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2.

Alterthümer aus der Gegend von Laage.

Von Ludwig Krause=Rostock.

1. Die Dudinghäuser Schanze am Hohen=Sprenzer See.

Auf der Halbinsel, die sich nördlich von der Dudinghäuser Weding in den Hohen=Sprenzer See hinein erstreckt, liegt an ihrer schmalsten Stelle ein gut drei Manneshoher allerseits steil abfallender alter Wall. Derselbe zieht sich von Osten nach Westen von einer Wiesenkante zur anderen quer über den die Halbinsel bildenden

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Festlandsrücken, hin und hat von einer Wiesenkante zur anderen eine Länge von 82 Schritt. Auf dem Meßtischblatt "Hohen=Sprenz" der Königl. preuß. Landes=Aufnahme von 1880 (herausgegeben 1882) ist der Wall angegeben, aber ohne weitere Bezeichnung oder Namen, während er in der dortigen Gegend als "Dudinghäuser Schanze" bekannt ist. Der Zweck, dem die Schanze einst gedient hat, ist offenbar der gewesen, die am weitesten in den See hineinreichende, einen kleinen Höhenrücken bildende, nördliche Spitze der Landzunge als Rückzugsort, befestigtes Lager oder dergl. gegen einen vom Festlande, also von Süden her andrängenden Feind zu schützen. Der Wall sowohl als auch der ganze nördliche Theil der Landzunge sind jetzt bewaldet.

2. Steingeräthe und Spinnwirtel von Dolgen und Diekhof.

Im Museum des Vereins für Rostocks Alterthümer werden folgende zu Dolgen und Diekhof bei Laage gefundene Alterthümer aufbewahrt, über welche leider ein genauerer Fundbericht fehlt.

a) Von Dolgen:

1. Ein 14 1/2 cm langes, schön zugehauenes, aber nicht poliertes Dolchmesser aus graubraunem Feuerstein. Von der Gesammtlänge kommen ungefähr 3 1/2 cm auf den sich am hinteren Ende etwas verbreiternden 11 mm dicken Griff. Genau läßt sich die Griff= bezw. Klingenlänge nicht angeben, da beide Theile allmählich in einander übergehen. Die Klinge mißt an ihrer breitesten Stelle 3 1/2 cm, während der Griff hinten 27 mm, im übrigen aber 2 cm breit ist.

Ein schön polierter Keil aus Feuerstein, vordere Hälfte gelblich, hintere Hälfte schwärzlich. Das hinterste Ende ist abgebrochen und fehlt. Das vorhandene Stück (fast der ganze Keil) ist 107 mm lang, an der Schneide 4 1/2 cm, hinten 2 1/2 cm breit und an der dicksten Stelle, die etwa die Mitte des vollständigen Keiles bilden würde, 17 mm dick. Nach vorne zu endigt der Keil in eine scharfe Schneide, während er hinten an der Bruchfläche noch eine Dicke von 12 mm aufweist.

3. Ein Spinnwirtel aus Stein (?) oder ganz außerordentlich hart gebranntem Thon mit einigen kleinen völlig glatten und blanken Stellen (Politur oder Reste einstiger Glasur?), schön rund und glatt, unverziert, 26 mm hoch, größter Durchmesser (in der Mitte) 41 mm. Das durch die Mitte gehende runde Loch ist durch und durch gleich weit mit glatten Wänden und mißt 1 cm im Durchmesser.

b) Von Diekhof:

1. Ein hakenartig gebogener grauer Sandstein, 20 1/2 cm lang, hinten 4 cm, vorn 8 1/2 cm breit und 3-4 cm dick. Auf der

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Oberfläche am vorderen Ende befinden sich auf der einen Seite Schleifmarken, die jedoch erst aus neuerer Zeit zu stammen scheinen und dadurch entstanden sind, daß man mit dem Steine im Kreise herumgerieben hat. Wozu der Stein, der im übrigen scheinbar nicht bearbeitet ist, gedient hat, bleibt zweifelhaft, vielleicht als Reibstein einer Quetschmühle oder dergl.

2. Die Hälfte eines Hammers aus dunkel=blaugrauem Gestein. Die Bruchstelle geht quer durch das Schaftloch. Beim Finden war der Hammer noch vollständig und ist erst später zerschlagen, worauf dann die eine zersplitterte Hälfte wieder verloren ging. Das vorhandene Stück ist 7 1/2 cm lang und am hinteren Ende, also in der Mitte des vollständigen Hammers, 5 cm breit. Die Höhe beträgt an der Schneide 4 cm und beim Schaftloch 29 mm. Die größere Höhe an der Schneide kommt daher, daß die eine Breitseite vom Schaftloch nach der Schneide zu allmählich ansteigt, während die andere eine gleichmäßig horizontale Fläche bildet. Das durch die Mitte des Hammers gebohrte Schaftloch ist durchweg gleich weit mit runder ebener Wandung und mißt 2 1/2 cm im Durchmesser. Der Hammer ist geglättet, aber nicht polirt.

3. Ein Spinnwirtel aus sehr hart gebranntem röthlichem Thon, oben und unten um das durch die Mitte hindurchgehende kreisrunde Loch mit je drei concentrischen Rillen verziert. Größter Durchmesser (in der Mitte) 33 mm, Höhe 17 mm, Durchmesser des Loches 1 cm. Der Wirtel ist gut geglättet, rund und ebenso wie der oben erwähnte Dolgener geformt.

3. Menschengerippe von Kl.=Lantow.

Bei dem Bau der Rostock=Neubrandenburger Chaussee wurden auf der Feldmark Kl.=Lantow vor Laage in einer dort für die Chausseebauzwecke angelegten Sandgrube zwei menschliche Gerippe aufgefunden. Dieselben lagen im lockeren Sande nur etwa zwei Fuß tief unter der Oberfläche. Die Schädel waren noch fest, alle anderen Knochen jedoch schon sehr morsch. Aufgefallen ist damals die Kleinheit der Schädel und die gute Erhaltung der Zähne, von denen nur einer angegangen war. Die Sandgrube liegt an der Nordostseite der Chaussee westlich vom Hofe Kl.=Lantow dort, wo die frühere, von Alt=Kätwin herkommende und hier durch einen Hohlweg führende Landstraße auf die jetzige Chausseelinie traf. Irgend welche Beigaben oder dergl. wurden bei den Gerippen nicht gefunden. Auch sonst ist von irgendwelchen Funden bei Lantow, abgesehen von schon früher, vor dem Chausseebau, an eben dieser Stelle zu Tage geförderten Gerippen, so viel ich weiß, bisher nichts bekannt geworden, so daß

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sich einstweilen nicht feststellen läßt, ob wir es hier mit einer prähistorischen Grabstätte oder aber mit den Resten im Mittelalter bezw. in noch jüngerer Zeit dort beerdigter Leichen zu thun haben.

4. Der Moskowiterdamm und Kösters=Wall bei Depersdorf.

Südöstlich von Depersdorf führt ein auf beiden Seiten von einem Graben begleiteter künstlicher Damm, der sog. Moskowiterdamm, in der Richtung von Nordwest nach Südost quer durch die dortige Wiesenniederung bis zur Recknitz und, am jenseitigen Ufer derselben sich fortsetzend, bis zum gegenüberliegenden Festlande hin. Früher waren die beiden Dammenden durch eine über die Recknitz geschlagene Brücke mit einander verbunden und bildeten so einen bequemen Uebergang durch das Flußthal. Die Brücke ist jetzt jedoch seit längerer Zeit nicht mehr vorhanden. Neben diesem Moskowiterdamm lag nun früher auf Depersdorfer Feldmark ein kleiner Hügel, der im Volksmunde den Namen Kösters=Wall führte, jetzt aber bereits seit Jahren abgetragen ist. Gefunden wurden bei dieser Abtragung nur einige eiserne Ketten und alte "Pottscherben", sonst aber nichts. Auf diesem Wall soll nach einer bei den dortigen Leuten umgehenden Sage früher eine Kapelle gestanden haben, in welcher die Kinder getauft wurden. Eine andere Meinung nimmt an, es werde auf dem Hügel wohl ein Zollwärterhaus gelegen haben. Grade wie noch vor 30-40 Jahren am benachbarten Depzowerdamm für jedes passierende Pferd ein Sechsling als Brückenzoll erhoben sei, werde man auch am Moskowiterdamm ein Damm= bezw. Brückengeld habe zahlen müssen.

Ob eine und dann welche dieser beiden Meinungen das Richtige getroffen oder ob gar die beiden erwähnten Bauwerke nach einander hier gestanden haben, dürfte sich vielleicht noch aus Urkunden oder alten Karten aufklären lassen, wobei jedoch gleich bemerkt sei, daß auf dem alten v. Schmettau'schen Atlas von 1788 weder der Moskowiterdamm noch der Kösters=Wall angegeben sind.