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Die Kirche zu Beidendorf.
In dem Ratzeburger Zehntenregister, also um das Jahr 1230, wird die Pfarre Begenthorp bereits aufgeführt, doch stand damals die jetzige Kirche noch nicht, wie der Augenschein ergiebt. Diese besteht aus dem Chore, an den sich nordwärts die ursprünglich angelegte Sakristei und südwärts das Leichhaus, aus späterer Zeit, anlehnen, dem breiteren und höheren Langhause und dem mit diesem gleich spielenden, mit einem hohen Helme geschmückten Thurme.
Der Chor bildet ein Rechteck von (überall ungefähr gemessen) 31 F. Hamb. Tiefe und 28 F. Breite im Lichten. Er wird von zwei durch einen im Halbkreise gewölbten Gurt getrennten Kreuzgewölben überspannt, deren Rippenprofil einen fast birnenförmigen Stab zwischen zwei Rundstäben zeigt; die Schlußsteine sind sehr klein und vierseitig. Die Dienste sind starke Walzen mit, so viel man erkennen kann, würfelförmigen Kapitälen, der Fuß liegt aber unterhalb des neuen Ziegelpflasters. Die Mauern sind in ihrem oberen Theile zu Spitzbogennischen ausgespart, deren Kanten bis dahin, wo der Bogen beginnt, abgerundet sind. Das Fenster der Altarwand, welche keine Nische hat, ist wahrscheinlich früher zwei= oder dreipfostig gewesen - alles Pfostenwerk ist neu und eitel Holz - , die übrigen vier sind einpfostige. Die Laibung der beiden südlichen und des östlichen Fensters ist mit drei Viertelkreisen oder abgerundeten Kanten gegliedert, die nördlichen haben eine abgerundete zwischen zwei vollen Kanten. Der Triumphbogen ist ohne alles architektonische Ornament und wiederum rundbogig, wie der Gurtbogen, während Fenster, Nischen, seitliche Schildbogen und die sie einfassenden Kappen in kräftigem Spitzbogen gewölbt sind.
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Das Langhaus hat eine Lichtenweite von 36 F. und eine Länge von 43 F. und ist ein paar Fuß höher als der Chor. Wie dieses hat es zwei Kreuzgewölbe, welche aber auch in der Längenrichtung Rippen haben und so vielleicht schon als Sterngewölbe bezeichnet werden müssen; das Profil der Rippen besteht aus einem birnenförmigen Stabe zwischen zwei Hohlkehlen, die Schlußsteine sind klein und durchbohrt. Die Gewölbe haben hier keine Dienste, sondern stützen sich auf ziemlich rohe Vorkragungen. Unterhalb der Fenster sind je zwei mit Stichbogen geschlossene Nischen ausgespart, die ebensowenig eine Gliederung haben, wie die Fenster, die im Norden einpfostig, im Süden zweipfostig sind.
Der auf sehr massiven Mauern ruhende Thurm, welcher in seinen unteren Räumen auch Plätze für die Gemeinde enthält, öffnet sich gegen das Langhaus mit einem kräftigen Spitzbogen. Ein über der Thür angebrachtes quadratisches, mit einem gedrückten Rundbogen geschlossenes Fenster, dessen Schräge mit Stab, Kerbe und Platte gegliedert ist, bringt viel Licht von Westen her, so daß eine Benutzung des unteren Raumes wohl von vorne herein bei Erbauung des Thurmes beabsichtigt zu sein scheint.
Der Chor hat einen Sockel von behauenen Feldsteinen, welcher in Augenhöhe mit einem Sims, aus einem Viertelstabe bestehend, von braunschwarz glasurten Ziegeln abschließt und von dem auf den Ecken Lissenen aufsteigen, die in der Dachhöhe am Giebel stumpf endigen. Die äußere Laibung des Altarfensters ist eben so wie die innere gegliedert. Das darüber weg laufende, dem Dachfriese entsprechende Band besteht aus einer Rollschicht, zwei Strohlagen und einer Läuferschicht; über ihm erhebt sich der Giebel mit drei dicht zusammengerückten Spitzbogennischen, von denen die mittlere höher ist als die seitlichen. Das Band der beiden Seiten ist reicher gestaltet: an die Lissene schließt sich eine Treppenverzierung, unter der Füllung derselben, die nicht geputzt gewesen zu sein scheint, folgt eine Läuferschicht, dann eine Strohlage und darauf die glatte Mauer mit den Fenstern, deren Laibung außen wie im Innern gegliedert ist. Das der Südseite vorgebaute schmucklose Leichhaus verbirgt eine in das Innere führende Thür. Diese befindet sich in einem mit dem Sockel gleich weit vorspringenden, treppenförmig abschließenden Vorsprunge und ist im Bogen des Uebergangsstyles gewölbt, dem auch die Gliederung, in welcher die Viertelsäule wiederkehrt, entspricht.
Am Langhause bemerkt man keinen Sockel: das Kaffsims befindet sich in nicht gewöhnlicher Höhe und ist von der gewöhnlichen einfachen Form, wo die untere Schräge bloß ausgekehlt ist; weitere Gliederung haben die Pfeiler nicht. Das Dachsims
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ist dem des Chores gleich und die Fenster wie im Innern ohne Schräge. Unter dem westlichen Fenster der Südseite ist eine mit grünlich schwarz glasurten Ziegeln schichtweise ornamentirte Pforte oder Blende vermauert.
Die Thurmthür ist in einem wagerecht abschließenden Vorsprunge angebracht. Sie ist spitzbogig und ihre mit Platten und Kerben gegliederte Laibung schichtweise mit grünlich schwarz glasurten Ziegeln geschmückt, eben so das wie im Innern gegliederte Fenster über der Thür. Die Thurmluken sind mit Stichbogen geschlossen, paarweise gestellt und die Kanten abgefast. Die Schildgiebel sind einfach mit Spitzbogennischen belebt. Der Helm ist hoch und spitz und weithin sichtbar.
Der Blitz entzündete vor fünfzehn oder zwanzig Jahren den Thurm und es ist anzuerkennen, daß man ihn wiederherstellte; die Mängel der Restauration der Kirche hervorzuheben, ist hier der Ort nicht, und mag nur bemerkt werden, daß man weiter nichts in der Kirche an Ueberbleibseln aus älterer Zeit sieht, als zwei metallene Kronleuchter. Der größere, seiner meisten Arme beraubte hat auf der Kugel die Inschrift:
DER . wohlgebohrne . Herr . Herr . Hans . Georg . von Bülow . fürstl . Br : Lüneb . Oberster ║ zv . Hannover . jezt in Morea . hat . diese . Krohne . Gott . zv ehren . vnnd . dieser . kirchen . zvm ║ Zierde . anhero . hengen . lassen. ║ Anno 1687 . von . Scharfstorf.
Auf dem kleineren liest man:
CVNO . Hans . von . Bülow . furstlicher . Mecklenb. Landtraht . ║ Elisabeth . von . Bülow . geborn . von . der Lühe . Ano 1671.
Das Alter der Kirche anlangend, so ist offenbar der Chor - vielleicht mit Ausnahme seines Giebels - eins der bei uns nicht allzu reichlich vorhandenen Denkmäler der frühgothischen Zeit, während das Langhaus sammt dem Thurme einer viel späteren Periode angehört. Was letzteren anlangt, so darf man wohl kein Bedenken tragen, seine Erbauung in das sechszehnte Jahrhundert zu setzen, und wenig mehr gewagt ist es, das Langhaus der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrh. zuzuschreiben, man müßte denn annehmen, daß die Gewölbe später eingeschlagen seien, und dann den Bau um 1450 hinaufrücken. Keinenfalls darf man wohl bei der Datirung desselben sich durch einen 1396 am Lucientage abgeschlossenen Verkauf von 3 Mark lebenslänglicher Rente durch die Kirchenvorsteher leiten lassen. Der Contract darüber ist theilweise bei Schröder P. M. S. 1616 abgedruckt,
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aber fälschlich auf Biendorf bezogen. Er lautet vollständig also nach dem Wismarschen kleinen Stadtbuche:
Alheydis grabow emit a nicolao dunnebik, hermanno Carowen, et Conrado dunnebik, prouiso ribus ecclesie m beyendorp, et eius successoribus, qui pro tempore fuerint, Redditus ann(u)os vitalicii III marcarum lubicensium dandas ei quatuor anni terminis pro XXX marcis lubicensibus, videlicet pasche, Johannis, Michahelis, et Natiuitatis, ad tempora vite sue dumtaxat et non vitra, infra muros wysmarienses, quia post mortem eius dicti Redditus cum summa principali ecclesie in beyendorp quiti erunt et soluti. Predicti prouisores et eorum successores non debent conductu uel securitate vti pro dicta alheyde et pro Redditibus supradictis infra muros wysmarienses seu in districtibus consulum ciuitatis wysmariensis. Presentes fuerunt Bertoldus Berse, Hinricus gnemerman, Dominus Nicolaus dargetzowe, plebanus ecclesie predicte, et meynardus sedeler. Actum anno domini M° CCC° XCVI° ipso die beate lucie virginis gloriose.