III. Zur Münzkunde.
1. Mittelalter.
Münzfund von Wismar.
Als am 27. April d. J. einige Arbeiter in der St.
Nicolai=Kirche hieselbst beim Aufgraben des
Erdreiches um das Fundament des von der Kanzel
nach der Orgel zu an der Nordseite des
Hauptschiffes der Kirche stehenden Pfeilers
beschäftigt waren, stießen dieselben in einer
Tiefe von ungefähr 1 1/2 bis 2 Fuß an der
östlichen Seite des Fundaments im festen
Lehmboden auf einen kleinen Krug, der aber, wie
sich bei näherer Nachsicht ergab, durch den
Spatenstoß in mehrere größere und kleinere
Stücke zerbrochen war. Der Herr Provisor der
Kirche, von diesem Funde benachrichtigt, nahm
diesen Krug an sich und fand in demselben außer
mehreren Nadeln, kleinen Kugeln, Stückchen Glas
und Blei, eine große Anzahl kleiner
Silbermünzen, die Oeffnung des Kruges selbst
aber mit einem zusammengerollten Stück Leder
verschlossen. Vom löbl. Hebungs=Departement
allhier ist dieser Fund demnächst zur
Aufbewahrung an das hiesige Raths=Archiv abgegeben.
Der Krug selbst, der mit Ausnahme 2 kleiner
Stücke vollständig wieder zusammengesetzt ist,
mißt 10 3/4 Zoll im Umfange und 5 1/4 Zoll in
der Höhe, und hat am Fuße einen Durchmesser von
2 1/2 Zoll. Oben am Halse befindet sich an der
einen vordern Seite eine kleine Ausbiegung zum
Gießen. In der Mitte des Kruges, um denselben
nach unten zu, sind 10-11 abwechselnd erhabene
und vertiefte, grade laufende Ringe. Die Farbe
des Kruges ist hellbraun, gebrannt und glasurt,
etwa so wie die Bitterbrunnenkrüge; die Masse,
aus schönem Töpferthon, scheint gleichfalls eine
ähnliche zu sein, ist fest gebrannt und zeigt im
Bruche eine schwarzgraue Farbe. - Der Stöpsel,
mit dem die Oeffnung des kleinen Halses des
Kruges verschlossen war, besteht aus einem
mehrfach zusammengerollten, ziemlich gut
erhaltenen Stücke Leder von mäßiger Dicke. -
Oben am Halse hat der Krug 2 Henkelgriffe.
Der Inhalt dieses Kruges bestand aus Folgendem:
- aus 38 kleinen Stücken grünen Glases von
verschiedener Dicke und Farbe,
- aus 9 länglichen Stücken Blei von etwa 3/4
Zoll Breite, die offenbar zu einem langen,
hin und wieder durchlöcherten Streifen
gehört haben,
- aus 18 kleinen, weißen Perlen, anscheinend
von Horn und von der Größe einer ganz
kleinen Erbse,
- aus 4 größeren Perlen von schwärzlicher
Farbe, anscheinend von gebranntem Thon, der
von der Größe einer Erbse und 3 Mal so groß
ist, als die vorigen,
- aus 9 Stecknadeln verschiedener Größe, aus
Messing gearbeitet, von denen die längste
etwa 1 1/2 Zoll, die kleinste aber nur
ungefähr 1/2 Zoll lang ist,
- aus einer runden, vertieften, kleinen
Messingplatte mit 3 runden Löchern und
übrigens abwechselnd erhaben und vertieft
gepreßt, von der Größe eines
Silbersechslings, und
- aus 439 Silbermünzen, und zwar bestehen
diese in folgenden Münzen:
1)
|
48 meklenburgische
Bracteaten, größere. - Der
Büffelskopf theils mit Hörnern,
theils ohne Hörner, und in
verschiedenem Gepräge; der Rand ist strahlenförmig.
|
2)
|
38 meklenburgische
Bractaten, kleinere, wie die
vorigen, und ebenfalls von sehr
verschiedenem Stempel.
|
3)
|
8 rostocker Bracteaten,
größere. - Der rechts aufgerichtete
Greif mit aufgeschlagenem Schwanze,
theils im Schilde, theils frei; der
Rand strahlenförmig.
|
4)
|
70 rostocker
Bracteaten, kleinere. - Der rechts
aufgerichtete Greif mit
aufgeschlagenem zottigen Schwanze;
der Rand ist strahlenförmig.
|
5)
|
4 wismarsche
Bracteaten, kleine.- Das Stadtwappen
und strahlenförmiger Rand.
|
6)
|
162 königl. dänische
Bracteaten, kleine. (Königin
Margaretha. 1387-1412). Ein runder
Mannskopf mit Seitenhaaren und einer
Krone; der Rand ist strahlenförmig.
(Königsberg i. d. N. M. ? - D. Red.)
|
7)
|
33 Bracteaten, von
verschiedener Größe. - Rechts ein
Adler, links ein aufrecht gestellter
Schlüssel; der Rand strahlenförmig.
(Stadt Salzwedel. - D. Red.)
|
8)
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1 hamburger, großer, Bracteat
|
9)
|
8 = mittlere Bracteaten.
|
10)
|
37 = kleinere Bracteaten.
|
|
Der große: zwei Mauer=
oder Thorthürme, zu deren Rechten
das holsteinische halbe Nesselblatt,
|
|
die übrigen: ein
dreifach gethürmtes, oder mit 3
Spitzen versehenes Thor, in dessen
Oeffnung das holsteinische
Nesselblatt.
Der Rand ist bei
allen strahlenförmig.
|
11)
|
1 Bracteat, großer. -
Ein rechts sehender, einfacher
Adler; Rand strahlenförmig. -
Wahrscheinlich brandenburgisch.
|
12)
|
13. Bracteaten,
kleinere. - Ein rechts sehender, in
der Länge getheilter, einfacher,
halber Adler, an dessen linker Seite
3 Rauten oder Wecken; Rand
strahlenförmig. (Stadt Stendal. D. Red.).
|
13)
|
2 meklenburgische
Doppelschillinge, aus der
gemeinschaftlichen Regierung der
Herzoge Magnus und Balthasar (1477 -
resp. 1503 und 1507).
|
A.
|
Das Wappen mit 4
Feldern und dem Herzschilde, darüber
ein kleines Dreiblatt. Umschrift:
MONET. NOVA. GUSTROWESI.
(GUSTROWEN.
)
|
R.
|
Der meklenburgische
Büffelskopf im Schilde auf einem
durchgehenden Kreuze. (Der
Büffelskopf mit dem Halsfelle).
Umschrift: DUCU. MANG. NOPO. LENS.
(DUGU. MAG. eine Rose. NOPO. LENS.)
|
14)
|
2 meklenburgische
Schillinge, aus derselben Zeit.
|
A.
|
Der meklenburgische
Büffelskopf oben mit einem
. - Umschrift:
MONE. NOVA. GUSTROWES.
|
R.
|
Ein durchgehendes,
schlichtes Kreuz, in dessen 4 Ecken
in jeder ein Ring. Umschrift:
DUCU. MAG. NOP. LEN.
|
15)
|
5 meklenburgische
Schillinge, aus derselben Zeit.
|
A.
|
(bei 3) der
meklenburgische Büffelskopf mit dem
Halsfelle im Schilde, darüber der
Buchstabe B. (Name des Münzmeisters
Jacob Brasche). - Umschrift:
MONET. NOVA. GUSTROWE.
.
(bei 2) ebenso,
aber ohne B. Umschrift:
MONET.
NOVA. GUSTROW.
.
|
R.
|
Der wendische
Büffelskopf im Schilde auf einem
durchgehenden Kreuze. Umschrift:
DUCU. MAG, NOPO. (NOP') LENS. (LEN-)-(OLE).
|
16)
|
32 meklenburgische
Sechslinge, aus derselben Zeit.
|
A.
|
Der meklenburgische
Büffelskopf im Schilde. - Umschrift:
MONET. NOVA. GUSTROW.
|
R.
|
Ein Kreuz in einem
Kreise. - Umschrift:
DUCU.
MAGNOPOLENS.
. (MAGNOPOLENSI.
.)
|
17)
|
11 rostocker Schillinge
aus mittlerer Zeit, aber vor 1500.
|
A.
|
Der Greif, aufrecht,
rechts fortschreitend, mit
aufgesperrtem Rachen, ausgestreckter
Zunge, aufgeschlagenem, zottigen
Schwanze, mit einem Flügel, und an
jedem der 4 Füße 3 Klauen, - im
punctirten Zirkel . - Umschrift:
MONETA. NOVA. ROSTOKE: (ROSTOK)
. (
.)
|
R.
|
Der Buchstabe
r
auf einem durchgehenden Kreuze, in
dessen unterem rechten Winkel ein
Stern (bei einem ein kleiner Hund).
- Umschrift:
. SIT. NOM'
o
DNI. Vierblatt.
BND. Dreiblatt. (
SIT. NOM. DNI'
o
BND -
SIT. NOM. DNI BND. -
SIT. NOM
o
DNI'
o
BND'
o
).
|
18)
|
38 rostocker
Sechslinge, aus derselben Zeit.
|
A.
|
Der Greif, eben so. -
Umschrift: MONET. NOVA. ROSTOK
(ROSTOK
)-(ROSTOK
o
)
|
R.
|
eben so; unten rechts
ein Stern. - Umschrift: SIT. NOM.
DNI. BND.
|
19)
|
3 Groschen, herzogl.
pommersch. - Bogislaus X. (der
Große) 1474-1523.
|
1)
|
A.
|
Der pommersche Greif. -
Umschrift:
DUX
o
BUGSLAUS
o
STETTIN
o
|
|
R.
|
Das Wappen im Schilde
auf einem durchgehenden Kreuze. -
Umschrift: MON-ET
o
N-OVA. D-AM 94 (1494.)
|
2)
|
A.
|
ebenso. - Umschrift
BUGSLAUS
o
DUX
o
STETTIN'
|
|
R.
|
ebenso. - Umschrift:
MON-ETA
o
N-OVA
o
D-AM. 96.
|
3)
|
A.
|
ebenso. - Umschrift:
BUGSLAUS
o
D
o
G
o
DUX
o
STETIN' Stern.
|
|
R.
|
ebenso: - Umschrift:
MONE-TA
o
NO-VA
o
DN-AM. 92.
|
20)
|
1 Schilling, herzogl.
pommersch, aus derselben Zeit.
|
A.
|
ebenso. - Umschrift:
BUGSLAUS
o
D
o
G
o
DUX
o
STETIN.
.
|
R.
|
ebenso. - Umschrift:
MONE-TA
o
NO-VA.
o
GA-RE. 89.
|
21)
|
1 Schilling der Stadt Stralsund.
|
A.
|
die drei Strahlen, oben
jeder mit einem o, im punctirten
Kreise. - Umschrift: DEUS IN
NOMINE
.
T. Stern.
|
R.
|
Der pommersche Greif. -
Umschrift: MONETA
. . . . . . . . . .
(nicht zu lesen, soll aber wohl
heißen: NOVA SUND
o
|
22)
|
2 große Bracteaten: mit
dem doppelten Reichsadler.
|
23)
|
4 dänische kleine
Münzen. - König Johann. 1481-1513.
|
A.
|
Gekröntes h. -
Umschrift: JOHES
D [
G
R. DANIAE.
|
R.
|
Ein Schild unter einem
durchgehenden Kreuze. - Umschrift:
MON. MAL. MOI. ENS. (nicht ganz
deutlich mehr zu entziffern).
|
24)
|
Münze. - In der Mitte 3
erhabene im Dreieck
zusammengestellte Kugeln in einem
einfachen, länglich runden Rande, um
welchen rund herum vertiefte Kugeln,
und dann rings umher ein
strahlenförmiger Rand. Ohne
Umschrift. - Bracteat.
|
25)
|
14 unkenntliche und
theils zerbrochene Bracteaten.
|
Die Schrift auf allen Münzen ist Mönchsschrift.
Wismar, im December 1846.
F. J. Briesemann.