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4. Die Gründung der Stadt Hagenow 125 ).

Die Stadt Hagenow liegt an der wichtigen Bahnstrecke Hamburg-Berlin. Zugleich führt von hier eine Bahn nach Schwerin, Wismar und Rostock. Die Lage dieser Stadt im


125) Vgl. Lisch, Die Kirche zu Hagenow und die Stadt Hagenow, M.J.B. 20, S. 321 - 324; Bachmann a. a. O. S. 416; Schlie, Denkmäler III, S. 1 ff.
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Verkehrsnetz der Neuzeit ist also sehr günstig, und so kommt es, daß sie heute im Gegensatz zu früher nicht ohne Bedeutung ist.

Zur Stadt wurde Hagenow erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhoben. Im Jahre 1370 wird der Ort zuerst als Stadt erwähnt 126 ). Lisch verlegt die Gründung vielleicht mit Recht in die Zeit nach dem Jahre 1359, in welchem Herzog Albrecht von Mecklenburg die Grafschaft erworben hatte 127 ).

Eine Erklärung für die verhältnismäßig späte Gründung dieser Stadt mag darin zu suchen sein, daß Hagenow in wendischer Zeit nicht der Mittelpunkt eines eigenen Landes war, sondern zum Lande Wittenburg gehörte. Bei der deutschen Kolonisation wurde diese Einteilung beibehalten, und Hagenow gehörte auch noch als Stadt zum Lande Wittenburg 128 ). Dieser Umstand wird wahrscheinlich die Entwicklung Hagenows gehemmt haben. Dazu kommt noch, daß die bäuerliche Besiedlung der Umgebung Hagenows nur sehr langsam vor sich ging. Noch heute liegt das größte zusammenhängende Waldgebiet Mecklenburgs in dieser Gegend.

Als die Slaven in Mecklenburg herrschten, bestand in Hagenow wahrscheinlich eine Burg 129 ), die uns jedoch für die damalige Zeit nicht bezeugt ist. Auch ein wendisches Dorf wird es gegeben haben, denn man kennt in Hagenow noch das Wort "Kietz", das überall zur Bezeichnung einer wendischen Fischeransiedlung dient 130 ).

Zu Beginn der Kolonisation wurde die wendische Burg von deutschen Rittern besetzt, die bald deutsche Bauern nach sich zogen. Schon im Jahre 1190 wird uns ein Ritter und ein Priester als in Hagenow ansässig bezeugt 131 ), die beide einen deutschen Vornamen führen. Vielleicht läßt sich auch


126) M.U.B. XVI, 10069 "accidente eciam consulum opidi Hagenowe ... consilio".
127) Vgl. Lisch a. a. O. S. 321.
128) M.U.B. XVIII, 10069, 10233.
129) Vermutlich auf dem Platze hinter der Kirche, der nach einer Karte von 1748 von einem Graben umflossen wird. An derselben Stelle soll auch die deutsche Burg gestanden haben.
130) Vgl. Raabe, Mecklenburgische Vaterlandskunde, Band I, Art. Hagenow.
131) M.U.B. I, 150. Die Urkunde wird zwischen 1190 und 1195 datiert.
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aus der frühen Erwähnung eines Priesters in Hagenow der Schluß ziehen, daß schon im 12. Jahrhundert hier neben dem Kietz ein anderes Dorf bestand. In unserer Überlieferung wird dieses Dorf 1230 zuerst genannt 132 ) und weiterhin ausdrücklich als solches erwähnt 133 ), bis uns im Jahre 1370 eine Stadt Hagenow begegnet.

Wo blieb nun das Dorf bei der Stadtgründung? Darüber gibt uns ein Stadtplan aus dem Jahre 1748 Aufschluß 134 ).

Er zeigt uns, daß die ganze Anlage der Stadt die eines Dorfes ist. Wir sehen eine einzige lange Straße, von der sich zur Kirche der "Papensteig" und der "Enge Markt" abzweigen. Als Marktplatz der alten Stadt diente, wie aus dem Namen hervorgeht, der "Enge Markt", eine Straße, die zur Kirche führt und sich an ihrem einen Ende zu einem kleinen dreieckigen Platz erweitert. Vielleicht hat auch noch der Häuserblock zwischen Papensteig und "Enger Markt" ursprünglich mit zum Kirchplatz gehört. In diesem Fall würde sich nämlich ganz genau das gleiche Bild wie bei Gadebusch und Wittenburg ergeben, daß an der Hauptstraße der große Kirchplatz mit der Kirche liegt. Die heutige Trennung der Kirche von der Straße wäre dann nur ein Ergebnis der späteren Entwicklung. Danach erhalten wir als ursprünglichen Plan Hagenows die lange Dorfstraße und ungefähr in der Mitte dieser Straße daran anschließend den großen Kirchplatz mit der Kirche. Es ist daher anzunehmen, daß den Bauern von Hagenow im 14. Jahrhundert Stadtrecht verliehen wurde, da uns anscheinend das alte Dorf in der heutigen Stadt noch erhalten ist.


132) M.U.B. I, 375.
133) Zum Jahre 1327 wird noch eine "villa Haghenow" genannt; M.U.B. VII, 4870.
134) Im Schweriner Geh. und Haupt-Archiv, Stadtplan vor dem Brande von 1748.