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Grab von Turloff (bei Sternberg) Nr. 4.
(Dialog=Nummer Br. 371-374.)

Wir betreten mit der Besprechung dieses Fundes den an vorgeschichtlichen, besonders aber bronzezeitlichen Funden überreichen Boden der Gegend von Sternberg, Bützow, Güstrow. Bereits im Jahre 1868 sind bei Turloff drei niedrige Grabhügel zerstört und haben für die Großherzogliche Sammlung einige Bronzen ergeben (vgl. Jahrb. 38, S. 139): 1. zwei Handringe,

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2. zwei Halsringe, 3. drei Armringe, einen Tutulus, eine Bernsteinperle, alles in den bekannten Formen des Frauenschmuckes M. III.

Im Winter 1894/95 ist beim Stämmeroden im Forste, östlich und unweit der Chaussee, ein viertes Grab desselben Charakters angetroffen, dessen Inhalt der seitdem verstorbene Herr Förster Hunger in Turloff eingesandt hat. Aeußerlich war das Grab nur als niedrige Erhöhung erkennbar gewesen. Es wurde gebildet durch eine Steinhäufung von 2 m Länge,

Halsring

0,80 m Breite und 0,60 m Höhe mit geringem Erdauftrag. Unter den Steinen wurden nahe bei einander folgende Bronzen gefunden, alle mit schöner Patina und unverletzt; über die Art der Bestattung liegt keine Beobachtung vor und ist auch kein Schluß statthaft; daß es ein Frauengrab M. III war, ergeben die Fundstücke:

I. Ein Halskragen ("Diadem") von der gewöhnlichen Form (vgl. oben S. 128).

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2. Ein Hering, gedreht. stark und schön, mit Oesen, an den Enden verziert mit dem bei den Handringen beliebten Strichornament, welches gelegentlich auch bei Halsringen zur Anwendung kommt (vgl. Friedrichsruhe=Kannensberg, Boldebuck unten S. 143). Durchmesser 14,5 und 15 cm, größte Dicke 1 cm. (S. Abbildung auf vorhergehender Seite.)

3. 4. Zwei Handringe, scharfkantig, innen und außen leicht gewölbt, mit Linienverzierungen, abwechselnd Querstriche und Strichzonen (vgl. Abbildung), Durchmesser 6 und 4,75 cm, Höhe 1,1 cm.

Handring

Daneben lag noch:

5. Eine kleine Steinaxt, besprochen Jahrb. 63, S. 62, von einem einfachen, in der Steinzeit in zahlreichen Exemplaren vorkommenden Typus.

Steinäxte in bronzezeitlichen Gräbern sind sonst nicht beobachtet, und daß diese echt steinzeitliche Form damals noch nachgebildet sein sollte, ist kaum wahrscheinlich. Wohl aber ist noch mit einer andern Möglichkeit zu rechnen. Die Steinsachen können in die Gräber als Gegenstände eines abergläubischen Gebrauches hineingelegt sein. Vielleicht gelingt es noch einmal, Kriterien dafür zu finden. In Turloff lag die Axt neben weiblichem Schmuck. Als Gebrauchsgegenstand? schwerlich; vielleicht also als Amulet, Zaubermittel u. s. m. Wie ja noch heute Steingeräthen vielfach eine übernatürliche Kraft, besonders bei dem Wetterzauber, angeschrieben wird.