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II.

Bericht

über

die Erstürmung der ehrenberger Klause

am 19. Mai 1552,

mitgetheilt

vom Archivar Dr. Lisch .


Etzliche warhaftige geschicht
von Zeittungen geschehen, welche sich
in der Chur= vnd fursten Lager
am 18. May, darnach folgendt am 20.
haben tzugetragen.


G estern den 18. May, do wir mit allem vnserm hauffen tzu Ros vnd Fus nicht eine grosse meil vorm gebirge nach der Clausen beber Fussen gelegen, haben die Chur= vnd Fursten lassen vmbblassen, das alle Reutter, bis vf vngeferlich drey Schwader, sollen im Lager bleiben bey ihren Rossen vnd harnischen, vnd erwartten weittern bescheidts, dem ist also gelebt.

Desselben tags haben die Chur= vnd fursten eigner Person alle fusknechte, Ausgenohmen die so ihre lager zu uorwahren hinder sich gelassen, ausgefurth dem gebirge tzu vnd kundtschaft bekohmen, das die feinde noch vor dem gebirge, tzwischen Ritta vnd Fussen gelegen in einem Lager, welches von Nattur starck, auch mit gemachten greben vnd vmgefelleten baumen also vorschlossen wehre, das man dem nicht abbrechen konnte.

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Ihre Chur= vnd f. g. aber habens lieber selbst sehen, dan gemeiner kuntschaft glauben wollen, daruber sich gemacht, das sie mit etwo tzweyhundert pferden in einer enge der Feindt wacht, die etwa tzwey oder drey hundert starck gewesen, befunden, welche wach sich mit Beumen wol vorhauen, ein stuck Feldtgeschutz vor sich vnd eins beber sich auf einem felssen gehabt, daraus sie weidtlich geschossen vnd sich fluchs gewehret, Aber die Chur= vnd fursten mit Ihrem Volck habens mit gewaldt aus Ihrem vortheil getrungen, das sie die Flucht auf Ritta genohmen, Wiewol der mehrertheil aus Ihnen vmbbracht worden.

Sobaldt der Lerm in Ritta kommen, seindt die knechte, so darinnen vnd darbey auf einer ebene gelegen, bey tzehn oder elffen starcker wolbesatzter Fendlein nach der Clausen geeilet.

Aber die vnsern satzten dermassen so dapffer ein sie, das sie sich trennen haben mussen, darüber der Feindt bis in ein Thausendt erstochen, erschossen, gefangen vnd auch viel im Lech ersoffen sei.

Vff vnser seitten vornimbt man, got sey Lob, noch niemandts der blieben sey, Ansgenohmen ein phar oder tzweyer gemeiner knecht, so ist auch der her Reußs, des Churfursten hoffmarschalck, etwas geschossen, man vorsicht sich aber nicht, das es ime schaden werde.

Wehre auch vnser Krigsvolck tzu Fues nicht so vermuetet gewesen, vnd man hets lenger am tag gehabt, hets noch besser kopffen geben.

Vnsere knecht seindt dise nacht in der feindt Lager vnd bis in die Claussen hinnan gelegen.

Heutten nimbt man sich vmb ein Blochhaus, so gegen der Claussen vberligt, ahn. Wan man das eroberdt, wie man dan des wenig sorge tregt, Dieweil die feindt in einn solche grosse flucht, tzertrennunge vnd schaden gebracht, so kan man die Claussen schissen, wie man wil, got vorleihe forder sein gnadt vff vnser seitten.

Der Keiser ist sehr schwach. Der Bischof von Arras sol in grossen vngnaden von ime weckgeschaffet sein.

Der Romisch Konigk hebt vnd tregt, woldt gerne die sach tzum vortrag haben, Ahber ohne Fanckreichs gutte bewilligung kans nicht sein.

Wie es sich mit vns vnd vnsern Beinden im gebirge alhie tzugetragen, demselben ist also, das wir gestern vnd ohne den tag gestern sie (deren dan tzwolff Fendlein sehr wolbesetzt gewehsen) in irem vortheil angegriffen vnd inen so weidtlich tzugeseßt, das sie von einem ordt in den andern getrungen, letztlich geschlagen, zertrendt vnd mit gewaltigem anlaufen die erenberger Claus vnd drey

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starcke Blochhaus dargegen vber vnd darunder gelegen, sampt einem schonen geschutz, vngeferlich bis die 30 Stuck, in vnseren gewaldt bekohmen, wie dan wihr vormittelst gotlicher vorleihung dermassen an die Pfortten vnnd mauren des Schlosses Erenbergk gesetzt, das vns dasselbige gleicher gestaldt nit het muegen vorsehen, Aber als solchs die Veindt, so darinnen lagen, ersehen, horendt sie auf von ihrem veindtlichen schissen, ergaben sich vns.

Neun knechtische Fendtlein haben wir eroberdt, vnd tzu vnsern handen bracht, glauben, das in ein Thaussent Personen der Feindt erschlagen, erschossen und im Leich ersoffen, auch wol vber die tzwey Thausendt bis in die drei Thausendt gefangen seyen, da doch vf vnser seitten nit glauben wir x oder xv personen vmbkohmen.

In Summa, es ist ein solche Victori gewesen, darbey wihr vnd menniglich augenscheinlich gesehen, das got vns geholffen hat, dan ohne das wehr es schir vber Naturlich gewesen, in solchem grossen gebirg, festung vnd vortheil, so die Veindt vor sich gehabt, tzu schlagen.

Vnser Knecht haben Reiche Beut bekohmen vnd sich also weidtlich vnd ehrlich gehalten, das es nuhr genug ist.

Philips Dit mit etzlichen gutten gesellen haben etzliche Esel erobert vnd daraus tzweiffels frey ein gutte beuth, dan wir haltens vor die tzahlung, so der Keiser eben seynem volck geschickt, got sey Lob und preis vor solche gnade.

Was man nuhn weitter fuhrnehmen wurdet die Berathschlagung geben, vnd do es profiandt halben muglich, werden wir den fux besser in der hol vnd spelunck suchen.

Nach einem gleichzeitig geschriebenen Berichte im großherzoglich meklenbur= gischen Geheimen und Haupt=Archive zu Schwerin.

 

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