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1.
Der wendische Götze
Goderac
und
der Heilige Gotthart.
E s ist in Jahrb. VI, S. 70 flgd. dargelegt, daß der Bischof Berno von Schwerin den neu bekehrten Wenden des Landes Kessin für ihren Götzen Goderac den Heiligen Godehart gab, wie er den Rügianern für ihren Swantevit den Sanct Vit oder Veit unterschob, an dessen Tage auch in Schwerin die Kirchweihe und bis auf unsere Zeit ein Jahrmarkt gehalten ward. Berno ahmte dadurch den Kunstgriff mancher anderer Heidenbekehrer nach, daß er für die gestürzten heidnischen Götzen christliche Heilige mit ähnlich klingenden Namen an die Stelle setzte. Warum führte er hier aber grade den H. Gotthart ein, einen nicht viel bekannten Heiligen, und nicht einen andern Heiligen mit ähnlich klingendem Namen, wie den H. Gerlac, H. Gerhard, H. Gottfried? - Freilich kommt der Name Godehart dem Namen Goderac durch einen merkwürdigen Zufall am nächsten. Aber die Wahl des H. Godehart hat einen ganz besondern Grund: der H. Godehart war ein Heiliger des Stifts Hildesheim. Berno aber war ein Mönch des Klosters Amelungsborn, des Stammhauses der Cistercienser=Mönchsklöster in Meklenburg; das Kloster Amelungsborn lag aber in der Diöcese Hildesheim. Es lag also sehr nahe, daß Berno den Ritus seiner Diöcese in die durch ihn bekehrten Länder einführte. So war auch das Dom=Collegiatstift zu Güstrow nach den Regeln der Kirche Hildesheim gestiftet (vgl. Jahrb. XII, S. 5 flgd.), wenn es auch nicht lange dabei blieb. Ueberhaupt hat das Bisthum Hildesheim seit alten Zeiten immer Einfluß auf die Wendenländer ausgeübt und hier immer in Ansehen gestanden.
Der heilige Gotthart von Bayern ist nicht sehr bekannt. Er ward 1022 Bischof von Hildesheim, starb am 5. Mai 1038
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und ward am 29. Oct. 1132 auf der Synode zu Rheims canonisirt; er war also zu Bernos Zeit am Ende des 12. Jahrh. ein noch junger Heiliger und stand noch in frischem Andenken. Ihm zu Ehren stiftete der Bischof Bernhard (1130 - 1153) zu Hildesheim das ansehnliche S. Godehardi=Kloster, welches jetzt zum Staatsgefängnisse benutzt wird. Godehart's Sarg steht noch als Reliquienschrein in der Kirche zu Hildesheim. Ueber den H. Godehart vgl. Acta Sanctor. Mai (4). T. I, p. 501 - 33; Mabillon Acta sanct. Ord. Bened. T. VI. P. I. p. 395 - 446; Leibnitz Script. Rer. Brunsw. I, p. 482 - 517. Ueber Münzen von ihm vgl. Hannoversche Blätter für Münzkunde III, S. 145.
G. C. F. Lisch.