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I.
Denkmale der Vor- und Frühgeschichte

Das Augenmerk des Denkmalpflegers für vor- und frühgeschichtliche Denkmale war in den Jahren 1932 und 1933 im besonderen auf die durch die emsige Siedlungstätigkeit im Lande geschaffene Lage gerichtet. Es galt und gilt zu verhindern, daß vor allem Riesenstein- und Hügelgräber in Privatbesitz übergehen und die Erhaltung derartiger Denkmale der Vorzeit dadurch zu versuchen, daß sie in Gemeindeeigentum überführt werden. Erschwerend wirkt sich hierbei aus, daß das wissenschaftliche Rüstzeug des Landesamts noch von Grund auf eines systematischen Auf- und Ausbaues bedarf, ja, es verfügt das Landesamt nicht einmal über das ihm satzungsgemäß zustehende Zweitexemplar der durch die Arbeitsgemeinschaft der ostdeutschen Burgenforschung beschafften Bestandsaufnahme der mecklenburgischen Wall- und Wehranlagen!

Um für die weitere Burgenforschung gleich etwas Bleibendes zu schaffen, das aller Wahrscheinlichkeit nach schon jetzt eine Reihe von Schlüssen ermöglicht haben würde, hat sich der Denkmalpfleger um die Inangriffnahme einer kartographischen Aufnahme der wichtigsten Burgen des Landes im Maßstab 1:500 bemüht - gedacht war zunächst an die Stammburg Mecklenburg und eine Germanenburg -, im Hinblick auf die erwachsenden Kosten mußte der Plan noch zurückgestellt werden.

Mangelnde Mittel zwangen zu äußerster Beschränkung. Nur Notgrabungen des Denkmalpflegers waren 1932 möglich. So wurde auf der Feldmark Neuenkirchen bei Wittenburg unter Anwendung moderner Grabungsmethoden ein latènezeitliches Urnenfeld und auf der Feldmark Vorbeck bei Schwaan ein Urnenfeld der nachchristlichen Eisenzeit, etwa aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., untersucht. Das Jahr 1933 ermöglichte außer der Feststellung eines latènezeitlichen Urnenfeld es auf der Feldmark Böken bei Lübstorf erstmalig ein größeres Unternehmen, die Untersuchung eines wahrscheinlich aus dem zweiten nach christlichen Jahrhundert stammenden germanischen Urnenfeldes auf der Feldmark Blivenstorf bei Neustadt - Glewe. Als Arbeitskräfte wurden hier die mit Erdarbeiten vertrauten Erwerbslosen der nationalen Verbände des Dorfes verwandt.

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Aus den im Berichtszeitraum erfreulich großen Zuwachs eingelieferter heimischer Bodenfunde seien hier als die bedeutsamsten die beim Baggern in der Elde zutage geförderten germanischen Griffzungenschwerter hervorgehoben, deren Dreizahl an einen Verwahrfund denken läßt. Sie gehören einem importierten bronzenen Hallstatt - Typus aus der Zeit um 500 v. Chr. an, für den es in Mecklenburg - Schwerin ein Beispiel bisher nicht gab 1 ). Das zuerst, im September 1932 am Eldeknick etwa 1 km südlich Lübz geborgene Griffzungenschwert (L. 66,5 cm) wurde vom Denkmalpfleger bereits in der Praehistorischen Zeitschrift Bd. XXIII, Berlin 1932, S. 283, gewürdigt und abgebildet; von den gleichfalls ganz hervorragenden beiden anderen, Anfang August 1933 275 m unterhalb der Lübzer Schleuse aus der Elde gebaggerten Griffzungenschwertern ist nur das eine vollständig (L. 59,9 cm), das andere wenigstens in 42,8 cm Länge erhalten.

Auf der Tagung der mecklenburgischen Schriftleiter in Schwerin am 9. Juli 1933 hatte der Denkmalpfleger Gelegenheit, über die Beziehungen der Presse zur vorgeschichtlichen Denkmalpflege zu sprechen und um deren Mitwirkung zu werben. Eine Mitwirkung der Presse sei unbedingt nötig, und zwar sei es das Ideal, daß diese Mitwirkung nach zwei Richtungen gehe: sie müsse einerseits die Öffentlichkeit aufklären helfen, anderseits aber der Zentralstelle durch möglichst häufige, wenn auch nur kurze Hinweise Kenntnis über die Geschehnisse im Lande geben. Aufklären dadurch, daß die Presse es der Öffentlichkeit geradezu ins Gewissen hineinhämmere, daß an der Hinterlassenschaft der Vorzeit nicht ein Einzelner, sondern die gesamte Mit- und Nachwelt ein Anrecht habe und daß auch hier Gemeinnutz vor Eigennutz gehen müsse. Aufklären weiter in dem Sinne, daß es ein staatliches Denkmalschutzgesetz gebe, das jede Ausgrabung Unberufener verbiete und die Anmeldung eines jeden Zufallsfundes zur Pflicht mache.

Reifferscheid.


1) Vgl. Ernst Sprockhoff, Die germanischen Griffzungenschwerter, in Römisch - Germanische Forschungen, hrsg. von der Römisch - Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts zu Frankfurt a. M., Bd. V., Berlin und Leipzig 1931.