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I.

Weiteres über die Baugeschichte
des Schlosses Lübz

von

Adolf Friedrich Lorenz.

 

Vignette
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Schloß Lübz, der weiße Turm.
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Schloß Lübz, Lageplan.
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Durch den Bericht des Herrn Propst Bernhard über den Techelschen Turm und die Karte von 1726 im Band 100 dieser Jahrbücher sind meine früheren Studien über die sehr undeutliche Baugeschichte der bedeutenden fürstlichen Burg Lübz soweit gefördert worden, daß ich glaube, nunmehr zu einem gewissen Abschluß gekommen zu sein. Manches wird aber nur durch eine systematische Ausgrabung geklärt werden können, zu der ich keine Gelegenheit hatte.

Die Erforschung der Baugeschichte wird dadurch erschwert, daß außer dem Amtsturm (weißen Turm) und einigen unbedeutenden Bauresten nichts über der Erde erhalten geblieben ist. Auch ist das Schloß in dem Skizzenbuch der mecklenburgischen Schlösser aus dem 17. Jahrhundert, das sich auf der Rostocker Universitätsbibliothek befindet, nicht enthalten. Nur der Plan von 1726, ein Stadtplan von 1830, die Nordansicht auf der Karte der Fahrenhorst von 1534 und die Inventare von 1576 und 1592 geben neben verhältnismäßig reichem Aktenstoff im Geheimen und Haupt-Archiv die Grundlage für einen Rekonstruktionsversuch. Manche brauchbare Vergleiche aus meinen Untersuchungen der meisten anderen mecklenburgischen Schlösser runden das Bild ab.

Die Erbauer der Burg benutzten die Eldeinsel, die durch den Hauptarm des Flusses westwärts und den sogenannten Sägemühlenarm ostwärts gebildet wird. Hier überschreitet die Landstraße von Parchim nach Plau den Fluß. Der höchste Teil der Insel nördlich von der Straße wurde durch einen künstlichen Wassergraben von dem südlichen, vom Städtchen eingenommenen Teil abgetrennt. Der Straßendamm bildete zugleich den Stau für die fürstlichen Mühlen und die Wasserhaltung des Grabens. Es wurde die übliche Rundburg, zunächst wohl mit Wall und Pallisaden, bald jedoch mit Mauern umgeben, angelegt, in deren Mitte sich der runde Bergfried erhob. Ein starkes, tiefes ge-

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wölbtes Torhaus, in dem auch die Kapelle lag, führte hinauf. Davor erstreckte sich - ob mit trennendem Halsgraben, ist nicht festzustellen - die niedrigere Vorburg, zum Teil von Mauern, zum Teil von Wällen umzogen. Ähnliche Anlagen finden sich in den gleichfalls von Brandenburg angelegten Festen Stargard, Strelitz, Fürstenberg, Stavenhagen und Wredenhagen, nur daß bei letzteren drei ein Bergfried und in Strelitz, Fürstenberg und Stavenhagen das Torhaus nicht nachzuweisen ist. Ähnlich sind Bützow, Dömitz, Gadebusch, Schwaan, Wittenburg und Schwerin, nur fehlt in letzteren und in Fürstenberg und Wredenhagen die Vorburg. Die Burgen in Warin, Neustadt und Plau sind jünger und ganz regelmäßige Anlagen.

Das Neue Haus.

Folgen wir ungefähr dem Rundgang der Inventare in Uhrzeigerrichtung, so beginnen wir auf der Hauptburg mit dem Neuen Hause (Nr. 4 des Lageplans). Es wird beschrieben als ein dreistöckiges, gemauertes Gebäude, teils mit flachen, teils mit Hohlziegeln gedeckt.

1534 schloß Herzog Heinrich V. mit Bernd Vogt zu Lübz einen Vertrag, daß er am langen Hause, "da jetztund die Harnischkammer ist, auf beiden Enden zwei Giebel auf die welsche Arth mit außgebauten Erknern, darin man einen Tisch sezen kann, aufziehn" und die große Hofstube in Ordnung bringen soll; auch sollten im Hof "Pilor gesezt und mit gewelbte Strichbögen ubermauert werden", wobei alle Mauern und Pfeiler gerappt, getüncht und grau und schwarz gemacht werden sollten. Ich vermute, daß es sich hier um eine Dekorationsmalerei mit Quadern und Bändern, vielleicht auch mit figürlichen Schilderungen handelt, wie sie von dem gleichzeitigen Hause Herzog Heinrichs im Schweriner Schloßkomplex berichtet werden ("trojanische Historie in schwartz und weiß"). Alle Gemächer erhielten neue Fenster und wurden gründlichst instandgesetzt. 1534 wurde dem Bernd Vogt auch die Ausführung eines Gangs "auf Schwibbogen zum Torn, so außwärts nach dem Walle stehet" samt "heimlichen Gemach" in Auftrag gegeben. Dieser Gang wird 1576 und 1592 in Verbindung mit dem weißen Turm erwähnt.

Die große Hofstube war auf drei Pfeilern gewölbt, sie hatte einen Kachelofen. 1576 wird in (?) ihr ein Fachwerkausbau mit Ziegeldach erwähnt, der ein "Kontor", eine Stube

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und eine Kammer enthielt. 1592 ist dagegen von einer Durchtrennung der Hofstube mit einem Gitter die Rede. Es handelt sich offenbar bei ersterem um einen bei Herrenhäusern des 16. Jahrhunderts im Brandenburgischen vielfach anzutreffenden Anbau, der später durch Abtrennung eines gesonderten Teils des Raumes mittels einer Schranke ersetzt wurde. Zu den oberen Gemächern führte ein Windelstein. Unter der Hofstube lag nach der Küche zu ein gewölbter Weinkeller.

Die Lage dieses Gebäudes läßt sich nach folgenden Merkmalen einwandfrei festlegen: Der gewölbte Weinkeller ist noch unter dem Untergeschoß des jetzigen Amtshauses erhalten. Da er nach Westen zu, wo sich die Küche anschloß (Lageplan Nr. 7), jetzt aber mitten unter dem Hause ohne Verbindung mit der Außenwelt liegt, so ist zu folgern, daß das alte Gebäude nicht so weit westwärts reichte wie das heutige, sondern mit dem Keller abschloß und auch nicht die heutige Tiefe hatte; denn der Keller muß ja zum Hofe hin Zugang, Licht und Luft gehabt haben. Erhalten ist ferner im Untergeschoß eine lange Strecke der stadtseitigen Außenwand bis etwa 11/2 m Höhe. Einen weiteren Anhaltspunkt gibt das Mauerwerk des Zuganges zum Untergeschoß vom Hofe her; es enthält einen Teil des Unterbaus des Windelsteins, der sich hier mit schräger Wandführung zwischen Neues Haus und Küche klemmt. Hierbei ist zu bedenken, daß das heutige Untergeschoß das ehemalige Erdgeschoß ist und der Boden auf dem Hof durch Schuttmassen um etwa 11/2 bis 2 m höher liegen wird als früher. Auch der Plan von 1726 bestätigt, obgleich maßstäblich ungenau, diese Lage.

Genannt wird 1576 und 1592 ein kleiner gemauerter Anbau für die Küchenschreiberei, der am Fuße des Westgiebels gelegen haben muß, denn 1650 wird erwogen, ihm bei Neuaufziehen des Giebels abzubrechen, und ein zweistöckiger Anbau stadtwärts mit zwei Stuben und einer Kammer, das "Neu Gebeu" genannt (Lageplan Nr. 6 und 5).

Die Giebel in welscher Art sind nun auf der Karte der Fahrenhorst, die wohl gleich nach der Fertigstellung des Baus von 1534 entstanden ist, mit ihrem Halbkreisabschluß deutlich zu erkennen. Ich nehme auch hier an, daß die Giebel, das oberste Geschoß und das "Neu Gebeu" die Frührenaissanceformen des Hauses Herzog Heinrichs in Schwerin zeigten. Die beiden unteren Geschosse werden noch gotisch gewesen sein.

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Der weiße Turm.

Der durch den Schwibbogen mit dem Neuen Haus verbundene weiße Turm (Lageplan Nr. 12), der heutige Amtsturm, enthält fünf überwölbte Geschosse. Das unterste ist in den Inventaren als Gefängnis bezeichnet, es hat auch fünf tiefe, abschließbare Nischen zum Anketten Gefangener und zwei Eingänge (davon einer vermauert), durch die das Gefängnis nur zu erreichen war; denn es fehlt die Verbindung mit dem oberen Geschoß durch eine Treppe oder ein Angstloch. Die drei folgenden Geschosse haben Schießscharten für Handfeuerwaffen. Sie stehen durch sehr enge, leicht zu verteidigende Treppen mit einander in Verbindung. (Vergl. den gleichaltrigen Bergfried in Plau.) In das unterste führen zwei Türen, eine vom Wall her, eine von der Burg. Das zweite Geschoß hat eine Nische für einen Kachelofen mit Rauchabzug durch eine kreuzförmige Öffnung, das dritte einen Kamin. Die Gewölbe sind Kuppeln auf kreisförmiger oder achteckiger Grundlage. Das oberste Geschoß hat dagegen von Brüstungshöhe ab Mauerwerk aus kleinformatigen Steinen, ein rippenloses Sterngewölbe auf sechseckiger Grundlage und war wohnlich eingerichtet; von hier führte auch die Verbindung zum Neuen Hause hinüber.

Die auffällig romanischen Formen der unteren vier Geschosse (Treppenfries, doppeltes deutsches Band und doppelter Rundbogenfries) haben zu der Annahme geführt, daß der Turm, wenn nicht der Bergfried selber, so doch ein Bestandteil der ersten Anlage von 1308 sei. Hierbei hat man zunächst übersehen, daß um 1300 romanische Formen, auch in dem entlegensten Winkel des Binnenlandes und abseits der großen Einflußgebiete der hansischen und märkischen Gotik nicht mehr vorkommen. (Die ältesten Rostocker Wehrbauten um 1270 sind schon ausgesprochen frühgotisch.) Ferner gibt es um diese Zeit noch keine runden Wehrtürme, sondern nur rechteckige oder halbrunde Wiekhäuser. Erstere kommen erst um 1400 auf und sind dann schon für Feuerwaffen eingerichtet. So auch der Lübzer Turm, der den Zweck hatte, den Graben aus der Höhe zu bestreichen. Sein unterstes, wegen seiner geringen Mauerstärke gegen Sturmböcke und Feuergeschütze wenig gesichertes Geschoß wird durch den vorgeschütteten Erdwall, der auch spätmittelalterlich ist, gedeckt. Im übrigen scheint er als detachierter Verteidigungspunkt vor der Ringmauer der Hauptburg ohne direkten Zusammenhang mit dieser gestanden zu

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haben, denn es findet sich hier keine Ansatzspur einer Mauer, wohl aber eine solche im Zuge der Ringmauer der Vorburg, die auf der Zingelmannschen Aufnahme im Inventarisationswerk übrigens noch gezeichnet ist.

Die scheinbar romanischen Formen sind eine stilistische Erscheinung, die sich gerade in Mecklenburg in der Zeit des Abklingens der Gotik um 1500 öfter findet; sie liebt den Rundbogen und die allereinfachsten Ziegelornamente und leitet zu den oft sehr schönen Ziegelrohbau-Nutzbauten des 16. und 17. Jahrhunderts über, die besonders in den Giebelhäusern und Speichern der Hansestädte vorkommen. Hierhin gehören außer dem Lübzer Kirchturm unter andern auch die Kirchtürme in Lübow und Hohen Mistorf, der obere Teil des Turmes auf Poel, das Westportal des Lübeker Domes und der spätmittelalterliche Bergfried in Neustadt. Auch der eigenartige Spitzbogen im untersten Geschoß ist spätgotisch. (Beispiel: das jetzige Haupttor in Stargard).

Der weiße Turm ist daher, bis auf das oberste Geschoß, in Zeit um 1500 zu setzen. Er ist aber nicht der Turm, den 1509 Andreas Techel baute, noch der, der 1511 dem Baumeister Pantelitz aufgetragen wird. Denn er hat zwar eine Höhe von drei Ruten = rund 14 m, aber nicht einen Innendurchmesser von 10 Fuß = 2,87 m, sondern durchschnittlich von 4,00 m; auch sind sein äußerer und innerer Umfangskreis konzentrisch und nicht exzentrisch wie beim Turm von Pantelitz. Diesem und dem Techelschen Turm werden wir später begegnen.

Zwischen 1500 und 1534 wird das oberste Geschoß bei Erhöhung um etwa 2 m zu Wohnzwecken umgebaut worden sein, denn die Brücke soll zu Ihrer Fürstlichen Gnaden Gemach führen, das noch durch "Went von eynander geschuret ist", auch sollen diese Wände beseitigt werden. Das kleinformatige Mauerwerk enthält die Nischen und die Spuren der Oeffnungen von Fenstern, deren oberer Abschluß meist zerstört ist. Das Sterngewölbe mag ebenfalls damals entstanden sein, ebenso die hölzernen Türüberdeckungen, deren eine den für 1500 charakteristischen eselsrückenförmigen Ausschnitt hat. Auf der Fahrenhorster Karte ist ein sehr spitzer Helm genau an der Stelle sichtbar, an der der weiße Turm im Bilde erscheinen muß. Der enge ringförmige Mauerkranz auf dem Rücken des Sterngewölbes und die rinnenförmige Vertiefung am Dachfuß führen mich zu der Annahme, daß dieser spitze Helm auf dem Mauerkranz ruhte und die Rinne hinter einem offenen

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Zinnenkranz lief. Weitere Bauspuren, die von der Tätigkeit Vogts herrühren, oder auch erst 1558, als Meister Johann (Parr?) Geld für den Ausbau eines Turms erhielt, entstanden sein mögen, zeigen den Ausbruch eines großen und hohen Fensters nach Süden. Ob spitzer Helm, Zinnenkranz und ein Gesims darunter schon 1558 oder erst im 18. Jahrhundert beseitigt sind, ist nicht zu sagen, denn die 1576 und 1592 erwähnte Deckung mit flachen Ziegeln kann sowohl auf jene als auch auf den jetzigen stumpfen Kegel passen.

Die im Inventar genannte und heute noch vorhandene Tür mit Eisenbeschlag und dem mecklenburgischen Wappen führte in die auf der Vorburg anstoßende Hauptmannswohnung (Lageplan Nr. 18).

Durch den Umbau von 1534 wird der Turm auch zu dem Namen "weiß" gekommen sein. Noch heute ist der weiße Bewurf nicht nur an den Stellen, wo später das Hauptmannshaus anstieß, sichtbar.

Die Küche und das lange alte Haus.

Wir kehren zur Hauptburg zurück. Hier folgt anschließend an den Windelstein des Neuen Hauses, durch den Arkadengang mit diesem verbunden, die Küche (Lageplan Nr. 7), ein gemauertes dreistöckiges (1576 zweistöckiges), mit flachen Ziegeln gedecktes Gebäude, dessen nur 1592 genannter Windelstein mit dem des Neuen Hauses identisch sein wird. Es enthielt über der Küche und Speisekammer einige Kammern, Fleisch- und Rauchboden. Vor ihm lag ein Brunnen, dessen Schindeldach 1592 erwähnt wird und dessen Bretterverschlag um 1600 erneuert wurde.

Das den Schloßhof nordwärts abschließende lange alte Haus (Lageplan Nr. 8) hat 1592 nach der Elde zu einen neuen gemauerten Giebel erhalten, sonst ist es im Oberstock in Fachwerk errichtet, das die Fahrenhorster Karte deutlich wiedergibt. Es enthielt im Erdgeschoß Brau- und Backhaus und einige Kammern, darunter den Bierkeller, darüber drei Kornböden, durch eine äußere Holztreppe zugänglich. 1576 stand daran anlehnend nach dem Tor zu ein verfallener zweistöckiger Fachwerksbau. (Lageplan Nr. 9).

Das neue Gebäude.

Dieser Anbau und der östliche Teil des langen alten Hauses sind offenbar dem 1592 noch nicht erwähnten "Neuen Gebeude"

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oder "Stockgartenwerts, so die selige Fürstin soll haben erbauen laßen" (Herzogin Sophie, die das Schloß von 1592 bis 1634 bewohnte) gewichen, das die nordöstliche Ecke des Schloßvierecks einnahm. (Lageplan Nr. 10). Etwa um 1600 wird der Plan dazu erwähnt, auch wurde 50 Last Kalk gekauft. Die zu 1605 datierten Wappen des Herzogs Johann und der Herzogin Sophie, die jetzt am Amtshaus eingemauert sind, die Wetterfahnen von 1633 mit den herzoglichen Wappen und ein vor dem Gestütsgebäude liegender Stein (dorische Pfeilerbasis) stammen sicher von diesem Gebäude. 1613 war der Bau im wesentlichen vollendet. Er trug dem gesteigerten Wohn- und Repräsentationsbedürfnis Rechnung, das sich im Beginn des 17. Jahrhunderts an allen deutschen Fürstenhöfen geltend machte (in Mecklenburg Umbau des Schweriner und Neubau der Schlösser in Neustadt und Poel, Umbau von Dargun), und enthielt anscheinend zahlreiche reich ausgestattete Gemächer, von denen eines 1655, wohl wegen seiner Ledertapeten, als das güldne Gemach bezeichnet wird, auch werden ein großer Saal und kostbare steinerne Tür- und Kamingewände erwähnt.

Ich entnehme daraus, daß in den Akten von 1655 bis 73 sowohl zwei Giebel nach der Elde zu und ein Giebel nach dem großen Platz (Vorburg) zu erwähnt werden, die oben geschilderte Lage ostwärts des alten langen Hauses und vor dem blauen Turm (Lageplan Nr. 11) und schließe auch aus den Angaben dieser Berichte, daß wir uns ein etwa dreistöckiges Gebäude mit zahlreichen Zwerchgiebeln und Erkern, einem Doppelgiebel an der nordwestlich vorspringenden Ecke, einer zweigeschossigen Galerie und einem Windelstein vorzustellen haben. Als Baumeister käme, falls der Bau von Schwerin ausging, G. E. Piloot in Frage, der zu dieser Zeit in Diensten des Herzogs Adolf Friedrich stand und in Schwerin, Dömitz, Neustadt und auf Poel baute, von Güstrow aus der allerdings schon 1594 verstorbene Brandin oder der Darguner Baumeister Michel Falck.

Der blaue Turm.

In welchem Umfange dieser Turm bei dem Neubau von 1605-13 erhalten blieb, ist nicht zu sagen. Jedenfalls ist er auf dem Plan von 1726 mit ganzer Kreisfläche dargestellt. Er hatte zwei gewölbte Gefängnisgeschosse und eine wüste Kammer, war alo nicht für Verteidigung eingerichtet, und

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hatte ein Spandach (Schindel). Sein Name "blauer Turm" kann also nicht wie sonst auf die Deckung mit Schiefer zurückgeführt werden, doch können die Schindel blau gestrichen gewesen sein. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß die schlanke Spitze auf der Fahrenhorst-Karte ihm zugehört und nicht dem weißen Turm, denn eine solche Spitze kann auch mit Schindeln gedeckt werden. Er ist aber zweifellos nicht der Pantelitzsche Turm von 1511, der mit seinem bis zu vier Metern starkem Mauerwerk ein ausgesprochener Batterieturm oder "Rondeel" für Geschütze gewesen ist. Denn diese Stelle der Burg war eigentlich kaum von fortifikatorischer Bedeutung. Vielmehr nehme ich an, daß er der Techelsche Turm von 1509 war, der nur 10 Fuß Innendurchmesser, also mit je 7 Fuß Wandstärke zusammen 24 Fuß = rund 7 m Gesamtdurchmesser gehabt haben kann.

Der Pantelitzsche Turm, wenn er überhaupt zur Ausführung kam, mag auf der Vorburg und zwar zwecks Beherrschung der Landstraße und der Abzweigung nordwärts nach Güstrow bei der Sägemühlenbrücke gestanden haben. Dann wäre er es, der 1562 zum Abbruch bestimmt wird und tatsächlich abgebrochen ist, denn die Inventare erwähnen ihn nicht mehr (Lageplan Nr. 26).

Das Torhaus mit der Kapelle.

Das Torhaus (Lageplan Nr. 3) wird beschrieben als ein zweistöckiges Gebäude, darunter der Torweg (also drei Geschosse), bedeckt mit einem Hohlziegeldach und drei zierlichen Giebeln. Diese Dreizahl kann nur so gedeutet werden, daß ein besonderer Giebel auf dem Windelstein saß. Im ersten Stock über dem Torweg lag die Kapelle, reich ausgemalt und mit vergoldetem Schnitzwerk geziert, durch eine Treppe mit den oberen Gemächern, die früher die Herzogin bewohnte, verbunden. Ihr Altar stand in einem "Rundeel" (1673), also einer kleinen, wohl aus der Mauerdicke ausgesparten Apsis.

Der Bau ist, wie der in Stargard, für Burgen dieser Gegend typisch. Die heilige Stätte der Kapelle schützt das Tor. Da dieses im Anfang oft der einzige massive Bau ist, enthält es auch zunächst die Wohngemächer, wird daher oft als das alte Haus bezeichnet. Frühgotische Torhäuser dieser Art, bei denen allerdings die Nutzung der oberen Geschosse nicht immer überliefert ist, waren auch in Wredenhagen und Wittenburg, vermut-

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lich auch in Grabow. Auch in Gadebusch führte das Tor durch das in zwei Geschossen gemauerte alte fürstliche Haus. Die Bauformen werden daher auch hier frühgotisch, für das oberste Geschoß, den Windelstein und die Giebel vielleicht spätgotisch gewesen sein. Außer zwei festen Torflügeln wird eine Sicherung, etwa durch eine Zugbrücke, wie in Stargard, nicht erwähnt, doch kann eine solche vorhanden gewesen sein und über einen trockenen Graben geführt haben.

Der Bergfried. (Lageplan Nr. 1.)

Die Fahrenhorst-Karte und die Inventare beschreiben ihn und seine Lage so klar, daß eine Erörterung darüber, ob der heutige Amtsturm nicht vielleicht doch der Bergfried gewesen sein könnte, überflüssig ist.

Nach den Inventaren lag er "mitten im Platze am neuen langen Hause", dabei sicher auch dicht vor dem Torhaus.

Er wird etwa dem Stargarder Turm ähnlich gewesen sein, doch zeichnen ihn der hohe spätmittelalterliche Helm mit seinen gegiebelten Gußerkern und seinen Ziertürmchen an der Spitze vor diesem aus. 1576 heißt es aber schon, er sei oben gewölbt, habe aber kein Dach; 1592 wird die hohe Leiter daran erwähnt, später erscheint er nicht mehr. Wann ist er abgebrochen? Ist er es, dessen Abbruch 1562 beabsichtigt, aber nicht vollendet ist? Oder ist es anzunehmen, daß er bei Errichtung des Neuen Gebäudes, weil er den Platz doch sehr beengte, entfernt wurde? Der 1655 erwähnte baufällige Windelstein am runden Turm auf dem großen Platz, auf den ich noch zurückkomme, kann nicht gemeint sein, denn unter dieser Bezeichnung wird später immer nur die Vorburg verstanden.

Die Vorburg.

Die Vorburg, deren Fläche auch Unterer oder Großer Platz genannt wird, ist in den Inventaren nicht mit der gleichen Deutlichkeit beschrieben wie die Hauptburg, besonders nicht an den Punkten, wo der Beschreibende auch die verstreuten Außenanlagen, z. B. die Brücken über die Elde und die zum heutigen Bauhof führende Straße bei seinem Rundgang in seine Schilderung hineinbeziehen will. Ich bin daher hier noch mehr auf Kombinationen angewiesen als bei der Hauptburg.

Wieder in Uhrzeigerrichtung herumgehend, finden wir zunächst als Anbau an den weißen Turm das "Hauptmanns-

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Losament" (Lageplan Nr. 18). Es war in Fachwerk, unter Benutzung der an den Turm stoßenden Ringmauer (Lageplan Nr. 15) errichtet, 10 Gebinde, also etwa 15 m lang und mit doppelten Ziegeln gedeckt. Die Anschlußspuren am weißen Turm sind noch heute deutlich in Balkenlöchern, Fußboden-Einstemmungen und der oberen Dachkante zu sehen. Die dort ebenfalls sichtbare untere Dachkante muß von einem älteren, niedrigeren und frei vor der Mauer stehenden Gebäude stammen. Der in den Berichten von 1650 - 73 genannte Windelstein am runden Turm auf dem großen Platz kann nach meiner Meinung nur eine Treppenanlage für dieses Gebäude an der Stelle, wo die eiserne Tür mit dem Wappen aus dem Hause in den weißen Turm führte, bedeuten, denn sonst ist ein runter Turm auf dem Platze, abgesehen von dem blauen Turm, der aber von der Hauptburg aus zugänglich gewesen sein muß, nicht recht denkbar.

Es folgt dann das Alt-Frauen-Losament (Lageplan Nr. 20), ein bescheidenes, nur fünf Gebinde langes, zweistöckiges Fachwerkhäuschen, das ich in Verbindung mit der "hohen alten Mauer" (Lageplan Nr. 15) und einem mit Plankwerk umgebenen Gärtchen (nach dem Inventar von 1592) als Anlehnung an den Mauerzug der Vorburg annehme, der sich vom blauen Turm auf der hier überlieferten Gebäude- bzw. Grenzlinie zum Bauhöfer Weg hinzog.

Hier ist auf der Karte von 1726 ein runder Turm angedeutet (Lageplan Nr. 21). Die Inventare erwähnen ihn nicht. Vielleicht handelt es sich um den Rest eines abgebrochenen Turmes, den zu erwähnen nicht wert war; vielleicht sogar des Pantelitzschen Turmes, der den Ausgang nach Norden schützte?

Denn an dieser Stelle muß ein gesicherter Ausgang nach Norden gewesen sein. Das Inventar von 1592, das gerade hier besonders unklar wird, wie auch der Plan von 1726 hier versagt, erwähnt eine Pforte in einem Plankwerk, sodann eine Brücke von fünf Fachen, also etwa 10 m lang, die ich mir nur als Ueberbrückung eines alten trockenen Grabens erklären kann, dann wieder ein Plankwerk bis zu einem Pforthäuslein, das am "Umlauf des Eldenstroms" (Sägemühlenarm) lag und den Zugang zu einer Zugbrücke (Schäferbrücke) bewachte.

Von ersterer Brücke aus ging ein Plankwerk (Lageplan Nr. 22) um den Wall bis an die Elde, also auf dem um die Vor-

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burg geschütteten Wall, den der Plan von 1726 zeigt und der sich südlich und westlich von der Hauptburg (heute in den Terrassen vor dem Amtshause erhalten) fortsetzte. Jenseits der Schäferbrücke werden ein großes Tor (wohl an Stelle des heutigen Bauhofs als Ausgang zur Güstrower Landstraße), ein Kohlgarten (auf dem Plan von 1726 angegeben), und die weiter hinaus liegende "Brugke über den Eldenstromb von zehen Fachen langk" mit Zugbrücke (die Weinbrücke) genannt.

Auf der Vorburg finden wir noch einen Hühner- und Hundestall von 4 Gebinden, ein Wagenschauer von 6 Gebinden und einen alten Stall von 4 Gebinden (Lageplan Nr. 24 und 25) angegeben, deren Lage nicht einwandfrei zu deuten ist.

Das ist aber mit dem "aldt gemauert Gebeu" der Fall (Lageplan Nr. 28), das sich östlich an das Tor der Vorburg (Lageplan Nr. 16), deutlich dem Zuge der Ringmauer folgend, anlehnte und den Stall des Küchenmeisters und zwei Böden enthielt. Dieses Bauwerk ist auf der Karte der Fahrenhorst links neben dem Spitzdach des Tores mit seinem hohen Dach leicht erkennbar. Es bildete zusammen mit dem Tor (Lageplan Nr. 16) und dem langen Stall (Lageplan Nr. 27) einen auf dem Plan von 1726 nicht leicht deutbaren Komplex, der sich aber dadurch erklärt, daß das schief an das Tor ansetzende "aldt Gebeu" bis dicht an die innere Tor-Laibung reichte. Der 45 Gebinde lange, 1576 "neu" genannte Stall, gemauert, zweistöckig, mit flachen Ziegeln gedeckt, enthielt die Pferdeställe der Reisigen, daneben eine Kammer "am Ende nach das Altfrauenlosament zu" (wodurch auch dessen Lage bestimmt wird) und zwei Kornböden. Er durchschnitt den ursprünglich weit geräumigeren Platz. Nach dem Plan von 1726 blieb hierbei nördlich bei dem Turm Nr. 21 keine Durchfahrt frei, doch wird dies auf ungenauer Zeichnung beruhen.

Das Torhaus war mit seinen drei Böden über der gewölbten Durchfahrt, neben der sich ein Pförtnergewölbe befand, ein ziemlich hohes und auch tiefes Bauwerk, das mit seinem steilen, mit Doppelziegeln gedeckten Walmdach auf der Fahrenhorster Karte hoch aufragt. Es hatte eine Uhr mit Schlagwerk, von dem die jetzt auf dem Amtsturm hängende Glocke von 1471 stammen könnte, die nach dem Abbruch dorthin überführt wurde. Zur Stadt über den breiten Graben führte eine lange Brücke mit Zugbrücke, an deren Ende ein weiteres Pforthaus aus Fachwerk mit einer Anlehnung stand.

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Westlich vom Tor wurde der Ring der Vorburg durch die Küchenmeisterei (Lageplan Nr. 17) geschlosen, ein gemauertes, wie die anstoßende Hauptmannswohnung auf der Mauer aufsitzendes, zweistöckiges Gebäude, das außer einer Wohnung die kleine Hofstube enthielt.

Nebenbei werden genannt "Peter Gardeners Losament" offenbar am Fuße des Neuen Hauses innerhalb des Walles gelegen, mit einem Destilierofen, sowie außerhalb des Walles, vermutlich auf der kleinen Eldeinsel, das Waschhaus (Lageplan Nr. 19) an der Stelle des noch bis vor kurzem dort stehenden Häuschens; denn bei den Sicherungsmaßnahmen am Neuen Haus um 1655 ist von dem nahe liegenden Waschhaus die Rede, ebenso von dem durch diese Arbeiten gefährdeten Destillierofen.

Auch ist der große Garten nordwärts zu erwähnen, dessen nördliche Abschlußmauer 1936 in ihren Fundamenten gefunden wurde. Der heutige Garten, der die nördliche Hälfte der Insel einnimmt, ist erst später angelegt worden.

Der Glanzzeit des 16. Jahrhunderts, in dem die mecklenburgischen Fürsten ihre unwohnlichen mittelalterlichen Burgen unter Berufung italienischer, niederländischer, schlesischer und sächsischer Architekten zu prunkvollen Schlössern ausbauten wie Schwerin, Wismar, Gadebusch, Dömitz, Güstrow, Dargun und Lübz, folgte nach kurzer Nachblüte um 1600, wie fast überall in Deutschland, der rasche Verfall, zum Teil durch die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, zum Teil durch Interesselosigkeit und Geldnot verursacht. So mancher Fürst baute nach seinem, mindestens aber dem neusten Geschmack prunkvolle Häuser und ließ die Bauten seiner Vorgänger unbenutzt und oft unfertig liegen; die kaum bewohnten Gebäude, deren Dächer nicht genügend instandgehalten wurden, verfielen sehr schnell; ungenügende Gründung oder unsachgemäße Verwendung von Haustein führte zu Sackungen und Einstürzen und zu schneller Verwitterung des kostbaren Baustoffes, den zu ersetzen zu teuer wurde, und die übermäßig großen und nur von einem reichen fürstlichen Haushalt bewohnbaren Liegenschaften verkamen in der Hand von Pfandbesitzern (in Lübz der Familie von Barnewitz) oder interesselosen Amtleuten. Die Akten der Zeit sind voll von Klagen über den drohenden Ruin und von Besichtigungen, deren praktisches Ergebnis meist recht mager war.

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Im Jahre 1650 wird zuerst berichtet: Die Galerien sind durchweicht und eingefallen, sodaß die kostbaren Steinsäulen in Gefahr sind, das Gewölbe der großen Hofstube ist zerspalten und abgestützt, das Dach und die Balkenlagen des Neuen Hauses sind versackt und ausgewichen und stehen auf Stützen, der Giebel eldenwärts ist gerissen, sodaß die Küchenschreiberei und die Destillierkammer werden weg müssen. Die drei Giebel des Torhauses sind noch zu retten, aber die Galerien vor Küche und Keller müssen niedergenommen werden. Das Mauerwerk der Küche ist eldenwärts gerissen und ausgewichen. Besonders schlecht sah es mit dem Neubau von 1613 aus. Seine kleinen Giebel und Erker gartenwärts müßten heruntergenommen werden, da das Mauerwerk geborsten sei, ebenso das Dach mit dem Giebel nach der Elde und einigen Sparren, da es den Saal am Boden schon eine Elle eingedrückt habe. Auch die neuen Gewölbe des Brau- und Backhauses seien gestützt. Ebenso seien alle Windelstiegen gebrechlich.

Darauf wurde 1654 ein Kontrakt mit dem Maurermeister Adam Wettstein abgeschlossen. Er sollte u. a. das Neue Haus gründlich von Schutt und Steingrus reinigen und das Mauerwerk ausbessern, vor allem nach dem Waschhause zu einen neuen Giebel aufziehen, ferner an der Küche das Mauerwerk herunternehmen, neu aufführen und mit zwei Pfeilern stützen, dabei den großen Schornstein in Ordnung bringen. Die Ausführung dieser Bauten zog sich bis nach 1657 hin. 1655 erfolgte eine nochmalige Besichtigung, auch 1657 wurden die Schäden ausführlich aufgezählt. Besonders der Neue Bau war dem Einsturz nahe, vor allem der Windelstein und die Galerie, Steingrus und zerfallenes Holz bedeckten die Räume und man fürchtete, daß die Schuttmassen "den Eldenstrohm und den Mühlstrohm verstopfen."

Aber schon 1665 heißt es, daß die Wettsteinschen Arbeiten nichts genutzt hätten und neue Schäden zu verzeichnen seien. Es vergehen weitere acht Jahre, ohne daß etwas geschieht. 1673 ist die Schilderung des Verfalls noch eindringlicher. Der gewölbte Gang vor der Küche ist eingefallen, doch stehen noch die Pfeiler aus gotländischem Stein mit ihren Gewölbeankern, 1681 hat der Bau kein Dach mehr. Die Gewölbe sind meist eingefallen, die Treppen nicht passierbar. Auch vom neuen Bau stehen 1673 nur noch die Mauern und einige Pfeiler der Galerie. Zuletzt heißt es 1681, "daß das fürstliche Hauß ganz vierkantig zugebawet gewesen", also kaum noch stand,

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und daß von den drei Giebeln des Torhauses zwei ganz eingefallen seien. 1694 berichtete Frau von Barnewitz, die das untere Schloß (wohl das Hauptmannshaus) bewohnte, das Tor sei zum Herunterfallen, und von 1691 - 1706 währt der allmähliche Verkauf auf Abbruch, insbesondere nach dem großen Brande von 1698, zum Wiederaufbau des Städtchens.

Ähnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, sah es mit anderen mecklenburgischen Fürstenschlössern aus. Die Armut der Zeit, Interesselosigkeit und das Feuer ließen in erschreckend kurzer Zeit, oft innerhalb eines Menschenalters, kostspielige und künstlerisch hochstehende Bauten zu Trümmerhaufen werden. Den Spuren dieser Bauten nachzugehen und sie in Bild und Wort wieder erstehen zu lassen, ist gerade in Mecklenburg von besonderer Bedeutung, da die hohe Baukultur des Landes im 16. Jahrhundert, vielleicht mit Ausnahme des Fürstenhof es in Wismar und des Güstrower Schlosses, viel zu wenig bekannt ist.

Vignette
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Schloß Lübz um 1600.
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