten Baßpartien sang bis 1876 Hinze, seit 1872 neben ihm Otto Drewes, der 1866 - 68 schon als Anfänger in Schwerin war. Am 16. September 1897 feierte er sein 25jähriges Jubiläum. Für den Bassisten André 1854 - 71, der ebenso wie Hinze auch im Schauspiel aushalf, trat 1871 - 73 Mühe ein, 1879 - 89 von Willem.
Das Fach der ersten dramatischen Sängerin war 1867/68 mit Eugenie Pappenheim nur mäßig besetzt. Ihr folgte 1868 - 71 Marianne Lüdecke aus Karlsruhe; ihre .Hauptrolle war die "Senta". 1871 - ist Frl. Csányi zu nennen, die besonders als Wagnersängerin vortrefflich war. Sie verließ die Bühne und verheiratete sich mit Alois Schmitt. An ihre Stelle trat 1873 - 76 Virginia Gungl, Tochter des Komponisten Joseph Gungl. Als sie nach einer glänzenden Abschiedsrolle als "Elsa" Schwerin verließ, trat an ihre Stelle Thoma Börs 1876 - 79, eine grundgebildete Sängerin, die sich bei den Aufführungen der "Walküre" als "Sieglinde" und später als "Brünhilde" besondere Anerken-
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nung erwarb. 1879 - 82 sang Frl. Köppler erste Partien und neben ihr wurde für hochdramatische Rollen Hermine Galfy aus Königsberg engagiert, die von 1880 - 86 der Bühne angehörte. Außerdem sind für erste Sopranpartien noch Frl. Schaffrot 1870 - 72 und Leontine von Dötscher 1877 - 82 zu erwähnen. - Als Koloratursängerin war seit 1866 Magdalene Murjahn engagiert. Sie studierte im Sommer 1868 bei der berühmten Gesangskünstlerin Pauline Viardot - Garcia, verließ aber schon 1869 unter allgemeinem Bedauern Schwerin. 1869 - 72 vertrat ihre Rollen Josephine Rudolff, 1873/74 Frl. Manschinger, 1874 - 79 Frl. Lindemann, Tochter des Casseler Sängers E. Lindemann. Ihre Nachfolgerin war 1879 - 82 Lona Gulowsen, ebenfalls eine Schülerin der Garcia. Unter den Soubretten zeichnete sich in dieser Zeit besonders Kätchen Rothaus, 1874 - 76, und als Mezzo - Sopran-Sängerin Katharina Lorch 1868 - 70. - Für den 1866 ausscheidenden Ballettmeister Louis Bernadelli wurde 1867 Polletin engagiert und als Solotänzerin Frl. Fugmann; beide gingen jedoch 1872 ab, da das Ballett abgeschafft wurde. Für Gruppierungen und Chortänze in der Oper wurde Frau Lydia Hinze, geb. Bernadelli, von 1872 - 76 verpflichtet.
Im Schauspiel sind verhältnismäßig wenig Gastspiele zu verzeichnen, da der Intendant meist mit eigenen Kräften auszukommen suchte und nur außergewöhnliche Größen zuweilen zur Belebung des Repertoires heranzog. Darunter sind zu nennen: Emil Devrient vom 4. bis 19. November 1867 in acht Rollen, am 18. November 1867 vor König Wilhelm trat er als "Rubens in Madrid" auf 70 ). Ferner Carl Sontag, der aus alter Anhänglichkeit stets jubelnd begrüßt wurde. Im Februar 1869 und im Januar 1873 trat er in je zwei kleinen Lustspielen auf. Vom 20. Februar bis 1. März 1874 spielte er an vier Abenden unter besonderem Beifall seine Glanzrolle als "Dr. Wespe". - Louise Erhartt aus Berlin wurde im Januar 1868 für drei Gastrollen gewonnen und hinterließ als "Klärchen", "Gretchen" und "Maria
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Stuart" in Schwerin einen unverlöschlichen Eindruck 71 ). - Friedrich Haase, von 1870 - 76 Direktor des Leipziger Stadttheaters, spielte im Dezember 1869 an drei Abenden in Schwerin bei völlig ausverkauftem Hause, außer mehreren Lustspielrollen auch den "Hamlet". - Emmerich Robert aus Wien trat vom 5. bis 12. März 1875 zum erstenmal in Schwerin auf, und zwar als "Romeo", "Hamlet", "Mortimer" und "Max Piccolomini", 1878 kam auch der berühmte Ludwig Barnay nach Schwerin und trat vom 7. bis 27. Februar in fünf Rollen auf, u. a. als "Marquis Posa" und "Graf Essex". - Der Wiener Komiker Wilhelm Knaack trat am 28. und 29. März 1881 in sechs Stücken vor völlig ausverkauftem Hause auf, während er im folgenden Jahr vom 12. bis 27. März nicht mehr so viel Anziehungskraft auszuüben vermochte.
Etwas zahlreicher waren die Operngäste von 1877 - 82: Die ungarische Sängerin Aglaya Orgeni, eine Schülerin der Garcia, war ein beliebter Gast in Schwerin. 1868 sang sie vom 18. März bis 4. April in sechs Rollen, im März 1874 an zwei Abenden und vom 12. Januar bis 18. April 1888 in sechzehn Rollen. Darunter war die Erstaufführung von Verdis "Maskenball" am 27. Februar, bei der sie die "Amelia" sang, und am 4. März eine Lohengrinvorstellung, in der sie als "Elsa" neben Anton Schott als "Lohengrin" und Marianne Brandt (Berlin) als "Ortrud" auftrat. - Pauline Lucca aus Berlin sang am 27. April 1868 in einem einmaligen Gastspiel die "Margarethe" "primadonnenhaft gleichgültig" (für 500 Tlr. Honorar). Theodor Wachtel sang vom 21. bis 26. November 1873 den "Raoul", "Manrico" und seine Lieblingsrolle den "Chapelou" zum Besten der Witwenkasse des Orchesters. - Der Berliner Hofopernsänger Franz Diener trat vom 19. bis 28. Januar 1874 in vier Opernvorstellungen auf, davon zweimal als "Lohengrin"; außerdem auch in zwei Konzerten. - In derselben Saison am 6. April William Müller aus Hannover als "Tannhäuser"; am 9. März 1879 mit Mathilde Mallinger zusammen in "Lohengrin". - Im April 1875 trat der Münchener Tenor Franz Nachbauer als "Lohengrin" in der silbernen Rüstung König Ludwigs II. und als "Raoul" auf. Beide Vorstellungen fanden bei erhöhten Preisen zugunsten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger und des Pensionsfonds statt. - Die damals in Berlin engagierte Minna Hauk kam am 25. Februar 1877 zu einmaligem Gastspiel nach Schwerin und begeisterte als "Mignon" das vollbesetzte Haus.
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Alois Schmitt entwickelte in dieser Zeit eine sehr rege Tätigkeit als Leiter der Kapelle, die er durch Berufung tüchtiger Kräfte fast ganz neu zusammensetzte 72 ). 1873 bestand sie aus 30 engagierten Mitgliedern, drei auswärtigen Musikern, drei Schweriner Hilfsmusikern und neun Hoboisten mit fester Gage für sieben Monate. In den 60er Jahren war der Etat für die Kapelle herabgesetzt worden, wurde nun aber auf dringendes Anraten des Intendanten und Kapellmeisters wieder erhöht, da größere Opern sonst nicht gespielt werden konnten. Im Verhältnis zu andern Theatern 73 ) wurde in Schwerin immerhin noch wenig für die Kapelle ausgegeben. Wenn trotzdem die Aufführungen der großen Wagneropern gelangen, so ist das der umsichtigen Leitung Schmitts in erster Linie zuzuschreiben. Als dieser am 19. November 1881 sein 25jähriges Jubiläum feierte, wurden ihm viele Beweise der Anerkennung zuteil. Bei der am folgenden Tage stattfindenden Meistersingeraufführung nahm auch das Publikum Gelegenheit, ihm seine Anerkennung und Verehrung auszudrücken. Außer den üblichen Konzertveranstaltungen im Abonnement, zu denen viele namhafte Künstler jener Zeit herangezogen wurden 74 ), veranstaltete Schmitt im Januar und Februar 1881 zum erstenmal in Schwerin musikalische Morgenfeiern. An sechs Sonntagen wurden nacheinander alle neun Symphonien Beethovens und vier Ouverturen zur Aufführung gebracht. Auch fanden das 5., 7. und 8. der Mecklenburgischen Musikfeste in Schwerin unter seiner Leitung statt. Im März 1878 erließ er in den Zeitungen einen Aufruf zur Gründung eines Mecklenburgischen Wagnervereins, als Zweigverein des Bayreuther, zur Erleichterung und Förderung der im Sommer 1880 geplanten "Parsifal"-Aufführung in Bayreuth. Ob dieser Verein damals zustande gekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnisnahme. - Musikdirektor war 1870 - 73 Gustav Härtel, 1873 - 77 Wilhelm Stade. 1881 wurde Arthur Meißner als Leiter der Spieloper engagiert. Er wurde 1892 Hofkapellmeister, 1920 Generalmusikdirektor, und war bis 1. Januar 1922 in Schwerin tätig. - Christian Daniel Stocks leitete den Chor noch bis 1881, nach seinem Tode übernahm 1881 - 92 Fritz Becker dieses Amt, der bereits seit 1859 als Hornist in der Kapelle tätig war.
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Mit Beginn der neuen Intendanz 1867 wurde der Zuschuß um 4000 Tlr. etwa erhöht und betrug danach gegen 67 000 Tlr. Bei den steigenden Lebensbedürfnissen und Gagen genügten die Mittel jedoch noch nicht, und trotz Ersparnissen auf manchen Gebieten konnte der Etat nicht innegehalten werden. Der Intendant schlug deshalb vor, entweder erhöhte Opernpreise einzuführen und durch günstigere Bahnverbindung Fremden den Theaterbesuch zu erleichtern oder die Oper ganz abzuschaffen und nur die Kapelle zu erhalten für ein mit dem Theater verbundenes Konzertinstitut. Auch schlug er vor, die Vorstellungen in Doberan fallen zu lassen, da die dortigen Einnahmen im Verhältnis zu den Kosten viel zu gering waren. Dies geschah denn auch seit dem Sommer 1874. 1873/74 wurden zur teilweisen Deckung der Mehrkosten die Eintrittspreise erhöht 75 ), da man an ein Aufgeben der Oper nicht denken wollte. Auch wurden durch den inneren Umbau des Theaters 1875/76 zweihundertacht Kassenplätze gewonnen, die eine Mehreinnahme ermöglichten. Zu Anfang der 70er Jahre machte sich hier wie überall die Theaterkrisis bemerkbar; auch hatte das Hoftheater damals unter der Konkurrenz des Thaliatheaters zu leiden, das weit in den Winter hinein Vorstellungen gab, zu denen sich das Publikum sehr hingezogen fühlte. Besonders die Vorstellungen der Offenbachschen Operetten waren sehr beliebt. Um so mehr mußte daher der Intendant darauf bedacht sein, das Publikum durch gute Aufführungen an das Hoftheater zu fesseln. Um mehr Gelegenheit zu haben, die klassischen Aufführungen zu wiederholen, führte er von 1874/75 ab Volksvorstellungen zu halben Preisen ein. Gelegentlich einer Kritik von "Romeo und Julia" im Februar 1881 heißt es u. a.: "Der Herr Intendant zeigt auch in diesem Spiel, welches Interesse er für das große Drama in seinem Personal zu wecken und im Publikum zu fördern
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weiß. Denn wir erleben es bei guter Aufführung und gutem Studium klassischer Dichtungen, daß auch im Publikum sich eine Zustimmung zeigt, die bis dahin nicht bestand. Die Freude an dergleichen Darstellungen, wie sie jetzt geboten werden, übt sich auch im fleißigeren Besuch des Hauses 76 )." Im allgemeinen war die Oper jedoch beliebter und erfreute sich eines zahlreicheren Besuches.
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:
von
Dr. Helene Tank=Mirow.
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D ie Geschichte des Schweriner Hoftheaters von 1836 bis 1882 1 ) wäre nicht vollständig, wollte man nicht einen Blick werfen auf seine Wirksamkeit außerhalb Schwerins. Diese verteilte sich in den ersten Jahren auf die Städte Doberan, Ludwigslust und Wismar. Der Aufenthalt in Doberan und Ludwigslust entsprach dem Sommer- und Herbstaufenthalt des Hofes an diesen Orten, der Wismarer Aufenthalt dagegen war ein Rest der unter Krampe und den andern Direktoren üblichen Sitte, in allen größeren Städten Mecklenburgs Vorstellungen zu geben. So führte das Theater in den ersten Jahren, als noch alle drei Städte besucht wurden, ein Wanderleben, das für die Schauspieler selbst vielerlei Unbequemlichkeiten mit sich brachte und auch in finanzieller Hinsicht eher nachteilig als vorteilhaft wurde. In künstlerischer Beziehung kann man diese auswärtigen Spielzeiten als eine Vorübung für die Schweriner Zeit ansehen, die jedenfalls immer den Schwerpunkt in der Tätigkeit des Theaters bildete, und aus diesem Grunde haben sie sicherlich ihr Gutes gehabt. Andererseits war es für die Künstler schwierig, sich immer wieder an neue Verhältnisse zu gewöhnen, und das Publikum in diesen Städten war auch viel zu klein, um einen wirksamen Einfluß ausüben zu können. Großherzog Paul Friedrich ließ zugunsten der Schweriner Spielzeit den Aufenthalt in Wismar und Ludwigslust eingehen, und nur Doberan blieb als dauernder Sommeraufenthalt des Theaters. Nach 1842 wurden in Wismar jedoch die Aufführungen wieder aufgenommen.
In Doberan fanden die Vorstellungen des Hoftheaters von 1836-73 jährlich in den Monaten Juli und Auguft statt, in der Zeit, wo reges Badeleben in dem kleinen Ort herrschte. Das Hoftheater trug hier durchaus das Gepräge eines Sommertheaters, die Kunstleistungen wurden nur nach dem Grade der gebotenen Unterhaltung beurteilt. Daher konnte es geschehen, daß sogar bei einem Gastspiel des berühmten Carl Seydelmann die Teilnahme nur sehr mäßig war, während die Tänzerin Marie Taglioni aus Petersburg bei aufgehobenem Abonnement verschiedene Abende in einer Saison vor dicht besetztem Hause tanzen konnte 2 ). - Das Repertoire war im wesentlichen das gleiche wie in Schwerin, doch überwog hier noch mehr die leichtere Kunst. Für große klassische
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Aufführungen und große Opern reichte schon die Bühne und die Maschinerie nicht aus. Trotzdem wagte man sich hier an "Tannhäuser" und "Lohengrin" heran, die dann auch wohl den bescheidenen Verhältnissen entsprechend ausgefallen sein mögen. Bis 1855 leitete der Intendant Zöllner selbst das Theater in Doberan; seit Anstellung des technischen Direktors Steiner 1856 überließ man diesem die Leitung, und die Intendanten kamen nur vorübergehend selbst dorthin, um etwaigen Gastspielen neuer Kräfte beizuwohnen. Das Personal mußte sich verpflichten, das Theater auf seinen Wanderungen überall hin zu begleiten; dieser Umstand beeinträchtigte häufig das Engagement bedeutender Künstler. Die Musik für die Oper stellte auch hier die Theaterkapelle, die außer dem Theaterdienst Promenadenkonzerte auszuführen hatte. Zur Verstärkung wurden Mitglieder der ebenfalls zu diesem Zweck anwesenden Militärkapelle herangezogen, auch gelegentlich Mitglieder des Rostocker Hornistenkorps, wie z. B. im August 1840.
Das Schauspielhaus, in dem die Vorstellungen stattfanden, war 1805/06 von dem Baumeister Severin, dem Schöpfer aller größeren Bauten Doberans aus jener Zeit, erbaut worden. Als Vorbilder dienten ihm das Theater in Charlottenburg und das Goethetheater in Lauchstädt. Es war in Doberan am sogenannten Kamp gelegen, an der Stelle, wo jetzt das Gebäude des Gymnasiums steht, und machte von außen den Eindruck eines vornehmen Bürgerhauses. Ein langgestreckter, rechteckiger Grundriß nahm die Bühne mit den dahinterliegenden Garderoben und den ovalförmigen Zuschauerraum auf. Das Haus war zweigeschossig mit Mansarddach und regelmäßig gegliederter Fassade 3 ). Es maß in der Länge 139 Fuß, in der Breite 62 1/2 Fuß, in der Höhe 34 Fuß. Die Öffnung der verhältnismäßig großen Bühne war 30 Fuß breit, 22 Fuß hoch bei einer Tiefe von 45 Fuß. An den Seiten befanden sich je sechs feste Kulissenleitern, auch waren vier Versenkungen angebracht. Die Garderobenverhältnisse waren recht primitiv; für die Verwaltung war gar kein Platz vorhanden. Die Eingänge von der Straße führten unmittelbar in die Korridore ohne Vorflur. An den Raum für das Orchester schloß sich der Sperrsitz, dahinter befand sich, um einige Stufen erhöht, die fürstliche Loge und daran anschließend Parkett und Parterre. Die ovalen Wände des Parketts waren durch hohe Arkaden durchbrochen, hinter denen in halber Höhe die Galerie angebracht war. Der Zuschauerraum faßte 311 Plätze; die Preise betrugen seit 1848 für: Parkett 36 Sch., I. Rang für Doberaner 20 Sch., Rangloge 14 Sch., Galerie 8 Sch.
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Im Abonnement hatten die Doberaner Vorzugspreise vor den Fremden, 1860 wurde dieser Unterschied jedoch aufgehoben. - Während in Ludwigslust bereits 1847 und in Wismar 1859 die letzte Saison stattfand, hielten sich die Doberaner Spielzeiten auf Wunsch des Großherzogs noch bis 1873. Auf mehrfaches Drängen seitens der Intendantur wurden sie dann, besonders aus finanziellen Gründen, aufgegeben. 1859 hatte man versuchsweise schon keine Opern gegeben, dadurch waren die Einnahmen aber nur noch kläglicher ausgefallen. Seit dem Sommer 1874 wurde das Schauspielhaus dem Rostocker Theaterdirektor Deutschinger mit einer Beihilfe von 500 Tlr. überlassen. 1889 wurde das Gebäude abgebrochen, um dem Gymnasium Platz zu machen.
Eigentliche Herbstspielzeiten fanden in Ludwigslust nur in den Jahren 1836/37, 1843, 1845 und 1847 im Oktober und November statt. In den andern Jahren wurden nur vereinzelte Vorstellungen gegeben, die durch besondere Ereignisse an dem zeitweise dort anwesenden Hof veranlaßt wurden. Gespielt wurde in dem 1833 von Demmler zu diesem Zwecke hergerichteten Saal des Sozietäts - Gebäudes, das am 20. Oktober 1832 von Krampes Gesellschaft eingeweiht wurde. Die "Sozietät" bekam dafür täglich 2 Tlr. Miete. Die Zuschauerplätze stiegen von der Ballustrade des Orchesters amphitheatralisch auf bis zur Galerie, Bogengänge fehlten. An die Plätze für die Fürstlichkeiten in der vorderen Reihe schlossen sich unmittelbar die des Parketts an. Die Ausstattung war sehr einfach. Einige Polstersessel für die fürstliche Familie, Rohrstühle für den Hof, im übrigen Holzbänke. Die Bühne war sehr klein und bot wenig Möglichkeit für künstlerische Szenerie. Die Musik stellte die Hofkapelle, deren Mitglieder bis 1837 in Ludwigslust ansässig waren. Paul Friedrich hatte sich als Erbgroßherzog um das Ludwigsluster Theater besonders bemüht; auf seinen Wunsch war der Saal umgebaut worden. Während seiner Regierung ging zwar die regelmäßige Spielzeit ein, aber es fanden doch jedes Jahr einige Aufführungen statt. Die Preise der Plätze betrugen für: Parkett 28 Sch., Stehplatz 24 Sch., Parterre 16 Sch., Galerie 8 Sch.
Seit der Begründung des Hoftheaters wurde nur noch 1836 vom 2. September bis 7. Oktober in dem alten, kleinen Theater gespielt, das im linken Flügel des Rathauses untergebracht war. Hier hatten Krampe und die früheren Prinzipale mit ihren Gesellschaften schon gespielt. Das Innere muß nach Albert Ellmen-
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reichs Beschreibung 4 ) sehr primitiv gewesen sein. 1837 ließ Großherzog Paul Friedrich zugunsten Schwerins die Wismarer Saison eingehen. 1842 ward sie jedoch wieder aufgenommen, und bis 1847 spielte das Theater abwechselnd ein Jahr in Wismar und im folgenden Jahr in Ludwigslust. Von 1847 - 59 dann jedes Jahr einige Wochen im Herbst in Wismar. Die Stadt hatte 1840 - 42 ein neues Haus für 40 000 Tlr. erbauen lassen nach Plänen von Baumeister Thormann, die von Demmler etwas modifiziert waren. Das Haus umfaßte ein Parkett, zwei Ränge, Galerie und Proszeniumsloge; es wurde am 2. Oktober 1842 mit Halms "Sohn der Wildnis" eingeweiht. Die Intendantur verpflichtete sich durch einen am 29. Juni 1842 abgeschlossenen Kontrakt 5 ) zu etwa 50 Vorstellungen im Oktober und November. Abgesehen von der eingebauten Maschinerie hatte die Intendantur alles zum Betrieb der Vorstellungen zu liefern und 400 Tlr. Miete zu zahlen. Dagegen verpflichtete sich die Stadt, während der Dauer des Kontraktes keiner andern Theatergesellschaft Konzession zu erteilen. 1859 wurde bei Ablauf des letzten Kontraktes kein neuer abgeschlossen. Das Personal verzichtete bei Wegfall der Wismarer Saison freiwillig auf 2 1/2 % der Gage, ja bat sogar um die Abschaffung. Materieller Gewinn war auch hier in Wismar für das Hoftheater niemals vorhanden, obgleich die Stadt bedeutend größer war als Doberan und Ludwigslust. Die Preise der Plätze 6 ) hielten sich auf ähnlicher Höhe wie dort. Die Oper wurde durch Heranziehung der Schweriner Hilfsmusiker noch besonders teuer, da in Wismar selbst keine Militärkapelle vorhanden war. Die Leitung des Theaters hatte auch hier nach Zöllners Tode Julius Steiner. Von bedeutenden Bühnenwerken kamen in Wismar vor Schwerin zur Erstaufführung: 1844 "Fiesco", 1845 "Die Karlsschüler" von Laube und die Oper "Hans Heiling" von Marschner, 1852 "Das Lügen" von Benedix, 1856 der "Königsleutnant" und 1858 "Der Geizige" von Molière. - Als 1875/76 der innere Umbau des Schweriner Theaters den Beginn der Vorstellungen verzögerte, wurden vom 26. September bis 20. Oktober 1875 und vom 1. Oktober bis 5. November 1876 Vorstellungen in Wismar gegeben. Die Proben dazu fanden im Schweriner Thalia - Theater statt. Auch sonst fanden in Rostock und Wismar gelegentliche Gastspiele statt.
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P. Friedrich Bachmann, Pampow.
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Seit A. Glöckler in seinen Berichten über die Bildersammlung unsers Geschichtsvereins, Jahresbericht XX 1855 S. 46 ff., eine Übersicht der ihm bekannt gewordenen ältern mecklenburgischen Ansichten usw. aus Sammelwerken gegeben, zu der in den folgenden Jahren nur noch ganz spärliche Nachträge kamen, hat die Erforschung unserer Städtebilder fast ganz geruht. Nur die Pläne konnten in meiner landeskundlichen Literatur Mecklenburgs 1889 berücksichtigt werden, freilich bei der Lückenhaftigkeit der damals bestehenden Sammlungen auch nur in wenig vollständiger Weise. Inzwischen sind mehrere unserer öffentlichen Anstalten auf folgerichtige Zusammenbringung des zerstreuten Stoffes bedacht gewesen, und ich selber habe eine nicht unbedeutende Menge der Blätter zusammengetragen, vor allem aber auch eine gründlichere Erforschung der großen allgemeinen Sammelwerke unternommen, in denen sich auch mecklenburgische Abbildungen zerstreut finden, und für deren Bibliographie bisher äußerst wenig geschehen ist. So darf ich es wagen, nicht nur eine geschichtliche Übersicht über das mecklenburgische ältere Städtebild, sondern im Anschluß daran auch eine bibliographische Aufstellung des bisher bekannten Stoffes zu geben, in der Hoffnung, daß infolge dieser Veröffentlichung noch manches bisher nicht Bekannte oder nicht Beachtete ans Tageslicht kommen werde, sicher für die handschriftlichen, wahrscheinlich auch für die graphischen Blätter.
Die nun vorliegende Zusammenstellung wäre nicht möglich gewesen, wenn ich nicht allseitig freundliche entgegenkommende Unterstützung gefunden hätte; es ist mir deshalb ein lebhaftes Bedürfnis, den Vorständen und Beamten der Universitäts- und der Landesbibliothek zu Rostock, der Regierungsbibliothek zu Schwerin, der Archive zu Schwerin, Rostock und Wismar, des Landesmuseums zu Schwerin, der Geschichts- und Altertumsvereine zu Schwerin und Rostock, weiter des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg, des Kupferstichkabinetts zu Berlin, der Stadtbibliothek zu Hamburg und der Kartenabteilungen der Staatsbibliotheken zu Berlin und München, sowie im besonderen den Herren Dr. Dr. Dragendorff, Josephi, Kohfeldt, Stuhr und Techen für solche Förderung vorliegender Arbeit auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen.
P. Friedrich Bachmann - Pampow.
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Wenn auch schon die Antike kunstfertige Stadtpläne hervorgebracht hatte, wie den in den berühmten kapitolinischen Fragmenten erhaltenen Plan von Rom nach seinen 14 Regionen, so findet sich doch im Mittelalter kein einziges Beispiel dafür; auf den Weltkarten dieser Zeit sind die Namen der wichtigsten Städte in einen Kreis geschrieben, höchstens die Orte selber in kleinen schematischen Figuren mit Türmen und Zinnen dargestellt 1 ). Erst allmählich wagt sich die Kunst an die Wiedergabe einzelner Ortschaften und Baulichkeiten, zunächst auf dem Hintergrunde biblischer Darstellungen; so wird um 1480 auf dem Krellschen Altarbild in St. Lorenz zu Nürnberg diese Stadt, auf der Wolgemuthschen Kreuztragung in St. Sebald daselbst Bamberg, auf einem Flügelaltar im Museum der Universität Würzburg eine Teilansicht der fränkischen Bischofstadt gegeben.
Zu größerer Verbreitung gelangt die deutsche Stadtansicht, losgelöst von der Malerei, aber erst, als gegen das Ende des 15. Jahrhunderts das illustrierte Buch aufkam. Reisewerke und Weltchroniken bringen neben Phantasiebildern auch eigene Aufnahmen von wichtigen Orten, so die Breydenbachschen Reisen in das Heilige Land 1486 und die von Wolgemuth und Pleydenwurff mit Holzschnitten reich gezierte Schedelsche Weltchronik von 1493; daneben, ja schon etwas eher, findet sich Abbildung des Druckorts in einzelnen Werken, so Köln im Fasciculus temporum des Werner Rolevinck von 1474, Lübeck im Rudimentum noviciorum von 1475. Vielfach werden aber bis weit ins 16. Jahrhundert hinein zur Illustration von
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geschichtlichen und erdkundlichen Werken noch typische Holzschnitte verwandt, von denen die einen zur Darstellung aller möglichen verschiedenen Personen, die andern zur Wiedergabe der verschiedensten Ortschaften durch denselben Holzstock dienen müssen.
Mecklenburg geht in dem ältesten Zeitabschnitte noch fast leer aus; an Gemälden hat sich wohl nur das von Schlie I 235 (2. Aufl. S. 236) nur ganz im Vorbeigehen erwähnte große Bild im Kreuzgange des Klosters zum Heil. Kreuz in Rostock erhalten, das die Gründung des Klosters durch die Königin Margarete von Dänemark darstellt. Das Bild zeigt in vier Gruppen die Übergabe des Reliquiars mit dem Stück vom Heil. Kreuz durch den Papst, im Hintergrunde die Engelsburg, dann die Königin zu Pferd ans Ufer reitend, ferner den Meeressturm und am Ufer der Warnow die Orte Margne (Marienehe), Lichtenhagen und Burg Schmarl, in der rechten Ecke die Königin inmitten der Nonnen vor den Klostergebäuden, über die das Kröpeliner Tor und der Jakobiturm hervorragen. Dem ganzen Aufbau wie dem Gegenstande nach kann das - stark verschmutzte - Bild ja nur aus der Zeit vor der Reformation herrühren; wie viel des Ursprünglichen sich aber unter den groben Übermalungen durch Carel Willbrant ("1705") 2 ) und 1765 erhalten hat, kann nur eine gründliche Reinigung und Wiederherstellung ergeben. Zeitlich an die Urform dieses Gemäldes ragt heran ein eigenartiges Überbleibsel aus dem Jahre 1534. In einer bis ans Reichskammergericht gegangenen Klage der Familie von Weltzin über den Fahrenhorst genannten Wald in der Nähe von Lübz reicht sie eine sehr umfangreiche Karte der streitigen Forst mit gesamter Umgebung beim Gericht ein; auf dieser finden sich Ansichten von Lübz, Kuppentin, Broock, Bobzin und der alten Dorfstätte Babetzin (Bobzin), vor allem aber, wohl einzig in ihrer Art aus so früher Zeit 3 ), die Abbildung der Weltzinschen Burganlage zu Weisin, wie sie auch von Schlie in seinem 4. Bande wiedergegeben ist. Wenn man das Bild der Kuppentiner Kirche mit deren heutigem Aussehen vergleicht, so wird
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man wie dieses auch die übrigen für getreue Wiedergaben des damaligen Aussehens halten dürfen.
Auch aus späterer Zeit ist an Gemälden und Handzeichnungen nur wenig aufbehalten; es dürfte sich empfehlen, dieses wenige zuerst zusammenfassend zu erwähnen, bevor auf die graphisch vervielfältigten Blätter eingegangen wird, um so mehr, als ein Einfluß der ersteren auf letztere fast nirgends hervortritt.
Von wenigen reinen Vermessungskarten und geometrischen Plänen abgesehen ist hier zunächst die bekannte Darstellung - Ansicht kann man nicht wohl sagen - der Stadt Rostock nebst Umgebung von Warnemünde bis Güstrow und Bützow durch Vicke Schorler zu nennen, 1578 - 1586 entstanden 4 ); in schöner photographischer Wiedergabe ist sie von Raphael Peters vervielfältigt. Die ganze Darstellung ist im Spiegelbilde gehalten (auch wohl St. Marien!) und zeigt die Gebäude der Stadt in zwei langen Reihen übereinander; für nicht mehr erhaltene Gebäude ist ihr Quellenwert mir zweifelhaft.
Ebenfalls noch dem 16. Jahrhundert gehört ein leider nur in einer - anscheinend aber getreuen - Nachzeichnung erhaltener Plan der Stadt Woldegk von 1580 an, ursprünglich von J. C. Casime aufgenommen. Es ist ein scheinbar geometrischer Grundriß, aber die öffentlichen und privaten Gebäude sind auf der Seite liegend eingezeichnet, also ein sehr urwüchsiger Ersatz für eine Vogelschauansicht; da eine spätere wohl dem Ende des 17. Jahrhunderts angehörende Federzeichnung die Stadt schon ganz ohne Mauern darstellt, hat diese dem Verein für Meckl. Geschichte gehörende Nachzeichnung erheblichen geschichtlichen Wert 5 ).
In den Anfang des 17. Jahrhunderts dürfte eine Vogelschauansicht der alten Festung Dömitz zu setzen sein, in brauner Federzeichnung, noch vor der neuen Umwallung. im Besitz des Schweriner Archivs, wo sich auch ein rein geometrischer Plan für Dömitz' Neubefestigung von Ger. Evert Piloot befindet. Von demselben Baumeister sind auch Zeichnungen für den Schweriner Schloßbau und das Haus zu Kraack und ein Plan von Strelitz erhalten 6 ). In die Zeit des Dreißigjährigen Krieges führt uns der im Besitz des Vereins für Meckl. Geschichte befindliche Entwurf Johann von
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Valckenburghs für die neue Befestigung von Rostock 1624, den Wilh. Rogge sehr verkleinert und vereinfacht im JMG. 51 1886 Tafel X wiedergibt; Rogge irrt aber, wenn er meint, daß nur die auf seiner Tafel XI eingezeichneten Werke zur Ausführung gekommen seien, vielmehr beweist ein großer, dem Schweriner Archiv gehörender Plan der Belagerung und Wiedereroberung der Stadt durch die Herzoge unter General Calckum von Lohausen 1631, daß erheblich mehr Werke vorhanden waren, und zwar alle die, welche ein später zu erwähnender seltener Merianscher Vogelschauplan enthält. Noch wichtiger ist eine Federzeichnung von Rostock, von der Hand des Rostocker Malers Emanuel Block 1640 geschaffen, durch einen unaufgeklärten Zufall. in die Bibliothek zu Bamberg verschlagen, wo Walter Josephi sie 1904 entdeckt hat 7 ). Da der Zeichner - von Thieme - Becker irrtümlich, wohl in Verwechselung mit seinem Bruder Benjamin, Porträtmaler benannt - Rostocker Kind war und dort von 1608 bis etwa 1688 lebte, so hat diese Ansicht die Vermutung größter Zuverlässigkeit für sich. Das Bild ist etwas links von der Fähre aus aufgenommen, es zeigt die Türme ein wenig überhöht und bietet am Strande dieselben acht Bastionen wie der vorerwähnte Belagerungsplan und das Meriansche Blatt. Da die Darstellung, von der durch den andern Standpunkt bedingten Verschiebung des Bildes abgesehen, recht genau mit der älteren Merianschen Ansicht (in Werdenhagen 1641) übereinstimmt, dabei auch durchaus den Eindruck einer Vorlage für den Kupferstich macht, so könnte man vermuten, daß Emanuel Block für Merians Werk zwei Aufnahmen angefertigt habe, von denen die eine durch Stich veröffentlicht, die andere, Zeichnung geblieben, nach Bamberg gelangt wäre. Wegen der Wichtigkeit dieses Bildes ist es in etwas verkleinertem Lichtdruck vorliegender Arbeit beigegeben.
Von Schlie in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts gesetzt, aber wohl nicht vor seiner Mitte entstanden, bietet uns eine künstlerisch fein durchgeführte kolorierte Federzeichnung im Besitz des Schweriner Museums eine Ansicht von Wismar von der Hafenseite; während das Stadtbild auf Braun und Hogenberg zurückzugehen scheint, ist der Vordergrund selbständig behandelt und zeigt vor allem ein großes Schiff mit mecklenburgischer Flagge im Vordergrunde. Ob die - neuere - Bestimmung auf dem Unter-
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lageblatt "Beerstraten † 1685" richtig ist, dürfte zweifelhaft sein; von den vier bei Thieme - Becker und den zwei bei Wurzbach verzeichneten Künstlern dieses Namens paßt das angegebene Todesjahr auf keinen; außerdem sind - wenn auch undeutlich - am untern Rande die Buchstaben P R oder P B zu erkennen, die auch auf einen andern Künstler hinweisen dürften. Das schöne, bei Schlie stark verkleinerte Blatt verdiente eine originalgetreue farbige Wiedergabe 8 ).
Vielleicht schon etwas früher entstand ein großes Reiterbildnis des Herzogs Johann Albrecht II., auf dem sich zur Linken das Güstrower Schloß und der rechts davon liegende Teil der Stadt dargestellt findet; nicht unwesentlich jünger ist ein ähnliches Bildnis Herzog Friedrich Wilhelms, auf dem man im Hintergrunde das Schweriner Schloß sieht; es dürfte nach der Tracht in die ersten Regierungsjahre des Fürsten, also bald nach 1692 fallen 9 ). Aus der Zeit seines Vorgängers Christian Ludwig I. stammt offenbar eine große Tuschzeichnung, anscheinend von französischem Künstler, Schloß, Schloßgarten und Stadt Schwerin darstellend, die Stadt mit ihrer Befestigung wohl wenig ähnlich. Ebenfalls der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehört ein größeres Gemälde der Stadt Ratzeburg an, das sich im früher Engholmschen, jetzt Bouchholtzschen Hause auf dem Domhofe befindet, es stellt die Stadt mit dem alten Schloß von Süden her dar; seine Zuverlässigkeit ist von Max Schmidt in seiner Chronik mit Unrecht angezweifelt, es gibt vielmehr noch besser als die Gerdt Hanesche Vogelschauansicht (s. u.) ein Bild der Stadt vor der Niederlegung des Schlosses (1690) und der Zerstörung der Stadt durch die Feuersbrunst bei der Beschießung 1693. In einem Parchimer Mittelschulprogramm von 1882 hat J. Boesch eine Handzeichnung in Lichtdruck veröffentlicht, die "Parchim inwendig undt außwendig" in Ansicht und aus der Vogelschau wiedergibt, in ziemlich roher Federzeichnung, offenbar ins letzte Drittel des Jahrhunderts fallend; leider fehlt jede Angabe, wo das Original sich befindet.
Besonders wichtig erscheint ein Album mit 55 Tuschzeichnungen im Besitz der Rostocker Landesbibliothek, das zwar im Dunckelmannschen Kataloge von 1905 kurz verzeichnet und ins 18. Jahrhundert gesetzt ist, anscheinend aber bisher völlig unbeachtet blieb. Alle Blätter sind offenbar vom selben Zeichner
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gemacht, mit herzlich ungeschickter Hand und ohne Perspektive, soweit es sich um eigene Aufnahmen handelt; aber für den größten Teil der dargestellten Orte haben wir hier die erste Aufnahme. Fünf Blätter sind treue Wiedergaben aus Merian - Zeillers Topographie von 1653, unter den andern finden sich Rostock und Wismar noch mit den 1703 umgewehten Turmhelmen, Grabow und Strelitz vor dem Brande. Zeitlich werden die Blätter also gegen das Ende des 17. Jahrhunderts anzusetzen sein; vielleicht weist die Wismarsche Ansicht auf "vor 1661". Die meisten Blätter sind etwa 140 X 170 mm groß, zwei von Güstrow 180 X 280 und 157 X 283. Folgende vorher noch nicht wiedergegebene Städte finden sich hier zum ersten Male: Gnoyen, Krackow, Malchin, Parchim, Röbel, Sternberg, Waren, und aus dem Stargardschen Kreise Neubrandenburg, Friedland, Woldegk; Rostock und Wismar sind in selbständigem Bilde vorhanden, ebenso die zweite Aufnahme von Güstrow. Dann findet sich eine größere Reihe von "Häusern", d. i. Fürsten- und Amtssitzen: Boizenburg, Buckow, Dömitz, Güstrow, Grabow, Gadebusch, Goldberg, Grevismühlen, Mecklenburg, Neustadt, Neukalen, Plau, Schwerin, Schwaan, Stavenhagen, Werdenhagen [!], Walsmühlen, Wittenburg, aus dem Strelitzschen: Fürstenberg, Strelitz, Stargard, Feldberg, Wesenberg, ferner die Klöster und geistlichen Niederlassungen Dargun, Dobbertin, Doberan, Eldena, Ivenack, Kraack, Neukloster, Ribnitz, Rehna, Tönninges Hof [== Tempzin], Zarrentin, ferner Broda, Nemerow, Mirow aus Meckl.- Strelitz; nach Merian sind wiedergegeben die eine Ansicht von Güstrow und Neukloster, ferner Dömitz, Gadebusch, Rühn. Trotz der zeichnerischen Mängel wäre das Album im ortsgeschichtlichen Interesse einer Vervielfältigung wert.
Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wären, von reinen Plänen abgesehen, deren besonders die Belagerungen von Wismar eine Reihe bieten, noch folgende Aufnahmen hervorzuheben: von Bützow eine Ansicht aus SW 1734, von J. F. Leverentz gezeichnet (Schweriner Archiv, wo auch Befestigungsentwürfe durch Generalleutnant von Schwerin u. a.), von Grabow mehrere Zeichnungen vor dem Brande, von denen Schlie zwei zu III 182 abbildete, ohne ihre Herkunft anzugeben, von Güstrow eine Tuschzeichnung von F. B. Werner (in einem Antiquarkataloge von Volckmann "a. d. Anfg. d. 18. Jahrh." verzeichnet, Verbleib unbekannt, sicher um 1720/30. der Hauptzeit Werners) und eine Federzeichnung auf einem Apothekerlehrbriefe von 1737 im Besitz des Vereins für Meckl. Geschichte, von Ratzeburg eine Ansicht
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auf einem Plan des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Brande, von C. F. F. von Plessen (Kartenabteilung der Berl. Staatsbibl., offenbar gleichzeitig mit einem ähnlichen Plane von H. C. H. Schumacher von 1706, der damit zusammengebunden ist). Von Rostock sind im Schweriner Archiv zwei wenig gute Ansichten aus 1719 von der Strand- und aus 1737 von der Landseite, letztere von Z. Voigt gezeichnet; eine ebenfalls schlechte Darstellung von der Landseite 1744 ist in der Univ.- Bibl. und im Alt.- Museum zu Rostock vorhanden 10 ). Belagerungspläne von Wismar 1715 zeigen mehrfach zwar die Stadt als Plan, die Umgebung aber in Vogelschauansicht; das Exemplar des Meckl. Geschichtsvereins gibt sich als 1732 angefertigte Nachzeichnung einer Aufnahme des Generalmajors von Schmettau. Ein besonders gut ausgeführtes Stück ist eine im Schweriner Archiv befindliche "Karte" des ehemaligen Tiergartens bei Neustadt, die ganz in Vogelschau gehalten ist, einschließlich des Dorfes Lütken Laasch, dagegen sind die Orte Grabow, Klenow, Groten Laasch, Neustadt in sehr gut gezeichneter Seitenansicht mit Farben wiedergegeben; da Grabow vor dem Brande, Klenow vor dem ersten Schloßbau dargestellt ist, muß das undatierte Blatt vor 1724 fallen. Damit wären die mir bekannt gewordenen irgendwie wichtigen, nicht vervielfältigten Darstellungen erschöpft 10a ); von irgendeinem Einfluß auf die graphisch wiedergegebenen Blätter ist außer bei dem Belagerungsplan von Rostock und vielleicht der Emanuel Blockschen Zeichnung nichts zu spüren.
Ist die Zahl und der Einfluß von Gemälden und Handzeichnungen mithin gering, so sind wir für eine geschichtliche Übersicht der mecklenburgischen Ansichten wesentlich auf graphische Darstellungen angewiesen, wie sie sich in Sammelwerken und Einzelblättern uns bieten. Freilich so gut wie die großen süddeutschen Städte oder unsere Nachbarstadt Lübeck haben wir es nicht gehabt: weder in der Schedelschen Weltchronik von 1493
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noch in der ein halbes Jahrhundert jüngeren Cosmographen 11 ) des Sebastian Münster findet sich eine mecklenburgische Ansicht. Einige andere Sammelwerke scheinen dagegen solche zu bieten; so sehen wir in der von Konrad Bothe verfaßten "Cronecke der Sassen", 1492 bei Peter Schöffer in Mainz gedruckt, die Orte Mekelenborch, Sweryn, Rosseborge, Wyßmar, in der späteren Bearbeitung "Chronica der Sachsen und Niedersachsen" von Joh. Pomarius, Magdeburg 1588, wenigstens Schwerin abgebildet. Aber alle diese Bilder sind schematische Darstellungen, die für viele andere Orte gleichfalls dienen müssen, so bei Bothe Mecklenburg auch für Oldenburg, Magdeburg u. a., Schwerin sogar in zwei verschiedenen Bildern für Helmstädt, Halle und Riga, Ratzeburg auch für Lübeck und Schwerin, bei Pomarius "Schwerin" gar für etwa zwanzig verschiedene Orte. Der naive Sinn jener Zeit machte auf naturgetreue Einzelwiedergabe noch wenig Anspruch.
Aber daneben machte sich doch etwa seit den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts vieler Orts das Bedürfnis nach getreuerer bildlicher Wiedergabe der Heimat geltend; so entstanden eine stattliche Reihe von großen Einzelansichten. wie von Freiburg im Breisgau, von Augsburg, die große Anton von Woensamsche Ansicht von Köln und die ebenfalls gewaltig große von Lübeck 12 ), fast alle in Holzschnitt ausgeführt. Gerade ihrer Größe wegen sind sie insgesamt so gut wie verschollen und nur in Einzelstücken erhalten. Bald fingen dann Briefmaler und Formschneider an, aus der Herausgabe solcher Ansichten ein Geschäft zu machen, wobei man freilich damals noch nicht so sehr den Wert auf künstlerisch ausgeglichene Aufnahmen von einem bestimmten Standpunkte auslegte, sondern mehr darauf, daß solche Bilder alle wichtigen Gebäude des betreffenden Orts zur Anschauung brachten, auch wenn sie sich gar nicht von einer Stelle aus tatsächlich übersehen ließen. In dieser Art arbeitete neben andern Augsburger und Nürnberger Künstlern auch der nachher näher zu erwähnende Nürnberger Formschneider Hans Weigel. Andere Künstler suchten dem
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gleichen Bedürfnis durch Darstellungen aus der Vogelschau zu entsprechen, wie z. B. in manchen großen Ansichten der Münsterschen Cosmographey. Rein geometrische Pläne dagegen treten erst erheblich später in die Öffentlichkeit, sind mehr für praktische Zwecke bestimmt und offenbar beim großen Publikum unbeliebt, weshalb man auf ihnen gern wenigstens die bedeutendsten Gebäude aus der Vogelschau wiedergab, eine Weise, auf die der Pharusplan der letzten Jahre wieder zurückkam. Man hat so zu unterscheiden die reine, mehr oder weniger perspektivische Ansicht, die Vogelschauansicht, den geometrischen Plan und den Vogelschauplan 13 ). Nach Vorausschickung dieser allgemeineren Bemerkungen gehe ich nun zur Beschreibung der einzelnen graphischen mecklenburgischen Städtebilder über.
Vom vorher schon genannten Nürnberger Formschneider, Briefmaler und Händler Hans Weigel 14 ) verdanken wir die ersten graphischen Ansichten von zwei mecklenburgischen Orten, von Rostock und Wismar. Von ihm wie von Martin Weigel wissen Nagler u. a. eine reichhaltige Tätigkeit zu berichten. Unter anderm besitzt das Germanische Nationalmuseum zu Nürnberg große Ansichten von Bremen, Rostock, Wismar in altkoloriertem Holzschnitt, aus je drei Holzstöcken gedruckt und dann zusammengeklebt; ein ganz gleiches Blatt von Köln ist im dortigen Hahnentor - Museum vorhanden und s. 3. von Merlo beschrieben 15 ). Rostock trägt die angedruckte Adresse Hans Weigels, Bremen und Köln dazu das Monogramm M W im Bilde (wohl sicher als Martin Weigel aufzulösen), Wismar nur das letztere. Entstehungszeit und künstlerische Herkunft aller vier Blätter muß offenbar dieselbe sein. Im Germanischen Museum ist noch ein weiteres Blatt von Hans Weigel, Nürnberg selber vom Galgenhof bis Wöhrd darstellend, aber von vier Holzstöcken gedruckt und nach der feineren Arbeit wie der jüngern Form der Wappenschilde u. a. nicht unerheblich später entstanden. Dies Blatt setzt man in Nürnberg um das Jahr 1575. Schon hiernach müssen
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jene vier andern Blätter also als älter angesehen werden. Karl Schäfer setzt sie in die Mitte des Jahrhunderts, und ich glaube die Zeit auf etwa 1550 - 1560 annehmen zu sollen. Freilich hat H Giske 16 ) das Bild von Rostock in ganz bedeutend spätere Zeit verlegt; er sucht die Gründe dafür in dem der Rostocker Abbildung angeklebten Gedicht (auch Köln hat wie viele solcher Flugblätter ein solches angehängt), das sich in den Schlußversen
als von Hans Sachs verfaßt gibt. Vor allem aus metrischen Gründen will Giske die Verse dem Nürnberger Dichter absprechen und deshalb Holzschnitt und Gedicht frühestens ans Ende der achtziger Jahre (S. 31), ja in die neunziger Jahre (S. 28) verlegen. Nun ist, auch wenn man die mancherlei Fehler des Abdrucks bei Gustav Floerke 17 ) nach dem Original verbessert, zuzugeben, daß vorliegendes Gedicht nicht gerade zu Hans Sachs' besten Dichtungen gehört; doch teilt es das mit manchem andern seiner über 6000 Werke; der Hans Sachs - Biograph Ernst Mummenhoff - Nürnberg, dem ich vor Jahren das Gedicht vorlegte, hatte kein Bedenken gegen des Dichters Verfasserschaft. Übrigens ist das Gedicht, das auf Münsters deutsche Cosmographey in der Textfassung von 1550 18 ) zurückgeht, von Giske z. T. mißverstanden worden; so glaubt er, die Verse 100 - 104, die von durch Kaiser Maximilian beendeter "viel zwietracht" "des glaubens halb" handeln, auf den Augsburger Religionsfrieden beziehen zu sollen, und nimmt aus der so dem Dichter zugemuteten Verwechselung von Karl V. und Maximilian II. einen Hauptgrund, das Gedicht so spät zu datieren; wer aber die Rostocker Geschichte genauer kennt, weiß, daß nur die durch Kaiser Maximilian I. 1495 beigelegte Rostocker Domfehde gemeint sein kann.
Entscheidend aber gegen Giskes späte Datierung ist der Umstand, daß sich schon in dem 1572 erschienenen ersten Bande der sog. Kölner Kosmographie von Braun und Hogenberg, auf die ich nachher noch näher eingehen werde, Nachstiche der Weigelschen Ansichten von Bremen, Rostock und Wismar finden. Sonach müssen die Originale also vorher, und damit sicher
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zu Lebzeiten Hans Sachs' († 1576) erschienen sein. Es ist aber völlig undenkbar, daß ein Nürnberger Verleger, während der Nürnberger Dichter noch lebte, ihm das Gedicht eines andern Verfassers untergeschoben haben sollte, um so weniger, als von diesem selben Verleger des Dichters eigenes Bildnis herausgegeben worden ist, auch - wenn ich nicht irre - noch andere seiner Schnitte mit Sachsschen Gedichten verbunden vorkommen. Ein Gedicht zu einer ähnlichen großen Ansicht von Altenburg in Holstein verfaßte Hans Sachs für den Verleger Georg Lauer in Nürnberg (Drug. hist. Bilderatlas I A Nr. 8).
Zu der Datierung "vor 1572", die ich nach der noch rohen Technik, wie der Form der Wappen etwa bis 1550 - 60 heraufsetzen möchte, stimmt nun auch bei beiden Ansichten der Befund der dargestellten Gebäude, was ich besonders für Rostock etwas näher erweisen möchte. Wenn freilich Floerke a. a. O. annimmt, das Rathaus bestehe noch aus zwei getrennten Giebelhäusern, so übersieht er, daß diese bereits 1315 durch die gotische siebentürmige Giebelwand verbunden wurden; m. E. ist hier, sei es schon in der ursprünglichen Zeichnung, sei es - wahrscheinlicher - bei der Übertragung auf den Holzstock eine Lücke geblieben: vom Rathaus ist weiter nichts vorhanden, als das eine spitze Türmchen. Dagegen sehen wir als Steintor noch den alten Bau mit gotischen Zackengiebeln, den Johann Albrecht I. am 1. März 1566 abreißen ließ, und dessen noch heute stehender Nachfolger 1574 zu bauen begonnen ward. Auffällig schon für den ersten Blick ist der ungefüge dicke Turm der Jakobikirche mit glatter Helmpyramide; Professor Josephi sprach mir gegenüber einmal die Vermutung aus, daß der Holzschneider ein auf der Zeichnung den Turm umgebendes Baugerüst irrtümlich als Umriß des Turmes selbst auf den Holzstock übertragen hätte; dazu würde stimmen, daß nach Lindebergs von Schlie gebilligtem Bericht der Turmbau erst 1588 vollendet ward. Aber da der zu Rostock lebende Vicke Schorler auf seiner Darstellung noch 1583 der Kirche dieselbe Turmform verleiht, so muß der Turm doch wohl erst kurz vor 1588 die schlanke Spitze mit den beiden Laternen bekommen haben, wie sie sich zuerst auf der größeren Braun und Hogenbergschen Ansicht von 1596 zeigt. Von der Petrikirche ist das Schiff nicht mehr auf Zeichnung oder Holzstock hinaufgegangen; nur der Turm ohne Helm ist vorhanden. Die Zerstörung des Helms durch einen Blitzschlag erfolgte am St. Gallentage (16. Okt.) 1543, die Wiederaufrichtung um 1575, in welchem Jahre am 30. (wohl nicht 13.) September der noch nicht vollendete Helm herabgeweht und erst 1577 wiederher-
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gestellt wurde. der Turm von St. Nikolai zeigt ebenso wie auf dem Braunschen Bilde die vier Giebel, die der Nachstich bei Westphalen in acht (!) verhunzt hat. Nach Tagebuchnachrichten aus 1600 - 1625 19 ) ist der Helm einschließlich der vier Steingiebel 1618 abgebrochen und 1619 ohne deren Wiederherstellung neu gebaut; auffälligerweise finden sich die Giebel aber noch auf dem größeren Merianschen Blatt, während sie bei Grape mit Recht fehlen 20 ).
Die Weigelsche "Abconterfeitung der Stadt Wießmer" ist einem ähnlichen Geschick in der Höhe unterlegen, wie Rostock in der Breite; die Spitze des Nikolaiturms und - vielleicht - die kleine zwischen den vier Turmgiebeln von St. Marien belegene Spitze gingen nicht mehr auf den Holzstock hinauf; letztere mag aber nach dem Brande von 1539 noch nicht wieder erneuert gewesen sein. Im übrigen macht das Wismarsche Bild infolge seiner beiderseitigen landschaftlichen Umrahmung einen künstlerisch schon etwas befriedigenderen Eindruck als das Rostocker.
Die beiden Weigelschen Blätter 21 ), besonders aber das Rostocker, haben nun einen lange Zeit währenden Einfluß geübt, worauf bei Besprechung der Braun und Hogenbergschen Ansichten genauer einzugehen ist.
Es gibt eine Darstellung der zu Rostock 1564 zwischen Dänen, Schweden und Lübeck geführten Friedensverhandlungen, links oben eine Seeschlacht, rechts ein hochgetürmtes Gebäude, Rostochium bezeichnet, mit den verhandelnden Staatsmännern auf offenem Altan; über einem Toreingang hängt das fünfschildige mecklenburgische Wappen zwischen zwei aus Schießscharten ragen-
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den Geschützmündungen. Unten beschreiben links vier Verszeilen die Seeschlacht, rechts finden sich drei Reihen Text über die Friedensverhandlungen. Das Bild hat aber keinerlei Ähnlichkeit mit Rostock; bei genauerer Betrachtung ergibt sich oben rechts und unten ausgeschliffene Schrift. Man erkennt: es ist eine alte Platte hierfür umgestochen. Sie hat offenbar zu der großen Folge der Franz Hogenbergschen Geschichtsblätter gehört, die im letzten Drittel des 16. und im Anfang des 17. Jahrhunderts in etwa 400 Blättern zunächst die Begebenheiten der niederländischen Kriege, dann aber auch andere zeitgeschichtliche Ereignisse wiedergeben. Von Franz Hogenbergs Hand ist die Platte sicher gestochen; in zwei von mir durchgesehenen Sammelbänden dieser Stiche in Hamburg und München - beide wie stets nur einen Teil der Folge enthaltend - fand ich die Urplatte nicht; ich vermute, daß sie ursprünglich den Friedensschluß auf der Isle aux Boeufs bei Orleans am 13. März 1563 darstellte 22 ). Unser Blatt in umgestochener Fassung scheint verwendet in Gaspar Ens Rerum Danicarum a Friderico II. . . gestarum historia, bella Ditmarsicum & Suecicum complectens. Francofurti, impensis Petri Fischeri 1593, Tafel 9 23 ). - Als Bild von Rostock muß es ausscheiden.
Eine der bedeutendsten Erscheinungen nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa und darüber hinaus war eine Sammlung von Städtebildern, die ein Kölner Geistlicher Georg Braun 24 ) nach sorgfältiger Vorbereitung herausgab, die sog. Kölner Kosmographie, allmählich auf 6 Bände angewachsen. Im Verein mit den Stechern Franz Hogenberg und Simon von den Neuwel (Novellanus) erschien 1572 ein erster Band, noch nicht als liber primus bezeichnet, betitelt "civitates orbis terrarum", außer dem Kupfertitel und lateinischer Vorrede 59 Doppeltafeln in Großfolio enthaltend, die auf der Außenseite erklärenden lateinischen Text, auf den Innenseiten zum Teil eine, zum Teil 2, 3, ja 6 Ansichten in guter Kupferradierung boten; die Tafeln wurden sowohl schwarz wie auch koloriert ausgegeben. Da das Werk großen Anklang und Absatz fand, folgte etwa 1576 der zweite, 1581 der dritte, um 1588 der vierte, um 1597 der fünfte und 1617 der sechste Band, alle in gleichem Umfange, nur der
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fünfte enthält 10 Tafeln mehr. Von 1574 an erschien auch eine Ausgabe mit deutschem, etwas später auch mit französischem Text. Alle Bände wurden wieder und wieder aufgelegt: vom ersten Band konnte ich bisher etwa 24 verschiedene Drucke, wenigstens der Vorstücke, feststellen, bis zum sechsten in etwa 10; vor allem ward der Text immer wieder in neuem Satz gedruckt, später auch erweitert und weiter fortgeführt, was ich z. B. bei einem der meckl. Blätter bis 1631 fand. Aber auch die Platten erlitten mannigfache Veränderungen, oft, weil Verbesserungen, etwa an den Trachten und Wappen, anzubringen waren, manchmal ward auch eine Platte durch eine ganz neue ersetzt, vielleicht weil die alte zerbrach.
Georg Braun war aufs emsigste bemüht, sich nicht bloß an vorhandene ältere Vorbilder zu halten, wozu er im ersten Bande noch z. T. genötigt war, sondern er suchte durch tüchtige Künstler Originalaufnahmen zu erhalten; so hat besonders Georg Hufnagel und sein Sohn Jakob viele Bilder beigesteuert. Aber Braun benutzte auch seine weitreichenden Verbindungen mit hohen Herren zur Förderung seines Werkes. So stand er in regem Briefwechsel mit dem Produx Cimbriae, dem schleswigschen Statthalter Heinrich Rantzau, der ihm eine größere Zahl von Aufnahmen besonders norddeutscher Städte zukommen ließ. Auch die mecklenburgischen Blätter des fünften Bandes verdankt Braun seiner Vermittelung. Über die Ansicht von Wismar hat sich ein Briefwechsel im dortigen Ratsarchiv erhalten, ein deutsches Schreiben von Bürgermeister und Rat an Heinrich Rantzau vom 17. Juni 1595 und ein lateinischer Dankbrief Georg Brauns vom 25. September, wobei er einen Abzug der fertig gestochenen Ansicht zum Dank übersendet. Beide Briefe sind s. 3. durch Vermittelung des Dr. Fr. Crull von Heinrich Lempertz veröffentlicht 25 ), werden aber als Anlage II von neuem in von Dr. Techen genau verglichenem Abdruck wiedergegeben, da sie an jenem entlegenen Orte für uns fast verschollen sind. Die Wismarsche Ansicht (nebst Beschreibung) ist vom Ratsherrn Georg Jule "ins Werk gericht" - was vielleicht nur auf den Text geht -, die von Ratzeburg durch Gerdt Hane 1588 gezeichnet, der Künstler der Rostocker Ansicht ist unbekannt. Wenn Westphalen auf seinem schlechten Nachstich sie dem Petrus Lindeberg zuschreibt, so hat er die Textüberschrift mißverstanden; der Text ist die ein wenig gekürzte Topographie Rostocks, die Lindeberg, übrigens ein für
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Heinrich Rantzau vielfach arbeitender Gelehrter, 1594 in lateinischer Sprache veröffentlicht hatte.
Auch nach Brauns Tode blieben die Platten zunächst noch in Köln; später erwarb sie Johannes Jansson in Amsterdam, der sie geographisch ordnete und durch zahlreiche prächtige neue Blätter, meist von Wenzel Hollar gestochen, vermehrte, auch unmodern gewordene Schildumrahmungen durch zeitgemäßere ersetzte. So erschien das Werk um 1657 neu in 8 Bänden 26 ) auf Groß - Papier mit vielfach erweitertem Texte; die beiden 1657 ausgegebenen Oberdeutschland umfassenden Bände führen auf dem Kupfertitel die Aufschrift: Theatrum exhibens illustriores principesque Germaniae superioris civitates, auf dem Buchdrucktitel aber: Urbium . . . tabulae. Der Text ist nur lateinisch. In dieser Ausgabe finden wir alle fünf in Köln ausgegebenen meckl. Bilder wieder und dazu eine prachtvolle Vogelschauansicht Rostocks von Wenzel Hollar, deren Zeichnung aber erheblich weiter zurückliegen muß. Die Verlagsnachfolger veröffentlichten dann im Jahre 1682 eine Auswahl der wichtigsten und besten Platten in zwei Bänden unter holländischem Titel 27 ), wobei auf manchen Platten veraltete Staffagen ausgeschliffen und durch andere Vordergründe ersetzt wurden (so auch bei dem Blatte Wismar). Diese wie die folgenden Ausgaben sind ohne Text auf der Rückseite der Stiche. Wohl in den neunziger Jahren des Jahrhunderts erwarb dann die Platten der Amsterdamer Stecher und Verleger Frederick de Wit, der sie mit seiner Adresse versah und neu geordnet unter dreisprachigem Titel 28 ), aber ohne Jahreszahl herausgab. Endlich gelangte wenigstens ein Teil der Platten im Anfang des 18. Jahrhunderts in den Besitz des Leydener Verlegers Peter van der Aa, der aus ihnen und vielen andern von ihm zusammengekauften
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Kupferplatten ein umfangreiches Bilderwerk 29 ) in 66 Bänden um 1729 zusammenstellte, von denen vier Bände mit 155 Tafeln Deutschland umfassen; aus Braun findet sich darin nur noch die größere Ansicht von Wismar in stark abgetriebenem Abdruck.
Auf das Werk Brauns und seine Wandlungen mußte etwas genauer eingegangen werden, da es für die Städteansichten bis auf Merians Zeit größten Einfluß geübt hat, auch auf die mecklenburgischen; wir wenden uns nun diesen im besondern zu.
Der erste Band des Braunschen Städtebuchs enthält als Blatt 27 der lateinischen, 28 der deutschen und französischen Ausgabe eine Platte mit vier Ansichten, oben Wittenberg (fälschlich Wittenburg bezeichnet) und Frankfurt a. O., unten links Rostock, rechts Wismar, beide verkleinerte Nachstiche nach Hans Weigel, erstere Ansicht aber links durch Petrikirche und Tor ergänzt, beide aber mit verhängnisvoller Verwechselung 30 ) der Überschriften, so daß zur Linken Wismaria, zur Rechten Rostochium steht. Dieses Versehen beeinflußt auf viele Jahrzehnte alle späteren Nachbildungen dieser Stiche. Aus unbekanntem Grunde wird diese Platte bald verändert und erhält statt der Seitenansicht von Wittenberg eine wenig gute Vogelschauansicht dieser Stadt. Nach einigen Jahren muß die Platte ganz verunglückt sein und wird durch eine viel gröber gestochene ersetzt, auf der die Ansichten näher zusammengerückt, auch die Überschriften anders abgeteilt und ohne Verzierungen sind.
Etwa 1597 - diese Jahreszahl tragen die drei jüngsten Ansichten des Bandes - bringt Band V als Nr. 43, 46, 47 die schon oben erwähnten drei ganzseitigen Bilder von Ratzeburg, Wismar und Rostock, besonders die beiden letzteren vortreffliche, perspektivisch gehaltene Ansichten, von denen Wismar nun das spitze Türmchen zwischen den vier Turmgiebeln an St. Marien aufweist. Rostock hat bei St. Petri wie St. Nikolai spitze hohe Helme, bei Nikolai aus vier dreieckigen Giebeln aufsteigend; bei St. Jakobi sieht man die wohl 1588 entstandene neuere Turmform, aber mit dreifacher (!) Laterne, das siebentürmige Rathaus ist deutlich zu erkenmen, dagegen sind am Strande nicht sieben, sondern acht (und eine kleine in einem Häuschen endigende) "Kopmans-
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brüggen" vorhanden. Neu aufgenommen in diesem Bande ist ein Bild von Ratzeburg, aus der Vogelschau gesehen, im Vordergrunde das später (1690) völlig abgerissene, z. T. unter Wasser gesetzte alte Schloß, dahinter die Stadt mit den früheren, nach dem Brande von 1693 ganz veränderten Straßenzügen und mit dem Dom.
In der Neuausgabe von Jansson 1657 werden nicht nur alle früheren Blätter unverändert wiederholt, nur unter andern Nummern (119 Ratzeburg, 122 Rostock, 152 Wismar, 155 Wittenberg - Frankfurt - Wismar - Rostock), sondern es tritt als Blatt 123 eine herrliche Vogelschauansicht Rostocks von dem berühmten Kupferstecher Wenzel Hollar (1607 - 1677), einem Schüler des älteren Matthaeus Merian, hinzu, unten links acht sehr zierliche Trachtenfiguren, unten rechts 36 Erklärungsnummern enthaltend. Durch die genau von Norden her geschehene Aufnahme ist die Wiedergabe des Rathauses unmöglich gewesen; aber für viele andere Gebäude gibt das Bild die einzige ältere Darstellung, die wir haben. Bei St. Nikolai fehlen - in Bestätigung der oben angeführten Nachricht - bereits die vier Giebel des Turms. Das Mönchentor erscheint gleich dem Lager - Tor und anderen mit abgetrepptem Giebel, was klar gegen die Wirklichkeit des Renaissance - Prachtbaus bei Vicke Schorler spricht; er ist sicher nicht zur Ausführung gekommen. Das Kröpeliner Tor hat seinen 1597 noch vorhandenen Wehrgang nicht mehr.
Aus verschiedenen schon und noch nicht vorhandenen Baulichkeiten hat W. Josephi 31 ) festgestellt, daß die Vorlage zu Hollars Stich schon zwischen 1624 und 1626 entstanden sein muß; darnach hat Hollar sie schwerlich selber aufgenommen, auch wenn er - was die geschichtlichen Ereignisse in Böhmen mir wahrscheinlich machen - schon erheblich früher als 1627 aus Böhmen verbannt sein dürfte.
Bei der späteren Neuausgabe durch die Jansson - Waesbergeschen Erben erleidet nur eine der Braunschen Platten, das größere Blatt Wismar, eine erhebliche Veränderung: es wird der ganze Vordergrund mit den Trachtenfiguren herausgeschliffen, die Platte erheblich verschmälert und ein neuer Vordergrund eingestochen, der links eine breite Kuff unter Segel und ein Bot, rechts Fischer und
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Weidevieh nebst einem Knaben zu Pferde aufweist; durch diese Änderungen, besonders auch des Verhältnisses der Höhe zur Breite der Platte, hat das Bild an künstlerischer Wirkung gewonnen.
Die Braun und Hogenbergschen Ansichten, zunächst die beiden ältesten von 1572, haben vielen andern Städtebildern als Vorlage gedient, wodurch die Verwechselung der Namen immer weiter ging, bis endlich Wismar seine eigene Darstellung ganz einbüßte, weil sein fälschlich den Namen Rostock tragendes Bild bald durch ein wirklich Rostock vorstellendes Blatt ersetzt wurde.
1. Um 1580 erschien in Venedig eine große Folge kleiner Ansichten, meist von Francesco Valegio, einige auch von Martin Rota gestochen, anscheinend zunächst einzeln ausgegeben 32 ), erst hernach mit einem Titelblatt "Raccolta di le piv illvstri et famose citta di tvtto il mondo" versehen. Eine zweite gegen 1600 herausgekommene Ausgabe vereinigte je zwei Stiche auf einer Seite und erhielt ein sehr reich ausgestattetes Titelkupfer, worin ein ausführlicherer Titel "Teatro delle piv illvstri et famose citta del mondo. . . In Venetia Donato Rasicoti forma . . ." mit Rötel eingedruckt war. Beide Ausgaben bieten ziemlich flüchtige Nachstiche von Wismaria (= Rostock) und Rostochium (= Wismar) nach Braun I, mit je vier Zeilen Text am untern Rande; in der zweiten Ausgabe sind Wismaria und Brema, Rostochium und Ossenborgh je auf einem Blatte abgedruckt.
2. Wenig später gab der betriebsame Verleger Nikolaus Basse in Frankfurt am Main ein Städtebuch heraus, das sich in der ersten Ausgabe 1581 als eine Neubearbeitung eines "Summarischen Auszug von Erbauung und Ankunft etlicher namhaftiger Stätte" des D. Wolffgang Jobst durch den Marburger Prokurator Abraham Saur von (aus) Franckenberg 33 ) gibt, in der zweiten 1585 aber letzteren allein als Verfasser nennt. Aber erst die dritte Ausgabe von 1587 bringt einige (6) Städteansichten in Holzschnitt in schmalem Querformat; nur der Text aller drei Ausgaben geht
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auch auf Mecklenburg mit Rostock und Wismar ein. Dann aber nimmt der Verleger eine einschneidende Verbesserung vor; wohl von 1590, sicher von 1593 ab sind die weiteren Ausgaben mit zwar kleinen, aber sehr zierlich in Holz geschnittenen Städtebildern versehen, und nun finden wir S. 115 die Abbildung von Wismar nach Braun, aber mit der Überschrift "Die Stadt Rostock" (so in der Ausgabe von 1593); 1595 wird der Text erweitert und Rostock - Wismar auf die S. 162 versetzt, welchen Platz es auch in der letzten 8°- Ausgabe von 1610 bewahrt; 1658 wird das Werk von Hermann-Adolph Authes neu bearbeitet und, textlich stark vermehrt, in 4° neu herausgegeben; das alte Bild kehrt hier unter R S. 73 wieder.
Basse wußte aber mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und gab neben diesem deutschen 1595 auch ein lateinisches Städtebuch in 4° heraus, von dem Würzburger Universitätslehrer und Leibarzt Adrianus Romanus bearbeitet, unter dem Titel Parvvm theatrvm vrbivm sive vrbivm praecipvarvm totivs orbis . . . descriptio, das 1608 in neuer Auflage erschien; beide Drucke enthalten S. 106 denselben Holzschnitt von Wismar als Rostochium.
Endlich verlegte Basse auch des Pfarrherrn Johann Rauw (Ravius) zu Wetter große deutsche Kosmographie 34 ), die in einem starken Foliobande, reich illustriert, zuerst 1597 erschien; auch sie enthält denselben Holzschnitt von Wismar - Rostock auf S. 496.Obwohl das Werk besser bearbeitet war als das von Münster und von Viktor Hantzsch in seiner Arbeit über diesen S. 161 als treffliche Arbeit gelobt wird, scheint ihm doch kein buchhändlerischer Erfolg beschieden gewesen zu sein; denn die beiden späteren Auflagen von 1612 und 1624 erweisen sich bei genauerem Vergleich als Titelausgaben des ersten Drucks mit entsprechend veränderten Vorstücken. So erklärt sich auch, daß Rauws Werk recht selten ist.
3. Von 1608 an gab Antonius von Albizi (Albitius), der lange Jahre zu Augsburg und dann zu Kempten lebte, wo er 1626 im Alter von 78 Jahren starb, in zahlreichen lateinischen und deutschen Ausgaben "Christlicher Fürsten und Potentaten Stamm-
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bäume" in Großfolio heraus, deren von Daniel Custos hergestellte Stiche er am Fuß mit Ansichten schmücken ließ; so trägt der Stammbaum der mecklenburgischen Herzoge unten die Ansicht Rostochium, von St. Petri bis St. Johannis reichend, ziemlich frei nach Braun Band V. Mir lagen Ausgaben von 1619 und 1627 vor, nicht im Bilde, sondern nur im vermehrten Stammbaum verschieden.
4. Der Leydener Geograph und Historiker Petrus Bertius, der schon 1612 fünf Bücher geographischer "Tabeln" veröffentlicht hatte, gab 1616 im Verlage von Joannes Jansson zu Amsterdam heraus: Commentariorum rerum Germanicarum libri tres, Querfolio, reich mit gestochenen Karten und Ansichten geziert, letztere nach Braun und Hogenberg; S. 652 ist Rostock, S. 715 Wismar enthalten, beide mit lateinischem Text auf der Rückseite des folgenden Blattes. Während aber "Wismar" dem alten Rostocker Vorbild aus Braun I weiter folgt, findet sich als "Rostock" eine nicht üble verkleinerte Nachbildung der großen Ansicht aus Braun Band V; von den dortigen zehn Trachtenbildern sind vier übernommen. So liegen in Wahrheit jetzt zwei Abbildungen von Rostock, keine von Wismar mehr vor. Der Stecher ist nicht genannt; mehrfach wird Peter von den Keere (Kaerius) als solcher angegeben; doch ist mir das nicht gerade wahrscheinlich, da - als einzige - die Ansicht von Würzburg ein bis jetzt nicht gedeutetes Monogramm aufweist, das Keer jedenfalls nicht angehört. Die zweite Auflage 1632 wiederholt dieselben Stiche an gleicher Stelle, eine dritte erscheint 1635 in 12° ohne Bilder; dagegen ist der Stich von Rostock (nach Braun V) 1620 auch für das - sehr seltene - holländische Werk benutzt: "T'Keyser - Ryck van Duytsch - land . . . met een verhael van de Academien . . .", das ebenfalls in Janssons Verlage erschien. Ferner finden sich beide meckl. Blätter wie viele der anderen auch in sehr gutem Abdruck ohne Text auf der Rückseite, ob einzeln oder in einem Werk zusammen erschienen, konnte ich bisher nicht feststellen 35 ).
5. Vom Jahre 1623 an gab der Frankfurter Kupferstecher Eberhard Kiefer in zwei Folgen von je acht Heften ein sehr zierlich gestochenes Städtebuch in klein quer - 4° heraus, in dem jedes
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Blatt außer der Ansicht ein Sinnbild, ein "Emblem" enthält, das mit dem Ortsbilde - wie er ausdrücklich erklärt - in keinerlei Zusammenhang steht, auch durch Sinnsprüche und Reime erläutert wird. Zur Auswahl dieser Embleme und zur Verfertigung der Verse bediente Kiefer sich des damals in Frankfurt lebenden "kaiserlich gekrönten Dichters" Daniel Meisner aus Commothau in Böhmen, der aber schon über der Bearbeitung des 6. Heftes hinstarb. An den Stichen hat er überhaupt keinen Teil, und es ist unverdiente Ehre, wenn man das Werk immer nach ihm, statt nach Kieser benennt; die Verse zu den folgenden Teilen haben u. a. Liebold, Gottfried, Kornmann geliefert. Das Werk selbst führte den lateinischen und deutschen Titel: Thesaurus philopoliticus . . . Politisches Schatzkästlein. Kieser gewann für das Werk, an dem er anscheinend selber nicht mitarbeitete (wenigstens findet sich auf keinem Blatt sein Name oder Monogramm), hervorragend tüchtige Stecher; im 1. Bande wirkte außer Sebastian Furck vor allem Matthaeus Merian d. Ä. mit, von dem nicht nur der Stich, sondern auch viele Aufnahmen herrühren. Bei Kiesers im November 1631 erfolgten Tode lag die Sammlung in zwei Bänden oder 16 Heften mit über 800 Kupferstichen vollendet vor. Hernach erwarb Paul Fürst in Nürnberg die Platten, ordnete sie neu und gab sie von 1637 an unter dem Titel Sciographia cosmica in acht Bänden neu heraus, seine Erben 1678 nochmals als Sciagraphia cosmica, spätere Besitzer der Platten noch ein- bis zweimal. Während für süd- und mitteldeutsche Orte sich viele Neuaufnahmen finden, begnügte das Werk sich für unsere Gegenden mit Wiedergabe der Braunschen Bilder, anscheinend z. T. auf dem Umwege über Bertius. Im 1. Heft der Kieferschen Ausgabe erschien Rostock als Blatt 40 (= Braun V), im vierten Ratzeburg als Blatt 34 und im siebenten "Wismar" als Blatt 51, letzteres wieder Rostock nach Braun I bietend. Verschiedene Änderungen an Inschriften und Nummern lassen fünf verschiedene Plattenzustände feststellen, aber wohl nicht durchweg bei allen Blättern; von "Wismar" lagen mir alle fünf vor.
6. Nach Gustav Adolfs Siegeszuge durch Deutschland verfaßte der Pfarrer Johann Ludwig Gottfried 36 ) zu Offenbach im
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Ysenburgischen eine Schrift "Inventarium Sueciae d. i. Beschreibung des Königreichs Schweden", die 1632 bei Friedrich Hulsius zu Frankfurt in Folio herauskam und nach Gustav Adolfs Tode mit einem Nachtrage vermehrt ward. Das Buch ist nicht nur mit den von Seb. Furck gestochenen Bildnissen schwedischer Könige geschmückt, sondern auch mit einer großen Zahl von eingedruckten Städtebildern in äußerst feiner Radierung, auch einigen losen Tafeln geziert; sie sind schwerlich von Hulsius selber gestochen, zwei führen ein noch nicht aufgelöstes Monogramm HK 37 ). Auf S. 362 ist Rostock, auf S. 372 "Wismar" dargestellt, wieder beides Rostock nach Braun wie bei Bertius und Kiefer.
7. Eine sehr mäßige, z. T. irreführende Nachbildung der großen Rostocker Ansicht bei Braun V gibt E. J. von Westphalen in seinen Monumenta inedita Band III zu Sp. 782, fälschlich den Stich nach der Zeichnung Lindebergs benennend. Neben anderen Veränderungen hat er dem Nikolaiturm auf jeder Seite 2, also 8 Giebeldreiecke gegeben! Zu den Trachtenbildern hat er noch einige lateinische Erklärungen hinzugefügt, die dann auf dem Tiedemannschen Steindruck, der Werner Reinholds Chronik von Rostock 1836 beigegeben ward, ins Deutsche übertragen wurden. Während ich sonst nicht auf neuere Nachbildungen alter Bilder eingehen kann, muß ich doch auf eine eigenartige freie Wiedergabe dieser Ansicht in sehr frühem Steindruck hinweisen, in der die Trachtenfiguren stark in den Vordergrund treten, das Stadtbild mehr nebensächlich erscheint 38 ).
Im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts wirkt in Rostock als Buchdrucker Moritz Sachs (Saxo), von Stieda 39 ) zu den Privat-
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buchdruckern gezählt, aber wie von den Hansestädten, so auch vom Rat der Stadt für amtliche Drucksachen benutzt; gerade auf derartigen Verordnungen wendet er 1614 und 1623, vielleicht noch öfter, einen Titelholzschnitt an, der die Stadt Rostock von SW, also von der Landseite her, wiedergibt; er ist roh gearbeitet, aber immerhin eine selbständige Aufnahme, freilich bei dem kleinen Maßstab und der ziemlich schülerhaften Zeichnungsart von wenig Bedeutung für die Rostocker Baugeschichte; das Kröpeliner Tor hat noch den Wehrgang, St. Nikolai noch die vier Turmgiebel, die 1618 abgebrochen wurden.
Wie schon 1620/21 auf größeren Kupferstichen die Städte zusammengestellt wurden, die sich Spinola ergeben mußten - mir lag einer mit 37 Städtebildern vor -, so ließ sich Kupferstecher- und Verlegergewerbe auch die Gelegenheit nicht entgehen, Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland in ähnlicher Weise zu verherrlichen. Teilweise ließ man selbständige Flugblätter erscheinen, teilweise gab man solche Ansichtsblätter auch Flugschriften bei, wie z. B. einer deutschen Ausgabe der Arma Suecica. Mir sind z. T. aus eigener Anschauung, z. T. aus Snoilsky 40 ) zehn derartige Darstellungen bekannt, vermutlich noch nicht alle erschienenen, da gerade von losen Flugblättern viel hat verloren gehen müssen. Bald geben diese Blätter nur in einfachen Feldern aneinandergereiht die eroberten Städte wieder, bald in einem Gustav Adolfs Bildnis umgebenden Schneckenband, bald als einen langen Strom, den der Papst auf Gustav Adolfs Lanzenstoß erbricht. Auch viele mecklenburgische Städte sind nach Zeitfolge der Eroberung darunter, aber nur bei wenigen scheint ein Streben nach Ähnlichkeit vorzuliegen, die meisten muten uns als reine Phantasiebilder an; zum hundertjährigen Gedächtnis gab 1730 der Augsburger Kupferstecher Elias Baeck alias Heldenmuth eine ähnliche Zusammenstellung auf zwei Blättern heraus, die sogar 205 Städte umfaßt. Genannt werden auf diesen Flugblättern Neubrandenburg, Gadebusch, Schwerin, Güstrow, Rostock, Ribnitz, Malchin (Walchein!), Fürstenberg, Sternberg, Grevismühlen, Parchim, Plau, Dömitz, Neustadt (ob in Meckl.?), Wismar, einige öfter, manche nur einmal.
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Zu den drei bisher allein graphisch dargestellten mecklenburgischen Orten treten erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts weitere Orte hinzu, als Matthaeus Merians Erben zu Frankfurt am Main in Fortsetzung des von ihrem Vater begonnenen großen Werkes der deutschen Topographieen im Jahre 1653 41 ) zur Herausgabe der Topographia Saxoniae Inferioris, der Beschreibung Niedersachsens, schritten. Freilich zwei Stiche hatte schon der Vater Merian 42 ) in der großen illustrierten Folioausgabe des Tractatus de rebus publicis Hanseaticis von Johannes Angelius von Werdenhagen dargeboten, die 1641 zu Frankfurt erschien, nachdem ein erster Druck zehn Jahre früher zu Leyden in zwei dicken Sedezbändchen herausgekommen war. In dieser großen Ausgabe findet sich unter den 191 Kupfern als Nr. 90/91 ein Doppelblatt mit der Ansicht von Wismar und Rostock; beide erinnern im übrigen noch an Brauns größere Darstellung, haben aber für beide Städte an der Hafenseite eine Reihe neuer Befestigungen; kleinere Abweichungen auf der Rostocker Ansicht (nur sechs Rathaustürme, Fraterhaus ohne Turm, auch wohl die Abweichungen am Jakobiturm) dürften ungenauer Arbeit des Stechers zur Last fallen. Diese beiden Ansichten werden nicht nur unverändert in der Topographie wiederholt, sondern sogar noch dem 1734 erschienenen 20. Bande des Theatrum Europaeum wieder beigegeben, der die Jahre 1713-1715 behandelt.
Wie schon oben erwähnt, trat dann im Jahre 1653 die "Topographia Saxoniae Inferioris Das ist Beschreibung der Vornehmsten Stätte vnnd Plätz in dem hochl: NiderSachß. Crayß" ans Licht, die mit Ausnahme von Braunschweig - Lüneburg, dem auf Wunsch der Herzoge ein besonderer Band gewidmet ward, das ganze niedersächsische Gebiet bis nach Magdeburg und Halle hinauf behandelte. Auch dieser Band legt Zeugnis ab für die künstlerischen Absichten und Fähigkeiten der Herausgeber; den Text stellte wie meist Martin Zeiller zusammen, Stich und Druck besorgte und überwachte Merians zweiter Sohn Caspar, während
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dem älteren Bruder Matthaeus dem Jüngeren 43 ) mehr die Fortsetzung des Theatrum Europaeum oblag. Auffallen muß für unser Gebiet, daß die Topographie keine Ansicht von Ratzeburg bringt; infolgedessen wirkt die Braunsche Abbildung noch bis in das letzte Viertel des Jahrhunderts nach. Dagegen finden sich zwölf neue mecklenburgische Blätter.
Für Rostock gibt das Werk noch eine größere 65 cm breite Ansicht, den Standpunkt ein wenig verschoben gegen die von 1641, wenn auch sonst ihr sehr ähnlich; manche Fehler sind berichtigt; so hat das Fraterhaus wieder seinen Turm, das Rathaus die siebente Spitze; manches andere aber gibt zu Bedenken Anlaß, so wenn der Jakobiturm wieder - nach Braun - lange Blenden und eine einfachere Spitze ohne Galerie erhalten hat, auch wenn an der Hafenseite weniger Bastionen vorhanden sind als bei Werdenhagen 1641; bietet das Kröpeliner Tor auch hier noch seinen Wehrgang, so muß gegen die Richtigkeit dieser Einzelheit ein Vergleich mit dem oben besprochenen Hollarschen Vogelschaubilde sprechen.
Einigen Exemplaren der zweiten Ausgabe des ersten Drucks des Werks ist ein oben bei dem handschriftlichen Belagerungsplan von 1631 schon erwähnter "Wahrer Geometrischer Grundtriß der Stadtt Rostock" als Vogelschauplan beigegeben, mit 54 Erklärungen; hier hat - richtig! - St. Nikolai schon keine Turmgiebel mehr und der Wehrgang am Kröpeliner Tor ist fortgefallen. Vermutlich ist die Platte bald zerbrochen, was bei der Wichtigkeit und Zuverlässigkeit des Planes zu bedauern ist.
Ein ähnlicher Vogelschauplan findet sich, und zwar stets, für Wismar; er zeigt die während des großen Krieges auf Wallensteins Drängen errichtete fünfseitige Zitadelle.
Zu diesen beiden altbekannten Städten treten nun eine Reihe weiterer, die bisher noch keine Abbildung fanden, vor allem die beiden Residenzstädte Schwerin und Güstrow, erstere in einer sehr schönen Ansicht, die noch das Bild der Stadt vor dem Brande, auch die alte Schelfkirche, aufbehalten hat, von Caspar Merian selber gestochen; von Güstrow finden wir zwei Blätter, ein von demselben Künstler herrührendes Bild von Südosten aus mit dem Schloß im Vordergrunde, und einen großen Vogelschauplan, durch Carl Henr. à Osten gezeichnet. Weiter finden wir die beiden Nebenresidenzen Bützow und Gadebusch , die Festung Dömitz , Kloster Rühn, sowie das 1648 schwedisch
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gewordene Neukloster, endlich einen ziemlich kümmerlichen Grundriß von Plau; mehrfach sind zwei Orte auf einer Platte dargestellt 44 ). Auch eine Karte von Mecklenburg 45 ) ist dem Werke beigegeben.
Es ist nicht anzunehmen, daß etwa Caspar Merian selber diese neuen Ansichten an Ort und Stelle aufgenommen hat, vielmehr möchte ich glauben, daß Matthaeus der Jüngere, der längere Zeit als Porträtmaler den schwedischen Feldmarschall Karl Gustav von Wrangel begleitete und 1650 mit ihm in Wismar 46 ) war, der Vermittler, schwerlich der Zeichner, der Aufnahmen gewesen ist.
Der Einfluß der Merianschen Topographie auf unsere Städteabbildungen ist nicht minder groß gewesen als der des Braunschen Werks, er erstreckt sich bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, ja - wenn auch vielleicht über eine Zwischenstation hinweg - bis zu den rohen Stichen im Privilegierten Zittauischen Tagebuch, wo wir 1801, 1804, 1818 noch Stiche von Güstrow, Rostock, Wismar, Dömitz nach Merian finden.
1. Zuerst traten die Holländer auf den Plan: 1656 gab der Amsterdamer Verleger Aegidius Janßon Valckenier "Regnorum Sueciae, Gothiae, . . & Urbis Wismariae descriptio nova" in 12° heraus, deren Widmung der Ulmer Rektor Martin Zeiller 1649 unterzeichnet (also wohl ein Nachdruck!), mit einer größeren Karte und vielen zierlichen Städteansichten und Plänen geschmückt; zu der S. 545 - 59 reichenden Beschreibung von Wismar ist ein Nachstich) des Merianschen Vogelschauplans beigegeben. Dann folgt 1658 im Verlage von Johannes Janßon junior, ebenfalls zu Amsterdam, der erste lateinische Bädeker in Taschenformat, eine Übersetzung des in Folio erschienenen deutschen Reisebuchs desselben Martin Zeiller; sie führt auf dem Buchdrucktitel die Bezeichnung "Fidus Achates", auf dem Kupfertitel "Itinerarium Germaniae" und ist mit einer sehr großen Zahl
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von guten Kupfern, wohl ausnahmslos nach Merian, ausgestattet; zu S. 194 finden wir eine Ansicht von Rostock nach Merian 1641, zu S. 197 einen Nachstich desselben Plans von Wismar wie 1656, aber in abweichendem Neustich.
2. Dann kamen auch in Deutschland Länderbeschreibungen und Reiseführer in Kleinformat auf, die ebenfalls mit kleinen Nachstichen Merianscher Blätter geziert wurden, u. a. im Verlage von Christoph Riegel, David Funck, W. E. Felsecker, alle in Nürnberg, Daniel Bartholomäi in Ulm u. a. Sie benutzen teilweise dieselben Platten, stechen auch wohl einer dem andern nach. Durch die Unsitte der Antiquare, solche kleinen Blätter den Werken zu entnehmen und einzeln zu verkaufen, ist es sehr erschwert, diese meist in Größe von 6 1/2 zu 11 1/2 cm gehaltenen Blättchen den einzelnen Quellen zuzuweisen. Mir liegen, z. T. mit leichten Veränderungen nach Merian, Dömitz, Güstrow, Rostock, Wismar, meist in mehrfacher Aufmachung, vor, von denen ersteres der "Beschreibung des Elbstroms", letztere drei u. a. dem "Getreuen Reisegefährt durch Ober- und Niederteutschland", beide bei Christoph Riegel um 1686 (ob auch schon 1668?) erschienen, zuzuweisen sind, vielleicht daneben aber auch den Werken anderer oben genannter Verleger.
3. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts beginnt und zieht sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hin eine große Folge von meist zart gestochenen Ansichten und Plänen, die der aufeinanderfolgenden Arbeit von drei Kupferstechern und Verlegern in Augsburg ihr Entstehen und Wachsen verdanken: Johann Stridbeck junior, Gabriel Bodenehr und als letzter Besitzer der Platten Georg Christoph Kilian. Ersterer fing an, die Kriegsschauplätze etwa vom letzten Drittel des 17. Jahrhunderts ab durch Sammlungen von Karten, Plänen und Ansichten der schaulustigen Welt vor Augen zu führen, u. a. brachte er schon den Titel "Curioses Staats- und Kriegs-Theatrum in - - "auf, den sein Nachfolger Bodenehr dann für mehr als vierzig Gebiete fortführte. Letzterer faßte dann aber außerdem die Karten, die Pläne, die Ansichten je für sich in Sammelwerken, dem "Atlas Curieux", der "Force d'Europe" (drei Bände) und "Europens Pracht und Macht" (ebenfalls drei Bände) zusammen, denen dann der dritte Plattenbesitzer Kilian nachträglich nur seine Adresse aufsetzte. In diesen großen Sammelwerken sind die Blätter der einzelnen Teile mit fortlaufenden Nummern versehen, in den Einzeltheatern nicht. Für unser Gebiet kommen aus Stridbecks Tätigkeit in Be-
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tracht nach Merian Wismar in Ansicht und Vogelschauplan (und nach einem später zu erwähnenden Werke von De Fer Plan von Wismar, rings mit Vaubanschen Befestigungen umgeben, wie sie in dieser Form nicht zur Ausführung gekommen sind). Diese drei Blätter gehören wahrscheinlich zu der Sammlung "Nordische Länder. Unterschiedliche dieser Zeit berufene Länder, Gegenden, Städte . . . vorgestellet", sicher aber hernach zu Stridbecks "Curioses Staats- und Kriegstheatrum Dermaliger Begebenheiten in den nordischen Reichen", beide in Querfolio. Gabriel Bodenehr gab dann 1717 ein "Curioses Staats- und Kriegstheatrum . . . in Holstein, Pommern und Mecklenburg" heraus, dem außer obigen drei Blättern, die zum Teil Textvermehrung erhielten, weiter enthalten waren: Güstrow Vogelschauplan, Rostock ebenso und größere Ansicht, endlich Ansicht von Schwerin, alle nach Merian. Ferner befindet sich im ersten Bande von "Europens Pracht und Macht" (um 1720) unter Nr. 75 ein gut gestochenes Blatt "Grodno Im Großherzogthum Litthauen"; in Wahrheit stellt es, wie der Augenschein lehrt, eine Ansicht von Güstrow nach Merian dar; aber bei der Eingravierung der Überschrift ist dem Stecher ein Mißgeschick begegnet, das in zwei Jahrhunderten bisher nicht festgestellt ward 47 ).
4. Als Einzelblatt liegt mir noch ein weiterer Nachstich der Merianschen Ansicht von Wismar vor, er ist bei gleicher Breite in der Höhe etwas zusammengerückt und trägt oben die Überschrift Wismaria ohne Wappen; ich vermute, daß er zu einem Flugblatt aus der Zeit der Eroberung durch die Dänen 1675 gehört.
5. Die Meriansche Abbildung von Schwerin und Güstrow und die Braunsche von Ratzeburg, aber jedesmal nur das Schloß, sind als Schmuck zweier hessischer Stammbäume benutzt, die einem Begräbnis - Prachtwerk beigefügt sind, dessen Titel lautet "Unverwelklicher Zedernbaum zum ewigen Angedenken an Georg II. von Hessen", herausgegeben von D. Johann Tack 48 ), 1662 zu Gießen in Großfolio erschienen; die Stiche sind von A. Haelwegh und J. Schweitzer.
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Zu Anfang des Jahres 1657 gab der "verordnete Schreib- und Rechenmeister" in Rostock Nicolaus Perleberg einen immerwährenden Kalender unter der Aufschrift Calendarium Perpetuum heraus, von 1656 bis 1760 reichend, und widmete das in Kupfer gestochene Blatt den Bürgermeistern, Syndicis und Ratsverwandten der Stadt. Das große mit allegorischen und astronomischen Bildern, Aderlaßmann u. dgl. reich gezierte Blatt enthält unten eine Ansicht von Rostock aus NW, die anscheinend selbständig aufgenommen ist; auffälligerweise haben dabei die Türme von St. Nikolai und St. Petri [!] Giebeldreiecke. Außer den 13 beigeschriebenen Erklärungen findet sich zu beiden Seiten des Bildes eine kurze Beschreibung von Rostock.
Infolge der Abtretung Wismars an Schweden durch den Westfälischen Frieden wurde Mecklenburg mehrfach Schauplatz der Kämpfe, in die Schweden verwickelt ward; es ist daher kein Zufall, daß wie in den Druckschriften so auch bei den Abbildungen Rostock ganz zurücktritt, dagegen Wismar eine große Rolle spielt.
1. Nur ein schwerer Unglücksfall, der Rostocker Brand von 1677, gibt noch zu einem Bilde von Rostock die Veranlassung; in einem kleinen Sammelwerk "der verunruhigte holländische Löwe", herausgegeben von Amadeus von Fridleben 49 ), seit 1673 zu Nürnberg in 12° erscheinend, finden sich auch andere geschichtliche Ereignisse dargestellt. So enthält der zehnte Teil, 1678 erschienen, zu S. 443 eine Darstellung des brennenden Rostock; der Stecher des Blattes aber hat seine Vorlage (Merian - Werdenhagen 1641) irrtümlich richtig auf die Platte übertragen, so daß der Abdruck verkehrt, also im Spiegelbilde erscheint; die Zeichnung des Feuers und der Rauchwolken aber hat er richtig in den Osten seiner Wiedergabe verlegt, so daß tatsächlich auf dem Bilde nicht die Altstadt, sondern die Neustadt brennt, ein dritter Fall von Irrungen bei Wiedergabe mecklenburgischer Bilder.
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Zwei andere etwas spätere Darstellungen von Unglücksfällen möchte ich hier gleich anschließen, um hernach die eigentlich kriegsgeschichtlichen Bilder ungetrennt zu behandeln.
Am 28. Juli 1699 schlug der Blitz zu Wismar in die Pulvertürme beim Lübschen Tore, wodurch ein großer Teil der Neustadt mit dem Tore zerstört wurde. Das gab der Nürnberger Buchhändlerfirma von J. I. Felseckers Erben Anlaß, das Ereignis auf einem Flugblatte 50 ) abzubilden und zu beschreiben; auch in einer kleinen Nachbildung, ferner auf einem Nachtragsblatt zu Chr. Weigels Sculptura historiarum et temporum memoratrix unter Nr. VII ist das Ereignis wiedergegeben, letzteres anscheinend aber ganz freie Darstellung.
Das herzogliche Schloß zu Grabow, in dem damals der Herzog Christian Ludwig, jüngerer Bruder Karl Leopolds, später an dessen Statt vom Kaiser als Administrator eingesetzt und endlich regierender Herzog, seine Hofhaltung führte, ward am 3. Juni 1725 mit der ganzen Stadt durch eine Feuersbrunst zerstört. Dieses Ereignis gab nicht nur zu verschiedenen Brandpredigten Anlaß, sondern auch zu einem Kupferstiche in 4° mit der Aufschrift "Das durch Feuers Wuth verbrande Grabow". Über den Künstler ist mir nichts bekannt geworden.
2. Der 1675 von den Schweden gegen Brandenburg und Dänemark geführte Krieg läßt Wismar und Umgegend zu einem Brennpunkt der Ereignisse werden. Zunächst wird die Insel Poel von den Brandenburgern eingenommen, was zu einem Kupferstich im Theatrum Europaeum 51 ) den Anlaß gibt, auf dem außer dem befestigten Schlosse von Poel auch die Stadt Wismar, wenn auch nur klein, in Vogelschau dargestellt ist. Viel zahlreicher sind die Abbildungen der Belagerung und am 13./23. Dezember 1675 geschehenen Eroberung von Wismar selber durch die Dänen. Besondere Flugblätter, u. a. bei Th. v. Wiering in Hamburg erschienen, Tafeln im Diarium Europaeum wie in verschiedenen Werken von Eberh. Werner Happelius und verschiedene Einzelblätter geben teils die Beschießung der Stadt, teils Vogelschaupläne derselben, z. T. auch der befestigten Insel Walfisch wieder. Eine lebendige Darstellung der Beschießung mit Abbildung des dänischen Königspaares hoch zu Roß im Vordergrunde stach Jan Luyken für Valkenier - Mullers Verwirrtes
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Europa 52 ). Dagegen ist ein großer, von Georg Haas nach C. A. Lorentzens Gemälde um 1800 angefertigter Kupferstich "Staden Vismars Beleiring" ein reines Phantasiebild 53 ).
Denselben kriegerischen Ereignissen gehört auch eine Darstellung von der Eroberung der Damgartener Schanze durch die Brandenburger 1678 an, die im Theatrum Europaeum 51 ) erschien; ich erwähne sie, weil sie eine kleine Vogelschauansicht von Ribnitz enthält.
3. Nachdem Wismar im Frieden von St. Germain 1679 wieder in schwedischen Besitz gelangt war, bemühten sich die Schweden, die Stadt zu einer starken, ja uneinnehmbaren Festung auszubauen. Ein für diese Neubefestigung bestimmter Entwurf nach rein Vaubanscher Manier, der auf die Bodenverhältnisse keine Rücksicht nimmt, ist freilich in dieser Form nicht zur Ausführung gekommen, läuft aber nach seiner ersten Bekanntgabe durch De Fer zu Paris in seiner Force de l'Europe in vielen Nachbildungen herum, u. a. den schon vorher erwähnten von Stridbeck - Bodenehr, dann von Person, Inselin u. a., um zuletzt noch in dem großen Homannschen Städteatlas gegen 1720 wieder aufzutauchen. Weniger häufig finden sich Darstellungen der wirklich zur Ausführung gelangten Befestigungen, die meisten gehören wohl erst in die Zeit der letzten Belagerungen von 1711/12 und 1715/16.
4. Im Jahre 1693 rückte der König Christian V. von Dänemark vor das vom Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig - Celle neu befestigte Ratzeburg und schoß es im August in Brand, vermochte es aber nicht zur Übergabe zu zwingen. Auch dies Ereignis gab zu Flugschriften und zahlreichen bildlichen Darstellungen Anlaß; dabei findet sich noch mehrfach die alte Darstellung von Gerdt Hane 1588 aus Braun und Hogenberg wiederholt. So erschien damals "Beschreibung des Polabenlandes und des darin belegenen uralten Stiffts . . . Ratzeburg" 0. 0. 1693. 4° 54 ), im beschreibenden Teil z. T. wörtliche Wiedergabe aus Konrad von Hövelen 1667 55 ). Dem Werk ist nicht nur ein links und rechts verkürzter
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Nachstich der Braunschen Ansicht, sondern auch ein größerer "Eigentlicher Abriss der . . . 1693 durch . . . dänische Bombardierung ausgebrandten Stadt . . Ratzeburg" beigegeben, der dann in Amsterdam von L. Scherm für den Verlag von Pieter Persoy nachgestochen ward; verkleinerte, immer unähnlicher werdende Nachbildungen bringen dann das Theatrum Europaeum 56 ), De Fer in seinen verschiedenen Ausgaben u. a., wobei das Bild des Doms immer ungeheuerlicher wird und zuletzt der Turm ganz frei zu stehen kommt.
5. Endlich zog der nordische Krieg Mecklenburg in sein Kampfgebiet ein: die Schlacht bei Gadebusch am 20. Dezember 1712, in der Steenbock die vereinigten Dänen und Sachsen schlug, hat zu manchen Darstellungen Anlaß gegeben, von denen die Ansichten aber meist keine treuen Bilder der betreffenden Orte bieten, während die verschiedenen Schlachtpläne zuverlässiger sind.
6. Noch viel reichhaltiger ist die Ausbeute der Belagerung und Eroberung von Wismar durch die Brandenburger und Dänen 1715/16. Neben einer größeren Anzahl von Situationsplänen und Umgebungskarten, die meist die Stadt in einfachem Grundriß, die Umgebung in mehr oder weniger ähnlicher Vogelschau darstellen, findet sich eine holländische Ansicht der Stadt über einem Belagerungsplan, eine andere unten auf der von Joh. Bapt. Homann herausgegeben Particulier Carte der Gegend von Wismar von Heinr. Varenius und eine Ansicht von J. P. Busch. Auch ein namenloser und ein von Happelius veröffentlichter und bei Klüver wiederholter Aufriß (der zweite mit Grundriß) des Forts Walfisch in seiner letzten Form gehören in diese Zeit.
7. Endlich gab der von den Truppen Karl Leopolds unter Generalmajor Schwerin, dem späteren preußischen Generalfeldmarschall, gegen die Exekutions - Kreistruppen erfochtene Sieg bei Walsmühlen zu einem Flugblatt und zu einem Schlachtenplan in des Happelius "historischem Kern" Veranlassung.
Die reinen Ansichten etwa bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts schließen sich in Auffassung und Technik noch den früheren an; nach der Mitte des Jahrhunderts macht sich eine neue Richtung geltend, die mehr von künstlerischen Gesichtspunkten beeinflußt ist. Hier ist vor allem Findorff zu nennen. Diese Zeit wird deshalb
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einer späteren besonderen Darstellung zu überlassen und zum Schluß nur noch ein kurzer Blick auf die früheren Blätter dieses Jahrhunderts zu werfen sein.
1. Da erscheint als das älteste eine kleine Rostocker Ansicht eines ungenannten Stechers, welche dem 1707 erschienenen "Evangelischen Rostock" des Zacharias Grape beigefügt ist. Sie scheint eine von Merian wohl beeinflußte, aber immerhin selbständige Einzelheiten bietende Aufnahme zu sein; auffälligerweise ist von einer Brandlücke kaum etwas zu bemerken, wie sie die spätere Wernersche Ansicht noch aufweist. Demselben Werke ist auch noch ein kleines Bild der St. Nikolaikirche mit dem 1703 heruntergewehten Turmhelm beigegeben.
2. Zweifellos selbständige Neuaufnahmen stellen dann die beiden großen Ansichten von Rostock und Wismar dar, die der aus Schlesien stammende F. B. Werner ums Jahr 1720/30, wie zahlreiche andere im In- und Ausland, für einen Augsburger Verleger gezeichnet hat, für Jeremias Wolff († 1724), dessen Erbe und Schwiegersohn G. B. Probst die Platten später mit seinem eigenen Namen und mit Nummern versehen hat 57 ). Die freilich ein wenig nüchtern anmutenden großen Blätter sind dadurch wichtig, daß sie uns ein treues Bild der beiden Städte nach Sturm- und Feuer - Unglück wie Kriegsschaden geben. Beide Nikolaikirchen sind ohne die hohen Helme, in Wismar sind die Wälle und Schanzen verschwunden und "Ackerbau" an deren Stelle getreten, in Rostock sind außer der Fischerbastion nur bei wenigen Strandtoren noch Schanzenreste erkennbar, vor allem aber zeigt sich hinter der Strandmauer noch eine gewaltige, seit dem Brande von 1677 bisher unbebaut gebliebene Fläche, von jenseit der Koßfelder bis zur Lager - Straße reichend.
Dieselbe Zeichnung von Rostock hat Werner in kleinerem Format für die Verleger Joseph Friedrich Leopold († 1726) zu Augsburg und dessen Sohn Johann Christian geliefert, die ebenfalls eine größere Folge von Städteansichten herausgaben; Wismar findet sich in dieser Sammlung nicht, Rostock sicher zuerst ohne, später mit der Folge - Nummer R 14 erschienen; auf dem Rostocker Blatte wird der Zeichner nicht ausdrücklich genannt, wohl aber bei manchen anderen Stichen dieser Reihe.
Etwa um 1740 veröffentlichte dann der Verleger Johann Peter Wolff zu Nürnberg und nach ihm seine Erben eine neue
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Sammlung von Ansichten, deren Stecher nicht genannt wird, aber nach Heberle J. Chr. Dehne sein soll; darin erschien als Nr. 63 Rostock, als Nr. 74 Wismar; beide Blätter sind ziemlich flüchtige Kopien Werners, Rostock mit viel breiterem Vorland am Strande.
An die Wernersche Ansicht von Rostock lehnt sich noch ein Ziertitel an, der Heinrich Müllers Evangelischem Herzensspiegel nebst Joachim Lütkemanns Apostolischer Aufmunterung vorgelegt ward; die Sammlung erschien in einem dicken Quartbande wohl in vielen Auflagen; der Stich zeigt oben einen Mann, der sich im Spiegel beschaut (nach Jakobi 1, 23. 24), unten eine Ansicht von Rostock; mir lag ein Abzug von 1752 aus dem Verlage von J. J. Adler vor, anscheinend nicht der früheste Abdruck der Platte.
3. Ebenfalls zur Ausschmückung von Druckwerken bestimmt sind mir noch folgende kleinere Abbildungen anderer mecklenburgischer Orte bekannt: eine selbständige Vogelschauansicht von Güstrow zu Thomas Analecta Gustroviensia 1706 58 ), eine kleine rohe Ansicht derselben Stadt zu Thiel, Der Domkirche zu Güstrow 500jähriges Alter 1726 59 ), und ein Titelkupfer zum Ratzeburgischen (Dom-) Gesangbuch von 1720, von Andreas Hartz verlegt (wohl noch nicht in der ersten Ausgabe von 1715), mit Ansicht der Stadt Ratzeburg, auch diese beiden Bilder selbständig, aber ohne künstlerischen Wert.
Ein weiter Weg durch vielfach trockenen Stoff ist es, den diese Darstellung über mehrere Jahrhunderte geführt. Möchte die Fülle von Eindrücken, welche uns die mannigfaltige Gestaltung des älteren mecklenburgischen Stadtbildes darbietet, in einem Ziele münden, Liebe zu Vaterstadt und Vaterland zu wecken und zu mehren!
Während des Drucks kam mir zu Ohren, daß ein kurze Zeit in Rostock tätig gewesener Gelehrter auf dem im Rostocker Altertums - Museum befindlichen, aus dem St. Johanniskloster stammender Altar der heiligen drei Könige eine Abbildung von Rostock festgestellt habe. Da Schlie diesen Altar I 242 nur ganz vorüber-
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gehend erwähnt (wie leider grundsätzlich alle in Museen versetzten Kunstdenkmäler) 60 ), so war mir dies Bild unbekannt geblieben. Eine durch Herrn Professor Josephi und Herrn Dr. Reifferscheid freundlich vorgenommene Besichtigung ergab aber zweifellos, daß die auf dem Bilde der Meeresfahrt, dem "andern Wege" (Matth. 2, 12), der drei Könige "dargestellte Stadtansicht die übliche Phantasiestadt mit Türmen, Toren und Wasser ist". Eine persönliche Augenscheinnahme bestätigte das durchaus: weder Tore noch Türme stimmen zu dem Rostocker Stadtbilde, höchstens hat eine dicht am Strande liegende Kirche etwas Ähnlichkeit mit der tatsächlich an der Landseite belegenen St. Nikolaikirche.
Dagegen wies eine von G. C. F. Lisch JMG. XXI 1856 S. 285 gegebene Notiz auf ein Bild der Herzogin Ursula, 1586 als Äbtissin des Klosters Ribnitz verstorben, das bald nach ihrem Tode angefertigt "im Hintergrunde eine alte Ansicht der Stadt Ribnitz" enthalten sollte. Dieses auffälligerweise nicht an der Stätte ihres langjährigen Wirkens, sondern in der Sakristei des Klosters Rühn erhaltene Bildnis wird von Schlie IV 87 nur kurz ohne Erwähnung der Ansicht gestreift. Eine im Museum befindliche Photographie aber bestätigt die Richtigkeit der Lischschen Angabe; wenigstens die Ribnitzer Stadtkirche ist mit Sicherheit zu erkennen, wogegen ein ganz rechts befindlicher hoher Turm das Kloster wohl nur andeuten soll, aber schwerlich in dieser Form bestanden hat.
Endlich teilt mir nach Druck der ersten Bogen dieser Arbeit Herr Archivrat Dr. Techen mit, daß die kleine, 1539 abgebrannte Spitze zwischen den Giebeln des St. Marienturms in Wismar nur zwischen 1544 und 1551 wieder erbaut sein kann, da die mit Ausnahme dieser Jahre seit 1539 vollständig erhaltenen Kirchenrechnungen den Bau nicht erwähnen. Damit bestätigt sich die oben S. 131 ausgesprochene Vermutung, und das Fehlen dieses Türmchens auf dem Weigelschen Bilde wird zu einem neuen Beweise für die frühe Ansetzung des Wismarschen (und damit auch des Rostocker) Holzschnitts.
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Anlage I.
Unter dem Originalholzschnitt der Ansicht von Rostock, im Besitz des Germanischen Museums, finden sich folgende Verse:
![]() Beschrieben Rostock die alte Stat In dem Mechelburgischen Reich Wie König Prißbelaus gleich |
|
5 |
Der letzte
König alda was
Als derselbig verschieden was Als man nach Christi geburt fürwar Zelt. 1278. [?] 1 ) Jar. Ward er begraben [zu] 2 ) Gustraw |
10 |
Im
Thumstifft Cecilia der Junckfraw
Welchen er gestifftet het 4. Ehlich Sön verlassen het Die 4. tailten die Herrschafft gleich In 4. tail gutwillig gleich |
15 |
Johanni dem
Eltsten gfiel die
Herrschafft
Meckelbnrg [!] die Stat vnd Herrschafft Der Ander Son Börin genandt War Rostock die Stat Leut vnd Landt Dem Dritten Son Nicolao |
20 | Wurd Warthlisch vnd Wendisch also |
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Prißbilao /
dem Jüngsten Son mit nam
Ward Sumbach vnd Burcham Mit jr Herrschafft Leut vnde Land Johann der Elter wie obgenandt |
|
25 |
Hat 20. jar
gestudiert fleissigkleich
Auff der Hohenschul in Franckreich Zu Pariß mit Fürsten vnd Herrn Von Marsilien vnd Cipern Dem jungen König vnd Hairat jme |
30 |
In baiden
seiner Schwester Söne
3
)
Im aber ist verhairat worn Des Graffen von Horn Schwester erkorn Verhairat auch Ehlich geben thun Nicalor [!] 4 ) Baldemari Son |
35 |
War das
Kind von Rostock
genandt
Verhairat sich vntrewer hand Dem Frewlein von Lippen sich Ehlich gab Schlug doch die Hairat wider ab Dergleich Marggraff Albrecht Tochter |
40 |
Verhairt er
auch mit gefehr
Darnach die Hairat auch abschlug Derhalb sich grosser Krieg zu trug Von Brandenburg Marggraff Albrecht Kriegt wider Rostock sie durchecht |
45 |
Mit Mort
vnd brant verderbt das Land
Da gab sich Rostock in die hand Dem König von Denmarck sie zubefriden Da hat Rostock erst vnglück erliten Vnd kam darnach erst Leut vnd Landt |
50 |
König
Heinrich dem Lewen in sein hand
Vnd duldet mancherley gefahr Darnach 1279. jar Zog mit dem König von Franckreich Wider der Christen feind geleich |
55 |
Da er mit
dem Köngischen Heer
Am feind einleget grosse Ehr Vnd Ehrlich abgefertigt ward |
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Vnd saß
frölich auff die heimfart
Da auff dem Adriatischen Meer |
|
60 |
Gefangen
war vnd beraubet seer
Vnd ward von den Raubern gfürt Gehn Alkeyer da jn erst rürt Vom dritten Soltan von dem er war Gefencklich gehalten 25. jar |
65 |
Der 4.
Soltan erbarmet sich
Sein / vnd ließ jn frey ledigklich Als eim getrewen Ehren frummen Darnach ist er in Zipern komen Mit grosser frewd genomen an |
70 |
Von allen
seinen vnterthan
Vnd auch von Armasia Seiner Ehlichen Fürstin da Ein Fürstin auß pomern geborn Ist vor auch felschlich ansprochen worn |
75 |
Von zweyen
als wer sie jn versprochen
Zu der Ehe das doch wird gerocheu[!] Da jr lieber Herr wider kam Vnd diese zwen mit spot vnd scham Wurden gefangen der ein verprent |
80 |
Der ander
ertrencket im wasser elend
Doch starb der Fürst kürtzlich fürwar Als man zelt 1298. jar Vnd wurd zu Toberan begraben Nach dem wir gar viel Fürsten haben |
85 |
Die in
Rostock haben regiert
Hat die Stat erbawet wol vnd geziert Mit Stifften / Klöstern vnd Pasteien Mit Thürn vnd Mawer befestigt seien Dafüret Rostock schwere Krieg |
90 |
Offt mit
verlust vnd kleinem sieg
Sambt den Selendischen Stetten Die sie mit in jr püntnus hetten Als Rostock / Lübeck vnd Hamburg Wißmar / Sund vnd auch Lünenburg |
95 |
Mit jren
Nachbarn König vnd
Fürsten
Welche auch war nach Kriegen dürsten |
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Des wart
beschwert Leut vnde Landt
Wann man gleich macht fried vnd anstandt So bestund jr fried selten lang |
|
100 |
Der Krieg
gwan widerumb anfang
Des glaubens halb wart viel zwitracht Biß doch entlich ward fried gemacht Durch Keiser Maximilian Der biß auff vnser zeit bestan |
105 |
Gott geb
lenger das sich mit ehrn
Mit Hendeln vnd arbeit mögen neern 1419. jar. Zu Rostock auffgerichtet war Ein Hohe schul da man noch heut |
110 |
Auffzeucht
gelert vnd Geistlich leut
Zu Geistlich vnd Weltlichem stand Die darkommen auß manchem Land Gott geb der Stat häil / fried vnd glück Das sie zunem in allem stück |
115 |
Sein heilig
wort zu aller zeit
Halt in hertzlicher ainigkeit Das jr gelück grün / plü vnd wachs Das wünscht jn zu Nürnberg Hanns S.[achs] |
Gedruckt zu Nürnberg bey
Hanns
Weigel Formschneider. |
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Anlage II.
Vnßere freundtliche Dienste zuuor. Gestrenger vndt Edler, vielgunstiger Herr vndt freundt. E. Gestr. schreiben wegen des operis chronici oder Theatri Vrbium, welches H. Georgius Bruno, Decanus in Collen, zu ediren furhabens vndt im werck seie, vndt darinnen dieser Stadt Wißmar nicht allein von deren Ankunfft, erbawung, vffnehmen vndt Anderm zu gedencken, sondern auch die Abcontrafactur derselben vff überschickten bericht vnd Abriß dem operi zu inseriren willens, haben wir empfangen vndt ferners inhalltts vernommen. Laßen vnß derowegen solch rühmlich furhaben vndt meinung obgemelttem Auctoris nicht allein gantz woll gefallen, Sondern thun vnß auch gegen E. Gestr. deren geneigten gemüetts vndt gutten willens, daß dieselbe auch solches an vns gelangen zu laßen sich so willfährig erzeigt dienstvndt freundtlich bedancken, Wollen es auch vmb E. Gestr. vnßers vermuegens hinwiederumb nach gelegenheitt zu beschulden eingedenck sein vndt befleißigen.
So viell aber den angezogenen grundtlichen bericht vff obberurtte stucke belangen thutt, haben wir denselben, so viell für dießmahll geschehen konnen, extrahirn laßen, vndt nebenn dem Abriß E. Gestr. Dienern Jochim Schumachern zugestellet, dienstfr. pittendt E. Gestr. ob dem Verzug, so wegen einfallender leibesschwacheitt des Abcontrafehters erwachsen, keinen Verdruß haben wöllen, haben wir E. Gestr. vff deren schreibenn fr. nicht verhaltten muegen, dieselbe hiemitt in Gottes gn. schutz zu glücklicher langwüriger wollfartt treulich empfehlendt. Datum vntter vnßerm Statt Secrett, den 17en Monatts Tag Junij Anno 95.
Dem Gestrengen vndt Edlen Herrn Heinrich
Rantzowen, der Königl. Maytt zue Dennmarcken In
dero furstenthumb Schleßwich Holsten.
Statthalttern, Rahtt vnndt
Ambtman vff Segeberge, zum Bredenberge, Rantzow
Erbgeseßen, Vnnßerm
viellgünstigen herrn vndt freunde.
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Nobiles, Magnifici et Amplissimi Domini, Domini obsermi.
Quia Illustris ac Nobilis vir, Dominus Henricus Ranzouius Danicorum Ducatuum Gubernator, summus mihi patronus ac fautor, pro singulari affectione sua, qua omnes bonos, tam exteros quam vicinos, heroica beneuolentia ac humanitate amplectitur, vrbem vestram Wismariam eo honore affecit, vt in publicum mundi Theatrum omnibus spectanda prodeat, dum eius typum ad nos transmisit, vt quinto Vrbium praecipuarum Tomo, cuius editionem nunc paramus, inseretur. Cuius quidem honestissimo desiderio, quia per omnia satis esse faciendum existimaremus, praesentatum nobis exemplar in laminam celari statim curauimus. Cuius ad Magnificas et Amplissimas D. Vestras exemplar ea spe et expectatione transmittimus, vt eo ipso Amplissimo Senatui Vestro officium non ingratum praestitum esse, tandem aliquando cognoscamus.
Deus Opt. Max. Magnificas et Amplissimas D. Vestras totamque Wismariensem rempublicam multos in annos saluam florentemque conseruare dignetur. Ex Musaeo nostro Coloniensi XXV Semptembris [!] MDXCV Nobilibus, Magnificis et Amplissimis D. Vestris
Nobilibus, Magnificis et Amplissimis viris ac Dominis, Dominis Consulibus et Senatoribus florentissimae ciuitatis Wismariensis, Dominis meis obseruantissimis
Gesiegelt mit einem runden Siegel, enthaltend einen geteilten Schild, in dessen oberem Felde ein heraldisch rechtshin springendes halbes Pferd. Darüber die Initialen G B.
Konzept des ersten und Original des zweiten Schreibens im Ratsarchiv zu Wismar. Herr Archivrat Dr. Techen hat die Freundlichkeit gehabt, dem Text nach den Handschriften zu vergleichen, sowie auch das Siegel richtig zu stellen.
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Anlage III.
Es gebot sich für die Aufstellung Trennung des handschriftlichen und des vervielfältigten Stoffes, da letzterer mit einer einzigen Ausnahme von ersterem nicht beeinflußt erscheint, und daher eine Durcheinanderordnung nach der Art, wie sie Zangemeister in seiner Übersicht der Ansichten des Heidelberger Schlosses 1 ) vorgenommen hat, nur verwirrend gewirkt hätte. Bei dem Verzeichnis der vervielfältigten Bilder, denen die wenigen rein geometrischen Pläne und Belagerungskarten anzuschließen sich aus Rücksichten der Übersichtlichkeit und Vollständigkeit empfahl, konnte es fraglich erscheinen, ob nicht eine nach Orten getrennte oder eine rein durch die Zeitfolge des Erscheinens bestimmte Anordnung zu wählen sei; doch wäre durch erstere das zeitlich und sachlich Zusammengehörige auseinandergerissen, bei letzterer aber der Einfluß der einzelnen Hauptdarstellungen nicht erkennbar geblieben. So schien es das Beste, in der nach der Zeit des Erscheinens geordneten Reihe der Grunddarstellungen jeder von diesen gleich ihre alten Nachbildungen folgen zu lassen. Dabei sind diese grundlegenden Bilder durch fetten Druck der laufenden Nummer kenntlich gemacht. Neuere Wiedergaben sind in der Regel höchstens anmerkungsweise erwähnt; nur mit drei ältern Steindrucken ist aus in der Sache liegenden Gründen eine Ausnahme gemacht (Nr. 24. 25. 132).
Im übrigen wolle man kleine Ungleichheiten in der Aufmachung der einzelnen Titel entschuldigen, wie sie Aufnahme an so verschiedenen Orten und zu oft weit auseinanderliegenden Zeiten mit sich bringen mußte, wodurch auch ein Vergleichen mancher Blätter miteinander ausgeschlossen war.
Der leichten Auffindung der dargestellten Orte dient ein Ortsregister am Schluß; ebenso sind Künstler, Herausgeber und Bearbeiter in einem zweiten Verzeichnis zusammengefaßt.
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Der Raumersparnis halber sind folgende Abkürzungen verwendet:
A | = | Seitenansicht. |
Av | = | Vogelschauansicht. |
P | = | Reiner Plan. |
Pv | = | Plan mit Vogelschaudarstellung der wichtigeren Gebäude. |
ZE. | = | Zeichenerklärung |
Plrd. | = | Plattenrand. |
Kst. | = | Kupferstich. |
Hlz. | = | Holzschnitt. |
Z. | = | Zeile, Zeilen. |
N., S., SO. usw. | = | die Himmelsgegenden. |
m., o., u. | = | Mitte, oben, unten. |
l. | = | links stets vom Beschauer, wenn nicht ausdrücklich her(aldisch) dabei vermerkt. |
r. | = | rechts stets vom Beschauer, wenn nicht ausdrücklich her(aldisch) dabei vermerkt. |
Lit. | = | meine landeskundliche Literatur, Güstrow 1889. |
Die Einfassung der Bilder, mit einfacher, doppelter, starker, schwacher Linie ist mit |, ||, | | , bezeichnet.
Plattenverschiedenheiten sind durch A., B., C., Verschiedenheiten des Buchdrucktextes durch a), b), c) angemerkt.
Die Größe ist in Millimetern, erst Höhe, dann Breite, angegeben, bei zwei Ziffern in Bruchform bedeutet die obere die Stich-, die untere die Plattengröße.
* kennzeichnet von mir selbstgesehene und aufgenommene Blätter.
VMG. | = | Meckl.Geschichtsverein zu Schwerin. |
Archiv | = | Geh. und Haupt-Archiv zu Schwerin. |
Museum | = | Landesmuseum zu Schwerin. |
Rost. Alt. | = | Altertums-Verein von Rostock. |
Univ. Bibl. | = | Universitätsbibliothek von Rostock. |
LandesBibl. | = | Früh. Landesbibliothek 1a ) von Rostock. |
Cr. | = | die von Dr. Fr. Crull der Stadt Wismar vermachte einzigartige Sammlung von Wismarschen Bildern, mit der jetzt einzelne Blätter aus früherem Stadtbesitz vereinigt sind. |
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*1. |
Gemälde, in mehreren aufeinanderfolgenden Darstellungen die Gründungsgeschichte des Klosters zum Heiligen Kreuz zu Rostock darstellend, von l. nach r. die Übergabe einer Monstranz mit dem Splitter des H. Kreuzes vom Papst an die kniende Königin Margarethe von Dänemark, im Hintergrunde die Engelsburg; dann Ritt der Königin, die Monstranz in der Hand, zum Ufer; weiter auf einer Art Halbinsel Marienehe, Lichtenhagen, Schmarl, r. davon Meeressturm, am meisten rechts die Königin mit den Nonnen vor den Klostergebäuden, darüberragend Kröpeliner Tor und Jakobiturm; in der r. u. Ecke in einem Schilde: Die Stadt Rostock. Am untern Rande des Bildes eine Gedächtnisinschrift. Gemälde, etwa 8 X 2 m groß, mehrfach übermalt, nach Schlie u. a. 1705 [?] von Carel Willbrant u. 1765, daher ist unsicher, was davon noch ursprünglich ist; gründliche Reinigung und Beseitigung der Übermalung wäre erwünscht. - Im Kreuzgang des Klosters hängend. |
*2. |
Darstellung des Waldes Fahrenhorst mit Umgebung aus der Vogelschau, Norden zur Linken, größere Ansichten, meist von der Seite, einige auch als Av in farbiger Ausführung bietend von folgenden Orten: Das Dorff Kubbentin, Der weltzin Bohausung zw wesyn, Das Dorff Brucke, Die Luptze, Babetzin, Die Dorfstede Babetzin, dabei "ein alte zerfallene Kirche". Kolorierte Federzeichnung in sehr großem Maßstabe, etwa 1 3/4 m hoch und 2 1/2m breit. Archiv Schwerin; anläßlich eines Prozesses der Weltzins auf Weisin über die Fahrenhorst 1534 angefertigt und aus dem Reichskammergericht zu Wetzlar nach Schwerin abgeliefert; hieraus ist die Abbildung der alten Burganlage zu Weisin bei Schlie IV 547 entnommen, leider aber nicht die der Kirche von Kuppentin und der Burg Lübz. |
*3. | Darstellung der Stadt Rostock und folgender Orte ihrer Nachbarschaft: Warnemünde, Lütten - und Groß - Klein, Marienehe, Bramow, Kessin, Kavelstorf, Hohen Sprentz, Schwaan, Käselow, Güstrow, Liessow, Hof Wolken, Bützow mit Kloster [?] Bethlehem, die übrigen Orte aus der Vogel- |
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schau, die Stadt selber in zwei langen Reihen gezeichnet, alles im Spiegelbilde. Federzeichnung mit Wasserfarben koloriert, von Vicke Schorler von 1578 - 1586 hergestellt. 60 cm hoch, über 18 m lang. Rostocker Ratsarchiv; photographische Wiedergabe von Raphael Peters etwa 1890 auf 12 Platten von je 143 X 377; vgl. den Aufsatz von Ernst Dragendorff in Beitr. Rost. Gesch. IV, 1 1904 S. 31 - 38. |
|
*4. |
Plan der Stadt Woldegk; scheinbar geometrischer Grundriß, aber alle Straßen mit von der Seite gesehenen Häusern ausgeführt, auch alle öffentlichen Gebäude ebenso eingezeichnet, also ein sehr urwüchsiger Ersatz für eine Vogelschauansicht. Überschrift: Die Ansehnliche Stadt Woldegck. Unten ein Bericht, daß dieser Grundriß 1580 von J. C. Casime aufgenommen, jetzt wieder aufgefunden und nun der vorliegende Plan nach dem alten Riß durch den Amtsmaurermeister Joh. Joach. Saeger neu abgezeichnet sei 1780. Beschädigte Handzeichnung 442 X 632. Rings herum viele handschriftliche Erläuterungen; vgl. G. C. F. Lisch in JMG. a. a. O. - Lit. 373. |
4 a. |
Ansicht der Stadt Ribnitz im Hintergrunde eines Bildnisses der Herzogin Ursula von Mecklenburg, der langjährigen Äbtissin des Klosters Ribnitz (1539 - 86); sie kniet l. im Klostergewand vor einem r. stehenden hohen Kruzifix, in der Mitte u. auf einem verzierten Schild die Inschrift: V. G. G. VRSVL | A. G H. Z. M. F. Z. |. W. G. Z. S. D. L. R. |. V. S. F. VND DOMI | NA. Z. RIBNIT. Z. STARB. | ANNO. 15.86. Darüber das fünfschildige mecklenburgische Wappen. Dahinter eine Stadtansicht, die offenbar Ribnitz darstellen soll, die Stadtkirche ist deutlich zu erkennen, zur R. aber das Kloster durch einen hohen Turm angedeutet. Über die Fürstin und das Stadtbild zum Kruzifix geht ein Spruchband mit der Inschrift: MISERERE MEI FILI DAVID (.) Ölgemälde in der Sakristei zu Rühn. * Photographie im Museum zu Schwerin. |
*5. |
Vogelschauansicht der alten Festung Dömitz in | , vor der neuen Umwallung, nur mit Zugbrücke und Plankenzaun, l. jenseits des Grabens Wirtschaftsgebäude "pferdt Stall", vorn u. "[na]ch den Flecken", sonst keine Beischriften. Gute Federzeichnung in braun. 311 X 456. Archiv. - Anfang des 17. Jahrh. - Bei Vorlage des unbezeichneten Blattes anläßlich eines Vortrages wurden Zweifel gegen die Bestimmung als Dömitz erhoben. |
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*6. |
Neue Befestigung von Dömitz, rein geometrischer Plan in ||, geplant als fünfseitiges Werk, innen: die Veste | Deumets. Unter dem Maßstab (300 Schue = 91 mm): par Ger: Euers pyloot. Architect 9 & Geometra (.) Federz. 512 X 642. Archiv, etwa 1612 ff. |
*7. |
Ansicht und Grundriß des alten Komthurat-, spätern Jagdhauses zu Kraack in ||, mit dem Entwurf des geplanten, aber nicht ausgeführten Umbaus; o. l. das alte, o. r. das neue Gebäude, darunter l. zwei Grundrisse des alten, r. des neuen Gebäudes. Unterschrift: La veille [!] Edefice de Cracko reduict en Vne aultre forme semblablement le pourtraict du fond (.) le 27 d' auguste | en l'an 1612 | Ger: Piloot fe. Federz. 371 X 311. Museum. - Abb. bei Schlie III, 22 2 ). |
*7 a. |
Plan der Stadt Strelitz vor dem Brande 1619, nur wenige - stehengebliebene? - Gebäude sind aus der Vogelschau dargestellt, u. a. Wassermühle und Wesenberger Tor, auswärts der Mühle ist eine ähnliche Darstellung durch Beschneiden zerstört. Federz. 300 X 370. Zeichnung von G. E. Piloot, bei einem Bericht über den Wiederaufbau im Archiv. |
*8. |
Plan für die neue Befestigung von Rostock, in der Mitte Inschrift: plan der Stadt Rostock 1624 | In de maent Augusti | Johan Van Valckenburgh ff; am Strande Bastion vor dem Petritor, zwei kleine zwischen ihm und der Fischerbastion, eine vor dem Kröpeliner Tor, drei bis zum Steintor, eine zwischen ihm und dem Mühlentor, eine l. vom Mühlentor, eine in den Brüchen. Leicht kol. Hdz. 400 X 520. VMG. - Vereinfachte Abbildung bei W. Rogge in JMG. LI 1886 Taf. X zu S. 342 ff. - Lit. Nr. 305. Im Rost. Ratsarchiv zwei gleichzeitige Kopien, die eine mit weiterer Einzeichnung einer einfacheren Befestigungslinie, die 100 000. fl. billiger sein sollte; ferner dort ähnlicher Plan von 1613 in doppelter Ausfertigung, aber mit Einzeichnung der vereinfachten Valckenburgschen Linien. |
*9. | Plan der Belagerung von Rostock 1631 unter dem schwedischen General Tott und dem meckl. Oberst v. Lohausen in ||, größtenteils linear, nur eine Anzahl Türme und Tore in Vogelschau; N. unten; o. r. Inschrift: Plane [!] von Rostock, darunter ZE. a - z. aa - tt. U. l. Plan |
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der Einnahme der Warnemünder Schanze; vom Orte selbst nichts zu erkennen, Inschrift: WARNEMVNDE | ist ohne accord |in 24 stunden | übergangen. Kol. Hdz. 602 X 745, Warnemünde 175 X 109. - Archiv. Enthält die Befestigungen genau wie der Meriansche Plan, nur ist vor dem Stein- und Mühlentor noch ein "Hornwerck uffn Kamp". Dieser äußerst wichtige Plan ist Rogge unbekannt geblieben und hätte seine Tafel XI wesentlich ändern müssen. |
|
9 a. |
Wismarsche Befestigungen um 1634, eigenartiger halbschräg von oben gesehener Plan, vorn die Zitadelle. Federzeichnung in Querfolio. * Neue Kopie nach Akten von 1634 im schwedischen Reichsarchiv. - Cr. |
10. |
Ansicht des Schlosses zu Güstrow von SO. und von dem r. davon liegenden Stadtteil mit der Pfarrkirche. Auf einem Reiterbild Herzog Johann Albrechts II. († 1636). Großes Ölbild im Schloß zu Ludwigslust. * Photographie in Museum und Archiv. |
*11. |
Ansicht von Rostock aus NW. in |, Standpunkt l. von der Fähre; der Name des Orts nur in neuerer Schrift auf der Unterlage; im Bilde zehn Beischriften in Uncialen, außerdem 22 rote Ziffern, die in der ZE. u. r. erklärt werden; unter der ZE.: Emanuel Block | Fecitt Ao 1640 (.) Federz. 240 X 353. Staatsbibl. zu Bamberg; Nachbildung als Tafel I dieser Arbeit beigegeben. |
*12. |
Wismar von der Hafenseite, im Vordergrund ein großes Schiff, das manche Einzelheit zwischen St. Nikolai und St. Marien, bes. aber zwischen St. Marien und St. Jürgen verdeckt, oben in der Luft: Wismar (.) in Zierschild; im ganzen gleicht die Darstellung der Stadt selber dem Bilde in Braun V 1595, nur ist l. die Sparbüchse nicht sichtbar, vielleicht durch einen großen hölzernen Schuppen verdeckt. Kol. Federzeichnung 304 X 578. Museum. - Auf der Unterlage ist das treffliche Bild von moderner Hand "Beerstraten † 1685" bezeichnet, im Bilde selbst findet sich dafür kein Anhalt, unter ihm am weißen Rande scheinen ein paar sehr undeutliche Uncialen zu stehen, die man als P R oder P B deuten kann. Thieme - Becker führt 4, Wurzbach 2 Künstler dieses Namens an, auf keinen paßt das angegebene Todesjahr. - Schlie II, 18 gibt das Bild wieder und setzt es, wohl zu früh, in die erste Hälfte des 17. Jahrh. |
*13. | Ansicht von Ratzeburg von S., ganz l. St. Georgsberg, dann das alte Schloß mit rundem Berchfrit, auf der Insel l. die Stadtkirche mit hohem Turm, r. der Dom, im Vorder- |
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grunde r. die lange Brücke; der Kranz von Eichenpfählen im Wasser schon vorhanden. Gemälde etwa 2 X 1 m groß. Im früher Engholmschen, jetzt Bouchholtzschen Hause auf dem Domhofe; es wird etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts zu setzen sein; das alte Schloß wurde 1690 abgerissen und durch eine Befestigung in Vaubanscher Manier ersetzt. |
|
*14. |
Av von Schloß, Schloßgarten und
Stadt Schwerin von S. in breitem
Zierrahmen, oben an der Fahne
der Trompete eines Engels:
SVERIN (.), u. in der Mitte
siebenschildiges Wappen in
Fahnen, l. davon im
Feder- u. Tuschzeichnung 758 X 520. Archiv. - Zeit Chrétien Louis', die Stadt mit ihrer Befestigung wohl wenig ähnlich. |
15. |
Av von Parchim, darunter eine ganz kleine und eine größere A der Stadt; o.: PARCHIM | inwendig undt außwendig (.) Zwischen den beiden großen Ansichten ZE. A - Z., u. r. das Stadtwappen. Rohe Federzeichnung um 1670. Aufbewahrungsort mir unbekannt; * Lichtdruckwiedergabe 214 X 298 in J. Boesch , Parchim vor 200 Jahren. Neunter Ber. üb. d. städt. Schulen. Parchim 1882. 4°. (Lit. Nr. 4936). |
*15 a. |
Pv der Befestigungen von Wismar in | | |, l. Hafen, r. Zitadelle, u. l.: Wismarische | FORTIFICATION | von | 1630.| bis |1680. Kol. Federz. 227 X 304. Scheint jüngere Nachzeichnung. - Cr. |
16. |
Ansicht des Schlosses zu Schwerin. Auf einem Reiterbild Herzog Friedrich Wilhelms (reg. 1692-1713). Großes Ölbild im Schloß zu Ludwigslust. * Photographie im Museum; nach dem jugendlichen Aussehen des Herzogs wohl bald nach Regierungsantritt gemalt. |
*17. | Sammelband von Tuschzeichnungen mecklenburgischer Orte, teils in || , teils in | , 55 Blatt, 5 nach Merians Top. Sax. inf. 1653, die übrigen selbständige Aufnahmen. Name des Zeichners ist nicht angegeben, die Perspektive ist oft recht mangelhaft. Das Papier hat größtenteils als Wasserzeichen einen Schild mit Schrägbalken, darüber eine Lilie, einige Blätter auch eine Lilie im gekrönten Schilde; einmal sieht man unter der Schildspitze eine 4, darunter Monogramm WR. Mit Ausnahme der beiden Güstrower Blätter, die 180 X 280 und 157 X 283 messen, beträgt die Höhe etwa 130 - 140, die Breite 160 - 180 mm; etwas niedriger sind die drei Blätter Dömitz, Neukloster, Rühn nach Merian. |
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Landesbibl. (Sign. V 151). Die Sammlung enthält folgende Orte 3 ) (die † nach Merian): 1. Güstrow. † 2. Güstrow. 3. Neubrandenburg. † 4. Dömitz. 5. Friedland, † 6. Gadebusch. 7. Gnoyen. 8. Krackow. 9. Malchin. 10. Parchim. 11. Rostock. 12. Röbel. 13. Sternberg. 14. Wismar. 15. Waren. 16. Woldegk. 17. Haus Boizenburg. 18. Haus Buckow. 19. Haus Dömitz. 20. Haus Fürstenberg. 21. Haus Güstrow. 22. Haus Grabow. 23. Haus Gadebusch. 24. Haus Goldberg. 25. Haus Grevismühlen. 26. Haus Mecklenburg. 27. Haus Neustadt. 28. Haus Neukalen. 29. Haus Plau. 30. Haus Schwerin. 31. Haus Strelitz. 32. Haus Stargard. 33. Haus Schwaan. 34. Haus Stavenbagen. 35. Haus Feldberg. 36. Haus Wesenberg. 37. Haus Werdenhagen [!]. 38. Haus Walsmühlen. 39. Kloster Broda. † 40. Neukloster. 41. Kloster Dargun. 42. Kloster Dobbertin. 43. Kloster Doberan. 44. Kloster Eldena. 45. Kloster Ivenack. 46. Kloster Kraack. 47. Kloster Mirow. 48. Kloster Nemerow. 49. Kloster Neukloster. 50. Kloster Ribnitz. † 51. Kloster Rühn. 52. Kloster Rehna. 53. Kloster Tönninges Hof [= Tempzin]. 54. Haus Wittenburg. 55. Kloster Zarrentin. Die Zeichnungen müssen nach 1653, aber vor 1703 entstanden sein, da beide in diesem Jahre umgewehte Turmhelme von St. Nikolai in Rostock und Wismar noch vorhanden sind; will man eine recht unähnliche Turmzier bei St. Marien in Wismar für die 1661 abgebrannte Spitze halten, so ergibt sich die Datierung 1653 - 61. |
|
*17 a. |
P der Stadt Wismar in | | , ganz ähnlich wie der von Woldegk mit liegenden Häusern und öffentlichen Gebäuden, die Befestigungen nicht mit dargestellt, o. l.: DIE STADT | WISMAR., o. r. und u. auf beiden Seiten ZE. 1 - 85. Kol. Federz. a. Pgt. 601 X 463. Die Zeichnung ist als Plan für die ältere Wasserleitung angelegt, zwei jüngere Kopien, darunter eine von F. G. Borgward in 595 X 478, zeigen daneben auch die neuere Wasserleitung. - Da das Rathaus einen anscheinend spätbarocken mittleren Vorbau aufweist, mag der Plan um 1700 entstanden sein. - Cr. |
*18. |
Plan für eine neue Befestigung von Bützow in | | , l. Bastion vor dem Schloß, r. eine gleiche vor dem Güstrower Tor, bastionierte Umwallung zwischen Rostocker und Güstrower Weg. Nur Befestigung und wenige Häuser in Vogelschau, alles andere P. U. l. in verziertem Schild: Dessein | pour Fortifier | la Ville de Büt= | zau | JR. Kol. Federz. 285 X 497. Archiv. - Um 1700. |
*19. |
Plan für Befestigung von Bützow, ohne Einfassung, W. u. U. r.: Projet | Sur la ville de Bützow, Selon le Sentiment du | leutenant General de Swerin - 1704. Kol. Federz. 631 X 852. Archiv. |
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*20. |
Plan von Ratzeburg, den Wiederaufbau nach dem Brande darstellend, gezeichnet von H. C. H. Schumacher 1706. Kol. Handz. in doppelt Großfolio. Staatsbibl. Berlin, Kartensammlung 15 805 Nr. 19. |
*21. |
Plan von Ratzeburg, den Wiederaufbau nach dem Brande darstellend, u. l. Ansicht der Stadt, gez. von C. F. F. von Plessen. Kol. Handz. in doppelt Großfolio. Ebenda Nr. 20. Gleichzeitig mit dem vorigen und offensichtlich ein Blatt von dem andern abhängig. |
*21 a. |
P der Belagerung von Wismar 1711, ohne Umrandung, Hafen u. r., Befestigungen nur teilweise angedeutet, auch die Umgebungen reiner P; u. l. [Plan d]er Blocqvade welche J. K. M. von Denem. . . . 1711. 19. Aug. vor Wism. vorgenomen., u. l. und r. ZE. 1 - 13. 16 - 17. Kol. Handz. 318 X 395. Schrift teilweise abgefressen. - Cr.; dabei liegt auch noch ein P eines 1711 gemachten Ausfalls, mit ZE. 1-14. A. B, gez. von Jo. Phil. von Busch. |
*22. |
Plan der Belagerung von Wismar.
O. l. im
Die Stadt als Plan, die Umgebung in Av, der Hafen r.; die Darstellung erstreckt sich von Mecklenburg bis Koldenhof (S.-N.) und von Perseken bis Rolstorff (W.- O.). Kol. Handz. 317 X 432. VMG. - Dabei liegt auch Explication eines Ausfalls während der Belagerung in ziemlich roher farbiger Skizze. |
*22 a. |
P des belagerten Wismar in | ||, die Stadt P mit den neuen Werken, die Umgebung Av, Hafen l., im S. bis Ruggau und Lübow, im N. keine Ortsbezeichnung, im W. die feindlichen Linien außerhalb Caro, im O. bis Redentin. O. im Bande: Abriß der Stadt und Festung Wismar | Wie dieselbe von Denemarck, Preußen und Hano= | ver blocqviret worden., u. l.: MDCCXVI, darunter Anagramm und 6 Z. Verse von M. D. 8. [Magister Dietrich Schröder?], u. r. Scala, daneben: Z (.) Voigt architect: In der Zeichnung 94 Ziffern, die auf einem besondern handschriftlichen Doppelbogen erklärt werden. Kol. Federz. 460 X 545. Cr. |
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*23. |
Plan von Wismar in | , rein geometrisch, die Befestigungen sehr sorgfältig ausgeführt, der Hafen l., o. r.: Abriss | der Königlich - Schwedischen | Vestung | WISMAR | wie selbige 1716 fortificirt gewesen; u. r. ZE. 1 - 34. a - t. Kol. Federz. 442 X 733. Museum. - Abb. bei Schlie II, 23 3a ). |
*24. |
Plan und Ansicht von Rostock in | | der Plan rein geometrisch, N. unten; am Strande nur noch am Petri- und Fischertor Befestigungen, weiter vor dem Bramower und Kröpeliner Tor, dann Dreiwallbastion, Rondel, Bastionen am Stein- und Mühlentor. Die Ansicht von der Warnowseite ist schlecht gezeichnet, St. Nikolai hat neuen Helm, St. Jakobi schwer kenntlich; eine Brandlücke ist weder auf Plan noch Ansicht vorhanden! Im Plan o. r. in Linienrechteck sehr verwischte Inschrift, anscheinend: Plan von Rostock mit dem . . . Anno 1719. Kol. Handz. 440 (340 + 100) X 438. Archiv. |
*25. |
Vogelschaukarte des ehemaligen Tiergartens bei Neustadt in | , von Grabow bis Neustadt (S. - X.) und von der (Elde bis zum Weg nach der Löggenitz (O. - W.). Das Titelschild ist leer, auf der Rückseite in neuerer Schrift die Bezeichnung "Der ehemalige Thiergarten bei Neustadt". Die ganze Darstellung ist in Av gehalten, aber die Orte Grabow, Klenow, Groten Laasch , Neustadt in anscheinend recht getreuer und gut gezeichneter Seitenansicht, nur Lütken Laasch in Av. Sehr gute kol. Zeichnung. 1159 X 1182. Archiv. - Grabow vor dem Brande, Klenow vor dem ersten Schloßbau, also vor 1724. |
26. |
Ansicht von Schloß und Kirche zu Grabow vor 1725. Zeichnung. * Abbildung in Zinkographie bei Schlie III, Tafel zu S. 182 Vorderseite; Aufbewahrungsort der Zeichnung nicht angegeben. |
*27. |
Ansicht von Grabow aus SO. in | | , l. die Bringkirche, in der Mitte Stadtkirche und Schloß, r. das Rehberger Tor, o. auf befranztem Tuche: DIE STADT GRABOW | GEGEN ABEND. | Sowie sie vor den [!] Brand | gestanden., l. u. r. davon ZE. A - H.; u. l. J. S. F. Wolter (.) Feder- u. Tuschzeichnung. 157 X 199. Museum; darnach Schlie III, Tafel zu S. 182 (Rückseite), ohne Angabe des Künstlers. |
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*28. |
Ansicht von Grabow aus W. in | |, oben auf befranstem Tuche: DIE STADT GRABOW | GEGEN MORGEN. | - - - wie o., l. u. r. davon ZE. A - F.; u. l. J. S. F. Wolter (.) Feder- u. (Tuschzeichnung. 156 X 199. Museum. |
29. |
Residentz Stadt Güstrow in Mecklenburgk. Tuschzeichnung von F. B. Werner aus dem Anfang des 18. Jahrh. Mit Legende. 150 X 275. So in einem Antiquariatskatalog von Volckmann - Rostock; Verbleib unbekannt. |
*30. |
Ansicht von Bützow aus SW. in | , l. Schloß mit Ravelin davor, um die Stadt Mauer mit acht Tor- und Wiekhäusern, vor dem einen eine Bastion. O. im Bande: BÜTZOW (.), u. in der Mitte Wappen, l. davon ZE. 1 - 12, darunter: Gabriel Frid: Leverentz | Rostockgengis [!] 1734, r. sieben 3. Beschreibung mit Erwähnung des Brandes von August 1716. Federz. 264 X 473. Archiv, aus Akten der Universität Bützow. |
*31. |
Av der Stadt Rostock von der Landseite in | , im Vordergrunde die Gärten der jetzigen Steintorvorstadt bis zum Galgen. In der Mitte u.: Prospect von der | Stadt Rostock. Daneben und darunter ZE. 1 - 48, u.: 1737 Z.: Voigt Ingenieur Cap: | et architect ð S: R: Kol. Federz. 728 X 838. Archiv. - Vor dem Bramower Tor keine Bastion mehr, sonst wie 1719 (Nr. 24). |
32. |
Ansicht der Stadt Güstrow. Federz. auf einem Apothekerlehrbriefe von 1737. VMG. (s. JMG. 48 Q 2 1883 S.34). |
*33. |
Ansicht von Rostock aus der Vogelschau von der Landseite, im Vordergrunde die Gärten. O. im Bande: ROSTOCK., u. l. in rechteckigem Schilde: Anno 1744, darunter ZE. 1 - 84. Wenig gute kol. Zeichnung. 432 X 1040 bzw. 435 X 1000. Zwei Exemplare in Univ. Bibl. u. Rost. Alt., ersteres mit breitem Linienrahmen, letzteres ohne solchen; kleine * Wiedergabe in der Bilderbeilage zum Rostocker Anzeiger 1924 Nr. 11. |
*1. |
A der Stadt Rostock von N. in | | , o. r. Greifenwappen. Beischriften von l. nach r.:•S•PETER - GRAV KLOSTER - COLLEGIVM IVRIS - •S• NICOLAVS - RAT • HAVS - VNSER • LIEBEN FRAVEN - STEINTOR - SCHWARTZ KLOSTER S (.) IOANNES - FRATER • HVS • - • S • MICHAEL - S • IACOB - NVNNEN KLOSTER |
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ZVM • HEILIGEN • CREVZ - DVSBAR - KROPELINSCHE • THOR - BRAVNNOWESCH THOR - • S • GERDRVT - ZIEGEL • SCHEVNE - ZINGEL - BISTOF - KVPFFER • MVELE (.) (Das Z stets im Spiegelbilde geschnitten.) Über dem Rahmen in Buchdruck: Warhafftige Contrafactur der alten Herrlichen Stat Rostock. Am unteren Rande angeklebt ein Gedicht 4 ) von 118 Zeilen in 12 Spalten: SEwastian Münsterus . . . Hanns S., darunter: Gedruckt zu Nürnberg / bey Hanns | Weigel Formschneider. Kol. Hlz von drei Stöcken gedruckt. 256 X 1090 * A. wie oben. Einzig erhaltenes Stück im Germ. Museum, etwas schief zusammengeklebt, daher Zeichnung und Buchstaben teilweise verdeckt. *B. Neudruck von den alten Holzstöcken aus der von Derschauschen Sammlung im Berl. Kupferstichkabinet. Ohne Buchdrucküberschrift und Gedicht. 254 X 358 + 364 + 360. Archiv; Rost.Alt.; darnach etwas verkleinert als Tafel II dieser Arbeit beigegeben. *C. Nachbildung in kol. Steindruck, auf zwei zusammengeklebten Blättern, mit der Überschrift, aber ohne das Gedicht. Lith. Anst. v. Winckelmann & Söhne (H. Porsch), Berlin. 260 X 1073. Zu Gustav Floerke, Die vier Parochialkirchen Rostocks in Fr. Schirrmachers Beiträgen zur meckl. Geschichte (I), Rostock 1872. |
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*2. |
A der Stadt Wismar von NW. in | | , o. r. das Stadtwappen. Beischriften von l. n. r.: S • NICOLAVS - GRAVE KLOSTER - VNSER LIEBEN FRAWEN • - S • IVRGEN • SVARTE KLOSTER • - MECKELE • BORGER • TOR • In der Mitte des rechten Blatts am untern. Rande: MW, über dem Rahmen in Buchdruck: Warhafftige Abconterfeitung der Stat Wießmer. Hlz. von drei Stöcken gedruckt. 250 X 1078. *A. wie oben. In zwei alten Stücken erhalten: Germ. Museum u. Stadt Wismar (aus Dr. Fr. Crulls Vermächtnis); ersteres Expl. kol. aus Heberle - Köln Katal. 60 Nr. 2505 vom Jahre 1860, das Crullsche schwarz; das letztere hat als Wasserzeichen Doppeladler im Schild und gehörte früher E. W. Günther in Nürnberg. |
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*B. Neudruck wie Nr. 1B, ohne die Buchdrucküberschrift: 248 X 361 + 365 + 358. Archiv; Rost. Alt.; darnach etwas verkleinert als Tafel III dieser Arbeit beigegeben. |
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*3. |
ROSTOCHIVM (.) L. offnes Meer mit kämpfenden Schiffen, vorne Mauern, r. Tor mit meckl. fünfschildigem Wappen, Türme, Festungshof, darauf eine Gruppe von Männern um einen mit Urkunden bedeckten Tisch stehend und sitzend, vor dem Tor größere Gruppe. Über dem Schiffskampf: "Pugna. navalis in qua ingens illa Suecorum. navis | Magelosa . . perit, et [a]dmiralius | Jacobus Bagge capitur Ao. 1564. 30 May." - Am untern Rande l. Verse: "Hic Magelosa . . .anus.", r. Tractatio de pace inter Danos, Suecos et Lubecenses Rostochij instituta, . . Bremensis." Radierung, wohl von Franz Hogenberg. 215 (ohne Schriftrand 198) X 328 (Plrd. fehlt). Keine Ähnlichkeit mit Rostock; o. r. und unten getilgte Schrift beweist, daß die Platte ursprünglich eine andere Verhandlung dargestellt hat. Nach Drugulin, Hist. Bilderatlas, Nachtrag zu S. 28, ist das Blatt in dieser Form enthalten in "Rerum Danicarum Friderico II. - terra marique gestarum Historia: Bella Ditmarsicum & Suecicum - complectens, . . . Studio & opera Gasparis Ens Lorchensis. Francofurti. Impensis Petri Fischeri 1593. Fol. Ob die ursprüngliche Platte vielleicht den ebenfalls von Hogenberg radierten Friedensschluß auf der Isle aux Boeufs bei Orleans (1563) dargestellt hat? (Drug. a. a. O. S. 32 Nr. 217). |
*4. | Wittenberg + Frankfurt a. O. + Wismar (= Rostock) + Rostock (= Wismar). 4 Ansichten auf einem Blatt: In äußerem, durch fünf dünne Linien gebildeten Rahmen, nach innen durch doppelte gleiche Umgrenzung getrennt o. l. die Ansicht von Wittenberg mit Überschrift in der Mitte: WITTENBVRGA[!] | Saxoniæ oppidum, . . . celebre., o. r. Ansicht von Frankfurt a. O. von der Flußseite, Inschrift o. l. in 3 Z.: CIVITAS FRANCFORDIENSIS In Marchionatu | Brandeburgensj, . . . . Gymnasio, | & Emporio . . celebris. ~~~~~ , u. l. Ansicht von Rostock nach Hans Weigel, aber l. mit Ergänzungen, mit zweizeiliger Überschrift in der Mitte: WISMARIA, natura locj populi frequentia, & ædificijs in | Ducatu Megapolensj, nobile Oppidum ~~~~~ , u. r. Ansicht von Wismar nach Hans Weigel mit zweizeiliger Überschrift in der Mitte: ROSTOCHIVM, Megapolensis Ducatus vrbs | nominis celebritate, & Academiâ prestans. |
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Kupferradierung, auch kol. 298/302 X.480/483, Wismar allein 135 X 234, Rostock allein 134 X 230. *A. wie oben. Aus der Editio princeps von Braun u. Hogenberg, civitates (I) 1572; vorne auf der Außenseite latein. Text, ohne Blatt - Nr. Initiale V in hellem Bandwerk mit Ziegenköpfen, F mit König, ein nacktes Weib verfolgend, V mit Parisurteil, R l. 2 Krieger, r. Weib. Vorletzte Z. der einzelnen Abschnitte enden: crimen, &; lin-; cultrum; Prosesso- B. Auf der Platte, zwischen Frankfurt und "Rostock" zugesetzt: Cum Priuilegio. *a) Lateinischer Text, Initial V mit bärtigem Mann mit Eselsohren über Früchten und Schlangen 39 X 39, Z. 2 v. u. endet confitetur; F, W, R einfache Uncialen, die vorletzten Z. der weiteren Abschnitte enden: præstantissimi, pectore., & Se-; u. r. gr. Blattzahl 27 eingedruckt. *b) Deutscher Text, drei große federzugartige Initialen W, F, W 32 X 32, ein kleineres wenig verziertes R; vorletzte Z. enden: thater, begabt:, erlangt, was ist, beyligender; u. r. kleine Blattz. 28 eingedruckt. *c) Französischer Text: (nur untere Hälfte lag vor) Initial W mit Sirenenbüste in hellem Bandwerk 22 X 22, Initial R mit Profilbüste 12 X 12, vorletzte Z. der drei letzten Absätze enden: nomez, Que, du Magi-; letzter Absatz in kleinerer Schrift; u. r. große Blattzahl 28 5 ). C. O. l. ist die Ansicht von Wittenberg ausgeschliffen und durch eine Av ersetzt; o. r. eingestochen: WITTENBVRGA[!], Sax | onie Oppid: Vniuersali litte | rarum studio celebre. *a) Lateinischer Text, Initial W mit blasendem Schäfer in hellem Bandwerk 30 X 30, F m. Löwenmaske desgl. 20 X 20, W m. Sirenenbüste desgl. 20 X 20, R mit Fackel desgl. 20 X 20, vorl. Z.: corru-, genere, confectos., vici-; u. r. große Blattz. 27 eingedruckt. *b) Lat. Text, Initial W = a, F m. Vogel in hell. Bandw. 21 X 21, W = a, R m. Bären in hell. Bandw. 20 X 20; vorl. Z.: genus, e-, disci-, facto, Senatus; u. r. große Blattz. 27 eingedruckt. *c) Lat. Text, Initial W m. schraff. Bandw. 40 X 40, F m. hell. Bandw. 12 X 12, W = a u. b, R = b; vorl. Z.: Georgi-, ge-, cultrum, stipen[-]; u. r. große Blattz. 27 eingedruckt. *d) Deutscher! Text: Erstes W groß mit Federzugverzierung, F, W und R kleiner und weniger verziert; vorl. Z.: woluerdien[=], Münste=, besu=, Professorn[?]; u. r. große Blattz. 28 eingedruckt. |
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*e) Franz. Text (nur obere Hälfte lag vor); Initial W = a u. b, F = b; vorl. Z.: con-, par 6 ). D. Zwischen "Wismaria" und "Rostochium" ist senkrecht zum zweiten Male: Cum Priuilegio (.) eingestochen. *a) Latein. Text: W m. schraff. Bandw. 40 X 40, F desgl. 25 X 25, W desgl. 18 X 18, R m. hell. Bandw. 13 X 13; vorl. Z.: vsur-, Mun[-], pro-, libe[-]; große Blattz. 27 eingedruckt. *b) Latein. Text: W = a, F m. Vogel in hell. Bandw. 21 X 21, W m. Sirenenbüste desgl. 22 X 22, R in □ mit dunklem Bandw. 13 X 13; vorl. Z.: Geor-, recen-, suo, vicini; große Blattz. 27 eingedruckt. *c) Deutscher Text: Erstes W groß mit Federzugverzierung, F, W und R kleiner und weniger verziert; vorl. Z.: woluerdien[-], Münster/, erschröcklicher, Professorn; große Blattz. 28 eingedruckt. *d) Franz. Text: Initial W = C e, F = C e, W m. Sirene in hell. Bandw. 22 X 22, R schraff. Bandw. 13 X 13; vorl. Z. der drei letzten Absätze: par, ima-, Mekeln-; Blattz. 28 eingedruckt 7 ). |
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*5. |
Ähnliche Darstellung wie Nr. 4D, aber gröbere Radierung, stärkere Umrahmungslinien, je die obern und untern Bilder näher aneinandergerückt; die Inschriften anders abgeteilt: WITTENBVRGA, | . . . FRANCFORDIENSIS | . . ., WISMARIA, . . . frequentia, | et . . . Oppidum. (ohne Zierlinie), ROSTOCHIVM, . Ducatus | vrbs . . . præestans. Auch hier zweimal: Cum Priuilegio(.) Kupferradierung, auch kol. 297/301 X 456/461; "Wismar" allein 135 X 228, "Rostock" allein 134 X 225. *a) Latein. Text: genau wie Nr. 4 D a. *b) Lat. Text; W m. schraff. Bandw. 40 X 40, F, W u. R desgl. 25 X 25; vorl. Z.: a-, quoru, horrendius?, Io-; große Blattz. 27. *c) Lat. Text; W = b, F u. R desgl., W schraff. Bandw. 18 X 18; Text ist auch auf der Rückseite gedruckt, aber noch nicht erweitert; die Seite schließt: eiulatu | misero; vorl. Z.: su-, docto-, pro-, Se-; kleine Blattz. 27. *d) Lat. erweiterter Text, bis 1631 reichend, auf Vor- und Rückseite; Initial W: blasender Schäfer in hellem Bandw. 30 X 30, typograph. F in hellem Bandw. 27 X 27, W schraff. Bandw. 25 X 25, R in □ mit weißen Blumen auf dunklem Grund. Die Seite schließt: alia | oppida,; vorl. Z.: vsur-, Quantam, re-, destinatum; große Blattz. 27 u. in der Mitte eingedruckt. *e) Lat. Text = d, zweispaltiger Druck; Initiale: beide W schraff. Bandw. 40 X 40, F und R über Schale mit Blumen |
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32 X 32; vorl. Z.: quæ: pru-, urbem, duæ, kleine Blattz. 155 nachträglich eingedruckt. Aus Jansson 1657. *f) Deutscher Text; Initial W mit Federzug 27 X 27, F, W, R einfache Uncialen; Absatz 1 mit großen, 2 - 4 mit kleineren Lettern; vorl. Z.: vnnd, mit, erdacht, welcher; ganz kleine Blattz. 28 eingedruckt. *g) Deutscher Text; Initial W mit Federzug 31 X 31, die übrigen einfache Uncialen; vorl. Z.: woluerdien[=], Münste=, erschröcklicher, Professorn; große Blattz. 28 eingedruckt. *h) Französ. Text; Initialen schraff. Bandw. W 25 X 25, F, W, R 18 X 18; vorl. Z.: iuge-, au-, sang, du; kleine Blattz. 28 eingedruckt. *i) Französ. Text auf Vor- und Rückseite (liegt nur teilweise vor); Initial W m. Hasen in hell. Bandw. 44 X 44, F u. R in □ mit schwarzem Bandw. 26 X 26 (zweites W fehlt); vorl. Z.: descou-, Sebastian, plus, voisin; Blattz. abgeschnitten. *k) "Wismaria" = Rostock lag mir auch ohne Text auf der Rückseite vor. |
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*6. |
A der Stadt Rostock von N. nach
Braun I in | , o.:
Ziemlich rohe Radierung, sicher von Francesco Valegio, 88/90 (128/130. Aus Raccolta di le piu illustri et famose citta di tutto il mondo, Venedig ca. 1580, gestochen größtenteils von Francesco Valegio, einige Blätter auch von Martin Rota; eine zweite Ausgabe, mit je zwei Bildern auf einer Seite, erschien unter dem Titel: Teatro delle . . . ca. 1600. |
*7. |
A der Stadt Wismar vvn NW. nach
Braun I in | , o.:
Ziemlich rohe Radierung, sicher von Francesco Valegio, 88/91 ( 129/132. Aus demselben Werk wie Nr. 6. |
*8. |
A von Wismar aus NW. nach Braun I in |. Feiner Holzschnitt, 68 X 93. a) In Abraham Saurs Theatrum urbium. Warhafftige Contrafeytung . . . Frankfurt a. M. bei Nicolaus Basse 1590. 8 °. 8 ) *b) In der Neuauflage mit verändertem Titel: Parvum theatrum urbium. Das ist: Erster Anblick . . . ebenda 1593, 8 °. S. 115; auf der Rückseite Text, Überschrift in Buchdruck: Die Stadt Rostock.; erste Textzeile: Rostock/ . . . inn . . . Ptolomæus | |
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*c) In Ausgabe v. 1595. 8 °. S. 162, auf der Rückseite Bild von Genf; Überschrift in Buchdruck: Die Statt Rostock., erste Textzeile: Rostock/ . . . inn . . . Ptolomæus | *d) In Ausgabe v. 1610. 8 °. S. 162, auf der Rückseite Genf; in der Überschrift: Statt; erste Textzeile: Rostock/ . . . in . . . Ptolomæus nennts | *e) In Abrahami Saurii Stätte - Buch . . . fortgesetzt durch Hermann - Adolph Authes. Frankfurt a. M. 1658. 4 °. Unter R S. 73, Überschrift: Die Stadt Rostock. Erste Textzeile unter dem Bilde: ROstock/ . . . im Mechelburg/ | 9 ) *f) In Adrianus Romanus, Parvum theatrum urbium sive urbium . . . deseriptio. Frankfurt, Nic. Basse 1595. 4 °. S. 106; Überschrift: MECHELBVRGENSIS DVCATVS. | Rostochium. Auf der Rückseite Braunschweig; erste Textzeile unter dem Bilde: Rostochium . . . primúm . . . posteà à | Seitenzahl in Antiqua. g) In Neuausgabe. Ebenda, Basses Erben 1608. 4 °. S. 106; Überschrift ebenso; erste Textzeile: Rostochium . . . primùm . . . postea à | Seitenzahl kursiv. *h) In Johann Rauw, Cosmographia, das ist . . . Beschreibung deß Göttlichen Geschöpffs . . . Frankfurt. Nic. Basse 1597, Folio, S. 496. *i) u. *k) wiederholt in den Titelausgaben desselben Werks: Frankfurt, Johann Dreuttel (Treudel), 1612 und 1624. |
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*9. |
Schloß und Stadt Ratzeburg in Av etwa von W. her in | | | ; o. l., m., r. drei Wappen, u. r. zwei Landsknechte. O. im Stich: RATZENBVRGK (.) U. im Wasser: Gerdt Hane 1588 (.); Beischriften: Thumb Kirche - S. Peter in der Stat - S. Jorgen auffm Berge - außerdem die drei Wappen als des Stifts, fürstl. niedersächsisch und städtisch Wappen bezeichnet. Kupferradierung, auch kol., wohl sicher von Franz Hogenberg, 329/ 332 ( 402/ 404. Aus Braun und Hogenberg, Band V, ca.1597, Blatt 43. - Lit. 368. *a) Text lateinisch; Initial R typographisch in hellem Bandw. m. 2 Halbfig. 32 X 32, nach Überschrift • ; vorletzte Z. proli-; große Blattzahl 43.
*b) Text lat.;
Initial R m. schraff.
Bandwerk 40 X 40; nach
Überschrift
*c) = b, nur kleine Blattzahl 43 mit Punkt dahinter.
*d) Text lat.;
Initial = b, nach
Überschrift
*e) Text lat., auch auf der Rückseite; Initial R mit schraff. Bandwerk 25 X 25; nach Überschrift • ; vorl. Z. auf S. 1: ide | Comes, auf S. 2: vi-; große Blattzahl 43. |
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*f) Text lat., zweispaltig; Initial R mit schraff. Bandwerk 40 X 40, nach Überschrift • ; vorl. Z. auf S. 1: EO | circa, auf S. 2: indice,; kleine Blattzahl 119 nachträglich eingedruckt. Aus Jansson 1657.
*g) Text deutsch;
Initial R mit Federzug 30 X
30; nach Überschrift
*h) Text deutsch;
Initial R mit Federzug 30 X
30; nach Überschrift
*i) Text französisch; Initial R schraff. Bandwerk 40 X 40; nach Überschrift • ; vorl. Z.: Me-; kleine Blattzahl 43 gleichzeitig eingedruckt. |
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*10. |
Ansicht der Stadt Wismar aus NW. (Hafenseite) in | | | , S. Nicolai mit spitzem Helm, S. Marien mit kleiner Spitze zwischen den Turmgiebeln; o. l., m., r. drei Wappen. Überschrift o. im Stich: WUSMARIA (.), 11 Beischriften, vom Pöler Thor bis Meckelburger Thor. Kupferradierung, auch kol., wohl sicher von Franz Hogenberg, nach einem Abriß, vom Ratsverwandten Georg Jule 1595 "ins Werk gesetzt", 379/381 X 509/511. Aus Braun und Hogenberg, Band V ca. 1597, Blatt 46. *A. Im Vordergrunde l. Schiffe, r. 11 weidende Rinder und fünf Trachtenbilder.
*a) Text
lateinisch; Anfangsworte:
Vrbis Wismariæ; Initial V in
□ mit Absalom 38 X
34, Überschrift: VVISMARIA
*b) Text lat., Anfang ebenso; Initial V mit klagendem Weib über von Eber getötetem Mann 48 X 46; Überschrift: WISMARIV [!] • , vorl. Z.: incarnati, gleichmäßige Schrift; kleine Blattz. 46 gleich eingedruckt.
*c) Text lat.,
Anfang ebenso; Initial V
schraff. Bandwerk 40 X 40;
Überschrift: VVISMARIA
*d) Text lat.,
Anfangsworte: Wismariae
vrbis; Initial W schraff.
Bandw. 40 X 40, Überschrift:
VVISMARIA
*e) Text lat.,
aber geändert, Anfangsworte:
Wismaria Vandalicarum;
Initial W mit blasendem
Schäfer in hellem Bandwerk
30 X 30, Unterschriftzeilen
fortgefallen, Überschrift:
WISMARIA
*f) Text lat., zweispaltig, Anfangsworte: Wismaria inter; Initial W schraff. Bandw. 40 X 40; Überschrift WISMARIA • , vorl. Z. S. 1: Al-|berto, S. 2: vice; kleine Blattz. 152 nachträglich eingedruckt. Aus Jansson 1657. |
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*g) Text deutsch, Anfangsworte DEr Statt; Initial D mit Federzug 30 X 30; Überschrift: Wismar/; vorl. Z.: Aprill/; große Blattz. 46 gleich eingedruckt. *h) Text französisch, Anfangsworte: AVcuns tiennent; Initial A schraff. Bandwerk 40 X 40; Überschrift: VVISMAR., vorl. Z.: faict; kleine Blattz. 46 gleich eingedruckt. *B. Platte verändert: der ganze Vordergrund ist ausgeschliffen und die Platte verkürzt, neu eingestochen l. vorn ein Boot und eine breite Kuff, in der Mitte Fischer das Netz aufziehend, r. Knabe zu Pferd von Mann mit Heugabel geführt. Rückseite ohne Text. 264/265 X 509/511. In Toonneel der vermaarste Koopsteden, Amst. Joh. Janßon van Waesberges Erben. 1682. *C. Ebenso, aber u. r. Adresse hinzugefügt: F. de Wit Excudit (.) In Theatrum praecipuarum Europae urbium. Amst. F. de Wit o. J. *D. Adresse wieder getilgt, unter dem Pferdeführer gekreuzte Schraffen, handschrifl. Nr. 99. In Galérie agréable du monde, tome 42, Leyden, P. v. d. Aa (1729). |
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*11. |
A der Stadt Rostock von N., in | | | | | , von der Seite der Fähre, o. l., m., r. drei Wappen, im Vordergrunde zehn Trachtenbilder; Überschrift o. im Stich: ROSTOCHIVM VRBS VANDALICA ANSEATICA ET MEGAPOLITANA (.) 19 Beischriften bei den Gebäuden, von Porta D. Petri bis mons Caluariæ, ferner 6 Beischriften bei den Trachten. St. Nikolai mit Turmgiebeln, Fraterhaus mit Turm, Jakobiturm mit durchgehenden Blenden, Kröpeliner Tor mit Wehrgang, am Strande nur Mauer, keinerlei Schanzen. Kupferradierung, auch kol., sicher von Franz Hogenberg. 355/358 X 491/493. Aus Braun u. Hogenberg, Band V ca. 1597, Blatt 47. - O. l. ein Plattenbruch bei allen mir bekannten Abzügen. - Auf der Rückseite die Topographia [!] urbis Rostochii descriptio D. Petri Lindebergii. R., gegen den Abdruck in 4 ° etwas gekürzt; Westphalen macht aus dem Verfasser der Beschreibung den Zeichner der Ansicht! *a) Text lateinisch, stets auf Vorder- und Rückseite; Z. 1 der Überschr. endet: RO=; Initial R mit schraff. Bandwerk 40 X 40; S. 1 vorl. Z. schließt: Germa-; S. 2 viertletzter Absatz: de weddtheren; vorl. Textzeile: Vnico-; große Blattz. 47 gleich eingedruckt. |
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*b) Text lat, Z.
1 der Überschrift: RO=;
Init. R = a; S. 1 vorl. Z.
confortat
*c) Text lat; Z. 1 der Überschrift: RO-; Initial R mit Wölfin u. Romulus u. Remus 47 X 43; S. 1 vorl. Z.: ab; S. 2: die weddtheren; vorl. Textzeile: Vnico-, kleine Blattz. 47 gleich eingedruckt. *d) Text lat.; Initial = a; S. 1 schließ: ferè ani- | Kleine Blattz. 47. *e) Text lat.; S. 1 vorl. Z.: bruca-; S. 2 vorl. Textzeile: Vnico-. *f) Text lat.; auf S. 2 bis 1631 erweitert; Z. 1 der Überschr.: RO-; Initial R = a; S. 1 vorl. Zeile: promeruêre.| Familiæ; S. 2 die weddtheren; vorl. Textzeile: vi-; mittlere Blattz. 47 wohl nachträglich eingedruckt. *g) Text lat., zweispaltig; Überschrift nur ROSTOCHIVM.; Initial R m. schraff. Bandw. 40 X 40; S. 1 vorl. Z. schließt: judicia | quo-; S. 2 vorl. Z.: quot-; kleine Blattz. 122 nachträglich eingedruckt. Aus Jansson 1657. *h) Text deutsch; Z. 1 der Überschrift: vnnd kürtze be-; Initial R mit Federzug 31 X 31; S. 1 vorl. Z.: weidt=; S. 2 nur: Weddeherrn; vorl. Z.: etlicher; große Blattz. 47 wohl gleich eingedruckt. *i) Text französisch; Z. 1 der Überschrift: VILLE DE; Initial R schraff. Bandwerk 40 X 40; S. 1 vorl. Z.: monstre | le zele; S. 2: Die VVerddtheren; vorletzte Textzeile: quelques; mittlere Blattzahl 47 gleich eingedruckt. *k) Ohne Text auf der Rückseite. Wohl aus Toonneel der Koopsteden oder De Wit. |
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*12. |
A von Rostock nach Braun V von S.
Petri bis S. Johannis;
Überschrift o. r. im Bande:
ROSTOCHIVM(.) Zu beiden Seiten
eines Stammbaumes, o. r.
betitelt: DVCES MECHELBVRGENSES:
| Inclytiss. et Illustriss.
Principib: | Ducib.
Mechelburgensibus. etc. |
Kst., sicher gestochen von Dom. Custos 405/412 X 249/251, Höhe der Ansicht etwa 80 mm. Ist Fol. XXXV aus des Antonius von Albizi (Albitius) Principum Christianorum stemmata, oder deutsch: Christlicher Potentaten . . Stammenbäume, die zuerst 1608 erschienen. Mir lagen vor: *A. Mit latein. Text a. d. Rückseite, letzte Glieder ganz kurz: Adolph Friedrich * 1589 u. Johann Albrecht * 1591, aus der edit. III. Kempten 1619. *B. Mit deutschem Text a. d. Rückseite, bei Adolph Friedrich eine, bei Joh. Albrecht drei Gemahlinnen hinzugefügt und Geburtsjahr berichtigt, aus der 5. Deutschen Ausgabe, Straßb. 1627. Es werden u. a. Ausgaben von 1608. 10. 12. 17. 24. 26. 29. 32. 34. 40 angeführt. |
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*13. |
A von Rostock aus N. nach Braun I, in | ; o. in der Mitte: WISMAR (.) Nicht sehr geschickte Nachbildung, besonders schlecht kamen die Türme von Nikolai, Marien und das Kröpeliner Tor fort. Kst. 141/145 X 193/197. - Wird Peter Kaerius zugeschrieben, m. E. zu Unrecht. *a) Ohne Text auf der Rückseite. Zu welchem Werke diese - offenbar ersten - Abdrucke verwandt wurden, war bisher nicht festzustellen. *b) Mit lat. Text a. d. Rückseite (zu Wisby); Sz. 714; Seitenüberschrift 106 mm lang, Kustos auf S. 713 VVIMARIA [!]; der Text zu Wismar steht S. 715 (S. 716 Bild von Wittenberg); dort schließt vorletzte Textzeile: er- | Aus P. Bertii, commentariorum rerum Germanicarum libri tres . . . Amsterdam. Joannes Janßon 1616. *c) Ebenso; Seitenüberschrift 94 mm lang; Kustos auf S. 713 WISMARIA; der Text S. 715 schließt in der vorletzten Textzeile: in | Aus P. Bertius 1632. |
*14. |
A von Rostock aus N. nach Braun V in | ; o. in der Mitte ROSTOCK (.), u. vier der Braunschen Trachtenfiguren wiedergegeben. Zierlicher Kst. 134/138 X 185/190. - Betr. des angebl. Stechers s. zu Nr. 13. *a) Ohne Text auf der Rückseite; s. a. a. O. *b) Mit lat. Text a. d. Rückseite (zu Regiomontium); Sz. 652; Seitenüberschrift 109 mm lang; S. 651 Signatur Nnnn ij; der Text zu Rostock steht S. 653 (S. 654 Bild von Rufach); dort schließt vorletzte Textzeile: in- | Aus Bertius 1616. *c) Ebenso; Seitenüberschrift 102 min; S. 651 Signatur Nnnn2; der Text S. 653 schließt in der vorletzten Z.: est à |Aus Bertius 1632. *d) Mit holländ. Text a. d. Rückseite; Blattz. 113, Signatur F 1; der Text beginnt Bl. 112 b und schließt 114 a . Aus: T'Keyser - Ryck Van Duytsch - land . . . met een verhael van de Academien . . Amsterdam Joannes Janßon 1620. Die Widmung ist unterzeichnet Laonico ab Aqua viva. |
*15. |
A von Rostock aus N. nach Braun I in | , vorn ein Krüppel mit Krücken und Stelzfuß und ein Wagen mit Erichthonius; oben im Stich: Wißmar. Am obern Plattenrande: Gebrechen macht Kunstreich., am untern lateinische und deutsche Verse: Primus . . valet. Ein alter . . list. Gute Radierung, vielleicht von M. Merian. 70/98 X 145/152. *A. Ohne Blattzahl. Aus "Politischen Schatzkästleins" 7. Theil. Durch Eberhard Kiesern verlegt (Frankfurt) 1626, bzw. latein. Titel: Thesauri philopolitici pars septima . . 1626. |
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*B. Oben r. hinzugefügt Blattzahl: 51. Aus späterer Auflage. *C. Weiterer Zusatz zu der Überschrift: in Megkelburg. *D. Links von der Mitte das Wismarsche Wappen hinzugefügt. Um 1630/31. *E. Die Blattzahl 51 ersetzt durch B 57. In der von Paulus Fürst zu Nürnberg unter dem Titel Sciographia cosmica 1637 neu veranstalteten Ausgabe. Alle dieser folgenden von 1642, 1678 bis ins 18. Jahrhundert hinein haben die Platte E, nur in immer schlechterem Abdruck. |
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16. |
A von Rostock nach Braun V in | , vorn Jupiter und Merkur, an einer Schnur einen Kranz haltend, der mit A R S bezeichnet ist; o. im Stich: Rostock. Am obern Plattenrande: DURABILIS ARS EST., am untern lateinische und deutsche Verse: Per mare . . . obest. Ich geh zu Land . . . Käldt. Gute Radierung, wohl von Sebastian Furck. 70/99 X 145/154.*A. Ohne Blattzahl. Aus Thesaurus philopoliticus . . . Politisches Schatzkästlein . . . Durch Daniel Meissnern . . . (Teil I) Frankfurt am Main bey Eberhard Kieser 1623. B. [wohl mit Zusatz der Blattzahl 40] 10 ). *C. Mit Zusatz der Blattzahl 40 und unter dem Namen: Uni=vers:. D. [mit Zusatz zweier Wappen o. l. u. r.]. *E. Oben r. B 58 statt 40. In Sciographia cosmica 1637 ff. |
*17. |
A von Ratzeburg nach Braun u. Hogenberg V in | , l. ein Mann, der ein fortsegelndes Schiff am Seil hält; o. im Stich: Ratzen=burg. Am obern Plattenrande: INTER SUSPIRIA LUCTUS., am untern lateinische und deutsche Verse: Fundo miser . . . dies! Ich armr Mensch . . . klag.) Gute Radierung, wahrscheinlich von Matthaeus Merian. 70/98 X 142/148. *A. Ohne Blattzahl. Aus Thesauri philo politici Quarta pars . . Politischen Schatzkästleins . . Vierter Theil . . Durch Daniel Meißnern . . Frankfurt a. M. bey Eberhard Kieser 1624. B. [wohl mit Zusatz der Blattzahl 34] 10 ). |
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Seite 183 |
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*C. Mit weiterem Zusatz: in Sachsen. Hat Germ. Mus. u. München in Ausg. v. 1625. *D. Mit Zusatz eines Wappens u. r. *E. Oben r. B 8 statt 34. In Sciographia cosmica 1637 ff. |
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*18. |
A von Rostock aus N. nach Braun I in | , u. r. drei Trachtenbilder, o. r. das Wappen von Wismar; m. o.: WISMAR. Zarte Radierung, schwerlich von Friedr. Hulsius, 74/76 X 132/135. Aus: Joh. Ludw. Gottfried, Inventarium Sueciae, das ist gründliche . . Beschreibung des Königreichs Schweden . . . Frankfurt a. M., Friedrich Hulsius 1632, Folio, S. 362. |
*19. |
A von Rostock aus N. nach Braun V in | , u. r. vier Trachtenbilder, o. r. weißes Wappenschild; m. o. ROSTOCK. Zarte Radierung. 72/75 X 129/133. Aus demselben Werk S. 372. |
*20. |
Av von Schloß Ratzeburg nach Braun V, l. daneben: Ratzenburg (.) Zur Rechten des Fußes eines Stammbaums der Herzoge von Sachsen - Lauenburg, zur Linken Schloß Kelsterbach; o. r. die Nummer: 49, unten acht Verse von Joh. Tackius, das ganze in |. U. r. J. S. Radierung von J. Schweitzer. 375/383 X 240/247, die Ansicht etwa 70 X 100. Aus: Joh. Tack, Unverwelklicher Zedernbaum zu ewigem Andenken Georgs II. von Hessen. (Gießen?) 1662. |
*21. |
Av von Ratzeburg nach Braun V, l. u. r. verkürzt, o. ohne die Wappen, aber u. mit den Landsknechten. O. im Bande: Ratzeburg. Beischriften: die lange Brücke. - der Thum (.) - Die Stadt (.) - St: Peter (.) - Die Ratzeburger See. - das Schloß(.) - St: Jürgen auffn Berg(.) - der Da(. - die Mühle (.) Gute Radierung. 320/325 X 284/286. Aus: Beschreibung des Polabenlandes und des darinnen belegenen . . Ratzeburg. O. O. 1693. 4 ° (Lit. "2220). Ein vollständiges Expl. mit beiden Tafeln Reg.- Bibl. Meckl. III 50. - Lit. 369m. Bald nach Ausgabe ward die Platte zerschnitten und für die beiden folgenden Nummern benutzt. |
*22 |
A. Av der Stadt Ratzeburg nach Braun V, obere Hälfte der Platte von vor. Nr., seitlich etwas verkürzt, dieselben Beischriften, noch hinzugefügt: Der Weg nach dem Schloß (.) Gute Radierung. 147/148 X 246/247. |
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Seite 184 |
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Aus: E. W. Happelius, Des historischen Kerns oder kurzer Chronik 3. Theil . . . 1690 - 1700. Hamburg, Th. von Wiering 1700, zum Text f. 1693 S. 109 - 16; Das bombardierte Ratzeburg. |
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*22B. |
Av des Schlosses Ratzeburg nach Braun V, untere Hälfte der Platte von Nr. 21, seitlich und u. verkürzt; Überschrift o. l. und r.: Das uhr alte | Schloß (-) Ratzeburg (.) Beischriften nur noch: das Schloß (.) - die Mühle (.) Gute Radierung.155/156 X 215/216. Aus demselben Werk 11 ). |
*23. |
A von Rostock in | | nach Braun V, l. u. r. etwas verkürzt, die drei Wappen mit heraldischer Schraffierung, bei den Trachtenbildern vermehrte Beischriften, besonders bei der Beguine l. u. Während sonst die Vorlage genau nachgestochen ist, selbst Stichfehler wie Bramoriensis, ist der Nikolaiturm mit acht [!] Giebeln statt der vier ausgestattet. Überschrift im Stich: ROSTOCHIVM VRBS VANDALICA ANSEATICA MEGAPOLITANA | DELINEATIO [!] LINDEBERGII | Anno MDXCVII. Am obern Plrd. r.: ad Tom. III. pag. 782. Kst. 322/321 ( 400/410. Aus: E. J. von Westphal(en), Monumenta inedita rerum Germanicarum praecipue . . Megapolensium. Tom. III, Lipfiae 1743. Folio. (Lit. Nr. 2100.) 12 ) |
*24. |
A von Rostock in || in freier Nachbildung nach Braun V, l. hinten die Stadt von St. Johannis [oder Jakobi? der Turm ist verdeckt] bis St. Petri, davor unverhältnismäßig groß neun der zehn Trachtenbilder, aber in anderer Reihenfolge. Unterschrift: Rostock im Jahr 1580., u. r. unter dem Rahmen: G. bey I. G. Prite. . . [Rest unleserlich]. Sehr früher Steindruck, Bildgröße 137 X 279, Höhe mit der Unterschrift 153 mm. VMG. |
*25. |
A von Rostock in | | nach Nr. 23, aber die Beischriften verdeutscht; Unterschrift: DIE STADT ROSTOCK IN MECKLENBURG | nach Lindenbergs Zeichnung vom Jahre 1597 |
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* (Westphalen monumenta inedita Tom (.) III) | Beilage zur Chronik der Stadt Rostock von Dr. Werner Reinhold., r. u. dem Rahmen: Lith. Anstalt v. I. G. Tiedemann. Steindruck. 314 X 397, Höhe mit der Schrift 348 mm. Zu: Werner Reinhold, Chronik der Stadt Rostock. Rostock (Friedr. Behm) 1836. 8 °. (Lit. Nr. 5057.) |
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*26. |
A von Rostock aus SW. in (; l. Kröpeliner Tor mit Wehrgang, r. Nikolaiturm mit den 1618 abgebrochenen Turmgiebeln, l. im Vordergrunde unverhältnismäßig großer Kriegsmann mit Lanze vor Bäumen. Selbständige, aber wegen des kleinen Ausmaßes wenig bedeutende Aufnahme. Ziemlich roher Hlz., 68 X 111. Auf Titeln verschiedener Drucke von Moritz Sachs 13 ) in Rostock, 1) Der Erbaren Hänse Stätte revidirte Schiffs-Ordnung und SeeRecht . . Rostock 1614. 4 °. 10 Bll. 2) Vnterricht / oder Ankündigung / WElcher gestalt jetzo in diesem 1623. Jahr der . . . Halbhunderster [!] Pfennig . . . erlegt werden soll. Rostock. 4 °. 4 Bll. - Beide im Ratsarchiv, ersterer auch in Landes - Bibl. |
*26 a. |
Flugblatt in aus Zierstücken
gesetztem Rahmen,
Buchdrucküberschrift:
Abconterfeytisch Wunderzeichen /
welches den | 29. Novemb. 1628.
vmb 8. vnd 9 Vhren Vormittag zu
Schwerin im | Mechelburger Landt
/ von Ihr Furstl. Gnaden
Hertzogen zu Friedland /
Darunter in Kupferstich am Himmel Nebensonne von Feuerstrahlen und Regenbogen begleitet, darüber ein gekrönter Büffelskopf, darunter sehr feine landschaftliche Ansicht, vorn mehrere beobachtende Personen und Wallensteins sechsspännige nach l. fahrende Kutsche, zur R. eine Stadt mit Mauern und Kirchturm, die schwerlich mit der Schelfstadt Schwerin Ähnlichkeit hat, sondern für Phantasie zu halten ist. Dann 14 durchlaufende Zeilen Text: DEmnach . . . willen / Amen. Kst. 175/177 X 137/138, Gesamtgröße mit Rahmen 315 X 225. Die zarte Kupferradierung der Landschaft dürfte von Matthäus Merians Hand herrühren. |
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Seite 186 |
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*27. |
Flugblatt, in der Mitte Gustav Adolph nach her. l. im Eirund, Hüftbild, die Linke auf die aufgeschlagene Bibel gestützt, darum in Schneckenlinie eroberte Städte von 1. Stralsund. bis 103. Mannheim., in den 4 Ecken das schwedische Wappen, allegorische Darstellungen und Inschriften. Alles in Kst. 274/276 X 353/355, darüber Titel in 5 Buchdruckzeilen:
Kurtze Beschreibung / vnd ins
Kupffer gebrachte Contrafacturn/
der fürnembsten ( Städt /
Vestungen vnd Päß / welche die
Königliche Majestät zu Schweden
/
So mein Expl.; nach Snoilsky, Svenska historiska planscher. Stockh. 1893 - 95. Nr. 1 S. 35/36 erschien dazu noch ein Buchdrucktext in drei Spalten, Nürnberg bey Simon Halbmayern zu finden. Anno 1632. - Auf dem Stich: 33. Neu Brandenburg, 52. Gadebusch, 53. Schwerin, 54. Güstrow, 76. Rostock, letzteres wohl nach Braun u. Hogenberg I, die andern Phantasiebilder. |
28. |
Desgleichen: Gotha, gedruckt bey Christoph Reyhern 1690. Kupferstich, signiert: J. G. Göbel sc. Snoilsky Nr. 2 S. 36, aber wohl Nachstich, nicht neue Auflage von Nr. 27. |
*29. |
Desgleichen; sehr ähnlicher Nachstich nach Nr. 27, aber um 104 - 113 durch Ausfüllung der unteren Ecken vermehrt; auf einer zweiten kleinen Kupferplatte sind 2 größere (Straßburg und Nürnberg) und 13 kleinere Bilder zugefügt, ein Feld ist noch leer: Nr. 114-124, 4 weitere ohne Nrn. Kst. 270/272 ( 351/353 (52/53 ( 346/348; dazu ein besonderes Blatt mit Buchdrucktitel und dreispaltigem Text: Kurtze Beschreibung . . . fürnemb= | sten Stätt / . . . Brandenburger | Marck / . . . 1630. 1631. vnd 1632. in Teutschland / | . . . eingenommen hat. U. r.: Franckfurt / Bey Anthonj Hummen. 1632. So in einer ohne Ortsangabe erschienenen deutschen Ausgabe der Arma Suecica von 1632 (Schwer. Reg.-Bibl.), vermutlich auch einzeln als Flugblatt ausgegeben. Aus Mecklenburg sind hinzugekommen: (104) Damitz, 116 Wismar (= Rostock nach Braun und Hogenberg I). - Vermutlich gleich Snoilsky Nr. 5 S. 36/37. |
30. |
Flugblatt. Im innern Eirund Gustav Adolph auf galoppierendem Roß, rundherum 112 numerierte Schilder mit Abbildungen von 1. Stralsund bis 112. Drusenheim, in allen |
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Seite 187 |
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4 Ecken emblematische Vorstellungen. Kupferstich 292 X 350. Darüber in Buchdruck: Warhafftige Historische Beschreibung / Vnd Contrafacturn / der fürnembsten Städt / Vestungen vnd Päß / welche . . Majest. zu Schweden . . . in Anno 1630. 1631 vnd biß ins 1632. Jahr / allbereit . . . Eingenommen hat. Darunter Folioblatt mit dreispaltigem Buchdrucktext. Nürnberg / bey Ludwig Lochnern zufinden / 1632. So Snoilsky Nr. 3 S. 36. |
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31. |
Flugblatt, in den obern Ecken Medaillonbild Gustav Adolphs und schwedisches Wappen, auf 117 fortlaufenden rechteckigen Feldern 117 Städte dargestellt: 1. Stralsund bis 117. Bamberg. Kupferstich. 235 X 368. Darüber in Buchdruck: Abbildung der fürnembsten Stätt / Festungen / vnd Päß, welche . . May. zu Schweden . . . von Anno 1630. biß auff gegenwertige Zeit / in Teutschlandt . . . nacheinander einbekommen | sambt einer kurtzen Beschreibung. Unter dem Kupferstich dreispaltiger Buchdrucktext ohne Verlegerangabe. So Snoilsky Nr. 4 S. 36. |
*32. |
Flugblatt ganz in Kupferstich, sonst wohl dem vorigen ähnlich, in den obern Ecken Medaillonbild von Gustav Adolph und schwedisches Wappen, 13 Reihen mit 134 rechteckigen Städteabbildungen: 1. Stralsund bis 134. Kirchberg, und 5 leeren Feldern. Darüber gestochene Überschrift in einer Zeile: Abriß der Furnemsten Stät Festunge vndt Päß in Teudschlandt Welche. J. M. König Gustaff Adolph Zu Schweden etc. Theils mit Accort, Theils mit gewalt eingeno(en. 1632. Kst. 272/290 ( 367/374. Aus Mecklenburg: 33. Neu Brandeburg. 52. Gadebusch. 53. Schwerin. 54. Güstrow. 76. Rostock. 104. Damitz. 118. Wismar. Snoilsky Nr. 6 S. 37. - Gehört zu Relationis historicae continuatio semestralis Jacobi Franci, d. i. histor. Beschreibung für 1631/32. Frankf. Sig. Latomus Erben, Fastenmesse 1632. 4 °. |
33. |
Tafel mit 124 numerierten Abbildungen ohne Schrift. Oben Gustav Adolphs Gebet nach der Landung. Kupferstich. 284 X 364. Vermutlich gehörte ein erklärendes Textblatt dazu. Snoilsky Nr. 7 S. 37. |
*34. |
Flugblatt. Links Gustav Adolph in Kriegertracht und Hut, mit langer Lanze den rechts sitzenden Papst vor den Bauch |
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stoßend, derselbe erbricht in langem Strom von 6 Schlangenwindungen 54 Städte (für 5 - 6 weitere ist Raum gelassen): Stralsund bis Creutzenach; die Hauptdarstellung von allerlei allegorischem Beiwerk umgeben. Kupferstich. ca. 250/252 X.297/298 darüber Buchdrucktitel: Eygendliche Abbildung der vornemsten Oerter / Stätt / Vestungen | vnd Päß / so in kurtzer Zeit auß der Gefängnuß vnd Trangsal deß Pabstthumbs durch GOttes vnd | der Gothen Macht / sind erlediget worden. Ganze Größe etwa. 295 X 305. = Snoilsky Nr. 32 S. 48. Aus Mecklenburg: NeuBrandeburg, Güstrow, Rostock. |
|
35. |
Ganz ähnlich, aber 49 Abbildungen: Stralsund bis Mannheim; Überschrift: Augenscheinliche abbildung der vornemsten Oerter / Statt / vnd Flecken so in Jahrsfrist . . erlediget worden. A°. 1631. So Snoilsky in Anmerkung zu voriger Nr. |
*36/37. |
Zwei Gedächtnisblätter zur Hundertjahrfeier der Siege Gustav Adolphs: 1) Hundert Jähriges | angedencken, das sch= | nelle Kriegs Glück des | Schwedischen Hel= | dens u. Königs Gus= | tavi Adolphi. . . in Er= | roberung aller dieser | . . | Städte u: Platze [!]. . . welche sich Ao. 1630. u: | 1631 . . ergeben müßen: 103 Bilder, darunter Verse u. Adresse: Elias Bæck A: [= alias] H: [= Heldenmuth] fecit et excudit. Aug. Vindel. Kst. 354/360 X 285/288. 2) Fortsetzung derer | Siege und Erroberun= | gen . . . Gustavi Adol= | phi, wie solcher von | Anno 1631. biß Ano | 1632. beygefügte . . . | Städte . . . errobert; nebst sei= | nem prächtigen | Einduge [!] in . . . Augspurg | . . . 102 Bilder wie o. Kst. 353/358 X 285/290. Aus Mecklenburg auf 1): 33. Neubrandenburg, 52. Gadebusch, 53. Schwerin, 54. Güstrow, 76. Rostock; auf 2): 3. Riebenitz, 20. Walchein (!), 27. Fürstenberg, 29. Sternberg, 31. Graffen Mühlen, 33. Barchem, 34. Plauen, 73. Damitz, 77. Neustadt (ob das meckl. ?), 85. Wißmar, die meisten Phantasiebilder, bis auf Neubrandenburg, Rostock, Ribnitz, Dömitz, Wismar. Snoilsky Nr. 2. 3 S. 59. |
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*38. |
A von Wismar aus NW. in | | noch ganz nach Braun V 1597, nur sind im Vordergrunde neue Befestigungen angebracht, l. um die "Spaarbüxen" eine doppelte Umwallung, in der Mitte eine Doppellünette vor dem Tor, r. eine kleinere Bastion und eine größere Anlage. Oben in der Mitte das Stadtwappen, zu beiden Seiten WIS(-)MARIA. 12 Beischriften bei den Gebäuden. Kst. von Matthaeus Merian, 114 /293 X 363/368. a) Zu: Johann Angelii à Werdenhagen, de rebuspublicis hanseaticis tractatus. Francofurti, apud Matth. Merianum (1641) folio. b) Zu: M. Zeillers Topographia Saxoniæ inferioris, Frankfurt, Merian 1653 fol. in allen Drucken. c) Zu: Theatrum Europaeum XX. Frankfurt 1734 14 ). |
*39. |
A von Rostock aus N. in | | , größtenteils noch nach Braun V 1597, aber mit einigen Veränderungen, das Petritor höher (? mit Wehrgang), St. Michael ohne Türmchen, Jakobiturm mit zwei Reihen Fenster übereinander, die Galerie mit Ecktürmchen; an der ganzen Strandseite zieht sich eine Reihe von Befestigungen hin, die durch Palisadenreihen verbunden sind; sie stimmen genau mit den von Emanuel Block 15 ) angegebenen überein. Oben l. u. r. 2 Wappen, in der Mitte Überschrift: ROSTOCHIVM., l. und r. davon ZE. A - K. M - S. Kst. 142/293 X 363/368. Gestochen von Matthaeus Merian, vielleicht nach einer - nicht erhaltenen - Aufnahme von Emanuel Block, da dessen erhaltene Zeichnung, deren Standpunkt etwas weiter links ist, sonst große Übereinstimmung mit dieser Ansicht zeigt. a) Zu Werdenhagen 1641, b) Zu Zeillers Topographia Saxoniæ inferioris 1653, c) Zu Theatrum Europaeum XX 1734 16 ), in allen drei Werken mit Nr. 38 auf einer 368 X 293 großen Platte. |
*40. |
A von Rostock in | , nach Merian 1641, o. l. u. r. Wappen, in der Mitte: ROSTOCHIVM., 5 Beischriften im Bilde. Kst. 108 X 133, Plrd. nicht festzustellen, da mit mehreren auf einer Platte gestochen. |
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Zu: Martin Zeiller, Itinerarium Germaniae (a. d. Buchdr.- Tit.: Fidus Achates), Amstelodami. apud Johannem Janßonium Juniorem 1658. 12 °. |
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*41. |
A von Rostock in (, nach Merian 1641, l. etwas verkürzt. O. l. im Stich: ROSTOCK., keine Beischriften und Erklärungen. Kst. 59 X 114, Plrd. nicht erkennbar, da mit mehreren zusammen auf einer Platte gestochen. A. wie oben, der l. Rand der Einfassungslinie nach oben u. unten fein verlängert. B. o. r. im Rande Ziffer 9 (oder noch mehrere abgeschnittene?). Zu verschiedenen Ausgaben von "Getreuer Reis -Gefehrt in Ober- und Niederteutschland." Nürnberg 1668 (?), 1686 u. ö. |
*42. |
A von Wismar nach Merian 1641 in | , l. etwas verkürzt, mit denselben Befestigungen. O. l. im Stich: WISMAR., am obern Plrd. ZE. 1 - 5. Kst. 59 (mit Schrift 65) X 113, Plrd. nicht erkennbar, da offenbar mit mehreren auf einer größern Platte gestochen. A. Der Punkt nach Wismar steht frei, s bei Rathaus (hinten rund), r u. s bei Fürstl. Palast frei. B. Das R von Wismar mit dem Punkt verbunden, s hat einen Schlußstrich: s, r u. s sind verbunden, obere Randlinie nach r. fein verlängert. C. u. r. unter dem Stich Ziffer 111. zugefügt. Zu verschiedenen Ausgaben von "Getreuer Reis - Gefehrt in Ober- u. Niderteutschland." Nürnberg 1668 (?), 1686 u. ö. |
*43. |
A von Wismar in | ,nach Merian
1641, in der Höhe etwas
gedrückt, worunter besonders der
Nikolaiturm gelitten hat. Oben
in der Mitte ohne Wappen:
WISMARIA. Bei den Gebäuden 12
Beischriften, mit Schlußpunkt
und stets mit r (bei Merian ohne
Schlußpunkt und meist mit
Kst. 102 X 387 (Plrd. fehlt). Mein Besitz, vielleicht zu einem Flugblatt von 1675 gehörig. |
*44. |
A von Wismar nach Merian 1641 ohne Umrahmung, mit denselben Befestigungen, aber l. u. r. etwas Umgebung hinzugefügt und daher künstlerisch wirksamer; in der Mitte o. Stadtwappen vor einem Bande, worauf: WIS=(-)MAR., am u. Plrd. l. ZE. a - h, in der Mitte Beschreibung in 7 Z. bis 1679, r. Rest der ZE. i - l. Kst. Auf 2 Platten 140/170 X 496/498 (303 + 193). |
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A. r. u. im Plrd.: AUGSPURG. | Iohann Stridbeck Iunior | fecit er exc: cum Gratia et | Privil: Sac: Cæs: Majest: (um 1700). *B. u. r. Z. 2 ausgelöscht, statt dessen eingestochen: Gabriel Bodenehr (.) In "Cur. Staats- u. Kriegstheatrum . . in Holstein, Pommern u. Mecklenburg" (um 1717). *C. o. r. zugefügt: 193. In "Europens Pracht und Macht", Augsb. Bodenehr, Teil 1. (etwa 1720). *D. u. r. Z. 2 u. 3 bis zum ersten et getilgt, dafür eingestochen: Georg Christoph | Kilian (.) In späteren Ausgaben desselben Werks, dessen Verlag etwa 1746 von Kilian übernommen ward. |
|
*45. |
A von Stadt und Schloß Bützow aus S. in | | , ringsherum Mauern, l. vor dem Schloß eine Bastion, ganz r. eine gleiche. Oben in der Mitte: Bützow (.), nur eine Beischrift: Schloß. Kst. 138/298 X 351/355. Gestochen von Caspar Merian, der sich unten in der auf gleicher Platte befindlichen Ansicht von Güstrow ausdrücklich nennt. In Zeillers Top. Saxoniæ inferioris. Frankfurt, Merian 1653, in allen Drucken 17 ). |
*46. |
A der Stadt und Festung Dömitz von der Elbseite in | | , l. die Festung mit größeren, r. Kirche und Stadt mit kleineren Bastionen; in der Festung das höchste Haus mit noch ungedeckten Dachsparren. O. in der Mitte: Dömitz (.), einzige Beischrift: Albis Fluvig (.) Kst. 123/262 X 175/179. Unbezeichneter Stich des Caspar Merian, mit Neukloster auf derselben Platte. In: Zeillers Top. Saxoniæ inferioris. Frankfurt, Merian 1653, in allen Drucken. |
*47. |
A von Dömitz in | , Nachstich von Nr. 46, Beiwerk verändert, das o. erwähnte Haus hat ein volles, aber niedrigeres Dach. Oben in der Mitte: DÖMITZ. Kst. 59 X 114, Plrd. nicht erkennbar, da offenbar mehrere Bilder auf einer Platte gestochen waren. Aus: Beschreibung des Elbstroms, Nürnberg bei Christoph Riegel 1686 u. o. J. (mehrere Drucke, im einen Text S. 416-27, im andern S. 419 - 30). |
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*48. |
A von Gadebusch aus SW. in | | , r. das Schloß mit alleinstehendem hohen Berchfrit. Oben das Stadtwappen, l. u. r. davon: Gade(-)busch (.), Beischrift im Bilde: Furstlich hauß, o. l. ZE. A-D. Kst.135/138 X 175/179. Unbezeichneter Stich des Casp. Merian, mit Rühn auf demselben Blatt, aber auf eigener Platte. In: Zeillers Top. Sax. inf. Fft., Merian 1653, in allen Drucken. |
*49. |
A der Stadt Güstrow von SO. in | | , in der Mitte das Schloß, l. der Dom, r. Pfarrkirche und Rathaus. O. in der Mitte: Fürstl. Mechlenb. Residentz Statt Güsterow (.) O. l. ZE. A - I, u. r.: Casp. Merian fecit (.) Kst. 148/298 X 351/355; mit Bützow auf einer Platte. In Merian-Zeiller, Top. Sax. inf. 1653 18 ). |
*50. |
A von Güstrow in | , Nachstich von Nr. 49, l. u. r. verkürzt, o. l.: GÜSTEROU., am obern Plrd. ZE. 1 - 4. Kst. 58 (mit Schrift 62) X 114, Plrd. nicht erkennbar. *A. Wie oben, kleinere 3. *B. O. r. am Plrd. zugefügt Ziffer: 42 (.), die 3 größer und dicker. Zu verschiedenen Ausgaben von "Getreuer Reis - Gefehrt in Ober- u. Niderteutschland." Nürnberg 1668 (?). 1686 u. ö. |
*51. |
A von Güstrow in | | , Nachstich nach Nr. 49, o. im Bande: GRODNO | Im Groß Hertzogthu Litthauen. Kst. 155/159 X 215 /275. Wunderliche Verwechselung des Stechers. *A. Vor der Nr., u. r.: G. Bodenehr fec. et ex (.) In "Cur. Staats- u. Kriegstheatrum in Polen" 1. Ausgabe (mit Bildtitel). *B. O. r. Nr. 75. In "Cur. St.- u. Kr. in Polen" 2. Ausgabe (mit Schrifttitel) und in "Europens Macht und Pracht" Teil I (1720). *C. U. r. Name getilgt, dafür eingestochen: Georg Chr. Kilian ex (.) In späterer Ausgabe von "Europens M. u. Pr.", nach 1746. *D. Unterschrift geändert: Georg Christ. Kilian exe. Aug. Vind. Landes - Bibl. |
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52. |
Ansicht von Güstrow von NW., l. der Dom, in der Mitte das Schloß, r. die Pfarrkirche und das Rathaus. O.: GÜSTROW., am untern Plrd. ZE. 1 - 4. Roher Kst. (?) Hiervon besitzt das Schwer. Museum eine * photographische Nachbildung in der Größe 156 (mit Schrift 175) X 243. Während die r. Hälfte des Blattes auf Merian Nr. 49 zurückzugehen scheint, ist die l. Seite nicht nur stark zusammengedrängt, sondern auch z. T. verändert, so hat der Domturm sein Satteldach nach N. u. S., nicht nach O. u. W., und die Darstellung der rechten Hälfte des Schlosses weicht stark ab. - Da nur eine Photographie vorliegt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob die Vorlage nicht etwa eine Zeichnung in Kupferstichmanier war. |
*53. |
Pv von Güstrow in | | , o. l. Wappen, o. r. leeres Schild; u. l. auf breiter Bandrolle: Grundrieß der Fürstlichen | Meckelburgischen Residentz | Statt Güsterow (.), darunter ZE. A-Z. 1. 2, am Schluß: Carl Henr. á Osten Delin. Kst. 236/239 ( 316/320. In Merian-Zeillers Top. Sax. inf. 1653; wohl gestochen von Caspar Merian. Lit. 269. |
*54. |
Pv von Güstrow in | | , getreuer Nachstich von Nr. 53; o. im Stich: GÜSTROW (.), u. l. auf Bandrolle ZE.: 1 - 26; am l. Plrd. Beschreibung in 25 Z. Kst 152/156 X 204/280. *A. Vor der Nummer, l. am u.Plrd.: Gabriel Bodenehr fec. et exe. Aug. Vind. In "Cur. Staats- u. Kriegs Theatrum in Holst., Po(., Meckl." (1717) und in "Force d'Europe" Suppl. I (ca. 1721). *B. O. r. zugefügt: 33 (.) In "Force d'Europe" Band II (ca. 1730). Lit. 270. *C. U. l. Name getilgt, dafür eingestochen: Georg Christ. Kilian excud. Aug. Vind. In späterer Ausgabe des Werks, nach 1746. Lit. 271. |
*55. |
A von Neukloster aus SO. in | |; o. m.: Newen Closter (.) Kst. 129 X 174, Plattengr. mit Dömitz zusammen 262 X 179. In Merian - Zeiller, Top. Sax. inf. 1653, sicher gestochen von Caspar Merian 19 ). |
*56. |
Grundriß von Plau in | | ; innen: Statt Plauwen (.), in der Mitte unter dem Plan ZE. A-C. Kst. 134 X 172, mit Halberstadt auf einer Platte 292 X 177. In Merian-Zeiller, Top. Sax. inf. 1653, wohl gestochen von Caspar Merian. Lit. 283. |
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Seite 194 |
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*57. |
Große A von Rostock von der Fähre aus in | |, ähnlich der Merianschen Ansicht von 1641 (Nr. 39), aber mit einigen Abweichungen: das Rathaus hat richtig 7 Türme, St. Michael hat einen Dachreiter, der Jakobiturm hat lange Blenden statt der getrennten zwei Fensterreihen, es fehlt die herumgehende Galerie, das Kröpeliner Tor hat noch den Wehrgang, der Nikolaiturm noch die 4 Giebel, die Strandbastionen sind die gleichen geblieben, dagegen fehlt auffälligerweise der Krahn. O. l., m., r. 3 Wappen, darunter in der Mitte: Prospect der Statt Rostock (.) Unten im Bande ZE. 1 - 18 in 4 Spalten. Kst. auf 2 Platten 263/269 X 655/660 ((327 328.) In Merian - Zeillers Top. Sax. inf. 1653, sicher von Caspar Merian gestochen. |
*58. |
A von Rostock ohne Umrahmung, nach Merian 1653, o. 3 Wappen, über dem mittelsten im Bande: ROSTOCK (.), am u. Plrd. l. 4 Zeilen Beschreibung, r. ZE. 1 - 18 in 3 Spalten. Kst. 140/171 X 498/500. *A. Vor der Nr., u.: Gabriel Bodenehr fecit et exc. Aug. Vind. In "Cur. Staats- u. Kriegs- Theatr. in Holst., Pomm., Meckl." (1717). *B. O. r. zugefügt: 140 (.) In "Europens Pracht u. Macht" I. Teil. Augsb. ca. 1720. *C. U. r. Bodenehrs Name u. fecit getilgt, dafür eingestochen: Georg Christoph Kilian (.) In späterer Ausgabe obigen Werks, nach 1746. |
*59. |
Pv von Rostock in | | , Süden oben; die Befestigungen stimmen genau 19a ) mit dem Belagerungsplan von 1631 (A Nr. 9) überein; auch vor den Brüchen findet sich die Umwallung. Nikolaiturm ist schon ohne die Giebel, Kröpeliner Tor ohne Wehrgang. Oben in der Mitte: Wahrer Geometrischer Grundtris | Der Stadtt Rostock. O. r. ZE. 1-54. Kst. 233/236 X353/356. Einigen Exemplaren der 2. Ausgabe des ersten Drucks von Merian - Zeillers Top. Sax. inf. 1653 beigegeben, im 2. u. 3. Druck fehlt der Stich gänzlich, vermutlich ist die Platte des wichtigen Plans zersprungen, wohl gestochen von Caspar Merian. - Wohl = Lit. 284. |
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*60. |
Pv von Rostock in | | , Nachstich des vorigen Plans (Nr. 59), o. r. Wappen, in der Mitte: ROSTOCK. Am l. u. r. Plrd. Beschreibung, darunter r. ZE. 1 - 5. Kst. 162/168 X 221/290. *A. Vor der Nr., u. l. am Plrd.: Gabriel Bodenehr sculps. et exc. Aug. Vind. In "Cur. Staats- u. Kriegs Theatrum in Holst., Pomm. u. Meckl." (1717), auch in "Force d'Europe" Suppl. I (ca. 1721). - Lit. 286 = 287 = 288 2 . *B. O. r. zugefügt: 84 (.) In "Force d'Europe" Band II (ca. 1730), kommt hier auch noch mit handschriftlicher Nr. 84 vor. *C. U. l. Name getilgt, dafür eingestochen: Georg Christoph Kilian exc. Aug. Vind. In späterer Ausgabe des Werks, nach 1746. |
*61. |
A des Klosters Rühn von SW. in | | ; in der Mitte oben: Closter Rühnen (.) Kst 92/98 X 173/174. In Merian - Zeillers Top. Sax. inf. 1653; sicher von Caspar Merian gestochen; mit Gadebusch auf demselben Blatt abgedruckt, aber jedes von besonderer Platte. |
*62. |
A von Schwerin aus SW. in | | , l die alte Schelfkirche, in der Mitte die Altstadt mit Dom und Rathaus, davor die Befestigungen vor Schmiede- und Mühlentor, r. das Schloß, durch zwei Zugbrücken mit dem Lande verbunden. Oben in der Mitte: Prospect der Fürstl. Mecklenb: Resid: Statt | Schwerin (.), u. l.: Casp: Merian fecit (.), vier Beischriften in den Gewässern; am untern Plrd. ZE. A-O. Kst. 223/235 X350/355. In Merian-Zeiller, Top. Sax. inf. 1653 20 ). |
*63. |
L. Abbildung des Schweriner, r. des Güstrower Schlosses auf beiden Seiten des Fußes eines Stammbaumes, darüber: Schwerin (.) und: Güstrau (.); o. r. die Nummer 47, unten acht Verse von Joh. Tackius , das ganze in | ; am u. Plrd.: J. S. F. (-) A. H. F. [= J. Schweitzer und A. Haelwegh]. Kst.378/385 X 235/243, die Bilder allein ca. 60 X 96 und ca. 60 X 100. Aus Joh. Tack, Unverwelklicher Zedernbaum zu ewigem Andenken Georgs II. von Hessen. (Gießen?) 1662. - Nach Nr. 62 u. 49. |
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*64. |
A von Schwerin in | | , verkleinerter Nachstich von Nr. 62, o. Mitte: SCHWERIN., vier Beischriften bei den Gewässern, am l. u. r. Plrd. historische Beschreibung, darunter r. ZE. 1 - 14. Kst. 152/158 X 241/281. *A. Vor der Nr., u. r. am Plrd.: Gabriel Bodenehr sculps. et exc. Aug. Vindel. In "Cur. Staats- u. Kriegs Theatrum in Holst., Pomm. u. Meckl." (1717). *B. O. r. Nr. 151. zugefügt. In "Europens Pracht u. Macht" 1. Theil (1720). *C. U. r. Name getilgt, dafür eingestochen: Georg Christoph Kilian exc. Aug. Vindel. In späterer Ausgabe obigen Werks, nach 1746. |
*65. |
A von Schwerin in | | | , vergrößerter und vergröberter Nachstich von Nr. 62, m. o.: M. [!] MERIANI Ichnographia Sverini delineata A. 1640. [!], U. zwischen Linien ZE. A - O., am Plrd. o. r.: ad Tom. III. pag. 1645., u. r.: Brühl sc. Lipsiæ (.) Kst.313/325 X 389/403. In E. I. von Westphal(en), Monumenta inedita rer. Germ. praecipue Megapol. tom. III. Lips. 1743 fol. (Lit. Nr.2100) 21 ). |
*66. |
A von Schwerin ohne Umrahmung, Nachstich der Stadt und des Schlosses ohne Umgebung nach Merian, davor der Wagen mit dem Martensmann. In der Mitte: Martinalia Lubecensia | Sverini et Segebergæ., Beischrift: Arx Sverin. O. r.: Tab. A. ad Præfat: Tom: IV. pag. 4. Kst., Plattengr. 186 X 312. In E. I. v. Westphalen, Monum. tom. IV. Lps. 1745. fol. |
*67. |
Pv von Wismar und nächster Umgebung in | | , Hafen oben, bastionierte Umwallung, im Süden die fünfseitige Zitadelle; St. Nikolai hat hohen Helm mit 4 Giebeln, St. Marien kleine Spitze zwischen den Turmgiebeln. O. r. im Bande: Grundriß der Statt vnd | Vestung Wismar (.), mehr nach unten in □Rahmen ZE. A - Z. Kst. 283/287 X 360/371. Aus Merian - Zeiller, Top. Sax. inf. 1653, gestochen von Caspar Merian. - Lit. 324. |
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*68. |
Pv von Wismar nach Merian 1653 in |, o. r. im Linienrechteck: Stadt vnd Vestung | WISMAR., in Mitte der l. Seite ZE. 1 - 11, dabei 5. Fursten hauß. 6. Das Raht hau s . Kst. 108/113 X 131/135. In (Martin Zeiller) Regnorum Sueciae, Gothiae, magnique ducatus Finlandiae, ut & . . . Urbis Wismariae descriptio nova . . . Amstelodami, apud Aegidium Janssonium Valckenier 1656. 12 °. - Lit. 330 f. |
*69. |
Pv von Wismar in (, dem vorigen sehr ähnlicher Nachstich, o. r. im Linienrechteck: Stadt vnd Vestung | WISMAR. In der ZE. 5. Fursten H auß. 6. Das Raht hau ß . Kst. 108 X 133; Plrd. nicht festzustellen, da mit mehreren auf einer Platte gestochen. In Martin Zeiller , Itinerarium Germaniae (a. d. Buchdrucktitel: Fidus Achates), Amstelodami, apud Johannem Janßonium Juniorem 1658. 12°. |
*70. |
Pv von Wismar in | , genau nach Merian 1653, Hafen l., r. die alte fünfseitige Zitadelle, im Hafen vor der Sparbüchse sechs Schiffe; die Wasserkunst auf der Schmalseite des Rathauses! O. l.: Wißmar (.), keinerlei Beischriften. Feiner Kst. 142/146 X 180 184. Landes Bibl. u. Cr. - Lit. 330 22 ). |
*71. |
Pv von Wismar in | | , nach Merian 1653, o. r. im Bande: WISMAR., einige Beischriften im Stich, l. u. r. im Plrd. Beschreibung der Stadt, r. u. auch ZE. a - l. Kst. 151/158 X 173/231. *A. U. l. im Stich: AUGSPURG | Ioh: Stridbeck Iunior fecit et Excud: | Cum . . Maj: (um 1700). *B. O. r. Ziffer 194, u. l. 2. 3. Name getilgt und dafür eingestochen: G. Bodenehr (.) In "Cur. Staats- u. Kriegstheatrum in Holstein, Pommern u. Meckl." (1717) und in: "Force d'Europe" Teil I (ca. 1720). - Lit. 333 = 332 3 . *C. U. l. 2. Zeile G. Bodenehr bis fecit getilgt und dafür eingestochen: Georg Chr (.) Kilian. In "Force d'Europe", Auflagen nach 1746. - Lit. 334. |
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*71a. |
Pv von Wismar in breitem Zierrahmen besonders eingedruckt, nach Merian 1653; am obern Rande: La ville de WISMAR, dans le Duché propre de Mecklenbourg; l. im Rahmen ZE.: 1 - 11 Citadelle - Porler ['] Thor. Im breiten Rahmen: A Leide, Chez Pierre Vander Aa, Marcnand Libraire. Kst. 119/128 X 152/163, Rahmen 213/221 X 323/333. Ausschnitt aus einer größeren, von mir nicht gesehenen Platte, zu der vielleicht Stettin gehört hat. In "Galérie agréable", Leyden, v. d. Aa, part 42 (1729), handschr. Nr. 98. |
*72. |
Av von Rostock in || , Süden oben; sehr getreue Wiedergabe des Stadt- und Straßenbildes; am Strande außer der Fischerbastion noch keine Befestigungen, Nikolaiturm ohne die Giebel, Kröpeliner Tor ohne Wehrgang, Petritor mit Oberstock und Vorbau; Mönchentor noch mit gotischem Treppengiebel; die siebentürmige Rathauswand ist wegen des Aufnahmestandpunktes nicht erkennbar; am Strande 12 große und kleine Kaufmannsbrücken, Krahn vorhanden.O. r. Wappen in verziertem Schild, u. l. Gruppe von acht sehr fein radierten Trachtenbildern. Am obern Rande durchlaufende Überschrift: ROSTOCHIVM VRBS MEGAPOLITANA ANSEATICA ET MERCATVRA ET VNIVERSITATE CELEBRIS. ; im Stich zahlreiche Beischriften, u. r. in rechteckigem Rahmen ZE. 1 - 36, u. l. unter den Trachtenbildern W Hollar fe: (WH verbunden). Kupferradierung, auch kol. 306/309 X 491/493. *a) Auf der Rückseite eingedruckt: 123. In: Theatrum exhibens illustriores principesque Germaniae superioris civitates (so auf dem Kupfertitel, a. d. Buchdrucktitel: Urbium . . . tabulae) pars posterior. Amst. Joannes Jansson 1657. Gr. Fol. - Lit. 285. *b) Ohne Nr. a. d. Rückseite. In: Toonneel der vermaarste Koop - Steden, Amst. Joa. Jansson v. Waesbergen Erben 1682, wohl auch in: Theatrum praecipuarum . . urbium (Titel dreisprachig). Amst. Frederik de Wit o. I. (ca. 1690 - 1700). - Parthey, Hollar Nr. 885. - Die Vorlage zu diesem Stich muß nach W. Josephi zwischen 1624 und 1626 entstanden sein; die erste nachweisbare Veröffentlichung ist aber erst aus 1657 23 ). |
*73. |
A von Rostock aus NW, z. T. in Zierrahmen, in der Mitte auf von Engeln gehaltenem Bande: ROSTOCK, r. |
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Seite 199 |
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u. l. zwei Wappen, mit 13
Beischriften; am Fuße eines
Kalenders für 1656 - 1760; in
der Mitte oben in eirundem
Schild, mit allegor, u. astron.
Figuren, auch Aderlaßmann,
umgeben: Dehnen Woledlen
Wolehrenvesten Großachtbahre |
Hochundwolgelahrten
Hochundwolweisen Herrn
Bürgermeiste
Kst. auf 2 zusammengeklebten Blättern, etwa 605 (315 + 290) X 415, an den Rändern beschädigt, Ansicht 85 X 286. Scheint selbständige Aufnahme, St. Nikolai und Petri [!] mit Turmgiebeln. - Univ. Bibl. - Rost. Alt. |
|
*74. |
A des beschossenen Wismar in | | , nach Merian 1641 mit den gleichen Bastionen, oberhalb des Wassertors große Feuersbrunst, vorn r. Batterien, Truppen, Zelte, l. eine, r drei schräge Bombenbahnen, r. auch noch flachere Kugelbahnen eingezeichnet. Am obern Rande über | eingestochen: Prospect und eigentliche Vorstellung der Statt und Vestung Wißmar: Neben einem Kurtzen Historischen Bericht, wie dieselbe | im October 1675, von der Königl: Mayest = in Dennemarck belägert: und Montags den 13. 23. Decembr gedachten Jahrs Zur Übergab genöhtiget worden, (.) Im Stiche selber o. "WISMARIA. und 12 Beischriften (darunter Peter [!] thor. Gra u Closter [Merian: Gra w ] u. a. Abweichungen.) Kst. 166/ca. 170 X 301/308. Der historische Bericht, wohl in Buchdruck angeklebt, fehlt meinem Expl.; ein vor Jahren von mir im Kupferstichkab. zu Stuttgart gesehenes Expl. mit Text in der Größe ca. 270 X 390 ist damals nicht genau aufgenommen, dürfte aber mit diesem Stich übereinstimmen. |
*75. |
Flugblatt in Rahmen aus Druckzierraten, u. in doppelter Reihe; o. Überschrift in Buchdruck: Eigentliche Abbildung der Stadt Wißmar / sampt kurtzem | Bericht/ |
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Seite 200 |
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ihres Alterthums / Ursprungs / Gelegenheit und der Zeit passirenden Kriegs - Unruhe. Darunter A der beschossenen Stadt, vom Poeler bis zum Mecklenburger Tor, l. eine, r. drei senkrechte Bombenbahnen, breiterer, über das ganze Bild gehender Vordergrund, darauf l. u. r. Zeltlager, in der Mitte Reiterschar. Oben im Bande: WISMARIA., 12 Beischriften, o. r. ein Karton, den Walfisch als bastioniertes Fünfeck in Pv darstellend, innen mit Inschrift: Die vnuberwu | ntigste Vestung | Wallfisch. Kst. 164/169 X 243/248, der Karton 40 X 58. Darunter dreispaltiger Buchdrucktext, je 35 Zeilen, in 1 1/2 Spalten die Geschichte Wismars bis 1654, in 1 1/2 Spalten die Belagerung von 1675 bis zur Eroberung des Walfisch behandelnd. Die beiden letzten Zeilen melden als P. S.: Ein Currier berichtet / das die Stadt Wißmar den | 8/18. sich mit Accord auch ergeben. Größe des ganzen Flugblatts mit dem typ. Rahnen 393 X 321. Ohne Ort und Verlagsangabe. - Germ. Museum = Cr., wohl = Drug. 2902; Drug. 2901 führt ein gleiches, wohl die erste Auflage, an, bei dem der Text schließt: . . vertheidiget sich noch. |
|
*76. |
Kupferstich mit zwei Darstellungen: 1) A der beschossenen Stadt Wismar in | , Nachstich der Nr. 75, o. r. im Karton nur die Inschrift: Vestung | Wallfisch (.), alle Beischriften sind ohne Punkte: Gra w , Wasser, Rahthauss. O. im Bande: WISMARIA. Kst. 160 X 248. 2) Pv der Stadt Wismar in | , nach Merian 1653, o. r. im Bande: Grundriß der | Stadt vnd Vestung | Wißmar (.) Bei den Erklärungsbuchstaben, die auf dem Stich nicht erklärt werden, fehlen K, L, T, Z. Kst. 176 X 248, Gesamtgröße der Platte 336/339 X 245/248. Lit. 325. |
*77. |
A der beschossenen Stadt Wismar in | , obere Hälfte von Nr. 76. Hierzu gehört ein - zum Ankleben bestimmtes - Buchdruckblatt, ohne Zierrahmen, überschrieben: Eigendliche Abbildung der Stadt Wißmar / sampt kurtzem Bericht ihres Alterthumbs / Vrsprungs / Gelegenheit / und der Zeit passirenden Kriegs - Unruhe. Darunter dreispaltiger Text von je 35 Zeilen, die letzten beiden: P. S. Ein |
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Currier berichtet / daß die Stadt Wißmar / den 13/23. Decemb. sich mit Accord auch ergeben. Schriftspiegel 183 X 310. Gehört zum Appendix des Diarii Europaei . . . Oder Taglicher GeschichtsErzehlungen 32. Theil, Frankf. a. M., Wilh. Serlins Witwe 1676. 4 °. |
|
*78. |
Pv der Stadt Wismar in | , untere .Hälfte von Nr. 76. Hierzu gehört ein - zum Ankleben bestimmtes - Buchdruckblatt ohne Zierrahmen, überschrieben: Grund = Riß und Beschreibung der Stadt Wißmar / Wie auch ein vollkommener Bericht / wie dieselbe im October 1675. | von Ihr. Königl. Majest. von Dennemarck belagert / und den 13. Decemb. selbigen Jahrs ist erobert worden. Darunter dreispaltiger Text von je 39 Zeilen, die 7 letzten der 3. Spalte in kleinerer Schrift, dann drei durchlaufende Zeilen ZE.: A - Z, auch die auf der Platte fehlenden Buchstaben mit erklärend! Ebenfalls zum App. des Diar. Europ. 32 wie Nr. 77. - Nr. 77/78 wohl = Snoilsky S. 165 Nr. 1. |
*79. |
Pv der Stadt Wismar in | , nach Merian, o. r. im Bande: Grundtriß der | Stadt und Vestung | Wißmar (.) Alle Erklärungsbuchstaben A - Z vorhanden. Kst. 182/187 X 230 /235. Darüber in Buchdruck: Grundriß und Beschreibung | der | Stadt Wißmar / | Wie auch ein vollenkommener Bericht wie dieselbe in [!] Octobri Anno 1675. von Ihr. Königl. Maj. | von Dennemarck belagert / und den 13. Decembris selbigen Jahrs ist erobert worden. - Unter dem Stich drei durchlaufende Zeilen ZE. A - Z in Buchdruck, dann drei Spalten Text zu je 41 Zeilen, unten durchgehend: Werden verkaufft [!] bey Thomas von Wiering / bei der Börse im gülden ABC in Hamburg / 1675. Größe des ganzen Flugblatts 396 X 266. Hamb. Stadtbibl. icon. urb. vol. III. - Dies Blatt ist die Vorlage, Nr. 76 2 ) der Nachstich. - Lit. 326. |
*80. |
Pv von Wismar in | , nach Merian 1653, l. o.: WISMAR (.), u. l. u. r. ZE. A - N; O - Z. Ziemlich roher Kst. 185/186 X 144/145. In: Des Couriers verm. u. cont. histor. Kern oder kurze Chronik 1618 - 78. Hamburg, Th. v. Wiering 1678. 8 °, zum Jahr 1675. - Ohne des E. W. Happelius Namen; dazu Text S. 60/61. - Wiederholt in "Kern - Chronica 1618 - 1690" von |
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Seite 202 |
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E. W. Happelius, ebenda 1690. 8 °, zum Jahr 1675, Text S. 60/61; das Werk scheint teilweise Titelauflage zu sein. - Lit. 325m. |
|
*80a. |
Flugblatt ohne Umrahmung, o. in Buchdruck: Grundriß und Beschreibung | der | Stadt Wißmar / | Wie auch ein vollenkommener Bericht / wie dieselbe in | | [Spieß!] Octob. Anno 1675. von Ihr. Königl. Maj. | von Dennemarck belagert / und den 13. Decembris selbigen Jahrs ist erobert worden. Darunter Kst.: Pv von Wismar in | (Umrahmung nicht überall sichtbar), nach Merian 1653, l. o.: WISMAR (.), u. l. u. r. ZE.: A - N; O - Z. Kst. 184 X 142 Plattengröße, durch Aufziehen anscheinend etwas eingelaufen. Darunter dreispaltiger Text: DIese Stadt Wißmar . . . ausführen lassen. (Dänenfreundlich) gehalten.) Unten durchlaufend: Werden verkaufft bey Thomas von Wiering / bey der Börse im gülden ABC in Hamburg / 1657 [!]. - Schriftspiegel 385 X 257. Der Kst. = Nr. 80. - Cr. |
*81. |
Pv von Wismar ohne Umrahmung, o. der Hafen und der Walfisch mit vier Bastionen, im S. die Zitadelle. Inschrift: Die Stadt | Wißmar | den 18 (.) Dec: Ao. 1675 von ihr (.) Kön: May: | von Denmarck erobert (.) O. l. ZE. A - P., Beischriften: theil von der | Oost See (-) die | Citadel (.) Kst. Plattengröße 184 X 85. Als einziges topographisches Kupfer in E. G. H. (= Eberhard Werner Happelius) Sogenanter Christlicher Potentaten Kriegs = Roman, Welche (!) darstellet eine Gar genaue Beschreibung dieses achtjährigen letzten Krieges von Anno 1672. biß Anno 1680. . . . Gedruckt zu Freyburg [sicher Hamburg bei Wiering]. Im Jahr 1680. 8 °. - Text zu Wismar S. 803 - 6. Hamb. Stadtbibl. |
*81a. |
Flugblatt, o. in Buchdruck: Grund = Riß der Stadt Wißmar / sampt allem dem / was in der Belägerung / paßi= | ret /benebenst der Eroberung / so den 13/23. Decembris 1675. geschehen. Darunter Kst.: Pv von Wismar ohne Umrahmung, o. der Hafen und der Walfisch mit vier Bastionen, im S. die alte Zitadelle, innen in der Stadt Inschrift: Die Stadt | Wissmar | den 18 (.) Dec: A°. 1675 | von ihr. Kön: May: | von Denmarck erobert. O. l. ZE. A - P., |
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Seite 203 |
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zwei Beischriften: theil von der | Oostsee (-) die | Citadel. Kst. 184 X 85. L. u. r. vom Stich je 46 Zeilen Text: Nachdem Ih. Königl. Majest. zu Denn= | . . Geissel in der Stadt. Unten weiterer durchgehender Text: Das Mecklenburgische Thor . . . Leutenant Arenstorffs. - Schriftspiegel 258 X 292. Kupfer = Nr. 81, ob Wierings Verlag? - Cr. |
|
*82. |
A des beschossenen Wismar in | , verkleinert nach Merian 1641), mit mehreren Feuersbrünsten, im Vordergrunde Batterie, r. vorn Gruppe, anscheinend die Übergabe an den Dänenkönig darstellend. O. l. im Stich: 630 (.), am untern Plrd.: La ville WISMAR assiegée et prise par le Roy de Danemarc (.) Kst. 111 ca. /118 X 150 ca. 155. Aus? |
*83. |
A des von drei Seiten bestürmten Wismar in Zierrahmen, an einem Turm weiße Flagge, im Vordergrund König Christian V. Kst., vor aller Schrift, von Romeyn de Hooghe gestochen, 490 X 650. Snoilsky Nr. 2. Neudruck in der Cr. Slg.; das Stadtbild, von W. gesehen, aber die Kirchen von N. (!), zeigt wenig Ähnlichkeit. |
*84. |
A der Beschießung von Wismar in (, l. die belagerte, z. T. brennende Stadt nach Merian 1641, davor und daneben Batterien und Laufgräben, r. vorn König und Königin von Dänemark zu Pferd, r. am untern Plrd.: Ian Luyken, invenit et fecit., darunter ZE. 1 - 14. A - H. Gute Kupferradierung. 250/271 X 533/341. In: Valckenier und Muller, des verwirrten Europa Continuation (Band II des ganzen Werks), Amsterdam 1680, Folio, zu S. 802. - Snoilsky Nr. 3. |
*85. |
A der Beschießung und Übergabe
von Wismar in
|
| , verkleinert nach I.
Luyken, o. eingestochen:
Prospect af | Wismars Indtagelse
af Kong. Christian den
5
te
i Dro
Kst. 111/140 X 163/171. Snoilsky Nr. 4. - Cr. - Aus: Friedenreich, Kong Christian den Femten Krigs - Historie. Kphn 1758 - 65. 4 °. |
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Seite 204 |
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*86. |
A der Belagerung von Wismar, l. im Hintergrunde sehr frei nach Luyken die - recht unähnliche - Stadt, r. vorn Gruppe von Berittenen mit König und Königin. Unter dem Stich im Plrd.: Malet af C: A: Lorentzen (-) Stukket af Georg Haas | Staden Vismars Beleiring og Oovergivelse til KONG CHRISTIAN v. | . . .den 13 Decemb: 1675. Kst. 318/365 X 444/484. *A. wie oben. *B. am u. Plrd., ziemlich r., Zusatz: Publié par Isidor Weiss. Cr. Snoilsky Nr. 5 24 ). |
*87. |
P der Insel Poel in | | , alle Orte in Av, ebenso Walfisch und ganz l. Wismar; o. m.: Die Insul Pölen / nahe bey der | Statt Wismar liegent / welche von | Ihro Churfürstl: Durchl: Zu Brandenburg | Eingeno(en Worten [!] ist. 1675 ~ Kst. 253/257 X 367/371. In: Theatrum Europaeum XI 1682. - Lit. 343. |
*88. |
A des brennenden Rostock 1677 in | , nach Merian 1641, aber verkehrt, wie im Spiegelbilde, mit dem richtig eingezeichneten Brande, so daß tatsächlich die Neustadt brennt. O. l. und r. Wappen mit fliegenden Bändern, in der Mitte auf einem Bande: ROSTOCK.; am rechten obern Plrd.: 443. Kst., 62 X 241, Plrd. nicht allseitig erkennbar, wohl weil mit andern auf einer Platte. In: Amadeus von Fridleben, Verunruhigter Hollandischer Löwe, Teil X, wohl Nürnberg ca. 1678. 12 °. - Siehe meine nähere Beschreibung JMG. LIX Quber. 2 1894 S. 18 ff. |
*89. |
P der Damgartener Schanze in | | , l. Av von Damgarten, r. Av von Ribnitz. Inschrift o. r.: Damgarter Schantz von | Seiner Churfürstl: durchl: | zu Brandenbl: Eingenom= | men und Erobert Anno | 1678. Auf derselben Platte unten Wicker Schantz. Kst. 106 X 354, ganze Platte 253 X 364. In Theatrum Europaeum XI 1682. - Die Kirche hat Ähnlichkeit mit der jetzigen Ribnitzer Kirche, so daß an den Versuch richtiger Abbildung gedacht werden kann. |
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Seite 205 |
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*90. |
P von Wismar in | , mit den neuen Befestigungen, an Stelle der Zitadelle "dae [!] neue Werck", vor der Bleiche: Grot | husen | Schantz, der Hafen links. O. in der Mitte: Wismar (.), o. r. Wappen, o. l. Erklärung der Festungswerke 1 - 13, u. l. sonstige ZE. A - N. Kst. 148/157 X 229/238. Das beschädigte Expl. der Univ.- Bibl. trägt die Notiz "Pomm. Kriegstheater", was mir zweifelhaft ist. |
*91. |
P der neuen - geplanten, aber nicht völlig ausgeführten - Befestigungen von Wismar in | | , der Hafen rechts. Innen eingestochen 10 Zeilen: WISMAR | . . . icy. Z. 5 schließt: degr. | Z. 8: fortifier au- | Z. 9: maniére | U. r.: A PARIS | Chez le Sr. De Fer dans | l'Isle du Palais . . . avec Priv. du Roy | 1691. Kst. 191/193 X 253/256. *A. Vor der Nr. Aus Force de l'Europe. - Lit. 327. *B. O. r. Ziffer 135, u. r. Jahreszahl verändert in 1705. Aus "De Fer, Introduction à la fortification. Paris chez J. F. Benard 1723", anders geordnete Gesamtausgabe der ältern (Tafeln aus Force de l'Europe. |
*92. |
P der geplanten Befestigungen von Wismar in | | , Neustich nach Nr. 91 mit kleinen Änderungen in den Bäumen usw. wie in den Inschriften; innen 10 Z.: WISMAR | . . . icy. Z. 5 schließt: degrez | Z. 8: fortifier au- | Z. 9: maniere | U. r.: A PARIS | Chez . . De Fer dans | l'Isle du Palais . . . Avec . . Roy. | 1693 (.) Kst. 194/200 X 249/255. Aus "De Fer, Les Forces de l'Europe, seconde partie, Paris chez l'auteur 1696" Nr. 18. |
*93. |
P der geplanten Befestigungen von Wismar in | | , Nachstich nach Nr. 91; innen 10 Z.: WISMAR | . . . icy. Z. 5 schließt: degr.( Z. 8: Fortifier au- | Z. 9: maniére | U. r.: keine Verlagsangabe. Kst. 187/198 X247/261. *A. Vor der Nr. In: "De Fer, Introduction à la fortification, Tome second. Paris chez l'auteur et Amsterd. chez P. Mortier 1693." Wohl holländische Nachstichausgabe, vermutlich gestochen von L. Scherm. - Lit. 328. |
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Seite 206 |
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*B. U. r. hinzugefügt: 147. *C. Ziffer wieder getilgt, aber Spuren erkennbar. In: Galerie agréable, part. 42, Leyden, P. v. d. Aa (1729), mit handschriftl. Nr. 98a. |
|
*94. |
P der geplanten Befestigungen von Wismar, Nachstich nach Nr. 91 in | , u. l. Reiter und Geschütze unter Bäumen, o. im Bande: WISMAR. Zierlicher, wohl französischer Kst., auch kol. 141/148 X 118/123. Aus? |
*95. |
P der geplanten Befestigungen von Wismar in | | , Nachstich nach Nr. 91, Norden rechts; Name inmitten der Umwallung: WISMAR (.), o. r. 2 Z.: Latitudo loci . . ., u. r. in Kursiv: Wismar | ein Hansees=statt im | Hertzogthumb Mecklenburg, | gehöret von A°. 1648. dem König in | Schweden. Ist heutiges tags auff diese | manier fortificiert worden. U. l.: N. Person fec. Moguntiæ 1693 (.) Kst. 175/177 X 258/263. Landes - Bibl. Cr. - Lit. 329. |
*96. |
P der geplanten Befestigungen von Wismar in | | | , Nachstich nach Nr. 91, aber Hafen oben; o. r. in verziertem Schild: WISMAR | nach dermali= | ger Fortifica= | tion., l. u. r. am Plrd. beschreibender Text. Kst. 157/160 x 207/272. *A. U. l. im Schild: AUGSPURG / Iohann Stridbeck Iun. | fecit et Excudit . .Am r. Plrd. 9 Textzeilen. *B. O. r.: 195; u. l. zweite Zeile: Gabriel, Bodenehr, am r. Plrd. 13 Zeilen zugefügt, bis 1717. In: Curioses Staats- u. Kriegstheatr. in Holstein, Pommern u. Mecklenburg. Augsb. Bodenehr (1717). - Lit. 332 2 . *C. Am r. Plrd. weitere 6 Z. zugefügt, bis 1720. In: Force d'Europe, Teil I, Augsb. Bodenehr (ca. 1720). *D. U. l. zweite und dritte Zeile geändert in Georg Christoph | Kilian Excudit Cum | . . .In späterer Aufl. nach 1746. - Lit. 335. |
*97. |
P der geplanten Befestigungen von Wismar in | |, Nachstich nach Nr. 91, aber das Innere der Stadt mit ausgeführtem Plan, Hafen rechts. O. in der Mitte: WISMAR (.), l. und r. davon ZE. a - i; k - s. Kst. kol. 223 X 263. Linke untere Ecke eines großen Blatts, das noch Stralsund, Stettin, Neu Fehr enthält, aus dem Verlage von Joh. Bapt. Homann in Nürnberg, etwa 1720; Gesamtgröße der Platte |
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etwa 495 X 590. - Von der ganzen Platte gibt es noch einen späteren Zustand, oben mit Privilegvermerk, also für den Wismarschen Plan keine Änderung bietend. - Lit. 331. |
|
*98. |
Pv von Ratzeburg und Umgebung mit der Beschießung von 1693 in | , N. links; u. r. in mit kriegerischen Abzeichen versehenem Schilde: Eigentlicher Abriß | Der am 21 Aug. 1693. durch | die Königl. Dänische Bombardi= | rung außgebrandte | Stadt und Vestung | Ratzeburg. Viele Beischriften, u. a.: der Thum, Fürstl (.) Mecklen- | burgische Hauß, Platz wo das | Schloß gestanden (.) Kst. 315/320 X 376/381. In: Beschreibung des Polabenlandes und des . . Stiffts, Stadt und Schlosses Ratzeburg . . . Gedruckt . . 1693. 4°. (Lit. Nr. "2220), wohl Verlag von Thomas von Wiering, Hamburg. |
*98a. |
Pv der Ratzeburger Insel ohne Umgebung nach Nr. 98, ohne Umrandung; in der Mitte: Die auß= | gebrandte Stadt | Ratzeburg (.) Folgende Beischriften: Batterie - Schwalkenberg - der Thum - Fürstl (.) Mecklen- | burgische Hauß - die Kirche - Abgebrandte Baracken - Platz wo das | Schloß gestanden - [abge]brochene Brücke (.) Kst. Plattengr. 150 X 250. Ausschnitt aus der Platte Nr. 98. - In Eberh. Werner Happelius, Hist. Kerns . . 3. Theil 1690 - 1700, Hamburg, Th. v. Wiering 1700, zu 1693 S. 109 ff. |
*99. |
Pv von Ratzeburg mit der Beschießung 1693 in | , Nachstich von Nr. 98; u. r. im Schilde: Nette Afbeelding, | Van de Sterke Vesting | RATZEN BURGH | So het Selve is Belegert | . . Door S: K: Maj: Van | Deenemarken | Getekent door | L: W: Ingenieur tot | Hamburg. Beischriften ebenfalls in holländischer Sprache; u. l.: L. Scherm fec. | Nieuwelycks Vyt gegeven door Pieter Persoy | . . . Tot Amsterdam . . . Kst. Kol. 314/322 X 355/360. |
*100. |
Pv von Ratzeburg mit der Beschießung in | | , nach Nr. 98, o. r. in rechteckigem Schilde: Die | Stadt Ratzeburg/ | welche vom König in Dänemarck/ | Ao. 1693 im Monat Augusti. | bombardiret | worden. Nur vier Beischriften, darunter: das alte Schloss. Kst. 188/191 X 279/282. In Theatrum Europaeum XIV Frankfurt 1702. - Lit. 369. |
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*101. |
Pv von Ratzeburg mit der Beschießung in | | , nach Nr. 98; o. r. in gleichem rechteckigen Schilde: RATZEBOURG | Ville d'Allemagne du Cercle de | la basse Saxe . . le duc d'Hunover [!] | y avoit Garnison quand elle fut | bombardée par le Roy de | Dannemarq l'an 1693. au mois | d'Aoust. Sechs französische Beischriften. U. r.: Inselin sculp: Kst. 179/180 x 235/237. *A. Wie oben. Wohl aus älterer Ausgabe von De Fer; in einem Antiqu. - Kat. von Hiersemann bezeichnet "1703". *B. O. r. unter dem Schriftschild hinzugefügt: 132 (.) In: De Fer, Introduction à la Fortification (neugeordnete Gesamtausgabe der Force de l'Europe). Paris chez J. F. Benard 1723. |
*102. |
Pv von Ratzeburg mit der Beschießung in | | , nach Nr. 98, aber noch ungenauer, der Domturm steht völlig frei, o. r. rechteckiges Schild, links nach innen eingebogen und durch Kranzgewinde abgeschlossen, darin Inschrift: RATZE-BOURG, | Ville d Allemagne, du Cercle de | la Basse Saxe, . . . . Le Duc de Hanover y | avoit Garnison quand elle fut | bombardée par le Roy de Dannemarq. | l'an 1693. au Mois d'Aoust. Sechs französische Beischriften. Kst. 225/231 X 293/296. In: De Fer, Les Forces de l'Europe, Sixiéme partie. A Paris chez l'auteur 1697. Nr. 11 (auch 47). - Wohl = Lit. 370. |
*103. |
Pv von Ratzeburg mit der Beschießung in | | , nach Nr. 98, ebenso ungenau wie Nr. 102; o. r. ebensolches Schild, darin Inschrift: RATZEBOURG, | Ville d'Allemagne, du Cercle de | la Basse Saxe, . . . Le Duc de Hanover | y avoit Garuison [!] quand elle fut | bombardée par le Roy de Dannemarq. | l'an 1693. au. Mois d.' Aoust. Sechs französische Beischriften. Kst., gröber als Nr. 102, 215/219 X 287/292. *A. U. r. Nummer 147. Wohl aus der holländischen Nachstichausgabe von De Fer. *B. U. r. Nummer getilgt, Spuren sichtbar. In: Galérie agréable du monde, part. 42. Leyden, P. v. d. Aa (1729), mit handschriftl. Nr. 99a. |
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104. |
Pv von Ratzeburg, belagert 1693. Guiter sculpsit. Kst. So bei F. Geerz, Gesch. d. geogr. Vermessungen Nordalbingiens, Berlin 1859, S. 51, der den Plan "vorzüglich" nennt; er gibt als Todesjahr des Stechers 1787 an; Thieme - Becker aber kennt ihn gar nicht! - Lit. 371. |
*105. |
Flugblatt ohne Umrahmung, o. in Buchdruck: Eigentliche und warhaffte Vorstellung | der durch ungemeines mit Donner und Blitzen entstandenes Ungewitter ruinirten schönen Stadt | Wißmar in Mecklenburg/ | Welches sich | [Spieß!] ereignet den 23. Julii 1699. Darunter in Kst.: A von Wismar in | , vorn Hafen, die ganze Luft mit Brandwolken und fliegenden Trümmern erfüllt. Kst. 167/181 X 251/265. Darunter zweispaltiger Buchdrucktext: DAß Donner . . . moge., u. in Sp. 2 ZE. 1 - 6, am Schluß: Nürnberg / zu finden bey Johann Jonathan Felßeckers sel. Erben. - Schriftspiegel 387 X 274. Cr. = Drug. 3550. |
*105a. |
A von Wismar mit der
Pulverexplosion in | , von der
Hafenseite, l. Hälfte frei, r.
in Brand- und Trümmerwolke
gehüllt; o. in der Luft:
WISMAR., einzige Beischrift:
Sp
Kst. 72/ca. 75 X 151/162; o. kein Plrd., offenbar eine darüber befindliche Darstellung abgeschnitten. Woraus? Cr. |
*106. |
Anscheinend freie Darstellung der Pulverexplosion zu Wismar. Inschrift: Wismariensis civitas ex tempestate gravissima dam= | num sentit irremediabile. | Die Stadt Wismar empfindet durch grausames Ungewit= | ter einen Unersetzlichen Schaden. im Heum[onat]. VII. Kst. 81 X 98. Auf dem Nachtragsblatt für 1699 zu Christoph Weigels Sculptura historiarum . . memoratrix Oder Nutz- und Lustbringende Gedächtnußkunst. Nürnberg 1698. Folio. |
*107. |
Av von Güstrow in | , SO. o., die Kirchen, besonders der Dom stark verzeichnet, o. r. im Bande: GUSTRAU (.), darunter im Linienrechteck ZE. A - M. Kst. 171/179 X 206/210. In: J. F. Thomas, Analecta Gustroviensia, Güstr. 1706, 8 °. (Lit. Nr. 4765.) |
*108. |
A von Rostock aus NW. in | | , an der Strandseite sieben Bastionen, Nikolaiturm noch mit spitzem Helm ohne Giebel, |
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Seite 210 |
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Jakobiturm ziemlich verunglückt, anscheinend mit der herumgehenden Galerie, Kröpeliner Tor ohne Wehrgang. In der Luft Engel mit Schriftband: DAS EWIGE EVANGELIUM. darunter: ROSTOCK (.), am untern Rande in | ZE. A - F. f. G - S. Kst. 130/134 X 157/161. In: Zach. Grape, Das evangelische Rostock . . . Rostock 1707. 8 °. (Lit. 3977d.) Beigegeben noch ein Aufriß der 1703 durch einen Sturm ihres Turmes beraubten Nikolaikirche: Turris Nicolaitana | Anno 1703. d. 8. Dec: | venti vi præcipitata. 131/134 X 77/79. |
|
*109. |
A der Schlacht bei Gadebusch, o. in Eirunden die Bildnisse von Steenbock, Karl XII. und Dücker; Überschrift: Vorstellung der (-) blutigen Action | bey Gadebusch (-) in Pomern [!] | Anno 1712 (-) den 20. Decemb: Beischriften: Gadebusch, Ratzeburg. Kst. 183/190 X 293/299. Die Städteabbildungen sind Phantasie! - Germ. Mus. = Snoilsky S. 212 Nr. 4. |
110. |
A der Schlacht bei Gadebusch, o. in Eirunden die Bildnisse Karls XII., Steenbocks und Dückers. Inschrift: Eigentliche Abbildung der blutigen Bataille, so sich zwischen der Königl. Schwedischen u. Dänischen u. Sächsischen Arme [?] zugetragen Ao. 1712. d. 20. December. . . Kst. 173 X 285. Snoilsky Nr. 5. |
*111. |
Darstellung der Schlacht bei Gadebusch, umfangreiches Kampfgewühl, o. dreizeilige Überschrift: Eigentliche Abbildung der blutigen Bataille / so sich zwischen der Königl. Schwedischen Armee unter Anfüh= | rung . . Herrn . . Graf Steinbock / und der Königl. Dänisch= und Sächsischen | Armee zugetragen / den 20. Decemb. Anno 1712. O. l. Roggendorf und Gadebusch; u. zwei Reihen ZE. 1 - 7 (Ziffer 7 handschriftlich nachgetragen). Kst. 192/200 X 325/331. Die Städteabbildungen sind Phantasie. - Germ. Mus. |
112. |
Av der Schlacht bei Gadebusch darüber in Buchdruck: Plan der scharffen Action, So zwischen den Königl. Schwedisch- und Dänischen Armeen bey Gadebusch |
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Seite 211 |
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den 20 Decemb. 1712. vorgefallen. Unter dem Stich zwei Spalten Buchdrucktext, am Schluß: Hamburg, gedruckt bey seel. Thomas von Wierings Erben . . . 1713. Kst. 187 X 304. Snoilsky Nr. 1. |
|
113. |
Av der Schlacht bei Gadebusch ,
mit Inschrift: Plan von der
Bataille zwischen der Königl.
Schwedischen Armée, unter
Commando Seiner Hoch - Gräffl:
Excellence . . . Magnus
Steinbock, und der Königl.
Dänischen Armée . . . bey dem
Dorff Wakenstädt, ohnweit
Gadebusch, den 20. Dec. A
Kst. 362 X 300. Snoilsky Nr. 2. |
114. |
Av der Schlacht bei Gadebusch, mit Inschrift: Plan öfver Slaget vid Gadebusch. Den 9/20 Dec: 1712. Kst. 295 X 220. In: Loenbom, Magni Steenbocks Lefwerne. - Snoilsky Nr. 3. |
*115. |
P der Schlacht bei Gadbusch in | | , nur der Wald und die Gadebuscher Kirche in Vogelschau; o. l. im Rechteck: PLAN DER BATAILLE BEY | GADEBUSCH. | Von denen Schweden unter Comando | des H: General Stenbocbs [!], über die Däh= | nen u. Sachsen Sieghafft befochten | den 20 December MDCCXII. U. r. im Rechteck Truppenerklärung, darunter: Olof Dahlman Ingen: ad vivum delin:, r. am untern Plrd.: A. Reinhard, sc. Kst. 268/272 X 265/268. In: Theatr. Europ. XIX 1723. |
*116. |
P der Schlacht bei Gadebusch in | | , rein geometrisch; unter dem Stich auf dem Plrd.: gestochen. v. J (.) Haas. | SCHLACHT bey GADEBUSCH. | den 9/20. December 1712. | wo die Dänen . . . geschlagen | worden. Darunter ZE.: A - R; r. am obern Plrd.: zum zweten [!] Theil Leben K. Carl XII. auf der 381 Seite. Kst. 291/372 X 222/233. In: Nordberg, Leben Karls XII., 2. Teil (Hamburg) 1746. Fol. |
*117. |
P der Schlacht bei Gadebusch , ohne Überschrift, die Orte Wakenstädt, Radegast, Gadebusch in Av. Kst. 182/183 X 298/302. |
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Seite 212 |
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In E. W. Happelius, hist. Kerns fünften Teils 1. Stück 1710 - 14. Hamburg, Wierings Erben 1715. 8 °, zu 1712 S. 249 [verdr. 149] - 260 mit Beschreibung der Schlacht bei Gadebusch; ein zu S. 240 gehöriges Bildnis Steenbocks hat im Hintergrund Phantasieansichten von Gadebusch und Roggendorf; es ist wohl Snoilskys Nr. 6 oder ein Nachstich davon. |
|
*118. |
Ka rte der Umgegend von Wismar in | |, N. zur Linken, von Tarnewitz bis Retgendorf (N. - S.) und Quaal bis Alt - Buckow (W. - O.), Wismar selbst als Plan, alle andern Orte in Av, die Belagerung von 1715 ist eingezeichnet; am untern Rande in geschweiftem Zierrahmen Ansicht der Stadt von der Hafenseite, offenbar nach älterer Vorlage, da der Helm von St. Nikolai (verkürzt wie in Nr. 43) noch vorhanden ist; dagegen fehlt die Spitze des Marienturms. Vor der ganzen Front Befestigungen. Oben rechts auf von Putten gehaltenem Tuche: PARTICULIER CARTE der Gegend | VON WISMAR | nebst | DER INSUL POEL | und angedeuteter Bloquade | zu Wasser und Lande 1715. | wie auch | Speciale Anzeigung des Außflusses | DES SWERINISCHEN SEES | nach Wismar: | abgemessen und gezeichnet | durch | Herrn Heinr. Varenium | . . . | und edirt | von IOH. BAP. HOMANN | in Nürnberg. O. l. ZE. a - u. - Über der Ansicht: Prospect der Stadt WISMAR (.), 11 Beischriften im Stich. Kst. kol. 490/498 X 577/587, die Ansicht allein 70 X 415; Maßstab der Karte etwa 1 : 54 580. |
*119. |
A der Stadt Wismar von NW. in || , o. in der Mitte, l. u. r. Wismarschen Wappen, frei: WISMARIA (-) Wismar (.) Unten Beschreibung in 7 Zeilen.darunter: G. P. Busch. fec. (-) Ao. 1716.U. r. ZE. a - z in 6 Zeilen. Kst. auf 2 Platten 209 X 460 (312 + 148) 254 X 468 (316 + 152). Auffälligerweise St. Nikolai noch mit dem Helm; St. Marien noch mit dem kleinen Turm zwischen den Giebeln; l. u. r. vom Hafen große Befestigungen mit den Bastionen Scipio, Vespasian usw. |
*120. |
A der belagerten Stadt Wismar in | | , im Vordergrund wechselt ein schwedisches Kriegsschiff Schüsse mit einer feindlichen Strandbatterie. O. im Bande: Die von denen Hohen Allyrten | belagerte und eroberte Stadt und | Vestung Wiszmar. Kst. 145/150 X 240/244. |
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Snoilsky S. 221 Nr. 4. Cr. Auffälligerweise gerade wie bei Busch das ältere Stadtbild bietend, auch die Befestigungen mit der Buschschen Ansicht stimmend. |
|
*121. |
A der Stadt Wismar in || , l. in | , von der Hafenseite, St. Nikolai noch mit spitzem Helm, St. Marien mit der kleinen Turmspitze, unmittelbar an der Stadt keine Befestigungen, außer einem kleinen Werk zwischen Sparbüchse und Stadtmauer, dagegen im mittleren Vordergrunde, vor den beiden Wasserläufen ein allein liegendes umwalltes Werk mit einem Haus darin. O. m. Überschrift: DE STAD WISMAR (.), l. und r. ZE. 1 - 6. 7 - 12. Kst. 150 X 290. Auf derselben Platte: |
*122. |
Karte der Belagerung von Wismar 1715 in || , l. in | , N. o., von FeerOrth a. Poel bis Mecklenburg (N. - S.) und Preseken bis Horensdorf (W. - O.), Wismar selbst mit der alten Zitadelle im S. als Pv, alle andern Orte als Av, auf dem Walfisch vierseitige Befestigung, rings um die Stadt l. die dänischen, r. die preußischen Belagerungslinien eingetragen. O. l.: De Belegering van Wismar (.) Unter den Namen und Beischriften sind u. a. zu nennen: Fort of | Casteel | der Wallfisch - Flindsdoffer [!] | Orth - Preseken of | Pressekow. Kst. 350 X 290, Größe der ganzen Platte 508 X 296. Da die Einfassungslinie links nur einfach ist, so scheint Nr. 121. 22 die rechte Hälfte einer größeren - vielleicht Stralsund mit umfassenden - Platte zu sein, wohl sicher aus dem Verlage von Gerh. van Keulen in Amsterdam, da einmal mit Blatt Nr. 123 auf einem Bogen abgedruckt; Nr. 122 lag mir auch einzeln kol. vor. |
*123. |
Karte von Stadt und Hafen Wismar mit der Belagerung von 1715 in | |, N. oben, von oberhalb Hannibal bis Mecklenburg (N.-S.) und Redwisch bis Mulsow (W. - O.), die Stadt selbst als P, schon das neue Werk im S. zeigend, die übrigen Orte als Av, aber nicht mit Anspruch auf Ähnlichkeit - so haben alle Orte Kirchtürme! -, O l. im Eirund: Nieuwe | Afteekening van de | Haven en Stad Wismar | met Desselfs Inkoomende zee Gaaten |( soo Beoosten als Beweste Poel Eyland | en belegering van dito Stad || tot Amsterdam by | Gerard van Keulen | . . . U. l. als Karton ein größerer Plan der Stadt frei nach Merian, Hafen l., die Zitadelle r.; l. o. im |
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Linienrechteck: DE STAD WISMAR | met alles Desselfs | Sterktens (.), u. r.: L: van Ansé S: Kst. 513/521 X 580/594, der Plan allein 149 X 203; Maßstab der Karte etwa 1 : 65 500. In: Claas Jansz Voogt, de nieuwe grote lichtende Zee Fakkel, het eerste Deel, in vielen Ausgaben im van Keulenschen Verlag erschienen, u. a. 1686. 88. 89. 1709. 12. 18. 25. 34; mir lag ein später Abdruck von 1788 aus dem Verlage von Gerard Hulst van Keulen vor, bei dem die Platten schon stark abgetrieben waren. - Snoilsky Nr. 1 führt die Bezeichnung etwas anders an; nach Größe und Stecher handelt es sich aber offenbar um denselben Stich. - Mir lag Nr. 122 und 123 im Einzelabdruck vor (mein Besitz), 121 + 122 auf einem Blatt (guter Abdr. Cr., sehr abgetrieben UnivBibl.) und 121 + 122 neben 123 auf einem großen Blatt abgedruckt (Landes - Bibl.), leider aber 121 durch Ausschneiden entfernt; Sammlung Crull hatte 121 + 122 in einem Abdruck, der alt angeklebt war an: Nieuwe Pascaert van de | SOND ende BELDT | . . . .| TAMSTERDAM. By Ioannes van Keulen . . . (geht bis Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund) 500 X 587, und Nr. 123 auf einem Blatt abgedruckt mit 8 kleineren Ansegelungsplänen auf einer Platte, je 123 X 147, darunter Greifswald, Stralsund, Wismar. |
|
*124. |
P der Belagerung von Wismar in | | , N. links, von Flimsdorff bis Lübow (N. - S.) und Martensdorff bis Rohlsdorff (W. - O.), Wismar selbst als P, alle andern Orte in Av; l. in verziertem Eirund: Eigentliche Vor= | stellung der Stadt, und | Vestung. | WISMAR. | und wie dieselbe von | denen Trouppen | der Nordisch Alliir= | ten blocquirt gehal= | ten wird. Ao 1716. Am untern Plrd. ZE. A - E. 1 - 25 in 6 Spalten. Kst. 320/380 X 434/441. Snoilsky Nr. 3. |
*125. |
P der Belagerung von Wismar in | | , N. oben, von Pöhl bis Mecklenburg (N. - S.) und westlich Preseken bis östl. Horensdorf (W. - O.), die Stadt als P, die andern Orte als Av. U. r. in Linienrechteck: Accurater Abriss der Stadt und Festung. | WISMAR. | Samt bloquirug derselben von den Königl. Däni= | schen und Preusischen Trouppen Ao: 1715. Darunter ZE. A - J. 1 - 5. Am untern Plrd.: G. P. Busch fe. (-) Berlin zu finden bey J. A. Rüdiger. Kst. 274/281 X 340/347. |
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*126. |
P der Belagerung von Wismar in | | , sehr ähnlicher Nachstich nach Nr. 125, auch Inschrift fast genau gleich, nur bloquirung, Königl (.); ohne Stecherangabe. Kst. 312/320 X 406/410. In: E. W. Happelius, des historischen Kerns fünften Theils 2. Stück. 1715 - 19. Hamburg, Wierings Erben 1720 zum Jahr 1715 S. 131. - Wohl = Snoilsky Nr. 2. Cr. |
*127. |
P von Wismar in | | , l. Hafen mit den Befestigungen, r. das "neue Werk"; u. r. auf einer Rolle: Plan | von | WISMAR., darunter ZE. A - N; viele Beischriften, am untern Plrd.: G. P. Busch Sculpsit 1716 (-) Berlin zu finden bey J. A. Rüdiger (.) Kst. 557/568 X 668/684. |
*128. |
P für die Demolierung der Festungswerke von Wismar in | | , Hafen r., innere Stadt nicht dargestellt, nur die Bastionen, r. in rechteckig abgetrenntem Felde die Überschrift: Das Demolirte | WISMAR., darunter ZE. 1 - 30. Kst. 212/230 X 285. In: E. W. Happelius, Des historischen Kerns . . . fünften Theils 2. Stück. 1715 - 19. Hamburg, Th. v. Wierings Erben 1720, zu 1718 S. 7. |
*128 a. |
Flugblatt, o. in Buchdruck: Accurater Grund - Riß / | Der schönen und starcken Vestung Wismar / | Nebst eine gründliche Anweisung / wie solche jetzo demoliret / und welcher Theil ein jeder von denen hohen | Puissancen / um niedergerissen zu werden / zugefallen. Darunter in Kupferstich: P der Stadt Wismar in | | , nur die Festungswerke, innere Stadt nicht ausgeführt, Hafen l., ohne jede Schrift, nur mit Ziffern versehen. Kst. 217/225 X 232/240. Dann in Buchdruck durchlaufend: Anweisung derer in dem Grund = Riß der Festung Wis= | mar verzeichneten Buchstaben und Zieffern., darunter ZE. A -C. 1 - 50 in drei Spalten. Roh mit Farben übergetuscht, sieht nach Augsburg - Nürnberger Fabrikware aus, etwa von Seutter oder Chr. Weigel, schwerlich von Homann. - Cr. |
*129. |
P von Wismar in | | , l. Hafen, r. Zitadelle, bis auf einige Veränderungen im W. noch nach Merian 1653, innen: |
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WISMAR, unter dem Stich in zwei Z.: Wismaria capta et diruta | Nicht dauren Wismars dämme. | 3. (-) d. 19. Apr. Kst. 35 (mit Schrift 43) X 53. Auf von Chr. Weigel in Nürnberg herausgegebenem Blatte: Memorabilia A°. MDCCXVI. Gedenckwürdigkeiten des 1716ten Jahres., das ganze Blatt 171/180 X 210/213. |
|
*130. |
P von Stadt und Hafen Wismar in | | , N. oben, von Redewisch bis Galgenberg (N. - S.) und Wolenburg bis Wusterow - als volle Insel gezeichnet! - (W. - O.), Stadt und Befestigungen als P, die übrigen Orte in -, schwerlich getreuer - Av. U. r. auf Rolle: PLAN | des WISMARISCHEN | SEE HAFFNS [!] | mit dessen nechstbelegner Situation | und daran gräntzenden Dörffern | im Iahr 1716. . . Am untern Plrd.: G. P. Busch Sculpsit. (-) Berlin Zu finden bey J. A. Rüdiger (.) Kst. 447/460 X 582/593; Maßstab etwa 1 : 40 900 25 ). |
*130a. |
Av des Fort auf dem Walfisch in| | | , größer als bei Happelius (Nr. 131), im Vordergrunde Brücke nach einem Stück Landes mit Palisaden, l. ein Schiff; o. l. und r. von der Fahne: GASTEEL (-) der Wallfisch (.) Kst. 186/191 X 331/342.Cr. |
*131. |
P und A vom Fort Walfisch in | | , in der Mitte o. auf Bandrolle: Plan | Von den [!] so genanten Fort | WALLFISCH., darunter ZE. a - h., Überschrift l.: Grund=Riß., r.: Prospect. Kst. 272/288 X 456/472. Lit. 344. In: E. W. Happelius, Des historischen Kerns . . . fünften Theils 2. Stück 1715 - 19. Hamburg, Th. von Wierings Erben 1720, zum Jahr 1718 S. 7, wiederholt in Klüver, hrg. v. Jargow, Teil IV. Ebenda 1739 (Lit. Nr. 412). |
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*132. |
(Zusammenstellung älterer Abbildungen von Wismar). O. die Stridbeck - Bodenehrsche Ansicht, darunter Abriß der Befestigung von 1716, l. u. r. die beiden Stridbeck - Bodenehrschen Pläne, l. und r. unten Ansicht und Plan des Wallfisch nach Happelius, das ganze in || ; am u. Rande: Lith: Anst: von Nestler & Melle. Hamburg. (-) Nach Blättern aus dem Raths= Archiv zu Wismar. Herausgegeben und zu haben bei C. C. Gundlach in Wismar. 1838. Steindruck 437 (mit Unterschrift 440) X 524. Snoilsky zu 1716 Nr. 5; das Blatt gibt die Nummern A 23, B 44. 71. 96 und 131 in feiner Steinzeichnung wieder. - Lit. 338 = 338a. |
*133. |
P des Gefechts bei Walsmühlen in Kst., darüber in Buchdruck: Accurater Plan der in der Nacht vom 5 (.) auff den 6 (.) Mart. | 1719. bey dem Paß Walsmühlen im Hertzogthum Mecklenburg zwischen | denen Crayß= und Fürstl. Mecklenburgis. Trouppen vorgegangenen ACTION. Kst. 185/193 X 300/306. Museum; dort fehlt ein wohl sicher zugehöriger, unten anzuklebender Buchdrucktext mit ZE.; vermutlich ist das Flugblatt bei Th. v. Wierings Erben in Hamburg erschienen. |
*134. |
P des Gefechts bei Walsmühlen mit eingestochener Überschrift: Accurater Plan der in der Nacht vom 5 (.) auff den 6 (.) Mart.| 1719. bey dem Paß Walsmühlen in [!] Herzogthum Mecklenburg | zwischen denen Crayß= und Fürstl: Mecklenbr. Trouppen | vorgegangenen Action. - U. l. eingestochene ZE. a - i. Kst. 188/193 X 300/306. In: E. W. Happelius, Des histor. Kerns . . . fünften Theils 2. Stück 1715 - 19. Hamburg, Th. von Wierings Erben 1720 zum Jahr 1719 S. 59. - Nr. 133 und 134 sind Abdrücke desselben Stichs, bei 134 aber mit Zusätzen auf der Platte 25a ). |
*135. |
A von Ratzeburg aus SO. in Zierrahmen, im untern Teil eines mit Allegorien gezierten Titelblatts. Über der Ansicht: RATZEBURG., darunter ZE. 1 - 13. Über dem Ganzen in reich verziertem Eirund: Neu | Vermehrtes | Ratzeburgisches | Gesang= u. Gebet= | Buch (.) | Gedruckt u. Verlegt | durch | Andreas Hartz. Kst., Ansicht 36 X 171, ganzes Blatt 158 X 185. Zum Ratzeburger Dom - Gesangbuch v. 1720 ff. (wohl noch nicht zur 1. Ausg. 1715). Vgl. Joh. Bachmann, Gesch. d. ev. Kirchengesangs in Meckl. 1881 S. 307 ff. |
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*136. |
A des brennenden Grabow in || , zur L. die Kirche, in der Mitte die Trümmer des Schlosses, vorn Zelte, gerettete Pferde, Kutschen u. a. Sachen. O. l. im Bande: Das durch Feuers = wuth | verbrande Grabau. Kupferradierung, 150 X 233, Plrd. fehlt. Handschriftlich bezeichnet "3. Juni 1725." - VMG. |
*137. |
A von Güstrow von NO., mit Domansicht und Grundriß zusammen in Zierrahmen, vorn fünf Bastionen, am obern Rand der Ansicht: PROSPECT DER FVRSTLICHEN RESIDENTZ GVSTROW (.) Kst. 55 X 124, ganzes Blatt 195/196 X 132/153. In: Gust. Thiel, Der Domkirchen . . in Güstrow fünfhundertjähriges Alter . . . Rostock 1726, 4 °. (Lit. Nr. 4766.) |
*138. |
A von Rostock aus NW. in
|
| an der Strandseite nur
noch Schanze vor dem Lagertor
und Fischerbastion, auch
scheinbar Reste einer
Befestigung neben dem
Mönchentor. St. Nikolai hat die
neue heutige Turmspitze, St.
Jakobi die Galerie um den Anfang
des Turmhelms, das
"Zeughaus" - früher
St. Michael - ist ohne Turm; der
Strand zeigt 6 Schiffsbrücken.
Besonders zu bemerken ist die
große Brandlücke von Koßfelder
bis Lager Straße. Unterhalb der
Stadt quer durch die Warnow eine
Pfahlsperre mit Baumhaus. O. r.
Wappen in verziertem Schilde, o.
m. im Bande: ROSTOCK
Kst. auf 2 Blatt 300/ca. 340 X 994 (498 + 496) / ca. 1010. *A. U. r.: Hæred. Ier. Wolffij excudit A. V., Privileg - Angabe u. l. *B. U. r. Name getilgt, dafür eingestochen: Georg Balthasar Probst excudit A. V., l. davon hinzugefügt: N°. 12; Privileg - Angabe o. l. 26 ) F. B. Werner machte seine Städteaufnahmen für den Verlag J.Wolff und Erben etwa 1720 - 30; J. Wolff † 1724, G. B. Probst, sein Schwiegersohn, lebte von 1673 - 1748. |
*139. |
A von Rostock aus NW. in Zierrahmen, nach Nr. 138, o. im Bande zweimal - in Antiqua und Kursiv -: ROSTOCK., o. l. und r. auf von Putten gehaltenen Tüchern ZE. 1 - 12. |
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13 - 24. Unter dem Bilde in zwei durch das Greifenwappen getrennten Spalten 15 Zeilen lateinische und 16 Zeilen deutsche Beschreibung, l. davon: Cum | Privil. . . ., r. davon: Iohann | Christian. | Leopold | excudit | Aug. Vind. | R. 14. Kst., meist kol. 160, (mit Schrift 198) /205 X 286/304. Viele Stiche dieser Folge tragen den Namen Werner, der sicher Zeichner aller dieser Blätter ist, auch ausdrücklich eingestochen; möglicherweise gibt es von Rostock noch einen früheren Plattenzustand, bei dem R 14 noch fehlt, dafür aber u. l. eine laufende Nummer vorhanden ist; Joh. Christ. Leopold folgte seinem Vater Joseph Friedrich L. im Verlage 1726 und starb 1755. |
|
*140. |
A von Rostock aus NW. in | , nach 138, aber r. etwas verkürzt, so daß von der Pfahlsperre nur der Anfang auf der Fährseite sichtbar ist; im Vordergrunde ein Fußgänger und zwei Reiter nach r. (in Tracht um 1740). O. m. in verziertem Eirund: ROSTOCK | in [!] Herzogthum Mecklenburg., u. in ausgespartem, l. u. r. abgerundetem Felde ZE. 1 - 34 in 7 Spalten mit mehrfachen Namensentstellungen; am u. Plrd.: Ioh: Peter Wolff Seel: Erben Exeudit. (-) N: 63. Kst. 262/274 X 339/351. I. P. Wolff betrieb sein Geschäft zu Nürnberg. |
*141. |
A von Rostock aus NW. in | | , nach 138, Pfahlsperre gar nicht vorhanden, in der Mitte auf einem Bande: ROSTOCK. Darüber Bild eines altertümlich gekleideten Mannes vor einem Spiegel, daneben Jacobi l, 23. 24 in einem Eirund; r. von dem Stich auf derselben Platte ebenfalls in | | biblische Bilder und die Bildnisse von Heinr. Müller und Joachim Lütkemann. Kst., Ansicht 62 X 169, linker Gesamtstich 220 X 169, Gesamtplatte 228 X 366. Vor: Heinrich Müller, Evang. Herzensspiegel, u. Joach. Lütkemann, Apostol. Aufmunterung. Rostock, J. J. Adler 1752, Gr. - 4 °, vermutlich auch schon zu früheren Drucken. |
*142. |
A von Wismar aus NW. in | | , l. im Hintergrunde Rohlstorf und Hornstorf sichtbar; Nikolaiturm ohne Helm mit Pultdach, St. Marien ohne die Spitze zwischen den Turmgiebeln; die Befestigungen sind verschwunden, im Vordergrunde in Höhe der Marienkirche die Bezeichnung: Ackerbau, wo vor her Wäll gewesen (.) O. m. im Bande: |
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WISMAR
Kst. auf 2 Blatt 302/347 X 996(497 + 499)/1009. Vgl. die Bemerkung zu Nr. 138. - Wie bei vielen dieser Blätter mag es auch von Wismar einen späteren Plattenzustand geben, mit G. B. Probsts Namen u. einer Verlags - Plattennummer. |
|
*143. |
Av von Wismar aus NW. in | , nach Nr. 142, im Vordergrunde Barkschiff, am Ufer vier Männer; o. m. in verziertem Eirund: WISMAR (.); u. in ausgespartem, l. u. r. abgerundetem Felde ZE. 1 - 21 in 6 Spalten; am u. Plrd.: J. Pet: Wolff. Seel. Erben Excudit. (-) N: 74. Kst. 262/277 X 332/345. J. P. Wolff betrieb sein Geschäft zu Nürnberg. |
*144. |
A von Wismar von der Hafenseite in | | , z. R. teilweise von hügeligem Lande mit Baum verdeckt, im Vordergrunde sechsspänniger Wagen, o. das Stadtwappen zwischen Engeln; in der r. o. Ecke: N: 1; auf dem untern Plrd.: Janson delin. J. Haas. sculps. Hamb (.) 1750., darunter in zwei Spalten l. 4, r. 2 Z. Verse: Hier führt Merkurius . . . Nutzen reisen. Kst. 157/180 X 134/142. Cr. Original. - Museum hat Neudruck von der alten Platte, auf der der Name des Orts nicht eingestochen ist; zu welchem Werk das Bild gehörte, ist noch nicht festgestellt. - Das Bild fällt zeitlich fast aus der angenommenen Grenze der Zusammenstellung heraus, mag aber seiner Art nach doch noch hier hinzugefügt werden ) 27 ), 28 ), 29 ), 30 ). |
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Alt Buckow 118.
Babetzin *2.
Bethlehem
bei Bützow *3.
Bobzin *2.
Boizenburg
*17
17
.
Bramow *3.
Broda
*17
39
.
Broda
*17
39
.
Brdock *2.
Buckow
*17
18
.
Buckow, Alt 118.
Bützow *3. *18. *19. *30; 45.
Damgarten
89.
Dargun *17
41
.
Dobbertin
*17
42
.
Doberan
*17
43
.
Dömitz *5. *6.
*17
4
.
19
; 29. 32. 37. 46.
47. 144
30
.
Eldena
*17
44
.
Fahrenhorst *2.
Fährort 122.
Feldberg
*17
35
.
Fliemsdorf 122. 124.
Frankfurt a. O. 4. 5.
Friedland
*17
5
.
Fürstenberg
*17
20
. 37.
Gadebusch
*17
6
. 23; 27. 32. 36. 48. 109 - 117.
144
20
.
Gnoyen
*17
7
.
Goldberg
*17
24
.
Grabow *17
22
.
*25-*28; 136.
Grevismühlen
*17
25
; 37.
"Grodno"
51.
Güstrow *3. *10. *17
1
.
2
.
21
. *29. *32; 27. 32.
34. 36. 49-54. 63. 107. 137.
144
30
.
Hannibal 123.
Hornstorf 122. 125. 142.
Ivenack
*17
45
.
Kaltenhof *22.
Karow
*22a.
Käselow *3.
Kavelstorf *3.
Kessin *3.
Klein, Großen u. Lütten *3.
Klenow *25.
Kraack *7.
*17
46
.
Krackow
*17
8
.
Kuppentin *2.
Laasch,
Gr. u. Kl. *25.
Lichtenhagen *1.
Liessow *3.
Löcknitz *25.
Lübow *22a;
124.
Lübz *2.
Malchin *17
9
;
37.
Marienehe *1. *3.
Martensdorf
124.
Mecklenburg *17
26
. *22;
122. 123. 125.
Mirow *17
47
.
Mulsow, Kirch 123.
Nemerow
*17
43
.
Neubrandenburg *17
3;
27. 32. 34. 36.
Neufähr 97.
Neukalen *17
28
.
Neukloster
*17
40
.
49
; 55.
Neustadt *17
27
. *25; 37 (?).
*144
27
.
Parchim *15.
*17
10
; 37.
Plau
*17
29
; 37. 56.
Poel 87. 118.
123. 125.
Proseken *22; 122. 125.
Quaal 118.
Radegast 117.
Ratzeburg
*13. *20. *21; 9. 17. 20
bis 22 B. 98-104. 109. 135.
Redentin
*22a.
Redewisch 123. 130.
Rehna
*17
52
.
Retgendorf 118.
Ribnitz *4a. *17
50
; 37. 89.
Röbel *17
12
.
Roggendorf 111.
117.
Rohlstorf *22; 124. 142.
Rostock
*1. *3. *8. *9. *11. *17
11
. *24. *31.
*33; 1. 3 - 6. 11 - 14. 16. 18. 19. 23 - 26. 27.
29. 32. 34. 36. 39 - 41. 57 - 60. 72. 73. 88.
108. 138 - 41.
144
28
.
30
.
Rüggow
*22a.
Rühn *17
51
; 61.
Schmarl *1.
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Seite 223 |
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Schwaan *3. *17
33
.
Schwerin *14.
*16. *17
30
; 26a. 27. 32. 36. 62-66.
144
27
.
Sprenz, Hohen *3.
Stargard *17
32
.
Stavenhagen
*17
34
.
Sternberg
*17
13
; 37.
Stettin 97.
Stralsund 97.
Strelitz *7a.
*17
31
.
Tarnewitz 118.
Tempzin *17
53
.
Tönningeshof s.
Tempzin.
Wakenstädt 113. 117.
Walfisch
75-77. 81. 81 a. 87. 122 bis 130a. 131.
132.
Walsmühlen *17
38
; 133. 134.
144
29
.
Waren
*17
15
.
Warnemünde *3. *9.
Weisin *2.
Wesenberg *17
36
.
Wismar *9a. *12. *15a. *17
14
. *17a.
*21 a. *22. *22a. *23; 2. 4. 5. 7. 8. 10. 29.
32. 37. 38. 42 - 44. 67 - 71 a. 74 - 87. 90 bis
97. 105 - 6. 118-130. 132. 142 bis 144.
144
20
.
30
.
Wittenberg
a. E. 4. 5.
Wittenburg
*17
54
.
Wohlenberg 130.
Woldegk *4. *17
16
.
Wolken
*3.
Wredenhagen *17
37
.
Wustrow a. Salzhaff 130.
Zarrentin *17
55
.
van der Aa, Peter 10. 71 a. 93. 103.
Adler,
J. J. 141.
von Albizi, Anton 12.
van
Ansé, L. 123.
Baeck (alias Heldenmuth),
Elias 36. 37.
Basse, Nikolaus 8.
Beerstraten *12.
Benard 91. 101.
Bertius, Peter 13. 14.
Block, Emanuel *11;
39.
Bodenehr, Gabriel 44. 51. 54. 58. 60.
64. 71. 96. 132.
Borgward, F. G. *17a.
Boesch, J. *15.
Braun, Georg 4. 5.
9-11.
Brühl 65.
Busch, G. P. 119. 125.
127. 130.
von Busch, Jo. Phil. *21 a.
Casime, J. C. *4.
Custos, Dominicus
12.
Dahlman, Olof 115.
De Fer 91 - 93.
101 - 3.
Dragendorff, Ernst * 3.
Felsecker, J. J. 105.
Fer, de, s. De
Fer.
Ploerke, Gustav 1.
Francus, Jakob
32.
von Fridleben, Amadeus 88.
de
Friedenreich 85.
Furck, Sebastian 16.
Fürst, Paulus 15-17.
Geerz, F. 104.
Göbel, J. G. 28.
Gottfried, Joh. Ludw. 18.
19.
Grape, Zacharias 108.
Guiter
104.
Gundlach, C. C. 132.
Haas, Georg
86.
Haas, J. 85. 116. 144.
Halbmayer,
Simon 27.
Haelwegh, A. 63.
Hane, Gerdt
9.
Happelius, Eb. Wern. 22 A. B. 80. 81.
98a. 117. 126. 128. 131. 132. 134.
Hartz,
Andreas 135.
Hogenberg, Franz 3 - 5. 9 -
11.
Hollar, Wenzel 72.
Homann, Joh.
Bapt. 97. 118.
de Hooghe, Romeyn 83.
Hulsius, Friedrich 18. 19.
Humme, Anton
29.
Janson 144.
Jansson, Joh. 5. 9-11.
40. 69. 72.
Jansson van Waesberge 10. 11. 72.
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Seite 224 |
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Imhof 144
29
.
Inselin 101.
Josephi, Walter *7
2
; 72.
Jule,
Georg 10.
Kaerius, Peter 13. 14.
van
Keulen 121-123.
Kieser, Eberhard
15-17.
Kilian, Georg Christoph 44. 51.
54.
58. 60. 64. 71. 96.
Klüver- Jargow
131.
Latomus, Sigismund 32.
Leopold,
Joh. Christian 139.
Leverentz, Gabriel
Frid. *30.
Lindeberg, Peter 11. 23.
25.
Lisch. G. C. F. *4.
Lochner,
Ludwig 30.
Loenbom 114.
Lorentzen, C.
A. 86.
Lütkemann, Joachim 141.
Luyken,
Jan 84-86.
Meisner, Daniel 15-17.
Merian, Caspar 45. 46. 48. 49. 53. 55-57. 59.
61. 62. 67.
Merian, Matthaeus 15. 17. 26 a.
38.
39. 65 (!).
Mortier, P. 93.
Müller, Heinrich 141.
Nestler u. Melle
132.
Nordberg 116.
a Osten, Karl
Heinr. 53.
Perleberg, Niklaus 73.
Person, N. 95.
Persoy, Pieter 99.
Peters, Raphael *3.
Piloot, Ger. Evert *6.
*7. *7 a.
von Plessen, C. F. F. *21.
Probst, G. B. 138. (142).
Rauw, Johann.
8.
Reinhard, A. 115.
Reinhold, Werner 25.
Reyher,
Christoph 28.
Riegel, Christoph 47.
Rogge, Wilhelm *8. *9.
Romanus, Adrianus
8.
Rüdiger, J. A. 125. 127. 130.
Sachs, Moritz 26.
Saeger, Joh. Joach.
*4.
Saur, Abraham 8.
Scherm, L. 93.
99.
de Schmettow *22.
Schorler, Vicke
*3.
Schröder, Dietrich *22a.
Schumacher, H. C. H. *20.
Schweitzer, J.
20. 63.
von Schwerin *19.
Stridbeck,
Johann 44. 71. 96. 132.
Sturm, Leonh. Chr.
144
27
.
Tackius, Joh. 20.
63.
Thiel, Gustav 137.
Thomas, J. F.
107.
Tiedemann, J. G. 25.
van
Valckenburgh, Johann *8.
Valckenier,
Aegidius Jansson 68.
Valckenier u. Müller
84.
Valegio, Francesco 6. 7.
Varenius,
Heinr. 118.
Voigt, Z. *22a. *31.
Voogt, Clas Jansz 123.
van Waesberge s.
Jansson.
Weigel, Christoph 106. 129.
Weigel, Hans l. 2.
Weigel, Martin 1.
2.
Weiß, Isidor 86.
a Werdenhagen,
Joh. Angelius 38. 39.
Werner, F. B. *29;
138. 139. 142.
von Westphalen, E. J. 23.
25. 65. 66.
von Wiering, Thomas 22 A. B. 79
bis 81 a. 98. 98a. 112. 117. 126. 128. 130. 131.
133. 134.
Wilbrant, Karel *1.
Winckelmann & Söhne 1.
de Wit,
Frederick 10. 72.
Wolff, Jeremias 138.
142.
Wolff, Johann Peter 140. 143.
Wolter, J. S. F. *27. *28.
Zeiller, Martin
38-40. 45. 46. 48. 49. 53. 55-57. 59. 61. 62. 67
- 69.
A. C. S. *22.
C. H. v. P. *22.
G.
24.
I. G. Prite. [?] 24.
I. R.
*18.
L. W. 99.
M. D. S. *22a.
M.
W. 2.
P. B. *12.
P. R. *12.
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|
:
von
Archivdirektor Dr. Stuhr.
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A
rbeitslosigkeit 83. 84.
Art.-Rgt.
60: 134.
Ausstellungen 124. 125.
B
äk 90.
Barbarossa-Urk. 92.
Bard, Paul 26.
Basedow 5. 6.
Bassewitz-Lewetzow, Carl Graf 27.
Bauernhaus 68.
Beltz, Professor 28.
v.
Blücher, Fürst 29.
Blücher, Evelin Fürstin
30.
Blumenhagen 10. 11.
Bramow 7.
8.
Brombeergewächse 61.
Brückner,
Familie 31.
Brusttuch 73.
C
ecilie, Kronprinzessin 24.
Chronologie 55.
Crivitz 91.
D
assower See 92.
Dialekte 141.
Dietz, Ludwig 105.
Domänen, Strel. 20.
Dorothea Sophia, Herzogin 21.
Dragoner-Rgt.
18: 133.
E
ggers, Friedrich 32.
Einkopf,
Familie 54.
Ellmenreich, Franziska 33.
Erbpacht 137.
F
amiliengeschichte 25 ff.
Faust,
Familie 54.
Feldberg 3. 14.
Fischerei
78. 79.
Flurnamen 63. 64.
Forsten 75.
76. 136.
Fürstenhaus 21-24.
Füsilier-Rgt. 90: 131.
G
endarmerie 16. 17.
Geschichte
12-20.
Gewerbe 85. 86.
Giese, Adolf
34.
Grabow 93.
Gustav Adolf, Kg. v.
Schweden 13.
Güstrow, Schloß 123.
H
ahn. Karl Friedrich Graf 35.
Hansa
12.
Haussegen 72.
Hegermann, Familie
36.
Heimatfest 74.
Heinrich d. Löwe,
Herzog 128.
Herzberg, Familie 54.
Hexen 70. 71.
Horn, Familie 37.
Hornissen 59.
J
aeger, Familie 25.
Jagd 77.
Industrie, Ton-, 87.
Inf.-Rgt. 463:
132.
Johann Albrecht, Herzog 23.
K
arten 1. 52. 53.
Kirchl. Bauten
139.
Klima 57.
Kriegerdenkmal
134.
Kriegs- u. Mil.-Geschichte 13. 14. 18.
129-134.
Kulturgeschichte 65 ff.
Kunst
121 ff.
L
andeskunde 56-64.
Landgendarmerie,
Strel. 16. 17.
Landtag 135.
Landwirtschaft 80-83. 85.
Lechler, Familie-
54,
Lehmitz, Familie 54.
Lenschow
94.
v. Levezow, Ulrike 38.
Literatur
140 ff.
Loccenius, Familie 39.
Lübeck,
Streit mit - um die Lübecker Bucht u. den
Dassower See 78. 79. 92.
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Seite 236 |
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Lübecker Bucht 78. 79.
Lübsee [bei Rehna]
95.
Luckwaldt, Familie 39.
Ludwigslust 96.
M
alchin, Carl 124.
Mansfeld 52.
Martius, Friedrich 40.
M.-Schwerin,
Fürstenhaus 23. 24.
M.-StreIitz 21. 22.
88.
Finanzen 88.
Fürstenhaus 21.
22.
v. Meerheimb, Frbr. 41.
Melanchthon 51.
Meliorationen 83.
Meyer, Ulrich 98.
Michaelis, Salomon
15.
Mirow 97.
v. Moltke, Familie
42-44.
Feldmarschall 43.
Generaloberst 44.
Mügge, Familie
54.
Muskulus, Familie 54.
N
adelhölzer 60.
Naturschutz 62.
Neubrandenburg 98.
Neustrelitz, Museum 125.
O
llrogge, Familie 45.
Ornithologie
58.
Ortsgeschichte 89-119.
v. der
Osten, Familie 2.
Osterspiel, Redentiner 142.
P
ampow 99. 100.
Parchim, Kegelgrab
9.
Personengeschichte 25 ff.
Piper,
Otto 135.
v. Pressentin, Familie 46.
Q uellen 2.
R
atzeburg, Bistum 125.
Ratzeburg,
Fürstentum 63. 64. 70. 138.
Flurnamen
63. 64.
Hexen 70.
Weinkauf
138.
Ratzeburg, Stadt, Dom 101.
Recht
157-139.
Redentiner Osterspiel 142.
Reichsgründung 19.
Retelsdorf 72.
Rethra 3-5.
Reuter, Fritz 47. 48. 98.
Rostock 57. 61. 86. 102-107. 115.
Brombeergewächse 61.
Ehrenbürger
102.
Flagge 103.
Hafen in
Warnemünde 115.
Klima 57.
Neptunwerft 86.
Vereine 107.
v.
S
chack, Familie 49.
Schönberg
108.
Schwerin 1. 109-114. 124. 126.
Burgstraße 111.
Karten 1. 109.
Kleinstadtoriginale 114.
Museum
124.
Palais, Altes 112.
Paulskirche 113.
Schloß 110.
Theater 126.
Siegelkunde 128.
Stadttore 122.
Stella, Tilemann 50-53.
Stralsund, Brombeergewächse 61.
Suckow,
Familie 54.
T
agelöhner 69.
Therese, Herzogin
22.
Thurn u. Taxis, Therese, Fürstin von, 22.
U
niversität, Matrikel 120.
Urkunden
2. 92. 125.
V
erfassung 135.
Verkehrswege
84.
Verwaltung 135. 136.
Volkskunde 65
ff.
Volkstracht 73.
Vorgeschichte
3-11.
Voß, Richard 23.
W
akenitz 94.
Wappenkunde 54.
Warnemünde 115.
Warnow 115.
Weinkauf
138.
Wiechmann, Familie 54.
Wirtschaftsgeschichte 75 ff.
Wismar
116.
Wittenburg 117.
Z
auberei 71.
Ziethen 118. 119.
Zinngießer 127.
Zoppot 24.
Zweibrücken 53.