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CIII.

Jahresbericht

über das Vereinsjahr

vom 1. Juli 1938 bis zum 30. Juni 1939.

Der Verein hat im Berichtsjahre drei seiner Ehrenmitglieder, die zugleich zu den ältesten Mitgliedern zählten, durch den Tod verloren. Es sind der Geh. Studienrat Professor Wilhelm Ringeling in Schönberg, der auf unserer Hundertjahrfeier im Jahre 1935 in Anerkennung seiner mehr als fünfzigjährigen Vereinsangehörigkeit zum Ehrenmitgliede ernannt wurde, der Staatsminister a. D. D. Dr. Adolf Langfeld, Exz., und der Professor Dr. h. c. Richard Wossidlo in Waren.

Adolf Langfeld gehörte dem Verein seit 1882 an. 1914, kurz nach seiner Ernennung zum Mecklenburg-Schwerinschen Staatsminister wurde er Vereinspräsident und versah dieses Amt bis 1935, kaum jemals auf unseren Versammlungen und den Sitzungen des Ausschusses fehlend. Als er, ein Achtzigjähriger, zurücktrat, dankte ihm der Verein für seine Wirksamkeit durch die Uebertragung der Ehrenmitgliedschaft. - Aus dem praktischen Justizdienst hervorgegangen, galt Langfeld mit Recht für einen der besten deutschen Juristen seiner Zeit. Aber mit der bloßen Betonung seiner juristischen Fähigkeiten wird man ihm nicht gerecht. Er war ein Mecklenburger vom Scheitel bis zur Sohle, ein deutscher Patriot und eine felsenfeste, durch keine Schicksalsschläge zu erschütternde Persönlichkeit. Sein konservativer Sinn verschloß sich nicht den Forderungen der sich wandelnden Zeit. Dem Lande zu der Verfassung zu verhelfen, die er erstrebte und die trotz den Vorschlägen einer gewählten Volksvertretung den ständischen Gedanken nicht ganz preisgeben sollte, war ihm nicht beschieden. Die Umwälzung von 1918 machte dem und seiner amtlichen Wirksamkeit überhaupt ein Ende. Doch haben dieser Zusammenbruch des Staates und die militärische Katastrophe Deutschlands, der er in Berlin vergebens entgegenzuwirken versucht hatte, ihn zwar schwer getroffen, aber nicht gebeugt. Man möge ihn nicht bedauern, so sagte er beim Abschied von

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seinen Mitarbeitern in der Regierung, denn er habe erfahren, daß Gott den, den er demütigt, auch innerlich erhebt. Seine ungewöhnliche Arbeitskraft fand auch in den Jahren nach 1918 Gelegenheit genug, sich zu betätigen, besonders auf dem Gebiete der Kirchenverwaltung. In seinen Erinnerungen hat er die Arbeit seines ganzen Lebens selber geschildert. - In unserem Kreise fand er, wie er gerne anerkannte, Erholung und Anregung. Wir scheiden von ihm mit Dank und mit der Ehrfurcht, die ein reiner, selbstloser und treuer Charakter fordern darf.

Wie Langfelds Bild, so ist auch das Richard Wossidlos diesem Jahrbuch beigegeben. Die großen volkskundlichen Verdienste des weit und breit bekannten Gelehrten, der wenige Monate nach seinem achtzigsten Geburtstage verstorben ist, können hier nicht näher gewürdigt werden. Unser Verein hat die Bedeutung der Forschungen Wossidlos früh erkannt; die ersten drei Bände seiner mecklenburgischen Volksüberlieferungen sind im Auftrage des Vereins herausgegeben worden. Als wir 1929 den Siebzigjährigen zum Ehrenmitgliede ernannten, hob er in seinem Dankschreiben "die verständnisvolle und tatkräftige Hilfe des Geschichtsvereins" hervor, ohne die es ihm nach seinen Worten sicherlich nicht gelungen wäre, "das umfassende Sammelwerk der Volksüberlieferungen durchzuführen und die gesammelten Stoffmassen - wenigstens teilweise - ans Licht zu bringen". Die Ehrungen, die Wossidlo zu seinem achtzigsten Geburtstage zuteil wurden, sollten ihn, wie er uns schrieb, zu neuer Arbeit anspornen. Der Tod hat dem ein Ziel gesetzt.

Von den im Berichtsjahre verstorbenen sieben ordentlichen Mitgliedern hat der Kaufmann Karl Kopsicker dem Verein fast vierzig Jahre lang angehört, der Ministerialdirektor a. D. Dr. Paul Ehmig dreißig Jahre, der Gutsbesitzer Hermann Bolten über zwanzig Jahre, der Gymnasialprofessor Albert Lüß fast zwanzig Jahre lang.

Ausgetreten sind 20 Mitglieder. Der Verein zählte am 30. Juni 1939 drei Ehrenmitglieder, sieben korrespondierende Mitglieder, sieben Beförderer und 381 ordentliche Mitglieder. Vgl. Anl. A

Von den Vereinsarbeiten sind die Mecklenburgischen Bauernlisten rüstig gefördert worden. Größtenteils gedruckt sind die Listen der Ämter Feldberg, Fürstenberg,

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Mirow, Strelitz, Wesenberg und Wanzka (bearbeitet von Landesbibliotheksdirektor Dr. Endler) und die des Amtes Crivitz-Parchim (bearbeitet von Staatsarchivrat Dr. Steinmann). Die Listen weiterer Ämter befinden sich in Vorbereitung.

Der auf der Hauptversammlung von 1938 beschlossene historische Ausflug nach Lüneburg ward am 29. Juni 1938 unter Beteiligung von 40 Mitgliedern und Gästen unternommen. Die Fahrt im Gesellschaftsauto ging über Wittenburg und Lauenburg. In Lüneburg empfing uns, wie schon einmal vor 34 Jahren, unser korrespondierendes Mitglied, der frühere Ratsarchivar und jetzige Museumsdirektor Prof. Dr. Reinecke, dem wir für seine sachkundige Führung durch die alte Hansestadt zu Dank verpflichtet sind. Im Ratsarchive hatte dessen Leiter Dr. Kück freundlicher Weise eine Sonderausstellung von Karten und auf Mecklenburg bezüglichen Schriftstücken veranstaltet. Am Nachmittage wurden Bardowiek und Kloster Lüne besucht. Die Rückfahrt führte über die neue Dömitzer Elbbrücke und Ludwigslust.

Im Herbst und Winter des Berichtsjahres fanden im Schweriner Archivsaale vier Lichtbildervorträge statt. Es sprachen: am 17. November 1938 Studiendirektor Warncke aus Lübeck über Kulturgeschichtliches aus dem Handwerk unserer Heimat; am 14. Dezember Staatsarchivrat Dr. Steinmann über Burgen und Städte Mecklenburgs im Wandel der Zeiten, Verwertung des Luftbildes für die Burgen- und Stadtplan-Forschung; am 25. Januar 1939 Studienrat Dr. Becker aus Rostock über die großen germanischen Waffenfunde in der Warnow bei Schwaan aus mehreren Jahrtausenden; am 23. Februar Museumsdirektor Dr. Gräbke aus Rostock über Mecklenburg und den deutschen Westen in der Kunstgeschichte.

Die 104. Hauptversammlung des Vereins wurde am 27. April 1939 im Archivsaale zu Schwerin abgehalten und eröffnet durch einen Vortrag des Archivdirektors Dr. Fink aus Lübeck, unseres korrespondierenden Mitgliedes, der über Mecklenburgische Städte, deutsche Hanse und lübisches Recht sprach. Geschäftsbericht und Kassenbericht (vgl. Anl. B) wurden in üblicher Weise erstattet, auch wurde beschlossen, am 12. Juli 1939 einen historischen Ausflug nach Schönberg und Travemünde zu unternehmen.

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Aus dem Vereinsbeirat ist unser früherer Schatzmeister, Rechnungsrat L. Sommer, auf seinen Wunsch wegen hohen Alters ausgeschieden. Seine langjährige wertvolle Mitarbeit und sein dem Verein stets durch Rat und Tat bewiesenes Interesse sichern ihm unsere Dankbarkeit. An seiner Stelle ist Staatsarchivrat Dr. Tessin in den Beirat berufen worden.

W. Strecker.


Vereinsleitung und Beirat.

Vereinsleiter Staatsarchivdirektor a. D. Dr. Stuhr.

Beirat: Staatsarchivdirektor Dr. Strecker (stellv. Leiter und Schriftführer),
           Generalleutnant v. Woyna, Exz.,
           Pastor emer. Bachmann (Bilderwart),
           Ministerialdirektor a. D. Schwaar,
           Rechtsanwalt Dr. Haacke (Schatzmeister),
           Staatsarchivrat Dr. Steinmann,
           Landesbibliotheksdirektor Dr. Endler (Bücherwart),
           Staatsarchivrat Dr. Tessin.


Anlage A.

Veränderungen des Mitgliederstandes
im Vereinsjahre 1938/39.

Ehrenmitglieder.

Gestorben sind: 1. Geh. Studienrat a. D. Prof. Wilhelm Ringeling, Schönberg, am 23. November 1938. Ordentliches Mitglied seit dem 12. Januar 1883, Ehrenmitglied seit dem 21. Juni 1935. 2. Staatsminister a. D. D Dr. Adolf Langfeld, Exz., Schwerin, am 4. April 1939. Ordentliches Mitglied seit dem 22. Juli 1882, Vereinspräsident vom 1. Juli 1914 bis zum 25. Februar 1935, Ehrenmitglied seit dem 21. Juni 1935. 3. Professor Dr. Richard Wossidlo, Waren, am 4. Mai 1939. Ordentliches Mitglied seit dem 13. Juni 1890, Ehrenmitglied seit dem 12. April 1929.

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Ordentliche Mitglieder.

Eingetreten sind: 1. Oberstleutnant a. D. Dietrich v. d. Osten, Schwerin. 2. Studienrat Friedrich Giencke, Liegnitz. 3. Oberschule für Jungen in Bützow. 4. Geschäftsführer Ernst Wähmann, Schwerin. 5. Tischlermeister Albert Schröder, Schwerin. 6. Gauamtsleiter Richard Crull, Schwerin. 7. Gauamtsleiter Erich Rohde, Schwerin. 8. Oberregierungssekretär a. D. Otto Rumpf, Schwerin. 9. Ministerialrat Dipl.-Ing. Walter Koropp, Berlin-Zehlendorf. 10. Archivinspektor Friedrich Zengel, Schwerin. 11. Oberschule für Jungen in Neukloster. 12. Universitätsbibliothek Kiel. 13. Wirtschaftsprüfer Hermann Lübcke, Schwerin, 14. Kaufmann Max Paetow, Schwerin. 15. Buchhändler Ferdinand Trömel, Güstrow.

Gestorben sind: 1. Ministerialdirektor a. D. Dr. Paul Ehmig, Schwerin, am 12. August 1938. 2. Gymn.-Prof. Albert Lüß, Schwerin, am 12. Oktober 1938. 8. Gutsbesitzer Hermann Bolten, Mustin, am 3. November 1938. 4. Kaufmann Karl Kopsicker, Schwerin, am 18. November 1938. 5. Veterinärrat a. D. Karl Evers, Waren, am 4. März 1939. 6. Rechtsanwalt Hans Ulrich Behm, Schwerin, am 1. April 1939. 7. Frau Amtsgerichtsrat Annie Mehlhardt, Schwerin.


Anlage B.

Auszug aus der Vereinsrechnung
für den Jahrgang 1. Juli 1937 - 1938.

Auszug aus der Vereinsrechnung für den Jahrgang 1. Juli 1937 - 1938.
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Auszug aus der Vereinsrechnung für den Jahrgang 1. Juli 1937 - 1938.
Der Rechnungsführer
Dr. F. Haacke .
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