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1) Skelettgräberfunde von Bartelsdorf.
(Katalog=Nummer 3694 - 3703 und E 300 - 302.)
Das bekannte Grabfeld von Bartelsdorf bei Rostock liegt auf einer weiten abgerundeten Erhebung mit kiesigem Boden und ist in den Jahren 1862 und 1863 aufgedeckt und ausgebeutet. Lisch hat darüber in den Jahrb. 28, S. 301, und 29, S. 177, berichtet (einen Nachtrag s. Jahrb. 49, S. 21). Es fanden sich dort in 120 - 150 cm Tiefe, wie es scheint in Reihen, durchgängig nach Osten schauend, an die 150 Skelette, von denen eine Anzahl Schädel aufbewahrt werden. Auf einigen Leichen lagen Steine; einige Nägel weisen auf eine Bestattung in Särgen hin. Neben vielen Skeletten lagen Beigaben, wie es scheint, immer nur ein Stück, die zum Theil in die Hände Rostocker Bürger und später in die Schweriner Sammlungen gelangt sind.
An das Skelettgräberfeld anschließend, zum Theil in dasselbe übergehend, fand sich ein Urnenfeld mit Beigaben an Eisen. Dieses Urnenfeld hielt Lisch ebenfalls für wendisch und sah darin die Grab=
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stätte der heidnischen Wenden, während er das Leichenfeld in die christliche Zeit setzte. Dem entsprechend ist auf die Herkunft der Objecte aus Leichenfeld oder Urnenfeld nicht hinreichend geachtet und dieselben nicht gesondert. Dadurch ist aber das Gesammtbild des Bartelsdorfer Wendenfeldes bedauerlichst getrübt, denn es kann nach dem jetzigen Stande der vorgeschichtlichen Forschung nicht zweifelhaft sein, daß das Urnenfeld nicht der jüngsten, sondern im Gegentheil der ältesten Eisenzeit angehört, jener Periode, welche dem Einfluß der provinzialrömischen Kultur noch vorausgeht und die man als la Tène - Zeit zu bezeichnen pflegt. Den Beweis geben die einzigen exact (von Lisch selbst) ausgegrabenen Urnen und das in einer von ihnen gefundene eiserne Geräth, welches man damals für eine Spange hielt, das aber später als Gürtelhaken erkannt ist. Die Urnen (hellbraun, ziemlich hoch), erinnernd an die Urnen der Bronzezeit, erscheinen mit völliger Gleichheit in den unzweifelhaften la Tène - Feldern, welche den Uebergang der Bronzezeit in die Eisenzeit vermitteln (so neuerdings in einem Funde bei Zweedorf bei Boizenburg), der große eiserne Gürtelhaken ist als specifische la Tène-Form allgemein anerkannt. Die Belege einzeln durchzunehmen, würde von meinem Thema zu weit wegführen; ich verweise auf die grundlegenden Ausführungen in Undset, das erste Auftreten des Eisens in Nord=Europa, wo S. 263 auch unserem Urnenfelde seine richtige Stelle angewiesen ist.
Bei dieser Sachlage ergiebt sich die Pflicht, das Bartelsdorfer Material, welches ja zum größten Theile erst auf indirectem Wege zu der Sammlung gelangt ist, in seine Bestandtheile zu zerlegen und die Urnenfeld= (la Tène) Funde von den Leichenfeld= (wendischen) Funden zu sondern. Nach Ausscheidung der la Tène-Sachen (der großen eisernen Gürtelhaken, einiger eiserner und bronzener Ringe und der Urnenscherben) bleiben dann als wendisch übrig:
17 eiserne Messer von 10 bis 18 cm Länge; der Griff 2 1/2 bis 8 cm lang, an dem oft noch Holzreste; die Griffangel ist verhältnißmäßig lang und spitz zulaufend, der Rücken abgesetzt und etwas erhöht (vergl. Abb. 37). Es ist eine auch sonst aus wendischen Funden wohl bekannte Form. 1 ) Bei dreien sind Reste der ledernen Scheide erhalten; bei vier das Ende der Scheide bestehend in einem etwa 1 1/2 cm
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breiten Bronzebande, welches um die Scheide herumgelegt und durch kleine Nieten verbunden ist; außerdem ein Griff mit runder Schalung aus Knochen und ein Bronzeknopf, der möglicher Weise auch einem Messer angehört hat.
Drei Schläfenringe (s. unser Verzeichniß oben S. 183).
Eine kleine bronzene Gürtelschließe.
Ein kleines bronzenes Beschlagstück, wohl von der Seite der Messerscheide, ähnlich verziert wie die folgende Stirnbinde.
Eine bronzene Wagschale.
Eine silberne Stirnbinde (Abbildung 38).
Drei kleine weiße Thonperlen.
Eine größere graubraune Thonperle (Spindelstein ?) mit Augenverzierung.
Zehn Nägel mit großen flachen Köpfen.