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Auf dem Felde südöstlich von Pogreß nahe dem Orte lagen früher mehrere Erhebungen, die sich in dem leichten, ebenen Boden leicht als künstlich erkennen liesen. Im Laufe der Zeit sind sie niedergeackert, und es zeigte sich dann, daß sie keine beträchtlichen Steinsetzungen, wohl aber auf dem Grunde einen Steindamm hatten. Der langjährige Pächter von Pogreß, Herr K. Peitzner, hat stets ein aufmerksames Auge auf diese Hügel gehabt und einem eine Urne mit Leichenbrand und Bronzebeigaben (Hohlwulstring) entnommen (vgl. Jahrb. 41, S. 165, der Fund ist dort zur Bronzezeit gerechnet ist aber sehr wahrscheinlich gleichzeitig dem ebenda S. 167 beschriebenen eisenzeitlichen Urnenfelde und von den unten zu besprechenden Bronzen zu trennen). Ich selbst habe mehrmals die Steindämme durchgraben, aber nichts gefunden als Brandstellen. Dagegen sind beim Ackern in dem Felde, wo die Gräber liegen, wiederholt Bronzen
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im Charakter der Kegelgrabfunde aufgedeckt, die zum großen Theil sicher zerstörten Gräbern entstammen. Mit der Peitzner'schen Sammlung (vgl. Jahrb. 63, S. 2) sind 1893 in die Großherzogliche Sammlung folgende Stücke gelangt:
1. Ein Celt mit rechteckig abgesetzter Schaftrinne, stark, mit kräftiger Mittelrippe, schwer; Länge 16,5 cm, der Schaftansatz ziemlich in der Mitte, Breite der Schneide 5 cm.
Die Form ist die wohlbekannte, oft abgebildete, in der Schweriner Sammlung durch 32 Stücke vertreten. Die Mehrzahl davon sind Einzelfunde im Acker oder noch häufiger in Mooren; daß sie aber Gräbern nicht fremd sind, zeigen die Funde von Wohld (Jahrb. 4 B, S. 30) und Hallalit (s. unten), die unsicheren Funde von Steinbeck (Fr. Fr. 54), Lüssow und Zepkow mögen hier aus dem Spiele bleiben. Wie sie sich auf Männer= und Frauengräber vertheilen, ist noch nicht klar.
Auch in dem interessanten Funde von Wiek bei Schwaan (M. II oder III ?) kommt die Form vor (Jahrb. 12, S. 414). Wie bei uns, sind sie auch in Dänemark (S. Müller 133) in Gräbern verhältnißmäßig selten und scheinen dort ebenso wie in Schleswig=Holstein einem früheren Abschnitte der älteren Bronzezeit (also etwa M. II) anzugehören. Da eine verwandte, nur graciler gebildete Form typisch M. II ist und da auch in Meklenburg Schaftcelte ("Paalstäbe") in den charakteristischen Gräbern vom Ende der Periode (Peckatel, Friedrichsruhe u. s. w.) gänzlich fehlen, (über Lappencelte vgl. unten bei Roggow) werden wir sie auch hier in eine frühere Zeit zu setzen haben, also M. II.
2. Die Schneide eines kräftigen Hohlceltes; 5 cm breit, Form nicht weiter erkennbar (schwerlich hierher gehörig).
3. Eine Dolchklinge mit hoher, schmaler Mittelrippe, sich nach oben verschmälender Schaftzunge und drei Nietpflöcken. Länge 19, Länge der Schaftzunge 2,5, größte Breite 3,5 cm.
Die Form unterscheidet sich von der des unten zu besprechenden Dolches von Goldenitz durch den Mittelgrat und die besondere Form der Schaftzunge und ist typologisch zweifellos jünger, erscheint aber durch Mittelformen mit ihr verbunden. Sie ist hier nicht gerade häufig; außer in einigen Einzelfunden ist sie vorhanden in den unten zu besprechenden Gräbern von
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Ruthenbeck, Hallalit, Liepen und Stülow, ferner in Gräbern von Tessenow (Jahrb. 48, S. 315), Zepkow, Friedrichsruhe (Kannensberg, Jahrb. 47, S. 266), diese alle außer Hallalit aus M. III. Auch der hierneben abgebildete Dolch vonBorkow (Jahrb. 38, S. 145)und ein zwischen Güstrow und Dobbertin gefundenes Stück (15 cm lang, größte Breite 3 cm, Museum in Güstrow, K.=N. 410a) entstammen wahrscheinlich Kegelgräbern.
4. Ein Schmuckring (ob für Hand= oder Fußgelenk ist zweifelhaft, daß ganz gleiche Ringe am Hand= und am Fußgelenk getragen würden, zeigen z. B. die in situ gefundenen Ringe von Loiz unten S. 135), innen flach, außen leicht gewölbt, mit scharf abschneidender Oeffnung und an der Oeffnung leicht verstärkt. Durchmesser (hier wie immer innen) 9 und 7,25 cm, Höhe 1 cm. Reichverziert: vier Felder mit Spitzovalen, die mit je zwei Linien eingefaßt und mit Querstricheln begrenzt sind, abgeschlossen durch je vier senkrechte Linien, ebensolche Linienstreifen trennen die Felder von einander.
Hand= und Fußringe sind gerade in den meklenburgischen Gräbern außerordentlich beliebt, man kann diese Vorliebe direkt als eine Eigenthümlichkeit der hiesigen Bronzezeit bezeichnen; doch sind die Formen wenig abwechselnd und bisher zu einer genaueren Klassifizirung der Funde nicht verwendbar. Wir haben dem besprochenen ganz gleiche aus Kegelgräbern von Boizenburg (Jahrb. 20, S. 353), sehr ähnliche von Steinbeck, Lehsen, Friedrichsruhe; alle derselben Zeit (M. III) gehörend. In Dänemark (S. Müller, 106) sind sie wesentlich seltener; die zeitliche Stellung ist dieselbe wie bei uns. (Wenn Splieth, Inventar Nr. 159, die Form zur Periode IV rechnet, so liegt wohl, wie die sicher zu III gehörende Nadel Nr. 157 des einzigen dortigen Gesammtfundes zeigt, ein Mißverständniß vor.) -
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Die Verzierung mit Spitzovalen ist sicher nicht nordisch, sondern, wie so vieles, mit süddeutsch=österreichischen Formen zu uns gekommen. In Bayern gehören ähnliche Ringe (mit Endstollen) nach Naue in dessen "ältere" Bronzezeit (vgl. Bronzezeit in Oberbayern S. 192), für Ungarn rechnet sie Reinecke in seine Periode III (Arch. Ert. 1899, S. 247, Fig. 13); über Funde zwischen Bayern und Ungarn vgl. Hein, Mitth. d. anthrop. Ges. in Wien 28 (1898) S. 54; zahlreiche Beispiele auch in Pič aus Hügelgräbern derselben Periode.
5. Der Rest eines kleinen Fingerringes, zwei Stücke, verbogen und mit Rissen, als ob sie im Feuer gewesen waren. In der kleinen Schachtel, wo Peitzner sie verwahrte, liegt ein Stück zerbrannter Menschenknochen. Sehr wahrscheinlich werden also die Pogresser Gräber zum Theil Leichenbrand enthalten haben.