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Die Kunkelmauer, Heidenmauer oder Türkenmauer beim Eulenkrug (plattd. Uhlenkrôg).

Auf der Hälfte des Weges von Schwerin nach Gadebusch ist eine gewaltige Mauer von rohen Granitblöcken (Feldsteinen) mittlerer Größe, wie sie in den Ostseeländern gefunden werden. Die Mauer beginnt bald hinter dem Wahrholzkaten und geht bis dicht an den Eulenkrug, unmittelbar an der Landstraße entlang, in grader Richtung von Osten gegen Westen;

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sie ist ungefähr 1000 Fuß lang, 10-12 Fuß hoch und 20 Fuß breit. An der nördlichen Seite, an der Landstraße, liegt der natürliche Ackerboden oft bis zur Höhe derMauer; die südliche Seite gegen die Waldung hat in der Regel eine gleichmäßige Höhe von 10-12 Fuß; an dieser Seite hat sie auch einen rechtwinkligen Einschnitt, wie eine Brustwehr, und unterhalb der südlichen Seite noch Spuren von einem Graben, an dessen jenseitigem Rande noch eine Reihe von Steinen liegt. Die Wände der Mauer sind von rohem Steingeschiebe kunstlos aufgeführt; die Steine sind jedoch, nach den Versicherungen verständiger Ortsbewohner, in festen Kalk gelegt; das Innere zwischen beiden Wänden ist wahrscheinlich mit Erde ausgefüllt. An dieser Mauer entlang läuft jetzt die Feldgrenze zwischen den Höfen Gottmannsförde und Brüsewitz. Welchen Zweck diese Mauer gehabt habe und aus welcher Zeit sie stamme, ist wohl schwerlich zu ermitteln. Daß sie mehr sei, als eine Feldscheide, dafür möchte ihre Mächtigkeit reden; wenigstens dürfte sie eine uralte Landwehr oder Landesgrenze sein, wofür auch noch wohl die kunstlose Zusammenfügung der Steine reden möchte. Auf den Gutscharten heißt sie die Kunkelmauer. Bei Nachforschung über Namen und Bestimmung derselben bei den Landleuten aus der Gegend kreuzen sich die Sagen von Heiden, Katholiken, Türken und vom siebenjährigen Kriege so sehr, daß sich nicht einmal eine chronologisch in sich übereinstimmende Nachricht zusammenbringen ließ. Bei dem unternommenen Bau der Chaussee von Schwerin nach Lübeck, welche unmittelbar an dieser Mauer entlang geht, wird dieselbe bald abgetragen werden. - Wie sehr übrigens oft alte Fundamentreste ohne Unterstützung urkundlicher Nachrichten uud analoger Fälle täuschen können, beweiset ein zirkelrundes Fundament von Feldsteinen, ungefähr 90 bis 100 Fuß im Umfange, welches nicht weit von der Heidenmauer ungefähr in der Direction derselben auf der höchsten Spitze des Wahrholzes, dem Wahrholzkaten gegenüber, steht. Es ist dies das Fundament eines vor ungefähr 40 bis 50 Jahren erbaueten Pavillons, welcher, unter dem Namen des Bienenkorbes, den älteren Bewohnern der Gegend noch bekannt genug ist.

Schwerin, im Mai 1839.

G. C. F. Lisch.