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11.
Auszug aus einer Predigt des Pastors Johannes Oerlingk
an der deutschen Gemeinde zu St. Marien zu Bergen
in Norwegen, 9. Trin. 1596,

welche die Absetzung des Predigers nach sich zog.

Aus den wismarschen Hanseacten Vol. 48. mitgetheilt vom wailand
Dr. Burmeister zu Wismar.

Leuen vrunde so hebben wy nu de beiden Ersten stucke desses Evangelii vann dem unrechtferdigen Hußholder gehörett,

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Nu folgett dat brudde stucke vann dreen Artikelen, Alß Erstlich, watt de Herr Christus an dessenn unrechtferdigen hußholder gesstraffet, Tom anderen watt he ehm ok gelauet hebbe Und thom drudden, wo wy uns frunde maken schölen hir up erden van dem unrechtferdigen Mammon und wormede Thom Erstenn strafett de Herr Christus ann dem unrechtferdigen hußholder Twe dinge thom ersten, datt he sines herrn güder hefft unnütte ummegebracht, Thom andern datt he sines herrn güder, de nicht sien wehren, vorgeuen hefft.

Watt dem Ersten anlangung thut, datt he sines Heren güder ummegebracht, Iß to bedenkende, datt he ane twiuel sinem heren einen Corperlichen Eidt gedann, de güder ehrlick und getruwlick vortostan, und darup Inn sinem Ede Gott Allmechtigen tho Tügen geropen und tho Borge gesettet, Solckes alles truweliken tho holden, und dar he datt nicht helde, datt en den Gott au Liff und Selen strafen scholde hir tidlik und hernach Ewichlich, Alß dat wort testor: Ick schwere, Inn der latinischen Sprake betekent. Datt Eidt hefft he nicht geholden, Besondern schantlos gebraken Und ist also Meineidich geworden, denn he sines heren güder unnütte und ungetruwlik ummegebracht, vordabelt, vorspelet, vorsapen und thogebracht hefft, darmitt sinem heren geswaren, Und also vor der Werldt sick thom deue gemaket, darto hefft he Inn sinem Ede Gott Allmechtigenn tho Tügen geropen und tho Borghe gesettet Auerst falschlik und also God nicht nodlos geholden, Sonder falschlik vorlogenn, vorsettet und vor God sick also thom Schelme gemaket, datt strafet Christus ann ehm und ist strafflik.

Thom anderen hefft he sines heren güder vorgeuen, de sinn nicht wehren, Sines heren schuldenere, alß dem Ersten 50 Tunnen olies, datt im Jödischen Lande damals ein dürbar und kostlich balsam Olie gewesen, Ungefehr gerekennt Inn de 500 Dahler, dem Anderen 20 Molder weiten ungeferlik tho gelde gerekent Ein Hundert Dahler, hefft also von sines heren güdern vorgeuen 600 Dahler, datt he sinem Herrn defflick gestalen, und ist ein deff geworden, datt strafet Christus auermals ann und also strafet Christus ann ehm de Meinedichkeit und deuerie.

Und also höre gi Gesellen ann der Brüggenn, watt an dessem unrechtferdigen Hußholder unrecht und straflick iß, Nu will Ick alß ein getrewer Pastor Iw Gesellen an der Brüggen oldt und jung, de gy einem Ersamen Kopmann mit Juwen gedanem Eide, vorplichtet sien und sitten Inn Juwen heren güder, umme gades willen gebeden und vormanet hebben, hödet Iw und sehett Iw vor, dat gy dußene Meineidigen, deueschen und unrechtferdighen hußholder nicht In Jennigen dinge

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gelik werden, Besondern bedenket Jo flitich Inn denn fruchten Gades, datt gy Juwen Eidt Einem Ersamen Kopmanne gedan (:denn Iw nemand juwe leuenlang in desser werldt benehmen kann:) getruwelick holdet, undt ein gudt geweten vor Godt also beholdet, dartho mit Iuwer Heren güeden Ehrlick, Truwelick, Alse gy vor se und vor Godt tho uorandtworden gedencken, handellt, Und bedenkett ditt wol: Breckstu dinen Eidt, so makestu warhaftigen di vor der Werldt, vor dem du deinenn Eidt gedaen, thom Bouen und lügst Gott vor, vörest ehm tho diner lögenn thom Tügenn und vorsettest ehn vor di falschlich thom Börgenn, Benimpst ehn auerst nicht Redelick, Sondern makest di vor Godt darmitt thom schelme, und werest also ein Mein=Edich Boue, daruor höde di flitich Alß ein vorstendich Erleuende Christlik geselle, datt bidde und vermahne Ick auermals vaderlick und getruwelick.

Dörstu 1 ) auerst hirentigenn also einen Eidt breken, datt du hir auer Strandes edder binnen Landes gedenkest di tho setten dat wedder dinen Eidt wahrhafftiger iß, So kann men woll lichtlikenn gedencken, wo du mit dines heren güdern ummegeist, Nomelick datt du ein Jhar Twe edder dre thouören henauer schepest van dines heren güdern und makest dy darmitt thom deue, Alße desse unrechtferdige Hußholder gedan, So bistu denne umme gelimp und Ehre und heffst din Leuenlank by di ein böß geweten.

Ja Sprickstu, Meinen Eidt einem Ersamen kopmann gedann Iß ein gedwungenn Eidt, Ick bin Idt nicht schuldich to holden, (mitt gunsten tho reden) Lügestu datt und kan di anders bewiset werden und du west idt ock suluen beter, de du den Eidt geschwaren heffst, Spotte deswegen nicht mit Gott. Derwegen sehet Iw woll und hödet Iw vor dutt alle, so leff alß Iw Iuwe Ehre und Seligkeit Iß, datt Rede Ick alhir tho Iw ann der brüggen, des Ock grote bewechlike Orsaken hebbe, Und do Iw ann der Brüggen, de gy mine thohörer sin und Ick Iuwe Prediger bin, de vormahninge und kein andere. Godt helpe uns datt de Lehre, warnunge und truwe hertlike wolgesmeinte vormahninge frucht schaffen möge. Amen.



1) Diese und die folgenden Worte wurden von den Norwegern auf sich bezogen und hatten die Folge, daß der königliche Vogt dazwischen trat, an den König Christian IV. von Dänemark berichtete und, der Verwendung der Hansestädte ungeachtet, die Absetzung des Predigers erwirkte.