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IV.

Herzog Carl Leopold

und

die Geistlichkeit.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


Es sind mir durch einen Zufall im Staats=Archive einige Papiere in die Hände gekommen, welche leicht wieder in die Verborgenheit zurückgehen können, deren Inhalt aber eine Veröffentlichung verdient, da derselbe ein eigenthümliches Licht auf die Lebensumstände des Herzogs Carl Leopold in seinen letzten Lebensjahren wirft. Der Herzog († 28. Novbr. 1747) lebte bekanntlich in seiner letzten Zeit zu Dömitz in sehr eingeschränkten und bedrängten Verhältnissen. Diese waren so bekannt, daß ein Theil der von ihm so sehr begünstigten und ergebenen Geistlichkeit, obgleich der Stellenverkauf ziemlich offen betrieben ward, sich entschloß, im Todesjahre des Herzogs unter sich für ihn zu einem Geldgeschenke zu sammeln. Die Sache wird von dem Superintendenten Jacob Bernhard Polchow zu Parchim ausgegangen, aber ziemlich geheim betrieben sein. Am klarsten redet ein Protocoll des Lübowschen Cirkels, welchen der Senior Pastor Blanck zu Proseken zum 5. April 1747 nach Wismar zusammenberufen hatte. Hier haben die Versammelten "zwischen verschloßenen Thüren nach vorhergegangener einmüthiger Compromission bei ihren priesterlichen Ehren und Würden, den anzuhörenden Vortrag ver=

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schwiegen biß ins Grab zu behalten, von dem Herrn Seniore nomine des hochWerthesten Herrn Superintendentis umständlich und deutlich vernommen, Wie Ihro Hochfürstl. Durchlaucht Unser Regierender Herzog, gnädigster Fürst und Herr es vielleicht mit besonderen hohen Gnaden vermercken möchten, wenn bey jetzigen der Zeit Umständen Höchstderoselben E. Ehrw. Priesterschafft im Lande eigenwillig und ohne Consequence ein Don gratuit unterthänigst offeriren und dadurch ihre jeder Zeit gehegte allertreueste Devotion noch kennbahrer machen würden." Die anwesenden 5 Pastoren des Cirkels brachten aber viele Klagen über ihre eigene Nothdurft vor, entschlossen sich jedoch jeder 1 Ducaten zu geben, in der Kenntniß der "Eigenschaften eines großen Fürsten und besonders ihres gnädigsten Landesvaters, welcher nicht so sehr auf das Wenige ihres Vermögens als vielmehr auf das Zärtliche ihres Willens zu sehen pflege." Es war bald aus den Cirkeln Parchim, Neustadt, Lübow, Grabow, Wittenburg, Grevesmühlen und Lübz die Summe von 569 Thlrn. 36 ßl. zusammen, welche der Superintendent Polchow am 11. April 1747 zu Dömitz mit dem Verzeichniß der Beitragenden überreichte, mit folgendem Titel und Schluß:

"Für Se. Hochfürstl. Durchlaucht Unsern Regierenden,
Gnädigsten Landes=Fürsten und Herrn ist Anno 1747
den 5. Aprill ein freywilliges Don Gratuit von der
Priesterschafft in der Parchimschen Superintendentur
bewilliget worden und es haben würcklich dazu bei=
getragen:

(Folgen die Namen und Beiträge).

   "Summa Summarum 569 Thlr. 36 ßl.
Ohne den Beitrag der Ehrn Prediger in Wittenburg"
    "Welches hiebey unterthänigst präsentiret
                             Jacob Bernhard Polchow."
    "Dömitz, den 11. April 1747.

Die meisten Prediger gaben 2 Ducaten oder 5 Rthlr. 24 ßl. oder 5 Thaler, nur die Prediger des Lübowschen Cirkels gaben 1 Ducaten oder 2 Rthlr. 36 ßl. Mehr und besonders viel gaben z. B. der Superintendent Polchow 50 Rthlr., der Kirchen=Visitations=Secretair Emmerich 50 Rthlr., die Parchimschen Pastoren Engel und Löscher jeder 10 Rthlr., die beiden Dömitzer Pastoren Loverentz und Schultz jeder 4 Ducaten oder 11 Thaler, der Präpositus Siggelkow zu Vellahn 20 Rthlr.,

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der Pastor Senstius zu Zarrentin 22 Rthlr., der Pastor Viereck zu Döbbersen 15 Rthlr., der Pastor Schmaltz zu Perlin 16 Rthlr., der Pastor Scharffenberg zu Parum 10 Rthlr., der Präpositus Schuster zu Grevesmühlen 18 Ducaten oder 49 Rthlr. 21 ßl., der Pastor Flege zu Kalkhorst 8 Ducaten oder 22 Rthlr., der Pastor Meelmann zu Klütz 22 Rthlr., der Pastor Schmidt zu Damshagen 11 Rthlr., der Präpositus Hartwich zu Lübz 10 Rthlr., der Präpositus zur Nedden zu Picher 10 Rthlr.

Man suchte die Ueberreichung möglichst zu beeilen. Daher waren bei der Ueberreichung der ersten Geldspende am 11. April 1747 "noch nicht eingekommene Circuli: 1) der "Wahrensche, 2) der Crivitzer, 3) der Hagenowsche, 4) der Gadebuscher, 5) der Mecklenburgische, 6) der Sternbergische". Nach und nach gingen noch die Beiträge aus den Crivitzer, Hagenowschen, Gadebuscher und Mecklenburgischen Cirkeln ein, welche jedoch nicht bedeutend waren und am 29. Mai 1747 von dem Superintendenten Polchow von Parchim aus nachgereicht wurden.

Aus diesem Verzeichniß ist besonders hervorzuheben:

"Aus dem Wahrenschen Circulo:
   "Der eintzige Ehrn Pastor Schröder zu Anckershagen 20 Rthlr."
   "NB. Die beyden in Wahren sind zurückgeblieben, und der Vielister ist ein Stieberianer."
"Aus dem Mecklenburgischen Circulo:"
   "Von 8 Pfarren zusammen 22 Rthlr. Zurow ist mit einem Stiberianer besetzt und bleibt ausgeschlossen."
   "NB. Der Sternbergische gantze Circulus hat sich entgegengesetzt."

Präpositus in Sternberg war damals der bekannte Geschichtschreiber David Franck.

 

 

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