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XLV, 3.
des
Schwerin, am 7. April 1880.
D ie gestrige Quartalversammlung, welche wegen Unwohlseins mehrerer Vorstandsmitglieder nicht vollzählig war, hatte sich vornehmlich mit den Vorbereitungen zu der auf Ostern 1882 zu erwartenden Ueberführung der im Großherzoglichen Antiquarium vereinigten Sammlungen in das im Bau begriffene Großherzogliche Museum zu beschäftigen. Doch sind diese Verhandlungen noch nicht zum Abschlusse gekommen; sie entziehen sich daher noch der Berichterstattung. Wir beschränken uns demnach hier auf die laufenden Angelegenheiten des verflossenen Quartals.
I.
Zur Matrikel des Vereins haben wir zunächst bedauerlichst zu berichten, daß am 2. April d. J. Herr Kirchenrath Pumplün zu Carlow, welcher unserm Verein seit 1857 angehörte, in hohem Alter verstorben ist. Dagegen haben wir sieben neue Mitglieder gewonnen, nämlich die Herren: Inspector Putzky in Zülow bei Schwerin, der seinen Eifer für unsere Bestrebungen schon durch manche Geschenke von Alterthümern bethätigt hat, Gymnasiallehrer Dr. Timm zu Rostock, Makler Holländer in Berlin, Amtsrichter Horn
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zu Schönberg, und die in Schwerin wohnhaften Herren: Amtsverwalter Baumann, Prinzen=Instructor Wilhelmi und Rechtsanwalt Bierstedt. - In der Reihe unserer correspondirenden Mitglieder ist keine Veränderung eingetreten. Zu der mit uns in Correspondenz und Schriftenaustausch stehenden auswärtigen Vereinen und Gesellschaften ist aber der "Herold", Verein für Heraldik, Genealogie und Sphragistik zu Berlin, hinzugekommen und hat bereits den Schriftenaustausch begonnen.
II.
Unsere Sammlungen haben sich im letzten Quartal vieles Besuchs zu erfreuen gehabt. Insonderheit erwähnen wir, daß am 7. Februar Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin Marie, sowie Ihre Durchlauchten die Frau Prinzessin Mathilde von Schwarzburg=Rudolstadt und Höchstderen Tochter Prinzessin Thekla das Antiquarium mit einem längeren Besuch beehrten und die Alterthümer einer eingehenden Betrachtung würdigten. Ebenso verweilten am 3. April Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht und Se. Durchlaucht der Erbprinz Heinrich XXVII. von Reuß=Schleiz mit lebhaftem Interesse für die Alterthümer einige Stunden im Antiquarium. Von den übrigen auswärtigen Gästen nennen wir Herrn Dr. von Lepel, Fideicommißbesitzer auf Wieck bei Gützkow in Neuvorpommern, und Herrn Dr. Al. Hoffers, Begründer des phrenologischen Instituts in Berlin.
Eines erheblichen Zuwachses hat sich unsere Bibliothek zu erfreuen gehabt; die Münzsammlung dagegen ist ganz leer ausgegangen.
A. Zur Alterthümer-Sammlung
haben wir folgende Accessionen zu verzeichnen:
einen Keil aus Feuerstein, überall nur roh zur Form eines Keils zugehauen, gefunden im Moor bei Banzkow unweit Schwerin, geschenkt vom Herrn Lehrer Wildhagen zu Friedrichsruhe bei Crivitz.
Einen kleinen Keil aus hellgrauem Feuerstein, 12 Centim. lang, gefunden zu Kritzow bei Wismar, schenkte uns Herr A. Burmeister zu Kritzow.
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Eine Streitaxt mit Schaftloch aus hartem, körnigem schwarzem Gestein, gefunden in einer Erhöhung zu Wredenhagen, in einer Tiefe von 8 Fuß, bei Erbauung einer Häuslerei, verdanken wir dem Herrn Förster Dohse daselbst.
Eine kleine Framea (Celt) aus Bronze, mit Schaftloch und Oese, 6 Centim. lang, gefunden zu Hornstorf bei Wismar, tief in einer Kiesgrube, schenkte unserer Sammlung unser Ehrenmitglied Herr Dr. Crull zu Wismar.
Einen Armring aus Bronze, vollgegossen, gefunden zu Friedrichsruhe bei Crivitz, bei dem in Jahrbuch 44, S. 81, aufgeführten Kegelgrabe, überbrachte Herr Lehrer Wildhagen daselbst als Geschenk.
Zwei Bronzenadeln, gefunden unter einem Steinhaufen (anscheinend Trümmern von Kegelgräbern), einige Fuß tief im Acker, bei Gallin (A. Boizenburg), verdanken wir dem antiquarischen Interesse des Herrn Pastors Reisner zu Granzin (A. Boizenburg).
Endlich schenkte uns der oben erwähnte Herr Dr. v. Lepel auf Wieck eine kleine Sandsteinplatte, 5 Cent. lang, mit 3 eingravirten kleinen Gußformen zu Knöpfen und Verzierungen, welche er selbst im Mauerschutt des Schloßberges bei Gützkow gefunden hat.
B. Unsere Bilder-Sammlung
wurde durch folgende Geschenke bereichert.
1) Zwei photographische Ansichten von der sogenannten alten Schule zu Wismar, eine Seitenansicht und eine Giebelansicht, verdanken wir dem Herrn Gerichtsrath Steffen hieselbst,
2) eine Photographie vom Neukalenschen Thore zu Malchin dem Herrn Geh. Archivrath Dr. Lisch.
3) Eine Karte von Kleinasien,
zwei Karten von
Palästina,
einen Plan von Jerusalem und
eine Karte von der östlichen Hälfte des
mittelländischen Meeres,
sämmtlich in Kupfer
gestochen, schenkte Herr Inspector Putzky in Zülow
(bei Schwerin).
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C. Die Bibliothek des Vereins
erhielt folgenden Zuwachs:
I. Norwegen.
II. Niederlande.
III. Luxemburg.
IV. Schweiz.
V. Italien.
VI. Oesterreich=Ungarn.
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VII. Allgemeine deutsche Sprach=, Geschichts= und Alterthumskunde.
VIII. Bayern.
IX. Würtemberg.
X. Preußen.
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Jahrgang I, 1-4. II, 1, redigirt von G. A. Seyler. Berlin. 1872-1874. II, 2-4. III. IV. V. VI. 2-4. VII., redigirt von L. A. Clericus. Berlin 1875-1879.
XI. Hansestädte.
XII. Meklenburg.
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Nachtrag.
III.
Der 44. Jahrgang der Jahrbücher unsers Vereins ist bereits versandt worden. Der 45. Jahrgang wird in wenig Wochen der Druckerei übergeben und hoffentlich früh genug vollendet werden, um nach herkömmlicher Weise gegen den Schluß des Jahres zur Ausgabe zu gelangen. Herr Secretair Fromm hofft das Register über die Jahrgänge 31-40 im Laufe dieses Sommers druckfertig zu stellen. Hoffentlich wird auch der XII. Band des Meklenburgischen Urkundenbuches (das Wort= und Sach= Register über die Urkunden aus den Jahren 1301-1350) zu Michaelis d. J. unter die Presse gehen. An der Sammlung des Urkunden=Materials aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird unablässig weiter gearbeitet.
Dr. F. Wigger,
zweiter Secretair des Vereins.