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XXVI. 2.
des
Vereins für meklenburgische Geschichte
und
Alterthumskunde.
Schwerin, den 7. Januar 1861.
D as neueste Blatt in der Personal=Chronik unsers Vereins ist wiederum reich an Ereignissen. Zunächst schließt sich an den früheren Bericht über den Thronwechsel in Strelitz die erfreuliche Nachricht, daß Se. Königliche Hoheit der jetzt regierende Großherzog Friedrich Wilhelm mittelst eines huldvollen Schreibens vom 10. October v. J. gnädigst geruht haben, das von AllerhöchstSeinem hochseligen Vater 25 Jahre hindurch geführte Protectorat unsers Vereins wieder zu übernehmen. Aber kaum war ein Monat verstrichen, als auch der Nachfolger des hochseligen Großherzogs Georg in dem Seniorate der deutschen Fürsten, Se. Durchlaucht der regierende Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg=Lippe, von seiner 53jährigen Regierung am 21. Novbr. v. J. durch den Tod abberufen, und dadurch auch unser Verein, dem der hochselige Fürst seit dem 12. Juli 1836 als hoher Beförderer angehörte, aufs Neue in Trauer versetzt ward. - Ihm folgte am 2. Jan. d. J. nach langen Leiden Se. Maj. der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, den das ganze deutsche Vaterland seit einem halben Jahrhundert als den treuesten Beförderer deutscher Wissenschaft verehrte, und der seit Ostern 1857 unserm Vereine auch formell in gleicher Eigenschaft angehörte. Beide hohe Entschlafene, die wir fast als Glieder unserer engeren Heimath betrachten durften, jenen als einen der größten Gutsbesitzer des Landes, diesen wegen der vielfachen Bande des Blutes, wodurch er unserm eigenen hohen Fürstenhause so eng verbunden war, haben un=
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serm Vereine ihr lebhaftes Interesse namentlich durch mehrmaligen persönlichen Besuch unserer Sammlungen und Werthvolle Geschenke für die Bibliothek durch die That bewiesen.
Auch unter den correspondirenden Mitgliedern des Vereins ward ein in ganz Deutschland geachteter Gelehrte und deutscher Patriot, und unser specieller Landsmann durch den Tod abberufen: Friedrich Christoph Dahlmann, geb. zu Wismar am 14. Mai 1784, Prof. der Geschichte zu Kiel, dann zu Göttingen, das er 1837 als einer der "Sieben" verließ und nach Jena übersiedelte, 1848 als Königlich Preußischer Vertrauensmann nach Frankfurt gesandt, wo er später eines der einflußreichsten Mitglieder der Nationalversammlung ward, starb als Professor zu Bonn am 5. December 1860. - Statt seiner hat der Ausschuß des Vereins in seiner heutigen Sitzung den Herrn Prof. Morlot zu Lausanne wiederum zu unserm correspondirenden Mitgliede eingeladen. Dieser Gelehrte, mit dem unser erste Secretair, Herr Archivrath Dr. Lisch, schon vor längerer Zeit in schriftlichen und neuerdings auch in persönlichen Verkehr getreten ist, ist gegenwärtig anerkannt der bedeutendste Alterthumsforscher der Schweiz, welcher im nächsten Jahre auch Norddeutschland, namentlich Schwerin, zu besuchen beabsichtigt, und von dessen Eifer und Scharfsinn bedeutende Resultate für untere Wissenschaft zu erwarten sind.
Aus dem Kreise unserer ordentlichen Mitglieder endlich schied der ehemalige Domprediger hieselbst, Pastor Albrecht Bartsch, Mitstifter des Vereins und vieljähriger zweiter Secretair desselben. Er starb, nachdem seine geistige Thätigkeit schon vor Jahren gelähmt war, zu Warin am 15. Novbr. 1860. Ihm war schon am 11. desselben Monats der Postcommissair David Krüger in Hamburg, aus einer geachteten Familie Meklenburgs, vorangegangen, und am 27. Decbr. folgte ihm der Hofmaler Lenthe hieselbst, ein hochgeschätzter vaterländischer Künstler, der seit dem 27. August 1837 zu unsern Mitgliedern zählte. Außerdem ist der Herr Criminal=Director Bolte zu Bützow in Folge früherer Kündigung mit dem Beginne des neuen Jahres ausgetreten. - Als neue Mitglieder beigetreten sind dem Vereine die Herren Geh. Regierungsrath v. Kröcher zu Berlin, Graf Friedrich v. Zepelin auf Aschhausen bei Schönthal in Würtemberg und Ludwig Hänselmann, Cand. phil. zu Braunschweig.
Das folgende Verzeichniß der neuen Erwerbungen für unsere Sammlungen umfaßt wiederum alle Abtheilungen derselben, namentlich also nach hergebrachter Ordnung:
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I. Die Alterthumssammlung.
A. Aus der Steinzeit.
1) Von dem Herrn Inspector Scheven zu Langhagen bei Serrahn: 1 große Streitaxt aus Hornblende, aus einer noch größern, welche im Schaftloche quer durchbrochen war, neu angefertigt und im Bohrloche noch nicht ganz vollendet.
2) Von dem Herrn Oberinspector v. Sprewitz zu Güstrow: 1 Keil aus Feuerstein, roh bearbeitet und nur an der Schneide geschliffen, gefunden bei dem Schlosse zu Güstrow.
3) Von dem Herrn Bauconducteur Daniel zu Schwerin: 1 Keil aus Feuerstein unbekannten Fundortes in Meklenburg.
4) Von dem Herrn Staatsminister a. D. v. Lützow Exc. auf Boddin: 1 Keil aus Hornblende, gef. zu Boddin bei Gnoien. - 1 Knopf aus Thonstein, 5/8" im Durchmesser, gef. zu Leistenow bei Demmin.
5) Von dem Herrn Kammer=Ingenieur K. Beyer zu Schwerin: 1 Pfeilspitze aus Feuerstein, gef. zu Laerz bei Mirow.
6) Von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow: 1 Pfeil= oder Dolchspitze aus braunem Feuerstein mit Schaftzunge, 4" lang und sehr schön gearbeitet, gef. zu Heiligenhagen bei Kröpelin von dem Holzwärter Herrn Neckel zu Satow.
7) Von dem Herrn Friedrich Seidel zu Bützow: 1 halbmondförmiges Messer aus Feuerstein, 2 Roll= oder Reibsteine aus feinkörnigem Granit, rundlich, mit mehren natürlichen Bruchflächen, 2 1/2" und 2" im Durchmesser, ein mit Feuersteingeräthen bearbeitetes Hirschhornende, alles gef. beim Torfstechen im Sandfeldbruch auf der Söhring bei Bützow.
8) Von dem Herrn Pastor a. D. Ritter zu Friedrichshöhe: 1 Reib= oder Rollstein, sichtbar viel gebraucht und geschliffen, gef. zu Friedrichshöhe bei Rostock.
9) Von dem Herrn Bürgermeister Hermes zu Röbel: die Stange eines Hirschgeweihes von der Rose bis zum ersten Ende, 2 Fuß lang und 2 1/2 Zoll dick, mit Spuren künstlicher Bearbeitung, gef. 6 Fuß tief in einem Torfmoore bei Röbel.
B. Aus der Bronzezeit.
1) Von dem Herrn Rector Dehn zu Brüel: 1 Schwertgriff mit einem Theile der Klinge aus Bronze, gef. auf der Stadtfeldmark von Sternberg. Der Griff, welcher vollständig gefunden ward, ist vom Finder zerbrochen und zur Hälfte weggeworfen.
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2) Von dem Herrn Friedrich Seidel zu Bützow: 1 Nadel aus Bronze, 3 3/4" lang, mit kleinem kegelförmigen Knopfe, unter denselben 1" lang geriefelt, gef. beim Torfstechen im Sandfeldbruch auf der Söhring bei Bützow.
3) Von dem Herrn Kammer=Ingenieur K. Beyer in Schwerin: ein kleines Gefäß aus Thon, völlig cylindrisch, mit ganz senkrechten Wänden, 3" in der Höhe und im Durchmesser, mit zwei kleinen Henkeln, gef. auf der Feldmark Laerz bei Mirow.
C . Aus der Eisenzeit.
1) Von dem Herrn Oberlehrer Dr. Wigger zu Schwerin: einige grünliche und weiße Glasperlen, zwei Bruchstücke von knöchernem Geräthe und einige Stücke braunen Räucherwerkes, wie es öfter in den Urnen der Eisenperiode gefunden wird (vergl. Jahrb. XXV, S. 256), von dem Herrn Apotheker Busch zu Bergen a. d. Dumme gefunden und für den Verein geschenkt.
2) Von dem Herrn Staatsminister a. D. v. Lützow Exc. auf Boddin: 1 Spindelstein aus Thon, überall mit eingegrabenen Punkten in sehr regelmäßiger Stellung verziert, gef. zu Boddin bei Gnoien am Rande eines Gehölzes.
D . Aus dem christlichen Mittelalter.
1) Von dem Herrn Staatsminister a. D. v. Lützow Exc. auf Boddin: 1 silberner, vergoldeter, durchbrochener und ciselirter, großer Fingerring, an den Seiten mit Aehren und Blumen, in der Mitte mit einem kleinen, erhaben gearbeiteten Medaillon, anscheinend die Anbetung Christi durch einen Engel darstellend, nach der Arbeit aus dem 16. Jahrhundert, bei einem Goldschmiede zu Gnoien für den Verein angekauft.
2) Von dem Herrn Apotheker Timm zu Malchin: 1 Löffel mit rundem Blatte aus Bronze mit Silber platirt, gef. im Hainholze bei Malchin zwischen den Wurzeln einer alten Buche.
3) Von dem Küster Herrn Bohn zu Demern: eine Schnippe, wie sie die Bauerfrauen in der Vogtei Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg bis gegen das vierte Viertel des 18. Jahrhunderts beim Abendmahl trugen.
II. Die Münzsammlung.
1) Von der Frau Kammer=Commissairin Peltz zu Schwerin: eine zinnerne Medaille auf den Frieden von Lüneville 1801.
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2) Von dem Herrn Architekten Stern zu Schwerin: 1 wismarscher Schilling von 1527.
3) Von dem Herrn Oberlehrer Dr. Wigger zu Schwerin: 1 braunschweigscher Silberbracteat.
4) Von dem Herrn Amtmann Blankenberg zu Schwaan: 1 Bronzemünze von Marocco von 18(5)0. Hs. 2 Dreiecke übereinander gelegt. Rs. Die Jahreszahl 12(?)8. Vergl. Grote's Bl. f. Münzkunde IV, 1844, S. 16 u. 251, Taf. XII, Nr. 281.
III.
Die Bildersammlung.
(Seit 24. April 1860.)
1. Portraits. Herzogin Sophie, Johann VII. Wittwe, geb. 1569, gest. 1634 zu Lübz. Nach einem dortigen Gemälde. Lith. 8. (Aus dem meklenburg. Volksbuche des Stifts Bethlehem. Jahrgang 1861.) Freiherr Peter Heinrich v. Stralendorf, Kaiser Leopolds Geheimerath, Reichs=Vice=Kanzler, aus dem Hause Goldebee=Preensberg, gest. 1637. Kpf. 4. (Aus einem Sammelwerke. Signatur im untern Plattenrande: 37. Geschenk des Hrn. Dr. Crull in Wismar.) Chr. Wilh. Schumacher, Amtmann zu Schwerin, geb. das. 1736. Kpf. Willck del. 1806. S. Halle sc. 8. J. Ch. Edler v. Quistorp, schwed. O.=Appellat.=Rath und Wismarscher Tribunals=Beisitzer, auch Prof. zu Rostock. (Lebt 1737 bis 1795.) Kpf. Andorff del. Bolt sc. 1793. 4. Alphons v. Boddien, Königl. Preuß. Major, Abgeordneter des Parlaments zu Frankfurt a. M. Lithogr. Gez. von F. Hickmann. Fol. Mit Facsim. Herm. Joach. Hahn, Diaconus an der H. Kreuzkirche zu Dresden, geb. 1679 zu Güstrow, Bruder des Pastors J. E. Hahn das., ermordet von einem Fanatiker 21. Mai 1726 zu Dresden. Kpf. C. A. Wortmann sc. 4. Matth. Chr. Sprengel, Geograph und Historiker, geb. zu Rostock 1746, gest. als Prof. zu Halle 1803. Silh. 8. Joh. Nicol. Tetens, geb. 1736, um 1762 Dir. des Pädagogiums zu Bützow, hernach Dän. Conferenzrath, gest. 1807. Kpf. Lahde del. Laurens sc. 8. H. F. Link, Botaniker, Mediciner ., geb. 1767, Prof. zu Rostock, Breslau, Berlin, gest. 1851. Kpf. von A. Tardien nach Krüger. 4. Ludw. Th. Kosegarten, Dichter, Pfarrer auf Rügen ., geb. 1758 zu Grevismühlen, gest. 1818. Kpf. Kyolström del. Bolt sc. 1800. 8. Th. Körner. Gem. von Emma K., gest. von F. Müller. 4. Dr. G. H. d. Schubert, Naturforscher, Philosoph, Prof. in München, Lehrer der Herzogin von Orleans, geb. 1780, gest. 1859. Kpf. Gez. von J. Rigal, gest. von P. Barfus. Fol.
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Mit Facsim. Antonio Rosetti, Componist, Capellmeister zu Ludwigslust. Lebt 1750-1792. Lithogr. von H. E. v. Wintter 1818. Fol. Fritz Reuter, Dichter. Stich und Druck von Weger in Leipzig. Gr. 4. (Nach einer Zeichnung von Th. Schlöpcke. Hinstorffscher Verlag.)
2. Alterthümer und Denkmäler. Urnen von Wotenitz und von Schwaan, in denen Schmucksachen gefunden sind. Handz. von B. Schmidt. 8. Siegel des Plebans Werner v. Axecow zu Ribnitz vom J. 1330. Handz. von J. Milde. 8. Grabplatte des Marschalls Ulrich Maltzan auf Grubenhagen und seiner Gemahlin Beate Vieregge, in der Kirche zu Grubenhagen, vom J. 1459. Gez. von C. Schumacher, lith. von Tiedemann. 8. Grabplatte des Marschalls Joachim Maltzan auf Osten, gest. 1565, in der Kirche zu Demmin. Gez. von C. Schumacher, lith. von Tiedemann. 8. (Aus der v. Maltzanschen Urkunden=Sammlung. Bd. III. IV. Geschenkt vom Hrn. Archivrath Lisch.) Grabplatte des Knappen Ludolf Hahn auf Basedow und seiner Gem. Oelgard, in der Klosterkirche zu Dargun, vom J. 1448. Gez. von C. Schumacher, lith. von Tiedemann. 8. Grabplatte des Ritters Ludolf Hahn auf Basedow und seiner Gem. Jutta, in der Klosterkirche zu Dargun, vom J. 1480. Gez. von C. Schumacher, lith. von Tiedemann. 8. (Aus der Geschichte des Geschlechts v. Hahn. Bd. II. Geschenk desselben.) Grabplatte des knappen Vicke v. Oertzen auf Wustrow und seiner Gem. Adelheid v. Stralendorf, in der Kirche zu Alt=Gaarz, vom J. 1465. Gez. von C. Schumacher, lith. von Tiedemann. 8. Grabplatte der Knappen Hermann und Sivert v. Oertzen auf Roggow, in der Klosterkirche zu Doberan, vom J. 1449. Gez. von C. Schumacher, lith. von Tiedemann. 8. (Aus der Geschichte des Geschlechts v. Oertzen. Bd. II. (Geschenk desselben.)
3. Architekturen und Prospecte. Das Sophienstift zu Lübz. Lith. 8. (Aus dem meklenburg. Volksbuche des Stifts Bethlehem. Jahrg. 1861.) Die Stadt Wismar von der Landseite. Lith. von C. Herold das. 4. Hinstorffs Verlag. (Geschenk des Hrn. Dr. Crull das.)
4. Lokale Ereignisse; Tableaux. Das Faschingfest der Künstler und Kunstfreunde zu Schwerin am 5. Febr. 1858. Gez. und lith. von Puschkin. Royal=Fol. Festgelag der Neu=Braunschweiger Progreß=Verbindung zu Göttingen im J. 1851. Lith. Royal=Fol. (Mit meklenburg. Portraits. - Geschenk des Hrn. Dr. Bärensprung hier.)
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Für die Abtheilung der Siegel sind mehrere Ueberdrucke und Handzeichnungen erworben. Im Johannis=Quartalberichte wird ein übersichtliches Verzeichniß dieser Abtheilung der Bildersammlung mitgetheilt werden.
IV. Die Bücher=Sammlung.
I. Sprach= und Münzkunde.
II. Ordensgeschichte.
III. Russische Ostsee=Provinzen.
IV. Dänemark und Schweden.
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V. Die Schweiz.
VI. Belgien und die Niederlande.
VII. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
VIII. Oesterreich.
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IX. Bayern und Würtemberg.
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X. Nassau, Frankfurt a. M. und Hessen.
XI. Sachsen und Thüringen.
XII. Schlesien und die Lausitz.
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XIII. Niedersachsen.
XIV. Lübeck.
XV. Meklenburgica.
XVI. Amerika.
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V. Die Urkunden= und Handschriften=Sammlung.
Vom Herrn Director Schmidt hieselbst ein Buch in Octav mit 100 Blättern, darauf 1) Landkarten der Länder der Erde und Wappen der Fürsten, Reichsstände und Städte mit kurzen geographischen Bemerkungen und Tabellen der Fürsten, "so biß annoch Regiert haben", darunter 1684 die früheste, 1725 die jüngste Zahlenangabe; 2) Tabellen aller Regenten bis um das J. 1724; 3) 173 Pläne und Abbildungen von Städten, Schlössern u. s. w., darunter Wahren am Müritz=See, Wallfisch in Mecklenburg an der Ost=See, Wismar, Dömitz in Wenden, Prezier In Meckelnburg, Rostock. 4) "Cronnalogische Lista" geistlicher und weltlicher Fürsten; 5) der Thirkreis, astronomische Bemerkungen, die Sternbilder; 6) "die Wapen der Alten außgestorbenen Häußer"; 7) Stammbäume; 8) verschiedene "Cronnal. Lista".
Diesem Inhalte entsprechend ist auf der ersten Seite eine Gruppe von 5 Personen, offenbar die Geographie, Heraldik, Genealogie, Astronomie und Baukunst darstellend, mit der Unterschrift: Trau, Schau, Wehm. Merk aber darbey, das keiner Jn der Weld, ohn Tadel lebet frey.
Die Bilder u. s. w. sind sauber in Wasserfarben ausgeführt.
VI. Die naturhistorische Sammlung.
1) Von dem Herrn Friedrich Seidel zu Bützow: 1 Bruchstück von einem dünnen Rennthiergeweih, gef. im Torfmoore auf dem Sandfeldbruch bei Bützow.
2) Von dem Gutsbesitzer Herrn Voß auf Ankershagen: 2 nicht zusammengehörige Geweihschaufeln, Kinnladen und viele Knochenbruchtheile zweier Elenthiere und ein sehr altes und starkes, zerbrochenes Hirschgeweih, gefunden in zwei verschiedenen Modergruben auf der Feldmark Ankershagen, in einer Tiefe von ungefähr 10 Fuß. Zwei andere in denselben Löchern gefundene, ganz ähnliche Kinnbackenknochen, wahrscheinlich denselben hier im Sumpfe versunkenen Thieren angehörig, hatte Herr Voß, bevor der Verein Kenntniß von dem Funde erhielt, bereits an das Museum in Berlin eingesandt.
3) Von dem Herrn Oberforstrath Passow zu Schwerin: 1 Hirschhorn von einem Spießer (mit einem einzigen kurzen Ende), welches in entfernten Zeiten als Werkzeug benutzt gewesen zu sein scheint, mit Eisenocker überzogen, in einer Mergelgrube zu Camin bei Lage gefunden.
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4) Von dem Herrn Oberinspector v. Sprewitz zu Güstrow: eine versteinerte Auster, vollständig und sehr wohl erhalten, gef. bei dem Schlosse daselbst 6-7 Fuß tief in der Ziegelerde unter einer mehre Fuß dicken Torfschicht.
Die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins wird bereits vorzugsweise durch die Vorbereitungen zu dem meklenburgischen Urkundenwerke, dessen Herausgabe nun völlig gesichert ist und das künftig unsere Hauptaufgabe sein wird, in Anspruch genommen. Durch ein allerhöchstes Rescript d. d. Schwerin den 1. Nov. 1860 ist nämlich dem Vereine in Folge unserer unterthänigsten Gesuche vom 10. Sept. und 26. Oct. desselben Jahres "zur Bearbeitung eines herauszugebenden meklenburgischen Urkundenbuches eine jährliche Beihülfe von 700 Thlrn. auf fünf Jahre" allergnädigst bewilligt, und die Vertheilung dieser Subvention an die zu bestellenden Mitarbeiter in Gemäßheit der solcherhalb vorläufig gemachten Vorschläge dem Ausschuß des Vereines überlassen worden, mit dem Anfügen, sowohl darüber, so wie über den Anfang und demnächstigen Fortgang der Arbeiten unter Nachweisung der gemachten Verwendungen nach Ablauf eines jeden Jahres an das hohe Ministerium des Innern Bericht zu erstatten. Eine gleiche Unterstützung unter denselben Bedingungen ist demnächst am 24. desselben Monats von den in Malchin versammelten hochansehnlichen Ständen des Landes zunächst zur Bestreitung der Druckkosten mit gewohnter Liberalität bewilligt. Von Seiten der allerhöchsten Landes=Regierung zu Neu=Strelitz fehlt zwar noch die definitive Entscheidung auf den letzten unterthänigsten Vortrag der zum Betrieb dieser Angelegenheit niedergesetzten Commission; indeß ist doch bereits in dem früheren allerhöchsten Rescripte vom 18. Sept. 1860 die Bereitwilligkeit der hohen Regierung ausgesprochen, unserem Antrage auf unentgeltliche Mittheilung der den dortigen Landesantheil betreffenden Urkunden zu entsprechen, wenn wir diese Urkunden zuvor näher bezeichnet haben würden, weßhalb wir zu hoffen wagen, daß unser in Folge dessen gestelltes Gesuch, einen dortigen Gelehrten mit der Erforschung und Bearbeitung des betreffenden Urkunden=Materials für das Großherzogthum Meklenburg=Strelitz gnädigst zu beauftragen, nicht unerhört bleiben werde.
Bei dieser Sachlage hat der Ausschuß des Vereines unter Vorbehalt allerhöchster Genehmigung die Bearbeitung und Herausgabe des Werkes einer aus unserer Mitte niedergesetzten Wissenschaftlichen Commission übertragen, welche aus dem Herrn
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Archivrath Dr. Lisch als Dirigenten, dem Herrn Oberlehrer Dr. Wigger als Redacteur für Meklenburg=Schwerin, dem Herrn Ministerial=Registrator Dr. Wedemeier als Mitarbeiter und Cassenführer und Herrn Archivschreiber Jahr als Hülfsarbeiter besteht, und welcher eventualiter ein zweiter Redacteur für Meklenburg=Strelitz beizuordnen sein würde. Als freiwillige außerordentliche Mitarbeiter haben sich der Commission außerdem der Herr Pastor Masch zu Demern für die Urkunden der Stadt Gadebusch, Herr Dr. Friederich Crull zu Wismar für Wismar und der Unterzeichnete für die Urkunden der Stadt Parchim angeschlossen. Die obere Leitung und Überwachung des ganzen Unternehmens bleibt dagegen dem Ausschuß des Vereines vorbehalten, welcher zu dem Zwecke für jetzt 3 Mitglieder, Herrn Archivrath Dr. Lisch, Herrn Revisionsrath Haase und den Unterzeichneten aus seiner Mitte deputirt hat. Nach Feststellung dieser Ordnung hat die Commission ihre Arbeiten denn bereits begonnen, so daß wir hoffen dürfen, diesen langgehegten und von Anfang an als Hauptziel des Vereins hingestellten Plan mit Gottes Hülfe in nicht allzuferner Zeit glücklich hinausgeführt zu sehen.
Für die Jahrbücher des Vereins sind zur Zeit nur einige kleinere Abhandlungen eingereicht worden, namentlich
1) von dem Herrn Archivrath Dr. Lisch: über eine hetrurische Urne mit dem heiligen Hakenkreuze in München; - über die Kirche zu Neu=Kalen; - über das Wappen der v. Stralendorf; - über ein bei dem Schlosse zu Güstrow gefundenes, von dem Hrn. Ober=Inspector v. Sprewitz an das Großherzogliche Antiquarium eingesandtes vollständiges Rennthiergeweih. - Ferner
2) von dem Herrn C. D. W.: über die Kirche zu Moisall und über die Kirche zu Hornstorf. - Der Druck des 26. Jahrganges unserer Vereinsschriften, des ersten in dem zweiten Viertel=Jahrhundert, hat übrigens bereits im vorigen Jahre begonnen.
Als neuer literarischer Erscheinungen auf unserm Gebiete ist hier noch zweier Werke zu gedenken. Das erste der Zeit und dem Umfange der Erscheinung nach ist das Album für meklenburgische Burgen und Schlösser, herausgegeben von Hrn. Dr. Wedemeier unter Beirath des Hrn. Archivraths Dr. Lisch, dessen erstes Heft mit mehren Darstellungen des Schlosses zu Schwerin und des Landsitzes auf dem Rittergute Hoppenrade, im Beginn dieses Quartales ausgegeben, und dessen Werth bereits von Sr. Königl.
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Hoheit dem Großherzoge durch ein huldvolles Geschenk an den Herausgeber anerkannt ist. Das Werk gehört in sofern auch zur historischen Literatur, als der Text, welcher kurze in populärer Darstellung gehaltene Nachrichten über die in schönen Steindrucken veranschaulichten Gebäude und deren Bewohner enthält, auf selbstständiger Quellenforschung beruht. Das Unternehmen verdient daher jedenfalls auch an dieser Stelle wenigstens eine kurze empfehlende Anzeige. - Die zweite Erscheinung ist der Abriß der meklenburgischen Geschichte von der ältesten bis auf die neueste Zeit, von Fr. W., dessen bis zu Heinrich dem Pilger reichender Anfang in der 12. Lieferung der in der Hinstorffschen Hofbuchhandlung erscheinenden und weit verbreiteten meklenburgischen Vaterlandskunde so eben ausgegeben ist. Auch diese Arbeit ist nach dem Zwecke des Hauptwerkes für ein größeres gemischtes Publikum bestimmt, und wird, so weit sich nach diesem Anfange ein Urtheil fällen läßt, nach Form und Inhalt ihrem Zwecke entsprechen.
Das inzwischen ausgegebene neueste Heft des Correspondenz=Blattes von October bis December bringt die Protocolle der am 18.-21. Sept. 1860 zu München gehaltenen Generalversammlung des Gesammtvereins, worüber schon das vorige Blatt dieses Berichtes eine kurze Anzeige nach der mündlichen Mittheilung unsers ersten Secretairs, Herrn Archivraths Dr. Lisch, enthielt. Da in dieser besonders von süddeutschen Gelehrten recht zahlreich besuchten Versammlung, - deren antiquarische Section merkwürdiger Weise von zwei Meklenburgern geleitet ward, von Herrn Archivrath Dr. Lisch als Vorsitzendem und Herrn Privatdocenten Dr. v. Lützow zu München als Protocollführer, - nichts vorgekommen ist, das Meklenburg speciell berührte, so kann ich hier, wie in den früheren Jahren, wiederum nur auf das gedachte Organ des Gesammtvereins selbst verweisen.
W. G. Beyer,
Dr., Archiv=Secretair,
als zweiter Secretair des Vereins.