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XXXIX. 3.
I. Wissenschaftliche Thätigkeit.
Nachdem Se. Königl. Hoheit der allerdurchlauchtigste Großherzog Friedrich Franz schon unterm 25. April 1873 geruhet hatten, die bisherige Unterstützung des Vereins zur Herausgabe des Meklenburgischen Urkundenbuches von jährlich 700 Thalern auch für die nächstfolgenden 5 Jahre von 1874-1878 allergnädigst zu bewilligen, hat auch die hochlöbliche Ritter= und Landschaft beider Großherzogthümer auf dem letzten ordentlichen Landtage zu Sternberg eine gleiche Unterstützung bewilligt, was dem Vereinsausschusse unterm 20. Januar 1874 communicirt worden ist. Im März d. J. ward sodann die revidirte Jahresrechnung für 1873 nebst dem vorschriftsmäßigen Berichte über die Verwendung dieser Hülfsgelder und den Fortgang des Unternehmens sowohl an das hohe Ministerium des Innern, als an den hochlöblichen Engern Ausschuß eingereicht. Der sofort nach Ausgabe des VIII. Bandes des Werkes begonnene Druck des IX. Bandes ist bereits bis zum 22. Bogen vorgeschritten.
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Auch der Druck des XXXIX. Bandes der Jahrbücher hat bereits mit dem Beginne dieses Quartals begonnen und wird mit Gottes Hülfe ununterbrochen fortschreiten können.
Von dem Mittelniederdeutschen Wörterbuche unsers verstorbenen Dr. Schiller und dem Dr. A. Lübben ist soeben das vierte Heft ausgegeben worden, was ich vorläufig zur allgemeinen Kenntniß der Freunde dieses Werkes zu bringen nicht versäumen darf.
II. Die Sammlungen des Vereins.
Der Besuch des Antiquariums war in diesem Quartale während des außerordentlichen Landtages in Schwerin besonders lebhaft.
Neue Erwerbungen machten
1 Handaxt aus Diorit ohne Schaftloch, gegen 3 Pfund schwer. (Vgl. Frid. Franc. T. XXIX, Fig. 3, und Jahrb. XXIX, 134.) 1 Keil aus Feuerstein, 1 Lanzenspitze aus Feuerstein, 14 Centimeter lang, 2 große Pfeilspitzen aus Feuerstein, 8 und 10 Centimeter lang, 1 breite Säge oder Sichel aus Feuerstein, 12 Centimeter lang und 4 Centimeter breit, eine schmale Säge oder Sichel, 15 Centimeter lang und 2 Centimeter breit, einzeln auf dem Felde zu Peccatel bei Schwerin gefunden und geschenkt von dem Herrn Lehrer Rambow daselbst.
1 Streitaxt aus Diorit mit Schaftloch, 1 Keil aus Feuerstein, 1 abgebrochene Dolchspitze aus Feuerstein und 1 spanförmiges Messer aus Feuerstein, gefunden in der Gegend von Zarrentin, geschenkt von dem Herrn Amtregistrator Röhlcke daselbst.
1 Keil aus Diorit, 12 Centimeter lang, mit abgestumpfter Schneide, überall glatt abgeschliffen oder vielmehr gleich den übrigen Dammsteinen von den Wellen abgerieben, gefunden auf dem Heiligen Damm bei Doberan und geschenkt von der Frau Pastorin Willebrand zu Zapel.
1 altes menschliches Kreuzbein (os sacrum), nach dem Urtheile des Herrn Dr. med. Döhn in Schwerin von einem männlichen Skelett, gefunden in einem Torfmoor zu Redentin
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bei Wismar und geschenkt von dem Herrn Dr. med. Techen in Wismar. (Vielleicht zu dem in dem Müllermoor zu Redentin gefundenen menschlichen Oberschenkel=Knochen (femur) gehörig, welcher Jahrb. XXXVIII, 126 ff. von dem Herrn Professor Dr. Virchow ausführlich besprochen ist.)
2) Aus der Bronzezeit.
2 ganze und Bruchstücke von mehren anderen thönernen Urnen, mit Asche und Resten zerbrannter Knochen aus mehren im Frühling d. J. aufgedeckten Grabhügeln der Bronzezeit bei Barendorf, Amts Grevesmühlen, geschenkt von dem Herrn Förster Regenstein zu Jamel.
1 Sichel aus Bronze, gefunden in der Umgegend von Wismar, geschenkt von dem Herrn Dr. Crull daselbst.
2) Aus der Eisenzeit.
1 Spindelstein aus Thon, gefunden mit Urnenscherben zu Weitendorf bei Brüel in schwarzer Erde, einige Fuß tief unter der Oberfläche, geschenkt von dem Herrn Burgwedel auf Weitendorf.
1 Spindelstein aus dunkelgrünem Glase, ohne Zweifel römische Arbeit, gefunden bei Nieder=Rövershagen von dem Pächter Herrn Pätow daselbst und durch Vermittelung des Herrn Pastors Dolberg zu Rövershagen dem Vereine geschenkt.
4) Aus dem christlichen Mittelalter.
1 altes Halseisen mit Kette und Schloß, gefunden zu Gremmelin bei Güstrow, geschenkt von dem Herrn Archivar Dr. Wigger in Schwerin.
B. Die Münzsammlung:
1 lübsches Dütchen von 1644, gefunden zu Gresse bei Boizenburg, geschenkt von dem Herrn Pächter Schröder zu Damerow bei Rostock. 6 silberne und 19 kupferne meklenburgische Scheidemünzen des 17. Jahrhunderts, theils von herzoglichem, theils von Rostocker und Wismarschem Gepräge, zur Auswechselung bei der Kämmereicasse zu Güstrow eingereicht und geschenkt von dem Herrn Senator Beyer daselbst.
2 in Meklenburg gefundene silberne süddeutsche Stadtmünzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, geschenkt von dem Herrn Kammeringenieur Metelmann in Schwerin.
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C. Die Bildersammlung:
Zwei große Blätter, Ansichten von Dobberan: "Der Kamp vor dem Logierhause in Doberan" und "Heiligendamm bei Dobberan", gemalt von Janus Genelli, geätzt von F. Frick, herausgegeben von Z. J. Susemihl in Rostock und G. und J. Weiß in Berlin 1801. Geschenke des Herrn Dr. Crull zu Wismar.
D. Urkundensammlung:
1) Die Herzoge Balthasar und Heinrich von Meklenburg belehnen den Jürgen v. der Jahn mit dem Hofe und Dorfe Neese. 1504 mitweken na O. S. (Novbr. 5). Original auf Pergament mit 2 anhangenden Siegeln. - Geschenk des Herrn Rectors Römer zu Grabow.
2) Die Rathmänner Claus Vrese und Vincencius Walkendorf zu Rostock geben dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock 50 Gulden jährliche Rente aus Kassebohm. 1520 mandages vor Lichtmessen (Januar 30). Original auf Papier mit aufgedrücktem Signet. - Geschenk des Herrn Bürgermeisters Mau zu Neu=Kalen.
E. Die Büchersammlung:
I. Die Niederlande.
II. Schweiz.
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III. Frankreich.
IV. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
V. Oesterreich.
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VI. Bayern.
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VII. Großherzogthum Hessen.
VIII. Sachsen.
IX. Preußen.
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X. Bremen und Lübek.
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XI. Meklenburg.
III. Die Matrikel des Vereins.
Wie gewöhnlich hat auch in diesem Quartale die Einforderung des Jahresbeitrages wieder einige ordentliche Mitglieder zum Rücktritte veranlaßt, nämlich die Herren Hauptmann v. Klein auf Gerlachheim, Regierungsrath Rudloff in Frankfurt a. O. und Realschullehrer Starck, bisher in Schwerin, welcher ins Ausland versetzt ist. Dazu haben wir noch drei Todesfälle zu beklagen. Am 28. Januar 1874 starb im 72. Jahre seines Alters der Gymnasiallehrer Dr.Caesar Emanuel Frege in Wismar, welcher seit dem 30. März 1847 unser Mitglied war, und sein Interesse für die nationale Alterthumswissenschaft unter anderm dadurch bekundete, daß er das Correspondenzblatt, das Central=Organ des Gesammtvereines, von dessen Bestehen an durch Vermittelung unsers Specialvereines bezog. Ein geborener
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Hamburger, empfing er seine wissenschaftliche Bildung auf der großen Stadtschule zu Wismar und dem Carolinum zu Braunschweig, und studirte demnächst in Halle Theologie und Philologie, worauf er im Jahre 1828 an der Großen Schule zu Wismar als ordentlicher Lehrer angestellt ward, und sich nicht nur durch seine gewissenhafte Lehrthätigkeit, sondern auch als Vorsteher eines bedeutenden Pensionats allgemeine Liebe und Achtung erwarb. Als Schriftsteller hat er sich durch eine Abhandlung über die Bedeutung der Zeitformen des Indicativs in der französischen Sprache (Wismarsches Schulprogramm von 1857) und eine Grammatik der französischen Sprache, Güstrow 1867, aus deren Grund er zum Dr. phil. promovirt ward, bekannt gemacht.
Ihm folgte am 7. Febr. d. J. gleichfalls in dem hohen Alter von 76 Jahren der Geh. Hofrath Adolf Bartning in Schwerin, welcher dem Vereine am 11. Juli 1843 beigetreten war. Der Verstorbene, ein Sohn des Ober=Postdirectors Bartning hieselbft, studirte nach seinem Abgange von der hiesigen Domschule Michaelis 1815 in Göttingen und Heidelberg, und ließ sich 1820 als Advocat hieselbst nieder, wo er bald eine bedeutende Praxis erwarb und daneben jede Gelegenheit zur gemeinnützigen Thätigkeit benutzte, namentlich als Mitglied des Armencollegiums, Mitstifter und vieljähriger Vorsteher der Sparcasse, Schatzmeister des Vereins für die Pflege verwundeter und erkrankter Krieger u. s. w. Auch war er lange Jahre hindurch Redacteur des Intelligenz=Blattes oder Meklenburg=Schweriner Anzeigen und Administrator der Dr. Heiderschen Stipendiumstiftung für Studirende. Seine Verdienste wurden denn auch nicht bloß durch die ihm nachfolgende Liebe und Achtung seiner Mitbürger, sondern auch von Seiten des Landesherrn durch Verleihung des Charakters als Hofrath (1844) und Geh. Hofrath (1859), sowie der goldenen Medaille mit der Inschrift: Dem redlichen Manne, dem guten Bürger, und der deutschen Kriegsdenkmünze für 1870 und 1871 anerkannt.
Endlich am 13. Februar d. J. verstarb der Präpositus Wilh. Heinr. Brückner, welcher von 1822-1867 das Pfarramt zu Groß=Giewitz verwaltete und im Jahre 1843 durch das Vertrauen seiner Amtsbrüder zum Präpositus des Malchiner Cirkels ernannt ward, seit seiner Emeritirung im Jahre 1867 aber in der Stadt Waren lebte. Unserm Vereine gehörte der Verstorbene seit dem 29. Januar 1836, also fast seit der Gründung desselben, als ordentliches Mitglied an.
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Als neue Mitglieder sind dem Vereine beigetreten die Herren Schröder auf Schrödershof bei Gnoien, Pogge auf Roggow bei Lalendorf, v. Gadow auf Potrems bei Laage und Freiherr Jul. v. Bohlen auf Bohlendorf bei Wiek auf Rügen.
W. G. Beyer, Dr.,
Archivrath,
als zweiter Secretair des Vereins.
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