10. Die Gründung der Stadt Schwaan
).
Eine Werlesche Stadt, deren Gründung wir nicht
mit Sicherheit mehr der Zeit Nikolaus I.
zuschreiben können, ist Schwaan. Der Ort liegt
in der Nähe Rostocks an der Warnow. Diese
Nachbarschaft hat sich schon frühzeitig in der
Geschichte Schwaans ausgewirkt. Im Jahre 1361
erwarb die Stadt Rostock die Münzgerechtigkeit
in Schwaan
). Ferner hatten Rostocker
Bürger Besitzungen in der Stadt
). Zu welcher Zeit Schwaan
gegründet wurde, ist nicht einwandfrei zu
bestimmen. Denn ob das Jahr 1276, in dem Schwaan
uns als Stadt in einer Urkunde genannt wird,
richtig überliefert ist
), ist
fraglich, da nach einer dänischen Chronik der
Ort erst um die Wende des 13. und 14.
Jahrhunderts mit Stadtrecht bewidmet wurde
). Jedoch scheint Schwaan
Schweriner Recht gebraucht zu haben, da es nach
dem dänischen Chronisten das Recht der anderen
Werleschen Städte erhielt und uns noch Akten aus
dem 16. Jahrhundert erhalten sind, in denen sich
ein Verzeichnis der "Ambtsstrafen"
nach Schweriner Recht findet
). Wahrscheinlich wird, worauf der
slawische Name Schwaan hindeutet, ein slawisches
Dorf mit diesem Namen schon vor der Kolonisation
bestanden haben. Seine Lage und sein Verhältnis
zu der späteren Stadt sind allerdings nicht mehr
festzustellen. Auch eine wendische Burg Schwaan
muß es gegeben haben, da ihr Name offenbar in
wendischer Zeit die Bezeichnung für einen
eigenen Burgbezirk gewesen ist
).
Die Stadtgründung erfolgte in der Weise, daß ein
Dorf Stadtrecht erhielt. Die Existenz eines
Dorfes Schwaan muß jedenfalls als sicher
angenommen werden, da ein Priester von Schwaan
bereits zum Jahre 1232 genannt wird
) und aus
dem Baustile der heutigen Stadtkirche zu
schließen ist, daß diese bereits vor der
Stadtgründung als Dorfkirche gebaut wurde
). Der Schwaaner Stadtplan
spricht nun dafür, daß dieses Dorf durch
Stadtrechtsverleihung zur Stadt Schwaan erhoben
wurde. Denn deutlich erkennt man noch auf einer
Stadtkarte von 1727 den alten Dorfgrundriß, der
in dem Stadtplan enthalten ist
). Auffällig
ist jedoch, daß dieses Dorf nicht nach der Form
eines Straßen- bzw. Haufendorfes angelegt wurde,
sondern ein Rundangerdorf ist. Die Kirche liegt
in der Mitte der Stadt. Um diese herum führt im
Kreis die Hauptstraße. Von dieser führen nach
vier Richtungen Straßen aus der Stadt. Der Markt
besteht aus einer ungleichmäßigen Erweiterung
der Hauptstraße an der Stelle, wo eine der vier
Ausgangsstraßen zur Warnow hinführt. Die Annahme
von Schmaltz, daß das Schwaaner Kirchspiel
bereits vom ersten Bischof von Schwerin vor dem
Beginn der Kolonisation gegründet wurde,
entbehrt jeglicher Grundlage, da Schmaltz zum
Beweise dafür lediglich auf den großen Umfang
des Schwaaner Kirchspiels hinweisen kann, was
jedoch keineswegs die Organisation des
Kirchspiels vor der Kolonisation beweist
). Die urkundliche Überlieferung
und der Stil der Kirche deuten vielmehr darauf
hin, daß das Kirchspiel erst der Kolonisation
seine Entstehung verdankt.