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Der Altar der Kirche zu Bernit.

Die Kirche zu Bernit ist in den Jahrbüchern XXII, S. 314 - 317, schon gründlich beschrieben. Jedoch bedarf der Altar nach Vergleichung mit mehrern andern ähnlicher Art einer ausführlichern Darstellung. Der Altar zu Bernit ist ein einfacher Flügelaltar von ziemlich großer Ausdehnung und guter Arbeit. In der Mitteltafel stehen vier durchgehende große Figuren, in der Ansicht von der Linken zur Rechten:

1) Der H. Erasmus, ein Bischof, in einem schwarzen Grapen stehend, mit einer Winde in der linken Hand. Diese Figur muß der H. Erasmus sein, da sie als Bischof und mit der Winde dargestellt wird. Diese in Meklenburg häufige Darstellung ist aber dadurch ungewöhnlich, daß die Figur in einem Grapen (dreibeinigen Kessel) steht, welcher in keiner bekannten Ikonographie als ein Attribut des H. Erasmus angegeben, sondern bekanntlich dem H. Vitus zugetheilt wird; dieser war aber nicht Bischof. Diese Darstellung des H. Erasmus gründet sich auf die gleichzeitigen Legenden. z. B. im Levent der hylgen. Basel, 1517, Samerdel, fol. XL: "Erasmus. - - Do bot de keyser synen denren, dat se pick, sweuel, olye, blyg vnde wasz nemen vnde to samende zedendich heet makeden vnde sunte Erasmum dar yn setteden, dat deden de denre. Do quam de engel gades van deme hemmel vnde beschermede ene, dat em neen quaed geschach".

2) Die Jungfrau Maria, auf dem Halbmond mit dem Christkinde auf dem Arme.

3) Die H. Katharina mit Schwert und Rad.

4) Der H. Georg mit Lanze und Drachen.

In den queer getheilten Flügeln stehen die 12 Apostel.

Die Rückwände der Flügel enthalten im Ganzen vier schon verfallene Gemälde, auf jedem Flügel zwei, und zwar:

1) die Heimsuchung Mariä (Visitatio b. Mariae), wie es scheint;

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2) die Verkündigung Mariä (Annunciatio b. Mariae);

3) die Anbetung der H. Drei Könige;

4) die Beschneidung Christi.

Die ganze Arbeit an Bildschnitzerei und Malerei ist tüchtig und reich; die architektonische Schnitzerei ist jedoch nur einfach.

Nach dem ganzen Style und manchen Eigenthümlichkeiten gehört der Altar zu Bernit in die Zeit des Altars der Kirche zu Bützow, welcher nach Inschrift und Wappen im J. 1503 verfertigt ist. Zu den besondern Eigenthümlichkeiten gehören z. B. der gemusterte Goldgrund, auf dem die Figuren stehen, der untere wie Franzen gemalte Streifen des Goldgrundes unter jeder Figur, die Baldachine, die durchbrochene Bekrönungsleiste u. s. w. Es ist daher wahrscheinlich, daß der Altar zu Bernit im Anfange des 16. Jahrhunderts von demselben Künstler gemacht ist, der den bützowschen Altar gemacht hat. Aus derselben Zeit und Werkstätte stammen auch die Altäre der Kirchen zu Cambs (bei Schwan) und Witzin (bei Sternberg), in der Nähe von Bützow.

G. C. F. Lisch.