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Ueber
von
G. C. F. Lisch.
D er größte und berühmteste Mann, welcher unter der ruhmreichen Regierung des Herzogs Johann Albrecht I. 1 ) aus Meklenburg hervorging, war ohne Zweifel Johannes Caselius, welcher als ein Mann von tiefer Gelehrsamkeit, feinem Geschmack, vielseitiger Bildung und edlem Charakter einen europäischen Ruf nicht allein bei seinem Leben besaß, sondern in der gelehrten Welt auch noch heute hat, so daß der berühmte philologe Joh. Scaliger von ihm sagen konnte, "daß nichts Herrliches genannt werden könne, was seinen großen Eigenschaften gleichkomme", 2 ) und der große Isaac Casaubonus ihn den "Vater aller gelehrten Bildung" ("omnis eruditionis parentem") nannte. So vielfach bearbeitet und bekannt nun auch die Wirksamkeit dieses großen Mannes ist, so dunkel ist doch dessen Jugend=Geschichte und Bildung und namentlich die Veranlassung, welche ihn unserm Vaterlande Meklenburg und dessen hochherzigem Fürsten Johann Albrecht zuführte und lange erhielt, was für uns allerdings ein sehr großes Interesse hat. Diese Dunkelheit hat zunächst und vorzüglich ihren Grund in der Wandelbarkeit des Namens, welchen Johannes Caselius in seiner Jugend, und namentlich sein Vater führte, ehe Johannes
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Caselius die bestimmte Form Caselius in seinem Namen annahm.
In der Forschung über die Herkunft des Vaters des Johannes Caselius kann ich nur fremden, zuverlässigen Forschungen folgen, da es mit zu großen Schwierigkeiten verbunden, ja unmöglich sein würde, den Quellen dieser fremden Untersuchungen nachzuforschen. In Beziehung auf die Verhältnisse des Vaters und des Sohnes zu Meklenburg habe ich aber das Glück gehabt, viele neue Quellen aufzufinden, welche vollständig Aufklärung geben werden und welche ich hier zu eröffnen beabsichtige. Es liegt nicht in meiner Absicht, das ganze Leben des Johannes Caselius und seine große wissenschaftliche Wirksamkeit zu schildern; dies würde ein Werk sein, welches weit über die Grenzen der meklenburgischen Geschichte hinausgehen würde und der Gelehrten=Geschichte angehört. Mein Zweck ist, die Caselier als Meklenburger und ihre Stellung zu dem Herzoge Johann Albrecht I. in unsere Geschichte einzuführen, welche dadurch ohne Zweifel eine große Bereicherung erhalten wird.
I. Mathias Bracht Chesselius,
Vater des Johann Caselius.
1) Lebensabriß des Mathias Bracht Chesselius.
Johannes Caselius 1 ) stammte aus einer alten und angesehenen adeligen Familie, der Chesselier oder vonChessel in dem Herzogthume Geldern, von denen noch in der Mitte des 17. Jahrh. eine an den Ufern der Maas auf einem Hügel erbauete Burg Namens Chesselium erwähnt wird. Der Urgroßvater Johann's war Volquin von Chessel, welcher Petronella, eine Tochter des reichen Bürgers Peter Enden zu Bracht, zur Frau hatte. Der Stammbaum des Johannes Caselius gestaltet sich von hier an folgendermaßen:
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Der Vater des Johannes Caselius, der fünfte Sohn des Gotthard von Chessel, hieß Mathias, welcher sich, wir wissen nicht aus welchem Grunde, nach seiner Großmutter Bracht nannte und sich auch wohl den Beinamen Chesselius zulegte. Ich werde Gelegenheit haben, dies im Verfolge der Untersuchung bestimmt zu beweisen, muß das Resultat der Forschung aber vorausschicken, um die für uns wichtige Geschichte des Vaters unsers Johannes einleiten zu können. Johannes Caselius nennt auch selbst in einem Briefe 1 ) vom Jahre 1610 seinen Vater Mathias Caselius von Bracht ("Mathias Caselius Brachtonus"). Gewöhnlich nennt sich sein Vater Mathias Bracht oder Mathias Bracht Chesselius.
Wegen der Religionsverfolgungen und des Verlustes seines Vermögens, auch auf Zureden angesehener Männer verließ der junge und talentvolle Mathias Bracht, welcher um das J. 1492 geboren sein wird, sein Vaterland und verweilte längere Zeit in England und Schottland und ging sogar nach Spanien. Als sich aber der Protestantismus in Deutschland mehr und mehr Bahn brach, wandte er sich nach Deutschland, wo er freilich viele Jahre hindurch ein sehr bewegtes Leben führte.
Zuerst finden wir ihn sicher 1533 als Lehrer zu Göttingen, wo in diesem Jahre sein berühmt gewordener Sohn Johannes Caselius geboren ward. Er wird hierher um das J. 1530 gekommen sein, da er im J. 1552 sagt, daß er 20 Jahre Lehrer gewesen sei. Sein Sohn Johannes Caselius sagt in einem Briefe an den Rath der Stadt Göttingen, daß seinem Vater die Schule daselbst anvertraut worden sei zu der Zeit, als Johannes Sutelius dort die Reformation gepredigt habe, dessen er sich noch aus seiner Kindheit erinnere; 2 ) Sutelius ward aber
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als der erste protestantische Prediger an der Nicolaikirche zu Göttingen dort 1529 eingeführt.
Darauf ward er, "Mathias Bracht", bei der Einführung der Reformation in der Stadt Nordheim als Capellan, d. i. Prädicant oder zweiter Prediger, im J. 1539 dem Pfarrer Jürgen Thomas beigeordnet. Er diente hier von Ostern 1540 bis Michaelis 1541 gegen ein Jahrgehalt von 52 Gulden 1 ). Er kam zunächst von Witzenhausen, da er aus der Kämmerei "2 Gulden vor Furlon von Witzenhusen na Northeim" erhielt. Dies läßt schließen, daß ihn der berühmte Superintendent Anton Corvin, der wackere Kämpfer für die Reformation, begünstigte, indem dieser damals an der Pfarre zu Witzenhausen stand. Es ist sicher außer Zweifel, daß dieser Capellan "Mathias Bracht" mit dem im J. 1555 in Nordheim wieder auftretenden "Mag. Mathias Caselius Bracht" dieselbe Person sei, da alle Zeitrechnungen und Lebensumstände dafür sprechen.
Von Nordheim mag Mathias Bracht wieder nach Göttingen zurückgegangen sein, da er einige Jahre aus der Geschichte verschwindet. Es ist nämlich bei dem Mangel an sichern Quellen nicht zu ermitteln, ob unser M. Bracht der im J. 1543 zum Superintendenten in Gandersheim ernannte "M. Mathias Brachius" 2 ) sei.
Als im J. 1547 die Mönche zu Nordheim wieder zum Papismus zurückgefallen waren, sandte der Superintendent Anton Corvin ihnen den "Herrn Mathiam Bracht", welcher persönlich zu Corvin nach Pattensen gekommen war, als Prädicanten zu, um die Reformation in der Klosterkirche durchzuführen; Corvin schrieb, Pattensen 1. Nov. 1547, an den Rath der Stadt Nordheim, er "habe sonderlich mit gemelten Herrn Bracht geredt, daß in der Klosterkirche für den münchen, damit inen ire Unwissenheit bekandt werde, zur Beßerung der Catechismus und die Kinder=Lahr fürgenohmen und für und für getrieben werden solle". 3 ) Er war sicher noch im Februar 1548 in Nordheim. Wir erkennen in dieser Berufung deutlich die vorherrschende Begabung Bracht's zum Amte eines Lehrers, welches er so viele Jahre an verschiedenen Orten verwaltete.
Von Nordheim kam Mathias Bracht gleich darauf nach Gandersheim als Rector der dortigen Schule. Dies sagt Johannes, welcher die Schule zu Gandersheim besuchte, selbst in
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einem Briefe 1 ) Von hier mußte er aber in Folge des Interims noch im J. 1548 weichen.
Die Zeit seines Aufenthalts von 1548-1555 ist bisher unbekannt gewesen. Er war aber nach den vor mir entdeckten Quellen in dieser Zeit in Meklenburg, wo er etwa 5 bis 6 Jahre, sicher 1551-1554, wirkte.
Da aber seine Stellung in Meklenburg für den Unterhalt seiner Familie nicht ausreichend war und er mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen hatte, so suchte er eine andere Stelle welche er auch bald fand. Er kam zum dritten Male nach Nordheim. "M. Mathias Caselius (quem et scholae quaedam antiquo cognomine Bracht appellant) war Capellan zu Nordheim an Lüder Goldschmidt's oder Aurifaber's Stelle vom August 1555 bis Mich. 1559 und bezog hier ein Gehalt von 88 Mark. In den nordheimer Kämmerei-Registern erscheint er nur unter dem Namen Bracht." 2 ) Es leidet jetzt wohl keinen Zweifel, daß dieser Bracht mit dem Mathias Bracht, welcher früher schon zwei Male in Nordheim predigte, dieselbe Person war. Von Nordheim ging er nach Göttingen.
Entweder kurz vor oder nach diesem seinen letzten Aufenthalte in Nordheim, oder nach seiner Auswanderung aus Gandersheim im J. 1548, hatte er auf kurze Zeit das Predigtamt zu Catlenburg. 2 ) Es ist über diese Anstellung jedoch nichts Näheres bekannt geworden. - Er kam von Nordheim nicht gleich nach Göttingen, indem A. Mylius am 15. März 1560 an den Herzog Johann Albrecht schreibt, daß "des M. Johannes Caselius Vater ohne Anstellung in Nordheim lebe" (vgl. unten).
Endlich gelangte Mathias Bracht nach einem viel bewegten Leben zur Ruhe, indem er nach Göttingen als Prediger an der Kreuzkirche berufen ward. Hier lebte er an 20 Jahre, indem er erst im J. 1580 in dem hohen Alter von 88 Jahren starb.
2) Wirksamkeit des Mathias Bracht Chesselius in Meklenburg.
Nachdem hier der viel bewegte Gang des Lebens dieses tüchtigen Mannes in einem bestimmten Umrisse dargestellt ist, wird sich seine bisher unbekannte Stellung in Meklenburg, so
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wie der erste Schritt seines berühmten Sohnes ins bürgerliche Leben klarer erkennen lassen. Daß dies früher schwer möglich gewesen ist, liegt theils in der großen Dürftigkeit der auf uns gekommenen Nachrichten, theils darin, daß Vater und Sohn in früherer Zeit einen anderen Namen führten. Der Vater führte früher nur den Namen Mathias Bracht, erst in Meklenburg erscheint er mit dem Namen "Mathias Bracht Kesselius". Sein berühmter Sohn ließ freilich den Namen Bracht aus seinem Namen fort, nannte sich aber in seiner ganzen Jugendzeit immer "Johannes Chesselius" (statt Caselius) und ward auch von adern Chesselius oder Kesselius genannt. Erst dadurch, daß die Gleichheit dieser Namen ermittelt ist, ist die Erforschung des Zusammenhanges zwischen den in Rede stehenden Personen möglich gewesen.
Bald nachdem Mathias Bracht wegen der Vollstreckung des Interims aus Gandersheim 1548 hatte weichen müssen, kam er nach Meklenburg und ward hier der erste protestantische Prediger in Fürstenberg (im jetzigen Großherzogthume Meklenburg=Strelitz). Ohne Zweifel ward er durch den ächt und kräftig evangelisch denkenden Herzog Johann Albrecht, welcher seit dem Anfange des J. 1547 regierte, ins Land gerufen, vielleicht durch den Herzog selbst auf dessen Reisen zur Beförderung des Protestantismus vom Interim (1548) bis zum oberländischen Kriege (1552), vielleicht durch einen seiner geistreichen protestantischen Diener. So viel ist gewiß, daß er im Dec. 1551 in Fürstenberg wirkte, da der Herzog damals des "Prädicanten von Fürstenberg" Sohn in seinen Studien unterstützte, unter welchem kein anderer als Johannes Caselius verstanden werden kann. Wir besitzen über die Anstellung des Mathias Kesselius zu Fürstenberg aber eine vollständige und ausreichende Quelle, freilich nur eine, nämlich einen Brief des "Mathias Bracht Kesselius", 1 ) welcher erst vor kurzer Zeit in zurückgelegten, ungeordneten Papieren des schweriner Archives aufgefunden ist. Leider ist dieser Brief nicht datirt; er kann aber wohl nur im Jahre 1552 geschrieben sein, da der ganze Verlauf der Begebenheiten für dieses Jahr spricht. In diesem Briefe klagt nun "Mathias Bracht Kesselius, "Diener des Wortes Gottes zu Fürstenberg", daß die ihm endlich anvertrauete Gemeinde zu Fürstenberg durch die Nachlässigkeit und Verderbtheit seiner papistischen Vorgänger so tief gesunken sei, daß er kaum einige Ordnung herstellen könne, wenn nicht des Herzogs hülfreiche Hand eingreife. Da nun
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dazu seine Familie von neuen Leiden heimgesucht werde, so werde er um so mehr von Niedergeschlagenheit gequält, da er in seinem Amte nichts Fruchtbarliches ausrichten könne. Er bittet daher den Herzog dringend, ihn von Fürstenberg an eine andere Kirche zu versetzen, wenn möglich an eine solche, mit welcher eine öffentliche Schule verbunden sei, da er dieser gerne täglich eine oder die andere Stunde gönnen wolle, da er, nachdem er ungefähr 20 Jahre Lehrer gewesen sei, aus Erfahrung wisse, daß auf diesem Wege das Reich Christi am meisten erweitert werde. Man erkennt in dieser Aeußerung nicht allein den eifrigen Lutheraner, sondern auch den unverwüstlichen Schulmann. Er bittet den Herzog um eine Visitation zu Fürstenberg, um dort die gänzlich zerrütteten kirchlichen Verhältnisse 1 ) zu regeln. Aus dem Briefe geht auch hervor, daß Mathias Kesselius noch nicht lange ("temporis plusculum") in Fürstenberg gewesen war.
Durch eine Nachschrift überreicht Mathias Kesselius dem Herzoge eine Ausarbeitung ("ingenii specimen") seines Sohnes und bittet, daß er dieselbe gnädig aufnehmen und dessen Studien zum Nutzen der Kirche und des Vaterlandes befördern wolle. Dies ist der erste wichtige Schritt, den der junge Johannes Caselius auf seiner ruhmreichen Laufbahn that, da er sich hiedurch dem edlen Herzoge näherte, welcher ihn für eine große Wirksamkeit würdig ausbilden ließ.
Der Wunsch des Mathias Kesselius ward sehr bald erfüllt. Er ward um Pfingsten des J. 1553 2 ) als Schul=Rector ("Schulmeister") nach Neu=Brandenburg berufen und sein Sohn ihm als Lehrer (" Schulgeselle") beigeordnet. Mathias Kesselius muß ein tüchtiger Schulmann gewesen sein. Sein Sohn Johannes sagt von ihm in einem Briefe 3 ) an den Rath der Stadt Göttingen: "Mein Vater war ein braver und pflichtgetreuer Mann, und so viel es in jener Zeit möglich war, nicht ungelehrt; als einer aus der Schule des Alexander Hegius und dessen Genossen, welche die ersten Keime der Wissenschaften
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in jenem Theile Deutschlands legten, hatte selbst davon etwas in sich aufgenommen. Daß er aber besondern Fleiß in der Unterweisung der Jugend aufwandte, lehrt die Erfahrung, da aus jener ersten, damals erst entstehenden Schule (zu Göttingen) Männer hervorgegangen sind, welche auf den Universitäten die gelehrten Studien mit Glück verfolgten und unter dem Beifalle des Vaterlandes diesem zur Zierde gereichen".
Der Vorgänger des Mathias Kesselius in Neu=Brandenburg war Johann Kolradt. Bei der Visitation vom J. 1552 ward bestimmt: "Demnach der jetzige Schulmeister Johann Kolradt ziemlich gelehrt und bis in das 21. Jahr getreulich bei der Schule gedient und viel Gutes geschafft, sehen wir es für billig an, daß er die Zeit seines Lebens der Supremus und Magister scholae sei und bleibe und daß ihm die Bestallung auf 50 Gulden zur Ergötzung seines angewandten Fleißes, so lange er am Leben bleibt und der Schule dient, folge."
Johann Kolradt behielt diese Stellung aber nicht lange, indem er schon im J. 1553 durch Kesselius verdrängt ward und dafür mit dem Rathe und andern Altgesinnten gegen die neue Ordnung der Dinge conspirirte.
Das großherzogliche Archiv bewahrt einen interessanten Bericht 1 ) des herzoglichen Richters Licentiaten Erasmus Behm vom 7. Mai 1553 über den plötzlichen Tod des als Protestanten, Theologen und Dichters berühmten Superintendenten (vom 19. Oct. 1552 † 5. Mai 1553) Dr. Erasmus Alberus zu Neu=Brandenburg, welcher zugleich über die Anstellung der beiden Kaselier in Neu=Brandenburg vollständige Aufklärung giebt. Der Licentiat Erasmus Behm mußte unter andern am 2. Mai 1553 im Namen des Herzogs von dem alt gesinnten und widerspenstigen Rath der Stadt fordern, daß "der Rath und E. Behm den zum Schulmeister annehmen sollten, welcher Kirchherr zu Fürstenberg gewesen sei", worauf der Rath die "stolze Antwort" gab: "sie hätten denselbigen Mann von Fürstenberg sammt seinem Sohn zum Schulmeister angenommen und wollten sich mit ihm wohl vergleichen und bedürften des Doctors und des Licentiaten Handlung nicht". Darauf habe E. Behm den Superintendenten mit dem angenommenen Schulmeister sammt dem jungen Casselio und noch einem Schulgesellen in sein Haus zum Mittagsmahl gebeten". E. Behm berichtet weiter, am 3. Mai 1553 sei Dr. Alberus, den die Brandenburger haßten
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und versäumten, "mit dem angenommenen Schulmeister und Schulgesellen nach der Mahlzeit spazieren gegangen, gesungen und fröhlich gewest". Als nun am 4. Mai der Rath mit Alberus verhandeln wollte, berief dieser die Prädicanten, sammt dem neuen Schulmeister und die Schulgesellen zum Handeln, in Hoffnung, die Schule und Kirche zu der Ehre Gottes und Besserung gemeines Nutzens in Einigkeit zu bringen". Dagegen habe aber der alte Pfarrer Martinus Wendt und der alte Schulmeister sammt den vier Burgenleistern und dem Stadtschreiber neben etlichen ihren Jüngern und Anhängern conspirirt, so daß der Dr. Alberus dadurch in große Aufregung gekommen sei. In der darauf folgenden Nacht vom 4. auf dem 5. Mai rührte den Dr. Alberus der Schlag. Um 4 Uhr Morgens ließ er "den neuen Schulmeister rufen und sagte zu ihm: O lieber Herr Casselius, der liebe Gott will mich aus diesem Trübniß erlösen, ich habe speciem apoplexiae ich werde sterben müssen". Am 5. Mai Abends 9 Uhr starb der große Mann in Kraft und inbrünstiger Ergebenheit.
Aus diesem Berichte ergiebt sich klar die Anstellung und der Geist des wackern Mathias Kesseluis, der einem so bedeutenden Manne, wie Erasmus Alberus, lieb und werth war. Auch in Neu=Brandenburg blieb Mathias Bracht Kesselius nicht lange. Schon im Aug. 1555 ging er als Capellan zum dritten Male nach Nordheim, von wo er nach Mich. 1559 nach Göttingen berufen ward.
So sagt die bisher bekannte Geschichte. Nach einem eigenhändigen Briefe des M. Andreas Mylius an den Herzog vom 15. März 1560 verhält sich die Sache anders. Mathias Kesselius war aus Neu=Brandenburg durch das Unrecht des Rathes der Stadt verdrängt und lebte damals ohne Anstellung in Nordheim. Der Herzog beabsichtigte 1560, in die damals noch ganz katholischen Leibgedingsämter seiner streng papistischen Mutter Anna endlich die Reformation einzuführen und suchte namentlich einen tüchtigen Prediger für die Stadt Crivitz. A. Mylius schlug dazu den Mathias Kesselius vor:
"M. Chesselii pater, iniuria Brandenburgensium eiectus, uacans conditione, Northemi est, vir grauis et doctus. Illum Criuitzii existunarem collocandum. Si uidebitur, mittat Celsitudo Tua literas M. Joanni Chesselio, eius filio; Furstenbergum uenturum spero".
Jedoch trat im J. 1561 darauf Michael Bramburg als Pradicant zu Crivitz auf.
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II. Johannes Caselius
in seinen Beziehungen zu Meklenburg.
Das Leben des Johannes Caselius erhält erst durch die Darstellung des Lebens seines Vaters seine rechte Begründung. Johannes Caselius, der älteste von den Söhnen des Mathias Bracht Kesselius, war am 17. Juni 1533 zu Göttingen geboren, als sein Vater daselbst erster protestantischer Schulmeister war, daher nennt er sich auch bei seinen ersten Auftreten wiederholt "Goettingensis". Seinen Jugendunterricht erhielt er auf den Schulen zu Göttingen, Nordheim und Gandersheim und durch seinen Vater, der an diesen Orten längere Zeit wirkte, 20 Jahre lang als Lehrer diente und gelehrt und geschickt genug war, um junge Leute zur Universität vorzubereiten. Auch soll er nach älteren biographischen Nachrichten eine Zeit lang auf der Schule zu Nordhausen gewesen sein, wo er den Unterricht des damals berühmten Michael Neander genoß.
Während seiner ersten Jugendstudien schreibt er sich beständig "Johannes Chesselius Göttingensis".
Im J. 1551, als sein Vater Prediger zu Fürstenberg in Meklenburg geworden war, bezog er die Universität Wittenberg, vorzüglich um Melanchthon zu hören. Hier ward er am 3. Sept. 1551 immatriculirt: 1 )
1551. "Johannes Kesselius Göttingensis. 3. Sept."
Nota adscr. "Caselius, J. U. D. Professor Rostochiensis".
Der scharf blickende Herzog Johann Albrecht muß schon früh auf den reich begabten Jüngling sein Auge geworfen haben; denn als er im Decbr. 1551 in Folge des lochauer Bündnisses eine Reise zu dem Kurfürsten Moritz nach Dresden machte, schenkte er, nach der Reiserechnung, 2 ) auf seiner Rückreise durch Wittenberg am 23. Dec. 1551
"2 Goldgulden des Prädicanten von Fürstenberg Sohn, der zu Wittenberg studiret".
Hierunter kann nur Johannas Caselius verstanden werden. Bemerkenswerth ist, daß der Herzog keine andere außerordentliche Ausgaben in Wittenberg machte, als diese eine, was dafür zeugt, daß er sich bei seiner großen Eile um keinen andern kümmerte.
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Daß der Herzog ihn schon früh unterstützt habe, geht aus dem Reverse 1 ) des Johannes Caselius vom 19. Juni 1560 hervor, in welchem er selbst bekennt, daß er für die "Fülle der Wohltaten, mit denen der Herzog ihn von Jugend an überhäuft habe ("beneficiorum, quibus me idem princeps a pueris cumulate est prosecutus"), dankbar verpflichtet sei". In einem spätern Briefe 2 ) an Petrus Victorius zu Florenz sagt er, daß er den Dienst des Herzogs Johann Albrecht nicht verlassen könne, da er von Jugend 3 ) auf bei ihm gelebt habe und von ihm freigebig unterhalten worden sei ("neque tamen a duce Megapolitano discedere volui, apud quem et a puero vixissem et a quo fuissem habitus paene liberaliter."). Ferner sagt er in der Einladung zu seiner Hochzeit an den Herzog vom 20. Sept. 1571, daß er vom Anfange seiner Jünglingsjahre an von dem Herzoge unterstützt worden sei ("tibi gratias agam, quod ab ineunte adolescentia non solum subleuasti munificentia tua tenuitatem meam, verum etiam semper mihi tribuisti plurimum").
Hiemit stinunt denn auch eine Aeußerung in einem seiner ersten Briefe 4 ) vom J. 1554 überein, nach welcher ihm einige gelehrte Männer gerathen hatten, nach Wittenberg zurückzukehren ("qui mihi fuerunt autores Vitebergam redeundi"). Hier in Wittenberg erfreuete er sich als ein ergebener Schüler Melanchthon's der besondern Gunst dieses ausgezeichneten Mannes.
Vermuthlich aber waren seine Mittel zu schwach, als daß er sich auf der Universität hätte erhalten können. Er ging, wahrscheinlich im Herbste des J. 1552, zu seinen Aeltern nach Fürstenberg zurück und empfahl sich von hier aus dem geistreichen Herzoge, welcher junge Talente mit Liebe unterstützte, durch eine Ausarbeitung, 5 ) welche sein Vater dem Herzoge mit folgenden Worten 6 ) überreichte:
"Ingenii specimen filius offert, quod precor ut Tua Celsitudo clementer accipere ejusque studia in Christi ecclesiae et Tuae Celsitudinis usum paterne fovere dignetur".
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Dies ist der erste wichtige Schritt zu der glänzenden Laufbahn, welche J. Caselius seitdem verfolgte, indem er sich einen fürstlichen Gönner erwarb, wie es deren wenige gegeben hat.
Der Herzog Johann Albrecht hatte im J. 1552 die allgemeinen politischen und kirchlichen Verhältnisse geordnet und fing im J. 1553 an, dem Einzelnen seine Sorgfalt zuzuwenden; namentlich legte er einen sichern Grund zu seinem großen Gebäude in der Stiftung gelehrter Schulen, in die er vor allen Dingen geistreiche Männer als Lehrer einzuführen suchte; zugleich befriedigte der edle Fürst dadurch seine Hauptneigung, die Beschäftigung mit den Wissenschaften. Im Jahre 1553 stiftete er als Musterschule die Fürstenschule zu Schwerin und berief zu der Einrichtung schon vorher zum Rector seinen nachmaligen Liebling Mathias Dabercusius. Zu gleicher Zeit nahm er an vielen andern Orten die Reformation des Schulwesens vor. Johann Albrecht blickte sehr tief in das menschliche Leben; er begnügte sich in Beziehung auf die Schulen nicht damit, Anstalten zu gründen und ihnen eine befriedigende Einrichtung zu geben: er ging viel tiefer in die Sache ein, und holte schon die jungen Schüler hervor, indem er sie aufmunterte und belohnte und sich von ihren Eigenschaften und Kenntnissen selbst überzeugte. In der richtigen Ansicht, daß seltene Männer sehr - selten sind, suchte er selbst verborgene Talente auf und ließ sie nach seinen Wünschen ausbilden. So zog sich Johann Albrecht selbst für sich und seine Nachkommen und den Staat eine große Schaar wackerer Männer heran, auf die er sicher rechnen konnte und durch deren Wirksamkeit ihm im reifern Alter das Leben verschönert ward.
Zu diesen Talenten, welche der Herzog selbst hervorzog und begünstigte, gehört vor allen Dingen Joh. Caselius. Sein Vater Mathias Kesselius, welchem der Herzog vor kurzer Zeit die Pfarre zu Fürstenberg verliehen hatte, fühlte sich hier nicht glücklich, da er bei der Versunkenheit der Gemeinde nicht viel Frucht schaffen konnte, und bat den Herzog um Versetzung, namentlich an eine Pfarre, mit welcher eine öffentliche Schule verbunden sei. Am 19. Oct. 1552 setzte der Herzog den berühmten und geistreichen, viel geschmäheten und verfolgten, damals flüchtigen Dr. Erasmus Alberus zum Prediger und Superintendenten in Neu=Brandenburg ein, wo er alsbald den alten Sauerteig auszufegen begann und neue Einrichtungen schuf, namentlich die Schule neu gestaltete. Wahrscheinlich war Erasmus Alberus die Veranlassung, daß er den alten, wenn auch verdienten Rector von der Schule entfernte und den gewiegten Schulmann Mathias Kesselius von Fürstenburg zum
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Rector (Schulmeister) der Schule in Neu=Brandenburg und dessen Sohn, unsern Johannes Caselius, zum Lehrer (Schulgesellen) daselbst um Pfingsten des J. 1553 beförderte (vgl. oben S. 9.). Leider lebten beide mit E. Alberus nur wenige Tage zusammen, da diesen schon am 7. Mai 1553 ein plötzlicher Tod hinwegraffte. So war Joh. Caselius schon in seinem zwanzigsten Jahre Lehrer an der Schule zu Neu=Brandenburg.
Als er ein Jahr in Neu=Brandenburg gelebt hatte, klagte er einem Gönner, wahrscheinlich dem M. Andreas Mylius, seine Noth 1 ) und bat um Fürsprache bei dem Herzoge. Er wünschte seine angefangenen Studien fortzusetzen; "er sehe jetzt, wie groß die Schularbeiten seien; er fliehe zwar die Beschwerden nicht, wenn er auch jämmerlich gequält werde, aber er sehne sich, sich in den Wissenschaften zu vervollkommnen, damit er einst, zu etwas Höherem berufen (ad majra vocatus), der Kirche Gottes und dem Staate nützen könne. In Brandenburg, wo er den Winter nicht ohne großen Schaden gelebt habe, habe er keine Aussicht sich fortzubilden". Welche Folgen die Berufung der beiden Kesselier nach Neu=Brandenburg hatte, beweiset z. B. die Matrikel der Universität Wittenberg, 2 ) auf welcher in den nächsten Jahren folgende Neubrandenburger immatriculirt wurden:
1553. | Angelus Berstein Neobrandenburgensis. 14. Junii. |
1554. | Erasmus Bohemus junior Neobrennopyrgensis. 8. Oct. |
Josua Petri Neobrennopirgensis. 8. Oct. | |
Balthasarus Gotteschalckus Brennobirgensis. 8. Oct. | |
1555. | Petrus Techatius Brandenburgen. Megalop. 14. Maii. |
1556. | Bernhardus Sperwackt Neobrandeburgensis. 5. April |
Johannes Caselius scheint aber so bald seine Wünsche nicht erreicht zu haben; wahrscheinlich mußte er noch längere Zeit in Neu=Brandenburg bleiben. Sein Vater zog im Aug. 1555 als Prediger nach Nordheim. Ihn selbst finden wir einige Jahre darauf wieder in Wittenberg, wo er sicher im J. 1558 lebte. Unterm 21. Juni 1558 finden wir in der Matrikel der Universität Wittenberg 3 ) eine sonderbare Immatriculirung;
1558. | "Johannes Redelsen Hussensis (Holsatus)". |
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Das Wort Kesselius ist übergeschrieben und das Wort Holsatus beigeschrieben. Es waltet hier allerdings gewiß ein großer Irrthum ob; aber durch die Ueberschrift des Namens Kesselius wird sicher bewiesen, daß Johannes Caselius 1 ) damals in Wittenberg war.
Daß Johannes Caselius sicher seit dem J. 1558 in Wittenberg lebte, geht aus seinem Briefe 2 ) von Wittenberg vom 1. Dec. 1559 bestimmt hervor. Der Herzog hatte ihn freilich ansehnlich unterstützt; diese Unterstützung war aber beim gänzlichen Mangel eigener Mittel nicht ausreichend gewesen. Johannes Caselius hatte also zu Wittenberg eine Privatschule ("domesticam scholam") gehalten und einige Jahre lang Söhne adeliger oder sonst anständiger Aeltern unterrichtet, und sich dadurch freilich unterhalten, aber mit Schwierigkeit und zum Nachtheil seiner Ausbildung; er war alfo gewissermaßen Privat=Docent gewesen. Er hatte sich daher aufgerafft ("collegi ipse me") und war zu den Wissenschaften zurückgekehrt, um so mehr, da er glaubte, daß dies von ihm erwartet werde, und wissenschaftliche Arbeiten vorgenommen. Er hatte ein Gedicht über den Maulbeerbauni des Zachäus (Lucas 10, 1 flgd.) oder vielmehr über den Zachäus auf dem Maulbeerbaum drucken lassen, welches er dem Herzoge Johann Albrecht widmete. Die Schrift führt den Titel:
carmine descripta ad illustrissimum principem ac dominum d. Johannem Albertum etc. a Johanne Chesselio. Witebergae anno 1559, mense Junio.
Auf dem Titel nennt er sich noch Chesselius; die Dedication ist aber unterschriebene Ιωάννης Κ ασήλιος, also Caselius: in dieser Schrift tritt er zuletzt mit dem Namen Chesselius und zuerst mit der Namensform Caselius auf, welche er von jetzt an beibehält; die Form Chesselius gebraucht er nicht mehr. - Der Herzog liebte vor allen andern Dingen die Heilige Schrift in classisches Latein oder Griechisch übersetzt oder umschrieben. In demselben Jahre 3 ) erschien noch: "Jo. Chesselii epicedion scriptum Joach. Mullero Hamb. Senatori. Witteb. 1559. 4°".
In Wittenberg war Caselius Magister geworden, da
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er 1563 in die Rostocker Universttats=Matrikel als "artuim magister Wittebergensis" eingetragen wird.
Er überreichte dem Herzoge von Wittenberg aus am 1. Dec. 1559 nicht allein diese Schrift, sondern auch zwei andere handschriftliche, eine griechische und eine lateinische, welche jedoch noch nicht ganz vollendet waren, und gab sich ganz der Unterstützung des Herzogs hin ("Trado autem me Tuae Celsitudini totum petoque, ut meis musis sua honitate, ope, subsidio et liberalitate non desit"). Zugleich hatte er dem M. Andreas Mylius anvertraut, wie er wünsche, daß ihn der Herzog im nächsten Sommer nach Frankreich schicken möge, damit er sich dort in den Wissenschaften und Sprachen vervollkommnen könne. Sein Wunsch, auf Reisen zu gehen, ward auch schon im nächsten Sommer erfüllt. - Ungefähr um dieselbe Zeit gewann sein Vater eine bleibende Stelle in Göttingen.
In den älteren Beschreibungen des Lebens des Caselius wird gesagt, daß er längere Zeit auch zu Leipzig, Rostock und Frankfurt a. O. studirt habe. Die Quelle, aus welcher diese Angabe herrührt, ist das Doctor=Diplom, 1 ) welches Caselius am 28. Jan. 1566 zu Pisa empfing. Hierin wird, ohne Zweifel nach den Angaben des Caselius selbst, gesagt, daß
"Johannes Caselius, Mathiae filius, Gottingensis, - - in celeberrimis Lipsiaca, Rostochiana. Francofordiana ad Viadrum atque Bononiensi academiis - - per plures annos legibus insudavit."
Caselius hatte aber ohne Zweifel am längsten in Wittenberg studirt, und doch wird dieser Universität in dem Diplome gar nicht gedacht. Auch ist in den brieflichen Quellen von andern Universitäten, als der wittenberger und den italienischen, nicht die Rede. Zu langen Studien auf den übrigen Universitäten fehlte es dem Caselius an Geld, und es bleibt für dieselben kaum Zeit übrig, da seine Studienzeit fast ganz von seinem Aufenthalt in Wittenberg ausgefüllt wird. Dennoch wird er kürzere Zeit auf diesen Universitäten verweilt haben, um hier die bedeutendern Männer kennen zu lernen, da er in einem Schreiben an die meklenburgischen Landräthe 2 ) vom J. 1610 selbst sagt, daß er mehrere Universitäten besucht habe.
"Statim enim de universa studiosa iuventute mereri studebam, neque id vulgari modo, cum et plures academias adiissem et clarissmios
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doctores audivissem, etiam in Italia et me et sapientissimam vetustatem retulissem."
Ohne Zweifel ging Caselius von Wittenberg auf einige Zeit nach Leipzig, wo er sich das Wohlwollen des berühmten Professors Joachim Camerarius erwarb, in dessen Hause er fortan vertrauter Freund war. Möglich ist es, daß er sich kurze Zeit auch zu Frankfurt a. O. aufhielt; jedoch wird dies nicht lange gedauert haben. Zu Rostock wird er auch, vielleicht einige Male, kürzere Zeit studirt haben, da er ein Schützling des Herzogs Johann Albrecht war und sein Vater in Meklenburg wohnte. Man kann aber annehmen, daß J. Caselius wesentlich ein Zögling der Universitäten Wittenberg und Leipzig war.
Im Frühling des J. 1560 ging Caselius nach Meklenburg zurück. Bei seinem Abgange von der Universität Wittenberg gab er im J. 1560 eine Elegie an die Universität, seine Freunde und Genossen heraus. Am 3. Jan. 1560 bat Andreas Mylius den Herzog um 20 rheinische Goldgulden für den "Wittenberger Magister", unter welchem sicher Johannes Caselius zu verstehen ist; A. Mylius beklagt sich beim Herzoge, daß der Cabinets=Secretair Joachim Plesse, nach der Weise der Cassenverwalter, wieder gesagt habe, "daß er kein Geld habe":
"Joachimus Plessen pecuniam se negat habere, quod siue ita est, sine consuetudinem suam in negando seruiat, ego Magistrum Vuitebergensem cum aliqua eius molestia tenere cogor. Rogo autem Celsitudinem Tuam, ut mihi 20 Renanos mittat, quos ille nomine Celsitudinis Tuae reddam".
Im März 1560 ward Caselius in Fürstenberg erwartet. Andreas Mylius schreibt am 15. März 1560 an den Herzog:
"M. Chesselii pater, iniuria Brandenburgensium eiectus, uacans conditione Northemi est, vir grauis et doctus. Illuin Criuitzii existimarem esse collocandum. Si uidebitur, mittat Celsitudo Tua litteras M. Joanni Chesselio, eius filio; Furstenbergum venturum spero".
Um Ostern 1560 war er zu Rostock, da er zu dieser Zeit für die Universität ein kleines griechisches Gedicht auf das Veilchen herausgab Epigramma de viola Johannis Caselii, gedruckt in Scripta in academia Rostochiensi publice proposita, ed. a Joh. Posselio, Rostochii, 1567, fol. 24. Er fing hier, nach unsern Begriffen als Privat-Docent, an zu lehren. Er sagt im J. 1610 in seinem Briefe an die meklenburgischen Landräthe, daß er vor 50 Jahren an der Universität Rostock zu lehren angefangen habe:
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"Testis mihi est academia Rostochiana ab anni fere quinquaginta".
Nachdem er auch in Schwerin bei dem Herzoge gewesen war, kam er mit demselben dahin überein, daß dieser ihn zur höhern Ausbildung nach Italien und Frankreich schicken wollte. Am 19. Juni 1560 stellte er zu Schwerin dem Herzoge einen lateinischen Revers 1 ) aus: "daß er aus besonderer Verehrung der Tugenden des Herzogs und aus Dankbarkeit für die großen Wohlthaten, die derselbe ihm von Jugend auf erwiesen, diesem sein Leben zu weihen verheißen habe; da nun seine ganze Lebensrichtung es wünschenswerth mache, der Herzog es auch für gut befunden habe, daß er auf drei Jahre nach Italien und Frankreich gehe, der Herzog auch die dazu nöthigen Mittel herzugeben beschlossen habe, so verspreche er, nach drei Jahren zu dem Fürsten zurückzukehren und ihm in dem ihm zu Theil werdenden Lebensberufe, vorzüglich aber durch Beredsamkeit, in Treue, Fleiß und Aufrichtigkeit zu dienen: er hoffe sicher, sich so ausbilden zu können, daß er im Stande sein werde, die edle Reinheit des Herzogs schirmen, zieren und gegen Verläumdungen schützen und alles das darbringen zu können, was ein gebildetes Leben fordere".
Caselius rüstete sich auch sofort zur Abreise. Der Herzog schrieb eigenhändig in sein Tagebuch:
"210 Thaler Johanni Chesselio vf dreijerige vnterhaltunge zum studio in welschland vnd frankreich gegeben zu Schwerin".
Am 16. Sept. 1560 schrieb 2 ) Caselius von Nürnberg an den Herzog, da dieser ihm befohlen hatte, so oft als möglich zu schreiben. Er meldet dem Herzoge, daß er beschlossen habe, zuerst nach Italien zu gehen, und bat ihn, ihn nicht zu verlassen, da die Reise groß und schwierig sei, worüber er an Andreas Mylius geschrieben habe.
Er ging zuerst nach Bologna und studirte hier, auf der berühmten Schule des römischen Rechts, die Rechtswissenschaft, vorzüglich aber unter dem berühmten Carl Sigonius die classische Literatur. Doch bald zog ihn das feinere Leben und der gelehrte Petrus Victorius, 3 ) Lehrer der griechischen und lateinischen Sprache, nach Florenz, welches ihn so sehr fesselte, daß er nicht zur Reise nach Frankreich kam.
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Zu gleicher Zeit war an denselben Orten Samuel Fabricius, der Sohn des Schweriner Reformators Egidius Faber, den der Herzog ebenfalls auf Schulen und Universitäten ausbilden ließ und nachher zu seinem Archivar, dem ersten meklenburgischen Archivar, und Bibliothekar machte. Samuel Fabricius war noch im J. 1558 auf der Schule zu Schwerin und bei dem Rector Dabercusius in Pension. Am 12. Aug. 1560 erhielt der Herzog Nachricht aus Bologna von einem deutschen Kaufmann Othmer Buochschor, welcher mit Augsburg Verbindungen hatte, wohin der Herzog in Geldverbindungen stand:
"Samuel Fabritzy hellt sich zimlich woll. Er wartt seinem study, auch der wälschen sprach zimlich wol aus, so ist er auch gott sei lob frisch vnd gesund".
Am 14. Febr. 1561 wurden
"264 3/4 Thaler - - nach Bononien an Otmer Puscher (d. i. Buochschor) geschickt, soll Samuel Fabritius zu seinem Studio haben".
Am 6. März 1563 schrieb der Herzog in sein Tagebuch:
"40 vngerische Ducaten bey Petro dem Trumeter dem Samueli Fabricio gen Florentz geschickt zu seiner Unterhaltung".
Am 18. Sept. 1561 schickte der Herzog an Caselius für ihn und Fabricius Geld, 150 Thaler für Caselius und 100 Thaler für Fabricius, und lobte ihre Studien ("vtriusque autem studia probamus - - uosque in eo genere usui nobis et ornamento fore speramus").
Außer andern Bekannten schloß sich auch der Sohn des leipziger Professors Joachim Camerarius 1 ) an J. Caselius.
Johannes Caselius stand schon jetzt in Italien, wie in Deutschland, in großem Rufe. Vorzüglich liebte ihn der große Petrus Victorius, der ihm mit inniger Freundschaft zugethan war und ihn überall als einen ungewöhnlich braven, gelehrten, feinen und mit allen Gaben des Geistes herrlich gezierten Mann pries 2 ).
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Nachdem Caselius im J. 1562 zu Bologna einen Brief an den Markgrafen Joachim Friedrich von Brandenburg herausgegeben hatte ("Epistola ad ill. princ. Joachim. Frid. march. Brand., Bononiae, 1562", auf der rostocker Universitäts=Bibliothek), machte er im Herbste des J. 1562 noch eine Reise durch Italien und schickte sich dann zur Heimkehr 1 ) zum Herzoge Johann Albrecht an. Dieser schreibt 1562 in sein Tagebuch:
"1562. 40 vngerische Gulden dem Cesselio bey seinem brudern geschicket zur Zerung herausser aus Italia 1. Septbris"
"50 thaler ihm dem Cesselio zur zerung hinein vnd zum klepper, Goldberg am 2. Sept.".
Nach des Casilius Heimkehr schreibt der Herzog in sein Tagebuch:
"1563. 67 thaler Bartholomeo dem ferrarischen Secretario zugestellt, die er für dem Kesselio ausgelegt".
Am 9. Jan. 1563 war er auf der Reise in Leipzig bei Joachim Camerarius, von dem er um so herzlicher aufgenommen ward, da er sich seines Sohnes in Italien angenommen hatte. Camerarius gab ihm einen Brief 2 ) an den Herzog Johann Albrecht mit:
"cum Johannes Casselius, quo filius meus multum in Italia usus esset, ad te, Illustrissime princeps, reuertens et me salutasset",
in welchem er bedauert, daß Caselius so sehr eile und er deshalb dessen Mittheilungen nicht nach Wunsch genießen könne.
Gleich nach seiner Heimkehr nach Meklenburg ward er Ostern 1563 3 ) Professor der griechischen Sprache und der Philosophie an der Universität Rostock. Er ward während des Rectorats des Dr. Laurentius Kirchhof vom Herbste 1561 bis Trinitatis 1563 in die Universitäts=Matrikel 4 ) gegen das Ende dieser Zeit eingetragen:
"Joannes Caselius Gottingensis, poeta laureatus, artium magister Wittebergensis, propter virtutis et eruditionis splendorem honoratus".
Dabei geschrieben ist:
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"I. U. D., Professor Graecae Linguae et Philosophiae",
ohne Zweifel von späterer Hand, da Caselius erst im J. 1566 zu Pisa Doctor juris ward.
Er hielt in Rostock am 1. Sept. 1563 seine Antrittsrede: 1 ) λόγος εiς φιλοσοφiαν, oder: Oratio pro studiis bonarum litterarum ed. 1577. K. Jan.
In Rostock wirkte er in seinem Berufe mit Eifer und Glück. Als aber im J. 1565 in Rostock zu den politischen Unruhen noch die Pest 2 ) verheerend einbrach, war an ein erfolgreiches Wirken nicht zu denken, und Caselius sehnte sich nach Italien. Der Herzog Johann Albrecht ging gerne auf seinen Wunsch ein und verhieß ihm wieder Unterstützung zu dieser Reise. Am 16. März 1565 bat er, als die Pest immer näher kam, den Herzog um das verheißene Geld und die Briefe, die er mit nach Italien nehmen solle, da seine Abreise nahe bevorstehe. Caselius ging zuerst nach Bologna, wo er jedoch in eine lange und gefährliche Krankheit fiel. Am Ende des Jahres ging er wieder nach seinem Lieblingsorte Florenz, wo Petrus Victorius 3 ) sich seiner mit der treuesten Liebe annahm; dieser schreibt 4 ) am 31. Dec. 1565 an den Markgrafen Joachim Friedrich von Brandenburg:
"Pervenit tandem Caselius Florentiam, cum Bononiae prius longo et periculoso morbo conflictatus esset. Ejus adventus multis de caussis fuit mihi gratissimus" etc.
Caselius selbst schreibt 5 ) von Florenz am 14. Jan. 1566 an den Herzog Johann Albrecht:
"uix enim ab aestiuo morbo uitam eripui et huic retinendae iam incumbo".
In einem am 3. Febr. 1566 geschriebenen Nachtrage zu diesem Briefe schreibt er dem Herzoge, daß er nach Pisa gereiset gewesen sei, um sich dort unter die Zahl der Juristen einschreiben zu lassen:
"Pisas abii ibique egi. ut ceteris iuriscon-
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sultis adscriberer: non tamen his studiis, quae ego nemine negligentius colui atque, ut doctis uidear, excoluii, desertis. - - Etsi autem me, ut debeo, metior: tamen omnibus suffragantibus adeptus fui quodl uolebam, ut in ordinem hunc amplissimum reciperer et omnia mihi eiusdem insignia contribuerentur".
Er ward nämlich am 28. Jan. 1566 zu Pisa im erzbischöflichen Pallaste unter sehr ehrenvollen Lobsprüchen zum Doctor der Rechtsgelehrsamkeit 1 ) erhoben, machte jedoch in der Folge keinen amtlichen Gebrauch von dieser Wissenschaft. Unter den Zeugen dieser Promotion zu Pisa steht oben an: "dominus Joachimus Bassevicius Megapolitanus", aus Lewetzow, 2 ) mit welchem Caselius sehr vertraut war und an den mehrere Briefe in der Briefsammlung 2 ) gerichtet sind.
Dieser "Joachim von Bassewitz zu Lewetzow" ward wegen seiner Bildung am 9. Febr. 1577 zum Hofmeister des Prinzen Johann bestellt und begleitete denselben nach Leipzig auf die Universität.
J. Caselius war mit der meklenburgischen Familie v. Bassewitz sehr vertraut; sie wird in seinen gedruckten Briefen oft genannt und in seiner Briefsammlung ist (pag. 150) eine eigene Abtheilung von Briefen "Ad nobiles a Bassewitz". Mit Joachim v. Bassewitz von Lewetzow, aus dem Hause Thorstorf, und Vicke v. Bassewitz (von Dalwitz?) hatte er in Italien studirt. Den jungen Lüdeke v. Bassewitz von Dalwitz (?) hatte er nach seiner ersten italienischen Reise im Jahre 1563 zu Rostock bei sich im Hause gehabt. Des J. Caselius jüngster Bruder Daniel datirt einen Brief vom 29. Jun. 1567 von "Lukow", ohne Zweifel Hohen=Lukow bei Rostock, wo er sich also bei den v. Bassewitz aufhielt.
Caselius lebte nun bis in das J. 1567 vorzugsweise in Florenz, besuchte aber auch andere Städte, namentlich wiederholt Bologna, und trat hier überall mit den berühmtesten Männern seiner Zeit in Verbindung, wie mit Manutius, Muretus, Roborteuo u. A. Der Herzog Johann Albrecht schickte ihm fleißig Geld, um das er jedoch dringend anhalten mußte. Auch verkehrten mit ihm die Meklenburger, die sich in Italien aufhielten; namentlich wohnte mit ihm in einem Hause der gebildete Joachim Hahn, Sohn des Otto Hahn, aus dem Hause Basedow,
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"Joachimus Han, Othonis filius, iuuenis animo ita exculto, cuiusmodi ego Megapolitanos esse complures uelim".
Joachim Hahn reisete im Dec. 1566 1 ) von Florenz nach Meklenburg zurück.
Caselius strebte jetzt nach Hause zurück, es fehlte ihm aber an Geld; es war die Schattenseite im Leben des Herzogs Johann Albrecht, daß er für seine Freigebigkeit und seine großartigen Pläne nie Geld genug hatte. Der Herzog schickte dem Caselius im März 1567 zwar 100 Thaler; diese reichten aber lange nicht hin zur Bezahlung seiner Schulen und zum Reisegelde. Caselius reiste nach Bologna, um dort Geld aufzunehmen; hier verweigerte ihm aber der "bekannte Kaufmann" (wahrscheinlich Othmer Buockschor) bestimmt und erzürnt jede Hülfe. Das Wechselgeschäft von Schwerin nach Bologna über Augsburg war schwierig und gefährliche sowohl der Herzog als der Kaufmann hatten früher Verluste erlitten. Caselius klagte daher am 3. April 1567 dem Herzoge seine Noth 2 ) und bat dringend um Geld.
Im Anfange des Monats Juli 1567 trat Caselius endlich seine Rückreise nach Meklenburg an. P. Victorius, der ihm im täglichen vertrauten Umgange sehr lieb gewonnen hatte und seine hohen Gaben bewunderte, meldete 3 ) am 28. Juni dem Markgrafen Joachim Friederich von Brandenburg seine bevorstehende Abreise:
"Cum redeat ad vos Caselius, vir probus et magnis ingenii dotibus ornatus, committendum mihi non putavi, iuvenis illustrissime, quin ad te scriberem. - - Ut autem in mihi valde jucundo Caselii nomine epistolam terminem: cum antea quoque ipsum valde diligerem eximiasque ipsius dotes bene cognitas haberem; in hac tamen nova nostra colisuetudine (fuit enim ille fere omni hoc tempore mecum) melius eas perspexi atque omni ex parte probavi".
Caselius reiste von Florenz über Bologna nach Venedig, von hier durch Tyrol nach Inspruck. Von Inspruck ging er nach Wien, da er gerne die Stadt sehen wollte, welche schon eine Kaiserstadt geworden war. Am 8. Sept. schrieb er dem Herzoge, 4 ) daß er einige Tage in Wien verweilen und erst im
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October in Meklenburg werde ankommen können. In Wien traf er den Bartholomäus Gryphius, den der Herzog vor kurzem als lateinischen Geheimen und Legations=Secretair in Dienst genommen hatte. Er schrieb jedoch noch am 21. Oct. 1567 aus Wien 1 ) an P. Victorius. Er hatte nämlich in Wien die Liebe des berühmten und einflußreichen kaiserlichen Leibarztes Johannes Crato 1 ) gewonnen, durch dessen Empfehlung der Kaiser Maximilian ihn in den Adelsstand erhob, oder vielmehr ihm die Erneuerung seines Adels und einen neuen Adelsbrief 2 ) verlieh, welcher am 14. Dec. 1567 ausgefertigt ward. Nachdem Caselius zu Dresden gewesen war, hielt er sich am 7. Dec. 1567 zu Leipzig auf, von wo er einen Brief 3 ) an Victor von Bassewitz schrieb, welcher in Florenz studirte; er meinte, er würde vor Januar 1568 nicht in Meklenburg ankommen.
Im Anfange des J. 1568 kam Caselius wieder in Meklenburg an und wirkte in Rostock als Professor und Schriftsteller.
Doch er ward dieser Stellung schon nach einigen Jahren wieder entrückt. Der Herzog Johann Albrecht hegte natürlich den Wunsch, von den Früchten seines begeisterten Strebens auch persönlich etwas zu genießen und seinen Kindern das zu Theil werden zu lassen, was er seinem ganzen Lande und vorzüglich den bevorzugten Geistern zum Nutzen des Landes schenkte.
Die beiden jungen Söhne des Herzogs, 12 und 9 Jahre alt, hatten 7 Jahre lang den M. Georg Volrath aus Wittenberg zum "Pädagogen" gehabt. Der Herzog hatte ihn mit einem, im J. 1572 zahlbaren Geschenke von 1000 Thalern und einem lebenslänglichen Gehalte von 50 Thalern bedacht. Die Wahl war aber keine sehr glückliche gewesen. Der Rector Dabercusius 4 ) hatte einen Theil des Unterrichts übernehmen müssen; schon am 4. Aug. 1566 bat A. Mylius den Herzog, daß er der treuen
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Dienste des Dabercusius, namentlich auch um die Prinzenerziehung ("pro fideli puerorum principum institutione") gedenken möge ("si reliquum vitae spatium docendo, instituendo principes contriverit"). Bei der erneuerten Bestallung des A. Mylius Michaelis 1569 ward dem Rector Dabercusius wiederholt zur Pflicht gemacht, die Prinzen neben dem ordentlichen Lehrer alle Tage in der lateinischen Sprache zu unterrichten, und dem Rath A. Mylius die Aufsicht über den Unterricht und die Prüfung der Prinzen übertragen. Bald ward Volrath mehrerer Laster beschuldigt und ihm am 12. Jan. 1570 die Verschreibung abgenommen, er selbst auch des Dienstes entlassen. Volrath erhob darüber bei dem Reichskammergerichte einen Proceß, welcher im J. 1575 durch Bernhard Hederich und Tilemann Stella dahin verglichen ward, daß Volrath sich mit 2300 Thalern abfinden ließ.
Da nun die Prinzen geistreichern Unterricht haben mußten, Dabercusius auch schon alt ward, so berief der Herzog, ohne Zweifel auch auf den Rath seines Freundes A. Mylius, der alle Angelegenheiten dieser Art leitete, den Dr. Johannes Caselius, den geistreichsten, gebildetsten und erfahrensten Gelehrten des Landes, an seinen Hof als Lehrer seiner beiden Söhne, der Herzoge Johann und Sigismund August, auf 4 Jahre. Am 1. Aug. 1570 ward er förmlich zu diesem Amte bestellt. Zugleich ward aber das ganze Erziehungswerk der beiden Prinzen genauer organisirt. Johannes Caselius leitete, unter der eigenen Aufsicht des Herzogs und dem Beistande des Rathes Andreas Mylius und dem Beirathe des Rectors Dabercusius, die geistige Ausbildung der beiden Prinzen, unterrichtete persönlich aber vorherrschend nur den älteren Prinzen Johann. Zur Unterweisung des jüngeren, wenig befähigten Prinzen Sigismund August ward daneben seit Ostern 1572 Heinrich Siberus 1 ) als Lehrer angestellt. Zur Regierung des Hofstaates
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und zur leiblichen und hofmäßigen Ausbildung der beiden Prinzen bestellte der Herzog ebenfalls am 1. Aug. 1570 denHeinrich Pelican zum Hofmeister. Heinrich Pelican war 1 ) ein märkischer Edelmann, welcher in der Jugend in Frankreich in Kriegsdiensten gestanden und darauf, ungefähr seit 1555, lange Zeit am schweriner Hofe gedient hatte, ein einfacher, mäßiger, pflichtgetreuer Mann, der französischen Sprache mächtig und, wenn auch nicht gelehrt, doch gebildet und von der Liebe zu den Wissenschaften beseelt. Er lebte seinem Amte mit der größten Gewissenhaftigkeit und mit Joh. Caselius in einer vertrauten Freundschaft, welche zwischen beiden nie erlosch. - Nach dem J. 1574 ward er herzoglicher Rath; er diente dem Herzoge Johann Albrecht von seiner besten Jugend an 21 Jahre lang, war viel auf Reisen geschickt und sonst in Anspruch genommen gewesen. Er hatte seine Erbgüter in der Mark und außerdem eine kleine Besitzung bei der Stadt Parchim. Im J. 1586 war er Obermarschall des Herzogs Johann, seines Zöglings.
Die geschäftsmäßigen Bestallungen wurden auf gewöhnliche Weise ausgefertigt und sind noch vorhanden. Außerdem trat aber, wie sich denken läßt, Caselius mit dem Herzoge in engere, vertraulichere Beziehungen. Am 15. Juli 1570 überreichte er dem Herzoge eine lateinisch geschriebene Darlegung seiner Ansichten über die Erziehung der Prinzen und außerdem einen ebenfalls lateinisch geschriebenen Plan zur Ordnung des Unterrichts. In der ersten Schrift sagt er:
"Quod mihi munus nobilissimos filios tuos insttuendi imponis, id in me recipio: recipio autem animo sane lubenti, non tam quod illi ab omni parte me parem esse existimem, quam quod fidem animumque meum tibi gratissimum singulari desiderio probatum cupiam. Tanta enim tua in me extant beneficia, vt nihil non vltro debere me subire intelligam, quod quidem sustinere vel aliquo modo, summa etiam cum difficultate queam; hoc est profecto quod me ad mandata tua paratissimum praesto: iam vero etiam policeor omnia, quae a mea tenuitate proficisci possunt: diligentiam autem et fidem sine vlla exceptione
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tibi policeor, spero etiam futurum aliquando, vt ex re ipsa videas, te in me deligendo prudentissime fecisse eosque, qui huius consilii auctores tibi extiterunt, rectissime consuluisse. - - Ita sum inflammatus cum verum videndi et sequendi, tum tibi et fidelissime et rectissime inseruiendi cupiditate".
Wenn auch die ganze Anstellung geschäftsmäßig geordnet war, so gab doch Caselius dem Herzoge, sehr bezeichnend für das Verhältniß beider zu einander, am 23. Aug. 1570 einen kurzen lateinischen Revers, 1 ) "daß er mit allem Sinnen, Streben und Walten unermüdet in seinem Amte verharren wolle".
In Schwerin wirkte nun J. Caselius nicht allein in seinem Amte, sondern auch im Vereine mit A. Mylius für die ganze geistige Cultur nach allen Kräften. David Chyträus nennt beide des Herzogs Vertraute ("Celsitudinis Vestrae familiares d. Mylius et d. Caselius"), als er am 7. Sept. 1571 den M. Laurentius Rhodomannus zum Schulamte empfahl.
Das Werk der Erziehung des Prinzen Johann ward mit dem heiligsten Ernst betrieben. J. Caselius 2 ) hatte studirt, was Plato, Aristoteles, Xenophon, Plutarch und die bewährtesten Schriftsteller bis auf seine Zeit über Erziehung geschrieben, er hatte darüber den Petrus Victorius und den Johannes Crato gehört, er hatte die Erziehung der Söhne des Kaisers Maximlian II. beobachtet, er hatte sich darüber sorgfältig mit den Erziehern des Markgrafen Joachim Friederich von Brandenburg und des Großherzogs Franz von Medicis unterhalten. Der Vater des Prinzen ließ keinen in den Kreis der Bildung, den er nicht selbst geprüft hatte. Dabercusius wohnte oft dem Unterrichte bei ("aderat saepe Dabercusius"), und Mylius war beständig beiräthig. Zum täglichen Dienste und zum Umgange lebten am Hofe junge Edelleute von reinen Sitten und wissenschaftlicher Bildung, und unter diesen einige mit so großer Gelehrsamkeit ausgerüstet, daß sie Fürstensöhnen den Unterricht hätten ertheilen können, wenn Fürstenbildung allein durch Unterricht zu erreichen wäre.
Caselius verwaltete sein Amt mit der gewissenhaftesten Treue nach dem von ihm vorgelegten und von dem Herzoge gebilligten plane. Als der Herzog nach einiger Zeit, im Anfange des J. 1571, Aenderungen in der Methode anordnen wollte, widersetzte sich Caselius in einem herrlichen Briefe vom 5. März 1571 3 )
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mit der größten Entschiedenheit. Er schreibt, er habe bisher mit der größten Anstrengung und Treue den Unterricht nach dem wohlüberlegten und gebilligten Plane besorgt, und könne eine Aenderung unter keiner Bedingung gut heißen; das würde ihm zur Schande gereichen und seine Ehre schwächen, da er die Aenderung unter keiner Bedingung billigen könne, und wenn sie ihm befohlen würde, so würde er es nicht thun, selbst wenn er große Verluste und sogar den Tod zu fürchten hätte. - Aber selbst solche entschiedene Aeußerungen schadeten ihm bei dem Herzoge nicht.
Außerdem gab Bartholomäus Gryphius dem Prinzen täglich Unterricht in den neuern Sprachen. B. Gryphius ("Uringerius", aus "Woringen" am Rhein im Erzbisthume Cölln, auch "Belga" genannt), ein gelehrter Mann, mit vieler Sprachkenntniß und Lebenserfahrung begabt, 1 ) hatte früher bei dem Herzoge Alfons von Ferrara in Spanien und Italien gelebt. Er stand schon im J. 1564, als er aus Italien kam, mit dem Herzoge Johann Albrecht in Verkehr. Am 3. Febr. 1567 ward er von dem Herzoge als "geheimer lateinischer Secretarius am Hofe oder außerhalb Landes in legationibus, nicht weniger auch unsern söhnen in allen sprachen, so der in erfahren, mit Fleiß zu instituiren und mit hoflichen sitten zu unterweisen", in Dienst genommen. Er ging sogleich für den Herzog nach Wien und späterhin vielfach auf Gesandtschaftsreisen. Seit dem J. 1570 lebte er vorherrschend am Hofe zu Schwerin, um Theil an der Ausbildung der Söhne des Herzogs zu nehmen. Jedoch ging er mitunter auf Reisen; so war er z. B. im Jan. 1572 zu Bayonne und wollte weiter nach Spanien. Er zog im J. 1576 nach Wismar und starb im J. 1592 in Frankreich zu S. Vallier (?) am Fieber. 2 )
So wirkte ein Verein seltener Kräfte zur Erziehung der jungen Fürsten an einem Hofe, dem in jenem Jahrhundert nur der Hof der Medicäer an Bildung gleich kam. Betrübend ist es freilich für den Geschichtsfreund, daß nach dem Tode des Herzogs Johann Albrecht alle diese Bestrebungen nicht die unmittelbaren Früchte trugen, die man davon zu erwarten berechtigt war. Aber das Beispiel wirkt nach drei Jahrhunderten so kräftig, wie es nur vor drei Jahrhunderten wirken konnte.
Joh. Caselius verwaltete das Amt eines Prinzenlehrers in Schwerin während der vertragsmäßigen Zeit von 4 Jahren,
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vom 13. bis in das 17. Lebensjahr des Herzogs Johann, also während der Zeit, in welcher es angemessen ist, eine sichere Grundlage zur höhern Bildung zu legen. Im J. 1574 "in den Pfingstfeiertagen" ward der Mag. Hiob Magdeburg zum Präceptor des Prinzen Johann bestellt. Hiob Magdeburg, geb. 1518 zu Annaberg, auch ein Schüler des Dabercusius, in der Pfingstwoche 1540 ("Joh. Magdburgk Annebergensis") zu Wittenberg immatriculirt, früher Lehrer zu Freiberg und Meißen, war damals seit Mich. 1570 Rector der Katharinenschule zu Lübek 1 ) und ließ sich, obgleich zu Jahren und des Hoflebens unkundig, durch Heinrich Siber bewegen, da er schon früher mit dem schweriner Hofe in Berührung gekommen war, die schwierige Stellung 2 ) anzunehmen.
Nach einigen Jahren, nachdem der Herzog Johann Albrecht im J. 1576 gestorben war, sollte der Prinz Johann auf die Universität gehen. Caselius wollte ihn, in Uebereinstimmung mit dem Herzoge Ulrich von Güstrow, auf die Universität Rostock haben; aber einer der Vormünder, der Kurfürst August von Sachsen, erreichte seinen Wunsch, daß der Prinz auf eine sächsische Universität geschickt ward. Um Ostern des J. 1577 ging der junge Fürst, in Begleitung seines Lehrers Hiob Magdeburg, 3 ) auf die Universität Leipzig 4 ) und vollendete sowohl hier, als am kursächsischen Hofe in den nächsten zwei Jahren seine Universitäts=Bildung; am 26. Febr. 1578 schreibt der schweriner Rector Bernhard Hederich, daß "der Herzog Sigismund mit des Churfürsten zu Sachsen Sohn studire", und beider Fürsten preceptor D. Paulus Vogelus" sei.
Da der bisherige Hofmeister und herzogliche Rath Heinrich Pelican es zu beschwerlich fand, mit seiner Familie nach Leipzig überzusiedeln, so erhielt der Prinz einen andern Hofmeister. Am 9. Febr. 1577 ward "Joachim v. Bassewitz zu Lewetzow", ein gelehrter und hochgebildeter Mann, 5 ) welcher 1560
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bis 62 zu Wittenberg und darauf zu Bologna und weiter in Italien mit Joh. Caselius studirt hatte und dessen Vertrauter Freund 1 ) war, zum Hofmeister des Prinzen ernannt.
In Leipzig nahm der Kurfürst August den jungen Fürsten scharf in Obacht; auch der Herzog Ulrich ließ ihn genau beobachten, namentlich durch den Professor Dr. Veit Winsheim zu Wittenberg, welcher 1576-1594 des Herzogs "Rath von Haus und zu Gesandtschaften" war. Schon damals neigte sich der Prinz zur Schwermut; 2 ) Veit Winsheim schreibt am 5. Febr. 1578 an den Herzog Ulrich von dem Prinzen Johann, "daß unser Student etwas seltsam wird", und der rostocker Professor Sturcius erzählt von ihm in seiner Leichenrede, 3 ) daß der Prinz während seiner Studienzeit in Dresden, als ihn Jemand nach dem gefragt habe, was seiner Brust so tiefe Seufzer entlocke, geantwortet habe: "Das was ich in tiefer Brust berge und mit starker Brust tragen muß".
Der Hofmeister Joachim v. Bassewitz hatte einen so vortheilhaften Ruf, daß ihn nach der Heimkehr des Prinzen der König Friedrich II. von Dänemark, und darauf dessen Sohn Christian IV. in seine Dienste nahm. 4 )
In Schwerin vollendete J. Caselius das Glück seines Lebens, indem er am 30. Sept. 1571 sich mit Gertrud Mylius, Tochter des einflußreichen und hochgebildeten Rathes M. Andreas Mylius, verheirathete, deren als einer ausgezeichneten Frau häufig gedacht wird. Schon am 9. Aug. 1569, als er noch zu Rostock war, nahm er den herzoglichen Secretair M. Simon Leupold, der ihm "mit Gelde und allerlei seidenem und anderm Gewand zu helfen sich erboten hatte, so er sich etwa zu verändern bedacht sein würde", wegen dieses Versprechens in Anspruch, da er sein Augenmerk auf die Verheirathung geworfen habe ("quandoquidem animum ad nuptias iam
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"adjicio", fügt er lateinisch hinzu). Am 10. Septbr. 1571 mahnt er seinen Schwiegervater 1 ) um die Hochzeit:
"ut scilicet maturentur nuptiae. Quid enim malim, quam nos et his curis quamprimum expediri et voti quamprimum compotes fieri? Quando igitur filia tua a te mihi desponsa est, quid malimus jam? sponsaliane an nuptias? ego sane non illa jam, sed has expecto. Puto etiam eodem animo esse et vos et filiam. - - Noster enim amor, quantum possum animadvertere, inter filiam tuam et me crescit occulto velut arbor aevo".
Sein Wunsch ward erfüllt. Am 20. Sept. 1571 lud er 2 ) den Herzog Johann Albrecht und seine beiden Prinzen Johann und Sigismund August zur Hochzeit ein; diese Bitte ward ohne Zweifel gewährt, um so mehr, da der Herzog seinen Freund A. Mylius dadurch ehrte und diesem seinen Besuch schon zugesagt hatte. Caselius schreibt an den Herzoge
"quod nuptiis certo interfuturus sis Mylii causa et rogatu, iam cognouimus: cui vt primam maximi huius honoris partem lubens concessero; ita, neque enim infitiabor, eius aliquam mihi libentissime vendicem, quam ille cum pro veteri suo in me amore, tum pro hac nouissima nostra coniunctione minime mihi inuidebit".
Dem Prinzen Johann, seinem Zöglinge, füllte er zu Gemüthe, daß wer seinen Lehrer ehre, dadurch seine Verehrung der edlen Wissenschaften an den Tag lege:
"Qui enim doctorem suum colit, multo magis ingenuas litteras videtur colere, quarum dignitas ipsum nobis principio deuinxit. Sed de suauitate et probitate tua mihi persuadeo, hoc studii officiique non tam rogatu meo, quam sponte tua te in me promptissimo animo collaturum".
Der Herzog schenkte dem Andreas Mylius, und ohne Zweifel dem J. Caselius, zur Hochzeit ein Ehrenkleid ("vestis honoraria anno 1571 in nuptiis filiae meae data est"), und zur Aussteuer: 1 Ochsen, 3 Schweine, 6 Hammel, 2 1/3 Drömt Malz, 1 1/2 Drömt Roggen, 6 Scheffel Waizen und 1/4 Tonne Butter.
Der Herbst des J. 1571 war für Andreas Mylius eine sehr bewegte Zeit. Am 23. Nov. ward ihm ein Sohn geboren; sein Bruder Peter war zu der Zeit aus Meißen ge=
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kommen und hatte viel bestelltes Hausgeräth und Lebensmittel mitgebracht; für seinen Bruder Nicolaus sollte er für die Hochzeit sorgen.
Da das Gehalt des J. Caselius für einen eigenen Hausstand in der Residenz wohl nicht ausreichte, so verschrieb ihm der Herzog am 1. Febr. 1572 "in Betrachtung seiner treuen Dienste und Gelegenheit zu Hülfe seiner Haushaltung" zum jährlichen Deputate "3 Drömt Roggen, 3 Drömt Gerste, 3 Schweine, 3 Hammel, 1 Ochsen und 1/2 Tonne Butter".
Doch Joh. Caselius sehnte sich nach der wissenschaftlichen Freiheit und Wirksamkeit zurück. So geistig bewegt das Leben auch am schweriner Hofe war und so vertraut er auch mit dem Herzoge Johann Albrecht und seinem Schwiegervater A. Mylius lebte, so fühlte er doch die große, hemmende Last, welche mit dem Unterricht junger Fürsten 1 ) verbunden war, wenn er sich auch Zufriedenheit des Gemüthes zu erwerben wußte:
"Ipsum sedes transferre grave est, gravissimum praeterea munus docendi principum filios, quod, cum nunquam dubitassem, his annis expertus sum. - - Sic ego me paravi, ut conditione, qua sum, contentus sim, quod non obscure prae me fero".
Er ging daher nach Ablauf der vertragsmäßigen 4 Jahre im J. 1574 nach Rostock zurück und entfaltete hier noch 15 Jahre als Universitätslehrer und Schriftsteller eine bedeutende segensreiche Wirksamkeit
"In aulam accitus, docebam et disciplina regia educabam heri beneficentissimi filios principes Joannem et Sgismundum Augustum. Fide illic praestita ipsos annos quatuor et relato praemio, reversus ad munus academicum, pergebam bene mereri de juventute". 2 )
Bald darauf betrieb der Herzog Julius von Braunschweig, ein gebildeter Fürst, der auch die Wissenschaften liebte und beförderte, in dessen Lande Caselius geboren war und sein Vater lebte, mit allem Eifer die Stiftung der Universität Helmstädt, welche im J. 1576 eröffnet ward. Der Herzog Julius suchte für diese den J. Caselius zu gewinnen. Er lud ihn daher zu sich nach Braunschweig ein, wo er sowohl von den Fürsten, als den Edlen des Landes ungewöhnlich ehrenvoll aufgenommen ward. Der Herzog überlegte mit ihm die Erziehung seiner
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Kinder welche er fortan schriftlich berieth, und seine Berufung nach Helmstädt. Aber seine Liebe, seine Dankbarkeit und sein Ehrgefühl sträubten sich dagegen, den Herzog Johann Albrecht und dessen Pflanzungen zu verlassene er konnte sich nicht entschließen, aus Meklenburg zu gehen, 1 ) wenn es ihm der Herzog nicht erlaubte. Dieser verweigerte aber dem Herzoge Julius die Erfüllung seines Wunsches.
J. Caselius blieb daher in Rostock; die Universität Helmstädt ward im J. 1576 ohne ihn eröffnet. Aber schon am 12. Febr. 1576 starb sein gnädiger, väterlich gesinnter Fürst Johann Albrecht, und damit schwand der eigentliche Reiz aus dem Leben des J. Caselius. Zwar war des Herzogs Bruder, der Herzog Ulrich von Güstrow, ein gediegener, hoch gebildeter Mann, welcher ebenfalls die Wissenschaften ehrte und beförderte; aber das ganze Leben ward förmlicher, enger, beschränkter, und nach und nach immer ärmlicher: es schwand immer mehr das, was das Leben des Gebildeten über Alles erfrischt, die freie und geistreiche Behandlung des Lebens, und der Kreis der geistreichen Männer, welche Johann Albrecht in so großer Zahl ins Land gerufen hatte, ward immer enger, und die Dogmatik der Theologen gewann die Oberhand über den freien Geist der christlichen Reformation und der antik=classischen Bildung. Auch das häusliche Leben des J. Caselius ward kümmerlichere der alte fürstliche Gönner fehlte. Seine geliebte Frau Gertrud starb schon am 10. Febr. 1583, kaum 30 Jahre alt, im neunten Wochenbette, und er heirathete nicht wieder. Zwar genoß er manche Begünstigung; z. B. wurden seine beiden älteren Töchter im Kloster Dobbertin erzogen und die jüngste bei der Großmutter in Schwerin; aber seine Mittel wurden in Rostock immer geringer. 2 )
"Meae res sunt, ut erant. - - Πλούτος elapsus est, Πενiα adhaesit vel inhaesit potius."
Im J. 1585 war sein Zögling, der Herzog Johann von Meklenburg=Schwerin, volljährig geworden und zur Regierung gekommen. Der Herzog Julius von Braunschweig erließ zum dritten Male einen Ruf 3 ) an ihn und die Sache ward zu Schwerin verhandelt. Aber auch dies Mal konnte Caselius seine Entlassung nicht erhalten.
Da starb am 3. Mai 1589 der Herzog Julius von Braunschweig und es folgte ihm in der Regierung der wackere Herzog Heinrich Julius, dessen Erziehung Caselius hatte mit leiten
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helfen. Der Herzog ruhete nicht eher, als bis er ihn noch im J. 1589 für die Julia zu Helmstädt losgebeten 1 ) hatte. Am 24. Aug. 1589 nahm J. Caselius von der Universität Rostock Abschied 1 ) und empfahl zu seinem Nachfolger den Albert Clampe, welcher jedoch ebenfalls von Heinrich Julius für Helmstädt gewonnen ward und zugleich mit J. Caselius dahin kam. Noch im Nov. 1589 zog J. Caselius nach Helmstädt; er ward hier am 24. Jan. 1590 aufgenommene
"Ordini professorum adscriptus est d. 24. Jan. 1590 vir. cl. Joa. Caselius ex acad. Rostoch. accitus".
Hier entfaltete er, ungefähr 56 Jahre alt, noch fast ein Vierteljahrhundert lang in reger wissenschaftlicher Muße eine große und glänzende Wirksamkeit bis an seinen Tod, der ihn am 5. April 1613, in einem Alter von ungefähr 80 Jahren und in heiterer Ruhe, von dem Schauplatze seines Wirkens abrief, in demselben Jahre, in welchem der Herzog Heinrich Julius starb. Caselius "starb ganz eigentlich in Hunger und Kummer" 2 ) und ward in der Hauptkirche zu Helmstädt begraben.
III. Die Brüder des Jahannes Caselius.
Mathias Bracht Chesselius hatte vier Söhne, von denen Johannes Caselius der älteste 3 ) war; die übrigen waren Christoph, Samuel und Daniel. Da diese ebenfalls den größten Theil ihres Lebens in Meklenburg zubrachten, so verdienen sie einer kurzen Erwähnung, um so mehr, da sie ihrem Bruder Johannes zur Last lagen und wesentlich dazu gehören, dessen Leben klarer zu erkennen.
Christoph Caselius.
Christoph Caselius ward um das J. 1561 in die Dienste des Herzogs Johann Albrecht I. von Meklenburg genommen. Es ist nicht viel mehr als seine Entlassung aus diesen Diensten um Ostern 1573 bekannt geworden; in dieser sagt der Herzog, daß "er zwölff Jhar an vnserm hoff vnser bestalter Diener ge=
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wesenn vnd sich - - sonderlich in vielseitige verschickung in auswertige Königreich vnd lande, deren sprache er kundig vnd erfaren, jeder Zeit gudtwillig vnd vnverdrossen gebrauchen lassen". Er diente also ohne Zweifel als Secretair, und zwar als Legations=Secretair, wie Bartholomäus Gryphius, um so mehr, da er einige Male auf Gesandtschaften als Begleiter fürstlicher Räthe vorkommt. Am 30. März 1564 quittirte er 1 ) über 12 Thaler anstatt der Hofkleidung und über 20 Thaler für Zehrung (wahrscheinlich auf Reisen). Ungefähr um die Zeit seiner Anstellung schreibt auch J. Caselius am 14. Dec. 1561 von Bologna an seinen Vater, daß er von seinem Bruder Christoph die besten Hoffnungen 2 ) hege. Aus seinen Geldforderungen und andern Andeutungen geht hervor, daß er mit den Räthen Dr. Polei und Dr. Pfeiffer in den livländischen Angelegenheiten wiederholt nach Polen und außerdem auch nach Italien reisete. Christoph Caselius wird aber ein unbedeutender und unzuverlässiger Mensch gewesen sein, da die folgenden Briefe seines Bruders Johannes voll bitterer Vorwürfe 3 ) sind und dieser ihn nur mit Mühe in seiner Stellung erhalten konnte. Um Ostern 1573 ging er von Wismar, wo er damals, wie sein College Bartholomäus Gryphius später, wohnte, ohne Erlaubniß des Herzogs und ohne alle Geldmittel nach Magdeburg und bat hier um seine Entlassung, da er von dem Herzoge "lange Zeit hero gantz wenig gebrauchet worden, welchs nicht alleine ohne meinen nutz vnd frommen vorblieben, sondern auch bei andern leuten nur zum hosten schimpf vnd böser leudt nachreden gereicht". Er wollte "um mehrern Versuchens willen" andere Dienste suchen und bat um Belohnung seiner "langwierigen, schweren Dienste, gefährlichen Reisen und viel gehabter Mühe", indem er zugleich ein ziemlich bedeutendes Schuldenregister einreichte. Er meinte, "das Glück sei ihm gar zuwider" und er müsse sich gegen sein angehendes Alter nach nothdürftiger Unterhaltung umsehen. Der Herzog gab ihm auch sogleich am zweiten Ostertage 1573 einen günstigen Abschied, ohne Zweifel durch Vermittelung seines Bruders Johannes, welcher damals am schweriner Hofe lebte.
Christoph Caselius wird aber nirgends sein Glück gemacht
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haben. Im J. 1587 klagt sein Bruder Johannes, daß er schon in das zweite Jahr bei ihm im Hause lebe und keine Aussicht habe. 1 )
Samuel Caselius.
Samuel Caselius war ein sehr ausgezeichneter Mensch, der aber früh zu Grabe ging, vielleicht durch seine Reizbarkeit und Leidenschaftlichkeit. 2 ) Sein Bruder Johannes schreibt im J. 1561 seinem Vater von ihm, daß er frühreif herrliche Beweise der Tugend und Gelehrsamkeit gebe. 3 ) Im J. 1561 studirte er zu Wittenberg; sein Bruder Johannes ermahnt ihn von Bologna aus 2 ) väterlich, seinen Leidenschaften Zügel anzulegen. Im Sommer 1563 erwartete er ihn von Wittenberg zurück. 4 ) Im J. 1564 war Samuel bei seinem Bruder in Rostock. 5 ) Aber schon im J. 1565 6 ) raffte ihn der Tod hinweg, wahrscheinlich durch die Pest, die damals in Rostock wüthete und welcher sein reizbarer Körper wohl nicht widerstehen konnte.
Daniel Caselius.
Daniel Caselius, der jüngste Bruder des Johannes, war auch kein bedeutender Mensch. 7 ) Im J. 1563 lebte er zu Rostock. 8 ) Nach zwei ungedruckten Briefen lebte er noch 1567 und 1569 bei seinem Bruder in Rostock. Im J. 1567 war er zum Besuche zu Hohen=Lukow bei den v. Bassewitz, mit welchen sein Bruder in vertrauter Freundschaft lebte (vgl. oben S. 23). Weiter ist von ihm nichts bekannt geworden.
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Beilagen.
Nr. 1.
Mathias Bracht Kesselius, Prediger zu Fürstenberg, in Meklenburg, an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. [1552]
Gratiam et pacem in Christo. Antecessorum Papistarum cum negligentia, tum impostura, atque adeo fascinatione Furstenbergensem ecclesiam fidei mee tandem concreditam m Christiana religione maxime rudem et informem facile probauero, siquidem in hac eadem, ubi singula exactius inspexi, turbata, confusa et contentionum adeo deprehendo plena, ut vix, nisi T. C., illustrissime princeps, adiutrices accedant manus, in ordinem cogi valeant. Interim familia mea nouis calamitatibus affligitur. Ipse [moe]rore consumor, eo potissimum, quod improbus hic in vinea domini parum labor [me]us promouerit. Cuiusmodi nempe erga Christi euangelion ipsi ciues Furstenbergenses [habeant] afflatum, paucarum denique hebdomadarum clari herois domini Andreae Bugg[enha]gen T. C. marschalci absentia clarius luce prodidit, veluti haec chartula eorum nonnihil recenset. Hinc est, o illustrissime princeps, quod T. C. per Christum obsecro, me hinc transferri iubeat in ecclesiam aliam, quae scholam quoque apertam habeat, cui quidem ego, cum plus minus viginti annis tenerae praefuerim aetatulae, lubens operam meam quotidie horam atque alteram usui tradam, qua via multo maxime
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satanae regnum destruitur, regni Christi pomeria dilatantur, expertus scio. Absit nempe aliud in delegati mei muneris functione quaeram, quam ut in docendo et formando rudem iuuentam respublica bene constituatur, in praedicando euangelion ecclesia pulchre aedificetur. Porro me totum, quantulus sum, in hac vocatione mea ecclesiastica T. C. voluntati permitto, etsi optem, ut iam memini, pro hac, in qua temporis nunc plusculum sine fructu tristis egi, aliam Spartam fide et diligentia mea ope diuina mihi ornandam per T. C. clementiam nancisci, modo hoc ipsum m Christi et Dei gloriam fieri T. C. visum fuerit; sin minus, tum per visitationem, quae summe hîc Furstenbergae necessaria est, propediem fieri, turbata apud nos sedentur, confusa in ordinem redigantur, contentionum plena T. C. iubeat quamprimum componanturque diiudicenturque, atque inde nouo T. C. diplomate mihi atque successoribus ordinata vitae sustentatio partibus redituum fructuumque annuorum distincte expressis confirmetur, quo ventura cum confusionum, tum contentionum incommoda haud difficulter vitari cauerique valeant. Illustrissimam T. C. in afflictae ecclesiae consolationem plures annos tueatur Deus Optimus Maxmus incolumem, faustam atque foelicem. Amen.
T. C.
Mathias Bracht Kesselius
Furstenbergensis verbi minister.
Ingenii specimen filius offert, quod precor ut T. C. clementer accipere eiusque studia in Christi ecclesiae et T. C. terrae usum paterne fouere dignetur.
Illustrissimo principi ac domino domino Johanni Alberto, duci Megapolensi etc. domino principi et patrono suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Eine Stelle hat durch Moder sehr gelitten; die ganz unleserlichen Stellen sind in [ ] ergänzt.
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Nr. 2.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. [1552.]
Illustrissimo principi ac domino
domino
Johanni Alberto,
duci Megalopyrgensi
., domino suo clementissimo.
Εύ πράττειν.
Deus pro sua sapientia politias, studia litterarum et reliquias generis humani inter tristissimas imperiorum ruinas conseruat, ut filio colligat agmen, celebraturum ipsum in omnem aeternitatem, et propterea nonnulla heroica ingenia exuscitat, quorum alia defendunt et alunt ecclesiam, alia variarum rerum cognitione, quarum vsus in docendis hominibus de vera religione est plane necessarius, se instruunt. Agimus igitur Deo aeterno, patri domini nostri Jesu Christi, gracias ex animo, quod et te, illustrissime princeps, esse σκεύος έλέους et per Tuam Celsitudinem et honestas artes et veram doctrinam de patefactione diuina in his tuis regionibus voluit instaurari. Cum igitur tanta tua sit virtus, recte ad te confugiunt in hac languida et effoeta mundi senecta, quotquot studiis suis prodesse aliis voluit. Proinde non mea temeritas, sed tua in omnes pios et literatos clementia facit, vt ad te audacter accedam. Hanc audaciam auget et confirmat singularis liberalitas, qua te meis studiis nusquam defuturum aliquoties ostendisti. Rogo igitur, illustrissime princeps, vt, si fieri potest, me clementer audias. Ego vicissim dabo operam, vt Tuae Celsitudinis expectationem de meis studiis conceptam non modo non fallam, sed et aliquando dante Deo superem. Deus, in cuius manu est cor regis, Tuam Celsitudinem ad reipublicae, musarum et ecclesiae catholicae conseruationem et propagationem multos annos seruet incolumem. Amen.
Tuae Celsitudinis deditissimus cliens
Johannes Chesselius
Gotthingensis.
Nach dem Originale im großherzogl. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, auf demselben Papier und von derselben Handschrift, wie beides der Brief an den M. Andreas Mylius von [1554] zeigt: beide ändern sich im Laufe der Zeit.
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Nr. 3.
Johannis Caselius (an den M. Andreas Mylius).
D. d. [1554.]
Εύ πράττειν. Etsi te, doctissime vir, plurimis negociis occupatum esse scio, tamen tua singulari humanitate et in μούσας καi φιλομούσους amore fretus, spero hanc meam interpellationem minus tibi molestam fore. Breue et facile est quod cupio. Scit tua humanitas, ab Hesiodo tria hominum genera depingi, quorum primi honestis consiliis, nec sibi, nec aliis desunt; his vicini sunt, qui, cum non semper prospiciant, quid in rem suam sit, aliorum consiliis et fidelibus admonitionibus vtuntur; de eo tandem, qui et ipse rerum ignarus est et aliorum recta consilia spernit, ibidem recte dicitur όδ' αύ άχρήϊος άνήρ. Ego itaque cum sim consilii inops, malo id ab aliis petere, cumque aliquoties intellexerim, te meis studiis fauere, nihil vnquam de tua m me voluntate dubitaui.
Quae mea sit aetas, vides, et quae meorum studiorum ratio, scis. Haec feliciter fortassis inchoata fatebere, illa dum vernat (tacite autem pede, iuxta poëtam, labitur), exacuendum mgenium et a studiis non deficiendum temere non negabis. Sed quibus rationibus coeptorum studiorum cursum continuare Brandeburgi possim, non video, vbi hac hyeme non sine horum graui iactura vixi, siquidem ibi non est, neque esse potest, vbi me exerceam, locus. Praeterea, quanti sint labores scholastici, iam video. Eas molestias non tam fugio, etsi me misere macerarunt, quam in literis progredi cupio, vt aliquando ad maiora vocatus ecclesiae Dei et rebuspublicis vsui sim. His difficultatibus impulsus consului aliquot homines doctos, qui mihi fuerunt autores Vitebergam redeundi. De tua autem sententia et de tuo consilio et illustrissimi principis mandato quicquid facturus sum fiet. Quare etiam atque etiam rogo, vt auf suffragio aut consilio tuo me iuues. Nosti illud Graeci poëtae μηδέ δόμον ποιών καi τά λοιπά. Profecto, vir doctissime, nisi has artes, quas ego vix attigi, integre et fideliter didicisses, ad tantum fastigium munusque euectus fuisses. Si est igitur, vt, quod vis, velis consultum meis Musis et me proficisci Vitebergam, velis quaeso tantum, ut indices nostro principi meum institutum, apud quem te plurimum valere scio. Ego certe dabo
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operam, ne principis clementia multis meo nomine sumptibus grauetur. Quodsi me tibi curae esse sensero, id erit mihi gratissimum. Τάχιοτα. έρρωσο, καi εύτυχέοτατα πράττων διατέλει.
Joh. Chesselius.
Nach dem Originale im großherzogl. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, wie der Brief vom J. [1552]. Ohne Zweifel ist dieSer Brief an den M. Andreas MyliuS geschrieben.
Nr. 4.
Johannes Caselius an den herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Wittenberg. 1559. Dec. 1.
S. Cum singulari clementia et liberalitate, illustrissime princeps, me ante annos aliquot in studiis T. C. fouerit egoque magnitudinem eius in me beneficiorum animo repeterem: dedi operam, vt intelligeret T. C., non in ingratum clientem, sed eum, qui et T. C. esse uelit, et se ei uel vitam debere fateatur, quidquam collatum esse. Quare post meam domesticam scholam, quam hic, quando auf nobilibus familiis aut alioquin honestis parentibus natos adolescentes fideliter erudii, aliquot annos non sine difficultate et meorum etiam profectuum impedimento aperui, cum uiderem, iis operis non solum interrupta fuisse mea studia, sed et aetatis aliquam partem, cum qua vna ingenium hebesceret et interiret, elapsam: collegi ipse me putauique a me expectari hoc ab omnibus, vt ita in disciplinis reliquis praestarem et ne umbram gloriae ex eruditione mihi quaesiuisse viderer et ut vtiliter T. C., cuius me clientem agnoscerem, aliquando inseruirem, si ad quaecunque negocia, quibus idoneus iudicarer, ne aliquando adhiberet. Caeterum cum id perfecturum me sine vlteriore ope T. C., ut qui neruis essem destitutus, diffiderum, vt ad eam commodius redirem, edidi T. C. auspiciis de Sycomoraea carmen accurate tam rerum, quam ποιήσεως habita ratione a me scriptum. Id T. C. obtuli eamque et meum conatum et carmen probasse non dubito; placuit vtrumque Mylio: quos ego censores meae diligentiae si habeam propicios, nihil est
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quod uereor ceterorum iudicia, quae tamen, si et docta et candida sint, non defugiam. Mitto etiam nunc ad T. C. libellos du'os incoatos quidem a me, alterum Graece, alterum Latine scriptos, sed neque adhuc perfectos neque expolitos, quos tamen mutilos ea de causa T. C. mittere non erubui, vt videret, et in qualibus studiis quotidie versarer, et quantum diligentia mea praestarem. Veritus enim sum quicquam ad T. C. dare literarum, nisi simul et ingenii specimen, qualecunque id esset, afferrem. Inspiciat igitur T. C. quae mitto, et si quae merentur, probet; sin quaedam lima indigebunt, mihi in praesentia, partim quod hac aetate plaeraque a me videri nondum queunt, partim quod plaeraque adhuc emendaturus sum, ignoscat. Trado autem me T. C. totum petoque, vt meis Musis sua bonitate, ope, subsidio et liberalitate non desit: quod si faciet, maiori etiam ornamento et vsui T. C. esse potero. Hoc me assecuturum non diffido, si, vt coepi pergam, quod faciam, nisi me fortunae inconstantia a felici studio retraxerit; ne retrahat, per T. C. totum stabit. Aperui uero copiosius animum meum Mylio, me cupere, vt a T. C. ad futuram aestatem in Galliam mittar, vbi me literarum finguarumque cultura vberiore expoliam atque iστορική, ή χάρ πλεiστον τής πολ/#953;τικών τε καi έκκλησιαστικών γνωσεως περιεiλμφεν, recte instruam. Si igitur et iam benigne me sumtu T. C. iuuabit et me eo literarum gratia mittet, quod me impetraturum spero, habebit T. C. propediem eum clientem, cuius eruditio, fauente Christo, neque obscura, neque inutilis T. C. futura sit, quod ipsum, si aliquanto prolixius polliceri uideor, non id iactabundae superbiae, sed acri verae laudis Studio tribuendum puto, quod et Deo non improbari certo mihi persuasum habeo. Atque idem T. C. quoque gubernationem, quod cum ecclesiae et scholis tuta hosptia praebet, tum pios doctores et bonae spei scholasticos clementer fouet, sine dubio diuina benedictione cumulate fortunabit. Datae Vitebergae, cal. Decembris anno 1559.
T. C. seruus
Johannes Chesselius
p. l.
Illustrissimo principi ac domino, domino Johanni albert o duci Megapolitano, principi gentis He-
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netae in littore Baltico, comiti Suerinensi, domino Rostochii et Stargardiae, domino ac Mecaenati suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 5.
Johannes Caselius verschreibt den Herzoge Johann Albrecht von Meklenburg, welcher ihn zur Ausbildung auf 3 Jahre nach Italien und Frankreich schicken will, seine Dienste auf Lebenszeit.
D. d. Schwerin. 1560. Juni 19.
Ego Johannes Caselius Gottingensis testimonio huius syngraphae fateor, me et singulari commendatione virtutis, quae de illustrissimo principe Johanne Alberto, duce Megapolense ., domino meo clementissimo, iam multos annos percrebuit, et magnitudine beneficiorum, quibus me idem princeps a pueris cumulate est prosecutus, adductum, postulante illustrissimo principe, quodcunque vitae meae reliquum tempus est, id summa voluntate eius Celsitudinis imperio voluntatique permisisse. Sed cum vitae meae, in primis autem studiorum ea ratio sit, vt, quae res praestantissimis ingeniis celebritatem et prudentiae et rerum et linguarum cognitionem attulit, adeundam mihi esse Italiam et Galliam illustrissimus princeps sapienter iudicarit et sumptus ad eam rem necessarios decreuerit, exeunte triennio reuersurum me, et in quocunque me Deus Optimus Maximus vel praesidio vel statione vitae et officii genere cotlocarit, inprimis autem quoniam vi naturae et amicorum consiliis, iussu etiam illustrissimi principis facultatem oratoriam persequendam mihi esse iudicaui, in eo genere fidem, diligentiam, integritatem me illustrissimo principi probaturum esse sancte Deoque teste confirmo. Magna autem in spe sum, a cuius virtute hoc coniunctionis initium extitit, eiusdem dignam principe mtegritatem in me iuuando, ornando et contra calumnias vindicando, procurandis denique rebus omnibus ad vitam honeste
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transigendam necessariis, nullo loco mihi esse defuturam. Huius igitur scripturae verbalem confirrnans syngrapham manu scriptam mea obsignaui. Actum Suerini Anno 1560. 19. Junii.
Nach dem Originale, von des J. CaseliuS eigener Hand, im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Der Revers ist untersiegelt mit einem kleinen Siegel mit einem Schilde, auf welchem 5 Rauten Stehen, über dem Schilde mit den Buchstaben: J. C.
Nr. 6.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Nürnberg. 1560. Sept. 16.
S. Etsi, clementissune princeps, nihil erat, quod ad T. C. multitudine negociorum occupatam perscribendum ipse putarem, tamen mihi T. C., quae me quam saepissime literas ad se dare mandauit, parendum fuit. Quod ante placuit T. C. (etsi ea nobilium adolescentum causa clementer Gallicum deinde concessit), ut in Italiam iter susciperemus, accidit, quod ut ne T. C. nunc quoque displiceat, etiam atque etiam rogo. Quae praeterea a Tua C. exoptanda potius, quam petenda sunt, nisi verecundiae limites totus transilire uelun, ad dominum Mylium scripsi. Intelligit et T. C. difficultatem itineris et magnitudinem necessariorum sumptuum. Meum est ut omnium de me expectationi satisfaciam et in primis operam dem, ut T. C. sim ornamento et usui, quorum utrumque, si uiuam, spero futurum quod ad eruditionem iam accesserim, quae si non in primis, certe in mediocribus non sit contemnenda. Valeat tua illustris clementia. Noribergae, anno 1560, 16. Septembris.
T. C. obsequentissimus
cliens
Ι. Κασήλιος
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Illustrissimo principi ac domino, domino Johanni Alberto, duci Megapolitano, principi uetustae gentis Henetae in littore Baltico ., domino ac patrono suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 7.
Joachim Cameraris an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Leipzig. 1563. Jan. 9.
S. D. Cum Johannes Casselius, quo filius meus multum in Italia usus esset, ad te, Illustrissime princeps, reuertens et hac transiens me salutasset, et eum libenter uidi deque studiis nostris ac iis, qui in Italia haec exercerent atque colerent, per mihi iucundae fuere narrationes ipsius, et si quid ei litterarum ad Illustrissimam Clementiam tuam dedissem, cum mea persuasione, turn affirmatione ipsius adductus, gratum id acceptumque tibi fore existimaui. Sane Casselii consuetudine diutius frui cupiebam, neque non ipse meae aliquem etiam usum magnopere expetere uisus est. Sed ne expectationem Illustrissimae Clementiae tuae frustraretur, et properauit ipse discedere, neque remorari illum ego debui. Tuae quidem illustrissimae liberalitatis beneficia in hunc, ac si quem alium praeclare collocata esse iudico, teque ex ipsius moderatione, humanitate, eruditione doctrinae saepe uoluptatem esse percepturum confido. Dedi litteras ad Illustrissimam Clementiam tuam ante menses aliquot quas redditas esse, ut spero, sic intelligere nondum potui. De rebus Gallicis uaria et dissentanea rumoribus dissipabantur. Sed quibus ego fidei haberem plurimum, ea Gallice ad me perscripta putaui Illustrissimae Clementiae tuae mittenda esse, quemadmodum acceperam. Sunt iterum hic edita κατηχητικά nostra, quae conspecta Casselius eleganter esse expressa arbitratus est. Haec ei, si
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uideretur, afferenda Illustrissimae Clementiae tuae tradita. Illustrissima Clementia tua bene ualeat. Vale. Lipsiae, V. Id. Jan. Anno Christi Jesu MDLXIII.
Joachim. Camerarius
Pabeperg.
Illustrissimo principi ac Domino, Domino Johanni Alberto, Duci Megalopurgensi . Domino et Principi suo Clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 8.
Herzog Johann Albrecht von Meklenburg an den Professor Petrus Victorius zu Florenz.
D. d. Neustadt. 1563. März 4.
Joannes Albertus dei gratia dux Megapolensis .
S. Valde eruditos illos tuos omnibusque numeris perfectos in Demetrium Phalereum commentarios, quos istinc ad nos proficiscenti Joanni Caselio, ciui nostro, dederas, superiori mense accepimus, atque ita accepimus, non vt munus exile, etsi tu pro literata tua modestia te ipsum extenuas, sed profecto reipsa magnum teque philosopho eximio dignissimum. Itaque nunc, vt idipsum nobis grauissimum esse intelligeres, ad te scripsimus, et vt eadem opera tibi gratias ageremus, qui et huc Caselium nostrum, quem diximus, a te doctiorem melioremque remiseris, et etiamnum apud te nostrates quosdam adolescentes nobiles literis haud vulgaribus, virtutem de se prudentiamque humano generi vnice salutarem progenerantibus magno labore summaque fide expolias, omnisque praeterea genens officiis iuues atque ornes. Magnam et ex libri tui lectione, quem aliquoties iam, quando a publicis
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curis nonnihil feriaremur, in manus sumpsimus, et ex hoc tuo in gentem nostram nobili liberalique studio voluptatem, vt par fuit, accepimus. Cum vero singulos grato in te animo esse futurosque perpetuo speramus, tum de nobis sic tibi persuadeas, optare nos occasionem, qua plene nostram in te tuosque voluntatem comprobemus, de ea lubenter etiam nos moneri a te patiemur, et ipsam alioqui captabimus. Nunc primum alterum apud te beneficium quaerimus: vt id semper facias, quod facis: tibique porro Germanos adolescentes (audio enim nonnullos istic esse) caros esse velis. Nominatim autem tibi commendo Bernardum Buggenhagium, Joachimum Hanium et Samuelem Fabricium, ciues meos: quos ita, vti volumus, philosophiae veraeque eloquentiae perquam studiosos esse, libenter cegnouimus; ipsis autem quae a te praestari velimus, non tibi praescribimus, summo humanae vitae rectissimorumque morum et consiliorum doctori; priores duo iam sunt Florentiae, tibique ante noti et cari: et adest fortasse Fabricius; sin abest adhuc, meo tamen iussu ad vos quamprimum veniet, tibique cum caeteris operam dabit. Literas tuas eruditissimas, nihil enim aliud a te proficiscitur, tuosque quos bonis literis, nobis et posteritati libros edis, expectamus. Vale clarissime Victori. Ex arce nostra Neostadiensi, IIII. Non. Mart. MDLXIII.
J. A. H. z. M.
Manu
propria
sst.
Clarissimo viro domino Petro Victorio, ciui Florentino, nobis plurimum dilecto.
Florentiam.
Nach dem von der Hand des Johannes CaseliuS geschriebenen Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
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Nr. 9.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Rostock. 1563. Aug. 17.
S. D. Quod iussus abs te Gustrouii eram quodque ne obliuiscerer, rationes meae non tacite me monebant; id feci, scripsi aperte, ut decet alumnum, mihi tua munificentia opus esse ad dissoluendum aes alienum, quod his mensibus contraxissem et rem meam familiarem literariamque sit instituendam, ut te tanto patrono meque homine nobilium literarum non vulgariter studioso dignum esset. Iubeor nunc iterum per fratrem, odiosam illam petitionem et mihi cumprimis duram iterare. Id facio, utque me tua liberalitate subleues, et breuiter et quam humiliter debeo, rogo. Non grauabitur Chytraeus scholae nostrae rector, ad me quodcunque respondebitur referre. Ego quae ad me pertinent et docebo et discam sedulo, nee committam, ut quis eo loco, quo sum quoue unquam futurus sum, tibi merito suo me graciosior esse possit. Vale, illustrissime patrone, alumni tui non immemor. Rostochio, XVI. Cal. Sept., MDLXIII.
Tuae Celsitudinis
Ι. Κασήλιος
Illustrissnno Joanni Alberto, duci Megap., principi Vandalorum . domino et έυεργέτη suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 10.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Florenz. 1566. Jan. 14. u. Febr. 3.
S. D. Et fama percrebuit, et hanc nonnullorum literae confirmarunt, te, Illustrissime Joannes Alberte, animaduersa diuturna Rostochiensium dissensione, certo
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que ipsorum ceruicibus periculo imminente praeuiso, ipsam tuam urbem praesidio occupasse, ut et ingruentem calamitatem omniumque domus penetrantem miseriam auerteres, et tuis ciuibus magistratum, leges, quietem publicam, dignitatem atque omnem denique felicitatem restitueres atque conseruares. Hunc ego nuncium, cum ad te alioquin scribere in animum induxissem, silentio praeterire non potui, sed, cum quando hoc rectum est, tum quando tuus sum, tibi toto animo gratulor, et a Deo optimo maximo, ut haec tua perpetua uirtus atque clementia et summos mortalibus fructus ferat et immortalitati te consecret, precor. Cum enim et omnibus natura, et tibi singulari tua in me munificentia deuinctus sim, quid uel populis tuis gratius et magis salutare, uel tuae amplitudini praestantius atque exoptabilius possim praecari? Sed haec hactenus. Priuatis uero meis rebus commemorandis, tuis maximis de republica curis molestiae nihil adiiciam, uerum illis deteriore iam loco quam uellem (uix enim ab aestiuo morbo uitam eripui et huic retinendae nunc iucumbo) positis, ut subuenias, et rogare te audeo, et exspectare debeo: cum quod me tuum esse uoluisti, tum quod et beneficiis a te ante cumulatus sum, et nemo, honeste quidquam a te petens, tristis indonatusue e conspectu tuo discessit. Rationes autem itineris mei atque studiorum hac tibi aestate coram reddam, atque initurum me apud te eam gratiam, et cui ego studere debeo et quam tuo iure tribues, mihi penitus polliceor. Si qua mandata mihi dabis, ea ad me perscribi iubebis; hic enim literas istinc exspectabo. Vale princeps clementissime. Florentia, postridie Id. Jan., Anno MDLXVl.
Nihil erat, uel quamobrem hanc epistolam mutarem, uel quod ipsi adiicerem. Sed uno alteroque die occasione aliquid accessit, quod ad me pertineret, quod tibi significare me oportere arbitrabar. Pisas abii, ibique egi, ut ceteris iurisconsultis adscriberer, non tamen his studiis, quae ego nemini negligentius colui atque ut doctis uidear excolui, desertis. Quae me mouerint, multa sunt, quibus ulinam accedere tam celeriter potuisset siue consilium siue mandatum tuum. Sed morae locus non fuit: at potius metuendum est, ut difficultas repente
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quaedam obiiciatur, praesertim τούτου άρχιερέως όντος quam amoliri nemo ualeat. Etsi autem me, ut debeo, metior: tamen, omnibus suffragantibus adeptus fui, quod uolebam, ut et in ordinem hunc amplissimum reciperer, et omnia mihi eiusdem insignia contribuerentur. Jam, clementissime princeps, quando honori huic meo faues, quod ego penitus mihi persuadeo, adiunges etiam, ut meae difficultates postulant, huius tui in me animi argumentum, ut eundem ex tua liberalitate m me alii quoque perspiciant. Quam tibi usui sim futurusque sim ignoro; hoc certe egi agoque, ut uirtutes tuae passim terrarum primis quibusque hominibus innotescant, in quo nostrae eruditioms non leuissimas esse partes non dubitamus. Vale iterum. Flor. III. Non. Febr.
Tuae Celsitudini
addictissimus cliens
Joannes Caselius.
Illustrissimo principi ac domino, domino Joanni Alberto, Duci Megapolensi, principi Vandalorum . domino et έυεργέτη suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Dieser Brief iSt von einer fremden Hand geschrieben, alSo wohl von J. CaseliuS in Seiner Krankheit dictirt.
Nr. 11.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Florenz 1566. Dec. 8.
Joanni Alberto illustrissimo Megapolensium duci S. D.
Hommi tuo, qui mihi abs te, benignissime patrone, epistolam perclementer scriptam reddidit, meam ad te statim dedi, ex qua et ubi essem et quid me teneret et quid agerem et me tua mandata exsecuturum relaturumque tibi quamprimum coram de singulis intelligeres. Eodem uero scribendi officio nunc quoque fungi me debere ar-
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bitratus sum, cum hinc ex eodem tecto recta domum proficisceretur ciuis tuus Joachimus Han, Othonis filius, iuuenis animo ita exculto, cuiusmodi ego Megapolitanos esse complures uelim, quod te auctore futurum spero fierique adeo (plures enim hodie, quam olim, de iudicio potissimum tuo, filios suos bonis litteris imbuendos iubent) uideo et gaudeo, quod ubi quamplurimi ad uirtutem et sapientiam educantur, ibi ad nostrum finem et beatam uitam aliquanto propius acceditur, a qua plerique mortalium absunt et quotidie magno cum generis humani iniuria atque dedecore recedunt longius. Dedi igitur amico huic atque so dali in iisdem studiis meo hasce litteras, quas cum [ul]lius argumenti propemodum esse necesse esset, arripui aliud, uel potius diu mecum deliberatum persecutus sum, quo tibi placere mirifice cupio, placiturumque haud dubie, neque id iniuria, mihi persuadeo. Cum enim scirem, iam multos annos de optima uia, qua heroicae spei filiolus tuus ad hoc fastigium, in quo tu hodie refulges, educaretur, cogitationem paternam te suscepisse, non dubitaui, quin et omnes alios, qui idem optarent et adiuuare conniterentur, et me praesertim, qui tuae bonitati meipsum quoque deberem, multum laudaturus, atque et in tuis et in reipublicae amicis habiturus esses. Si enim ex ulla re elucet gratus animus atque erga patriam amor, is certe, qui beneficiis adfectus non bene merenti solum ipsi, sed et his, quorum ab illo ortus ducitur, bene uult et, quoad potest, facit, gratissimus, et qui principem reipublicae futurum omni uirtute summa summaque sapientia informari atque perfici desiderat, patriae felicitatisque mortalium haud dubie amantissimus studiosissimusque est. Vtroque ego respiciens (neque enim mihi me satisfacere statuebam, nisi cum m exquisitissimis litteris uersarer, in exquisitissimarum quoque uirtutum Studio essem) uide, quaeso, clementissime princeps, et proba quod facere ausus fui. Homerum filiolo tuo dono mitto, non ignarus, pauca esse, quae ab inferioris loci et fortunae hominibus vobis regibus donari debeant, et plerosque eos, qui uos muneribus adficiunt, hac uia multo ampliora a uobis beneficia flagitare, quod mihi facere, cui tua liberalitas prae multis patet, necesse non est, neque adeo pulchrum. Nomine igitur hoc donum sit, re uero apposita ad epistolam occasio. Hinc enim exordium lineamentaque epistolae duxi, et cum illo de litteris, quantum ipsius captus nunc
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haurire uideretur, coepi colloqui: non aliam ob caussam, quam ut eas, quibus nihil est admirabilius atque ad uestrum locum tuendum firmius, a teneris unguiculis amare disceret, aut si iam amaret, hanc ego ipsi uoluptatem augeret. Quam indolem, quod est principium rerum maximarum gerendarum, cum in puero cernes teque tui tam praeclaram ueram uiuamque imaginem, si sic Deo uisum erit, post te relicturum esse auguraberis: te tanta uoluptate, quanta ex ulla re tibi polest exoriri maxima, perfundi credibile est et, ut animi mei cogitata non dissimulem, uerissimum. Neque igitur opus est, ut hoc meum factum a te probari rogem, quod approbatione tua anticipas: tamen qua sum atque esse debeo in te obseruantia, idipsum uehementer rogo. Vix autem etiam mihi tempero, quin in hac re, quam praelibaui, prolixior sim, quod tamen facere [uereor], ne potius insolenter, quam officiose hoc molitus uidear: quando et tua sapientia excellis et uiris prudentissimis abundas. In his tamen cogitationibus me esse, te et scire uolui et probare libenter recteque credo neque me deterreri fortunae ludibrio ab iis et similibus patior: quae cum in uitam meam süperbe et crudeliter ante illuserit, nunc ioculariter mihi nolenti uolenti . . . . . nectit. Nihil enim penitus, neque mihi, neque cuiquam istinc sodalium ex mercatu Lipsico huc perscriptum est: cr[edo], quod, ut accepimus, pestis passim ad Albim tum saeuiens tuarum urbium negoliatonbus iter interclusit, adolescentem enim meum extra culpam esse certo scio. Hoc uero malum per mihi graue est, quando qui uelint me subleuare aut ipsi instructi non sunt, aut sunt eiusmodi, quos pudor me cormpellare uetet; qui possint atque olim facere soliti sint, non mihi solum, sed et aliis, qui aeque hisce creditoribus nitebantur, praecise negant. Itaque a Cal. Jan. pendemus, quae quod mihi attulerint, ex eo de reliquis consilium capiam, atque quamprimum in Megapolin tuam, in conspectum potissimum tuum reuertar. Vale εύεργέτα clementissime. Florentia. VI. Id. X br. Anno MDLXVI.
Tuae Celsitudini
addictissimus
ειεργετοiμενος
Joannes Caselius.
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Illustrissimo Principi ac Domino, Domino Joanni Alberto, Duci Megapolensi, Principi Vandalorum, Comiti Suerinensi, Domino Stargardiensium et Rostochiensium, εύ§εργέτη suo longe clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 12.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Florenz 1567. April 3.
Clementissime Dux.
S. d.
IIX. Cal. April. accepi munus tuum C. Joachimcorum, id est, ut nunc erant, scutatos LXII, reliquam autem pecuniam, quam in necessarios quoque mihi usus curari a puero meo iusseram, non itidem. Tamen ut non diutius hie haererem, V. cal. hinc Bononiam ueni, ut a noto mercatore mutuum acciperem, quo et soluerem reliquum et tua mandata expedirem et uiaticum haberem. Is uero, nescio quae iactitans, non solum omnem mihi opem praecise negauit, uerum etiam abiurauit iracunde. Itaque Bononia ad te scripsi teque rogaui rogoque etiam atque etiam, ut uetus tuum beneficium, quo me munifice adfecisti, confirmes mandesque sumptuum scholae tuae Rostochiensis quaestori, ut puero meo Philippo ducenos florenos de m[eo] stipe[ndio] mihi absque mora curandos numeret: geminaueris, mihi crede, tuam liberalitatem. Quam pecuniam cum alia, quam istic amici mihi promiserunt, ut habebo, tum me honeste hmc mouere potero: et certe quoque me in iter dabo, ad uos recta rediens, quando Gallicum iter necessitas iampridem mihi e manibus excussit. In XVII mensem paene άχρήματος hic sum; sed ego me supra modum solicite innumeris epistolis apud te excusaui, quanquam ipsum fatum pro me loquitur, quod amici mei nobilissimi iuuenes,
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qui interea hinc istuc profecti sunt, testabuntur et pro tua quoque prudentia perspicis. Loco non ingrato inuitus sum, primum quia huiusmodi mea est conditio, deinde quia officii mei est, ut istic sim, si possim. Iterum igitur multumque mihi rogandus es, ut absentiae huic meae ignoscas, quae quidem diuturnior fuit, quam aut unquam sperarem aut uellem. Vtinam praesentia tanto maiori usui aliquando tibi esse possit. Vale, illustrissime princeps, atque ut ad tuam in me bonasque litteras beneuolentiam quotidie aliquid accedat, clementer patere. Florentia III. non. April., anno σωτήρος MDLXVII.
Tuae Celsitudinis
εύεργετούμενος
Joannes Caselius.
Illustrissimo principi domino domino Joanni Alberto duci Megapolensi ., dommo et εύερέτη suo longe clementissimo.
Nach dem Sehr durch Moder beschädigten Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 13.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Wien. 1567. Sept. 8.
[Illustrissime clementissimeque princeps.] Non requiris, neque huius loci est, ut dicam, quoties, quibus de rebus ad te scripserim, non possum tamen non recordari postremarum duarum epistolarum, quarum priorem Florentia dedi sub abitum meum, posteriorem Bononia, qua me iter istuc relegere coepisse significaui. Volui uero etiam Venetiis ad te iterum scribere, partim ne ullum meae in te obseruantiae signum praetermitterem, partim quod semper dubitarem, si superiores recte perferrentur: sed iis diebus, quibus Venetiis eram, nulla nisi lubrica et satis incerta mihi occasio sese obtulit.
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Nunc autem cum nuncius tuus hinc ad te iret, hanc breuem atque extemporaneam epistolam scripsi. Nudius enim tertius, quando nauiculam ad Oenipontem pridie kal. conscenderam, primum adueni. Cum autem cogitem, regiam hanc uidere et, si quid huius fieri possit, cognoscere, complusculos hic dies commorabor, nec esse nisi Octobri in Megapoli potero. Multorum regum, ducum, rerumpublicarum legati adsunt, ut fit: in reliquis autem splendidissimi Britannici, qui, ut aiunt et ad aures tuas haud dubie peruenit, de nuptiis Caroli archiducis et suae reginae agunt, idque certo rerum successu, ut est omnium opinio. Cetera, et cum primis, quae ad te pertinent, Bartolomaeus Gryphius accuratissime et summa fide perscripturum se ipse mihi dixit. Ea igitur et hac de caussa et quia dum omnium paene rerum ignarus sum, praetereo. Vale, benignissime dux, et me absentum adhuc praesentemque propediem tua clementia ista singulari et ueteri complectere. Vienna VI. id.
VII br. , an. MDLXVII.
T. C.
Joannes Caselius.
Illustrissimo principi ac domino domino Joanni Alberto duci Megapolensis . domino suo et εύερέτη clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, besiegelt mit einem neuen großen Siegel mit einem runden, mit RenaiSSane=Verzierungen umgebeneu Schilde mit fünf Rauten, mit der Umschrift: JOANNES. CASELIVS.
Nr. 14.
Dienstrevers des Johannes Caselius als Lehrers der Söhne des Herzogs Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Schwerin. 1570. Aug. 23.
Ego Joannes Caselius D. posteaquam illustrissimus Megapolensium dux Joannes Albertus me illustrissi-
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morum suorum filiorum praeceptorem in quadriennium mercede praemioque proposito constituit, sancte policeor, me omni cogitatione, conatu et opera perpetuo in officio futurum. Idipsum chirographo hoc meo testatum facio. Actum Suerini, X. kal. Sept., an. MDLXX.
(L. S. Joannes
Caselius
manu pp.
Nach dem Originale, auf einem Quartblatte Papier, mit dem untergedruckten Siegel des J. Caselius mit Schild und Helm.
Nr. 15.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Schwerin. 1571. März 5.
Illustrissime clementissimeque dux.
Vellem consilium illud rectum, quod ante inuenisses, potius sequerere, quam nouam quandam opinionem tuam, mihique ita permitteres omnem docendorum nobilissimorum filiorum tuorum rationem, vt mihi eam credendam tum censuisti. Ego enim hactenus non solum omni fide, diligentia, laboribus, cura, sollicitudine, omnibus rebus relictis, vti debeo, hoc officio fungor, sed etiam sequor id, quod solum et vnicum hac in re rectissimum est quodque a sano homine aliter numquam geretur. Quoniam etiam omnia tibi debeo, nullam operam vel in rebus minutissimis declino: immo minutiora fui consectatus, quam quisquam ceterorum ante me fecerit. Hac conscientia et egregia voluntate cum sim, nullo pacto sic possum subscribere sententiae tuae, eam vt probem, quod haec ipsa mutatio, si eam serio vrgebis, primum non solum mihi apud clarissimos quosque viros, qui iam cognouerunt, quae tu mecum egeris et partim eorum cum mihi, tum filiis tuis, populis tuis, immo Germaniae missis ad me litteris gratulati sunt, dedecori futura erit, dignitatemque meam, qua bonorum virorum nemini quidquam carius esse debet, magnopere imminuet, deinde educationi filiorum tuo-
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rum perniciosa, quod cum pluribus hic frustra disputarem, relinquam euentui conuincendum, qui est minime prudentium magister. Probare igitur eam nullo pacto possum, nisi aliud dicam et aliud sentiam et adulatorie mentiar, quod tu virtutis acerrimus vindex non vis, et si mihi a quoquam imperaretur in re parui momenti, nedum tam ardua, quae ad salutem omnium tuorum pertinet, non facerem, et non solurn nullam commodorum, sed ne quidem vitae amissionem pertirnescendam mihi arbitrarer. Ne tamen haec contendendi potius tecum, quam veritatis studio scribere, et magis rem meam, quam quod publice interest, spectare videar: de tota re constituendi summum consilium non nego tuum esse, et pareo πειδανάγκη tuae, quando aliud facere non possum, et si conarer, viri docti cum philomela Hesiodea me compararent reluctanti potentiae accipitris. Prolixe fuit heri mecum locutus Mylius: qui quamquam poterat ornnia tibi referre, tamen haec, quando ipsi ita visum fuit, scrips, quae si accurate considerabis, non poteris irnprobare, ea es et prudentia et clementia. Vale dux illustrissime. Ex arce tua Suerinia, III. Non. Mart., Anno MDLXXI.
Ill mae. . Cels. Vestrae
Joannes Caselius.
Illustrissimo Principi ac domino, domino Joanni Alberto, Duci Megapolensi ., domino suo longe clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 16.
Johannes Caselius an den Herzog Johann Albrecht von Meklenburg.
D. d. Schwerin. 1571. Oct. 21.
Illustrissime clementissimeque Princeps.
Quod a perpetua humanitate tua et beneuolentia in me principe digna petere constitui, id dispicio, non tam
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quibus argumentis impetrem, quod te sponte mihi largiturum mihi persuaserim, quam quibus verbis, ne indecore rogasse videar, rogem. Sed cum nihil inueniam, quo aliquo saltem mihi modo satisfaciam, nouo vtar genere petitionis, vel potius contrario, tibique gratias agam, quod ab ineunte adolescentia non solum subleuasti munificentia tua tenuitatem meam, verum etiam semper mihi tribuisti plurimum, quod ego profecto non quadam impotenti laudis auaritia stimulatus, sed veritate ipsa inductus, eoque gloriae desiderio, quod ne sapientes quidem vituperant, libenter dico mihique gratulor. Dignum enim me beneficiis tuis existimasti, et quamobrem existimares, quae prudentia tua est, sed multo magis alterum, quod in sententia annos quam plurimos perseuerasti, meque m dies magis magisque augendum ornandumque censuisti. Non enim solum, quibus opus fuit, et quae volui, verum etiam plura a te mihi saepe tributa, minime obliuiscar. Praefectum uero me esse nobilissimis filiis tuis, qui mea diligentia et consuetudine meliores doctioresque fiant, et ad iuste praeclareque imperandum erudiantur, hoc ego, quamquam habet in se curarum et perpetui laboris plurimum, tamen pro summo beneficio habeo. Est enim uel primum testimonium tui de me iudicii et propensissimae in me voluntatis. Mearum iam esse partium intelligo, hanc vt tuear, illud vt minime fallam. Vtrumque fuero consecutus, si, quod hactenus fecisse me profiteor, quemadmodum mihi conscius sum, agam sedulo, quod agendum mihi credidisti. Sic igitur ego faciam; tu uero pristmum tuum in me animum conseruabis, quaeque me velle intelliges, benigne facies, quando ad hunc modum ipse me comparabo, vt ne quidem optaturus aliquid sim, quin idem te velle, et si scires, sponte praestaturum arbitrer. Huiusmodi plane erat, quod iam rogatum veniebam, quod ego non tam rogo, tibi, vt facias, quo persuadeam, quam vt me existimare mei honoris magnopere interesse, intelligas. Intererit enim, ni fallor, honoris mei plurimum, quod opto, teque facturum spero, quodque quanta subiectione animi debeo et possum et quanta tu vis, rogo, ut hic pridie Kal. Octob. nuptias meas coram mea quoque caussa cohonestes, nam quod iis certo interfuturus sis Mylii caussa et rogatu, iam cognouimus, cui vt primam maximi huius honoris partem lubens concessero; ita, neque enim infitiabor, eius aliquam mihi liben-
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tissime vendicem, quam ille cum pro veteri suo m me amore, tum pro hac nouissima nostra coniunctione minime mihi muidebit. Habes petitionem meam, cui locum te daturum spero: omnia mea obsequia tibi non deferre, sed praestare debeo, et facio perpetuo. Vale. Suerino, XII. Kl. IIX br. , Anno MDLXXI.
Illustrissimae Celsitudini Vestrae
Joannes Caselius.
Illustrissimo Principi ac domino Joanni Albertio Duci Megapolensium, principi Vandalorum, Comiti, Suerinensium, Rostochiorum Stargardiorumque domino, Principi ac domino suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 17.
Johannes Caselius an den Prinzen Johann von Meklenburg.
D. d. Schwerin. 1571. Oct. 21.
Illustrissime clementissimeque Princeps.
Rationes meae aliquid me abs te cogunt petere, quod tibi sit facile, mihi perhonestum. Mylius mihi filiam suam in matrimonium dat, quod non ignoras. Nuptiis dictus dies est huius mensis vltimus, quas cupio praestantium et amicissimorum liominum frequentia celebrari, tua vero ornari praesentia. Vtrumque est sane aequissimum, vt ego, qui te quotidie doceam, hoc rogem: tu, qui a me docearis, meae petitioni morem geras. Quare etiam peto a te mirum in modum, vt ipsemet nuptiis meis intersis hilaremque te nobis praebeas. Quod si facies, non solum ipse intelligam, quanta me beneuolentia prosequaris, sed etiam intelligent omnes tuae prouinciae homines, quanti facias haec litterarum
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studia, quibus informandum te fratremque tuum mihi tradidit sapientissimus parens vester. Qui enim doctorem suum colit, multo magis ingenuas litteras videtur colere, quarum dignitas ipsum nobis principio deuinxit. Sed de suauitate et probitate tua mihi persuadeo, hoc studii officiique non tam rogatu meo, quam sponte tua te in me promptissimo animo collaturum. Gratius nunc mihi facere non potes. Alterum perpetuo gratissimum facies, si diligenter discendo, bene intelligendo, recte sentiendo, iustissime agendo quotidie plurimum proficias: qua de re, prout meae partes sunt, quotidie tecum agam quam potero accuratissime. Vale. Suerini, XII. Kl. IIX br. , Anno MDLXXI.
Joannes Caselivs.
Illustrissimo Principi ac Domino, domino Joanni, duci Megapolensium, principi Vandalorum, comiti Suerinensium, domino Bostochiorum et Stargardiorum, Principi ac domino suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 18.
Johannes Caselius an den Prinzen Sigismund August von Meklenburg.
D. d. Schwerin. 1571. Oct. 21.
Illustrissime clementissimeque Princeps.
Cum in omnibus, quae tibi vmquam mandauerim ad te erudiendum pertinentia, mihi facilime parueris, in spem venio, te in vna quapiam re, ad me pertinente, cum aequa, tum facili, pari facilitate gratificaturum. Tu enim cum litteras tantopere ames, non potes non facere, quod tuo earum doctori gratum esse intelligas, atque insuper honorificum. Sed cum de voluntate tua dubium mihi
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nullum sit, iam ipsam petitionem accipe. Magnopere te etiam atque etiam rogo, ut nuptias meas pridie kalendis Octobribus coram cohonestes ipsarumque dies nobiscum hilariter transigas. Hoc erit mihi gratissimum, quod omnibus obsequiis deinceps testatum fecero. Vale. Suerini, XII kl. IIX br. , anno MDLXXI.
Joannes Caselius.
Illustrissimo Principi ac Domino, domino Sigismundo Augusto, duci Megapolensium, principi Vandalorum, comiti Suerinensium, domino Rostochiorum et Stargardiorum, Principi ac domino suo clementissimo.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 19.
Johannes Caselius zeigt der Universität Rostock seinen Abgang an und schlägt zu seinem Nachfolger den Albert Clampe vor.
D. d. Rostock. 1589. Aug. 24.
S. Magnifice domine Rector, Reverendi, clarissimi doctissimique viri, collegae amicissimi mihique omni observantia colendi.
Quod ad meum negotium, plerisque vestrum, ut opinor, satis notum, scio vos pro vestra sapientia et in me benevolentia dicturos facturosque omnia, quae ad dignitatem almae huius Academiae et rationes etiam collegae vestri pertineant. Quod enim unusquisque vestrum sibi, si opus sit et res ita ferat, negari non velit, id mihi sine dubitatione tribuetis. Itaque vos officii monere neque debeo, neque volo: non possum autem non vos rogare, etsi non opus esse intelligo. Non minus enim hic de existimatione mea laboro, quam de commodis. Illustris-
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simusque dux noster Johannes audita petitione mea non iniqua lectisque Illustrissimi ducis Brunsuig. . Henrici Julii litteris satis liberaliter mihi respondit, ita tamen, ut Academiae dignitatem tueri et autoritatem patrui plurimum valere velle diserte ostenderit. Quare etiam cum in Megapolin rediisset, statim adeundum censui Illustrissimum ducem Vlricum, cuius equidem Celsitudo nihil mihi negavit, sed sollicitudinem paternam prae se ferens, hunc scrupulum iniecit, quis interea loco meo quae ego solitus fuissem doceret. Quare, ne mihi ipsi deessem, in me eam curam statim suscepi, cogitandi de viro bono et bonis litteris praeclare erudito, cui haec provincia tradi a me possit. In qua consultatione animi tantum me ad dignitatem nostrae Academiae et utilitatem respexisse, ex re ipsa intelligetis. Neque alius mihi venit in mentem magis idoneus, quam vir bonus idemque doctissimus Albertus Clampius, plaerisque vestrum etiam bene notus, ut hac de caussa non admodum sollicitus esse debebam quibus eum verbis commendem, neque necesse habeam meum de eo iudicium m discrimen adducere, cum vos de eo non aliud iudicaturos confidam, quam mihi videatur. Valde adhuc puer missus fuit in ludum litterarium Lunaburgensem, ex ea recta ad nos venit: quin eum quoque illius scholae moderator doctissimus et solertissimus Lenicerus nobis diligenter commendavit: apud nos, ni fallor, non minus annis x vixit, quibus et modestiam suam nobis probavit et diligentiam, cum plaerumque etiam se minores quospiam sedulo et recte erudiret; juvenis porro cum adolescentibus nobilibus Megapol. Basileam se contulit, Basilea Patavium, ubi operam etiam dedit (extmcta enim erant quatuor in studiis humanioribus lumina, Manutius, Muretus, Sigonius, Victorius) clarissimo in eodem genere omnium Antonio Riccobono: ipseque adeo Riccobonus aliquoties ad me scribens Clampii honorificam mentionem fecit. Sed longinquis testimoniis huic viro opus non est, cum sit instructus plena cognitione Latini et Graeci sermonis utriusque linguae scriptores optimae notae legerit, et legat quotidie et explicare etiam dextre ingeniosis adolescentibus possit: etiam ut versus bonos elegantesque, si velit, condat, et pure copioseque latine scribat. Ita etiam versatus est in arte dicendi et studiis civilibus, ut ρηδορικά καí πολιδικά docere, et Graecis et Latinis fontibus, quod munus mihi in hunc diem incumbit, si quid ego intelligo, cum lande possit,
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Nec praetereundum duco, etsi hoc ex superioribus intelligi potest, et maximam partem vestrum scire arbitror, quod publicae quietis amicus est, et ίδιοπραγεί et maiores observare norit. Quare eum, nihil profecto, nisi publicum bonum spectans, vobis velim esse commendatissimum, vosque rogo, ut ita praestantem virum, non iam de mea laudatione, quam de vestra censura ornare, ne dubitetis, meaeque sententiae, si vera est, ut sentio, libenter ipsi quoque suffragemini. Et bene merebimini de nostra schola, et beneficium conferetis in hominem dignum et gratum. Ego denique habebo vobis gratiam singularem, utque et vobis liberisque vestris aliquid gratiae referam, semper enitar sedulo. Valete. Rostochii, IX. Calend. Septembris, Anno MDXIC.
Magnificentiae et
dignitatis vestrae
obsequentissimus et
studiosissimus
Joannes Caselius.
Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.