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Die Kirche zu Bernitt.

Eine Meile nördlich von Bützow liegt das durch seinen Obstbau und seinen Markt bekannte Dorf Bernitt, dessen Kirche ein würdiger alter Bau ist, verwandt den benachbarten Kirchen von Neuenkirchen, Satow u. s. w.

Das Material derselben besteht durchweg aus geschlagenem Granit, nur die Laibungen der Fenster und

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Pforten, die Gewölbe und Bogen im Innern, so wie die Giebel des Thurms sind in Ziegeln ausgeführt.

Der niedrige Chor bildet ein Rechteck. Er ist mit einem Gewölbe bedeckt, dessen diagonale und Scheidebogen=Rippen von unverzierten, schwachen, rechtwinklig=tutenförmigen Vorkragungen, die sehr tief angebracht sind, aufsteigen, und sammt den vier Rippen, welche die nebeneinanderliegenden Kappen trennen, von einem Kreise aufgenommen werden, welcher das Relief=Brustbild des H. Petrus enthält. Das Profil der Rippen ist durchaus rechteckig. In der Altarwand sind zwei niedrige, im Innern im Rundbogen geschlossene Fenster angebracht, und ebenso in der südlichen Wand; nördlich führt eine jetzt vermauerte Pforte in die "Garvekamer", wie hier die Sacristei noch heute gut deutsch genannt wird, eine zweite nach Süden. Der Triumphbogen ist ohne Gliederung und im Bogen des Uebergangsstyles gewölbt.

Das Schiff, welches breiter und höher als der Chor ist, zerfällt in zwei Rechtecke, die durch einen Bogen getrennt sind, der zwar nicht so weit vorspringt wie der Triumphbogen, aber viel breiter ist als dieser. Jedes Rechteck ist mit einem Gewölbe überspannt, dessen Rippen aber nicht in einem Kreise sich vereinigen, sondern einen einfachen kleinen Schlußstein haben; auch fehlen hier die Rippen, welche die nebeneinander liegenden Kappen trennen: es sind einfache Kreuzgewölbe. Jedem Gewölbe entspricht auf beiden Seiten ein Fenster, welches im Spitzbogen geschlossen und rechtwinklig durch die Mauer gebrochen ist. Auch an der Thurmwand sieht man das vermauerte Fenster des alten Westgiebels, welches aber mit einem Rundbogen geschlossen ist, während die die Pforten aufnehmenden Blenden sogar den gedrückten Bogen zeigen.

Die äußere Architektur anlangend, so hat der Chor weder ein Sockelsims, noch ein Dachsims, während ein Fries allerdings vorhanden ist, der aus Ziegeln gebildet gestürzte Treppengiebel mit Putzgrund dazwischen zeigt. Dieser Fries zieht sich auch quer über den östlichen Giebel hinüber, welcher eigenthümlich ornamentirt ist. Während nämlich dieser Fries die Basis des Giebeldreiecks bildet und ein Paar Deckschichten gleich weit mit ihm an den Schenkeln desselben vorspringen, zieht sich an diese sich schließend der gewöhnliche Rundbogenfries (mit dem verlängerten einen Schenkel) bloß in flach aufgetragenem Putz dargestellt bis zur Spitze hinauf, eine Eigenthümlichkeit, welche sonst im Lande noch nicht bemerkt ist. Beide Bogenreihen vebindet

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etwa in der Mitte des Giebels ein ebenfalls geputztes Band, welches einem ausgesparten Krückenkreuze als Basis dient, während wiederum eine geputzte Scheibe den Raum zwischen dem Queerbande und der Basis des Giebeldreiecks einnimmt. Die beiden Fenster dieser Wand sind im äußern Bogen der Laibung nicht wie im Innern im Rundbogen gewölbt, sondern zeigen den Bogen des Uebergangsstyls; ebenso die Fensteröffnungen der südlichen Wand und die in einem in Ziegeln ausgeführten, treppenförmig abgeschlossenen Vorsprunge angebrachte Pforte, deren Laibung durch mehrere einfach rechts eckige Absätze gegliedert ist, welche einen Viertelstab als Fußgesims und einen birnenförmigen Stab als Kämpfer haben.

Der westliche Theil des Schiffes springt etwas weiter vor als der an den Chor stoßende, ohne Zweifel weil man die Mauern nicht für stark genug hielt. Die Pforten des Schiffes sind ebenfalls in Vorsprüngen gleicher Art wie der am Chore angebracht. Die südliche Pforte ist in ihrer Laibung mit Ziemlich reicher Gliederung durch Hohlkehlen und Rundstabbündel ornamentirt; ein Kämpfer findet sich nicht, der aber an der nördlichen Pforte da ist und die Vermittelung zwischen den Gliedern der Wangen und den schwereren des Bogens bildet. Der Bogen der westlichen Pforte besteht aus vier rechtwinkligen schlichten Absätzen; die beiden gleichgeformten Glieder der Wangenlaibung gehen unmittelbar in jene über, während die Vermittelung der beiden Viertelsäulen der letzteren mit ihnen durch ein Kapital hergestellt ist, was von sehr guter Wirkung ist. Die Fenster sind, wie oben angegeben, im Spitzbogen gewölbt und haben keine Gliederung. Sie sind oder waren vielmehr durch einen ebenfalls ungegliederten Pfosten in zwei Compartimente zerlegt, deren spitzbogige Schlüsse einen Zwickel zwischen sich ließen, welcher durch ein wahrscheinlich blindes Rundfenster ausgefüllt wurde. Das Fenster an der westlichen Wand erscheint aber nicht so an der Außenseite, sondern wie zwei schmale Fenster neben einander und ohne Rose dazwischen: die alten Meister wußten sehr wohl, wie sehr man auf den feindlichen Einfluß des Wetters zu achten habe.

Der Thurm ist ein Bauwerk späteren Datums, wahrscheinlich wohl, wie die meisten Thürme der Landkirchen, im 15. Jahrhundert vorgelegt. Uebrigens sind die Giebel ungewöhnlich reich und mit Aufwand, wenn auch nicht durchaus angemessen, mit Blenden geschmückt.

Von Wandmalerei habe ich nichts auffinden können, doch glaube ich in Bezug auf die alte Decoration mit Sicherheit behaupten zu können, daß mit Ausnahme der Gewölbekappen

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und der Thür= und Fenster=Bogenflächen alle Ziegel klar vorlagen, während das aus Granit bestehende Mauerwerk abgeputzt war; ob der Putz außerdem noch bemalt war, weiß ich freilich nicht.

An altem Mobiliar findet sich noch ein geschnitzter Flügelaltar, der ziemlich wohl erhalten ist und der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehören dürfte. Die beiden Flügel enthalten jeder in zwei Reihen sechs Heilige, also in Summa wohl die zwölf Apostel, während die Mitteltafel von den Standbildern der HH. Erasmus, Maria, Katharina und Georg, welches die Patronen der Kirche sein mögen, eingenommen wird. Die Rückseite der Flügel enthält jede zwei mäßig erhaltene Temperabilder mit heiligen Darstellungen.

Im Thurme findet sich noch ein altes Becken aus Granit mit einem glockenförmigen Fuß.

Glocken sind drei vorhanden. Die eine der beiden größeren hat die gewöhnliche Inschrift:

Inschrift

und in Conturen die Darstellungen der H. Jungfrau und der H. Katharina. Die andere hat am oberen Rande bloß die Buchstaben A O. Auf der dritten, der kleinsten, steht ebenfalls wieder:

Inschrift

und das Gießerzeichen.

C. D. W.