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f) Vorchristliche Alterthümer der Römer.


Ueber die Verbreitung römischer Alterthümer in den Ostseeländern.

Erst in neuern Zeiten ist durch wichtige Funde in den Ostseeländern die Aufmerksamkeit auf die Verbreitung römischer Alterthümer in diesen Ländern gelenkt worden. In Meklenburg sind in den neuesten Zeiten wiederholt bedeutende und interessante Funde gemacht worden, wie z. B. zu Gr. Kelle, Hagenow und Schwinkendorf (vgl. Jahresber. III, S. 42, V, Anhang und Lithogr. und VIII., S. 38 flgd. und S. 51 flgd.). Diese Alterthümer sind um so wichtiger und sicherer, als sie theils römische Fabrikstempel führen, theils von unzweifelhaft römischer Arbeit sind. In der Sammlung nordischer Alterthümer zu Kopenhagen werden viele in Dänemark gefundene römische Alterthümer aufbewahrt und unter diesen mehrere Bronzegefäße von ausgezeichneter Schönheit. Dieses Museum bewahrt aber noch viel mehr ächt römische Alterthümer, welche sicher in Dänemark ausgegraben sind, als bisher bekannt gewesen ist.

Zu den wichtigsten römischen Alterthümern in den Ostseeländern gehören die Kellen aus Bronze, theils weil grade sie oft die unverkennbaren Zeichen römischer Arbeit tragen, theils weil sie gewöhnlich Fabrikstempel führen (vgl. Jahresber. VIII, S. 41 u. 51), auch am häufigsten mit andern römischen Alterthümern zusammen gefunden werden und daher in der Regel ein sicheres Kennzeichen des römischen Ursprunges der Funde sind. Eine besondere Art dieser Kellen sind die ihnen an Form gleichen "Siebe" oder "Seihen" aus Bronze, Kellen, in welche die Sieblöcher in schönen, antiken Linien eingeschlagen sind. Solcher Kellen und Siebe bewahrt die Sammlung nordischer Alterthümer zu Kopenhagen eine ganze Menge, - Siebe gewiß ein Dutzend; alle sind aber hier den heimischen Alterthümern zugezählt. Dies ist nicht allein allgemein angenommen, sondern auch in Schriften ausgedrückt; in dem Leitfaden zur Nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen, 1837, werden unter den heimischen "Sachen, welche man als die heidnische Gottesverehrung betreffend ansieht" S. 44. aufgeführt:

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"4) Flache, große Schüsseln, oder Gefäße von Bronze, die gewöhnlich einen gedrehten Fuß haben sie werden für die sogenannten Opferbecken gehalten, worein das Opferblut gegossen wurde."

"5) Siebe von Metall, in ein thönernes Gefäß oder in ein anderes dazu gehörendes Bronzegefäß gesetzt."

Mein Freund Worsaae setzt in diese Bestimmung mit Recht Bedenken, indem er in seiner Schrift: "Dänemarks Vorzeit durch Alterthümer und Grabhügel beleuchtet," Kopenhagen, 1844, S. 55, sagt:

"Zu den rein römischen Alterthümern müssen die meisten größern Metallgefäße und namentlich einige runde, gedrehte Gefäße mit Handhabe, ferner die Seihen, einzelne Glassachen etc. . gerechnet werden."

Im Sommer 1845 entdeckte ich nun zu Kopenhagen auf den Griffen der Siebe, welche alle augenscheinlich von römischer Arbeit sind, unter dickem Rost die bekannten römischen Fabrikstempel. Es ist also keinem Zweifel unterworfen, daß alle Kellen und Siebe aus Bronze im Museum zu Kopenhagen römischen Ursprunges sind. Hiedurch aber werden die Fundorte der in Dänemark gefundenen rein römischen Alterthümer bedeutend vermehrt, so daß die Sammlung der in Dänemark gefundenen römischen Bronzegefäße ganz ansehnlich erscheint.

In den Sammlungen zu Kiel und Stettin habe ich keine ächt römischen Alterthümer bemerkt.

G. C. F. Lisch.