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:
Die
durch
Grafen von Nordalbingien,
und
die Besitzungen des Klosters in Meklenburg,
von
G. C. F. Lisch.
B ekannt ist Reinbek in Holstein an der Bille, auf der Grenze von Lauenburg, drei Meilen vor Hamburg an der berlin=hamburger Eisenbahn, durch seine reizende Lage und als Vergnügungsort der Hamburger. Einst war dieser Ort ein Nonnenkloster, gestiftet für die Büßerinnen der Heil. Maria Magdalena, 1 ) später dem großen Cistercienser=Orden zugewandt. Ueber die Gründung dieses Klosters scheint bisher sehr wenig oder vielmehr gar nichts bekannt geworden zu sein. Die älteste Urkunde des Klosters, welche in der schleswig=holstein=lauenburgischen Urkundensammlung I, S. 467 flgd. gedruckt ist, ist vom 25. März 1229 datirt und bezeichnet das Kloster als ein schon bestehendes, und auch v. Westphalen (Mon. ined. IV, p. 3421, vgl. schlesw.=holst.=lauenb. Urkunden=Sammlung I, S. 467,) führt in dem Verzeichnisse der ihm bekannt gewordenen reinbeker Urkimden keine ältere auf.
Im Monat Juni 1859 machte ich in Kopenhagen eine Entdeckung, welche zu den wichtigern für die norddeutsche Ge=
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schichte gehört: ich fand nämlich im Privatbesitze neben mehreren andern sehr vermoderten Urkunden das Original einer Urkunde des Grafen Albert von Orlamünde, welches ich für den eigentlichen Stiftungsbrief des Klosters Reinbek 1 ) halte.
Der Graf Albert von Orlamünde, 2 ) ein Schwestersohn des weit herrschenden Königs Waldemar II. von Dänemark, ward von diesem im J. 1204 zum Statthalter von Nordalbingien oder der nordalbingischen Länder Dänemarks ernannt und führte als solcher auch den Titel eines Grafen von Holstein, Stormarn, Ratzeburg und Wagrien, einmal 1212 auch den Titel eines Grafen der Länder Ratzeburg, Holstein und Dassow (vgl. Jahrb. XIV, S. 193-196, und Leverkus Urkundenbuch des Bisthums Lübeck, I, S. 31). In dieser Stellung war der Graf eine sehr bedeutende Person in der Geschichte Norddeutschlands und ist auch für die Geschichte Meklenburgs nicht unbedeutend. Als der kühne Graf Heinrich I. von Schwerin im J. 1223 den Dänenkönig gefangen genommen hatte, ward der Graf Albert von den dänischen Reichsständen zum Reichsverweser von Dänemark ernannt und begann den Krieg gegen den Grafen von Schwerin und dessen Verbündeten, ward aber im Januar 1225 in der Schlacht bei Mölln geschlagen und gefangen genommen, bis die Schlacht von Bornhövd im J. 1227 die Macht der Dänen in den wendischen Ostseeländern auf immer brach.
Die in Kopenhagen aufgefundene Bewidmungsurkunde des Grafen Albert für das nachmalige Kloster Reinbek vom 12. Nov. 1224 ist eine der letzten Urkunden, welche von dem
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Grafen noch erhalten sind. Nach dieser Urkunde stand am 12. Nov. 1224 zu Hoibek eine "Kapelle der Heil. Maria Magdalena", bei welcher sich schon Diener oder Dienerinnen des Herrn gesammelt hatten; der Ort war von dem "Bruder Lüder" gegründet und bis dahin mit einer Hufe Landes von dem Grafen Albert bewidmet. Das aus dieser kleinen Stiftung hervorgegangene Kloster stand zuerst zu Hoibek, jetzt Mühlenbek genannt, Hof und Papiermühle bei dem Dorfe Ohe im Kirchspiel Steinbek, Amts Reinbek; später (1238) ward das Kloster nach Köthel im Amte Trittau verlegt und Reinbek genannt, endlich unter demselben Namen nach Hinschendorf dahin verlegt, wo noch jetzt der Ort Reinbek liegt (vgl. schlesw.=holst.=lauenb. Urk. I, Register unter den Namen Hoibeke, Reinbek, Cotle und Huncingenthorpe).
Zur Hebung und Kräftigung des Gottesdienstes in diesem neu gestifteten Kloster bei der Kapelle zu Hoibek schenkte der Graf Albert von Orlamünde am 12. Nov. 1224 demselben 1 ) zwei noch zu cultivirende Waldhufen in den Bergen von Schöningstedt an der Grenze von Stormarn, drei Hufen zwischen den Flüssen Hoibek und Lembek, die ganze Haide bis Bünebüttel, den Zehnten von zwei Hufen in Billwerder und den Zehnten von Oldenburg und Steinbek. Diese Urkunde ist ohne Zweifel die eigentliche Gründungsurkunde des Klosters Reinbek. 2 )
Diese Urkunde ist nicht allein durch den Aussteller und den Gegenstand eine merkwürdige Seltenheit, sondern auch durch das an derselben hangende Siegel des Grafen Albert von Orlamünde höchst beachtenswerth. Der Graf Albert führt in früheren Zeiten zwei verschiedene, zusammengehörende, große, runde Siegel von gleicher Größe, von denen das eine auf die Vorderseite, das andere auf die Rückseite gedruckt ist. Von diesen ältern Siegeln sind zwei Abbildungen bekannt gemacht. Das eine Exemplar dieses Doppelsiegels hängt an einer hamburger Urkunde vom Jahre 1212
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(Lappenberg's Hamburg. Urkundenbuch I, S. 342, Nr. 387) und ist zum Hamburgischen Urkundenbuche Taf. III, Nr. 11, in Abbildung mitgetheilt. Das zweite Exemplar ist von Löber (De burggraviis Orlamundanis, 1741, fol. 72 b.) zu einer Urkunde des Vaters des Grafen Albert, ohne Datum, abgebildet. Beide Exemplare dieses Doppelsiegels sind gleich. Das Vordersiegel zeigt den links gekehrten Grafen zu Roß mit Schild und Fahne; auf Schild und Fahne sind zwei Löwen oder Leoparden über einander dargestellt. Das Rücksiegel zeigt eine große Pflanze (Nesselpflanze(?), wie man sagt,), oben mit elf großen Blättern auf elf fächerförmig ausgebreiteten Stengeln und zu den leiten mit zwei mit großen Blättern besetzten Ranken, welche unten aus einem kurzen Stamme hervorwachsen, und auf dem Stamme und zwischen den Ranken und unter dem Stengelfächer einen mit Herren bestreueten Schilde auf welchem zwei Löwen oder Leoparden über einander stehen. Ob die beiden auf beiden Siegeln stehenden Thiere Löwen oder Leoparden sein sollen, läßt sich aus den Abbildungen nicht erkennen. Die Umschriften beider Siegel sind in beiden Exemplaren nicht vollständig, lassen sich aber aus beiden Exemplaren zur Vervollständigung ergänzen. Die Umschrift des Vordersiegels lautet:
Die Umschrift des Rücksiegels lautet:
Das an der reinbeker Urkunde vom 12. Nov. 1224 hangende Doppelsiegel, während welcher Zeit Albert von Orlamünde dänischer Reichsverweser war und der König Waldemar gefangen saß, ist aber ein anderes und nach dem an der datirten Urkunde von 1212 hangenden Siegel jünger, als die bisher bekannten Siegel. Ein zweites Exemplar dieses merkwürdigen Doppelsiegels hat in neuern Zeiten auch Leverkus in seinem Urkundenbuch des Bisthums Lübek, I, 1856, an einer zu Segeberg datirten Original=Urkunde des Grafen Albert vom 11. Jan. 1225 (vgl. Urkundenbuch S. 56, Nr. 52) entdeckt und für wichtig genug gehalten, dasselbe in ein er Abbildung dem Urkundenbuche beizugeben. Dieses Exemplar ist vollständiger als das an der reinbeker Urkunde hangende Exemplar, jedoch nicht klar und kunstgerecht genug wiedergegeben.
Das Vordersiegel zeigt ebenfalls den links gekehrten Grafen zu Roß mit Schild und Fahne; auf Schild und Fahne sind zwei Leoparden über einander dargestellt. Die Umschrift lautet,
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mit den in [ ] gesetzten Ergänzungen nach dem Exemplare im lübeker Urkundenbuche:
Aus den Zeichnungen läßt sich ein Unterschied
zwischen beiden Siegeln in dem Reiterbilde nicht
gut erkennen. Aber die beiden Siegel sind doch
sehr verschieden. Die Umschrift des altern
Siegels beginnt nach beiden Zeichnungen mit dem
voll ausgedrückten Namen
LB
RTVS, das vorliegende jüngere hat
LB
RT' DI (= Albertus dei [gratia]);
die Länderbezeichnungen auf beiden Siegeln sind
verschieden; die Umschrift des ältern
Vordersiegels schließt mit dem Namen STVR
RI
, des jüngern mit dem Namen
hOLTS
CI
. Außerdem sind die Buchstaben der
Umschrift auf dem jüngern Siegel viel kleiner,
als auf dem altern Siegel, und auf dem jüngern
Siegel läuft innerhalb des Inschriftrandes noch
ein eben so breiter (bei Leverkus nicht getreu
wiedergegebener) Verzierungsrand mit kleinen
Kreisen zwischen zwei Linien umher; dieser
Verzierungsrand ist auf den Abbildungen des
ältern Siegels nicht angegeben. Es leidet daher
keinen Zweifel, daß dieses Vordersiegel ein
neues Siegel ist, welches sich der Graf Albert
als Reichsverweser hatte stechen lassen.
Das jüngere Rücksiegel von 1224 und 1225 ist aber augenscheinlich ein ganz anderes, als das ältere, und sehr merkwürdig, da es mit Beziehung auf die Gefangenschaft des Königs und die Reichsverweserschaft des Grafen entworfen und einzig in seiner Art in der Sphragistik zu sein scheint. Dieses Rücksiegel hat folgende Beschaffenheit. In einem mit Herzen bestreueten Felde ist ein umgekehrter oder auf den Kopf gestellter großer Schild zu sehen, so daß die untere Spitze nach oben, gegen den Anfang der Umschrift gerichtet ist; auf dem Schilde stehen zwei Leoparden über einander, so daß diese, da der Schild umgekehrt ist, auf dem Kopfe zu stehen scheinen. Links neben dem umgekehrten Schilde ist ein großes, umgekehrtes Schwert (nach der Abbildung bei Leverkus) gegen die Spitze des Schildes gelehnt. Auf die Spitze des Schildes und des Schwertes ist ein rechts gekehrter Helm gesetzt. Auf dem Helm steht rechts gekehrt ein Leopard. Neben dem Schilde und Schwerte steht links gerade aufgerichtet eine große Fahne mit zwei rechts gekehrten Leoparden über einander, so daß die Fahnenstange fast das Kreuz im Anfange der Umschrift berührt. Die Umschrift lautet mit den ans der Abbildung bei Leverkus entnommenen, in [ ] gesetzten Ergänzungen
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Die auf diesen Siegeln so oft vorkommenden Wappenthiere scheinen sicher Leoparden zu sein, da mehrere derselben offenbar einen nach vorne (en face) gekehrten, dicken Kopf zeigen, gehend dargestellt sind und den auf den Rücken gelegten Schwanz mit dem Ende wieder zurück nach hinten biegen: Eigenthümlichkeiten des heraldischen Leoparden, welche man als Unterscheidungszeichen vom Löwen anzunehmen pflegt.
Dieses neue Siegel mit dem auf den Kopf gestellten Schilde und Schwerte (des Königs?) und der aufgerichteten Fahne und dem auf den Helm gestellten Leoparden scheint eine Anspielung an die Aufforderung zur Befreiung des gefangenen Königs zu sein, da Dänemark drei Leoparden in einem mit Herzen bestreueten Schilde hat. Beide Exemplare kommen nur während der Gefangenschaft des Königs Waldemar und der Statthalterschaft des Grafen Albert vor, am 12. Nov. 1224 und 11. Januar 1225, und beide Urkunden gehören zu den letzten Urkunden, welche der Graf Albert ausgestellt haben wird.
Das Kloster Reinbek hatte auch einige Beziehungen zu Meklenburg. Schon im Jahre 1241 hatte der reinbeker Propst Heinrich von den Brüdern Gottfried, Ritter, und Johann von Bülow und den Söhnen des Ritters Volrath von Rikligstorf die Güter in Rosenow bei Gadebusch, welche ein gewisser Thetmar von diesen zu Lehn besaß, nebst der dazu gehörenden Gerichtsbarkeit und zwei Ackern Dornland, 1 ) für 80 Mark gekauft und am 22. Juni 1241 verlieh der Fürst Johann I. der Theologe diese Güter und Gerechtigkeiten den Nonnen des grauen Ordens im Marien=Magdalenen=Kloster zu Reinbek, 2 ) nachdem die Verkäufer die Güter vor dem Fürsten aufgelassen hatten. Das Geschlecht der Rikligstorp oder Rixdorf, wie es später hieß, war ein ehemaliges holsteinsches adeliges Geschlecht. Um die Zeit der Stiftung des Klosters Reinbek kommt oft ein Ritter Lüder von Rikligstorp mit seinem Bruder Volrath vor, z. B. werden beide im J. 1221 beim Grafen Albert von Orlamünde genannt (vgl. Holstein. Urkundenbuch I, S. 192). Zuletzt kommt
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Volrath, neben seinem Bruder Lüder, im J. 1226 bei dem Grafen Adolph von Holstein vor (vgl. Holstein. Urk. Buch I, S. 199). Vielleicht war eine Schwester der Brüder von Bülow an Volrath von Rixdorf verheirathet gewesen, da seinachgelassenen Söhne Erbrechte an von bülowschen Gütern hatten. Es läßt sich auch vermuthen, daß der Stifter des Klosters Reinbek, welcher auch Lüder hieß, dem Geschlechte der von Rixdorf angehörte, da in diesem der Vorname Lüder vorkommt; jedoch werden um jene Zeit in jenen Gegenden mehrere thätige Geistliche mit demselben Vornamen genannt.
Das Kloster Reinbek behielt aber diese Besitzungen in Meklenburg nicht lange, da es dieselben wegen der weiten Entfernung vom Kloster und anderer Hemmungen nicht vortheilhaft genug benutzen konnte. Im J. 1297 hatte das Kloster diese Güter schon längst verkauft, sich jedoch das Eigenthums= und Verleihungsrecht vorbehalten. Am 13. Mai 1297 übertrug das Kloster Reinbek, schon damals Cistercienser=Ordens, das Eigenthums= und Verleihungsrecht der Besitzungen in Rosenow und Frauenmark auf Verwendung des lübeker Bürgers Johann Kruse, welcher dem Kloster Reinbek nützliche Dienste geleistet hatte, auf das meklenburgische Kloster Rehna, 1 ) im Bisthume Ratzeburg, welches sich ebenfalls der vollen Gunst der reichen Bürger der Stadt Lübek zu erfreuen hatte. - Ueber die Besitzungen des Klosters Reinbek in Frauenmark ist nichts weiter bekannt. Und hiermit hören die Verbindungen des Klosters Reinbek mit Meklenburg auf.
Dies Besitzungen des Klosters Reha in Rosenow werden mit den übrigen Besitzungen dieses Klosters daselbst verschmolzen worden sein. Uebrigens hatten noch andere geistliche Stiftungen Besitzungen in Rosenow. Das Hospital in Schwartow besaß die Bede von zwei Hufen in Rosenow, welche dasselbe im J. 1327 an das Hospital zum Heiligen Geist in Gadebusch verkaufte. 2 ) Im J. 1380 erhielt das Dom=Capitel zu Lübek auch "zwei Hufen in dem Dorfe Rosenow im Lande "Gadebusch."
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Nr. 1.
Der Graf Albert von Orlamünde und Holstein dotirt zuerst das von dem Bruder Lüder gestiftete, später nach Reinbek verlegte Marien-Magdalenen-Kloster bei der Kapelle zu Hoibek mit zwei Waldhufen an der Grenze von Stormarn gegen Schöningstedt, drei Hufen an dem Bache Hoibek, der Haide bis Bünebüttel, den Zehnten von zwei Hufen in Billwerder und den Zehnten von Oldenburg und Steinbek.
D. d. Bergedorf. 1224. Nov. 12.
Nach dem Originale im Privatbesitze zu Kopenhagen.
Albertus dei gratia comes Orlamunde et Holtsacie omnibus, ad quos [presens sc]riptum peruenerit, salutem in perpetuum. Quoniam ea, que fiunt, a memoriis h[om]inum per successus temporum [elabuntur, hu]manum genus sibi scripture remedium adinuenit, ut, si qua dubia de [i]is, que facta sunt, emerser[int, per litterarum t]estimonium eorum neritas elucescat. Nouerint igitur omnes pagine presentis inspectores, quod capelle beate [Ma]rie M[a]gd[al]ene in Hoibeke, ut in ea per successum temporis a domino deseruientibus ibidem congruencius diuina possint officia celebrari, [unum (?) m]ansum, quem in prima fundatione dicte capelle contuleramus eidem, adicientes duos mansos silue contulimus excolendos in term[in]is Stormarie in montibus uersus Sconigstede sitos, contulimus eidem tres [m]ansos ultra riuulum Hoibeke uersus aquilonem sitos et terminos circumiacentes usque in
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riuum, qui dicitur Lembeke, cultos pariter et
incultos, pratis, pascuis, aquis et lignis, cum
omni utilitate sua, deinde mericam integraliter
usque Bunebotle et decima[m] duorum mansorum in
Billenwerthere, cum omni iure maiore uel minore,
insuper decimam in Oldenburg et Stenbeke, et de
uoluntate nostra esse recognoscimus, seu per
fratrem Luderum eiusdem loci primum fundatorem
uel alios eius successores procedente tempore
quanto maiora poterunt in [i]am dicto loco
domino seruicia procurare. Ne autem, quod factum
est a nobis, ab aliquo uel eciam successo[re]
nostro quocumque ualeat irritari, presentem
paginam sigilli nostri appensione fecimus
roborari. Testes sunt: Cůno Raceburgensis
canonicus, Alhardus, Helpradus, Hamenburgenses
canonici, Bernardus pleb[anus] in Luneburg;
laici: Reinvridus de Scurlemer, Conradus de
Louenburg, Heinricus de Belendorp, Nibelungus
niger, Olricus de Munre et alii quam plures.
Data in Bergerthorp, anno incarnationis dominice
°. CC°. XXIIII, indictione XII,
pridie idus Nouembris, per manus notarii nostri Maroldi.
Nach dem Originale, auf Pergament, in einer sehr grossen, schönen, klaren, fetten Minuskel, in 16 Zeilen, im Privatbesitze zu Kopenhagen. Das Pergament ist stark vermodert, lückenhaft und in den Falten ganz zerrissen, so dass die drei Stücke nur noch am untern Rande zusammenhangen. Auf der Rückseite steht in fast gleichzeitiger Schrift die Registratur: Hoybeke. An einer Schnur von geflochtenen, grauen leinenen Fäden hängt ein mit bräunlichem Firniss überzogenes rundes Siegel aus ungeläutertem Wachs, welches noch gut zur Hälfte vorhanden ist. Das Siegel ist doppelt; beide Siegel sind gleich gross. Das Siegel der Vorderseite zeigt einen links hin sprengenden Reiter mit Schild und Fahne; auf dem Schilde und auf der Fahne stehen zwei Leoparden (mit Köpfen en face) über einander. Umschrift:
Das Rücksiegel hat ein mit Herzen bestreuetes Feld. In diesem steht umgekehrt (mit der untern Spitze nach oben) ein Schild mit zwei Leoparden übereinander; auf der Spitze des umgekehrten Schilds und einer Schwertspitze steht aufrecht ein Helm, auf welchem ein rechts gekehrter Leopard steht;
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neben Schild und Helm steht links gekehrt eine grosse Fahne mit zwei rechts gekehrten Leoparden über einander Umschrift:
Die Urkunde hat durch Moder viele Lücken erhalten, welche in dem vorstehenden Abdruck in [ ] durch Conjectur ergänzt sind. Ich bemerke zu dem Texte besonders Folgendes: die Worte: "si qua dubia" stehen in der Originalurkunde ganz klar; an der Stellen [unum m]ansum sind nur noch die Buchstaben . . . ansum mit Sicherheit zu lesen und für das Wort [unum] ist nur Baum für zwei Buchstaben (mit einer Abbreviatur?) vorhanden, man wird jedoch nur das Wort unum conjecturiren können; vor dem Worte "pratis" fehlt in dem Originale das Wort "cum", welches sonst gewöhnlich ist.
Der Name Nibelung oder Nivelung kommt noch öfter vor, z. B. allein im J. 1212 in Lappenbergs hamburger Urkundenbuch No. 387, S. 343, und mit einem Zusatzes "Neuelungus albus" im J. 1211 (vgl. Lappenberg a. a. O. S. 343, Not. 2). Daher ist in der Reinbeker Urkunde der Beisatz "niger" in dem Namen "Nibelungus niger" wohl ein appellatives Beiwort.
Nr. 2.
Der Fürst Johann von Meklenburg verleiht dem Marien-Magdalenen-Kloster zu Reinbek mehrere Güter und Gerechtigkeiten in dem Dorfe Rosenow bei Gadebusch, welche das Kloster von der Familie von Bülow gekauft hat.
D. d. Gadebusch. 1241. Jumi 22.
Nach dem Originale im grossherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin.
In nomine sancte et indiuidue trinitatis. Johannes dei gracia Magnopolensis dominus uniuersis hanc litteram inspecturis salutem in uero salutari. Quoniam statuta priorum cum tempore labente labuntur et exfacili ab hominum memoria recedunt, si scriptis non fuerint com-
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mendata, ideo siquidem ea que fecimus huic pagine
dignum duximus intitulari, et ne inposterum
nostra posteritas ausu temerario, que acta sunt,
infringere ualeat, sigilli nostri inpressione
eandem paginam fecimus roborari. Notum sit
igitnr tam presentibus qnam futuris, quod
dominus Godefridus de Bulowe una cum fratre suo
Johanne et pueri domini Wlradi de Rikeligestorpe
bona et iudicium et duos agros, quod dicitur
dorland, in Rosenowe, que Thetmarus ab ipsis
tenuit iure feodali, a domino Heinrico preposito
pro octoginta marcis comparata in manus nostras
libere resignauerunt. Nos itaque in hoc
contractu non solum piam domini prepositi
uoluntatem attendentes, uerum eciam diuinam
retribucionem exspectantes, eadem bona iam
prenominata integraliter cum iuidicio loco in
Reinebeke dominabus grisei ordinis ibidem deo
deseruientibus in honore beatissime Marie
virginis et Marie Magdalene in nostrorum
contulimus peccaminum remissionem. Vt igitur hec
donacio rata permaneat et inconuulsa et ad
maiorem confirmacionem testes subscripti
annotantur: dominus Godefridus de Bulowe,
dominus Godefridus de Britzekowe, dominus
Tessemer, dominus Voltzeke, Gerhardus
camerarius, Godefridus de Vlotowe. Datum in
Godebuz, anno gracie
Kal. Julii.
Nach dem Originale, auf Pergament, in einer weiten, grossen, schönen Minuskel, im grossherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin. An einer Schnur von rother und gelber Seide hängt des Fürsten Johann von Meklenburg bekanntes grosses Siegel mit dem Stierkopfe mit den Hauern; das Siegel ist verkehrt aufgedrückt, mit den Hörnern des Stierkopfes nach unten. Die Zeugen und das Datum, von: dominus Godefridus de Bulowe - bis - anno gracie, sind von einer andern Hand mit dunklerer Dinte nachgetragen; das Jahr und der Tag scheinen von einer dritten Hand, wenigstens schärfer und zierlicher, geschrieben zu sein.
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Nr. 3.
Das Kloster Reinbek überträgt das demselben zustehende Eigenthums- und Verleihungs-Recht über die Güter in Rosenow und Frauenmark auf das Kloster Rehna.
D. d. Reinbek. 1297. Mai 13.
Nach dem Originale im grossherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt-Archive zu Schwerin.
In nomine domini Amen. Omnibus, ad quos presens scriptum peruenerit, abbatissa, priorissa totusque conuentus ancillarum Christi monasterii Cisterciensis ordinis in Reinebeke salutem in omniium saluatore. Ad noticiam vniuersorumi, tam presencium, quam futurorum, cunpimus peruenire, quod quondam nobis habentibus bona quedam in villis Rosenowe scilicet et Vruwenmarke, ea dudum vendidimus, cum propter loci distanciam et alias inconueniencias eorum perfrui non possemus, sicut nostris vsibus expediret; fuit tamen nobis hactenus in hiis bonis proprietas et collacionis dominium, cum ea porrigenda fuerunt alicui, reseruatum. Est antem nunc dictorum bonorum medietas in cenobium sanctimonialium in Rene de nostro beneplacito translata; quare nos propter Deum et seruicia fructuosa, que vir honestus dominus Johannes Crispus burgensis Lubicensis nobis et nostro monasterio fideliter et vtiliter dinoscitur impendisse, recedimus ab omni iure, quod in hac medietate bonorum habuimus et habemus, ius proprietatis et dominium collacionis eorum ipsi monasterio Rene, quantum ad eorum medietatem, ut premisimus, resignantes et in hac medietate nichil iuris nobis de cetero reseruantes. Ad premissa nos omnes seniores et iuniores concorditer testes sumus, quare nos in testimonium omnium premissorum presens scriptum sigillo nostro duximus
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muniendum. Datum anno domini M° CC° nonagesimo septimo, in crastino dominice qua cantatur officium Cantate domino.
Auf Pergament in einer geläufigen Minuskel. Das Siegel, welches an roth und schwarz seidenen Fäden hing, ist abgefallen. Auf der Rückseite der Urkunde steht mit gleichzeitiger Schrift die Registratur: De Rosenowe.