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d. Vorchristliche Alterthümer gleichgebildeter europäischer Völker.


Kegelgräber von Louisenberg
bei Kellinghusen in Holstein.

Auf dem dem Herrn Roß zu Hamburg gehörenden Gute Louisenberg bei Kellinghusen wurden zwei Gräber aufgedeckt, deren bronzene Alterthümer in den Besitz der Fräulein Töchter des Herrn Roß kamen, - von denen sie, durch Vermittelung des Herrn Oekonomen Benecke aus Hamburg, unsers Vereins Mitgliedes, als Geschenke an unsere Sammlungen gingen, und zwar

1) durch Geschenk des Fräuleins Bertha Roß der Inhalt des einen Grabes, nämlich:

ein Schwert aus Bronze, mit Bronzegriff, in drei Stücken mit oxydirten Bruchenden (die Spitze fehlt), höchstens etwa 20" lang, mit zierlichen, erhabenen Linien auf dem Mittelrücken der Klinge geschmückt und mit einem vielfach verzierten Griffe, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XIV, Fig. I, oder Jahrb. IX, S. 330, jedoch mit Queerreifen um den Griff, dem Schwerte von Peccatel, Jahrb. IX, Lithogr. Fig. 5 sehr ähnlich, nur mit massivem Bronzegriff, der aber ganz so, wie dort, verziert ist;

ein Sporn: allerdings ein merkwürdiger Fund. Der Sporn hat lange, dünne Bügel, welche, ohne die Spitze, 5 1/4" lang sind. In diesen Bügel ist, statt der Radstange, ein 1 1/4" langer, kegelförmiger Stachel eingenietet, welcher ganz die Gestalt des in Jahresber. VI, Lithogr. Fig. VI zu S. 148 abgebildeten Bronzesporns hat. Das Metall dieses Sporns ist ebenfalls eigenthümlich: die Bügel sind aus einer Bronze, welche fast ganz die Farbe des Messings hat; der Stachel ist aus etwas mehr rother Bronze und um den mittlern, sich verjüngenden Theil mit einer dünnen Eisenschicht belegt; die äußerste Spitze des Stachels ist wieder ganz von Bronze. Die Bronze ist mit dickem, braunem edlen Rost belegt; die Eisenbelegung ist zum Schaben weich geworden. In Gestalt und Metall weicht dieser Sporn ganz von den heimischen Sporen ab, wie sie im Jahresber. VI, S. 144 - 148 und dazu gegebener Lithographie beschrieben und abgebildet sind. Dennoch soll der Sporn gewiß in dem heidnischen Grabe gefunden sein. Es bliebe für den Fall der Richtigkeit dieser An=

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gabe nur die Annahme übrig, daß der Sporn aus römischen Ländern eingeführt sei, wofür denn auch die in dem zweiten Grabe gefundenen Glasperlen reden möchten. Uebrigens sind die Untersuchungen über Sporen noch nicht so weit gediehen, daß sich schon jetzt sichere Schlüsse aus denselben und über dieselben machen ließen.

2) durch Geschenk des Fräuleins Charlotte Roß der Inhalt des andern Grabes, nämlich:

Bruchstücke von der Klinge und dem Knopfe eines einfacheren Bronzeschwertes;

ein Hütchen aus Bronze, wie Frid. Franc. Tab. XXXIII, Fig. 10;

zwei kleine Doppelknöpfe aus Bronze, wie Hemdknöpfe, ähnlich dem in Jahrb. XI, S. 378 abgebildeten;

ein großer Doppelknopf aus Bronze, ungefähr 1 1/2" im Durchmesser, zerbrochen;

ein kleines Messer aus Bronze, sogenanntes Scheermesser, in viele kleine Stücke zerbrochen, welche zusammen einige Zoll lang gewesen sein mögen;

drei ganz kleine, sehr regelmäßige Glasperlen, von einer dunkeln, unbestimmten Farbe, nicht durchsichtig, ohne Zweifel ebenfalls römischen Ursprunges.

Jedenfalls fordern diese Funde zur genaueren Beobachtung auf, ob nicht die heidnischen Gräber in der westlichen Hälfte Holsteins durch den Seehandel mehr Geräthe römischen Ursprungs bergen, als die Gräber der Ostseeländer.

G. C. F. Lisch.