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Kegelgrab von Sembzin.
Zu Sembzin an der Müritz, bei Malchow, ward vor mehreren Jahren ein kleines Kegelgrab entdeckt, welches nur eine ganz geringe Erhöhung von Sand bildete. In demselben ward gefunden:
eine kleine Henkelurne, ungefähr von der Gestalt der Urne in Jahrb. XI S. 359, ungefähr 5" hoch und 5" weit im Bauchrande; der ganze Rand und der zum Einfassen bestimmt gewesene große Henkel sind abgebrochen. Die Urne war mit zerbrannten, feinen Knochen von einem ganz kleinen Kinde, wahrscheinlich noch einem Säuglinge, gefüllt, da Zähne ganz fehlen.
Zwischen den Knochen lag:
ein Fingerring von matter, weißlicher Bronze, auf den Finger einer erwachsenen weiblichen Person passend, in der Form einer glatten Schlange, die sich in den Schwanz beißt, eine sehr seltene Bildung, wie überhaupt figürliche Darstellungen aus der Bronze=Periode sehr selten sind. Uebrigens ist schon einige Male beobachtet, daß sich in Kinderurnen Schmuck, namentlich Ringe, von ältern Personen findet; so z. B. ward in einem Kindergrabe bei Grabow ein goldener Fingerring einer erwachsenen Frau gefunden (vgl. Jahrb. XVIII, S. 250). Vielleicht gaben die Mütter den Kindern eines ihrer Kleinode mit ins Grab.
Neben der Urne stand
ein kleines Grabgefäß, welches nur mit Asche und Sand gefüllt war, von sehr schöner Form und der Gestalt der kleinen Beigefäße, wie Jahrb. XI, S. 362 oben, mit zwei durchbohrten Knoten auf dem Bauchrande zum Durchziehen eines Fadens, 2 3/4" hoch.
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Der Fund ward von dem Gutspächter Herrn Engel dem Herrn Advocaten Pörtner zu Röbel geschenkt, welcher ihn dem Vereine wieder schenkte.
Durch Vergleichung mit einem andern Funde hat dieser Fund ein großes Interesse. Der Fingerring aus sehr heller Bronze, welcher im J. 1844 in einer Urne zu Kuppentin gefunden ward (vgl. Jahrb. X, S. 292-293) ist dem zu Sembzin gefundenen Ringe völlig gleich, sowohl an Größe und an Farbe der Bronze, als auch an Gestalt, da auch der kuppentiner Ring so gebildet ist, daß er eine sich in den Schwanz beißende Schlange darstellt. Ritter hat damals die Urnen von Kuppentin für Wendengräber gehalten und als solche dargestellt. Aber nach wiederholter Vergleichung sind die Urnen sowohl von Sembzin, als von Kuppentin durchaus der Bronze=Periode zuzuschreiben, da sie noch ganz den Charakter derselben haben. Freilich werden beide Begräbnisse in die letzte Zeit der Bronze=Periode fallen, da in der eigentlichen Bronze=Periode so matte Bronze sonst nicht vorkommt. Aber es deutet theils die Form der Urnen, theils die Art der Beisetzung bestimmt auf die Bronze=Periode, da die Urnen noch unter einen Hügel beigesetzt waren. Von den Urnen von Kuppentin läßt sich dies allerdings nicht mehr mit Bestimmtheit ermitteln; jedoch läßt sich dies auch hier vermuthen, da Ritter von "Steinkreisen" redet, welche immer sicher Zeichen von Kegelgräbern sind, wenn sie auch so niedrig sein sollten, daß sie sich kaum bemerkbar über die Umgebungen erheben. Wahrscheinlich war der Begräbnißplatz von Kuppentin ein großer Begräbnißplatz aus der Bronze=Periode.
Jedenfalls aber ist die Gleichheit der beiden Ringe eine sehr seltene und interessante Erscheinung.
G. C. F. Lisch.