![]() ![]() |
Seite 297 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
b. Zeit der Kegelgräber.
Kegelgrab von Schwaan Nr. 1.
Mit einer Steindrucktafel.
Auf hiesiger Stadtfeldmark, links von der Warnow, liegen zwischen Wiesen, Mooren und in der Nähe zahlreicher Wassersölle, so wie auf einem, in älteren Zeiten bewaldet gewesenen, ziemlich coupirten Terrain, zwei bedeutende Kegelgräber, das eine rechts des neuhöfer Baches, der sogenannte Rauhe Berg, das andere an dessen linker Seite, der Herrberg, beide auf Erhöhungen des natürlichen Bodens. Letzteres, 86 laufende Ruthen von der Grenze des Domanialhofes Bröbberow entfernt, ist kurz vor Weihnacht vorigen Jahres von dem Eigenthümer des Ackers in Angriff genommen, um mit dem lehmigen Abtrage einige Niederungen zu verbessern.
Am 3. v. M. begab ich 1 ) mich, in Begleitung des Advocaten Hansen, durch welchen ich erfahren hatte, es sei in dem "Herrberge" neben einem menschlichen Gerippe ein kupfernes Schwert gefunden, an Ort und Stelle, erhielt von den beschäftigten Arbeitern die noch vorhandenen Reste der gefundenen menschlichen Gebeine und am Abende desselben Tages auch die bis auf die Spitze vorhandenen Theile eines BronzeSchwertes.
Die Besichtigung des Grabhügels ließ denselben, schon seinem Aeußeren nach, als ein bedeutendes Kegelgrab ohne äußerlich sichtbare Steinsetzung erkennen, und fand ich an der östlichen Seite eine bereits so weit vorgeschrittene Abgrabung, daß nur noch ein Theil eines früheren Gewölbes von gewöhnlichen Feldsteinen in dem Erdauftrage stehen geblieben war. Diese Erscheinung bestätigte den äußeren Charakter des Hügels.
Es ward nun eine möglichst genaue Untersuchung und Vermessung aller erkennbaren und zur Zeit noch vorhandenen ursprünglichen Theile des Grabhügels vorgenommen, solche späterhin von dem Herrn Kammer=Ingenieur Krüger 2 ) rectificirt, und auf diesem Wege folgendes sichere Resultat erlangt.
![]() ![]() |
Seite 298 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
I. Aeußere Erscheinungen.
Der erkennbare ursprüngliche Durchmesser des Grabes hat an der Sohle von Nordost nach Südwest 73 Fuß 1 ) und von Südost nach Nordwest 57 Fuß Länge betragen, während die Axenhöhe zu 14 Fuß ermittelt ist; der Hügel dacht nach allen Seiten hin in einem Winkel von 50 Graden ab.
Der Erdauftrag scheint, nach den unvollständig hervortretenden Dossirungen zu schließen, schon früher an den beiden Langseiten angegriffen zu sein, vorzüglich an der Nordwestseite, so daß seine Basis sich gegenwärtig einem länglichten Vierecke nähert.
Die Axe, noch vorhanden, liegt gerade in der Mitte des ovalen Erdkegels.
Die Erdmasse ist durch die gegenwärtige Abgrabung an der nordöstlichen Seite auf eine Strecke von 33 Fuß bereits weggeräumt und der Urboden bloßgelegt, in der Art, daß sich der Einschnitt von der Süd= und von der Westseite der Axe in einem Bogen bis auf vier Fuß nähert.
Die bloßgelegte Wand des aufgetragenen Hügels zeigt zwei verschiedene Erdschichten. Die auf dem Urboden ruhende Schicht hat eine Axenhöhe von 9', die hierauf folgende Schicht eine erkennbare Höhe von 4 bis 5 Fuß. Letztere deckt den offensichtlich älteren Kegel concentrisch. Erstere besteht aus schwerer, fester, lehmiger Erde und nähert sich der Beschaffenheit des Urbodens; der zweite Auftrag ist dagegen bedeutend leichter und sandiger. Zwischen beiden Erdarten zieht sich ein ununterbrochener, 6 bis 8 Zoll starker Streifen schwärzlichen Humus haltender sandiger Erde, als sei der erste Erdkegel, nachdem eine langjährige Vegetation darauf gewechselt, in späterer Zeit zu anderen Zwecken mit dem leichteren Material um die angegebene Dicke erhöhet.
In der unteren Schicht finden sich hin und wieder, jedoch sehr sparsam kleine Kohlenstücke, keines die Größe eines Kubikzolles erreichend, eingesprengt, sonst nichts Auffallendes und Fremdartiges, hin und wieder auch einige Feuersteine in ihrer natürlichen Beschaffenheit, während Granitsteine jeder Art fehlen.
Die Decke des Gesammthügels * ) besteht größtentheils aus Haidekraut und den entsprechenden Gräsern, enthält indeß an
![]() ![]() |
Seite 299 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
der westlichen Abdachung einiges Dorngestrüppe. Reste von Baumwurzeln konnten in der Hügelmasse nirgends gefunden werden.
II. Inhalt des Herrberges.
In dem Innern des Hügels fanden sich bei der ersten Ankunft des Referenten am 3. Januar d. J. die Reste eines Steinkegels, anscheinend der dritte Theil eines früheren Gewölbes, während die Arbeiter noch mit dem Fortschaffen der gewonnenen Feldsteine (nach der Beendigung der Arbeit im Ganzen 5 vierspännige Fuder) und der abgegrabenen Erde beschäftigt waren.
Hier ergab nun die genaue Untersuchung Folgendes. Der bei der ersten Ankunft des Referenten noch stehende bogenförmige Abschnitt des Steinkegels zeigte eine kraterförmige Einsenkung, etwas nach der westlichen Seite der Steinsetzung, und maß an der höchsten Stelle ungefähr 5 Fuß vom Urboden. Diese Einsenkung ist ohne Zweifel dadurch entstanden, daß durch die darunter liegende Leichenverwesung die Steine hinuntergeschossen sind. - Die Länge des Bogenschnittes betrug auf der Sohle, von Südost nach Nordwest, 11 bis 12 Fuß, während die Abdachung des Steinkegels von Osten nach Westen mittelst einer etwanigen Messung nicht mehr sicher zu stellen war. Jedes Bindemittel fehlte, so daß die Steine nur auf und über einander gelegt waren. Nach dem ganzen Bogenschnitte mag übrigens die Axenhöhe wohl 6 Fuß betragen haben.
Der ganze Steinkegel hat auf einem damals noch vorhandenen, kunstlos gelegten Steindamme von ovaler Form geruhet. Dieser maß von Südost nach Nordwest 16 Fuß und von Nordost nach Südwest ungefähr 11 Fuß, durchschnitt also mit seiner Längenaxe die Längenaxe des Erdhügels.
Der Steinkegel lag auf der östlichen Seite des Steindammes, von Osten 19 Fuß, von Süden 17 Fuß, von Westen
![]() ![]() |
Seite 300 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
35 Fuß und von Norden 19 puß bis zum äußersten Rande des Erdkegels, so wie von der Höhenaxe desselben 10 bis 11 Fuß entfernt.
Kein einziger der vorgefundenen Feldsteine (erratischer, abgeschlissener Blöcke) war so groß, daß er nicht ohne Hülfsmittel von einem kräftigen Manne hätte fortbewegt werden können.
Ungefähr 9 Fuß von der nordwestlichen Spitze des beschriebenen Steinpflasters entfernt lag ein unregelmäßiger Haufen ähnlicher Feldsteine, theilweise noch in der Erdmasse des ältesten Hügels verpackt, woran jedoch irgend eine Form nicht zu erkennen war. Diese Steinanhäufung vor dem Begräbnisse unter dem Steinkegel deutet auf einen Altar, wie er in dem Grabe von Peccatel gefunden ward; vgl. Jahrb. XI, S. 369 und Lithographie daselbst. Die mit Behutsamkeit deshalb vernommenen Arbeiter versicherten, daß sie bei Entblößung dieses Steinhaufens daran etwas Regelmäßiges überall nicht hätten finden können.
Gleichzeitig überlieferten diese Leute die einige Tage früher gefundenen, gesammelten und von ihnen sorgfältig mit Rasen bedeckten
Reste eines menschlichen Gerippes.
Dieselben bestehen aus der Schädeldecke, anderen Theilen des Kopfes, dem Unterkiefer, einem Theile des Oberkiefers mit verschiedenen Zähnen, den Schenkelknochen, Armenröhren, der Hälfte des Beckens, nebst anderen Knochenfragmenten und einem grün gefärbten Röhrenstückchen. - Nach dem Vorhandenen darf man hoffen, daß ein erfahrener Osteologe im Stande sein werde, ein lebendes Bild des in dem Hügel beigesetzten Leichnams zu liefern. Der Schädel hat eine regelmäßige, kaukasische Form, jedoch nichts Ausgezeichnetes; die Zähne sind alle gesund.
Nach Angabe der dem Unterzeichneten als verständige Männer bekannten Arbeiter hat das Gerippe mit dem Kopfe nach Südost und mit den Füßen nach Nordwest, in langgestreckter Lage, unter den eingesunkenen Steinen des Gewölbes, gerade auf der Mitte des Steindammes gelegen. Die Finder wollen daneben so wenig die Spuren von verwittertem Holze, als Kohlen oder Asche, und, außer den weiter unten zu erwähnenden Fragmenten eines Schwertes aus Erz, nichts Auffallendes wahrgenommen haben.
Diese Behauptung scheint dadurch bestätigt zu werden, daß, mehrmaligen sorgfältigen Nachsuchens ungeachtet, vom Unterzeichneten und dessen Begleiter von einem Leichenbrande und Holzresten auf und neben dem Steinpflaster keine Spur aufge=
![]() ![]() |
Seite 301 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
funden werden konnte. Nur in der bereits abgefahrenen Erde fand sich ein kleines vermodertes Stück Holz von der Größe einer Haselnuß; es ist dasselbe, gleich einem kleinen Kohlenreste, ebendaher gerettet.
Demnächst wies man die Arbeiter an, das Steinpflaster aufzunehmen, um sich zu überzeugen, ob dasselbe unmittelbar auf dem Urboden angelegt sei. Während sich diese Vermuthung bestätigte, stieß man beim Vorschreiten auf folgende Erscheinung.
Acht Gerippe im Urboden.
Fast unmittelbar unter dem Steindamme, in der Richtung von Südost nach Nordwest, fand man acht in gleicher Richtung liegende Schädel, mit ihrer Decke nach Oben, mit den Augenhöhlen nach Westen, unter denselben eine nicht zu zählende Menge über einander liegender Gebeine, die Armenröhren anscheinend über den Schenkelknochen, als seien an dieser Stelle im Urboden acht Leichen in hockender Stellung beigesetzt.
Es ward versucht, von diesem Funde so viel als möglich zu retten. Das Meiste zerfiel unter dem Spaten, und konnte nur das Stirnbein 1 ) mit dem oberen Theile der Augenhöhlen, Schädelstücke, ein sehr mürber Backenzahn und ein Theil der stärkeren Knochen der Gerippe dadurch geborgen werden, daß man die einzelnen Theile mittelst des Messers und der Finger aus dem festen Urboden aufzugraben suchte. Auffallen mußte dabei, daß sämmtliche Schädel mit Erde gefüllt waren und die Knochentheile nur die Decke des Kerns zu bilden schienen.
Was conservirt werden konnte, ward sicher gestellt, und finden sich dabei zwei Knochenstücke von den Oberschenkeln der Hinterfüße eines Pferdes von kleiner Race, welche unter den menschlichen Gebeinen gelegen hatten und mit aufgegraben waren. Andere Theile eines Pferdegerippes konnten nicht gefunden werden.
Alle diese Leichenreste lagen, wie bereits angedeutet, in dem Urboden, und zwischen ihnen und dem darüber bestandenen Steinpflaster war eine schwache, zwei bis drei Zoll haltende homogene Erdschicht. Der Raum, den die Gebeine einnahmen, betrug, nach sorgfältiger Messung, eine Länge von zehn Fuß von Südost nach Nordwest, eine Breite von drei Fuß und eine Tiefe von drittehalb Fuß.
![]() ![]() |
Seite 302 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Nach der von den Arbeitern gegebenen, später wiederholten Beschreibung der ursprünglichen Lage des zuerst gefundenen Hauptgerippes muß dieses gerade über dem eben beschriebenen Urgrabe, in gleicher Längenrichtung, gelegen haben. Letzteres war an der Südostseite von drei im Quincunx liegenden Feldsteinen, von der Größe eines Kubikfußes, und am Nordwestende von zwei neben einander liegenden, etwas größeren Feldsteinen begrenzt, und bildeten alle fünf Steine mit den Schädeldecken der 8 Leichen in oberer Fläche eine horizontale Linie, mithin waren alle diese Leichen in einen Raum von ungefähr 70 Kubikfuß zusammengepreßt gewesen; wenigstens fanden sich außer den angegebenen Grenzen keine weiteren Spuren organischer Substanzen. Geräthe irgend einer Art, Reste von Holz fehlten, so wie denn auch die beiden Langseiten des gemeinsamen Grabes keine Steinsetzung hatten.
Auch bei diesem Funde wird der Anatom über die muthmaßliche Race und das Alter der beigesetzten Leichen zu entscheiden haben, wobei hier, ohne irgendwie dem künftigen Sachkundigen vorgreifen zu wollen, zu bemerken erlaubt sein mag, daß, während der Schädelbau der Hauptleiche auf den kaukasischen Stamm, der der Urleichen auf den mongolischen oder einen verwandten Stamm schließen lassen dürfte. Die Stirn ist schmal und liegt mehr hintenüber; der Nasenrücken ist breit, die Erhebungen unter den Augenbraunen sehr hoch, Kennzeichen der ältesten Schädel. Die Knochenreste dieser 8 Leichen sind viel mürber, poröser, leichter und weißer, als die der Hauptleiche, und scheinbar viel älter, als diese.
Nachdem die Nachforschungen am 3. Januar kein weiterers Resultat ergeben wollten, wurden die Arbeiter ausführlich instruirt, wie sie sich bei demnächstigen ungewöhnlichen Erscheinungen zu benehmen, und daß sie in solchem Falle dann unterzeichnetem Referenten sofortige Anzeige zu machen hätten.
Am Abende dieses Tages überbrachten jene Arbeiter, der an sie ergangenen Aufforderung gemäß, die Fragmente des vorberegten Bronze=Schwertes.
Dasselbe steht dem, in dem Friderico-Francisceum Tab. XIV. Fig. 1 a. b. und c. abgebildeten Schwerte von Lehsen ganz nahe.
Nach der Versicherung der Finder hat dasselbe an der linken Seite der zuerst gefundenen Leiche so gelegen, daß der Griff an die Achselhöhle und die Spitze abwärts bis zur Hälfte gereicht hat. Es ist in acht Stücke zerbrochen
![]() ![]() |
Seite 303 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
gewesen, die, nach der ursprünglichen Form, hintereinander gelegt gewesen sind. Das Eine der Mittelstücke ist bei den damit angestellten Versuchen der Arbeiter, den Rost abzureiben, abermals zerbrochen, die äußerste Spitze der Klinge aber durch die Sorglosigkeit der Entdecker verloren worden.
Die ganze Länge der ausgezeichnet schön gearbeiteten Waffe mag gegen 22 bis 23 Zoll Hamburger Maaß betragen haben. Der Griff, mit angegossenen halbmondförmigen Heftbogen, scheint über zwei besondere Metall=Lappen (längliche Platten) gefaßt zu haben, zwischen welche (letztere) die eigentliche Klinge geschoben gewesen sein wird. Ueber den beiden nach oben zusammenlaufenden Heftbogen ist der hohlgegossene Griff durchgebrochen und dadurch ein durchreichendes Erzniet, so wie ein Theil des noch vorhandenen thönernen Gußkerns sichtbar geworden. Der zweite Bruch geht 1 3/4 Zoll tiefer durch die Heftlappen und die Klinge. Demnächst ist die eigentliche Klinge noch fünfmal gebrochen gewesen, wie die stark oxydirten Bruchenden deutlich zeigen. Die Klinge selbst wird nicht über 17 Zoll Länge gehalten haben. Der Griff und dessen Knopf sind von ovaler Form. Auf letzterem sitzt in der Mitte ein kleinerer erhöheter Knopf, um welchen 10 gravirte concentrische Ringzeichnungen eine gleichförmige Kette bilden.
Die Heftlappen sind mit dem Griffe durch vier große Nietnägel verbunden, die auf einer Seite abgeplattet, auf der anderen (vielleicht der äußeren) kegelförmig erhaben erscheinen. Das durch die Höhlung des Griffes gehende Niet hat dagegen um die Hälfte kleinere und unregelmäßige Knöpfe.
An beiden Seiten des hohlen Mittelstücks des Griffs (den Spitzen des Ovals) ziehen sich zwei erhabene Bänder vom Hauptknopfe bis zur Vereinigung der Heftlappen herunter, welche 13 um das Mittelstück des 4 Zoll langen Griffs liegende, durch entsprechende Einschnitte gebildete Ringe theilen.
Bei scharfer Beobachtung findet man an allen erhabenen Theilen des Griffs sehr sorgfältig gravirte Strichverzierungen, so wie denn auch auf den Flächen innerhalb der Halbmonde verschiedene erhöhete Knöpfchen hervortreten, welche, so weit der starke Rost erkennen läßt, erhabene Verzierungen gewesen sein mögen.
Der Mittelrücken der Klinge ist flach gewölbt, an beiden Seiten mit schmalen, etwas erhöheten Bändern verziert, und in der Mitte wohl etwas über 2 Zoll breit gewesen.
Alle Fragmente sind stark oxydirt, die oberen, muthmaßlich beim Durchbrechen, bedeutend verbogen, und die zweischneidige Klinge an beiden Seiten stark ausgebrochen.
![]() ![]() |
Seite 304 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Am 5. Januar begab sich Referent, in Begleitung des Advocaten Hansen, auf die Nachricht, daß abermals eine Leiche gefunden sei, zur Stelle. Die Arbeiter hatten, so wie sie auf diesen neuen Fund gestoßen waren, mit dem Abräumen eingehalten.
Man fand nun hinter einigen südöstlich liegenden, gewöhnlichen Feldsteinen, zur rechten Seite der Hauptleiche, zwei Fuß davon entfernt, in dem Urboden die zum Theile schon umgegrabenen Reste eines menschlichen Gerippes. Wir ließen weiter arbeiten und die letzten Reste sorgfältig aus der Erde nehmen. Obgleich mit großer Mühe verfahren wurde, so konnte doch nichts Vollständiges, sondern nur ein Theil des Schädels und der Kiefern mit Zähnen, einige der größeren Knochenstücke und eine Kniescheibe gerettet werden, da die schwere, umgebende Erde sehr hinderlich war. Der Grad der Festigkeit der Knochen, der Bau des Schädels und die Zahnstellung scheinen mit der Hauptleiche in eine Zeit zu fallen, indeß auf einen kleineren Menschen, vielleicht ein Frauenzimmer, hinzudeuten.
Diese Leiche hatte, nach Angabe der Arbeiter, mit dem Kopfe nach oben, die übrigen Knochentheile durch einander in dem Niveau des Urgrabes und von demselben zwei Fuß entfernt, also noch bedeckt von dem Steindamme des Kegelgrabes, gelegen Die Höhlung, welche dieses Skelett ausgefüllt haben mochte, war jedenfalls nicht länger als 4 Fuß gewesen, weil darüber hinaus kein Theil der Gebeine weiter gefunden ward.
An Spuren von Kohlen, Asche, Holz, Metall oder Geräthschaften fehlte es in und neben diesem Grabe gänzlich, auch war kein durch Feuer gehärteter Thon zu finden.
Der letzte Fund, bestehend in einer einzelnen Leiche und den Bruchstücken einer Urne mit Knochenresten, ward am 9. Januar von den Arbeitern gemacht und vom Referenten sofort nach eingegangener Anzeige, im Beisein seines früheren Begleiters Hansen, besichtiget.
Dieses menschliche Gerippe, das sich gleichfalls im Urboden, jedoch außerhalb des Steindammes, zwischen diesem und dem früher beschriebenen regellosen Steinhaufen an dem Nordrande des Hügels, also zu den Füßen der Hauptleiche, fand, lag in einer ganz anderen Richtung, als die Hauptleiche, und zwar mit dem Kopfe nach Nordwesten und den Füßen nach Südosten gestreckt, und nahm einen Längenraum von
![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() |
Seite 305 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
sechstehalb Fuß ein, während in der Nähe des Kopfes und der Schultern eine Packlage von Steinen gefunden ward, die jedoch etwas Symmetrisches nicht erkennen ließ.
Die geborgenen Reste des Skelettes sind von fester Beschaffenheit und scheinen einem großen Manne, so wie gleichfalls der Zeit der Hauptleiche angehört zuhaben. Von dem Schädel, den Zähnen, Schenkeln u. s. w. ist genug gerettet, um daraus auch hier die Race erkennen zu können.
Geräthe irgend einer Art fanden sich so wenig als Spuren eines Leichenbrandes oder durch Feuer gehärteten Thons.
Die Fragmente der gedachten schmucklosen Urne von der bekannten hellbraunen, sehr grobkörnigen Masse, welche ohne Zweifel noch aus der Zeit der Bronze=Periode stammt, lagen in der oberen sandigen, das alte Grab bedeckenden Schicht des Erdkegels, ungefähr einen Fuß unter der Rasendecke, also 12 Fuß über dem Urboden, an der südöstlichen Dossirung, 18 Fuß von der Höhenaxe des Kegels und 10 Fuß hinter dem Kopfende der Hauptleiche. Mit den Urnenscherben gemischt, fand man eine Quantität durch Feuer caicinirter Knochentheile, jedoch weder Kohlen, noch Geräthe. Um die Urne lagen einige faustgroße Feldsteine und ein keilförmiger Steinsplitter, 10 Zoll lang und am stumpfen Ende 6 Zoll im weitesten Durchmesser. Unter den Scherben befindet sich ein ziemlich großes Stück der Seitenwand mit einem Theile des Bedenk der Urne.
Einige Tage nach diesem letzten Funde mußten die Erdarbeiten, des inmittelst eingetretenen Regenwetters wegen, eingestellt werden. Sie sollen jedoch im Herbste 1852 aufs Neue beginnen, und steht zu erwarten, daß sich alsdann andere interessante Entdeckungen machen lassen werden, da, bei ungefährer Schätzung, noch 3/5 des Erdkegels nebst der Axe des Ganzen vorhanden und unberührt sind.
Schwaan im Februar 1852.
C. L. Daniel, Burgemeister.