zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 67 ] zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

III.

Das "Petermännchen"-Bild
im Schweriner Schloß und
seine ursprüngliche Bedeutung

von

Ernst Friedrich v. Monroy.

 

Vignette
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 68 ] zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 69 ] zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Als Burggeist des Schweriner Schlosses ist heute das "Petermännchen" allen Schwerinern und darüber hinaus in ganz Mecklenburg bekannt. Wossidlo schätzte die Zahl der Sagen, die sich um diese Gestalt gebildet haben, auf über zweihundert 1 ). Das Männchen lebt heute in der allgemeinen Vorstellung so, wie das Sandsteinbild in einer Nische des Schloßhofes es darstellt, das im Zusammenhang mit dem Ausbau des Schlosses (1843 - 57) von Pettersen gefertigt wurde. Dies Standbild zeigt es als einen Mann von zwergenhafter Bildung in der Tracht des Dreißigjährigen Krieges: einem federgeschmückten Schlapphut, der Mühlsteinkrause, einem vorn geknöpften engen Wams mit Schlaufen am Gürtel, an dem der Schlüssel und der Dolch hängen, weiten Hosen und gespornten Reiterstiefeln. Das verrunzelte Gesicht ist mit Schnurr- und Knebelbart geschmückt, und in den Händen hält die Gestalt Stelzen. Die Devise auf dem Sockel: Quid si sic - wörtlich: Was, wenn so? - betrifft nach der Sage die wechselnde Farbe seines Rockes, durch die der Geist dem Lande und dem Fürstenhause bevorstehende Ereignisse ankündigt. Gewöhnlich ist er grau gekleidet; wird er schwarz gekleidet gesehen, so steht Unglück bevor, während rot Glück bedeutet. Die Worte wären danach etwa zu übersetzen: Was geschieht, wenn ich so gekleidet erscheine?


1) Vgl. Walter Josephi, Die Sammlungen und die Prunkräume des Schloßmuseums, Führer durch das Mecklenburgische Landesmuseum in Schwerin, 3. erw. Aufl. Schwerin o. J., S. 38 ff., wo die Sagen nach Mitteilungen Wossidlos zusammengestellt sind. Josephis Deutung des Bildes kommt dem eigentlichen Sachverhalt bereits sehr nahe. Das Standbild des Schloßhofes ist abgebildet im Schloßwerk, hg. von Stüler, Prosch und Willebrandt, Berlin 1867, S. 2 und bei Schlie, Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, Bd. II, S. 620.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 70 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die älteste schriftliche Nachricht von einem Burggeist im Schweriner Schlosse, die uns erhalten ist, ist eine Aufzeichnung von Erzählungen des damals schon verstorbenen Kammerlakaien Gardemin durch einen And. Br. Heymann, der sie offenbar nach dem Bericht von Gardemins Frau aufschrieb. Das Dokument, heute im Geheimen und Hauptarchiv zu Schwerin, ist betitelt: "Nachricht von dem sich ehedem in dem hochfürstl. Schloße zu Schwerin öfters sehen laßenden sogenandten Kleinen Mängen, wie es der seel. Daniel Gardemin, gewesener Cammer-Laquay bey des hochseel. Herrn Hertzoges Friederich Wilhelm hochfürstl. Durchl., gar ofte an seine Frau, die itzige Witwe Castellanin Gardeminen hieselbst erzehlet." Es ist vom 12. November 1747 aus Bützow datiert. Eingangs wird die äußere Erscheinung des Geistes mit folgenden Worten beschrieben: "Eß were nemblich solche Positur nur gantz klein gewest, älterlich, mit Runzeln, aber nicht fürchterlich von Angesichte, einen etwas langen, weißen, spitzen, fast biß auf die Brust hangenden Bahrt, kurtze, graue, krause Haare, ein Calotgen auf dem Kopfe und ein Krägelgen ümb den Halß, einen langen biß auf die Füße hangenden schwartzen Rock mit gantz engen Ermeln, forne eines guten Finger breits mit Weiß aufgeschlagen, etwas große und forne breite Schue anhabend" 2 ). Dann erzählt der Berichterstatter von den verschiedenen Begegnungen Gardemins mit dem Geiste bei Gängen im Schlosse.

Man hat diese Nachricht, Dehn folgend, immer unbedenklich auf das "Petermännchen" bezogen, ohne zu beachten, daß sie ausdrücklich von dem "Kleinen Mängen" spricht, also den Namen "Petermännchen" nicht kennt, und daß ferner die ausführliche Beschreibung der äußeren Erscheinung des Männchens mit der Vorstellung, die das Standbild gibt, in keinem Punkte übereinstimmt, die kleine Gestalt und die verrunzelten Gesichtszüge ausgenommen. Zwischen 1747, dem Datum des Protokolls, und etwa 1860, dem des Stand-


2) Erstmalig benutzt von Dehn, Mecklenburgische Volksbibliothek, 1844, I, 2, S. 3 ff. Im Wortlaut abgedruckt von Lisch, Mecklbg. Jb. V, S. 58 ff., und von Jesse, Geschichte der Stadt Schwerin (Schwerin 1913 ff.), Anm. 68.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 71 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

bildes, hat sich die Vorstellung von dem Burggeist also gewandelt; erst in diesem Zeitraum hat die Gestalt die Züge und den Namen angenommen, mit denen sie bis heute lebendig ist. Worauf gehen diese zurück?

Pettersens Standbild benutzt eine Darstellung, die sich heute im Schweriner Schloßmuseum befindet. Sie stammt nach stilistischen Kennzeichen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ist Grau in Grau im Rund auf die Füllung einer Schranktüre aus Tannenholz gemalt, die 70 cm hoch und 67 cm breit ist und wohl aus dem alten Schlosse stammt. Auf dem marmorierten Rahmen, auf dem sich noch das Türschloß befindet, ist die Devise: Quid si sic verzeichnet. Aus dieser Darstellung hat der Bildhauer die Figur selbst kopiegetreu übernommen; er hat nur den Schlüssel, das Abzeichen des Schloßbewahrers, hinzugefügt und die Stelzen, wohl aus Gründen der Standfestigkeit, neben die Figur gestellt. Außerdem sind bei der Umsetzung in Stein einige auffällige Einzelheiten des gemalten Bildes weggefallen: hier erscheint das Bild des Zwerges noch einmal in einem runden Wölbspiegel am rechten Bildrand; zwischen seinen gespreizten Beinen steht der Name: D. SPIES; im Mittelgrund steckt eine Hellebarde in der Erde, und im Hintergrund ist eine Berglandschaft flüchtig angedeutet.

Dies Bild kann zu der Zeit, als das Protokoll abgefaßt wurde, noch nicht als Darstellung des Schloßgeistes gegolten haben, da die Nachricht sonst sicher darauf Bezug genommen hätte. Es kann aber auch von vornherein nicht so gemeint gewesen sein. Denn die Attribute für eine Darstellung des "Petermännchens" müßten der Sage entnommen und noch in ihr nachweisbar sein; in den vielen Sagen aber, soweit sie uns bekannt geworden sind, ist weder von dem Spiegel noch von den Stelzen die Rede. Sie haben auch nichts mit dem "Petermännchen" zu tun, sondern hängen mit der ursprünglichen Bedeutung des Bildes zusammen.

Die Verbindung eines Bildes mit einem kurzen Sinnspruch war dem 16., 17. und 18. Jahrhundert unter dem Namen "Emblem" geläufig. Die "Emblematik" bildete eine eigene ausgedehnte Literaturgattung; es gibt Tausende von

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 72 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Emblematabüchern aus dieser Zeit 3 ). Die Sinnsprüche, meist Sentenzen antiker Autoren oder einfach Sprichwörter, wurden gleichnisweise, "symbolisch", mit einem Sinnbild illustriert, das zu dem Wort in einer möglichst "tiefsinnigen", entlegenen und gelehrt erdachten Beziehung stehen sollte. Sie waren ursprünglich als Vorlagen für das Kunstgewerbe gedacht, wurden dann aber immer mehr zu illustrierten Moralbüchern ausgesprochen lehrhafter Prägung. Daneben sind sie in ihrer sorgfältigen Ausstattung oft Meisterwerke der hochentwickelten Buchkunst besonders des 16. Jahrhunderts; die Illustrationen sind oft vollgültige kleine Bilder, so wie die Bilder jener Zeit vielfach mit emblematischen Hinweisen und Anspielungen durchsetzt sind und mehr gelesen als angesehen werden sollen.

Zu diesen Emblematabüchern gehört der "Nucleus Emblematum" des Magdeburgers Gabriel Rollenhagen, der von dem nach Deutschland ausgewanderten Niederländer Crispin de Passe mit Kupferstichen ausgestattet und 1611 in Köln verlegt wurde. Der Oktavband enthält hundert runde Embleme mit lateinischen Devisen im Rand und jeweils einem erklärenden lateinischen Distichon darunter. Das 22. Emblem illustriert die Devise unseres Bildes mit der Darstellung eines Zwerges, der trüben Blickes an sein Spiegelbild die Frage richtet: Quid si sic? 4 ) - sehe ich so, auf Stelzen, größer aus?, und das darunterstehende Distichon:

Quid si sic? forsan cubito sim longior, heuheu.
Non ars Naturae, corrigit, Ingenium

zieht daraus die Moral: Nie kann die Kunst die Weisheit der Natur übertrumpfen. Im Hintergrunde eine Berglandschaft mit einer lustigen Gesellschaft in einem Planwagen - wohl eine Andeutung der geselligen Freuden, von denen der Zwerg zu seinem Kummer durch seine Gestalt ausgeschlossen ist.


3) Vgl. Karl Giehlow im Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses, Wien 1915, und Ludwig Volkmann, Bilderschriften der Renaissance, Leipzig 1924.
4) Die Herkunft des Satzes aus dem Phormio des Plautus hat Lindenauer nachgewiesen, Mecklbg. Ztg. 1914, Febr. 5 (nicht 4., wie Jesse angibt); doch ist der Sinn des Wortes nach Art der Emblematik völlig verändert.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 73 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Der Zusammenhang dieses Stiches mit dem vermeintlichen "Petermännchen" -Bilde ist augenfällig und braucht nicht umständlich bewiesen zu werden. Nicht nur die Rundform und die Devise, sondern auch die Haltung der Figur und besonders gewisse Einzelheiten der Tracht, der Federhut mit der Agraffe, die Halskrause, das enge Wams mit der Knopfreihe stimmen genau mit dem Stiche überein. Das Schweriner Bild ist also keine Darstellung des Schloßgeistes, sondern eine Kopie nach dem Emblem Rollenhagens. Nur aus dessen Sinnzusammenhang sind die dem "Petermännchen" fremden Motive, der Spiegel und die Stelzen, zu verstehen.

Die genaue Nachbildung der erwähnten Einzelheiten macht die Abweichungen umso auffallender, die sich der Kopist gestattet. Die Vereinfachung der Hintergrundslandschaft ist wohl aus der geringen Qualität der Kopie zu erklären; aber sicher nicht ohne Absicht hat der Kopist aus dem mit geschlitzten Hosen und Strümpfen geckenhaft bekleideten Zwerg des Stiches einen Kriegsmann mit Dolch oder Schwert und hohen Reiterstiefeln mit Stulpen gemacht 5 ). Der jugendliche Zwerg des Stiches hat zudem die für Verwachsene bezeichnenden etwas verquollenen Gesichtszüge, wie etwa die Hofzwerge auf den Bildnissen des Velasquez sie zeigen; im Bilde ist daraus ein ganz anderes, ältliches, fast hageres Gesicht geworden. Geradezu gegen den Sinn des Emblems aber verstößt die Blickrichtung des Mannes in der Kopie, der nicht in den Spiegel, sondern geradeaus sieht. Alle diese Unterschiede weisen in eine Richtung. Offenbar ist das Emblem von dem Kopisten zu einem Bildnis, und zwar zu dem eines Kriegsmannes umgestaltet worden. Die Tracht wurde entsprechend geändert und der Bildniskopf eingefügt, der nun in Vorderansicht gegeben wurde - zugunsten der Deutlichkeit des Bildnisses, aber auf Kosten der des emblematischen Sinnes.


5) Die Reiterstiefel geben zugleich eine Bestätigung der Datierung in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, in der sie so getragen wurden; ein späterer Kopist hätte die Tracht kaum im Sinne dieser, sondern seiner eigenen Zeit abgeändert. Das Bild kann also nicht allzulange nach 1611 entstanden sein.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 74 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Wie alle anderen Abweichungen der Kopie vom Vorbild, so ist auch die letzte Zufügung des Kopisten aus dem Bildnischarakter des Bildes zu verstehen. Mit der Hellebarde im Mittelgrund des Schweriner Bildes, die im Stiche fehlt, ist ein Spieß gemeint. Das Motiv illustriert nach Art der sogenannten "redenden Wappen" den Namen D. SPIES, der zwischen den gespreizten Beinen des Männchens am unteren Bildrand verzeichnet ist. Man hat ihn bisher immer für die Signatur des Künstlers gehalten 6 ); aber seine Größe und der auffallende Ort seiner Anbringung betonen ihn zu nachdrücklich, als daß er die Signatur eines durchaus mittelmäßigen Kopisten sein könnte. Zudem wird er nochmals durch den Spieß illustriert, der nicht wie ein Künstlerzeichen in einer Ecke angebracht, sondern bildmäßig einkomponiert ist. Das alles macht sehr wahrscheinlich, daß er als Unterschrift des Bildes zu deuten und auf den Dargestellten zu beziehen ist. Solche Hinweise auf den Namen des Dargestellten finden sich in Bildnissen der Zeit häufig; es hängt das mit der verbreiteten Sitte der persönlichen Sinnbilder, "Impresen" genannt, einem Zweig der Emblematik, zusammen 7 ).

Wer dieser Spies gewesen ist, wird sich kaum mehr ermitteln lassen. Es liegt nahe, ihn, vielleicht als Hofzwerg, am Schweriner Hofe Adolf Friedrichs I. zu suchen. Aber in den Rentereirechnungen der fraglichen Zeit kommt sein Name nicht vor, und bei dem bescheidenen Zuschnitt des Hofes ist es nicht wahrscheinlich, daß ein Hofzwerg überhaupt gehalten wurde. Daß er sich unter dem "Daniel der Maler" verbirgt, der von 1614 - 23 vom Hofe besoldet und häufig für Anstreicherarbeiten bezahlt wurde, ist nach dem eben Gesagten nicht


6) Zuletzt Gehrig in Thieme-Beckers Künstlerlexikon, XXXI, S. 376.
7) So gibt es etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, von dem Dr. Tulp, der in Rembrandts "Anatomie" dargestellt ist, ein um 1640 entstandenes Bildnis (Gal. Six, Amsterdam), das ihn mit einer Tulpe als Hinweis auf seinen Namen in der Hand darstellt. Vgl. Ludwig Volkmann, Von der Bilderschrift zum Bilderrätsel, Ztschr. für Bücherfreunde 1926, S. 65 ff., wo viele Beispiele solcher Namenssinnbilder angeführt sind.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 75 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

anzunehmen. Die Kopie braucht ja überdies garnicht in Schwerin selbst entstanden zu sein.

Und überhaupt ist diese Frage für uns nicht mehr von Belang; denn die Beziehung auf den Dargestellten wurde in der Folgezeit ebenso vergessen wie der ursprüngliche emblematische "Geheimsinn" des Bildes, der, ohne Erläuterung schon an sich dunkel, durch die Umwandlung des Emblems zum Bildnis noch weiter verschleiert worden war. Es blieb das Bild eines Zwerges zurück, rätselhaft seinem Bedeutungsinhalt, auffallend seinem Gegenstand nach. Erst als die Volksphantasie sich seiner bemächtigte und es mit den Erzählungen von einem zwergenhaften Geist im Schlosse in Verbindung brachte, bekam es einen neuen, bis heute lebendigen Sinn. Der Zeitraum, in dem das geschehen sein muß, läßt sich, wie schon gesagt, auf die etwa 100 Jahre eingrenzen, die zwischen dem Bützower Protokoll (1747) und dem Sandsteinbild des Schlosses liegen. Aber das sind nur die äußersten Grenzen. Lisch spricht von der "seit Menschengedenken und länger" bekannten Petermännchensage (1850); und daß man gleichzeitig das Standbild im Schloßhofe aufstellen ließ, setzt bereits eine gewisse Überlieferung voraus. Wir können den Zeitraum danach auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts beschränken - also eine verhältnismäßig sehr kurze Zeit. In der Schnelligkeit und Unbedenklichkeit, mit der die Volksphantasie ihre Vorstellung dem Bilde anpaßte, übersah, was dieser Deutung widersprach, und aufnahm, was sie bestätigte, liegt das eigentliche sagengeschichtliche Interesse des Falles. Vermutlich hat erst das Bild zu der Benennung Anlaß gegeben: der Berg im Hintergrunde wurde zum Petersberg bei Pinnow, dem Wohnsitz der "Ünnerirdschen", und so das "sogenandte kleine Mängen" des Protokolls zum "Petermännchen". Die vielen Geschichten ferner, die den Geist im Umgang mit Waffen und Soldaten zeigen, setzen doch wohl das kriegerisch ausgestattete Petermännchen erst des Bildes voraus. Es bezeichnet die enge Verbindung des Bildes mit der Sage, daß es selbst Gegenstand einer Geschichte wurde: es soll nach einem Gelage auf unerklärliche Weise plötzlich auf der angeblichen Kamintüre erschienen sein. Erst dieser greifbare Anhaltspunkt machte eben aus der etwas

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 76 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

blassen und allgemeinen Vorstellung des Protokolls eine wirkliche Gestalt mit bestimmten, sehr bezeichnenden, fast persönlichen Zügen. Das Bild wurde so zum Kristallisationspunkt der vielerlei Sagen, die sich um diese Gestalt bildeten. Kann es nicht mehr, wie bisher, als Beleg für das Alter der Sage gelten, so gewinnt es als Beispiel für die unbefangen gestaltende Kraft der Volksphantasie in einer nachweislich verhältnismäßig kurzen und jungen Zeit eine neue, nicht weniger wesentliche Bedeutung. -

Vignette
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen   zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Stich von Crisp. de Passe in Rollenhagens Nucl. Embl., 1611. Kupferst.-Kab. Dresden, B 420, N. 1.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen   zur ersten Seite zur vorherigen Seite