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10. Die Gründung der Stadt Schwaan 610 ).

Eine Werlesche Stadt, deren Gründung wir nicht mit Sicherheit mehr der Zeit Nikolaus I. zuschreiben können, ist Schwaan. Der Ort liegt in der Nähe Rostocks an der Warnow. Diese Nachbarschaft hat sich schon frühzeitig in der Geschichte Schwaans ausgewirkt. Im Jahre 1361 erwarb die Stadt Rostock die Münzgerechtigkeit in Schwaan 611 ). Ferner hatten Rostocker Bürger Besitzungen in der Stadt 612 ). Zu welcher Zeit Schwaan gegründet wurde, ist nicht einwandfrei zu bestimmen. Denn ob das Jahr 1276, in dem Schwaan uns als Stadt in einer Urkunde genannt wird, richtig überliefert ist 613 ), ist fraglich, da nach einer dänischen Chronik der Ort erst um die Wende des 13. und 14. Jahrhunderts mit Stadtrecht bewidmet wurde 614 ). Jedoch scheint Schwaan Schweriner Recht gebraucht zu haben, da es nach dem dänischen Chronisten das Recht der anderen Werleschen Städte erhielt und uns noch Akten aus dem 16. Jahrhundert erhalten sind, in denen sich ein Verzeichnis der "Ambtsstrafen" nach Schweriner Recht findet 615 ). Wahrscheinlich wird, worauf der slawische Name Schwaan hindeutet, ein slawisches Dorf mit diesem Namen schon vor der Kolonisation bestanden haben. Seine Lage und sein Verhältnis zu der späteren Stadt sind allerdings nicht mehr festzustellen. Auch eine wendische Burg Schwaan muß es gegeben haben, da ihr Name offenbar in wendischer Zeit die Bezeichnung für einen eigenen Burgbezirk gewesen ist 616 ).


610) Schlie a. a. O. Bd. IV, S. 1; Bachmann a. a. O. S. 457.
611) M.U.B. XV, 8903.
612) M.U.B. V, 3223; VII, 4851, 4863.
613) M.U.B. II, 1409.
614) M.U.B. V, 3234.
615) W. Böttcher a. a. O. S. 74.
616) Vgl. Rudloff, Die mecklenburgische Vogtei Schwaan (M.J.B. 61, S. 254).
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Die Stadtgründung erfolgte in der Weise, daß ein Dorf Stadtrecht erhielt. Die Existenz eines Dorfes Schwaan muß jedenfalls als sicher angenommen werden, da ein Priester von Schwaan bereits zum Jahre 1232 genannt wird 617 ) und aus dem Baustile der heutigen Stadtkirche zu schließen ist, daß diese bereits vor der Stadtgründung als Dorfkirche gebaut wurde 618 ). Der Schwaaner Stadtplan spricht nun dafür, daß dieses Dorf durch Stadtrechtsverleihung zur Stadt Schwaan erhoben wurde. Denn deutlich erkennt man noch auf einer Stadtkarte von 1727 den alten Dorfgrundriß, der in dem Stadtplan enthalten ist 619 ). Auffällig ist jedoch, daß dieses Dorf nicht nach der Form eines Straßen- bzw. Haufendorfes angelegt wurde, sondern ein Rundangerdorf ist. Die Kirche liegt in der Mitte der Stadt. Um diese herum führt im Kreis die Hauptstraße. Von dieser führen nach vier Richtungen Straßen aus der Stadt. Der Markt besteht aus einer ungleichmäßigen Erweiterung der Hauptstraße an der Stelle, wo eine der vier Ausgangsstraßen zur Warnow hinführt. Die Annahme von Schmaltz, daß das Schwaaner Kirchspiel bereits vom ersten Bischof von Schwerin vor dem Beginn der Kolonisation gegründet wurde, entbehrt jeglicher Grundlage, da Schmaltz zum Beweise dafür lediglich auf den großen Umfang des Schwaaner Kirchspiels hinweisen kann, was jedoch keineswegs die Organisation des Kirchspiels vor der Kolonisation beweist 620 ). Die urkundliche Überlieferung und der Stil der Kirche deuten vielmehr darauf hin, daß das Kirchspiel erst der Kolonisation seine Entstehung verdankt.


617) M.U.B. I, 406.
618) Reifferscheid a. a. O. S. 155 ff.
619) "Carte von der Stadt Schwaan und deren Feldmark nebst Spezifikation der sämbtlichen Bürgernahmen, auch freyen Theile, wie solche vor der gesetzten No. auf der Carte bemerket. 1727." (Im Besitz der Stadt Schwaan.)
620) Schmaltz, M.J.B. 72, S. 183.