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Gräber von Klein=Prezier in Hannover.

Auf dem Felde des Dorfes Klein=Prezier, im Hannöverschen Amte Bodenteich, südlich von Uelzen (also nördlich von Braunschweig und Hildesheim), nahe bei dem Dorfe Kahlsdorf, liegt ein großes "oblonges Hünenbett" oder Riefenbett, welches 35 Schritte lang und 9 Schritte breit, und von 36 großen Steinpfeilern von ungefähr 3 bis 5 Fuß Höh eingefaßt ist. Die in der nördlichen Hälfte des Steinringes stehende Grabkammer ist von 4 Steinen überdeckt, welche auf kleinern Steinpfeilern ruhen, und 12 Schritte lang. Die südliche Hälfte des Denkmals bildet die Fortsetzung des langen Erdhügels innerhalb des Steinringes.

In diesem, nur aus Erde bestehenden Theile des Grabhügels wurden einige Jahre vor 1846 sechs große menschliche Skelete entdeckt, welche ohne Zweifel aus einer Bestattung jüngerer Zeit stammen. Der Fund ist in den "Heidnischen Alterthümern im ehemaligen Bardengau (Königreich Hannover) von v. Estorff, Hannover, 1846," S. 14 flgd. beschrieben und festgestellt. Schon v. Estorff hielt dafür (S. 16), daß "dieser Fund ein sehr merkwürdiger sei, da "in dortiger Gegend menschliche Skelete aus heidnischer Zeit sehr selten vorkommen". Leider hat die Aufgrabung nicht in allen Theilen wissenschaftlich geleitet und beobachtet werden können; jedoch scheint das Ergebniß ziemlich sicher festgestellt zu sein. Drei von diesen Skeleten hatten alter=

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thümliche Beigaben; die drei letzten, am südlichsten Ende waren ohne alle Beigaben.

Bei dem ersten Skelet ward, nach dem Berichte des Schäfers, der die erste Aufgrabung vornahm, "ein bronzenes Gefäß, in Gestalt eines Grapens, ungefähr 1 Fuß hoch und 9 bis 10 Zoll weit, gefunden, welches ganz mit Sand angefüllt war"; leider zerbrach er bald und ward stückweise ganz verworfen. Bei wissenschaftlicher Nachgrabung fand man ein großes Skelet und um den Leib die Ueberbleibsel eines starken ledernen Gurtes mit einer Schnalle und an der Brust Perlen (aus 2 hohlen Halbkugeln bestehend) und eine Schnalle, Alles aus Bronze. - Das zweite Skelet hatte ebenfalls an denselben Theilen einen Gürtel, eine Schnalle und Perlen, Alles von Bronze, so wie eine hellgrüne Glasperle. Bei dem dritten Skelet fanden sich außer kleinen bronzenen Schmucksachen auch zwei erhaben geschlagene bronzene Hohlbleche mit einer Emailmasse oder Glasfluß.

Nach allen diesen Schilderungen, nämlich nach der Weise der Bestattung und den Skeleten, nach den Beigaben des Bronze="Grapens", der Schnallen, der Bronze= und Glas=Perlen dürfte anzunehmen sein, daß auch diese Gräber Römergräber gewesen seien. Die Aehnlichkeit mit den Römergräbern von Häven in Meklenburg springt zu sehr in die Augen. Der geschützte Erdhügel in dem alten Riesenbette wird als sehr paßlich erschienen und deshalb zum Begräbnißplatz gewählt sein. Die Hünen liegen sicher in der großen Steinkammer begraben. Solche Nachbestattungen in alten Gräbern sind nicht sehr selten.