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Rennthierhorn von Wakendorf.
Der Herr von Oertzen auf Roggow besitzt zu dem Hauptgute Roggow außer andern Pertinenzen auch das Gut Wakendorf bei Neu=Bukow, im Kirchspiel Mulsow, als Pertinenz. Hier ist im Jahre 1792 ein See abgelassen worden; die Fläche heißt noch jetzt der Oberteich und gehört zu den Feldmarken von Wakendorf, Kirch=Mulsow und Wendisch=Mulsow. Dieser sogenannte Oberteich enthält, namentlich an den östlichen und südöstlichen Rändern werthvolle Torfmoore. Die Torfschicht liegt nicht sehr tief, jedoch ungefähr gegen 7 Fuß stark, und besteht meist aus Baumstämmen. Unter diesem Torfmoor, am Rande desselben, liegt eine 7 bis 8 Fuß mächtige weiße Thonschicht, welche auf der Ziegelei, welche der Herr von Oertzen vorherrschend für rothe Steine besitzt, durchaus weiße und sehr harte Ziegel liefert, aus denen z. B. ein großer Theil der neuen Seminar=Gebäude zu Neukloster gebauet ist. Unter dieser Thonschicht, ungefähr 16 Fuß tief unter der jetzigen Moorfläche, über welcher früher noch der See stand, ward im Herbst 1865 ein schönes, großes Rennthierhorn gefunden, jetzt hart und fest, und wie man zu sagen pflegt, halb versteinert, oben von weiß=grauer Farbe; auf der untern Fläche ist es schwärzlich und wird mit derselben auf einem andern Erdlager gelegen haben. Es war beim Auffinden vollständig, aber so weich, daß die Ziegler es mit dem hölzernen Thonspaten mehrere Male durchstachen, ohne es zu merken. Es ward aber, noch jetzt wohl erhalten, die Stange von der Rose an 1 l/2 Fuß lang mit der kurzen, 2 1/2 Zoll langen Augensprosse und dem Eissprießel von 1 1/2 Fuß Länge, gerettet und von dem Herrn v. Oertzen mit den vorstehenden Nachrichten dem Vereine geschenkt. Der Herr v. Oertzen versichert als Jagdkundiger, daß das Horn nicht von einem lebenden Thier "abgeworfen", sondern durch Gewalt von dem Schädel abgebrochen ist. Das Horn gleicht ganz dem von Güstrow, welches unter fast gleichen Verhältnissen eben so tief unter verschiedenen Schichten von Torf, Sand und Wiesenkalk auf einem Lager von Ziegelerde gefunden ward (vgl. Jahrb. XXVI., S. 298).
Das Horn ist ohne Zweifel sehr alt. Aber ich bezweifle, daß es noch dem Diluvium angehört. Das Horn selbst ist noch hart geworden und fest, während die antediluvianischen Knochen, z. B. von Abbeville, völlig poröse und leicht sind. Ich muß es vielmehr der von mir sogenannten "ersten postdiluvialen Periode" zuschreiben (vgl. oben S. 116),
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während welcher die noch nicht ganz fest gewordene Erdrinde noch in der Fortbildung begriffen war. Das Rennthier ist allerdings so früh versunken, daß nach dem Versinken noch mächtige Erdschichten über dasselbe herabgesunken und geschwemmt sind, wie in dem Moor bei Güstrow.
G. C. F. Lisch