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LXXXIII Schwerin, 1. Juli 1918.
des
Vereins für Mecklenburgische
Geschichte und
Altertumskunde
über das Vereinsjahr vom 1. Juli 1917 bis dahin 1918.
| Inhalt: | Geschäftliche Mitteilungen. Anl. A: Veränderungen des Mitgliederbestandes im Vereinsjahr 1917/18. Anl. B: Zuwachs der Vereinsbibliothek. Anl. C: Zuwachs der Bildersammlung. Anl. D: Auszug aus der Rechnung für 1916/17. |
Unter den Ereignissen des 83. Vereinsjahres steht das am 23. Februar 1918 unter so erschütternden Umständen erfolgte Ableben des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz im Vordergrund. Adolf Friedrich VI. ist der 4. und letzte Großherzog aus der Strelitzer Linie gewesen, welcher das Konprotektorat über unsern Verein geführt hat. Kaum vier Jahre hat es in seiner Hand geruht, und doch hat sein Wirken in dieser kurzen Spanne Zeit genügt, uns mit aufrichtigem Schmerz um den Heimgang dieses jugendlichen Fürsten zu erfüllen.
Großherzog Adolf Friedrich war nach Veranlagung und Neigung ein wahrer Schirmherr von Kunst und Wissenschaft. Was er unter schwierigen Kriegsverhältnissen geschaffen und geplant hat, berechtigte zu stolzen Hoffnungen für die Zukunft. Den Denkmälern der Vorzeit, den Ereignissen der Volkskunst widmete er seine landesväterliche Fürsorge. Wo er konnte, suchte er sie der Heimat zu erhalten, schützte er sie gegen Beschädigung, verhinderte er einen Verkauf in die Fremde. Und Wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, sein Volk in die Friedenszeit hinüberzuleiten, so hätte wohl alsbald im Strelitzer Land ein solch eifriges Sammeln und Forschen eingesetzt, wie es bei uns Männer wie Lisch, Beltz und Wossidlo seit Jahrzehnten betrieben haben. Doch nicht genug damit. In der Absicht des Großherzogs lag auch eine Restaurierung der mittelalterlichen Burgen und der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Schlösser, die ein Schmuck seines Landes sind. Mit der Instandsetzung der
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uns durch Reuter wohl bekannten Neubrandenburger Palais war ein vielversprechender Anfang gemacht. so stand dieser mecklenburgische Fürst in seinen Bestrebungen unserm Verein nahe, und ist es uns zu natürlich, daß sein Andenken bei uns in hohen Ehren bleibt.
Die Mitgliederzahl hat im letzten Geschäftsjahr einen weiteren, wenn auch nicht erheblichen Rückgang erfahren. Von 485 ordentlichen Mitgliedern sind im Laufe desselben 16 durch Tod und 10 durch Austritt ausgeschieden. Diesem Verlust steht nur ein Gewinn von 13 neuen Mitgliedern gegenüber. Das Nähere ergibt die Anlage A. Bestand am 1. Juli 1918: 1 Ehrenmitglied, 16 korrespondierende und 472 ordentliche Mitglieder.
Den ruhmvollen Tod für das Vaterland haben zwei Mitglieder erlitten. Oberleutnant Albrecht v. Pentz, ein Sohn des früheren Bürgermeisters von Teterow, hat im Mecklenburg. Res.-Jägerbataillon Nr. 14 in Frankreich, Tirol, Serbien und Rumänien gekämpft und ist am 23. August 1917 in einem Lazarett in Rumänien einer schweren Verwundung erlegen. Sanitätsrat Dr. Götze-Wismar war fast 3 Jahre hindurch in einer Kriegslazarettabteilung auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen tätig, bis er nach treuer Pflichterfüllung am 11. Mai 1918 im Lazarett zu Arlon an Nierenentzündung verstarb. Auf der Ehrentafel dieses Jahrbuchs sind ihre, von den Familien freundlichst zur Verfügung gestellten Bilder und Lebensläufe wiedergegeben. Sie werden uns allezeit daran erinnern, welche Dankbarkeit wir unseren gefallenen Vaterlandsverteidigern schulden.
Von den übrigen Verstorbenen seien erwähnt der Geh. Justizrat Burmeister in Güstrow, ein altehrwürdiges Vereinsmitglied, der 49 Jahre treu zu uns gehalten hat, der Rentner Aemil Ritter-Rostock, der Geh. Konsistorialrat Schulze-Rostock, der Geh. Regierungsrat Cramer-Schwerin und der Amtsgerichtsrat Crull-Dargun, ein Sohn unseres verstorbenen Ehrenseniors Dr. Crull, alle über ein Vierteljahrhundert in unserm Verein. Und auch der Major v. Levetzow in Schwerin sei an dieser Stelle namhaft gemacht. Er war viele Jahre hindurch ein gern gesehener Besucher unseres Archivs, der seinen Familienforschungen mit großem Eifer und seltenem Verständnis oblag.
Die Arbeiten des Vereins haben noch unter der Ungunst der Zeiten gelitten. Das 84. Jahrbuch wird sich voraussichtlich überwiegend mit der Landesuniversität in Rostock
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befassen, die 1919 ihr 500jähriges Bestehen feiert. Das Register zu den Jahrbüchern 60-71 ist von dem Archivregistrator Rusch begonnen und von seinem Nachfolger, dem jetzigen Landessekretär Zastrow bis zur Mitte des 66. Bandes fortgeführt worden. Hoffentlich findet dieser in seiner neuen Stellung Zeit zum Abschluß des Registers, was um so mehr zu wünschen wäre, als jeder Personenwechsel die Übersicht über die Zettelsammlung erschwert und die Gleichmäßigkeit des Registers beeinträchtigt.
Die Vorarbeiten zum 25. Bande des Urkundenbuchs konnten in den ersten 31/2 Kriegsjahren wegen meiner Abwesenheit im Felde nicht gefördert werden, sind aber im Januar dieses Jahres wieder aufgenommen. Die Nachträge für die Zeit bis 1400, die der Band bringen soll, werden in schätzungsweise etwa 2 Jahren zum Druck gelangen. Den Regesten des 15. Jahrhunderts hat sich während .des Krieges Geheimrat Grotefend eine Zeitlang gewidmet, bis die Last der fast allein auf ihm ruhenden Dienstgeschäfte ihn nötigte, die Arbeit wieder niederzulegen.
Die Sammlungen an Büchern und Bildern, über deren Zuwachs die Anlagen B und C Auskunft geben, haben trotz des Krieges sorgsame Pflege gefunden. Die Bildersammlung ist von Professor Josephi neu geordnet worden. Die Bildnisse wurden alphabetisch gelegt, wodurch die praktische Brauchbarkeit der Sammlung erheblich vermehrt ist; die Trennung nach Ständen und Berufen ist nur noch im Katalog fortgeführt. Außerdem ist für die gesamte Bildersammlung ein Künstlerkatalog angefertigt, der, als Zettelkatalog angelegt und in 9 Kästen leicht handlich geordnet, ohne weiteres festzustellen ermöglicht, von welchen Malern und Graphikern sich Blätter in der Vereinssammlung befinden.
Der Tauschverkehr wurde aufgenommen mit
Der Deutschen Bücherei haben wir auf ihren Wunsch im Austausch gegen ihre Verwaltungsberichte gern die ganze Reihe unserer Jahrbücher und Urkundenbücher zur Verfügung gestellt, weil sie an dieser hervorragenden Sammelstelle eine besonders nutzbringende Verwendung finden werden.
Im vergangenen Winter wurden 4 Vorträge gehalten: Am 22. Oktober 1917 hatte der Geschichtsverein zusammen mit dem Kunstverein einen Unterhaltungsabend im Konzertsaal des
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Hoftheaters veranstaltet. Kammermusikus Clemens Meyer
trug vor über die Geschichte der Güstrower
Hofkapelle 1555-1695. Musikalische Darstellungen der
Musikentwicklung in Güstrow und Schwerin von Mitte
des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts schlossen sich
an. Es ist dankbar hervorzuheben, daß sich eine
ganze Anzahl von Mitgliedern des Hoftheaters in den
Dienst der Sache gestellt hatte. Der Barertrag des
Konzertes von 380
ist der Witwenkasse der Hofkapelle
zugute gekommen.
An zwei weiteren Abenden sprach im Archivsaal Oberlehrer Gaedt-Schwerin in fesselnder Weise über die Entwicklung der englischen Weltmacht, und zwar am 29. Jan. über die Zeit bis zur französischen Revolution und am 4. Febr. über die Zeit bis zum Beginn des Weltkrieges. Festigkeit in der Verfolgung der Ziele, aber auch rücksichtsloses Vorgehen gegen jeden Rivalen, so wies er nach, kennzeichnen seit Jahrhunderten die englische Politik; sie werden auch künftig eine Verständigung mit diesem Volke erschweren.
Schließlich trug am 7. Febr. Museumsdirektor Dr. Neumann aus Riga im Perzinasaal vor Mitgliedern des Geschichtsvereins und zweier anderer Vereine über Riga und die baltische Kultur vor. Wenn man auch über die gegenwärtigen Zustände in diesem deutschen Kolonialgebiet leider nichts hörte, so gab Redner doch einen lehrreichen Überblick über die Stadtgeschichte, der durch gute Lichtbilder veranschaulicht wurde.
Auf der 83. Generalversammlung, die am 11. Mai 1918 unter dem Vorsitz des Vereinspräsidenten Staatsministers Dr. Langfeld im Saale des Archivs abgehalten und von ihm mit einer kurzen Schilderung der zuversichtlichen Weltlage eröffnet wurde, sprach Professor Dr. Wossidlo-Waren über Altheilige Stätten in Mecklenburg. Er gab ein Bild von den Grundlagen und Wegen seiner achtjährigen Forschung über die Kultstätten in Mecklenburg. Von den Burgwällen kann man schon jetzt mit Sicherheit sagen, daß sie Heiligtümer trugen. An heiligen Stätten muß Mecklenburg reich gewesen sein und einzelne Opfersteine treten in den Sagen klar hervor. Die großen Kultstätten waren von Wäldern umgeben. Die ältesten Kirchen und Klöster wurden an der Stelle der alten Heiligtümer errichtet. Die Wand- und Gewölbemalereien in den Kirchen, ebenso die früheren Dorfmärkte und die Lage der Schulzengehöfte, verdienen mehr Beachtung in der Forschung. Weiter ging Redner auf die Auswertung der Volks- und Kultsagen ein, wobei die Scheidung zwischen germanischem und slavischem Erbgut große
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Schwierigkeiten, bereitet. Er schloß mit einer Besprechung der reizvollen Räuber- und Petermännchensagen. Reicher Beifall lohnte den Vortragenden.
Der geschäftliche Teil des Abends brachte den
Geschäftsbericht des Unterzeichneten und den
Kassenbericht des Hofrats Schwerdtfeger. Der
Kassenbericht erstreckte sich auf das Rechnungsjahr
vom 1. Juli 1916-17. Das Vermögen des Vereins belief
sich beim Rechnungsschluß zur ersten Abteilung der
Rechnung aus 8187
87
(Zunahme seit dem Vorjahr: 2331
22
, zur zweiten Abteilung, aus 2361
90
(Zunähme seit dem Vorjahr: 92
05
). Der Vermögensanwachs in der
eigentlichen Vereinskasse erklärt sich damit, daß im
laufenden Rechnungsjahr keine Ausgaben für den Druck
des Jahrbuchs zu leisten waren. Die Anlage D enthält
einen Auszug aus der Rechnung.
Die Versammlung erteilte dem Rechnungsführer die erbetene Entlastung, wählte die satzungsgemäß ausscheidenden Vereinsbeamten für das kommende Vereinsjahr von neuem und beschloß, im Sommer 1918, ebenso wie in den Vorjahren, des Krieges wegen keinen Ausflug zu unternehmen.
| Präsident: | Staatsminister Dr. Langfeld, Exz. |
| Vizepräsident: | Staatsrat v. Blücher, Exz. |
| Erster Sekretär: | Geh. Archivrat Dr. Grotefend. |
| Zweiter Sekretär: | Archivrat Dr. Stuhr. |
| Rechnungsführer: | Hofrat Schwerdtfeger. |
| Bücherwart: | Regierungsrat Dr. Voß. |
| Bilderwart: | Museumsdirektor Prof. Dr. Josephi. |
| Repräsentanten: | Geh. Ober=Finanzrat Dr. Balck. |
| Ministerialdirektor v. Prollius. | |
| Geh. Ministerialrat Krause. | |
| Landgerichtspräsident Brückner. |
Schwerin, 1. Juli 1918.
Der zweite Vereinssekretär:
Dr. Stuhr.
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Anlage A.
Protektoren.
Adolf Friedrich VI., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, gest. 23. Febr. 1918. Protektor des Vereins seit 11. Juni 1914.
a) Eingetreten sind:
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b) Ihren Austritt haben erklärt:
c) Verstorben sind:
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| Am 1. Juli 1917: | 1 Ehrenmitgl., | 16 korr. Mitgl., | 485 ord. Mitgl. |
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| Am 1. Juli 1918: | 1 Ehrenmitgl., | 16 korr. Mitgl., | 472 ord. Mitgl. |
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Anlage B.
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Der Bibliothekar:
Dr. Voß.
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Anlage C.
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Der Bilderwart:
Dr. Josephi.
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Anlage D.
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Der Rechnungsführer:
Schwerdtfeger.