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9. Die Gründung der Stadt Waren 598 ).

Die letzte Stadt, die noch mit einiger Sicherheit den von Nikolaus I. von Werle gegründeten Städten zuzurechnen ist, ist Waren an der Müritz. Der Ort ist heute eine der bedeutendsten mecklenburgischen Kleinstädte. Vor allem wird dies dem Einfluß der Eisenbahnlinie Berlin-Warnemünde-Kopenhagen zuzuschreiben sein, die die Stadt berührt. Aber auch die Lage der Stadt an der Müritz, die durch die Elde mit der Elbe in Zusammenhang steht, war wichtig für die Entwicklung der Stadt. Im Mittelalter führte auch eine befahrene Straße von Waren am Westufer der Müritz entlang über Röbel von Norden nach Süden in die Mark. Bei Eldenburg, wo die Elde


598) Schlie a. a. O. Bd. 5, S. 326; Bachmann a. a. O. S. 471. Freund, Aus einer Stadtchronik von Waren aus dem Jahre 1817, Waren; Wossidlo, Sagen von Waren und der Umgebung.
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aus der Müritz fließt, ganz in der Nähe Warens, war die Stelle, wo diese Straße sich über die Elde zog. Als ein bedeutendes Erbteil aus dem Mittelalter, das der heutigen günstigen Entwicklung Warens zugute gekommen ist, muß man auch den großen Grundbesitz der Stadt ansehen, der, abgesehen von dem Rostocks, der größte von allen mecklenburgischen Städten ist, allerdings auch sehr viel Wasserfläche in sich enthält. Wann und von wem der Grund zu dieser Entwicklung gelegt wurde, entzieht sich unserer Einsicht. Ein Stiftungsbrief der Stadt ist nicht erhalten. Wahrscheinlich wurde Waren vor dem Jahre 1273 von Nikolaus durch Verleihung des Schweriner Stadtrechts gegründet 599 ). In diesem Jahre wird uns die Kirche von Waren zuerst in einer Urkunde genannt 600 ). Offenbar ist darunter die Pfarrkirche der Stadt, die heutige Georgenkirche, zu verstehen, da die Marienkirche in ihrer ältesten Gestalt nur eine Burgkapelle der Fürsten von Werle gewesen ist 601 ). Wenn aber die Georgenkirche im Jahre 1273 schon bestand, wird die Stadt, deren Pfarrkirche diese war, auch schon existiert haben. Waren wird danach wie Röbel, Penzlin und Wesenberg zwischen 1260 und 1270 von Nikolaus gegründet sein. Da dieser Fürst jedoch, wie wir nachgewiesen haben, allen seinen übrigen Städten Schweriner Stadtrecht verlieh, wird er auch Waren dies Recht erteilt haben. Da wir nur wenige Nachrichten über Waren aus dem Mittelalter besitzen, weist allerdings kaum mehr eine Spur auf den Gebrauch dieses Rechtes durch die Stadt hin. Anscheinend besaß jedoch auch in Waren der Stadtrat das Innungsprivileg des Schweriner Rechts. Denn im Jahre 1334 geben die Warener Ratmänner den dortigen Leinewebern eine Zunftrolle und setzen von sich aus Bestimmungen über dies Gewerbe und die Ordnung in der Zunft fest 602 ). Daraus ist zu erkennen, daß auch in Waren den Ratmännern die Aufsicht über die Innungen und die damit verbundene Gerichtsbarkeit zustand, wie es dem entwickelteren Zustand des Schweriner Rechts, das uns für Krakow urkundlich überliefert ist 603 ), entsprach. Bevor die Stadt gegründet wurde, bestand


599) Der Name Waren begegnet uns zuerst im Jahre 1243 (M.U.B. I, 546).
600) M.U.B. II, 1284.
601) Lisch, M.J.B. VIII, S. 120 - 124.
602) M.U.B. VIII, 5525.
603) Vgl. S. 141 ff.
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neben dem Platze der heutigen Stadt ein wendisches Dorf, das wahrscheinlich in der Gegend, die heute Alt-Waren heißt, lag und dessen Bevölkerung sich noch nach der Stadtgründung in dem Kietz erhielt 604 ). Auch eine wendische Burg lag in der Nähe von Waren in der Feißneck. Bei der Stadtgründung mag der Landesherr seine Burg in die Nähe der Stadt an die Stelle der heutigen Marienkirche verlegt haben, da diese Kirche ursprünglich nur eine Burgkapelle war. Noch heute heißt die Straße, die an der Marienkirche vorbei bzw. auf diese zuführt, die große bzw. die kleine Burgstraße. Als neben der Altstadt eine Neustadt angelegt wurde, wurde die Burg mit in diese eingezogen und mag, wie es uns aus anderen Städten bekannt ist 605 ), dann auf Drängen der Bürgerschaft geschleift sein. Die Neustadt ist wahrscheinlich bald nach der Gründung der Altstadt angelegt worden, da die neue Kirche wenig jünger sein dürfte wie die alte 606 ). Urkundlich ist uns über die Entstehung der Neustadt und die spätere Vereinigung dieser beiden Städte nichts bekannt. Offenbar ist die Marktstraße, die in starker, allmählicher Verbreiterung auf den neuen Markt einmündet, der Kern der Neustadt gewesen. Sie mag wegen ihrer Form und ihres Namens schon vor der Anlage der Neustadt bestanden haben, besonders weil sie zwischen der Burg und der alten Stadt auch eine für den Handel günstige Lage hatte. Beide Städte, Alt- und Neustadt, sind Gründungen aus frischer Wurzel, wenn auch dies aus dem Stadtplan nicht so deutlich erkennbar ist, da Seen und Sümpfe, die Waren von allen Seiten einschließen, der Stadt ihre Grundrißbildung zum Teil vorgeschrieben haben 607 ). Man erkennt daher in dem Warenschen Stadtplan keinen ausgesprochenen Typus einer Stadtgründung aus frischer Wurzel. Aber die Anlage der einander gleichlaufenden Längsstraßen, von denen die Querstraßen wiederum rechtwinklig abgehen, läßt erkennen, daß der Grundriß der Stadt nicht durch ein evtl. schon vor der Stadtgründung bestehendes Dorf beeinflußt wurde. Die erste Bürgerschaft Warens war anscheinend überwiegend deutscher Ab-


604) Alt-Waren und der Kietz liegen beide in einer Richtung westlich von der Stadt.
605) Rostock, Wismar, Malchin.
606) Vgl. Reifferscheid a. a. O. S. 149.
607) Karte von C. L. Balsleben aus dem Jahre 1726 (aufbewahrt im Hannoverschen Staatsarchiv).
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stammung. Dafür zeugen die Namen der acht Ratmänner, die uns im Jahre 1334 überliefert werden, von denen uns fünf nur nach ihrer Herkunft, drei aber mit einem deutschen Namen bezeichnet werden 608 ). Vor diesem Jahre begegnen uns schon Westfal, Kröger und Berhals als Warener Bürgernamen 609 ).


608) M.U.B. VIII, 5525.
609) M.U.B. III, 2289; V, 3071; VI, 3730, 3731; VII, 4499.