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XXXI. 2.
des
Schwerin, im Januar 1866.
I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.
Durch den verhängnißvollen Brand des Collegiengebäudes in Schwerin vom 1. December v. J. ward auch die Vollendnng des größten und folgenreichsten Unternehmens unsers Vereins, die Herausgabe des meklenburgischen Urkundenbuches, ernstlicher Gefahr ausgesetzt, da der größte Theil des vollendeten Manuscriptes im Archive aufbewahrt ward. Glücklicherweise ist es indeß gelungen, mit den Acten und Urkunden und sonstigen handschriftlichen Schätzen des Archivs auch dies Manuscript zu retten, und wird die Wiederherstellung der Ordnung desselben hoffentlich nicht allzu große Mühe und Arbeit kosten. Gleichwohl wird auch dies Unternehmen voraussichtlich in der nächsten Zeit, schon in Folge der vermehrten Amtsgeschäfte der Bearbeiter, mancherlei Störungen erleiden, so daß sich das bisherige durchaus regelmäßige und ungewöhnlich rasche Erscheinen der ersten 3 Bände des Werkes für die Zukunft noch nicht mit Sicherheit verbürgen läßt.
Die Ausgabe und Versendung des dritten Bandes war kurz vor dem Brande besorgt, so daß sich derselbe bereits in den Händen aller Abonnenten befand. Er umfaßt den Zeitraum von 1281-1296 und enthält 868 diesen 15 Jahren angehörige Urkunden (Nr. 1558-2425). Die Zahl der dem Texte einverleibten Holzschnitte beträgt 53, und bringt 6 Siegel geistlicher Collegien und Stiftungen, 11 Siegel meklenbur=
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gischer Fürsten der Linien zu Werle=Güstrow, Rostock und Parchim, 2 der Grafen von Schwerin, 9 meklenburgischer Städte und 25 Siegel von 14 meklenburgischen Rittergeschlechtern zur Anschauung. Im Uebrigen ist die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials, sowie die äußere Ausstattung des Werkes vollkommen dieselbe, wie in den früheren Bänden, so daß die Herausgeber die öffentliche Kritik, die sich bisher so überaus günstig über das Werk ausgesprochen hat, gewiß auch für diesen Band nicht zu scheuen brauchen.
Der Druck des vierten Bandes, dessen Manuscript glücklicher Weise nicht im Archive aufbewahrt ward, hat bis jetzt keine Unterbrechung erlitten, und ist bereits bis zum 25. Bogen fortgeschritten, auf welchem S. 188 die erste Abtheilumg incl. des Jahres 1300 mit Nr. 2652 abschließt, worauf dann die inzwischen aufgefundenen Nachträge folgen, denen sich demnächst die Register unmittelbar anschließen werden.
Die weitere Fortsetzung des Werkes nach Vollendung der ersten aus 4 Bänden bestehenden Abtheilung scheint nunmehr nach allen Seiten hin gesichert, nachdem auf dem letzten Landtage, wenigstens nach den Zeitungsberichten und sonstigen sicheren Privatnachrichten, die hohen Stände des Landes, dem Beispiele des hohen Ministerii folgend, die dem Unternehmen bisher gewährte Unterstützung auch noch für die nächstfolgenden 3 Jahre bewilligt haben. Eine officielle Mittheilung dieses Beschlusses ist uns jedoch noch nicht geworden. Das fast vollendete Manuscript dieser Abtheilung, welches, wie bemerkt, glücklich aus dem Brande des Archivs gerettet worden ist, hat noch kurz zuvor durch Nachforschungen in den Kirchen= und Lehn=Acten manche schätzenswerthe Bereicherung erfahren. An eine Fortsetzung solcher Forschungen ist nun freilich für die nächste Zeit kaum zu denken.
Für den nächsten Band der Jahrbücher sind folgende Beiträge des Herrn Archivrath Dr. Lisch eingesandt worden:
1) Ueber einen im Mergellager bei Roggow gefundenen menschlichen Rückenwirbel.
2) Ueber eine Fabrikstätte steinerner Geräthschaften der Vorzeit auf der Halbinsel Wittow.
3) Ueber 17 bei Lübtheen gefundene römische Münzen nach der Bestimmung des Herrn Archivraths Dr. Grotefend zu Hannover.
4) Beschreibung des Altars der Kirche zu Warnemünde.
5) Die Kirche zu Kavelstorf.
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Der Druck des von dem Herrn Pastor a. D. Ritter zu Friedrichshöhe bearbeiteten Registers über die ersten dreißig Bände unserer Jahrbücher hat bereits begonnen, so daß dasselbe hoffentlich im bevorstehenden Herbste mit dem nächsten Bande der Jahrbücher wird versandt werden können.
Im Auslande, namentlich in Frankreich und Belgien, herrscht reges Leben auf dem Gebiete der Alterthumskunde, hauptsächlich durch die Entdeckungen des Herrn Boucher de Perthes in Abbeville. Für den nächsten Sommer ist z. B. von Paris aus eine internationale Ausstellung von Alterthümern angekündigt und die Akademie der Alterthumskunde in Belgien hat eine allgemeine Versammlung der Freunde der Alterthumskunde Europa's in Antwerpen angeregt, wozu auch unser Verein durch das Antwerpener Comité zum 12. August 1866 eingeladen wird.
II. Verzeichniß der neuen Erwerbungen der Sammlungen des Vereins.
A. Die Alterthumssammlung.
1. Aus der Steinzeit.Ein Keil aus Feuerstein, gefunden zu Kahlenberg bei Wismar beim Ziehen eines Grabens; Scherben eines thönernen Gefäßes, gefunden in einem Torfmoor neben Pfahlholz und anderen Alterthümern, vielleicht zu einem Pfahlbau gehörig. Geschenkt von Herrn Fratzscher auf Kahlenberg.
Ein spanförmiges, vierseitiges Messer aus chalcedonartigem, durchscheinendem Feuerstein, 4" lang, stark abgenutzt; ein kleineres spanförmiges Feuerstein - Messer; ein Bruchstück einer Reibkugel; ein Bruchstück von einem durchbohrten Stein; ein Wetzstein aus Kalkschiefer; gefunden in dem Moder aus dem in den Jahrbüchern oft besprochenen Moderlager zu Friedrichshöhe bei Rostock, geschenkt von dem Herrn Pastor a. D. Ritter daselbst.
Ein Keil aus hellgrauem Feuerstein; ein roh zum Keile vorbereiteter Feuersteinblock; das Beilende einer Streitaxt aus Sandstein, in der Mitte quer durchbrochen; gefunden im Fürstenthum Ratzeburg, geschenkt von dem Herrn Sergeanten Büsch in Wismar.
Ein unregelmäßiges, einige Zoll großes Bruchstück eines durchbohrten, im Bohrloche durchbrochenen Steines aus silberfarbigem Glimmerschiefer, reichlich mit kleinen, im Bohr=
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loche glatt geschliffenen Granaten vermengt (Formation Herjedalen in Schweden); gefunden auf dem Felde bei Pinnow, geschenkt von dem Herrn Präpositus Dr. Schenk daselbst.
Eine Sammlung von 85 Stücken zerbrochener oder unfertiger Feuersteingeräthe, gefunden zu Bischofsdorf auf der Südspitze der Halbinsel Wittow der Insel Rügen, augenscheinlich auf einer Fabrikstätte, durch den Herrn Inspector Fabricius daselbst Herrn Mann in Wismar überlassen, demnächst aber von dem Herrn Sergeanten Büsch daselbst eingetauscht und dem Vereine übergeben. Diese mehrfach interessanten Alterthümer werden demnächst in den Jahrbüchern eine genauere Beschreibung finden.
2. Aus der Bronzezeit.
Ein Meißel aus Bronze, hohl gegossen, stark von hellgrünem Roste oxydirt; gefunden zu Hohen=Viecheln bei Kleinen, geschenkt vom Herrn Sergeanten Büsch in Wismar.
3. Aus der Eisenzeit.
Zwei Spindelsteine aus Thon; gefunden zu Klüschendorf bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar.
4. Aus dem christlichen Mittelalter.
Eine Capitäl=Verzierung aus Eichenholz, eine architectonische Schnecke mit einem grotesken Menschengesicht darstellend; eine Christus=Figur, sitzend und segnend, aus Eichenholz, angeblich aus einer Landkirche in der Gegend von Gadebusch stammend; eine kleine hölzerne Figur, einen knieenden und betenden Mann in der Tracht des 16. Jahrhunderts darstellend, ohne Zweifel von einem Epitaphium dieser Zeit; ein bronzener Eckbeschlag von einem Bücherdeckel, aus dem 15. Jahrhundert, aus dem Fürstenthum Ratzeburg stammend; ein grün glasurter Reliefziegel mit der Darstellung eines Lindwurms (Adlerkopf und Schlangenleib), gefunden beim Abbruch des früheren Musikdirectorhauses an der Marienkirche zu Wismar; zwei kleine ovale Glasgemälde aus dem 17. Jahrhundert, das eine mit der Darstellung vom reichen Manne, das andere mit einem Schiffe; eine steinerne Kanonenkugel. Geschenke des Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar.
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Ein Bronze=Buckel von einem Pferdegeschirr mit der Reliefdarstellung eines Gefechtes, aus dem 16. Jahrhundert; gefunden auf dem Pfarracker zu Levin und geschenkt von dem Herrn Inspector Danneel daselbst.
Ein eiserner Schlüssel mit ovalem Griff und einem zurückgebogenen Doppelhaken statt des Bartes; geschenkt von dem Herrn Ingenieur Brüssow zu Schwerin.
Eine steinerne Kanonenkugel, 2 1/2" im Durchmesser; gefunden auf dem neuen Exercierplatze in Schwerin, geschenkt von dem Herrn Militair=Baumeister Wachenhusen daselbst.
B. Die Münzsammlung.
Eine Sammlung von 17 römischen Kupfermünzen; gefunden in der Gegend von Lübtheen, eingehandelt von dem Handlungsgehülfen Herrn Weil daselbst und demnächst durch Vermittlung des Herrn Kaufmanns Wüstney aus Wismar zu Hamburg für den Verein erworben. Die Sammlung wird demnächst nach der Bestimmung der Münzen durch Herrn Archivrath Dr. Grotefend zu Hannover eine weitere Besprechung in den Jahrbüchern finden.
Eine vergoldete Silbermünze von Ferdinand und Isabella von Spanien o. J. (1500); gefunden im Züsower Holze, A. Neukloster, geschenkt durch Vermittlung des Herrn Kammer=Commissairs Peltz zu Schwerin von dem Herrn Kammer=Ingenieur v. Hafften zu Bützow.
Ein Rostocker Silber=Dreiling vom J. (1695), gefunden bei Schwerin, geschenkt von dem Herrn Militair=Baumeister Wachenhusen daselbst.
Ein schwedisches Zehn=Oer=Stück aus Silber, 1859, und ein dänisches Zwei=Schillings=Stück aus Kupfer, 1810; geschenkt von dem Herrn Grafen G. v. Bernstorff zu Neubukow.
Ein kurcölnisches Viergroschen=Stück, 1763, und ein dänisches Zweischillings=Stück, 1644; geschenkt von dem Herrn Fratzscher auf Kahlenberg.
Eine Silber=Medaille des Herzogs Friedrich III. von Sachsen=Gotha vom J. 1755 auf den Religionsfrieden zu Augsburg.
Ein schleswig=holsteinisches Dütchen, 1697, ein preußisches Vierschillings=Stück, 1707, ein hildesheimischer Pfenning, 1724, und ein dänischer Schilling aus dem 18. Jahrhundert; gefunden bei Kleefeld, für den Verein erkauft.
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Drei Abdrücke von Münzstempeln der Stadt Greifswald; geschenkt von dem Herrn Privatdocenten Dr. Pyl daselbst.
C. Die Bildersammlung.
Die Zeichnung eines Leichensteins des Werner Rüze († 1342), jetzt Altarplatte in der Kirche zu Kavelstorf; geschenkt von dem Herrn Cantor Hill daselbst.
D. Die Siegelsammlung.
Abdrücke von 6 alten Siegeln der Stadt Quedlinburg; Geschenk des Herrn Bürgermeisters Brecht zu Quedlinburg.
Abdrücke von den im Archive zu Hannover aufbewahrten alten Originalstempeln von 9 Siegeln der Edlen Herren von Plesse; Geschenk des Herrn Archivraths Dr. Grotefend zu Hannover.
E. Die Bibliothek.
I. Amerika.
II. Frankreich.
III. Belgien.
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IV. Russische Ostsee=Provinzen.
V. Dänemark.
VI. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
VII. Oesterreich.
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VIII. Bayern und Württemberg.
IX. Nassau und Hessen.
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X. Sachsen und Hannover.
XI. Brandenburg und Pommern.
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XII. Schleswig, Holstein und Lauenburg.
XIII. Hamburg.
XIV. Meklenburgica.
F. Die Urkundensammlung.
Abschrift von 3 Original=Ablaßbriefen der Kirche zu Jabel bei Malchow, deren einer vom Jahre 1346, die beiden anderen vom Jahre 1500 datirt sind. Geschenk des Herrn Literaten Fromm zu Schwerin.
G. Die Naturhistorische Sammlung.
Ein Menschenschädel, dem die Gesichtsknochen fehlen, mit stark nach hinten herausgedrängtem Hinterhauptsbein; gefunden vor längerer Zeit bei Parchim, geschenkt von dem Herrn Landschaftsmaler Jacobson zu Schwerin.
Eine Elenschaufel; gefunden in einem Moore bei Kleefeld, geschenkt von dem Herrn Oeconomen Putzcky.
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III. Die Matrikel des Vereins.
Die Veränderungen in der Matrikel des Vereins sind leider auch in diesem Quartale sehr bedeutend gewesen. Am 28. November 1865 starb in seinem 72. Lebensjahre der Archivar Dr. Johann Martin Lappenberg zu Hamburg, seit der Stiftung unsers Vereins vom 5. October 1835 correspondirendes Mitglied desselben, und am 28. October 1864, auf Veranlassung der 25jährigen Jubelfeier des von ihm gegründeten und geleiteten Vereins für Hamburgische Geschichte, zum Ehrenmitgliede ernannt. Seinen europäischen Ruf als kritischer Geschichtsforscher begründete der Verstorbene durch seine Geschichte Englands. Später widmete er seine Kräfte hauptsächlich der Geschichte Norddeutschlands, um die er sich namentlich, nachdem er das verloren geglaubte Archiv des Hamburger Domcapitels wieder aufgefunden hatte, durch seine Fortsetzung der urkundlichen Geschichte des Ursprungs der deutschen Hanse von Sartorius, und die Herausgabe des Hamburger Urkundenbuchs große Verdienste erwarb. Zu unserem Vereine und dessen erstem Secretair, Archivrath Dr. Lisch, stand er besonders als Vorsteher des verwandten Nachbar=Vereins bis zum Ende seines Lebens in einem sehr intimen Verhältnisse, weshalb sein Tod für uns ein herber Verlust ist.
Von den correspondirenden Mitgliedern des Vereins starb am 18. October 1865 der Dr. v. Hagenow in Greifswald, der als unermüdlicher Alterthumsforscher Rügens und Pommerns mit unserm Vereine, dem er seit dem 25. Mai 1836 angehörte, von Anfang an in lebhaftem Verkehre stand. Obwohl in den letzten Jahren völlig erblindet, setzte er seine Nachforschungen bis zu seinem Tode rüstig fort, und hatte noch im vorigen Jahre, durch die Entdeckung von Pfahlbauten in Meklenburg lebhaft angeregt, das Glück, in der Nähe von Greifswald ähnliche Entdeckungen zu machen.
Auch von unsern ordentlichen Mitgliedern sind wiederum drei durch den Tod ausgeschieden: der Gymnasial=Director Prof. Dr. Crain zu Wismar, Mitglied seit dem 19. November 1835, starb am 19. October 1865; der Advocat Diederichs zu Güstrow, Mitglied seit dem 30. Mai 1835, starb am 31. October 1865, und der Landdrost a. D. Drechsler zu Schwerin, früher zu Lübz, Mitglied seit dem 16. October 1842, starb 80 Jahre alt am 12. November 1865. Außerdem ist der Herr Pastor Dr. Danneil zu Niedern=Dodeleben im Magdeburgischen, auf Veranlassung der Gründung eines Vereins für Erforschung der Geschichte des
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Erzstiftes Magdeburg, ausgetreten. - Beigetreten sind dem Vereine als neue ordentliche Mitglieder: Herr Architect Luckow in Schwerin, Herr Graf G. v. Bernstorff zu Neubukow, Herr Stadtsyndicus Pohle in Schwerin und Herr v. Oertzen auf Roggow.
Zu den correspondirenden Vereinen sind hinzugekommen: der Verein für Landeskunde in Nieder=Oesterreich in Wien, und der Verein für Geschichte des Niederrheins zu Cöln.
W. G. Beyer,
Dr., Archivar,
als zweiter Secretair des Vereins.