![]() ![]() |
Seite 53 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Von
Dr. F. Crull.
B etrachtet man die drei mächtigen Pfarrkirchen in Wismar und andererseits die heutigen Verhältnisse dieser Stadt, so erscheint die Meinung, welcher man daselbst öfters begegnet, daß nämlich jene kolossalen Bauwerke mit Beiträgen aus aller Herren Ländern zu Stande gebracht worden seien, so gar verwunderlich nicht. Keineswegs aber ist sie begründet. Denn wenn es schon an sich nicht glaublich ist, daß die Bürger der einen Stadt in solcher Weise denen der anderen sollten zu Hülfe gekommen sein zu einer Zeit, wo jede Stadt, jede Gemeinde darauf dachte und mit allen Kräften beflissen war, ihre Pfarrkirche immer größer, immer prächtiger zu gestalten, so ist auch nicht die geringste Spur derartiger Zuflüsse von außen her vorhanden, insbesondere, wo man sie denn doch am ersten zu erwarten berechtigt wäre, in den an Gottesgiften so reichen Lübischen und Rostocker Testamenten nicht, deren aus älterer Zeit eine ansehnliche Zahl sich erhalten hat. In Wahrheit sind jene Kirchen schlechterdings Werke einer in guter Nahrung sitzenden Bürgerschaft, welche Gottes Ehre, ihrer Seelen Heil und der Stadt Namen und Ruhm im Auge hatte und mit Beharrlichkeit durch Gaben von Geld, Silber und Gold, von liegenden Gründen und stehenden Erben, von Schiffen, von Fuhrwerk, von Bienenstöcken und Wachs, von Flachs, von Häuten, kurz von allem Denkbaren, je nachdem größerer oder minderer Wohlstand es ermöglichte, jene Unternehmungen zu Ende zu führen bestrebt war. Erforderte nun schon die Entgegennahme dieser Opfer eine gewisse Stelle, so machte die Verwaltung derselben erst recht eine solche nothwendig, da das Sammeln der Zuwendungen
![]() ![]() |
Seite 54 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
nicht wenige Jahre oder einige Decennien hindurch statthatte, sondern über Generationen fort, und man findet bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts deutlich erkennbar Personen, welchen jene Mühwaltung oblag 1 ). Bestimmt und ausdrücklich als solche bezeichnet, begegnet man ihnen in Wismar zuerst im Jahre 1291 2 ), und zwar als tutores ecclesie, Vormündern der Kirchen 3 ). Es sind das die späteren Vorsteher, welche aus Geschickten des Rathes und der Gemeinde bestanden. Sehr bald mußte sich aber ergeben, daß mittelst dieser durch ihre eigenen Geschäfte und Arbeiten gebundenen Personen eine genügende Beaufsichtigung der Materialien und der Arbeit nicht zu erreichen war, und stellte man deswegen für jede Kirche einen Mann an, einen Werkmeister, operarins, später misbräuchlich auch provisor genannt, welcher von einem dazu eingerichteten Hause aus, der domus operaria, Werkhaus, das Bauwesen überwachte, den Betrieb auf dem Ziegelhofe und die Bewirthschaftung der Kirchenäcker leitete, die Einkünfte erhob und die Löhnungen besorgte, und über dies alles und sonstige Obliegenheiten Rechnung zu führen und den Vorstehern abzulegen hatte. Eine Reihe Jahrgänge von Rechnungen aus den ersten vier Decennien des 16. Jahrhunderts, welche sich bei St. Jürgen erhalten haben, giebt einen ziemlich deutlichen Einblick in den Geschäftsbetrieb dieser Werkmeister, wenn damals an der Kirche selbst auch nicht mehr gebaut worden ist. Neben den gedachten Registern, wie man sie nannte, besitzen die Wismarschen Kirchen aus dem Mittelalter an Dokumenten wesentlich nur Rentenbriefe, St. Nicolai aber außer diesen noch einen Copiarius des 15. Jahrhunderts, in welchen gleichfalls solche eingetragen sind, das einzig erhaltene von zehn Büchern, welche laut einer fast verloschenen Notiz auf der Außenseite des hinteren Umschlageblattes jenes Codex 4 ) in der Mitte des 16. Jahrhunderts bei dieser Kirche vorhanden waren.
Der in grobes Pergament geheftete Copiarius enthält 46 Folioblätter Papier in drei Lagen, deren erster und letzter je ein, anscheinend unbeschrieben gebliebenes Blatt
![]() ![]() |
Seite 55 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
fehlt. Die einzelnen Rentenbriefe, von denen der älteste von 1415 datirt ist, der jüngste von 1494, sind mit Rubriken meist in rother Farbe, einige auch in blauer versehen, während die vier letzten, nach 1494 eingetragenen, schwarze haben. Neben ihnen stehen dann noch ein paar Urkunden in dem Buche abgeschrieben, welche jedoch nur zu dreien Bezug auf St. Nicolai=Gebäude haben, sonst aber den Klerus angehen. Außer diesen Urkunden und den Rentenbriefen findet man in der Mitte des Codex auf Blatt 18 und hinübergreifend auf das folgende Blatt, zwar nicht in strenger, chronologischer Folge, aber bis auf die letzten zusammenhängend niedergeschrieben, Nachrichten über den Bau der heutigen Kirche und deren Einrichtung, sowie von ein paar anderen Vorfällen, welche der Erinnerung aufzubewahren dem Schreiber angemessen erschien, und der letzteren Art auch an verschiedenen Stellen des Buches, wo ein leerer Platz sich darbot. Schreiber des Copiarius und Verfasser dieser Aufzeichnungen war Michael Kopmann, Vikar zu St. Nicolai. Bei oberflächlicher Betrachtung und Vergleichung beider, der Notizen und der Urkundenabschriften, könnte man freilich geneigt sein, zu bezweifeln, daß dieselben von einem und demselben Schreiber herrühren, da letztere mit stumpfer Feder, blasser Tinte und in mehr gezogener Schrift geschrieben sind, während jene eine gedrängte, höhere Schrift, schöne schwarze Tinte und eine spitze Feder zeigen, wenn nicht an mehreren Stellen ebenfalls in letzterer Weise geschrieben unter den Copien der Rentenbriefe zu lesen wäre, daß Michael Kopmann dieselben angefertigt habe 1 ). Daß aber die chronistischen Nachrichten gleichfalls von ihm herstammen, dürfte nach der Art und Weise, wie seiner in denselben gedacht wird, schwerlich Zweifeln begegnen, insofern dort die doch sonst sehr gleichgültige Thatsache berichtet wird, daß Herr Michel Kopmann am Sonntage Cantate oder den 20. Mai 1470 seine erste Messe gesungen habe. Michel Kopmann wird dann zwölf Jahre später, am 2. November 1482, als Testamentarius Johann Weitendorps, eines Vikars zu St. Nicolai, genannt und ist in demselben Jahre unter Bürgschaft der Vikare Hinrik Grimme und Bolte v. d. Lühe in den großen oder Herren=
![]() ![]() |
Seite 56 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Kaland oder Kaland des Landes Bresen aufgenommen worden. In diesem war er von 1488 bis 1490 Procurator oder Schaffner, beim Klerus zu St. Nicolai 1493 und 1494, und lebte noch am 19. Juni 1509, wo er als Senior der Vikare seiner Kirche bezeichnet wird. Wann er seinen Dienst als Schreiber auf dem Werkhause angetreten und wie lange er solchen bekleidet hat, ließ sich nicht ermitteln; den Copiarius hat er nicht früher als 1484 und vor 1492 angefertigt, wie daraus hervorgeht, daß er (fol. 15) einen Rentenbrief auf 6 Mk. aus Hohen=Wischendorf von jenem Jahre eingetragen und durch eine besondere Nachricht, § 26, die Auslösung von Renten durch die Herzoge Magnus und Balthasar von 1492 angezeigt hat. Die letzte Thatsache, welche er aufgezeichnet hat, datirt vom Jahre 1504. (S. u. § 43.) Vielleicht hat er zur Entgeltnis für seine Mühewaltung als Schreiber Wohnung und Kost auf dem Werkhause gehabt, was die Sentenzen und die Noten aus der "natürlichen Magie" zu ergeben scheinen, welche er in müssigen Stunden hie und da auf den Rand und den Umschlag verzeichnet hat, da nicht anzunehmen ist, daß er, wie es doch sonst hätte sein müssen, das Buch im eigenen Hause andauernd unter Händen gehabt haben sollte; ohnehin deuten manche Sentenzen wohl an, daß seine Lage wie die der meisten Vikare keineswegs eine glänzende war 1 ). Einen weiteren Beweis, daß Kopmann sich anhaltend und bequem mit dem Codex beschäftigen konnte, geben endlich auch die Emendationen und Nachträge, welche er sowohl bei seinen chronistischen Aufzeichnungen wie bei den Rubriken der Urkundenabschriften oder diesen selbst, wo ihm eine Erläuterung nützlich schien, gemacht hat, und die nicht anders als in
![]() ![]() |
Seite 57 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
freien Stunden, nicht während eigentlicher Besorgung seiner Schreibergeschäfte, entstanden sein können.
So dankbar man Michel Kopmann für seine Nachrichten sein muß, so ist doch zu bedauern, daß er mancher Umstände und Vorgänge nicht gedacht hat, die ihm wahrscheinlich doch bekannt geworden sind, wie er denn z. B. nichts von der Altartafel meldet und, wann der Thurm fertig geworden, aufzuzeichnen unterlassen hat. Auch wäre es erwünscht gewesen, wenn er sich in seinen Mittheilungen ein wenig klarer ausgedrückt hätte; doch war er in seiner Muttersprache, so viel das Schreiben in derselben anlangt, nicht allzu gewandt, obschon er sogar unternommen hat, Einiges in gebundener Rede abzufassen. Auch zum Theil wunderliche Wortformen trifft man bei ihm an. So schreibt er beide Male, wo er den Ausdruck gebraucht, merlik statt merklik und fünf Mal straff statt starf, was nur ein Mal vorkommt. Noch seltsamer ist das zweimalige vp des Meklenborges haue und seltsam sind auch die Formen murende und hengende statt mureden und hengeden, wozu affdeckenden gewissermaßen eine Zwitterform bildet. U. a.
Herr Michel Kopmann hat auch Nachfolger im Aufzeichnen von Nachrichten gefunden. Der erste derselben hat in der Schrift des Anfanges des 16. Jahrhunderts zwei Ereignisse, eins von 1508, das andere von 1509, hinzugefügt, und eine zweite Hand hat in kursivischer Schrift eine Notiz aus dem Jahre 1524 eingetragen. Die Urheber dieser Aufzeichnungen haben sich nicht genannt, und die Hände bieten keinen Anhalt zu Muthmaßungen über dieselben. Ein dritter Continuator, der auch sonst bekannte Nicolaus Sehasen, Schreiber zu St. Nicolai, beginnt seine Notizen mit dem Berichte über den Brand von St. Marien im Jahre 1539 und hat auch auf dem letzten Blatte einige niedergeschrieben; das jüngste Ereigniß, welches er meldet, ist vom Jahre 1555.
Wie bereits erwähnt, so giebt Kopmann an, daß er im Jahre 1470 seine erste Messe gesungen habe; aber es ist nicht klar, ob er unter dieser seine Primitien verstanden hat, oder ob er sagen wollte, er habe zur gedachten Zeit seine Vikarie angetreten. Letzteres erscheint glaublicher; denn wenn er damals erst zum Priester geweiht worden, also vermuthlich doch nicht älter als 25 Jahre gewesen wäre, so würde es auffallend sein, wenn er in einem Alter von nicht mehr als 64 Jahren bereits Senior der St. Nicolai=Geistlichkeit war. Unter diesen Umständen kann man nur durch Einschlagen
![]() ![]() |
Seite 58 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
eines Mittelweges annehmen, daß er 1470 etwa 30 Jahre alt war, so daß in diesem Falle seine persönlichen Erinnerungen, vorausgesetzt, daß er aus Wismar gebürtig gewesen ist, doch bis 1450 oder 1455 zurückreichen müßten. Mag dem nun sein, wie ihm wolle: jedenfalls sind die von Kopmann überlieferten Vorkommnisse, welche nach 1470 datiren, selbsterlebte, und für dasjenige, was vor diesem Jahre sich ereignete und von ihm aufgezeichnet worden ist, boten sich ihm als Schreiber theils die Dokumente, theils die glaubwürdigen Traditionen des Werkhauses als Quellen, so daß es nur wenig Angaben sind, welche Bedenken erregen oder die irrthümliche Angaben enthalten.
Unser § 1 ist Auszug einer Stadtbuchschrift und giebt zu keiner weiteren Bemerkung Anlaß, als daß der Ziegelhof St. Nicolai "vor dem Wasserthor" belegen war (Zeugebuch d. d. 1616, April 9); die Umkehrung der nächsten Umgebung der Stadt durch die Festungsbauten läßt eine nähere Nachweisung des Platzes nicht zu.
Irrthümlich ist die zweite Nachricht, § 2, in Betreff des Todestages Hinrik Körnekes, dessen Testament Kopmann auf fol. 2 und 3 eingetragen und an dessen Schluß er jenen notirt hat. Körneke kann nicht an dem angegebenen Tage gestorben sein, da das beregte Testament, welches noch im Originale vorhanden ist 1 ), erst 1336 errichtet wurde, nicht 1335, und jener noch am 29. November desselben Jahres nähere Bestimmungen in Betreff seiner letztwillig gemachten frommen Stiftungen erlassen hat 2 ). Schröder sagt 3 ), Körneke sei 1336 gestorben, ohne jedoch die Quelle zu nennen, woher er die Nachricht hatte; vermuthlich hat er es aus dem Datum des Testaments geschlossen.
Sehr viel belangreicher als dieser Irrthum Kopmanns ist eine Differenz zwischen ihm und einem bei Schröder erhaltenen Dokumente. Jener giebt nämlich an, § 2, daß der Neubau von St. Nicolai 1386 in Angriff genommen worden sei, während dieser zwei Urkunden hat abdrucken lassen 4 ), nach denen das schon früher der Fall gewesen wäre. Die eine derselben ist eine Vereinbarung zwischen den Vorstehern der Kirche und dem Maurermeister Hinrik v. Bremen bezüglich des Lohnes, um welchen er den von ihm begonnenen Chor von St. Nicolai zu Ende führen sollte, die Schröder in das
![]() ![]() |
Seite 59 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Jahr 1381 gesetzt hat. Ob Schröder sich hierbei geirrt oder nicht, läßt sich nicht mehr controliren, da die betreffende Lage des Zeuge= oder kleinen Stadtbuches, dem dieselbe nach Form und Inhalt zweifellos entstammt, gegenwärtig nicht mehr existirt; aber es ist allerdings eher anzunehmen, daß Schröder in der Jahreszahl V vor I übersehen oder ausgelassen, als daß Kopmann das V hinzugesetzt habe. Nichtsdestoweniger wird des letzteren Datum falsch, und dasjenige Schröders richtig sein, da aus dem in einer gleichzeitigen Abschrift erhaltenen Testamente des Rathmannes Göslik Witte vom 4. December 1383 - nicht 1380, wie Schröder hat, -zu schließen ist, daß der Chorbau damals bereits im (Gange, in so weit gefördert war, daß schon an den Bau der Sakristei gedacht wurde. Latomus hat sich nach Kopmanns Angabe gerichtet 1 ), welche Schröder gleichfalls hat abdrucken lassen 2 ). Letzterer bemüht sich bei dieser Gelegenheit, jene Zeugebuchschrift und Kopmanns Nachricht in Einklang zu bringen; aber es ist nach dem Wortlaute der gedachten Inscription - chorus inceptus - entschieden nicht richtig, wenn er als möglich hinstellt, man habe von 1381 bis 1386 bloß die Vorbereitungen zum Baue getroffen und diesen 1386 wirklich begonnen, und eher seine zweite Alternative annehmlich, wenn auch in Beihalt des erwähnten Witteschen Testamentes wenig glaublich, daß nämlich der 1381 begonnene Bau in den Anfängen stecken geblieben sei, da in der That die Formziegel der Chorpfeiler einen anderen Stempel zeigen, als die des Umganges mit seinen Kapellen, jene eine stilisirte vierblätterige Rose, diese ein Buchen=Dreiblatt. Die Personen, welche Kopmann und Schröder nennen, geben keinen Anhalt; Hinrik v. Bremen kommt allein hier vor, und Heidenrik Lukow begegnet uns nur noch einmal, und zwar im Jahre 1395. Man wird nicht umhin können, Kopmann mindestens unklare Darstellung Schuld zu geben, 1381 aber als urkundlich gesichertes Datum für den Neubau anzusehen 3 ).
![]() ![]() |
Seite 60 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Nach dem folgenden Paragraphen, § 4, scheint es, daß Goslik v. d. Kulen im Jahre 1406 als Werkmeister eingetreten ist. Aus einem Aktenstücke, welches Kopmann auf dem ersten Blatte unseres Codex abgeschrieben hat 1 ), geht hervor, daß er den Chor hat decken lassen und daß er während der Zeit der ersten Wismarschen Umwälzung, da Nicolaus Buk und Hermen Brüsewitz den Bürgermeisterstuhl inne hatten, also 1414 oder 1415 2 ), wegen unredlicher Verwaltung abgesetzt und verfolgt worden ist. Ob er nach Restitution des rechtmäßigen Regiments wieder angestellt worden, ist nicht bekannt.
War das begründet, was man Goslik v. d. Kulen vorwarf, und erwägt man die Verluste, welche die Bürgerschaft erstlich durch die Kämpfe für das Haus Meklenburg um die schwedische Krone, hernach durch die Kriege mit König Erich erlitt, und die inneren Zerwürfnisse und Umwälzungen im zweiten und dritten Decennium des 15. Jahrhunderts, so kann man sich nicht wundern, daß der Bau unserer Kirche ein Menschenalter und länger stille stand, und daß eine Weiterführung desselben erst im Jahre 1434 unter dem energischen Werkmeister Peter Stolp, einem vormaligen Grobschmiede, Platz gegriffen hat. Dazumal ist, nach § 5, die nördliche Abseite sammt den daranliegenden Kapellen, wie der Augenschein ergiebt, und vermuthlich auch die nördliche Halle erbaut worden, diese jedoch wohl zuletzt, da der Anschluß derselben in sehr ungefüger Weise ausgeführt ist; anderweitige Kunde über diesen Bau giebt es nicht, Peter Stolp wird hier zuerst genannt, doch begegnet er in Urkunden nicht vor 1436.
Kopmanns Nachricht vom Bau der südlichen Abseite und des Leichhauses im Jahre 1437 dagegen, § 6, wird
![]() ![]() |
Seite 61 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
durch eine Inschrift, welche sich auf einer Kalkstein=Platte am Fuße des südwestlichen Windelsteins findet 1 ), nicht allein bestätigt, sondern es meldet auch letztere noch genauer, daß man Ostern des gedachten Jahres mit dem Abbrechen der alten Abseite begonnen habe, daß das Fundament der jetzigen 22 Fuß tief gelegt, und daß man im Sommer mit dem Aufführen des Mauerwerks bis zur Thürhöhe gelangt sei. Den Maurermeister, Hermen Münster oder Hermen von Münster, wie er auf seinem Siegel heißt, nennt die Inschrift aber nicht. Doch ist Kopmanns Angabe, daß dieser den Bau ausgeführt, hernach Werkmeister zu St. Jürgen geworden sei und auch dort gebaut habe, ohne Zweifel richtig, da er in letzterer Eigenschaft vom März 1442 bis zum Februar 1449 urkundlich sich nachweisen läßt, und die Einzelheiten der unteren Partien des Transseptes zu St. Jürgen mit denen des Leichhauses zu St. Nicolai durchaus übereinstimmen. Wenn Kopmann aber weiter berichtet, jener habe St. Jürgen erst "aufgelegt", d. h. abgesteckt und fundamentirt, so ist das, auf das Ganze des Neubaues bezogen, anscheinend doch zu viel gesagt. Uebrigens wird ein Meister Hermen als Raths=Maurermeister auch 1438 genannt 2 ).
In Betreff des Ablebens des Bürgermeisters Nicolaus Witte, § 7, wissen wir durch die Rathsmatrikel 3 ), daß er nach dem 9. Mai 1437 gestorben ist.
Die Angabe, § 8, daß 1439 und, selbstverständlich, in den folgenden Jahren die St. Nicolai=Kirche fundamentirt und auf gemauert worden sei, klingt nach den früheren Mittheilungen, nach denen also 1381 der Chor bereits angefangen, derselbe zwischen 1406 und 1415 gedeckt, die nördliche Abseite 1434 und die südliche 1437 aufgeführt sind, etwas befremdlich; aber der Widerspruch wird so zu lösen sein, daß man unter Kopmanns "Kirche" nicht das ganze Gebäude, sondern nur den für die Laien bestimmten unteren Theil desselben im Gegensatze zum Chore versteht, was dadurch bestätigt zu werden scheint, daß die Formsteine der Chorpfeiler bis zu den Hallen mit je einer vierblätterigen Rose gestempelt sind, diejenigen der übrigen Pfeiler zum Thurm hin aber überall keinen Stempel haben 4 ). Den Todestag des ohne Zweifel mit Recht gerühmten Peter Stolp
![]() ![]() |
Seite 62 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
können wir nach seinem Grabsteine, welcher wohlerhalten ist und noch vor dreißig Jahren im Leichhause lag, genauer als den 12. Mai 1456 angeben 1 ).
Peter Stolp hat also die Vollendung des von ihm so redlich und kräftig geförderten Baues nicht erlebt. Erst drei Jahre später, am Sonntage vor Michaelis oder den 23. September 1459, ist nach Kopmanns Bericht, § 9, die Kirche, nämlich wiederum der für die Laienschaft bestimmte Theil, und sind in den Tagen darauf die sämmtlichen dort befindlichen Altäre und fünf Kapellen consecrirt worden 2 ). So nämlich, 1459, hat Kopmann am Rande verbessert, während er ursprünglich 1460 gesetzt hatte. Letzteres Jahr geben Latomus 3 ) und Schröder 4 ), welche zugleich die Feier nicht vom Sonntage vor Michaelis, sondern vom Tage Michaelis selbst datiren. In Latomus' Bericht und Schröders Citat geschieht auch nicht allein der von Kopmann am Rande nachgetragenen damaligen Vorsteher - denn als solche werden die genannten Personen doch wohl anzusehen sein - keine Erwähnung, sondern es ist auch der Schlußpassus bei beiden aus demjenigen Kopmanns und unseren zwei nächsten Paragraphen zusammengearbeitet, und bei Schröder noch ein Gerd Sasse insbesondere betreffender Zusatz beigefügt 5 ). Außerdem hat Schröder auch noch, zwar nicht den nächsten, aber doch den folgenden Paragraphen besonders 6 ). Dieser Gerd Sasse ist sonst als Vorsteher zu St. Nicolai so wenig wie die übrigen von Kopmann genannten Personen bekannt, geschweige denn als Werkmeister; wohl aber kommt er 1467 als Vorsteher der Marien=Zeiten zu St. Nicolai vor und war im November 1474 bereits verstorben. Die Differenz, welche nach dem Vorstehenden zwischen Kopmanns Angabe und den Ueberlieferungen von Latomus und Schröder besteht, und der Zusatz bei diesem sind nicht wenig auffallend, da letztere offensichtlich genug Kopmanns Nachrichten gekannt
![]() ![]() |
Seite 63 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
und benutzt haben, und dieselben scheinen nur dadurch zu erklären, daß man annimmt, jene Historiker hätten nicht das Original, unseren Copiarius nämlich, in Händen gehabt, sondern eine Abschrift, beziehentlich Ueberarbeitung desselben von nicht eben geschickter Hand, was um so glaublicher erscheint, als Schröder "ein altes kleines Wismarsches Manuscript" als seine Quelle nennt, eine Bezeichnung, welche er für ein ziemlich starkes Heft in Folio doch kaum gebraucht haben würde, und mehrere der durchaus nicht unwichtigen Urkunden unseres Copiarius in seinem betreffenden Sammelwerke fehlen. Die in unserem Paragraphen genannten Personen geben keinen Anhalt, um sich in Betreff des Datums für oder wider zu entscheiden, und ebenso wenig des Rathskellers Weinregister; denn wenn nach diesem auch um Michaelis 1460 dem Bischofe nach und nach 25 Stübchen Wein präsentirt worden sind, so erhielt dieser auch im Juni desselben Jahres 32 Stübchen (das Verzeichniß der Präsentweine vom März 1459 bis dahin 1460 fehlt leider). Wenn aber Latomus und Schröder eine Abschrift von zweifelhafter Güte und Zuverlässigkeit benutzten, und Kopmann seine ursprüngliche Angabe des Jahres, 1460, selbst in 1459 verbessert hat, auch wahrscheinlicher ist, daß der muthmaßliche Abschreiber den "Sonntag vor" Michaelis übersehen, als daß jener ihn hinzugefügt, so wird man nicht umhin können, dem Kopmannschen Datum den Vorzug zu geben. In Betreff des Werkmeisters Hinrik Platensleger mag noch bemerkt werden, daß derselbe als solcher bereits im December 1157 genannt wird, also wohl Peter Stolps unmittelbarer Nachfolger gewesen ist, und daß er noch im November 1462 als fungirend vorkommt, aber bald hernach gestorben oder abgetreten sein muß, da der auf ihn folgende Hans Köster 16 Jahre lang Werkmeister gewesen sein soll, und 1478 bereits ein anderer, Klaus Höppner, genannt wird. Der Pfarrherr Gerd Drivot läßt sich von 1443 bis 1472 nachweisen.
Den folgenden Paragraphen, § 10, anlangend, so könnte man die Form des Einganges zum Beweise für Kopmanns richtige Datirung der Consecration heranziehen, insofern man, falls diese 1460 und nicht 1459 stattgefunden hätte, erwarten sollte, daß er gesagt haben würde "In demselben Herbste" oder "In dem Herbste desselben Jahres", doch wird man bei der Ungewandtheit seiner Feder Abstand davon nehmen müssen. Die genannten beiden Glockengießer sind anderweitig nicht bekannt.
![]() ![]() |
Seite 64 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Auch von den beiden Orgelbauern, § 11, wissen wir nicht Weiteres. Die durch sie hergestellten Orgeln existiren natürlich längst nicht mehr 1 ).
Das große, aber doch kaum ganz vergoldete Kreuz, welches nach § 14 im Jahre 1470 angebracht worden ist, ging sammt dem darunter befindlichen kleinen Altare und selbstverständlich dem Lettner 1703 gleichfalls zu Grunde 2 ). Letzterer scheint in allen drei Pfarrkirchen gleichmäßig gewesen zu sein und nur aus einem Rahmenwerke, dessen seitliche Abtheilungen in der oberen Hälfte mit einem Gitterwerke, unten mit Täfelung geschlossen waren, wie die Chorschranken, bestanden zu haben, während die mittlere Abtheilung durch den vor dem Lettner außerhalb des Chores stehenden Frühmessen= oder kleinen Altar mit seiner Tafel, zu dessen beiden Seiten je eine oberwärts gleichfalls vergitterte Thür in den Chor führte, verdeckt war. Die Altartafeln sind 1567 weggenommen und durch bewegliche eiserne Gitter ersetzt worden, die man in der Woche schloß, beim Gottesdienste aber öffnete; über dem Lettner war das Triumphkreuz angebracht. In St. Marien beseitigte man diese Einrichtung im Jahre 1756 vermuthlich dem neuen Altaraufbau zu Liebe und ordnete statt derselben eine niedrige hölzerne Brustwehr wie in St. Nicolai an, während man das Kreuz in das Seitenschiff verbannte; in St. Georg aber bestand dieselbe - der kleine Altar freilich auch nicht mehr - bis 1830, in welchem Jahre sie der Aufklärung zum Opfer fiel; die Reste sind aber noch sichtbar. Die Worte mit den apostelen vnde loueren sind dunkel. Standen etwa die Apostel unter dem Kreuze? Das ist nicht wahrscheinlich. Und was bedeutet louere? Vermuthlich wird louere, Laubwerk, Blattwerk zu verstehen sein 3 ).
![]() ![]() |
Seite 65 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Die kleine Orgel, § 15, war also in der nördlichen Halle angebracht, gerade wie in St. Marien, während dieselbe in St. Jürgen im südliches Transsepte sich befand.
Da der Bürgermeister Olrik Malchow am 29. Juni 1480 starb, so ist die folgende Aufzeichnung, § 16, nicht etwa 1479, sondern nach jenem Tage gemacht worden.
Betreffend Heinrich Busacker, § 17, so läßt sich nicht sagen, wer er war und wann er starb. Vermuthlich wird sein Tod in die Mitte des 15. Jahrhunderts fallen, da nach seinem Grabsteine, auf dem sein Todestag nicht nachgetragen ist, seine Frau 1441 ihm voranging 1 ). Der ebendort genannte Herr Wilken ist der Vikar Wilken Wilkens, der nach seiner Grabschrift am 8. Februar 1480 verstorben ist 2 ).
Bezüglich der Consecration des Alt=Wismarschen Kirchhofes, § 18, sind in einem früheren Bande der Jahrbücher 3 ) bereits ausführliche Mittheilungen gemacht.
Die Hebung aus Niendorf auf Pöl, § 19, legirte Hinrik Körneke dem St. Nicolai=Gebäude 4 ).
Der als Geber des vergoldeten (!) Taufkessels, § 20, genannte Brand Hogevelt saß im Rathe zu Lübek von 1479 bis 1496 5 ); eine Familie dieses Namens in Wismar ist jedoch nicht bekannt. Auch dieser Taufkessel ist 1703 untergegangen.
Die freilich besonders ausführlichen Mittheilungen Kopmanns über den Thurmbau, § 21, ermangeln bedauerlich genügender Deutlichkeit. Man hat nach denselben im Frühlinge 1485 den alten Thurm, Dach und Mauerwerk, abgebrochen und im Sommer angefangen ihn wiederum aufzuführen; bis wie weit und von wo ab, erhellt nicht, anscheinend aber begriff der Neubau nur den eigentlichen Thurmkörper. Man hat 1485 "7 stellinge" und 1487 "8 stellinge" hoch gemauert; von 1486 sagt Kopmann nichts. Das Wort stellinge bedeutet steieringe oder Stellage, wie es heute heißt, und würden Kopmanns Worte also besagen, daß man dieselbe 1485 sechs Mal und 1487 sieben Mal höher gebracht habe. Das geschah nach Maßgabe der Rüst=
![]() ![]() |
Seite 66 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
löcher im unteren Theile des Gebäudes bei jeder zwölften Schicht, so daß jede stelling eine Höhe von 16 Zoll Hamb. gehabt hätte, und 7 und 8 stellinge gleich 58 Fuß sein würden. Da nun aber der Thurmkörper oberhalb seiner Abseiten bei weitem höher ist, und beide Stockwerke sich völlig gleichen, also so gut wie zweifellos derselben Bauzeit angehören und von demselben Meister herrühren, so sind Kopmanns Angaben offenbar unvollständig 1 ).
Das im folgenden Paragraphen, § 22, beregte Haus in der Kröpelinen= oder Bademömen=, jetzt Bademutter=Straße ist das unter der Polizeinummer 16 an der Nordseite belegene, welches Jürgen Köppe 1496 zugeschrieben ist. Da dieser 1496 zu Rathe gewählt wurde, datirt also der Zusatz jedenfalls nach diesem Jahre.
Wenn Kopmann in § 23 berichtet, daß 1486 ein Seiger= oder Schlagglocken=Thurm erbaut worden ist, so ist anzunehmen, daß gleichzeitig auch das Uhrwerk eingerichtet wurde, dessen Scheibe - die Täfelung unterhalb derselben wird jünger sein - hinter dem Hochaltare noch vorhanden ist. Das würde denn auch erklären, weshalb er von Erbauung des Thurmes in der Kirche spricht. Die Punktationen mit Hinrik Never bezüglich des letzteren vom 2. Januar 1486 sind noch erhalten 2 ). In denselben ist von dem Vikar Johann Mund keine Rede, und da überhaupt sonst nirgend eine officielle Theilnahme von Geistlichen am Bauwesen wahrzunehmen ist, so wird man sich vorstellen müssen, daß dieser häufig genannte Priester etwa durch technischen Beirath um die Anlage sich verdient gemacht habe. Daß St. Jürgens Ziegelhof vor dem Lübischen Thore lag, ist auch anderweitig bezeugt. Da derselbe aber nach Kopmann neben einem alten Kirchhofe sich befand, so wird er dicht an der Stadt und Ausgangs links neben dem ehemaligen Thore zu suchen sein, indem man dort beim Baue der Kunststraße neben der Reiferbahn unzweideutige Spuren eines Begräbnißplatzes, und zwar ohne Zweifel des vom alten St. Jürgen 3 ), zu Tage förderte.
Die Versammlung in Wismar im August 1489, § 24, ist auch sonst bezeugt 4 ), vielleicht aber nicht die Theilnahme der vier Bischöfe an derselben.
![]() ![]() |
Seite 67 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Die in der Nachricht von Peter Schippmanns Schenkung an St. Nicolai, § 25, erwähnte Urkunde hat sich in Abschrift in unserem Copiarius erhalten.
Der Todestag Herzog Heinrichs mit dem Bauche, § 26, war früher nicht bekannt. Dr. Lisch hat als solchen den 9. März ermittelt 1 ), so daß Kopmanns Datum nur als allgemeine Zeitangabe zu nehmen ist. Für die ausgezahlten Summen hatten der Ritter Hinrik v. Stralendorf 1437 die Bede aus Schmakentin und Bralstorf, der Herzog 1445 diejenige aus Lübow, Krassow und Redentin verpfändet.
Die drei Buden auf der Neustadt, welche nach Kopmann, § 27, 1493, Juli 10, St. Nicolai=Kirche zugeschrieben sind, werden die untersten auf der Westseite sein. Nach dem alten Stadtbuche datirt die Inscription aber von Bartholomäi oder dem 24. August, und stehen dort St. Nicolai vier Buden geschrieben.
Die Aufzeichnung über Wiperts v. Plessen zum Großenhof und dessen Familie Untergang, § 29, schließt sich an die Copie eines von ihm 1494 ausgestellten Rentenbriefes auf 6 Mk. aus Tressow.
Das von Hinrik Möleke geschenkte Haus, § 30, ist nicht mehr zu ermitteln; aber wahrscheinlich lag es an der Nordseite der frischen Grube nahe der kleinen Grützmacher= oder Königs=Straße, in der die Kirche an der Ostseite ehemals drei Buden besaß. (Geistl. Renten=R. f. 70.)
Die Stelle auf dem Kirchhofe, wo 1496 die Kapelle erbaut wurde, § 32, scheint Schröder ebenso wenig bekannt gewesen zu sein, wie die einer älteren Kapelle, die gemäß dem Testamente des Rathmanns Goslik Witte dort errichtet wurde 2 ), da er sich nicht weiter über dieselbe ausläßt. Auch gegenwärtig kann weder eine Auskunft über ihre Lage, noch über die Zeit ihres Unterganges gegeben werden.
Da Hans Mertens 1497 in Tempzin verstorben ist, § 33, und in jener Zeit dort bedeutend an Kirche und Kloster gebaut wurde 3 ), so darf man muthmaßen, daß er in seinem Berufe daselbst thätig war.
Der Thurm vor dem Pöler Thore, § 36, wird ausdrücklich als vor der Fallbrücke stehend bezeichnet, so daß also nicht etwa an das vor einigen Jahren rasirte innere Thor, welches erheblich älter war, gedacht werden darf. Auf
![]() ![]() |
Seite 68 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
dem Zeiller=Merianschen Plane von Wismar findet er sich nicht mehr.
Die Altargeräthe von 1499 und 1500, §§ 37 und 38, existiren ohne Zweifel längst nicht mehr, da die Stadt aus Anlaß des Krieges für Herzog Albrecht VII. um den dänischen Thron 1535 den größten Theil des Silbers der Kirchen und Klöster confiscirte, und der Rest gegen Ende des Jahrhunderts zu Gelde gemacht wurde.
Vielleicht hätte die folgende Aufzeichnung, § 39, nicht unter die chronistischen Nachrichten aufgenommen werden sollen, da sie gleich einem Protocolle auf einen - eingehefteten - Zettel geschrieben ist; doch ersieht man daraus, wie das Vermögen der Kirchen entstand, und gewinnt einen Einblick in die Wirthschaft auf den Werkhäusern, was freilich in dem Folgenden, § 40, noch mehr der Fall ist.
Der Tod des Herzogs Magnus, § 43, ist einen Tag zu früh angegeben, richtig dagegen derjenige der Herzogin Sophie. Nach Einrichtung des Chores der Kirche des Schwarzen Klosters zur Turnhalle (1880) sind die spärlichen Reste der Herzogin, und zwar mit mehr Achtung, als die Gebeine der dort begrabenen, zum großen Theile um die Stadt verdienten Männer erfahren haben, sammt der von Tile Bruit angefertigten metallenen Grabplatte nach St. Marien versetzt worden.
Die dann folgende Nachricht, § 44, welche von dem ersten Continuator herrührt, ist nicht recht deutlich. Schwer zu glauben ist, daß das Gebälk des Helmes durch den Sturm beschädigt worden sei, und daß man solches in vier Wochen habe repariren können; vielmehr wird man annehmen müssen, daß der Schaden nur in einer Abdeckung des Daches bestand. Das von Schröder oft angeführte Anonymi chronicon Wismariense manuscriptum berichtet freilich unter 1504: "Die Spitze von der Wismarschen St. Nicolai=Kirche ist in diesem Jahre heruntergenommen und neu wieder aufgemauret (!) und gebauet und ist in zweyen Jahren (!) fertig geworden, darnach gedecket mit Wagenschott und mit Kupffer von oben an in eilff Vaden. Der Baumeister hat geheissen Hans Kruse." Diese Nachricht stammt aber erst aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts 1 ) und steht so sehr in Widerspruch mit unserer gleichzeitigen
![]() ![]() |
Seite 69 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Aufzeichnung, daß dieser jedenfalls der Vorzug gegeben werden muß, welche vielleicht so zu verstehen ist, daß man sich mit föhrenen Schindeln geholfen hat. Im Jahre 1568 wurden nach der Rechnung 3685 Pfund Kupfer, welche 806 Mk. in Lübek kosteten, auf den Helm verdeckt.
Nicolaus Bade, § 45, wird feit 1505 St. Nicolai Pfarre innegehabt haben, da sein Vorgänger, M. Markwart Tanke, nach Schröder 1 ) am 28. September dieses Jahres verstorben ist.
Daß die nördliche Abseite des Thurmes (durch Sinken desselben) einmal erheblichen Schaden gelitten hat, § 46, wie eine zweite unbekannte Hand überlieferte, ist an dem Halbgiebel derselben noch deutlich genug wahrzunehmen. Ob dabei die Gewölbe auch wirklich eingestürzt sind, erhellt nicht. Wahrscheinlich kam es nicht so weit, und hat man solche vielmehr nur wegen bedrohlicher Erscheinungen an denselben ebenso wie auf der Südseite, wo der Giebel intakt geblieben ist, herausgenommen.
Ueber den Brand des Thurmes und der Kirche zu U. L. Frauen, welchen Nicolaus Sehasen berichtet, § 47, und wie Latomus 2 ) auf den 22./23. Juli setzt, giebt es noch eine zweite Ueberlieferung in einem Register des Hauses zum Heil. Geiste, welche denselben von der Nacht des Mittwochs auf den Donnerstag vor St. Jacobi datirt, also vom 23./24. Juli 3 ). Da die größere Ausführlichkeit und die ganze Fassung der letzteren Nachricht dafür spricht, daß dieselbe unter dem frischen Eindrucke des bedeutenden Ereignisses niedergeschrieben ist, so wird dem Datum dieser der Vorzug zu geben sein.
![]() ![]() |
Seite 70 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Die erneuerte Einwölbung der Abseiten des Thurmes, § 48, bestätigt eine Inschrift am Gewölbe auf der Südseite 1 ).
Daß übrigens hier wie im folgenden § 49 Nicolaus Sehasen mit genannt wird, erklärt sich daraus, daß er selbst diese Nachrichten niedergeschrieben hat; anderenfalls würde von ihm keine Rede gewesen sein.
Der Todestag Herzog Albrechts, § 50, ist, übereinstimmend mit Kock und Samuel Fabricius, auf den 8. Januar gesetzt; doch wird der 7. Januar das richtige Datum sein 2 ).
Die Chorglocke, welche 1555 aufgehängt wurde, § 51 wurde bereits 1564 wieder fortgenommen 3 ). Uebrigens befanden sich vordem, gemäß der Abbildung bei Zeiller=Merian 4 ), zwei Dachreiter auf St. Nicolai, einer für die Chorglocke, der andere für den Seier oder die Zeitglocke.
Aus dem Vorstehenden ging hervor, daß Latomus Kopmanns Nachrichten von St. Nicolai gekannt hat, und nicht minder Schröder, welcher dieselben größtentheils in seinem Papistischen Mecklenburg hat abdrucken lassen, so jedoch, daß wir zu dem Schlusse kamen, daß letzterer und vermuthlich beide eine Abschrift, nicht aber unsern Copiarius, das Original, kannten. Aus diesem Grunde und da gerade jetzt aus äußerer Veranlassung St. Nicolai mit größerer Theilnahme in Wismar angesehen wird, auch eine Sammlung der Meklenburgischen Chroniken oder eine Fortsetzung von Dr. Wiggers Annalen so bald nicht in Aussicht steht, dürfte ein correcter Abdruck der Kopmannschen Aufzeichnungen wohl am Platze sein. Es wäre aber nicht wohlgethan gewesen, allein dasjenige, was sich auf die Kirche bezieht, zu reproduciren, da dies mit den übrigen, auf dem achtzehnten und neunzehnten Blatte befindlichen Nachrichten ein Ganzes bildet; und es wird bei der Armuth unseres Landes an Chroniken viel mehr angezeigt sein, nicht bloß das in dem Copiarius hie und da von Kopmann als denk=
![]() ![]() |
Seite 71 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
würdig Notirte hinzuzunehmen und einzufügen, sondern auch dasjenige, was seine Nachfolger überliefert haben, anzuschließen. Zwei anderweitige Nachrichten über den Sturz des Helms im Jahre 1703 sind aber mit den Inschriften und Urkunden zu den Anhängen gestellt. Jene, die Kopmannschen Aufzeichnungen und die seiner Continuatoren, sind der Zeitfolge nach geordnet und mit durchgehenden Paragraphenzahlen und dem aufgelösten Datum versehen, während die Folien des Copiarius, auf denen sie sich finden, am Schlusse in Klammern angegeben sind. Die Verbesserungen und Nachträge Kopmanns sind nicht, was immerhin besser aussehen mag, durch Noten unter dem Texte, sondern, weil es mir bequemer für den Gebrauch scheint, durch gesperrten Druck kenntlich gemacht, Verbesserungen offensichtlicher Schreibfehler aber unter dem Texte gerechtfertigt.
![]() ![]() |
Seite 72 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
§ 1. (1333, April 29.) Consules ciuitatis Wismarie dederunt anno domini m°ccc°xxx° tercio, post pascha, feria quinta ante diem sanctorum Philippi et Jacobi, sancto Nicolao pratum situm prope domum laterum ipsius sancti Nicolai pro hereditate cimiterio dicte ecclesie sancti Nicolai annexa iuxta recentem foueam, ita quod dictum pratum libere ac perpetuc sancto Nicolao pertinebit et econuerso dicta hereditas ciuitati pertinebit perpetue 1 ). Hec scripta reperiuntur eodem anno et die in libro ciuitatis. (A, v.)
§ 2. (1335, November 13.) Anno mccc°xxxv in die Brixcii obiit Hinricus Korneke. (3)
§ 3. (1386.) Anno domini m°ccc°lxxxvj iare des samers, den wart dat kore upghelecht vnde muret van mester Hinrik van Bremen. Demo hebben se ghegeuen achte mark lifghedinges vnde sin daghelikes Ion alle daghe dar tho, vnde den was werkmestere Heydenrick Lucow, de vrame man, dede uele gudes heft ghedaen by deme gadeshusz, als me wol vint. Dat em god gnade, (18, 1 )
§ 4. (1406.) Anno domini mccccvj . Dar na quam Goslick 2 ) van der Kulen. De heft dat werckhus ghebuwen laten nye vter grunt vnde let dat vorgulde cruce maken, dat de kerckhere in groten festdagen vmme den hoff drecht, dar vele hilghedometes ynne ys. (18, 2 )
§ 5. (1434, März 28.) Anno domini mcccc°xxxiiij des paschen done wart de afside ghemuret jegen der wedeme in der norder 3 ) siden. Prouisor meyster Peter Stolp. (18, 3 )
§ 6. (1437, März 31.) Anno domini mccccxxxvij des paschen wart de afside vnde lickhus ghemuret jegen der grouen. De murmester hete mester Hermen Munster vnde wart noch werckmestere to sunte Jurien vnde murede dar de kercken vnde lede 4 ) se ersten up etc. (18, 4 )
![]() ![]() |
Seite 73 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
§ 7. (1437.) Anno domini m°cccc°xxxvij obiit dominus Nicolaus Witte, proconsul. (28)
§ 8. (1439 [1456].) Item. Dar na, do me schreff anno xxxix iare, done wart sunte Niclawes kercke upghelecht vnde ghemuret. Dit leth den de vrame man mester Peter Stolp, werkmestere, vnde plach wandaghes to wesende en rick groffsmyt. De heft groten flit vnde gud gedan bij sunte Niclawessz, dat wol merlik bowys ys, vnde straff dar na anno domini mcccc°lvj kort vor pinxsten vnde is bograuen myd siner erliken husfrouwen in dat lickhusz 1 ) vnde was bauen xx iar 2 ) prouisor. (18, 5 ).
§ 9. (1459, September 23.) Anno domini mcccc°lix dominica ante Michaelis, don wart de nige kercke ghewighet in de ere gades vnde der hilgen patronen also Nicolai, Blasii, Katherine et Michaelis van deme bisschoppe bisschop Johan Pren. Vnde wighede na deme sundaghe viff cappellen vnde al de altaria dar benedden. in der kercken. Don was kerchere her Gerd Dryuoet, de erlike, vrame man, vnde sin cappellan her Mauricius Kumpen, vnde de 3 ) koster, de liefe her Brun Brant vnde was bauen ix iare koster. Vnde done was werckmestere Hinrik Platensleger, vnde ok vorstendere mede was de erlike truwe, vrame man genomet Gert Sasse vnde Marquart Questin, Hinnk Noete, Hinrik Myddeldorp. De leten dar na weluen de kerken vnde de afsiden myd merer hulpe der vramen lude. Dat en 4 ) alle god gnedich sy. (18, 7 )
§ 10. (1460.) Anno domini mcccc°lx iare etc., done wart des heruestes gaten de grote klocke vp des Meklenborges haue manck deme wolke. Meyster Vincencius was sin name. Vnde he was van Rostke kamen 5 ). Vnde se was to voren gaten in kort Van meyster Vo e s, hadde se en ghebro e ck. Dit werck leth den Gert Sasse. God geue, dat sin Ion vorniere vnde wasse In deme hemelrike 6 ). Biddet god vor em arm vnde rike. De dit ghescreuen heft myd siner hand, God gheue, dat he vnde wy alle 7 ) werden bokant Van den veer hilgen patronen.
![]() ![]() |
Seite 74 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Ere vordenst vnde hillicheit si vns to lone. Amen. De klocke wart in souen iaren twie gaten, Dat dede deme gadeshusz neue bate. (18, 16 ) § 11. (1463.) Anno domini mcccc°lxiij , don wart dat grote nyge orgelwerck vullentoghen vnde rede maket, vnde de meyster hete her Andreas Hagelsten, prester, vnde was van Brunswick vnde was wol dree iare dar auer to makende myd sineme kumpane, genomet Tile, dede dar na straff vnde ys bograuen vnder den groten orgelen, vnde kregen bauen twe hundert gulden dar vore vnde vrye kost. Gert Sasse des en houetman. (18, 6 )
§ 12. (1164, Juli 25.) Anno domini m°cccclxiiij in die Jacobi obiit Hinricus Speck, proconsul. (20 v .)
§ 13. (1468 [1469? December 25].) Anno mcccclxviij iare 1 ), den gaff de woldedighe, erlike, vrame man Hermen Hate twe morgen ackers, dede belegen sint up deme Swantsehussche, deme gadeshuse vmme siner zele salicheit willen vnde siner husfrouwen Elizabeth vnde straff anno lxix Natiuitatis Cristi. De raet heft hir tinstgelt ynne. Jewelke morgen gift 2 ) vij s. vnde i witten. So gift Titke Wikes morgen dar by. (38)
§ 14. (1470, Mai 20.) Anno domini mcccdxx dominica Cantate, don wart dat nye vorguldede grote cruce gesettet bauen deme vromissen altare myd den apostelen vnde loueren. Dat stunt to hope bauen hundert vnde xxx m. Don was Hans Koster werckmestere vnde was bauen xvj iare werckmestere. Don suluest des sundaghes sanck her Michel Kopman van gades gnaden sine ersten missen, scriuer des gadeshuses. (18, 9 )
§ 15. (1478 [1480, Januar 6].) Anno domini mcccclxxviij , don wart dat lutke nige orgelwerck ghemaket, als me na der wedeme geit. Dat makede de sulueste meyster, her Andreas vorscreuen, vnde straff dar auer in groter armmot vnde straff anno Ixxx epiphanie domini vnde ys bograuen vnder den suluesten intken orgelen.
![]() ![]() |
Seite 75 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
God gnade siner sele etc. Clawes Hoppener prouisor. (18, 8 )
§ 16. (1479.) Item . her Olrick Malchow, borgermestere, seliger dechtnisse, bokande vaken in der rekenschop in der jegenwardicheit der borghermesteren vnde beiden werkmesteren, also Hans Kostere vnde Clawes Hoppenere, dat he hadde ene sulueren schalen, de was em settet vor en pant, de horde deme gadeshus to. De stot eni x m. vnde is wol xv m. efto xvj wert, vnde bot se deme gadeshus wedder to losende anno mcccclxxix . (1)
§ 17. (1480.) Item. her Gert Losten, borgermestere, is gheandwerdet en sulueren gordele, dat Helmich Busacker gaff vmme gades willen deme gadeshus. Dat sette Hans Koster uth her Wilken 1 ) vor xviiij m. Des bekande he in sime lesten. De helfte des geldes scholde dat gadeshus to hulpe hebben to den lutken orgelen vnde de andere vij m. scholde dat gadeshus wedder losen dat gordel. Na her Wilkens dode deden de testamentarien her Gerde vorbenomet in sekerheit vnde in bewaringhe des gadeshus dat gordel, vnde is bauen 1 m. wert, also vrame prestere vnde gude lude ok wol weten. Anno lxxx . (1)
§ 18. (1481, November 11, [1504, März 7].) Anno domini mcccclxxxj Martini episcopi, done wart ghewiget de Oldewismersche kerchoff van bisschop Nicolaus Pentzen, bisschop to Zwerin, vnde des anderen iares wart ghekaren bisschop Conradus Loste in sine stede vnde makede dat stichte quit vnde vrig vnde losede al de houen vnde breue wedder, de dar sine vorvarde ute settet hadde. - Na bischop Loste wart ghekaren her Johan Tun anno domini m quingentesimo quarto feria 5. ante Gregorii. (4 v. )
§ 19. (1484.) Item . dat gadeshus sunte Niclawes heft nu myt alle buten in dorperen, in hu o uen vnde in eruen, vorsegelt vnde vorbreuet xxiiij c m. myn xj m. houestoles. Dar van schal kamen myt alle jarliker rente clxxix m., went wol uth kumpt. Anno lxxxiiij .
![]() ![]() |
Seite 76 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
In terra Pole, in villa Nygendorpe, habet ecclesia sancti Nicolai redditus vnius laste annoni (!), videlicet cum Michaeli (!) Kerstens ij tremodia siliginis, ij tremodia ordei, iiij tremodia auene. (38)
§ 20. (1484.) Anno domini mccccixxxiiij iare, don wart de nige vorguldede funte geuen van eneme ratmanne to Lubeke. Sin name ys her Brant Hogeuelt vnde was ghebaren tor Wismer vnde heft ok ghegeuen de besten roden fluwels korkappen, vnde frame lude, borghere, de leten dat schranck dar vmme maken vmme de funte. (18, 13 )
§ 21. (1485, März 13. 1487. [1499, December 13].) Anno domini mcccc°lxxxv iare des myduasten, don wart de olde klocktorne affghebraken vnde dat scherwerck vnde dat sperte des tornes vormyddels den tymmerluden, dede dar vor nemen 1 ) xxij m., vnde al enbauen den murluden xvj m., dat se affdeckenden dat dack vnde dat 2 ) scherwerck dale nemen beth uppe de olden muren. Vnde murende des samers wedder vij stellinge hoch vnde xij vote dicke. Don was dat steruent des jares. Dar na, do me schreff anno lxxxvij iare, don loten se muren wedder an des samers vnde muren den torn hoch viij stellinge hoch. Item disse murmestere is gheheten Hans Mertens, de dissen torne heft ghemuret myt sinen medehulperen, vnde was des rades murmestere. Vnde de dissen torne hebben affghebraken laten vnde muren laten, dat sinth disse erlike vrame lude gewesen, also her Vicke Sasse - anno xcix obiit in die Lucie - her Niclawes Burmestere, ratmannen, Jacob Questin, vnde Hermen Haghedorne. Item . done sulues leten se en nighe scherwerck maken up den nyghen torne, vnde in sunte Elizabettes daghe leten se de klocken hogher winden vnde henghende see in dat nye scherwerck des suluen iares. Dat en 3 ) alle god bolone Vnde de werdigen hilgen patronen Des gadeshusz. Hinrik Neuer ys he genant, De dit scherwerck heft ghemaket myd siner hand etc. Don wart wol vorbuwet in den twen sameren wol dree dusent mark an lonynghe des volkes, an veleme kalke, mennich dusent stens vnde grote anckere, de dar
![]() ![]() |
Seite 77 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
ynne bomuret worden, dat wol borekent wart van den vorstenderen. (18, 10 )
§ 22. (1485, Juni 9.) Anno domini mccccixxxv feria vj post Corporis Cristi, den nam Hans Scroder hundert mark in dat gadeshusz, dar vore iiij m. to rente alle iare. Dit deden uth her Tymme Hane, ratman, vnde Hermen Haghedorne, dar se up hebben enen vorsegelden breff van deme gadeshusz, vnde dat gadeshusz heft en half inre to voren 1 ) to to segghende. Disse hundert mark heft gheuen Helmich Busacker to kalen up den schapen in vnser kercken, vnde quam to der buwet des tornes. Item . disse rente boren se in der Kropelinsschen straten by Clawes 2 ) Bullenberch, dar heft dat gadeshus hundert mark ynne, quondam twe hundert mark, dat nu her Jurien Koppe heft, ratman. (12 v. )
§ 23. (1486) Anno domini mcccclxxxvj iare des winters, don wart de nige seygertorne ghebuwet in der kercken. Dat leten don de vramen, erliken 3 ) lude alse her Johan Munt, prester, her Johan Hoppenacke, borgermestere, her Vicke Sasse, her Hermen Stitent, ratmannen, vnde geuen deme tymmermanne Hinrik Neuer xlv m. Vnde buwede den torne rede vnde henghede den seyger dar yn. Vnde de seyger efte de klocke wart drye ghegaten, twye buten deme Lubeschen dore bij sunte Jurien tegelhaue, wandaghes en kerckhoff 4 ) gheweset, so me secht. To der drudden reyse wart se gaten up des Meklenborges haue, dar van de vorstendere grote sorghe hadden, dat se drye gaten wart. (18, 14 )
§ 24. (1489, August 29.) Anno domini mcccclxxxix in die dccollacionis sancti Johannis baptiste, done was tor Wismer koninckg Hans van Dennemarke vnde stack myd hertich Magnus up deme markede, vnde willen to samen aff, vnde steken noch wol soes par efte achte par Holsten hauelude vnde Meklenborgere. Done suluest was de koninck vnde mere heren vnde vele hauelude vmme der Rostker krich willen, vnde wart done nicht sleten. Vnde hertich Magnus van Meklenborch, de quiteredese alle
![]() ![]() |
Seite 78 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
vth ulh den herberghen. Dar weren ok veer biscoppe de biscop van Zwerin Conradus Loste, de biscop van Hauelberge, sin naine Aluenslege 1 ), doctores, episcopus Raseburgensis Johannes Parkentin, episcopus Lubicensis Krummedick, ok de van Hamborch, van Luneborch, van Lubeke vnde vamme Sunde etc. (19, 2 )
§ 25. (1490.) Item heft das gadeshusz vj morgen ackers bolegen by der lantwere bij der Kritzouwer borch vnde bij her Hermen Monnekes ackere vnde bij Peter Lassen ackere. De heft v morgen vnde dat gadeshusz vj morgen, dar stan veftich mark inne tosamen. Disse vj morgen heft ghegeuen vmme siner sele salicheit willen Peter Schipman, dar en vorsegelt breff uppe is, den heft dat gadeshus. Anno xc. (38)
§ 26. (1492, Februar 6. [1477, März 16].) Anno domini mccccxcij in die Dorothee, done loseden 2 ) de hochbaren forsten vnde heren hertich Mangnus vnde Baltazar, hertich Hinrikes zons van Meklenborch, deme god gnade, veerhundert mark Lubesch, drehundert vthe Lubow, vthe Crassow vnde vte Redentin, vnde hundert 3 ) vte Smakentin. Dit borde Hans Scroder, werckmestere. To Tressow ys en hundert bolecht, hundert heft 4 ) he dan deme rade. Dar geuen se vor v m. to rente to twen tiden. Veftich heft he ok bolecht to Vrimenstorpe, vnde veftich heft he geuen her Vicke Sassen. So heft he noch hundert mark by sick in bowaringhe. Hertich Albert vnde hertich Johan weren ok sine sons vnde hadden dat lant to Wenden etc. Anno domini lxxvij , Letare, done starff hertich Hinrik van Meklenborch, ere vadere. (3 v .)
§ 27. (1493, Juli 10.) Anno domini mccccxciij in die septem fratrum, done wart ghescreuen deme gadeshusz in der stat bock de dree boden tome egendome vp der Nyenstad by her Bernt Pegel vnde bij den almissen. Disse iij boden sta e d deme gadeshuse hundert mark, de plegen to stände in deme gansen orde to vornen. (A. v .)
![]() ![]() |
Seite 79 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
§ 28. (1491, August 15.) Anno domini mccccxciiij Assumpcionis Marie, don wart ghemaket vnde settet de nige stol vnder den grotcn orgelen achter der 1 ) schepestymmerlude altare. Dat hebben ghevordert alse Blasius Hane, consul, vnde Hinrik Houwer, Hans Rutinck vnde mer vrame, erlike lude, de dar tho geuen hebben. God wese ere Ion. Vnde koste xlvij m. (18, 15 )
§ 29. (1405, Juli 25.) Anno xcv Jacob i, obiit Wipert van Plesse cum vxore sua et pueris suis tempore pestilencie. (14)
§ 30. (1495, November 19.) Item Hinrik Moleke, de erlike, vrame man, de heft gheuen bij siner wolmach sin hus myd dren boden bolegen bij der grouen, dede straff anno mccccxcv in die Elizabeth vidue. Disset hus vnde boden sint ghescreuen in der stat bock deme gadeshusz. (1)
§ 31. (1495.) Anno xcv des heruestes, done let dat gadeshusz setten enen nyen so e t, dar de post stan 2 ) hadde, uppe 3 ) des gadeshusz egen kost vnde lonynghe van twen dorsneden blocken. (18, 18 )
§ 32. (1496.) Anno xcvj des samers, do let dat gadeshusz buwen de nyen cappellen vppe deme kerchaue by her Witten cappellen. Dar wart dat cruce ynne settet, dat plach in deme lickhuse to stande 4 ). (18, 17 )
§ 33. (1497, August 24.) Item . de murmester Hans Mertens obiit in Temptzin anno xcvij Bartholomei. (18, 17 )
§ 34. (1497, December 22.) Anno xcviij altera die Tome apostoli obiit Petrus Malchow, proconsul. (18 v. )
§ 35. (1498, Februar 8.) Anno xcviij feria v post Dorothee virginis obiit Hinrik Neuer. (18, 12 )
![]() ![]() |
Seite 80 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
§ 36. (1498.) Anno domini mccccxcviij des samers, done wart dat nighe dore ghemuret achte stellinge hoch vor deme Polre dore vor der velbrugghe. To langhen tiden thovoren was dat fundamente ghelecht in der erden. (19, 1 )
§ 37. (1499.) Anno domini mccccxcix , done gaff Hans Mestelin, borghere, in sime lesten enen nyghen vorgulden kelk deme gadeshuse, de woch xxxvij- loth. (1)
§ 38. (1500.) Anno domini m° quingentesimo, don wart ene nyge lutke sulueren monstrancien geuen 1 ) vul hilgedometes. Done suluest gaff her Kersten Wedeghe, prester, deme gadeshusz en dubbelt kopperen cruce, vorguldet. Dat stot em pandes vor xij m. Des suluen iares done wart hir in de kercken gheuen ene nige conserua, de wecht xliiij- loet suluers. De schaffede hir Gert Cladow. (1)
§ 39. (1500, Februar 6. [1501, März 5].) Anno domini m ccccc in die Dorothee gaff Hans Brant deme gadeshusz sunte Nicolawesse 2 ) en bedde, ij houetpole, ij grapen, i ketel, iiij tynnewerkes, ij kisten vnde i schap 3 ), bil, exsen, hameren, so eneme schepestymmermanne bohort hebbende, neueger, klofhamere vnde dorslaghe, vnde wes he heft, kort vnde klen, in siner boden. Dit is gheschen in der jeghenwardicheit Hans Scroders, prouisoris, Detmer Sasse, her Michel Kopmans. Anno domini mv c primo, feria vj ta ante Reminiscere obiit Hans Brant. Dit vorscreuen heft Lutke Negendancke entfangen. (37)
§ 40. (1500, Juli 14.) Anno domini mv c altera die Margarete virginis, done dede Hans Scroder rekenschop den borgermesteren, alse her Gert Losten, her Johan Hoppenacken vnde her Brant Smyt, vnde done suluest wart entfangen Lutke Neghendancke vor enen vorstendere, vnde dat nascreuen entfengk he done van des gadeshuses wegene. Item . hundert rede mark, de plegen to stände tovoren in Hans Esschen husz in
![]() ![]() |
Seite 81 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
der boddeker straten. De heft Hans Scroder nicht wedder bolecht. Ve illi. Noch xxvj m. vij s. Noch xiiij sulueren 1 ) lepele. Item twe sulueren schalen vnde twe sulueren neppeken. Item . dat sulueren 1 ) gordele, dat Helmich Busackere deme gadeshuse geuen hadde, dat heft he nicht entfangen, dat ys by her Gert Losten etc. Item enen dusync 2 ) myd ix klocken vnde myd viij loueren. Item enen daggen myd suluere bolecht myd euer sulueren keden. Jtem xxj loth brandes suluers myd ener bressen vnde enen braken lepele. Item enen remen myd suluere boslagen, vnde twe pater noster myt eneme vorgulden boghe. Item ene nu o th myd suluere bolecht. Item twe lutke schappe 3 ). Des gadeshuses ingeseghel. Item xxvij stucke kannen, luttick vnde grot, vnde ene grote missinges kanne. Item xxviij tynnen 4 ) vate aueral, luttick vnde grot. Item twe iareboke, dar dat lifghedinck ynne steit. Item xxxvij grapen, luttick vnde grot. Item enen mosere myd enem stotere. Item enen kouoet vnde ene grote saghe. Item xj missinges ketele vnde bratspete, enen bratschapen. Item ix hantbecken vnde dree hantfate. Item dree blaseketele vnde tynnen 4 ) vlassche. Item twe grote ketele vnde driuote. Item vj tynnen tallore, vcer apen stope, vj salsereken vnde dree pu o te. Item twe bedde, iij houetpole vnde twe arge deken 5 ) vnde iij knechtebedde. Item dree grote kakegrapen vnde benclaken vnde ene kopperen 6 ) luchte vnde enen 7 ) missinges luchtere myd iiij luchterpipen. Item dree vurschapen vnde ij vurschapen, dar me de spise up settet, vnde krose vnde glese, missinges decken. Item veer kisten, iij laden vnde dre schappe vnde j grote lichtforme. Item viff side speckes vnde ij tunnen kovlessches in deme wymen. Item veer laste kalkes in deme kalkhuse vnde j quarter brandes stenes up deme tegelhaue. Item veer munde kalkes vngebrant vnde j schute holtes vor ix m. up deme tegelhaue vnde dar bauen nicht mere. Vnde iiij koege, j ossen, vj gose. Hans Scroder heft dat gadeshusz vnde den tegelhoff sere to achtere brocht, vnde he heft o k houetstoles uppe bort bauen dusent mark, dar men iiij- c ys wedder bolecht, vnde were beter vor sine zele, dat he nummer were bij dat gadeshusz
![]() ![]() |
Seite 82 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
ghekamen, wente he heft o k vele uppe boret van vramen luden, gelt, kannen, gropen, ketele, kledere, rocke 1 ), hoyken, beyde 2 ), laken, kussen, bedde, deken etc., alse vrame lude in eren husen hath hehhen, dar he nene rekenschop äff dan heft, vnde sine vterkaren leuen vnechte n dochteren, de hebbens wol genoten etc.
Item . dit nascreuen heft Hans Scroder noch entfangen van testamentes wegen van Rosen Cillien wegene seliger dechtnisse. In dat erste dat drudde part van eneme sulueren schouwere vnde dat drudde part van eneme sulueren gordele. Noch dat drudde part van eneme krallensnore vnde ene gulden lannen vnde v guldene boghe vnde iiij sulueren lepele, noch x par schruuen vnde en parlestrick. Dit ys nicht to rekenschop kamen vnde noch vele mer etc. He wert des wol vinden 3 ). Item disse vorscreuen andere beyden parte kregen de anderen beyden gadeshuse, ock so vele, van Rosen Cillien wegene. (33)
§ 41. (1500, November 5.) Anno domini m quingentesimo feria 5. post animarum obiit dominus Johannes Hoppenacke, proconsul. In sine stede quam Hermen Malchow. (13 v. )
§ 42. (1500, November 19.) Anno domini m quingentesimo in die Elizabeth, don was tor Wismer hertich Hinrik van Brunswick vnde stack up deme markede myd hertich Hinrik van Meklenborg, hertich Magnus sone. De bohelt den prys. Vnde steken noch wol viff pare hauelude myd scharpen blancken tughe etc. (19, 3 )
§ 43. (1503, November 19 [1504, April 26].) Anno domini m° quingentesimo tercio in die Elizabeth obiit hertich Magnus van Meklenborch vnde regerede in sinen dagen also en grot, merlick vorste vnde here. Des anderen iares, do me schreff na gades bort m° quingentesimo quarto, altera die Marci, obiit Sophia, vxor eius, vnde ere vadere was van Pameren en here vnde van Stettin etc., vnde ere wart en nyghe graff ghemuret to den swarten broderen vor deme hoghen altare tor Wismer. Dar wart ere licham inne lecht. God gnade ere sele 4 ). (3 v .)
![]() ![]() |
Seite 83 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
§ 44. (1508, November 13.) Anno domini millesimo quingentesinio octauo, don wegede eyn grot storm vt den nortwesten des mandages na Martini, amme dage Brixij, vnde wegede af van deme nigen torne eyn grot part, welker wort weder buwet des suluen wynters vor Lucie myt vuren holte. (19, 4 )
§ 45. (1509, October 14.) Anno domini m° quingentesimo nono, Calixti, do starff her Nicolaus Bade, kerckher tho sunte Niclawesz. De gaff vj m in olden suluergelde vnde vj- lot to sunte Blasius belde. Cuius anima requiescat in pace. (19, 5 )
§ 46. (1524, März 31.) Anno domini millesimo quingentesimo vigesimo 4to, don vyl dale de affsyde van dem thorne in der norder syde 4to die Lune post pascatis. (19, 6 )
§ 47. (1539, Juli 22.) Anno 1539 vpp Marya Magdalene, done brande aff, angesticket dorch gades wedder, vnser leuen frouwenn torne bet in de grunt, vtgenamen dat muerwerck. Ock brende aff dat gantze spe e rte vpper kercken vnnde dat nige grote orgelwerck vnder deme torne, vnnde was so grot eyn vuer, dat sick eyn iderman nich konde nochsam vorwundernn. (19, 7 )
§ 48. (1544, 1545.) Anno domini 1544 et 45 sint wedder geslaten worden de welfte vnnde bagen beneuen ofte vnder deme torn in der norder vnde suder syde dorch de vorstender dominus Jurgen Swartekop, burgermeister dominus Gotke Kroen, radtman, Hinrik Exen, borger, Nicolaus Zehasen, scriuer. (19, 9 )
§ 49. (1546, November 4.) Anno domini 1546, done wart dat nige szeygerwerck gesettet, vnnd was des donnerdages na alle gades hilligen. De meyster was vann Lunenborch. Syn name was meyster Casparus. Item . dat seyerwerck stunt lxxxiij m. v s. De vorstender weren dominus Jurgen Swartekop, burgermeister, dominus Gotke Kron, radtman, Hinrick Exen, borger, Clawes Szehasenn, scriuer. Actum vt supra. (19, 3 )
![]() ![]() |
Seite 84 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
§ 50. (1547, Januar 8.) Anno domini 1547 Sabbato post trium regum obiit Albertus, dux Magnopolensis). 1 ) (46, 1 )
§ 51. (1549, Juni 29, 1555, Mai 29.) Anno 1549 vpp Peter vnde Pawel wart gegaten de nige choerklocke, vnnde de olde 2 ) woch j schippunt vnde xix- lispunt. De quam to stucken. Item . desse nige choerklocke wecht ij- schippunt vnde xij markpunt vnde wart vpgehangen midtwekens vor pinxtenn anno 55. (46, 3 )
§52. (1552, Februar 6.) Anno 1552 in die Dorotee virginis obiit Hinricus, dux Magnopolensis. (46, 2 )
Prouisores sancti Nicolai, videlicet domini Johannes Darghetzowe, Johannes de Clene et Heydenricus de Lu[c]ow, concordauerunt cum magistro Hinrico de Bremen, eorum murario, in hunc modum, quod dicti prouisores dare debeant eidem vitra suum dachlo(h)n singulis annis redditus temporales octo marcarum Lubicensium denariorum. Pro hiis redditibus dictus magister Hinricus chorum sancti Nicolai per eum inceptum ad finem consummare debet et complere.
Schröder P. M. S. 1548. Das dort vorgestellte Jahr, 1381, ist nach Schröders Gepflogenheit zugesetzt; Lubow Druckfehler statt Lucow.
Weten schole gij, erbaren heren borghermestere vnde yuwe rad, alze wij hebben vornamen de schrift vnde articule, de juwer erbarcheit ys gheantwerdet van Godschalkes wegen van der Kulen, de vns anclaget vnde ansprecket in zineme breue yn jwer yeghenwardicheit vnde schrift vns auer vnbewislike vnde vnreddelke zake, vnde wij hapen des to gode vnde tho jwer erbaricheit, dat he de sake nicht schal vullenbringen, de hee an zinen breff heft geschreuen.
![]() ![]() |
Seite 85 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Dat erste, dat hee vns auerscrift van der vnderwindinghe des gadeshus vnde siner tobehoringe, dat is witlik vnde openbare deme rade, de do was, vnde deme kerspele to sunte Nyclawese, wodanewys dat wij dar to worden beswaret van deme rade, de do sat vte deme kerspele to sunte Nyclawese, vnde van deme kerspele, vnde ys en wol witlik, dat wij dar vor boden gelt vnde gud, dat me vns des hadde vordregen, vnde wij mosten dat den bij der stad wonynghe.
Dat andere artikel dar antwerde wij aldus to, alze van der walt wegen, dar hee vns ok vnrechte ane bescryft wij ein to nemende zine cledere: der walt hadde wij nicht vnde hebben der ok noch nicht em, alze hee scrift, efte eneme anderen myd wolt efte myd vnrechte dat sinte vor to holdende, zunder na rade des rades, alze vorscreuen is.
To deme drudden articule antwerde wij aldus: dar he vmme quam yn der heren slote, dat is bekand vnde openbar den beiden borghermesteren to der tid, her Nyclawes Buke vnde her Hermen Bruzevitzen 1 ), vnde schude vmme der rekenscop willen des gadeshus, vnde is noch nicht geschen, dar vele vordretes vnde vngemakes ys af gheschen.
To deme veerden artikele dar antwerde wij aldus to: alse he scrift van veler ynkopinghe des gadeshus, dar kone wij nyne warheit ane vinden edder vorvaren. Des ackers kone wij ok nicht utvragen, den hee scryft, vnde i[s] ok nicht. Item . alze he scrift van deme kure, dat he heft decken laten, dar mot dat gadeshus vor geuen alle yar her Marquard Spete, Spetes zone, x m. geldes lifghedinges. Item . alze he scrift, dat he vele buwet heft, dar heft de tymmerman en hus vore to lifgedinge, dat mochte deme gadeshus hundert mark gelden. Dar to, weret, dal zin wyff storue, zo schal he up dat werkhus eten gan zine leuedaghe. Item . hir bouen zo ys juwer erbarcheit wol witlik, yn wodanen vnvorwinliken groten scaden dat gadeshus ys gekomen bij siner tid, vnde heft dat gadeshus vt zineme louen brocht, des noch mennych arm mynsche schaden heft hudene an desseme dage. Vnde wij heben betalt bewysliker schult, dede Godschalk schuldich was van des gadeshus wegen, dat wij armen lude betalt hebben zodder der tid, dat
![]() ![]() |
Seite 86 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
hee van deme werkhus quam, bouen vj- hundert mark, ane dat dat gadeshus noch hir bouen schuldich is van siner weghen vnde bouen alle rente des gadeshus. Hir bouen hebbe wij yngelozet iiij kelke der besten vnde ij sulueren schalen vnde dat grote vorspan to der roden kappen. Dyt gud moste wij losen vor l m. van Hans Lunenborghe, vnde is noch wol hundert marke wert; anders hadde dat gadeshus des ghemisset, wente he hadde em dat ghezettet to eneme vorstanden pande, vnde wij missen noch j kelkes van deme werkhus vnde v zulueren lepele vnde dar to ene zuluerne schale, des wij myt alle nycht en weten, wer dat ghebleuen is. Item heft hee dat gadeshus vornedderget, dar dat gadeshus hadde yn eruen dusent mark vnde veerhundert mark, de he heft vte den eruen upghebort, dat wol bewislik is. Do hee dat gelt vte den eruen nam, dat schude yn den twen yaren vor ziner afschedinge des werkhuses, vnde eneme yewelken bedderuen manne bord dat to, de des belouet wert gadeshus to vorstande, dat he van rechtes weghene mut meren dat gud der hilgen kerken, dar hee to schicket wert, vnde wij konen. dat nicht voresschen, wor de dusent mark vnde de veer hundert mark zint wedder anghelecht, efte yn acker edder yn eruen, alze dat recht is. Item brochte hee twe clocken wech, de yn deme kelre stunden, do he dat olde werkhus breken let, de he vorkofte den vorstenderen van Proseken, de dar worden toslagen up deme kerkhoue to zunte Yurien, do zee ere clokke dar leten geten, de Heydenrik, deme god gnedich zij, mennich leff iar ghewart hadde. Item worden dar vtebrand dree ouene stenes vnde calkes, vnde vns konde dat nicht to wetende werden, wor dat gelt dar van bleeff, dar vns zere ane mysduchte.
Item . alse he schrifft van gelde, dat hee up dat werkhus heft ghebrocht, dar kone wij nyne schrift aff vynden yn des gadeshus buken. Item, leuen heren, alze hee heft gescreuen yn zineme breue, dat jw dat wol schal witlik wesen, dar möge gij juwe buk vmme lesen laten.
Item . alse he scrift van der buwinghe des werkhuses, dat hee dar heft ghemaket vj m. geldes meer dar to, wen dar was, des ys nicht, wente dat olde werkhus, dat hadde en hus an deme orde, dat plach to geldende xl m. Item . dat tymmerholt, dat was wol ij c m. werd, dat Heydenrik kofte to deme gadeshuse. Dat heft he vnnutliken wecn ghebracht vnde vorkofte dat den
![]() ![]() |
Seite 87 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
swarten monneken. Item verkofte hee deme kannenghetere ix lyespunt an kannen, de bedderue lude hadden ghegeuen deme gadeshus. Item . so hebbe wij vte koft bij vnser tid twe vnde veertich mark rente.
Item scrift hee, dat ein wart gheantwerdet veerhundert mark rente, do he to deme werkhus quam. Do hee afftoch, do leed hee deme gadeshuse wol zouenhundert mark rente meer vtegheuende, wen dat gadeshus heft.
Hir vmme zo vynt dat juwe erbarcheit wol, eft hee dat gadeshus wol vorstan heft edder nicht.
Nach der Abschrift Michel Kopmanns im Cop. S. Nic. fol. 1. Am Ende derselben steht in feinerer Schrift Anno domini m°cccc° quinto dergestalt, daß man annehmen muß, dies Datum solle das der Verantwortung sein. Dann wäre es aber entschieden falsch; denn nicht allein, daß Goslik v. d. Kulen ersi 1406 Werkmeister geworden sein soll, so gehörten auch Nicolaus Buk und Hermen Brüsewitz dem revolutionären Rathe an, welcher erst 1410 ans Ruder kam und 1416 wieder beseitigt wurde. Insbesondere ist bekannt, daß die genannten beiden 1414 und 1415 als Bürgermeister auftreten. Somit kann auch nicht vor quinto ein decimo ausgelassen sein, und datirt das Actenstück viel mehr nach dem 1. Juli 1416, wo der rechtmäßige Rath wieder eingesetzt wurde. Da mag Goslik sich freilich alsbald an diesen klagend gewendet haben. - Vgl. Hans. Geschichtsq. II., S. 50 f.
Minuskelinschrift auf einer Platte von Gothländischem Stein am Fuße des nordwestlichen Wendelsteins.
In gades namen . amen . Int iar mcccclxxxvj des anderen daghes na nygen iar quemen auer en her Vicke Sasse Hermen Stitent, Hans Schroder vnde Johanny (!)
![]() ![]() |
Seite 88 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Hoppenacke myt Hinrik Neuer alse vmme enen torne to buwende to deme seier in der wise, dat Hinrik vorbenomet mit den sinen, de he dar to nympt, schole bearbeiden vnde buuen alle, dat bil vnde bar esket, vnde den torne aller dinge rede, vnde de klocken to hogende, nychtes buten to beschedende, vnde schal setten den man offte holt, dar de hamer der geslagen wert. Hir vor hebbe wi Hinrike lauet vnde secht to geuende xlv mark vnde xij schilling to gades gelde vnde j- last bers, ij tunne kouentes vnde j tunne kovieskes vnde j verendel botteren vnde j punt mels vnde ij side spekkes. Wen sik dat arbeit streket, dat wi em hulpe scholen don, so scholen vnse lude myt siner kost ofte ber nicht to donde hebben, der gelik he ofte sine lude myt vser kost ofte ber to donde hebben.
Her Job an Hoppenacke scripsit
manu
propria.
Auf einem Quartblatte Papier im Wismarschen Rathsarchive.
Inschriften in der Glockenstube zu St. Nicolai 1 ).
1) Auf der östlichen Wand der westlichen Fensterblende an der Nordfeite drei Steine neben einander.
![]() ![]() |
Seite 89 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Die Inschriften sind in die Ziegel vor dem Brennen in Cursivschrift eingeritzt und ebenso die Einfassungslinien. Auf den unbeschriebenen Flächen sieht man auf jeder jetzt nur einen rohen Knoten, vielleicht Reste muthwillig weggehauener Köpfe oder Blumen. Der dritte Stein hat keine Schrift.
2) Auf der nördlichen Wand der nördlichen Fensterblende an der Westseite.
A. Oben drei Steine; die beiden seitlichen eingeritzt, der mittlere mit erhabener Minuskelschrift.
B. Tiefer unten vier Ziegel mit erhabener Minuskel, von denen der 1. und 2. glasirt sind.
![]() ![]() |
Seite 90 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
3) Auf der südlichen Wand derselben Blende.
A. Oben drei Steine mit eingeritzter Schrift, wie die unter 1 und 2, A.
Der dritte Stein hat keine Schrift.
B. Tiefer unten ein glasirter Stein mit erhabener Minuskelschrift.
4) Auf der inneren südlichen Wand des südwestlichen Pfeilers in erhabener Minuskel auf zwei glasirten Steinen.
5) Auf der inneren Wand des südlichen Mittelpfeilers auf vier Steinen in erhabener Minuskel bis auf das letzte Wort, welches eingeritzt ist.
![]() ![]() |
Seite 91 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
6) Auf der östlichen Wand der östlichen Fensterblende auf der Südseite.
Inschrift am Gewölbe der südlichen Thurmabseite.
Anno 1703 am Sonnabend vor dom. II Adventus entstand alhier in Wißmar ein greülicher vnd bey Menschen, so damals lebten, Andencken niemahls gewesener Sturmwind. Derselbige tobete so hart, daß es das Ansehen hatte, als würde er alhir viele Gebäude abdecken vnd ruiniren. Absonderlich ward dadurch der St. Nicolai Kirchen ein unbeschreiblich großer Schade zugefüget, indem derselbe jetztgedachter Kirchen schöne vnd hohe Spitze oder Thurm, welcher bisanhero der Kirchen große Zierde und der Seefahrenden pharus gewesen, nach vollendeter Vesper aus seinem Sitze hub, mit aller Gewalt auffs gantze Gewölbe der Kirchen niederstürtzete, wodurch nicht allein das schöne Gewölbe, sondern auch der Glocken=Thurm mit denen Glocken, die Kantzel,
![]() ![]() |
Seite 92 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
der Taufstein, das kleine Altar mit dem Crucifixe, ja fast alle Stühle vnd nicht wenige Leichen=Steine gäntzlich und jämmerlich ruiniret, anbey etliche damahls beichtende Persohnen, wovon einige das h. Werck schon verrichtet vnd nach empfangener Absolution und hertzlicher Dancksagung zu Gott in seinem Tempel begriffen waren, andere hergegen (waren) vielleicht noch in h. Bus=Andacht vnd Willens in den h. Beichtstuhl zu treten, erschlagen vnd also unter den Steinen begraben wurden. Da war leider Knall vnd Fall zugleich, vnd lag alles im Augenblicke zermalmet in einem Hauffen. Und eben damahls, als der Herr so gewaltig an den Knauff des gleich jetzt erwehnten hohen Thurms schlug, daß nicht nur die Pfosten vnd Pfeiler dieser lieben Kirchen bebeten, sondern daß das ganze Kirchen=Gebäude zu einem Steinhauffen gemacht ward, saß ich, J. D. Breithor, annoch daselbst im Beichtstuhl des verstorbenen Diacoin, s. Herrn Pilgrims, vnd hörete Beichte. Alß der schreckliche Knall vnd Fall des Thurmes, mithin des gantzen Gewölbes geschach, hatte noch ungefehr 8 Confitenten; die drungen alle zu mir in den Beichtstuhl, fielen in demselben zum Theil nieder vnd steckten ihre Köpfte unter den kleinen Bäncken, so im Beichtstuhl zu finden, schrien kläglich zu Gott um Hülffe vnd Rettung. Ich stand vnd that ebendaßelbe, wie woll mehr mit dem Hertzen, als mit dem Munde, vnd befahl dem treüen Schöpffer meine Seele vnd derer, die bey mir waren, denn wir sahen den Tod für Augen vnd hatten uns unseres Lebens schon erwogen, gestalt da alles auff einmahl mit sehr großem Gepraßel vnd Knall zu vnd vor uns hernieder fiel, ward durch den erregten gewaltig dicken Staub eine Finsterniß über den gantzen Tempel, daß es schiene, alß wenn wir insgesamt unter den Steinen begraben. Alleine da sich derselbe allmählig verlohr, sahe ich mit obgedachten Beicht=Kindern Wunder. Augenscheinlich und gar zu klar sahen wir, daß der Herr bey uns in der Angst gestanden, daß dieser gütigste Erbarmer vnd Liebhaber des Lebens damahls für uns arme fürüber gegangen vnd im Fürübergehen zu uns gnädigst gesprochen hätte: ihr solt leben! Und wie er sprach, so geschachs, wie er geboht, so stunds da. Den wir wurden insgesamt erlöset aus des Todes Rachen vnd haben hohe Ursache lebenslang danckbarlich zu rühmen: gelobet sey der Herr täglich! Gott leget uns eine Last auff, aber er hilfft uns auch! sela! Wir haben einen Gott, der da hilfft, vnd den Herrn Herrn, der vom Tode errettet.
![]() ![]() |
Seite 93 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Aufzeichnung des J. D. Breithor, Pastors zum H. Geiste, im Predigerbuch zum H. Geist, p. 81.
1703, 8. Decembris war ein sehr großer Sturm=Wind. Der schlug die hohe St. Nicolai Spitze samt den Glocken und kleinen Thurm und Gewölb herunter umb 3 Uhr. Ein Rathsherr mit Nahmen Schütz, der war auf dem Thurm mit dem Thurmdecker und seinem Jungen geblieben. Weil sie auf die Mauer gesprungen, sind sie ohne schaden geblieben. Haben die ganze Nacht auf dem Thurm bleiben müßen; weil die Treppen und Boden weg waren, wurden sie andern Tages, Sontags des andern Advents mit einem Stuhl heruntergelaßen. 1 Frau, 1 Dienstmädchen, 1 Zimmerman und die Glockenläuters sind zu Tode gekommen.
Manuscript der Bibliothek d. R. u. L. M. 247 C.